Workshop: Traumabedingte Dissoziation der Persönlichkeit - Ein Einführungsworkshop Inhalte: Der Workshop vermittelt, wie Aspekte einer Theorie traumabedingter Dissoziation der Persönlichkeit bei chronisch traumatisierten Patienten in den verschiedenen Behandlungsphasen hilfreich umgesetzt werden können. Die Theorie der traumabedingten Persönlichkeitsdissoziation nimmt an, dass die Traumatisierung das komplette psychobiologische System, welches die Persönlichkeit eines Individuums bildet, in zwei oder mehr (selbst)bewusste Anteile oder Subsysteme zerlegt. Ein prototypischer Anteil versucht im alltäglichen Leben weiter zu funktionieren und wird von einem oder mehreren psychobiologischen Handlungssystemen dabei unterstützt, Aufgaben des Alltags (z.B. Bindung, Spiel, Exploration) und der Reproduktion (d.h. Überleben der Spezies) zu bewältigen. Ein anderer prototypischer Anteil ist in den traumatischen Erinnerungen gefangen und wird hauptsächlich von einem Handlungssystem der Verteidigung gesteuert, welches uns in Situationen der elementaren Bedrohung des eigenen Körpers und Lebens leitet. In diesem Einführungsworkshop wird verdeutlicht, wie während und nach einer Traumatisierung die Fähigkeit, neue Erfahrungen in die persönliche Lebensgeschichte zu integrieren, zusammenbricht. Dabei entwickelt sich ein gewisses Maß an Dissoziation der Persönlichkeit. Es wir ausführlich behandelt, wie chronisch Traumatisierte diese Dissoziation aufrecht erhalten. Ebenso werden spezifische integrative Vorgehensweisen diskutiert, die notwendig sind um Dissoziation zu heilen und angemessenere Strategien zum Umgang mit Herausforderungen des alltäglichen Lebens zu erwerben. Das auf dieser Theorie basierende phasenorientierte Behandlungsmodell gehört zum gegenwärtigen Behandlungsstandard. In der klinischen Praxis werden drei Phasen unterschieden, wobei in jeder Phase bestimmte Phobien im Vordergrund stehen: Phase 1: Die Phobie vor traumabedingten mentalen Handlungen und Verhaltensweisen, die Phobie vor den dissoziierten Anteilen untereinander sowie die Phobie vor Bindung und Bindungsverlust gegenüber dem Therapeuten Phase 2: Die Phobie vor traumatischen Erinnerungen sowie Ängste hinsichtlich der unsicheren Beziehung zum Täter/zu den Tätern Phase 3: Die Phobie vor normalen Alltagsrisiken und Veränderungen sowie vor Intimität und Nähe; Suche nach angemessenem und gesundem Umgang damit Methoden: Lehrvortrag, audio-visuelle Techniken, Falldarstellungen zu Theorie und aktuellem Forschungsstand; Demonstration und praktische Übung zentraler Techniken für jede der Behandlungsphasen Herr Nijenhuis formuliert drei Ziele für die Teilnehmer: 1. Sie werden in der Lage sein, den Kern der Theorie traumabedingter Persönlichkeitsdissoziation beschreiben zu können 2. Vor dem Hintergrund dieser Theorie und der damit verbundenen Handlungspsychologie werden Sie traumabedingte psychische Störungen sicherer diagnostizieren können 3. Die Kenntnis der Theorie und der damit verbundenen Handlungspsychologie befähigt Sie chronisch Traumatisierten wirksamere Behandlungsmethoden anzubieten Literatur: Nijenhuis, E.R.S. (2006). Somatoforme Dissoziation. Paderborn: Junfermann. Nijenhuis, E.R.S. & den Boer, J.A. (2007). Psychobiology of traumatization and traumarelated structural dissociation of the personality. In E. Vermetten, M.J. Dorahy, and D. Spiegel (Eds.). Traumatic Dissociation: Neurobiology and Treatment. Arlington, VA: American Psychiatric Press, Inc. [Es gibt auch eine deutsche Variante im Buch von Lamprecht, siehe Veröffentlichungen von Ellert Nijenhuis (PDF) Van der Hart, O., Nijenhuis, E.R.S., & Steele, K. (2008). Das verfolgte Selbst: Strukturelle Dissoziation und die Behandlung chronischer Traumatisierung. Paderborn: Junfermann. Dozent: Ellert Nijenhuis ist Psychologe, Psychotherapeut und vielfach hoch ausgezeichneter Forscher und Autor. Er arbeitet am Top Referent Trauma Center of Mental Health Care in Assen, Drenthe, in den Niederlanden, wo er sich mit der Diagnostik und Behandlung schwer traumatisierter Patienten beschäftigt. Seine empirische und experimentelle Forschung konzentriert sich auf die Psychologie und Psychobiologie chronischer Traumatisierung und Dissoziation. Ellert Nijenhuis war Direktor des geschäftsführenden Vorstands der Internationalen Gesellschaft für traumatische Stressforschung (ISSTD). 2005 gründete er gemeinsam mit Helga Matthess das Europäische Institut für Psychotraumatologie (PIE), das Workshops und Kurse mit führenden Fachleuten organisiert zur Beurteilung und Behandlung chronischer Traumatisierung. Ellert Nijenhuis hat viele wissenschaftliche Artikel und Buchbeiträge sowie einige Bücher geschrieben, ist Rezensient verschiedener Fachzeitschriften und beteiligt sich an vielen internationalen Konferenzen. Website von Ellert Nijenhuis Veröffentlichungen von Ellert Nijenhuis (PDF)