Verbundstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor) Praktikum Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik Versuch 2 Ersatzspannungsquelle und Leistungsanpassung Teilnehmer: Name Vorname Matr.-Nr. Datum der Versuchsdurchführung: __________________ 1 Ersatzspannungsquelle und Leistungsanpassung Grundlagen 1. Spannungsquelle mit Innenwiderstand Die von einer Spannungsquelle gelieferte (zwischen den Anschlussklemmen liegende) Spannung bezeichnet man als Klemmenspannung. Wird eine reale Spannungsquelle, zum Beispiel eine Taschenlampenbatterie, mit einem Widerstand belastet, so sinkt die Klemmenspannung ab. Sie ist also im belasteten Zustand kleiner als im unbelasteten Zustand. Die Ursache dafür liegt darin, dass jede reale Spannungsquelle einen inneren Widerstand (oder Innenwiderstand) besitzt. Daher kann sie stets durch die in Bild 1a oder Bild 1b angegebene Ersatzschaltung dargestellt werden. In Bild 1a ist Ri der aus der Spannungsquelle (gedanklich) herausgenommene Innenwiderstand, so dass die Spannungsquelle selbst als widerstandslos angesehen werden kann. Ra stellt einen äußeren Belastungswiderstand dar, an dem die Klemmenspannung U liegt. Wird Ra entfernt, so erhöht sich die Klemmenspannung U auf einen Wert Uq , den man Quellenspannung oder Leerlaufspannung nennt. Ri Uq a) Ri U Uq Ra IK b) Bild 1: Ersatzschaltung einer realen Spannungsquelle. a) mit äußerem Belastungswiderstand Ra , b) im Kurzschluss Ist in Bild 1a der Belastungswiderstand Ra = 0, so entsteht die Schaltung nach Bild 1b. Man bezeichnet den Zustand als Kurzschluss. Der dann fließende Strom beträgt IK = Uq Ri und wird als Kurzschlussstrom der Spannungsquelle bezeichnet. Zu beachten ist jedoch, dass dieser Kurzschlussstrom häufig sehr groß ist. Daher dürfen in der Praxis die meisten Spannungsquellen gar nicht kurzgeschlossen werden. 2 2. Ersatzspannungsquelle Wir betrachten eine Anordnung nach Bild 2a, in der zwischen einer Spannungsquelle (mit der gelieferten Spannung U1) und einem Belastungswiderstand (Ra) eine beliebige, aus verschiedenen Widerständen bestehende Anordnung liegt. Diese Anordnung wollen wir als Netzwerk bezeichnen. Ri U1 Netzwerk U2 Uq Ra U2 Ra b) a) Bild 2: a) Spannungsquelle und Belastungswiderstand mit zwischengeschaltetem Netzwerk, b) elektrisch gleichwertige Ersatzschaltung Es zeigt sich, dass die gesamte in Bild 2a dargestellte Schaltung stets durch eine − elektrisch gleichwertige − Anordnung nach Bild 2b ersetzt werden kann. Hierin bezeichnet man die dargestellte Spannungsquelle mit dem in Reihe liegenden Innenwiderstand Ri als Ersatzspannungsquelle. Ra ist ein an die Ersatzspannungsquelle angeschlossener Außenwiderstand (Belastungswiderstand). Es stellt sich die Frage, wie die Größen Uq und Ri der Ersatzspannungsquelle aus der Anordnung nach Bild 2a ermittelt werden können. Zur Bestimmung von Uq wird das Netzwerk nach Bild 3a im Leerlauf betrieben. Hierbei wird die gelieferte Ausgangsspannung entweder berechnet oder gemessen. Sie stellt die gesuchte Quellenspannung Uq dar. U1 Netzwerk a) Uq U1 Netzwerk b) IK Netzwerk Ri c) Bild 3:Spannungsquelle mit angeschlossenem Netzwerk, a) im Leerlauf, b) im Kurzschluss, c) Schaltung zur direkten Bestimmung des Innenwiderstandes Ri des Netzwerkes Zur (indirekten) Bestimmung von Ri wird das Netzwerk nach Bild 3b im Kurzschluss betrieben. Hierbei wird der Kurzschlussstrom IK berechnet oder gemessen. Der gesuchte Innenwiderstand wird berechnet durch die Gleichung Ri = Uq IK . Der Innenwiderstand Ri kann auch nach Bild 3c direkt berechnet oder (mit einem Ohmmeter) messtechnisch bestimmt werden. Dazu wird der Eingang des Netzwerkes – wie in Bild 3c dargestellt – kurzgeschlossen und der dann zwischen den Ausgangsklemmen bestehende Widerstand bestimmt. 3 3. Belastungskennlinie und Leistungsanpassung Eine Spannungsquelle mit dem Innenwiderstand Ri werde nach Bild 4 mit einem einstellbaren Außenwiderstand Ra belastet. I Ri Uq U Ra Bild 4: Belastung einer Spannungsquelle (mit dem Innenwiderstand Ri) durch einen einstellbaren Außenwiderstand Ra. Ändert man Ra und trägt dann die Klemmenspannung U in Abhängigkeit vom Strom I auf, so erhält man den in Bild 5a dargestellten Verlauf. Man bezeichnet diese Kennlinie als Belastungskennlinie. Pa U Uq a) 0 0 I b) 0 0 Ri Ra Bild 5: a) Belastungskennlinie einer (widerstandsbehafteten) Spannungsquelle, b) Leistungskennlinie Trägt man die dem Außenwiderstand Ra zugeführte Leistung Pa = U·I (vergl. Bild 4) in Abhängigkeit von Ra auf, so erhält man einen Verlauf nach Bild 5b. Die Kennlinie heißt Leistungskennlinie. Die Leistung ist bei Ra = Ri am größten. Hier wird dem Außenwiderstand Ra also die maximal mögliche Leistung zugeführt. Man bezeichnet diesen Zustand als Leistungsanpassung. 4 Versuchsdurchführung Nachfolgend soll das Verhalten der in Bild 6 dargestellten Schaltungen näher untersucht werden. Die in Bild 6a enthaltene Widerstandsanordnung wird als T-Netzwerk und die in Bild 6b enthaltene Widerstandsanordnung als π-Netzwerk bezeichnet. Die Widerstände der Netzwerke betragen R1 = 150 Ω, R2 = 220 Ω, R3 = 270 Ω, R4 = 470 Ω, R5 = 680 Ω, R6 = 1000 Ω. Die am Eingang der Netzwerke liegenden Versorgungsspannungen seien auf U1 = 25 V und U2 = 30 V eingestellt. R1 U1 R2 R4 R3 U2 a) R5 R6 b) Bild 6: a) Spannungsquelle mit angeschlossenem T-Netzwerk, b) Spannungsquelle mit angeschlossenem π-Netzwerk Die in Bild 6 dargestellten Anordnungen sollen durch je eine Ersatzspannungsquelle nach Bild 7a bzw. nach Bild 7b ersetzt werden. R iT R iπ UqT Uqπ b) a) Bild 7: a) Ersatzspannungsquelle, T-Netzwerk, b) Ersatzspannungsquelle, π-Netzwerk Es sind folgende Aufgaben durchzuführen: 1. Rechnerische Bestimmung der Quellenspannungen und der Innenwiderstände Bestimmen Sie nachstehend rechnerisch die Quellenspannungen und die Innenwiderstände der Ersatzspannungsquellen mit Hilfe der angegebenen Gleichungen. U qT = U1 RiT = R3 = R1 + R3 R1 R3 + R2 = R1 + R3 U qπ = U 2 R6 = R4 + R6 5 Riπ = R4 R6 = R4 + R6 2. Messtechnische Bestimmung der Quellenspannungen Bauen Sie nacheinander die in Bild 8 dargestellten Schaltungen auf. R1 V R3 U1 R4 R2 UqT V V U2 R6 Uq π V R5 b) a) Bild 8: Zur Bestimmung der Quellenspannungen der Ersatzspannungsquellen. a) Spannungsquelle mit T-Netzwerk, b)Spannungsquelle mit π-Netzwerk Wählen Sie für die Versorgungsspannungen die Werte U1 = 25 V und U2 = 30 V. Die am Ausgang liegenden Spannungen UqT und Uqπ sind die gesuchten Quellenspannungen. Messen Sie diese Spannungen und tragen Sie die Ergebnisse nachstehend ein. UqT = Uqπ = 3. Indirekte Bestimmung der Innenwiderstände Bauen Sie nacheinander die Schaltungen nach Bild 9 auf. R1 R4 R2 I KT V R3 U1 A a) IKπ V U2 R5 R6 A b) Bild 9: Zur Bestimmung der Kurzschlussströme der Ersatzspannungsquellen. a) Spannungsquelle mit T-Netzwerk, b)Spannungsquelle mit π-Netzwerk Wählen Sie für die Versorgungsspannungen die Werte U1 = 25 V und U2 = 30 V. Messen Sie die in den Schaltungen auftretenden Kurzschlussströme IKT sowie IKπ und tragen Sie die Ergebnisse nachstehend ein. Berechnen Sie aus den gemessenen Werten die Innenwiderstände der Ersatzspannungsquellen wie folgt: RiT = U qT I KT = = 6 Riπ = U qπ I Kπ = = 4. Direkte Bestimmung der Innenwiderstände Trennen Sie die Netzwerke von der Versorgungsquelle. Schließen Sie nach Bild 10 die Eingangsseiten der Netzwerke kurz und messen Sie mit einem Ohmmeter die ausgangsseitigen Widerstände RiT und Riπ. Das sind die gesuchten Innenwiderstände. R1 R4 R2 Ω R iT R3 R5 a) Ω Riπ R6 b) Bild 10: Zur direkten Bestimmung der Innenwiderstände der Ersatzspannungsquellen. a) T-Netzwerk, b) π-Netzwerk Tragen Sie die gemessenen Ergebnisse nachstehend ein. RiT = Riπ = 5. Aufnahme von Messwerten zur Darstellung von Kennlinien Bauen Sie nacheinander die Schaltungen nach Bild 11a und Bild 11b auf. R1 R2 A V R3 U1 I Ra UT V Uπ V a) A R4 V U2 R5 R6 I Ra b) Bild 11: Schaltungen zur Aufnahme der Belastungskennlinien. a) Schaltung mit T-Netzwerk, b) Schaltung mit π-Netzwerk Stellen Sie die Versorgungsspannungen auf die Werte U1 = 25 V bzw. U2 = 30 V ein. Verändern Sie den Außenwiderstand (Belastungswiderstand) Ra jeweils so, dass der Ausgangsstrom I die in der nachstehenden Tabelle angegebenen Werte annimmt. Messen Sie dabei jeweils die Ausgangsspannungen UT bzw. Uπ und tragen Sie die Ergebnisse jeweils in die betreffende Tabelle ein. 7 6. Rechnerische Bestimmung der Werte des Außenwiderstandes (Belastungswiderstandes) Ermitteln Sie für jedes Messergebnis die Größe des jeweils eingestellten Außenwiderstandes Ra mit Hilfe der Gleichungen Ra = UT I bzw. Ra = Uπ I und tragen Sie die Ergebnisse in die betreffende Tabelle ein. 7. Rechnerische Bestimmung der dem Außenwiderstand zugeführten Leistung Ermitteln Sie für jedes Messergebnis die Größe der dem Außenwiderstand Ra zugeführten Leistung mit Hilfe der Gleichungen PaT = U T ⋅ I , bzw. Paπ = U π ⋅ I und tragen Sie die Ergebnisse in die betreffende Tabelle ein. 8. Darstellung von Belastungskennlinien Stellen Sie die Belastungskennlinien UT = f(I) und Uπ = f(I) in einem gemeinsamen Diagramm grafisch dar. Empfohlener Maßstab für die waagerechte Achse: 60 mA =ˆ 15 cm und für die senkrechte Achse: 20 V =ˆ 20 cm (Millimeterpapier, Hochformat) Beschriften Sie die beiden Kennlinien und versehen Sie die gesamte Darstellung mit einer aussagefähigen Überschrift. 9. Darstellung von Leistungskennlinien Stellen Sie die Leistungskennlinien PaT = f(Ra) und Paπ = f(Ra) in einem gemeinsamen Diagramm grafisch dar. Empfohlener Maßstab für die waagerechte Achse: 1500 Ω =ˆ 15 cm und für die senkrechte Achse: 0,4 W =ˆ 20 cm (Millimeterpapier, Hochformat) Beschriften Sie die beiden Kennlinien und versehen Sie die gesamte Darstellung mit einer aussagefähigen Überschrift. 10. Bestimmung der Größe der Außenwiderstände für maximale Leistung Entnehmen Sie (näherungsweise) aus den Leistungskennlinien für jedes der beiden Netzwerke denjenigen Ra-Wert (RaT und Raπ), bei dem die Leistung (PaT bzw. Paπ) am größten ist. Tragen Sie die Ergebnisse nachstehend ein. RaT ≈ Raπ ≈ 8 Wertetabelle (T-Netzwerk, U1 = 25 V) I in mA UT in V Ra = UT in Ω I PaT = U T ⋅ I in W − 0 9 10 12 15 20 25 30 35 40 45 Wertetabelle (π-Netzwerk, U2 = 30 V) I in mA 0 12 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Uπ in V Ra = Uπ in Ω I − Paπ = U π ⋅ I in W