Proseminar Lineare Algebra Normale Räume Fortsetzung stetiger Abbildungen, Lokal-endliche Systeme und Partitionen der Eins Viktor Zimnoch 28.01.2014 Betreuender Dozent: Prof. Dr. Lorenz Schwachhöfer Inhaltsverzeichnis 1 Fortsetzung stetiger Abbildungen 1.1 Satz (Tietze) 3 1.2 Hilfssatz 4 1.3 Hilfssatz 8 1.4 Beweis von 1.1 8 1.5 Korollar 10 2 Lokal-endliche Systeme und Partition der Eins 2.1 Erinnerung Überdeckung 11 2.2 Definition offene/abgeschlossene Überdeckung 11 2.3 Definition lokal-/punkt-endlich 11 2.4 Definition Träger 12 2.5 Satz 12 2.6 Definition Partition der Eins 13 2.7 Satz 13 2.8 Korollar 13 Dieser Vortrag basiert auf dem Kapitel Normale Räume aus dem Werk Mengentheoretische Topologie, 3. Auflage, 2001, von Boto von Querenburg. 1 Fortsetzung stetiger Abbildungen Motivation Die Motivation hinter der Fortsetzung stetiger Abbildungen ist, dass man in Situationen in denen man auf A ⊂ X eine Funktion f: A → R definiert hat, die Frage bleibt, wie sich diese Funktion auf ganz X verhält. Wenn A offen ist, finden sich recht einfach Gegenbeispiele, die zeigen, dass f nicht stetig fortsetzbar ist. Sei, zum Beispiel, A =] − 1, +1[⊂ X = R, f:] − 1, +1[→ R mit f (x) = x1 . f ist auf A stetig, allerdings nicht auf X stetig fortsetzbar, da lim f (x) nicht x→0 existiert. Wie hält es sich dann, wenn A abgeschlossen ist? Aufklärung darüber wird der Fortsetzungssatz von Tietze geben. 1.1 Fortsetzungssatz von Tietze Ein topologischer Raum (X, O) ist genau dann ein T4 -Raum, wenn sich jede auf einer abgeschlossene Teilmenge von X definierte stetige Funktion auf ganz X stetig fortsetzen lässt, das heißt, zu jedem f: A → R mit A ⊂ X, A abgeschlossen, und f stetig, gibt es eine stetige Funktion F : X → R mit F |A = f , d.h. F (a) = f (a) für alle a ∈ A. Bemerkung: Der Beweis des Fortsetzungssatzes von Tietze wird später durchgeführt werden. Zuvor werden wir 2 Hilfssätze formulieren und beweisen, die uns dabei helfen werden, und den Beweis selber etwas übersichtlicher gestalten. 3 1.2 Hilfssatz Zu einer stetigen Funktion f : A → [−1, +1] gibt es eine Folge stetiger Funktionen gn: X → R mit n n 2 2 (a) −1 + 6 gn (x) 6 1 − 3 3 n 2 (b) |f (x) − gn (x)| 6 3 n 1 2 (c) |gn+1 (x) − gn (x)| 6 3 3 p 2 (d) |gn (x) − gm (x)| 6 3 für alle x ∈ X, für alle x ∈ A, für alle x ∈ X, für alle x ∈ X, und m, n > p. Bemerkung: Die Bedingung (a) kann auch als gn : X → [−1 + ( 23 )n , 1 − ( 32 )n ] formuliert werden. Das bedeutet, dass der Bildbereich mit steigendem n immer größer wird, bis er [−1, +1] annimmt. Beweis: In diesem Beweis muss also gezeigt werden, dass diese Folge stetiger Funktionen mit den vier Bedingungen (a) bis (d) existiert. Hierzu konstruieren wir eine Hilfsfolge stetiger Funktionen, mithilfe derer wir dann später gn definieren. Zunächst setzen wir für n = 0 g0 (x) := 0. Dies erfüllt die Bedingungen (a) und (b): (a) −1 + ( 32 )0 = −1 + 1 = 0 6 g0 (x) 6 0 = 1 − 1 = 1 − ( 23 )0 (b) |f (x) − g0 (x)| = |f (x)| 6 ( 23 )0 = 1 gilt, da f: A → [−1, +1] Zum Konstruieren der Hilfsfolge betrachten wir nun die Bedingung (b): |f (x) − gn (x)| 6 ( 23 )n . Sei nun: B1 := {x ∈ A|f (x) − g0 (x) > 31 ( 23 )0 }, also alle x ∈ A die in das obere Drittel des Intervalls [−1, +1] abgebildet werden. Da B1 = (f − g0 )−1 ([ 31 , 1]), also das Urbild eines abgeschlossenen Intervalls ist, ist B1 abgeschlossen. 4 Ebenso sei nun: C1 := {x ∈ A|f (x) − g0 (x) 6 − 31 ( 23 )0 }, in dem Fall alle x ∈ A, die in das untere Drittel des Intervalls [−1, +1] abgebildet werden. C1 ist mit der selben Begründung wie bei B1 abgeschlossen. Mithilfe des Lemmas von Urysohn können wir nun sagen, dass eine stetige Funktion h0: X → [0, 1] mit h0 (B1 ) = {0} und h0 (C1 ) = {1} existiert. Nun definieren wir unser erstes Folgenglied unserer Hilfsfolge stetiger Funktionen als v0 (x) := 32 ( 23 )0 h0 (x) − 31 ( 23 )0 . Daraus folgt, dass v0: X → [− 31 ( 23 )0 , 13 ( 23 )0 ] mit v0 (B1 ) = {− 31 ( 32 )0 } und v0 (C1 ) = { 31 ( 32 )0 }, das bedeutet, v0 bildet auf das mittlere Drittel des Intervalls [−1, +1] ab, da insbesondere |v0 (x)| 6 31 für alle x ∈ X. Definiere nun g1 := g0 − v0 . Annahme: Sei nun gn: X → R so definiert, dass gn stetig ist, sowie (a) und (b) erfüllt. Dann bilden wir wie zuvor bereits: Bn+1 := {x ∈ A|f (x) − gn (x) > 31 ( 23 )n } Cn+1 := {x ∈ A|f (x) − gn (x) 6 − 31 ( 23 )n } hn: X → [0, 1] mit hn (Bn+1 ) = {0} und hn (Cn+1 ) = {1} vn (x) := 23 ( 23 )n hn (x) − 13 ( 32 )n vn: X → [− 13 ( 23 )n , 13 ( 23 )n ] mit vn (Bn+1 ) = {− 13 ( 23 )n }, vn (Cn+1 ) = { 13 ( 23 )n }, Ausserdem definieren wir rekursiv gn+1 = gn − vn . Zeige nun per Induktion, dass diese Folge von Funktionen die Bedingungen (a) bis (c) erfüllt. Induktionsanfang: Für n = 0 wurden (a) und (b) bereits zuvor überprüft, (c) wird nun gezeigt: |g0+1 (x) − g0 (x)| = |g0 (x) − v0 (x) − g0 (x)| = | − v0 (x)| 6 13 ( 23 )0 gilt, da v0 (x) ∈ [− 31 ( 23 )0 , 31 ( 23 )0 ] ist. 5 Induktionsschritt: (a) es gilt zu zeigen, dass −1 + ( 23 )n+1 6 gn+1 (x) 6 1 − ( 32 )n+1 für alle x ∈ X, unter der Annahme, dass gn (a) erfüllt. Da gn (x) ∈ [−1 + ( 23 )n , 1 − ( 23 )n ], und vn (x) ∈ [− 13 ( 32 )n , 31 ( 23 )n ], folgt: gn+1 (x) = gn (x) − vn (x) 6 1 − ( 23 )n − (− 31 ( 23 )n ) = 1 − 32 ( 23 )n = 1 − ( 23 )n+1 gn+1 (x) = gn (x) − vn (x) > −1 + ( 23 )n − 13 ( 23 )n = −1 + 23 ( 32 )n = −1 + ( 23 )n+1 (b) es gilt zu zeigen, dass |f (x) − gn+1 (x)| 6 ( 32 )n+1 für alle x ∈ A unter der Annahme, dass gn (b) erfüllt. Dazu betrachten wir die Fälle x ∈ Bn+1 ,x ∈ Cn+1 und x 6∈ Bn+1 ∪ Cn+1 . Sei x ∈ Bn+1 , dann gilt 31 ( 32 )n 6 f (x) − gn (x) 6 ( 23 )n sowie vn (x) = − 13 ( 23 )n . f (x) − gn+1 (x) = f (x) − gn (x) + vn (x) = f (x) − gn (x) − 31 ( 23 )n f (x) − gn (x) − 13 ( 23 )n 6 ( 23 )n − 13 ( 23 )n = 23 ( 32 )n = ( 23 )n+1 f (x) − gn (x) − 31 ( 23 )n > 13 ( 32 )n − 13 ( 23 )n = 0 ⇒ f (x) − gn+1 (x) ∈ [0, ( 23 )n+1 ], daher folgt die Behauptung. Sei x ∈ Cn+1 , dann gilt −( 23 )n 6 f (x)−gn (x) 6 − 13 ( 23 )n sowie vn (x) = 31 ( 23 )n . f (x) − gn+1 (x) = f (x) − gn (x) + vn (x) = f (x) − gn (x) + 31 ( 23 )n f (x) − gn (x) + 31 ( 23 )n > −( 23 )n + 13 ( 23 )n = − 32 ( 23 )n = −( 23 )n+1 f (x) − gn (x) + 31 ( 23 )n 6 − 13 ( 23 )n + 13 ( 32 )n = 0 ⇒ f (x) − gn+1 (x) ∈ [−( 23 )n+1 , 0], daher folgt die Behauptung. Sei x 6∈ Bn+1 ∪ Cn+1 , dann gilt − 13 ( 23 )n < f (x) − gn (x) < − 31 ( 23 )n 6 vn (x) 6 13 ( 23 )n |f (x) − gn+1 (x)| = |f (x) − gn (x) + vn (x)| Dreiecks− 6 ungleichung 1 2 n ( ) 3 3 sowie |f (x) − gn (x)| + |vn (x)| 6 | 31 ( 32 )n | + | 13 ( 32 )n | = ( 23 )n+1 (c) es gilt zu zeigen, dass |gn+1 (x) − gn (x)| 6 31 ( 23 )n für alle x ∈ X |gn+1 (x) − gn (x)| = |gn (x) − vn (x) − gn (x)| = | − vn (x)| 6 vn (x) ∈ [− 31 ( 32 )n , 13 ( 23 )n ] ist. 6 1 2 n ( ) , 3 3 gilt da Bleibt nur noch die Bedingung (d) zu beweisen: Sei n 6 m, m := n + k. |gm (x) − gn (x)| = |gn+k (x) − gn (x)| = = |gn+1 (x) − gn (x) + gn+2 (x) − gn+1 (x) + ... + gn+k (x) − gn+k−1 (x)| = k k k (c) P Dreiecks− P P 1 2 n+i−1 = | gn+i (x)−gn+i−1 (x)| 6 |gn+i (x)−gn+i−1 (x)| 6 ( ) = 3 3 ungleichung i=1 i=1 = 13 ( 32 )n k P ( 23 )i−1 i=1 N eben− < rechnung Nebenrechnung: Da gilt für sie k P ( 32 )i−1 = ∞ P 3 13 ( 23 )n = ( 32 )n ( 23 )i eine Geometrische Reihe bildet, und |q| < 1 ist, i=0 qi = i=0 k−1 P i=1 ∞ P i=1 i=0 1 1−q ( 23 )i < ∞ P ( 32 )i = 1 + 23 + 49 + ... = i=0 1 1− 23 = 3. Fazit: Damit ist gezeigt, dass gn die Bedingungen (a), (b), (c), und (d) erfüllt. Außerdem ist gn stetig, da das erste Folgenglied g0 (x) = 0 stetig ist, sowie vn (x) := 23 ( 23 )n hn (x) − 13 ( 23 )n , da es nur aus stetigen Funktionen besteht, und die Verknüpfung stetiger Funktionen die Stetigkeit erhält. Behauptung: (gn )n∈N ist für feste x Aufgrund von Bedingung (d) eine CauchyFolge und konvergiert daher. Sei > 0. Da lim ( 23 )p = 0, gibt es ein p mit ( 23 )p < . Dann gilt für alle p→∞ m > n > p: (d) |gm (x)−gn (x)| 6 ( 23 )m 6 ( 23 )p < , also |gm (x)−gn (x)| < für alle m, n > p. Also lässt sich sagen, dass (gn )n∈N konvergiert und wir definieren F (x) := lim gn (x). n→∞ F (x) ist aufgrund der gleichmäßigen Konvergenz von gn (x) ebenfalls stetig, da die gleichmäßige Konvergenz stetigkeitserhaltend ist. Laut Bedingung (b) gilt zudem für alle x ∈ A, dass: |f (x) − F (x)| = |f (x) − lim gn (x)| = lim |f (x) − gn (x)| 6 lim ( 23 )n = 0, n→∞ n→∞ n→∞ da lim |f (x) − gn (x)| aber echt positiv ist, gilt hier Gleichheit mit 0. Das n→∞ bedeutet, dass f (x) = F (x) für alle x ∈ A gilt, also f = F |A . 7 Die Bedingung (a) zeigt außerdem, dass für alle x ∈ X gilt: lim (−1 + ( 32 )n ) = −1 + lim ( 23 )n = −1 6 F (x) n→∞ lim n→∞ (1 − ( 32 )n ) = n→∞ 1 − lim ( 23 )n = n→∞ 1 > F (x) also, dass F: X → [−1, +1]. Bemerkung: F: X → [−1, +1] ist hier eine Fortsetzung von f: A → [−1, +1] auf ganz X, da f = F |A . 1.3 Hilfssatz Sei X ein T4 -Raum und A ⊂ X abgeschlossen. Eine stetige Funktion f : A →] − 1, +1[ lässt sich zu einer stetigen Funktion F : X →] − 1, +1[ fortsetzen. Beweis: Hierbei handelt es sich wieder um einen Existenzbeweis. Sei nun f : A →] − 1, +1[ stetig und F ∗ : X → [−1, +1] eine stetige Fortsetzung von f , die Aufgrund des Hilfssatzes 1.2 existiert. Dann ist B := {x ∈ X||F ∗ (x)| = 1} abgeschlossen und disjunkt zu A. Laut dem Lemma von Urysohn existiert nun eine Funktion g: X → [0, 1] mit g(A) = 1 und g(B) = 0. Da also g für alle x ∈ B verschwindet, ist F := F ∗ g eine stetige Fortsetzung von f mit F: X →] − 1, +1[ und F |A = f . 1.4 Beweis von 1.1 Zeigen wir zuerst die einfachere Rückrichtung: Seien alle auf einer abgeschlossenen Teilmenge von X definierten stetigen Funktionen auf ganz X stetig fortsetzbar, dann soll X ein T4 -Raum sein. Seien nun A und B abgeschlossene Teilmengen von X und disjunkt. Dann definieren wir die Menge C := A ∪ B und die Funktion f : C → R mit f (A) = {0}, f (B) = {1} und f stetig. f muss existieren, da A ∩ B = ∅. Da die Vereinigung abgeschlossener Mengen wieder abgeschlossen ist, existiert somit laut Voraussetzungen eine stetige Fortsetzung F : X → R mit F |C = f , F (A) = {0} und F (B) = {1}. Offensichtlich ist dann F −1 (] − 21 , 21 [) eine Umgebung von A, und F −1 (] 21 , 23 [) eine zu dieser disjunkte Umgebung von B. Das bedeutet, dass A und B durch disjunkte Umgebungen getrennt sind, daher ist X ein T4 -Raum. 8 Die Hinrichtung erfordert den Hilfssatz 1.3. Sei nun X ein T4 -Raum, A ⊂ X und A abgeschlossen, dann soll f : A → R auf ganz X stetig fortsetzbar sein. Dazu definieren wir den Homöomorphismus h(x) = π2 arctan(x) mit h: R →] − 1, 1[, das bedeutet h ist bijektiv und stetig, und damit Figure 1: Funktion h existiert also auch eine stetige Umkehrabbildung h−1 :] − 1, +1[→ R, da bijektive und stetige Abbildungen zwischen Teilmengen von R insbesondere offene Abbildungen sind. Sei nun f ∗= h◦f die Komposition von h und f , dann gilt nach den Kompositionsregeln, Figure 2: Umkehrfunktion von dass: h (h ◦ f ): A → R →] − 1, +1[ ⇒ f ∗: A →] − 1, +1[ Das bedeutet f ∗ genügt dem Hilfssatz 1.3. Daher existiert die stetige Fortsetzung F ∗: X →] − 1, +1[ mit F ∗ |A = f ∗ . Sei nun F := h−1 ◦ F ∗ , (h−1 ◦ F ∗ ): A →] − 1, +1[→ R ⇒ F: A → R. Zu zeigen ist nun, dass F eine stetige Fortsetzung von f auf X ist. F ist stetig, da die Komposition von Funktionen stetigkeitserhaltend ist und h−1 sowie F ∗ stetig sind, außerdem ist: F |A = h−1 ◦ F ∗ |A = h−1 ◦ f ∗ sowie ∗ −1 ∗ f = h ◦ f ⇒ h ◦ f = h−1 ◦ h ◦ f = id ◦ f = f . Dadurch lässt sich sagen, dass F |A = f ist, und F somit eine stetige Fortsetzung von f ist. 9 1.5 Korollar Ist A eine abgeschlossene Gδ -Menge eines T4 -Raumes X, so lässt sich jede stetige Funktion f: A → [−1, +1] zu einer stetigen Funktion F: X → [−1, +1] fortsetzen, sodass |F (x)| < 1 für x 6∈ A ist. Beweis: Sei F ∗: X → [−1, +1] mit F ∗ |A = f die Fortsetzung einer beliebigen Funktion f: A → [−1, +1]. Da A eine Gδ -Menge sein soll, gibt es laut der Verschärfung von Urysohn eine Funktion h: X → [0, 1] mit h−1 {0} = (A). Sei nun F := F ∗ (1 − h), dann ist F |A = F ∗ |A (1 − 0) = F ∗ |A = f . Und da für alle x 6∈ A: h(x) > 0 ⇒ 1 − h(x) < 1 ⇒ |F (x)| = |F ∗ (x)(1 − h(x))| < 1 | {z }| {z } 61 <1 Also hat F (x) die geforderte Eigenschaft, dass |F (x)| < 1 für alle x 6∈ A. 10 2 Lokal-endliche Systeme und Partition der Eins 2.1 Erinnerungen Eine Familie (Ai )i∈I von Teilmengen von A heißt Überdeckung von B ⊂ A, wenn B ⊂ ∪i∈I Ai . Sind (Ai )i∈I und (Cj )j∈J Überdeckungen von B, so heißt (Cj )j∈J Teilüberdeckung von (Ai )i∈I , falls zu jedem j ∈ J ein i ∈ I existiert mit Cj = Ai . Sind (Ai )i∈I und (Bk )k∈K zwei Überdeckungen von B ⊂ A, so heißt (Bk )k∈K feiner als (Ai )i∈I , falls zu jedem k ∈ K ein i ∈ I existiert, so dass Bk ⊂ Ai . Dann heißt (Bk )k∈K auch Verfeinerungsüberdeckung von (Ai )i∈I . Es wird (Ai )i∈I eine Partition von A genannt, wenn (Ai )i∈I eine Überdeckung von A ist und 1. Ai 6= ∅ für alle i ∈ I 2. Ai ∩ Ak = ∅ für i, k ∈ I mit i 6= k 2.2 Definition offene/abgeschlossene Überdeckung Eine Überdeckung (Ui )i∈I eines topologischen Raumes (X, O) heißt offen bzw. abgeschlossen, wenn alle Ui , i ∈ I in X offen bzw. abgeschlossen sind; sie heißt endlich bzw. abzählbar, wenn I eine endliche bzw. abzählbare Menge ist. 2.3 Definition lokal-/punkt-endlich Ein System A = (Ai )i∈I von Teilmengen von X heißt lokal-endlich, wenn es zu jedem x ∈ X eine Umgebung U von x gibt, die nur endlich viele der Ai trifft. A heißt punkt-endlich, wenn jedes x ∈ X nur in endlich vielen der Ai enthalten ist. Bemerkung: Ist eine Überdeckung lokal-endlich, so ist sie auch stets punktendlich. Die Umkehrung dieser Tatsache gilt wie in folgendem Beispiel aber nicht: 11 Beispiele a) Sei (X, O) ein topologischer Raum, mit X = { n1 |n ∈ N∗ } ∪ {0} und A = {{ n1 }|n ∈ N∗ } ∪ {X} eine Überdeckung von X. Dann ist A eine punktendliche Überdeckung, aber keine lokal-endliche, da jede Umgebung von 0 unendlich viele n1 enthält. , z+1 )|z ∈ Z} eine Überdeckung von R. A b) Sei X = R und A := {( z−1 2 2 ist lokal-endlich, also auch punkt-endlich, da jede Umgebung eines Punktes x ∈ R nur endlich viele der Intervalle trifft. c) Sei die Situation die selbe wie in b), mit z ∈ R. A ist nun weder lokalendlich, noch punkt-endlich, da ein jedes Intervall aus R überabzählbar ist, und dadurch jeder Punkt x ∈ R in überabzählbar vielen Intervallen liegt. 2.4 Definiton Träger Sei (X, O) ein topologischer Raum, f eine reellwertige Funktion und A = {x ∈ X|f (x) 6= 0}. Dann heißt A der Träger von f und wird mit Tr f bezeichnet. 2.5 Satz Ist (fi )i∈I eine Familie von stetigen Funktionen P auf X, deren Träger ein lokal-endliches System bilden, so ist f (x) := i∈I fi (x) wohldefiniert und stetig. Beweis: Der Träger von fi ist lokal-endlich, also auch punkt-endlich. DasP bedeutet, dass es zu jedem x ∈ X nur endlich viele fi (x) P 6= 0 gibt, daher ist i∈I fi (x) eine endliche Summe und die Funktion f (x) := i∈I fi (x) somit wohldefiniert und stetig. 12 2.6 Definition Partition der Eins Ist U = (Ui )i∈I eine offene Überdeckung des topologischen Raumes X, so heißt ein System von stetigen Funktionen (fi )i∈I eine der Überdeckung U untergeordnete Partition der Eins, wenn gilt: (a) fi (x) ≥ 0 für alle x ∈ X und für alle i ∈ I; (b) die Träger der fi bilden ein lokal-endliches System; (c) für P i ∈ I liegt der Träger von fi in Ui ; (d) fi (x) = 1 für alle x ∈ X. i∈I 2.7 Satz Ist X ein normaler Raum, und U = (Ui )i∈I eine lokal-endliche offene Überdeckung von X, so gibt es eine U untergeordnete Partition der Eins. Bemerkung: Aus den Bedingungen a) und d) lässt sich schlussfolgern, dass ein jedes fi (x) ∈ [0, 1] ist für jedes i ∈ I und x ∈ X. Das bedeutet, eine Partition der Eins ist eine Familie von Funktionen, deren Summe für jedes x ∈ X, 1 ergibt. 2.8 Korollar Ist X ein normaler Raum, F eine abgeschlossene Teilmenge und (Ui )i∈I eine lokal-endliche offene Überdeckung von F , dann gibt es eine Familie (fi )i∈I Pvon stetigen Funktionen fi : X → [0, 1], sodass fi (x) = 0 für x 6∈ Ui und fi (x) = 1 für jedes x ∈ F ist. i∈I Beweis: Erweitere die lokal-endliche offene Überdeckung (Ui )i∈I durch die offene Menge X\F zu einer lokal-endlichen offenen Überdeckung von X. Der Beweis läuft analog zu 2.7. 13