Experiment 46 Eine kleine Einführung auf Deutsch Weiÿlichterzeugung mit photonischen Kristallfasern Über diese Einführung Für den Versuch 46 gibts es nur eine englische Anleitung. Diese Anleitung beinhaltet eine Einführung in die Theorie des Versuchs sowie seinen Aufbau. Auÿerdem wird dort der Versuchsablauf beschrieben und alle Aufgaben deniert. Diese englische Anleitung ist also für den Versuch unerlässlich. Im Folgenden soll nur allen denjenigen die es bevorzugen eine kleine Einführung auf Deutsch zu lesen die Möglichkeit dazu gegeben werden. Kurzbeschreibung des Versuchs Weiÿlicht- oder Superkontinuumsquellen nden aufgrund ihrer einzigartigen spektralen Eigenschaften vielfältige Anwendung, zum Beispiel in der Fluoreszenzmikroskopie oder der Frequenzmetrologie. Sie zeichnen sich durch ein sehr breites Spektrum (oft vom UV bis in den IR-Bereich) und eine Strahlqualität aus die mit der eines Lasers vergleichbar ist. Vor der Erndung der photonischen Kristallfaser durch Prof. P. St. J. Russell war die Erzeugung von Superkontinua nur mit Hilfe hochspezialisierter Lasersysteme und hoher Leistungen möglich. Die nichtlinearen Eigenschaften photonischer Kristallfasern erlauben heute die Implementierung von Weiÿlichtquellen mit einfacheren Lasern und niedrigeren Leistungen. Dies ermöglicht die Verwendung von Superkontinua in weiten Bereichen der aktuellen Forschung. Deren Wichtigkeit wird nicht zuletzt durch den Nobelpreis 2005 für Theodor Hänsch Rechnung getragen, der eine Weiÿlichtquelle bei der hochpräzisen Bestimmung von Frequenzen verwendete. In diesem Versuch soll in einer photonischen Kristallfaser ein Superkontinuum erzeugt und anschlieÿend spektral untersucht werden. Dazu wird ein gepulster, infraroter Laserstrahl zuerst geformt und dann in die Faser eingekoppelt. In dieser kommt es aufgrund 1 nichtlinearer optischer Prozesse zur sukzessiven Erzeugung neuer Frequenzkomponenten die schlieÿlich ein Kontinuum ausbilden das den gesamten sichtbaren Spektralbereich überdeckt. Das Kontinuum wird mit einem Spektrometer mit variabler Auösung und bei verschiedenen Laserleistungen vermessen und einzelne nichtlineare Prozesse werden nachgewiesen. Es werden ein erstes Verständnis für nichtlineare Optik sowie grundlegende Experimentiertechniken mit aktueller Laborausstattung vermittelt. 1. Grundlegendes In diesem Abschnitt wird eine grundlegende Einführung in die dem Versuch zugrunde liegende Physik gegeben und das erforderliche Grundwissen aufgeführt. Er stellt einen groben Überblick dar, welcher bei Bedarf durch die entsprechende Literatur zu vertiefen ist. 1.1. Grundwissen Die in diesem Teil aufgeführten Punkte sind für ein Verständnis des Versuches nötig. Ein Groÿteil der Themen ist in der Vorlesung Experimentalphysik 3: Optik und Quantenphänomene behandelt worden, die einzelnen Punkte sind: • Funktionsweise eines Linsenteleskops • Lichtleitung in Glasfasern • Gauÿstrahlen und q-Parameter • Dispersion im Medium • Elektrisches Feld einer ebenen Welle • Drude Modell • Quanteneigenschaften von Photonen (Energie und Impuls) Sie sollten mit den angegebenen Begrien umgehen können und wissen was sie beschreiben. Es ist nicht nötig alle Formeln und Herleitungen auswendig zu wissen. Zum Beispiel ist es ausreichend zu wissen, dass Laserstrahlen in Gauÿscher Näherung durch einen q-Parameter beschrieben werden können, welcher die Breite der Strahltaille und den Abstand zum Fokus enthält. 1.2. Grundlagen Das Drude-Modell beschreibt ein Material als ein Ensemble von Oszillatoren welche durch das optische Feld getrieben werden. Dadurch wird innerhalb des Mediums eine Polarisation induziert die solange die Intensität des Lichtfeldes niedrig und / oder die Wechselwirkung mit dem Medium sehr schwach ist durch eine lineare Gleichung beschrieben 2 Abbildung 1: Schematische Darstellung von χ(2) -Prozessen und dem für den Versuch rele- (3) -Prozess. vanten χ werden kann. P (ω, t) = ε0 χ(ω)E(ω, t). (1) Hierbei ist ε0 die Dielektrizitätskonstante, E(ω, t) das treibende optische Feld und χ(ω) die lineare Suszeptibilität des Mediums. Ist die Wechselwirkung des Mediums mit dem optischen Feld allerdings sehr stark oder was üblicherweise der Fall ist die Intensität des Lichtfeldes sehr hoch, so reicht eine lineare Gleichung nicht mehr zur Beschreibung der induzierten Polarisation aus, da die Oszillatoren zu anharmonischen Schwingungen angeregt werden. Man verwendet dann folgende Summenschreibweise: P (ω, t) = ε0 χ(1) (ω) · E(ω, t) + χ(2) (ω) : E(ω, t)E(ω, t)+ (2) .. (3) +χ (ω).E(ω, t)E(ω, t)E(ω, t) + . . . , wobei E(ω, t) wieder das optische Feld beschreibt. Die χ(i) (ω) nennt man Suszeptibilität i-ter Ordnung. Im allgemeinen sind die Polarisation und die optischen Felder Vektoren und die χ(i) (ω) Tensoren (i + 1)ter Stufe. Der erste Term in dieser Summe der lineare Term beschreibt die Dispersion des Mediums, da gilt: n2 (ω) = 1 + χ(ω). (3) Der zweite Term ist verantwortlich für nichtlineare Prozesse zweiter Ordnung bei denen schon neue Frequenzkomponenten erzeugt werden. Dabei werden entweder zwei einfallende Felder in ein auslaufendes konvertiert (Summen- und Dierenzfrequenzerzeugung) oder es werden aus einem Feld zwei neue erzeugt (parametrische Fluoreszenz). Diese Aussagen lassen sich einfach überprüfen, indem man die in der Gleichung gegebene Anzahl an monochromatischen Lichtfeldern einsetzt und die resultierende Polarisation berechnet. Der dritte Term schlieÿlich beschreibt nichtlineare Prozesse dritter Ordnung an denen vier Felder beteiligt sind und die man aus diesem Grund Vier-Wellen-Mischprozesse nennt. Dabei interessiert in diesem Versuch speziell der Fall in dem zwei einlaufende Felder in zwei auslaufende Felder mit anderen Frequenzen konvertiert werden und auf den in der Vorbereitung noch eingegangen werden soll (vgl. Abbildung 1). Es soll hier noch erwähnt werden, dass die Absolutwerte der χ(i) mit steigender Ordnung rapide abnehmen. Aus diesem Grund werden signikante nichtlineare Eekte auch erst bei sehr hohen Feldstärken und damit Intensitäten beobachtet. 3 1.3. Pulspropagation in dispersiven Medien In diesem Versuch wird eine gepulste Laserquelle verwendet um die nichtlinearen Prozesse die zur Erzeugung des Kontinuums führen zu stimulieren. Dies ist notwendig um die erforderlichen Intensitäten zu erreichen, führt allerdings auch dazu dass das optische Feld bei der Propagation durch das Medium beeinusst wird. Ein Eekt der in diesem Versuch diskutiert werden soll ist die Selbstphasenmodulation (SPM) die sich aus dem Kerr-Eekt ergibt. Dieser beschreibt die Intensitätsabhängigkeit des Brechungsindex des Mediums: n(I(t)) = n0 + n2 · I(t). (4) Hierbei ist n0 der lineare Brechungsindex des Mediums der beispielsweise mit Hilfe der Sellmeier-Gleichung berechnet werden kann. n2 ist der nichtlineare Index des Mediums 2 und im Beispiel der im Versuch verwendenten Faser gilt n2 = 2.7 · 10−16 cm W . Das Feld eines Laserpulses kann im Zeitbild geschrieben werden als: E(r, t) = E0 (r, t)e−ı(ωt−k(ω)r) eıϕ(r,t) = E0 (r, t)eı(k(ω)r−ωt+ϕ(r,t)) , (5) wobei E0 (r, t) die Einhüllende des Pulses beschreibt, ω die Trägerfrequenz und ϕ(r, t) die Phase des Pulses. Die instantane Frequenz des Pulses erhält man aus der Zeitableitung von (k(ω)r − ωt + ϕ(r, t)) zu ωinst = ∂ (k(ω)r − ωt + ϕ(r, t)) , ∂t (6) wobei man für die Vorbereitung annehmen darf, dass ∂t ϕ(r, t) = 0. Für den Wellenvektor k(ω) gilt die Dispersionsrelation: k(ω) = n(ω) ω ω = (n0 (ω) + n2 · I(t)) . c c (7) Aus dieser Gleichung ist ersichtlicht, dass der Kerr-Eekt zur Einführung einer intensitätsabhängigen Phase führt. Dieser Eekt ist die oben erwähnte Selbstphasenmodulation und bedingt die Erzeugung neuer Frequenzkomponenten im Spektrum des Laserpulses. 1.4. Vier-Wellen-Mischung Wie oben schon erwähnt ist in diesem Versuch nur der Prozess interessant bei dem zwei einfallende Lichtfelder in zwei auslaufende anderer Frequenz konvertiert werden. Im genauen betrachten wir diesen Prozess für einzelne Photonen, die eine Frequenz ~ω und einen Impuls ~~k haben. Da die beiden einlaufenden Photonen in dem selben Laserpuls enthalten sind ist es sinnvoll, dass sie die gleichen Energien und Impulse haben. Wir können daher Energie- und Impulserhaltung folgendermaÿen formulieren: ~ωin + ~ωin = ~ωout + ~ωout , (1) (2) (8) (1) (2) ~~kin + ~~kin = ~~kout + ~~kout , (9) (1) (2) (1) (2) wobei ωout und ωout die Frequenzen der erzeugten Photonen und ~kout und ~kout deren Impulse bezeichnen (vgl. Abbildung 2). 4 Abbildung 2: Schematische Darstellung des relevanten Vier-Wellen-Misch Prozesses. Zwei gleiche einlaufende Photonen werden in zwei auslaufende mit anderen Frequenzen und Impulsen umgewandelt. 1.5. Photonische Kristallfasern Bei der Herstellung von photonischen Kristallfasern werden in einem ersten Schritt hohle und massive Glasröhren in der gewünschten Anordnung übereinandergestapelt und xiert. Dieser Rohling wird dann in mehreren Schritten erhitzt und in die Länge gezogen. Luftdruck sorgt dafür, dass die Löcher in der Struktur nicht kollabieren. Auf diese Art ist es möglich photonische Kristallfasern in vielfältigen Designs herzustellen1 . Die im Versuch verwendete photonische Kristallfaser ist eine sogenannte 'solid-core' Faser, hat also einen massiven Glaskern und wurde hier im Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts von der Abteilung von Prof. P. St.J. Russell hergestellt. Die Luftlochstruktur im Fasermantel führt zu einer Absenkung des eektiven Brechungsindex, wodurch kleinere Kernradien verwendet werden können und die Faser dennoch einmodig bleibt. Dies zeigt sich in der Form des sogenannten V -Parameters, der im Bereich von 2.4 liegen sollte. Es gilt: q 2π V = (10) · ρF aser · n2Kern − n2M antel , λ wobei ρF aser den Kernradius der Faser bezeichnet. 1.6. Versuchsaufbau und Ablauf Der Versuchsaufbau lässt sich im Prinzip in drei Teile untergliedern, welche hier kurz vorgestellt werden sollen. 1 • Der im Versuch verwendete Laser ist ein gepulster Laser der Firma Soliton. Die Zentralwellenlänge ist 1064nm, die Repetitionsrate etwa 8.5kHz und die Pulslänge 660ps. Der Laserstrahl durchläuft mehrere Linsen und wird dabei kollimiert und geformt. Danach kann er durch verschiedene ND-Filter abgeschwächt werden bevor er mit Hilfe zweier Spiegel durch ein Mikroskopobjektiv in die photonische Kristallfaser eingekoppelt wird. • Nach der Auskopplung: Für Vor der Einkopplung: Das generierte Kontinuum tritt aus der Faser aus und wird mit einem Mikroskopobjektiv wieder kollimiert. Man hat die Möglichkeit verschiedene Farblter nach dem Objektiv in den Aufbau einzusetzen. Des Weiteren mehr Informationen zur Herstellung verschiedener Kristallfasern http://www.mpl.mpg.de/mpf/php/abteilung3/ im Speziellen die Rubrik 'Research'. 5 siehe auch Abbildung 3: Schematische Darstellung des gesamten Versuchsaufbaus. kann der Laserstrahl mit Hilfe einer auf einen Verschiebetisch montierten Rasierklinge vermessen werden. Danach wird der Strahl mit Hilfe zweier Spiegel in den letzten Teil des Aufbaus das Spektrometer geleitet. • Das im Versuch verwendete Spektrometer besteht aus zwei gleichen Prismen, zwei gleichen Linsen und einem auf einen motorisierten Verschiebetisch installierten Spalt. Die Bauteile sind in einer sogenannten 4-f-Konguration aufgebaut. Das heiÿt, das jeweils zwischen Prisma und Linse und zwischen Linse und Spalt genau eine Brennweite Abstand ist. Nach dem Spektrometer wird die Intensität der am Spalt selektierten Wellenlänge mit einem Leistungsmessgerät gemessen. Das Spektrometer: 6 A. Literatur • Standard Optiklehrbücher (z.B. Lehrbuch der Experimentalphysik III, Bergmann und Schaefer; Optik, Licht und Laser, D. Meschede) • http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/299/5605/358 Übersichtsartikel zu PCF • http://www.opticsinfobase.org/abstract.cfm?URI=oe-12-2-299 Paper zu Four-Wave-Mixing und Superkontinuumserzeugung in PCF • http://www.opticsinfobase.org/abstract.cfm?URI=josab-19-4-753 Paper zu Superkontinuumserzeugung in PCF • http://arxiv.org/abs/physics/0605102 Paper u. A. zur Knife-Edge-Methode • http://prola.aps.org/abstract/PRL/v24/i11/p592_1 Erstes Paper zu experimentell beobachteten Superkontinuum • http://www.opticsinfobase.org/abstract.cfm?URI=ol-25-1-25 Erstes Paper zu anormaler Dispersion in PCF und Superkontinuumserzeugung • http://www.rp-photonics.com/encyclopedia.html Gutes Internetnachschlagewerk (besser als Wikipedia!) Die Paper sind möglicherweise nur innerhalb des Universitätsnetzwerks (CIP-Pool) zugänglich. Die Literaturliste enthält bewusst keine Lehrbücher zu nichtlinearer und schneller Optik, da diese die Themen in einer gröÿeren Tiefe behandeln als es für diesen Versuch sinnvoll ist. Alle Angaben die Sie benötigen sollten in dieser Anleitung oder den angegebenen Papern zu nden sein. 7