Musterlösungen zur Linearen Algebra II Blatt 6 Aufgabe 1. Seien V, W euklidische bzw. unitäre Vektorräume und sei f : V → W eine lineare Abbildung. Zeigen Sie, dass folgende Aussagen äquivalent sind: (i) f ist eine Isometrie, d.h. für alle x, y ∈ V gilt hf (x), f (y)i = hx, yi. (ii) Für alle x ∈ V gilt ||f (x)|| = ||x||. (iii) Für alle x, y ∈ V gilt ||f (x) − f (y)|| = ||x − y||. Beweis. Im Beweis benutzen wir die häufig nützliche Tatsache, dass für Vektoren v, w in einem euklidischen oder unitären Vektorraum gilt hv, wi + hw, vi = 2 Re(hv, wi), denn es ist hv, wi = hw, vi und für eine komplexe Zahl z gilt z + z̄ = 2 Re z. Wir führen einen Schluss (i) ⇒ (ii) ⇒ (iii) ⇒ (ii) ⇒ (i). (i) ⇒ (ii) : Setzt man y = x in (i), so folgt ||f (x)||2 = hf (x), f (x)i = hx, xi = ||x||2 und da ||f (x)|| ≥ 0 und ||x|| ≥ 0, ist auch ||f (x)|| = ||x||. (ii) ⇒ (iii) : Da f eine lineare Abbildung ist, gilt ||f (x) − f (y)|| = ||f (x − y)|| = ||x − y||. (iii) ⇒ (ii) : Setze y = 0. (ii) ⇒ (i): Durch Quadrieren erhält man hf (x), f (x)i = hx, xi. Nun gilt ||f (x + y)||2 = hf (x + y), f (x + y)i = hf (x) + f (y), f (x) + f (y)i = hf (x), f (x)i + 2 Re(hf (x), f (y)i) + hf (y), f (y)i = hx, xi + 2 Re(hf (x), f (y)i) + hy, yi und zum anderen ||f (x + y)||2 = ||x + y||2 = hx, xi + 2 Re(hx, yi) + hy, yi. Aus diesen beiden Gleichungen folgt durch Gleichsetzen Re(hx, yi) = Re(hf (x), f (y)i). Im euklidischen Fall ist man nun fertig. Im unitären Fall ist noch zu zeigen, dass auch die Imaginärteile übereinstimmen. Ersetzt man x durch ix, so gilt zunächst Re(hix, yi) = Re(hf (ix), f (y)i), und damit Im(hx, yi) = − Re(ihx, yi) = − Re(hix, yi) = − Re(hf (ix), f (y)i) = − Re(ihf (x), f (y)i) = Im(hf (x), f (y)i), 1 was zu zeigen war. Aufgabe 2. Durch welche der folgenden Formeln werden Skalarprodukte auf 2 definiert? Berechnen Sie gegebenenfalls die Länge des Vektors (1,1) sowie die Winkel zwischen den Standardbasisvektoren. R a) hx, yi := x21 + x2 y1 y2 . b) hx, yi := x1 y1 + x1 y2 + x2 y1 + x2 y2 . c) hx, yi := xt Ay mit A = 20 01 Beweis. −1 −1 a) Diese Formel definiert kein Skalarprodukt, denn z.B. ist h , i= 2 2 −3 < 0, d.h. h, i ist nicht positiv definit. −1 −1 b) In diesem Fall ist h , i = 0, also ist h, i wiederum nicht positiv 1 1 definit. c) Aus den Rechenregeln für Matrizen folgt, dass h, i bilinear ist. Da A = At ist und xt Ay ∈ , gilt R xt Ay = (xt Ay)t = y t At (xt )t = y t Ax, x1 also folgt die Symmetrie. Schliesslich ist für x = x2 xt Ax = 2x21 + x22 ≥ 0 da dieser Ausdruck eine Summe von reellen Zahlen ≥ 0 ist, und Gleichheit gilt genau dann, wenn x = 0, also ist auch die positive Definitheit erfüllt und h, i ist ein Skalarprodukt. Damit ist dann ||(1, 1)|| = schen e1 und e2 erfüllt p √ h(1, 1), (1, 1)i = 3, und der Winkel α zwi- cos(α) = he1 , e2 i 0 =√ = 0, ||e1 || · ||e2 || 2·1 also ist α = π2 . Aufgabe 3. Sei V der reelle Vektorraum 2 Rn×n. a) Zeigen Sie, dass h, i : V × V −→ R, (A, B) 7→ hA, Bi := tr(AtB) ein Skalarprodukt auf V definiert. b) Geben Sie eine Orthonormalbasis von V an. Beweis. R a) Seien A, A0 , B, B 0 ∈ n×n und a, a0 , b, b0 ∈ n×n → linear ist, gilt R R R. Da die Spurabbildung tr : tr((aA+a0 A0 )t B) = tr((aAt +a0 A0t )B) = tr(aAt B+a0 A0t B) = a tr At B+a0 tr A0t B und analog tr(At (bB + b0 B 0 ) = b tr At B + b0 tr At B 0 , also ist h, i bilinear. Da für Matrizen C ∈ Rn×n gilt tr C t = tr C, folgt tr(B t A) = tr(B t A)t = tr At B, also ist h, i symmetrisch. Um die positive Definitheit zu zeigen, sei A = (aij ) ∈ n×n . Dann gilt R t tr(A A) = n X t (A A)ii = i=1 n X n X aik aik = i=1 k=1 n X a2ij , i,j=1 woraus folgt, dass h, i positiv definit ist, denn wiederum ist die Summe von Quadratzahlen in stets ≥ 0 und = 0 genau dann, wenn alle vorkommenden Zahlen schon = 0 sind, d.h. wenn A = 0. R R b) Sei Eij ∈ n×n die Matrix, deren Einträge sämtlich 0 sind bis auf den Eintrag (i, j), der 1 ist. Dann bilden die Matrizen {Eij : 1 ≤ i ≤ n, 1 ≤ j ≤ n} eine Orthonormalbasis von V . Denn: Aus der Definition der Matrizenmultiplikation folgt Eij Ekl = δjk Eil und es ist klar, dass Eijt = Eji . Damit gilt hEij , Ekl i = tr(Eji Ekl ) = tr δik Ejl = δik δjl , also ist hEij , Ekl i = 1 genau dann, wenn (i, j) = (k, l) und ansonsten = 0, was zu zeigen war. 3 Aufgabe 4. Bestimmen Sie mit dem Gram-Schmidt-Verfahren eine Orthonormalbasis für den Unterraum des 4 , der durch die folgenden Vektoren aufgespannt wird: 1 3 3 −1 1 −1 b1 := 1 , b2 := −1 und −1 . −1 −3 −1 R Beweis. Wir befolgen das im Beweis zu 16.18 angegebene Verfahren. Zunächst ist 1 2 − 1 1 2 b1 = v1 := 1 . ||b1 || 2 − 12 Damit berechnen wir 1 3 2 1 − ||b1 || · 1 −1 = 2 w2 := b2 − hb1 , v1 iv1 = −1 2 1 −2 −1 −3 −2 und v2 := 1 2 1 2 1 w2 = − 1 . ||w2 || 2 − 12 Schliesslich ist 3 2 1 −1 0 −1 w3 := b3 − (hb3 , v1 iv1 + hb3 , v2 iv2 ) = −1 − 0 = −1 −1 −2 1 und 1 2 − 1 1 2 v3 := w3 = − 1 . ||w3 || 2 1 2 Nach 16.18 ist dann (v1 , v2 , v3 ) die gewünschte Orthonormalbasis des von den bi aufgespannten Unterraumes. 4