Handbuch n n n n n n n n n n Soziale Arbeit Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik 4., völlig neu bearbeitete Auflage Herausgegeben von Hans-Uwe Otto und Hans Thiersch unter Mitarbeit von Klaus Grunwald, Karin Böllert, Gaby Flösser und Cornelia Füssenhäuser Ernst Reinhardt Verlag München Basel Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Uwe Otto ist Senior Research Professor an der ­Universität Bielefeld und Honorarprofessor der School of Social Policy & Practice, ­University of Pennsylvania, Philadelphia, USA. Prof. em. Dr. Dres. h. c. Hans Thiersch lehrte Sozialpädagogik an der Universität Tübingen. Die 1. Auflage erschien unter dem Titel „Handbuch zur Sozialarbeit, Sozialpädagogik“, die 2. und 3. Auflage unter dem Titel „Handbuch Sozialarbeit Sozialpädagogik“. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http:// dnb.d-nb.de> abrufbar. ISBN 978-3-497-02158-1 ISBN (E-Book) 978-3-497-02222-9 4. Auflage © 2011 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Reihenkonzeption Umschlag: Oliver Linke, Augsburg Satz: Arnold & Domnick, Leipzig Ernst Reinhardt Verlag, Kemnatenstr. 46, D-80639 München Net: www.reinhardt-verlag.de E-Mail: [email protected] V Vorwort Unter dem Titel „Handbuch Soziale Arbeit“ erscheint das Handbuch Sozialarbeit / Sozialpäd­ agogik in einer 4., völlig neu bearbeiteten Auflage. Mit ihr wird der gegenwärtige Stand der Entwicklung in der theoretischen Diskussion, der Forschung und der Praxis der Sozialen Arbeit präsentiert. Wir bleiben auch in dieser Neuauflage innerhalb des Verständnisses von Sozialer Arbeit, wie wir es 1984 schon für die 1. Auflage formuliert haben. Wir verstehen Soziale Arbeit als integriertes Konzept von Sozialpädagogik und Sozialarbeit in der Stabilisierung und Fortschreibung ihrer Traditionen, Erfahrungen und Erkenntnisse, als sozialwissenschaftlich orientiert, gesellschafts- und sozialpolitisch engagiert und interdisziplinär offen. Dieses Konzept wandelt und profiliert sich immer neu in den gesellschaftlichen Veränderungen, die in den letzten zehn Jahren zu weitreichenden Herausforderungen für die Soziale Arbeit in der Bestimmung ihrer Identität und Funktion geführt haben. Die zweite, reflexive Moderne ist bestimmt durch unterschiedliche, teils widersprüchliche, teils sich bestärkende oder auch blockierende Tendenzen. Sie ist geprägt durch demografischen Wandel und ökologische Probleme, die Umstrukturierungen von Gesellschaft und Leben im Zeichen der Globalisierung und den immensen Zuwachs an Wissen und Informationstechnologien. Sie ist zugleich bestimmt durch die neue Bedeutung des Ökonomischen in seiner Koalition mit dem Neoliberalismus und dem Neokonservativismus und durch die Entstehung neuer Lebenslagen der Verelendung und Exklusion. Und sie ist ebenso geprägt durch die Vielfältigkeit und Offenheit in der Pluralisierung der Lebenslagen und der Individualisierung der Lebensführung, durch die Entgrenzung von Gesellschafts- und Lebensmustern. Es geht somit um eine neue Bestimmung von Selbstzuständigkeit und Zwang, von Gerechtigkeit und Solidarität, von Leistung und Konkurrenz. Diese Tendenzen bestimmen die Rahmenbedingungen und die internen Diskussionen zur Theorieentwicklung und Praxisgestaltung der Sozialen Arbeit. Sie erfährt sich in neuer Weise herausgefordert. Es entstehen neue theoretische Aufgaben und politisch-praktische Arbeitszugänge, vor allem auch innovative Formen der Kooperation und Koordination in der Sozial- und Bildungsszene sowie im Gesundheitsbereich. Zugleich aber werden sozialstaatliche Traditionen und mühsam erkämpfte soziale Ansprüche infrage gestellt und Qualitätsstandards zurückgenommen. Hinzu kommt eine Umstrukturierung der Berufs- und Ausbildungslandschaft, die im Zeichen einer grundsätzlichen Veränderung der systematischen Orientierung durch den Bologna-Prozess zu institutionellen Konkurrenzen, Spezialisierungen und zu neuen Zerklüftungen führen kann. Die Klärung grundsätzlicher Fragen zu Bedingungen und Hintergründen der Sozialen Arbeit mit der Entwicklung von theoretisch begründeten Konzepten wird dadurch ebenso behindert wie die Vertretung und Durchsetzung ihres gesellschaftlichen und fachlichen Auftrags. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Handbuch das Ziel, Soziale Arbeit in ihrer gesellschaftlichen Notwendigkeit und im Prinzip sozialer Gerechtigkeit zu fundieren, die Vielfältigkeit und auch Ergiebigkeit der disziplinären und professionellen Denk- und Handlungsformen darzustellen, in denen sich die Soziale Arbeit in den letzten Jahren konsolidiert und bewährt hat, ebenso aber die alten unerledigten und die sich neu abzeichnenden Probleme und Herausforderungen deutlich zu machen und von da aus schließlich kritisch-selbstkritische und weitergreifende Impulse für Entwicklungsaufgaben zu geben. Das Handbuch will den Eigensinn der Sozialen Arbeit stärken und damit den derzeitig so vielfältigen Überfremdungen und In-Dienstnahmen für Zwecke, die ihrem Auftrag zuwiderlaufen, offensiv begegnen. Das Handbuch versucht die theoretische Komplexität zu repräsentieren und VI Vorwort durchsichtig zu machen und die sozialarbeiterischsozialpädagogische Professionalität zu stärken, damit sie sich durch Wissen und Reflexion in die Lage versetzt sieht, den Anforderungen in Praxis und Theorie gerecht zu werden. Von hier aus ergeben sich neue Gewichtungen, vor allem aber verschiebt sich die Relevanz von Themen, manche treten in den Hintergrund und neue müssen aufgegriffen werden. Angesichts der gesellschaftlichen Widersprüche und Verwerfungen geht es um die vertiefte Strukturanalyse unserer gesellschaftlichen Verfasstheit und darin ebenso um ihre sozialethische Fundierung in der Widersprüchlichkeit der politischen Positionskämpfe wie um die Konsequenzen für die sozialstaatlichen Wandlungsprozesse. Neue Bedeutung gewinnen aber z. B. auch Fragen der Neuplatzierung der Sozialen Arbeit in Bezug zu den Aufgaben von Care und vor allem von Bildung und Bildungswesen mit dessen vielfältigen Bedeutungen und institutionellen Überlappungen. Es geht aber z. B. auch um die verstärkte Berücksichtigung von Emotionen und von psychologischen Grundkonzepten, um die Öffnung der methodischen Handlungsmuster in Bezug auf die Bearbeitung biografischer und struktureller Problemlagen sowie – gleichsam komplementär dazu – um die sozialpädagogisch verantwortete Einbindung und Gestaltung methodischer Transparenz und vor allem der organisatorischen und manageriellen Strukturen mit ihren sich stark verändernden Rahmenbedingungen. Für Gliederung und Aufbau der vorliegenden Neuauflage haben wir Prinzipien, die schon die Arbeit an der letzten Auflage bestimmt haben, weiterverfolgt und profiliert. Eher zusammenfassende, groß geschnittene Themenkomplexe, in denen speziellere Darstellungen aufgegangen sind, sollen aber nun dazu dienen, in der Unübersichtlichkeit der so ausgefächerten Diskussion und ihrer zunehmenden Zersplitterung Zusammenhänge und Hintergründe zu verdeutlichen. Der Offenheit der gegebenen Diskussion entsprechend haben wir unterschiedliche Zugänge und Positionen zur Darstellung kommen lassen. Das Handbuch ist, wie die früheren Auflagen, nach Stichworten alphabetisch geordnet; eine thematische Gliederung wäre angesichts der offenen und im Fluss befindlichen Diskussion auch heute nicht tragfähig genug, um das vorhandene Wissen für die nächste Periode der Theorie- und Empirieproduktion verfügbar zu halten. Eine systematische inhaltliche Zuordnung der Artikel, die das Inhaltsverzeichnis ergänzt, und vor allem das detaillierte Sachregister machen die vielfältigen Zusammenhänge und Korrespondenzen deutlich und erhöhen so den Gebrauchswert des Handbuchs. Die Neuauflage des Handbuchs war für uns im Herausgeberteam ebenso wie für die AutorInnen eine große Herausforderung. Die Arbeit war, wie immer bei einem solch großen Vorhaben, nicht ganz einfach und manches Mal durch unvorhergesehene Zwischenfälle und Widrigkeiten belastet. Wir danken den AutorInnen für ihr bereitwilliges Engagement, ihre Expertise verfügbar zu machen, und ihre große Geduld, wie sie ein so komplexer Herstellungsablauf erfordert. Besonders danken wir unseren KollegInnen Klaus Grunwald, Karin Böllert, Gaby Flösser und Cornelia Füssenhäuser. Ohne ihr umfassendes Sachwissen, ihre insistierende Sorgfalt und ihr exzellentes Organisationsvermögen hätte das Handbuch so nicht entstehen können. Zu bedanken haben wir uns auch bei Christian Löhr, der mit großer Übersicht und viel organisatorischem Geschick an der Erstellung des Handbuchs beteiligt war. Schließlich gilt unser Dank auch den Lektorinnen des Ernst Reinhardt Verlages – für die erste Phase Christina Henning und dann Eva Reiling und Carolin Ahrabian – für ihre vielfältigen Unterstützungen. Bielefeld und Tübingen, im Januar 2011 Hans-Uwe Otto und Hans Thiersch