Der Sternenhimmel im Oktober: Sterne haufenweise - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch NZZ.CH STERNENHIMMEL 24.9.2014, 05:30 Uhr Der Sternenhimmel im Oktober Sterne haufenweise Felicitas Mokler Der Herbst hat inzwischen auch aus astronomischer Sicht Einzug gehalten. Die markanten Sommerkonstellationen – Herkules, Adler, Leier und Schwan – wenden sich bereits in der frühen Nacht gen Westen. Hoch im Süden tritt nun Pegasus mit Andromeda prominent hervor. Die drei hellsten Sterne des Pegasus spannen mit dem hellsten Stern der Andromeda das sogenannte «Herbstviereck» auf, das selbst am aufgehellten Grossstadthimmel eine gute Orientierungshilfe bietet. Im Osten folgt das Sternbild Perseus, und auch der Fuhrmann mit seinem Hauptstern Capella sowie der Stier mit dem rötlichen Aldebaran stehen bereits in der ersten Nachthälfte deutlich über dem östlichen Horizont. Mit fortschreitender Nacht folgen die Winterkonstellationen Zwillinge und Orion. Seite 1 von 4 Der Sternenhimmel im Oktober: Sterne haufenweise - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch Wie zwei Häuflein Diamanten Zwei der schönsten Objekte für den Feldstecher finden wir zu dieser Jahreszeit am nordwestlichen Rand des Sternbilds Perseus an der Grenze zu Cassiopeia: die beiden eng beieinanderliegenden offenen Sternhaufen h (NGC 869) und Chi (NGC 884) Persei. Unter guten Sichtbedingungen lassen sie sich bereits mit blossem Auge als schwache, ineinanderfliessende Nebel ausmachen. Bereits im Jahr 130 vor Christus soll der griechische Astronom Hipparch diese Objekte beschrieben haben. Die beiden offenen Sternhaufen NGC 869 und NGC 884 im Sternbild Perseus. (Lukáš Kalista / CC BY-SA 3.0) In voller Ausdehnung deckt jeder der beiden Sternhaufen etwa die Fläche des Vollmondes ab. Im Fernglas treten die helleren Sterne vor den leuchtschwächeren, jedoch noch nicht im Einzelnen auflösbaren Haufensternen hervor und bieten einen schmucken Anblick. Sehr lohnend ist auch der Blick durch ein Teleskop mit geringer Vergrösserung. Wie zwei Häuflein verstreuter Diamanten übersäen die nun einzeln auflösbaren Mitglieder von NGC 869 und NGC 884 das Himmelsareal. Bei zu starker Vergrösserung allerdings verliert sich der Haufencharakter. Auf fotografischen Aufnahmen erscheinen die hellsten Sterne bläulich, einige in Chi Persei auch gelblich-orange. Wie eigentlich alle offenen Sternhaufen liegen auch NGC 869 und NGC 884 in der Ebene der Milchstrasse. Solche Sternassoziationen enthalten verhältnismässig junge Sterne, die aus interstellarer Materie in der Scheibe unserer Heimatgalaxie entstanden sind. Gigantische Molekülwolken, die mehr als das Tausendfache der Sonnenmasse enthalten können, brechen dabei zunächst in kleinere Fragmente auf, die unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren. Sobald es in ihrem Innern dicht und heiss genug ist, zündet dort die Seite 2 von 4 Der Sternenhimmel im Oktober: Sterne haufenweise - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch Verbrennung von Wasserstoff zu Helium – ein Stern ist geboren. Gemeinsame Bahnen Die Sterne, die aus ein und derselben Mutterwolke hervorgegangen sind, bleiben gravitativ aneinander gebunden. In der Formation von offenen Sternhaufen ziehen sie nun gemeinsam ihre Bahn innerhalb der Galaxis. Alle Mitglieder einer solchen Gruppe – und das können durchaus einige hundert sein – bewegen sich mit derselben Geschwindigkeit durch den Raum. Diese Kollektivbewegung liefert den Astronomen übrigens ein wichtiges Kriterium, um festzustellen, ob ein Stern, der sich rein visuell einem Sternhaufen zuordnen liesse, auch physikalisch dazugehört. Die beiden offenen Haufen im Perseus bewegen sich mit ähnlichen Geschwindigkeiten, es sind etwa 40 Kilometer pro Sekunde, auf uns zu – allerdings in sicherem Abstand. NGC 884 ist 7600 Lichtjahre von uns entfernt, NGC 869 ist uns mit 6700 Lichtjahren ein klein wenig näher. Der Lauf des Mondes: Am 1. Oktober steht der zunehmende Halbmond im Sternbild Schütze, am 8. Oktober finden wir den Vollmond in den Fischen. Der abnehmende Halbmond befindet sich am 15. des Monats in den Zwillingen, der Neumond am 23. in der Jungfrau. Am letzten Tag des Monats steht der wieder zunehmende Halbmond im Tierkreiszeichen Steinbock. Sichtbarkeit der Planeten: Die gesamte Nacht über sichtbar sind Neptun im Wassermann und Uranus in den Fischen. Mit etwas Glück lässt sich Uranus in diesem Monat sogar mit blossem Auge orten. Er steht in Opposition, das heisst von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüber, und wird direkt von ihr angestrahlt. Daher ist er verhältnismässig hell. Jupiter zeigt sich erst in der zweiten Nachthälfte am Oktoberhimmel. Am Ende des Monats kann man ausserdem versuchen, Merkur nahe über dem östlichen Horizont kurz vor Sonnenaufgang zu erspähen. Mars dagegen steht bei Anbruch der Nacht recht tief im Westen. Internationale Raumstation ISS: Gelegentlich fällt ein strahlend helles Objekt auf, das zügig aus westlicher in östliche Richtung über den Himmel zieht. Das dürfte die ISS sein. Sie umrundet den Erdball einmal in nur 1,5 Stunden auf sich ändernder Bahn. Daher ist sie nicht jede Nacht und auch nicht immer zur selben Zeit zu sehen. Informationen zur Sichtbarkeit der Raumstation gibt es zum Beispiel auf der Webseite www.heavens-above.com. Zeitumstellung: Am 26. Oktober endet die Sommerzeit; in der Nacht werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Bis Ende März gilt dann wieder die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Sie entspricht ungefähr dem natürlichen Lauf der Seite 3 von 4 Der Sternenhimmel im Oktober: Sterne haufenweise - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch Sonne bei unserer geografischen Länge – das heisst, das Tagesgestirn erreicht seinen höchsten Stand tatsächlich um die Mittagsstunde und nicht erst eine Stunde später wie zur Sommerzeit. Der Autorin auf Twitter folgen: Follow @Planetenstaub Seite 4 von 4