Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 381 Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive 1 Warum Klimaanpassung jetzt und künftig? Menschen haben sich stets an ihre Umgebung und den immerwährenden Wandel klimatischer Bedingungen angepasst. Doch nicht selten wurden sie von abrupten Wechseln im Klimaregime innerhalb weniger Jahrzehnte, teils sogar Jahre überrascht.1 Der rezente Rückzug alpiner Gletscher zeigt, wie rasch der Klimawandel Lebensräume verändert. Zwar gab es schon immer Klimaveränderungen in der Erdgeschichte, nur waren die zeitlichen Abfolgen noch nie so eng wie in den letzten Jahrzehnten. Elf der zwölf Jahre zwischen 1995 und 2006 rangieren unter den zwölf wärmsten seit 1850. Prominenteste Indikatoren für den rezenten Klimawandel sind die Treibhausgase Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4), deren Gehalt in der Atmosphäre seit mindestens 800 000 Jahren nie höher war als heute.2 Die vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) 3 zuletzt prognostizierten Szenarien zeigen bis zum Jahr 2100 eine Verschärfung und Beschleunigung der jüngst beobachteten Klimaänderungen. Langfristige Projektionen für 2100 gehen von einem Temperaturanstieg in Europa von ca. 2 bis 6 °C über dem Niveau von 1990 aus, und Extremwitterungen werden an Häufigkeit und Intensität zunehmen. In Europa werden besonders die Mittelmeerund subarktische Region betroffen sein, in Deutschland sind es Gebirgsregionen, Küstenzonen, der Rheingraben und der Nordosten.4 Zentrale Infrastrukturen und Nutzungen sind gefährdet, wie die vermehrten Hochwasser und Hitzeperioden seit 1995 zeigen und Szenarien prophezeien.5 Natürlich „weiß niemand genau, wann wer warum wo wie vom Klimawandel betroffen sein wird“ 6. Und doch ist das Risiko des Nichthandelns vermutlich größer als der konstruktive Umgang mit Unsicherheit. Die Bereitschaft zu realen Verhaltensänderungen ist (erst) dann umso größer, je höher die Risiken lokal eingeschätzt, d. h. für den Einzelnen sichtbar werden.7 Dies wird zum Teil direkt über Fabian Dosch Lars Porsche Philipp Schuster die Folgen von Extremwitterungen, aber auch indirekt eher langfristig über höhere Kosten etwa für Infrastruktur, Nahrungsmittel, Sachversicherungen oder Gesundheitsdienstleistungen spürbar werden. Und die Kosten des Klimawandels sind auch in Deutschland ungleich verteilt: Wirtschaftsschwache Bundesländer trifft es am härtesten 8, schwächere Einkommensschichten vermutlich stärker als einkommensstärkere. Die Verfasser des Stern-Berichts (2006) 9 über die wirtschaftlichen Aspekte des Klimawandels rechnen für Untätigkeit weltweit mit Kosten von 5 bis 20 % des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP). Dies würde sich auf die Ökonomie in Europa wie Deutschland ebenfalls negativ auswirken. Im Bereich Anpassung müssen jetzt Weichen für die künftige Entwicklung gestellt werden. Zum einen bringt proaktives Intervenieren deutliche wirtschaftliche Vorteile, „weil potenziellen Schäden vorgegriffen wird und Gefahren für Ökosysteme, menschliche Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung, Besitztum und Infrastrukturen minimiert werden. Außerdem könnten europäische Unternehmen, die bei Anpassungsstrategien und -technologien führend sind, Wettbewerbsvorteile erwirtschaften“ 10. Die Gründe zum Handeln liegen nicht nur in der Einsparung künftiger Kosten. Heute gebaute Infrastruktur ist in der Regel auf 20 bis 100 Jahre ausgelegt und muss daher zunehmend klimawandelsicher gebaut werden, um künftige Schäden zu begrenzen. Hier liegt für die Stadt-, Regional- und Raumplanung eine große Chance, zu einer nachhaltigen und qualitätsvollen Entwicklung der Umwelt- und Raumstrukturen beizutragen. Indes, was schon heute ohnehin klassische fachpolitische Aufgabe ist, erfordert durch den Klimawandel noch verstärkte Anstrengungen. Den Flüssen mehr Raum für Hochwasser zu geben, Deiche dem steigenden Meeresspiegel anzupassen, Häuser, Straßen und Schienen hitzeangepasst zu bauen, die Kanalisation den Starkregenrisiken anzupassen, das (Kühl-)Wasserdargebot zu sichern und vie- Dr. Fabian Dosch Lars Porsche Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Deichmanns Aue 31–37 53179 Bonn E-Mail: [email protected] [email protected] Philipp Schuster Heerstraße 8 53111 Bonn 382 Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive Tabelle 1 Vorsorge zur und Chancen bei der Klimaanpassung in Europa Konkrete Vorsorgemaßnahmen könnten breit gefächert sein, beispielsweise: • Anpassung von Baunormen für langfristig angelegte Infrastrukturen zur Absicherung künftiger Klimarisiken; Berücksichtigung von Blitzflutrisiken bei der Raum- und Flächennutzungsplanung; Aktualisierung von Managementstrategien für Katastrophen; Frühwarnsysteme für Hochwasser und Waldbrände; • Schutz- und Umsiedlungsmaßnahmen wie Anhebung von Deichen, Umsiedlung von Industrieanlagen sowie Dörfern aus tief liegenden Küsten- und Überschwemmungsgebieten, Bau klimaresilienter Kraftwerke; • Staatliche Planung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit; Die Anpassung schafft auch neue Chancen: • Neue Märkte, Beschäftigungs- und Exportchancen für klimasichere Bautechniken, Materialien und innovative Produkte und Dienstleistungen; • Neue Marktchancen wie etwa Gesundheits- und Wellnesstourismus, u. a. durch Verlagerung des Mittelmeertourismus nach Norden; • Anpassung lokaler Bewirtschaftungspraktiken an längere Wachstumsperioden; • Neue Versicherungsprodukte der Finanzwirtschaft mit risikoangepaßten Prämien zur Minderung von Risiko und Anfälligkeit vor dem Eintreten von Katastrophenfällen. Quelle: modifiziert nach EU-Grünbuch „Klimawandel in Europa“; KOM (2007) 354, S. 12 f. les mehr braucht einen Risikozuschlag für die Klimaanpassung. So wird z. B. in Bayern bereits seit 2005 bei der Festlegung des Bemessungsabflusses für 100-jährliche Hochwasser HQ100 für Hochwasserschutzanlagen zusätzlich ein Klimaänderungsfaktor von 15 % eingerechnet.11 Privatsektor, Wirtschaft, Industrie und Dienstleistungssektor können als Betroffene bei den Anpassungsmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen (vgl. Tab. 1). Klimawandel macht vor Ländergrenzen genauso wenig Halt wie die Entwicklung von Lösungen zum Umgang damit. Wenngleich der Klimawandel in Europas Regionen unterschiedlich wirkt, entstehen dadurch vergleichbare Herausforderungen für die betroffenen Fachpolitiken. Grund genug, nach Lösungen für Anpassungsstrategien bei den europäischen Nachbarn zu suchen. Dazu ist zunächst ein Blick auf regionale Vulnerabilitäten und Klimarisiken erforderlich. 2 Regionale Vulnerabilitäten in Europa Der europäische Kontinent hat sich im letzten Jahrhundert um nahezu 1 °C erwärmt – schneller als der globale Durchschnitt.12 Regen- und Schneefälle nahmen in Nordeuropa stark zu, während in Südeuropa mehr Trockenperioden beobachtet werden; Anfang/Frühjahr 2008 leidet insbesondere Katalonien unter andauernder Trockenheit. Solche Extremwitterungen treten im- mer öfter auf. So erlebte England 2000 das niederschlagsreichste Jahr seit 1776, wurde Österreich im August 2002 von schweren Überschwemmungen betroffen, erfuhr Europa 2003 eine ausgedehnte Hitzewelle und stürmte nach einem schneereichen Winter 2006 im Januar 2007 Kyrill über Mitteleuropa. Die Folgen des Klimawandels sind ein Anstieg des Meeresspiegels, veränderte regionale Niederschlags- und Temperaturregime und Verschiebungen von Klimazonen, Veränderungen der Biodiversität und Gletscherschmelze sowie Extremwitterungen wie anhaltende Dürren und ausgedehnte Hitzewellen, Starkregen und Stürme. Zwar werden von den Auswirkungen des Klimawandels in Europa nahezu alle Wirtschaftssektoren in unterschiedlicher Intensität betroffen sein 13, aber nicht so drastisch wie auf anderen Kontinenten.14 In Europa sind der Südosten, der hohe Norden, der mediterrane Raum, zentraleuropäische Regionen einschließlich Deutschland, Berggebiete und Küstenregionen am stärksten gefährdet.15 Positive Effekte wie höhere Temperaturen besonders in Nordeuropa16 gehen aber einher mit einem höheren Risiko für Starkregen und Sturzfluten. Langfristig wird durch die starke Erwärmung aber mit mehr Schäden gerechnet.17 Wärmere Nächte und heißere Metropolen Falls nichts gegen den Klimawandel unternommen wird, werden die Temperaturen fast überall in Europa um 4 bis 5 °C ansteigen, besonders die mittleren Nachttemperaturen. In Deutschland und Frankreich auf einer Achse höchster Temperaturen von der Rhone bis zur Lausitz können Tageshöchstwerte von über 50 °C erreicht werden; heute werden Maximaltemperaturen von unter 43 °C gemessen.18 In Südeuropa ist der Temperaturanstieg nicht ganz so drastisch, da dort das Meer einen kühlenden Effekt hat. Speziell in den Städten ist mit einem oft verstärkten Wärmeinseleffekt zu rechnen.19 Zudem wirken sich höhere Wassertemperaturen auf kritische Infrastrukturen wie die Kühlung von Kraftwerken aus. Klimaprojektionen gehen bis Mitte des 21. Jahrhunderts für den gesamten Mittelmeerraum von einem Anstieg der Sommertemperaturen von mehr als 2,5 °C aus. Die Temperaturzunahme dort im Sommer betrifft vor allem die Bevölkerung in den ver- Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 383 Abbildung 1: Temperaturentwicklung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts in Europa Winter Sommer Canarias Canarias Reykjavik Guadeloupe Martinique Reykjavik Réunion Guadeloupe Stockholm Oslo Stockholm Acores Tallinn Moskva Riga Moskva Riga København København Dublin Vilnius Vilnius Minsk Minsk Amsterdam London Berlin Amsterdam London Warszawa Kyiv Bruxelles/Brussel Berlin Kyiv Bruxelles/Brussel Luxembourg Luxembourg Praha Paris Praha Paris Bratislava Bratislava Kishinev Wien Budapest Bern Ljubljana Ljubljana Zagreb Zagreb Bucuresti Beograd Sarajevo Roma Bucuresti Sarajevo Sofiya Podgorica Madrid Kishinev Wien Budapest Bern Lisboa Warszawa Skopje Ankara Sofiya Podgorica Madrid Lisboa Beograd Roma Skopje Ankara Tirana Tirana Athinai Athinai Algier Rabat Tunis © BBR Bonn 2007 Dublin Helsinki Acores Tallinn Réunion Madeira Madeira Helsinki Oslo Martinique Guyane Guyane Nicosia Valletta Algier Rabat Tunis Nicosia Valletta 500 km 500 km Oberflächennahe (2 m) Veränderung der Temperaturen im Szenario A1B für Winter und Sommer Angegeben wird die Differenz aus der Durchschnittstemperatur in Grad Celsius der 30-Jahres-Zeiträume 2071-2100 minus 1961-1990 2 3 2,5 4 3,5 4,5 5 5,5 6 keine Daten °C Abbildung 2: Niederschlagsentwicklung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts in Europa Winter Sommer Canarias Canarias Reykjavik Guadeloupe Martinique Reykjavik Réunion Guadeloupe Martinique Madeira Madeira Helsinki Stockholm Oslo Stockholm Acores Tallinn Acores Tallinn Moskva Riga Moskva Riga København Dublin Helsinki København Dublin Vilnius Vilnius Minsk Minsk Amsterdam London Berlin Warszawa Kyiv Bruxelles/Brussel Luxembourg Paris Bratislava Zagreb Bucuresti Roma Bucuresti Sarajevo Sofiya Skopje Ankara Lisboa Beograd Roma Skopje Tunis Athinai Nicosia Valletta Ankara Tirana Athinai Rabat Sofiya Podgorica Madrid Tirana Algier Kishinev Budapest Ljubljana Beograd Podgorica Madrid Bratislava Wien Bern Ljubljana Sarajevo Lisboa Praha Kishinev Budapest Zagreb Warszawa Kyiv Luxembourg Wien Bern Berlin Bruxelles/Brussel Praha Paris Amsterdam London Rabat Algier Tunis Nicosia Valletta 500 km © BBR Bonn 2007 Oslo Réunion Guyane Guyane 500 km Veränderung der Niederschlagsmengen im Szenario A1B für Winter und Sommer Angegeben werden die relativen Veränderungen (in %) der jährlichen Durchschnittsmengen in den 30-Jahres-Zeiträumen 2071-2100 und 1961-1990 -50 -30 -20 -10 0 10 20 30 50 keine Daten Die im Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) erarbeiteten Szenarien für den Zeitraum 2001-2100 basieren auf verschiedene Annahmen hinsichtlich des demographischen, sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Wandels. Die Szenarienfamilie A1 geht von einem schnellen Wirtschaftswachstum, zunächst wachsender und gegen Ende des 21. Jahrhunderts schrumpfender Bevölkerung und der schnellen Einführung neuer und wirksamer Technologien aus. Das Szenario A1B geht von einem Gleichgewicht aller Energieressourcen aus. Quellen: Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg 384 Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive dichteten urbanen Räumen, aber auch den ökologischen Lebens- und Nahrungsraum Meer, z. B. durch Veralgung oder Quallenschwärme. Für die Wintermonate wird ein besonders starker Temperaturanstieg für Nordskandinavien und den Balkan prognostiziert.20 Die Zunahme der Wintertemperaturen führt u. a. zur stärkeren Erwärmung des Bodens und somit stärkerer Gefahr der Baumentwurzelung bei Winter- und Frühjahrsstürmen. Zunahme des Winterniederschlags und Dürreperioden im Sommer Die Niederschlagsentwicklung wird in Nord- und Mitteleuropa zu einer Zunahme der Niederschlagsereignisse im Winter um 10 bis 40 % führen. Häufigere Überschwemmungen sind die Folge. Trotz erhöhter Niederschläge im Norden ist mit einer potenziellen Abnahme der Wasserqualität zu rechnen. In Regionen, wo Wasser in Zukunft noch knapper wird, hat diese Entwicklung ebenfalls negativen Einfluss insbesondere auf die Infrastruktur und die Bewässerungswirtschaft. Der Süden (und teilweise Westen) des Kontinents wird im Sommer verstärkt von Dürreperioden betroffen, da in einigen Gebieten weniger als die Hälfte des Niederschlags auftritt. In Spanien fällt die Kapazität aller 1 100 großen Dämme derzeit auf unter 50 %.21 Schon führen große Wasser-Umverteilungsprojekte vom Norden in den Südosten zu politischen und sozialen Spannungen. Beobachtete Klimaveränderungen und Klimaszenarien machen deutlich, dass Europa sich gezielt an die Entwicklungen anpassen muss, um die Gesellschaft zu schützen und dementsprechend die Verwundbarkeit zu mindern. 3 Europäische Strategien zur Klimaanpassung aus Sicht der Raumordnung EU-Grünbuch „Klimawandel in Europa“ und Aufgaben der Raumentwicklung Hauptpfeiler der integrierten Klimaschutzund Energiepolitik der EU ist, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen auf weniger als 2 °C gegenüber dem vor- industriellen Stand zu halten. Selbst wenn dieses Ziel erreicht würde, ist eine Anpassung erforderlich.22 2005 veröffentlichte die Europäische Kommission die 2. Phase des Europäischen Klimaanpassungsprogramms 23, dazu verschiedene Arbeitspapiere zu den Auswirkungen und Anpassungsmaßnahmen in den Sektorpolitiken. Für die räumliche Entwicklung wurden vier Aktionsfelder – Forschung und Öffentlichkeitsarbeit, Strategieentwicklung, Fördermittel, Risikomanagement – sowie Maßnahmenbereiche für die verschiedenen Ebenen der räumlichen Planung dargelegt.24 Obwohl konkrete Anpassungsstrategien an den Klimawandel in erster Linie auf nationaler, regionaler oder kommunaler Ebene entwickelt und umgesetzt werden, steht speziell die EU in der Verantwortung, die Anpassung an den Klimawandel zu forcieren. 2007 erschien das Grünbuch „Klimawandel In Europa – Optionen für Maßnahmen der EU“. Dieser Bericht legt konkrete Handlungsfelder und Optionen der EU dar und betont u. a. einen flexiblen Ansatz mit vier Aktionsschwerpunkten, u. a. Verbesserung der Forschungsgrundlagen und die Einbeziehung von Anpassungsmaßnahmen in die Umsetzung und Änderung geltender und künftiger Rechtsvorschriften und Politiken. Anpassung dient in diesem Zusammenhang dazu, Risiken und Schäden gegenwärtiger und künftiger negativer Auswirkungen kostenwirksam zu verringern.25 Raumplanung wird dabei als eine Querschnittsfrage und geeignetes Instrument für die Festlegung kostenwirksamer Anpassungsmaßnahmen gesehen. Mindestanforderungen für Raumplanung, Flächennutzung und deren Änderungen könnten unter Anpassungsgesichtspunkten für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der politischen Entscheidungsträger und für ein proaktiveres Vorgehen auf allen Ebenen eine Schlüsselrolle spielen. Die Raumplanung könnte eine integrierte Rahmenregelung zur Verknüpfung von Vulnerabilitäten und Risikobewertung mit Anpassungskapazitäten und -maßnahmen bieten und auf diese Weise die Erarbeitung politischer Optionen und kostenwirksamer Strategien erleichtern.26 Die Entwicklung spezifischer technischer Leitfäden, Fallstudien und der Austausch von Best-Practice-Projekten wird nahegelegt.27 Derzeit erfolgt die Konsultation zum Grünbuch; die Erarbeitung eines Weißbuchs ist für Herbst 2008 geplant.28 Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung unterstreicht in ihrem Positionspapier2 9 das Erfordernis einer Anpassungspolitik: „Aufgaben der Raumplanung als integrative und überörtliche Planung sind in einer Anpassungspolitik (…) vor allem, Verwundbarkeits- und Risikobewertungen für die bedrohten Räume vorzunehmen sowie die Bewertungen mit den raumbezogenen Anpassungskapazitäten zu verknüpfen und Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln.30 Zudem geht es darum, durch Raumplanung Vulnerabilitäten und Risiken zu senken. Insgesamt hat die Raumplanung integrierte Rahmenregelungen für die künftige Raumund Flächennutzung zu entwickeln“. Das Positionspapier fordert eine (informelle) Europäische Leitlinie zur Klimaanpassung als Rahmenvorgabe für koordiniertes Handeln und Förderprogramme und als Katalysator für nationale und regionale Anpassungsstrategien. Selbst wenn diese Leitlinie nicht als rechtsverbindlich vorgegeben würde, zielt die EU auf die Implementierung des Schutzguts Klima zum einen in den vorhandenen Regelungstatbestand, etwa bei Umweltverträglichkeitsprüfungen oder der Wasserrahmenrichtlinie. Zum anderen können über Fördertatbestände Anreize zur Klimaanpassung geschaffen werden. Darüber hinaus bieten Durchführungs- und Wirkungsprüfung höhere Verbindlichkeiten. Die EU wird wegen der regional unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels und des Subsidiaritätsprinzips aber nur Rahmen setzen können. Dementsprechend wird in Europa jede Region, bezogen auf die zu treffenden Maßnahmen, unterschiedlich auf bestimmte Auswirkungen des Klimawandels reagieren. Welche Maßnahmen greifen können, wird in diversen europäischen Projekten erforscht. Europäische Projekte zur Klimaanpassung im Kontext der Raumentwicklung Neben adäquaten Klimamodellen und -szenarien sind geeignete raumrelevante Daten bereitzustellen, wie sie von ESPON (European Spatial Planning Observation Network) erarbeitet wurden. In der neuen Programmperiode 2007–2013 erfährt das Thema Klimawandel eine hohe Gewichtung, wobei besonders für die Raumplanung und -entwicklung entsprechende Daten zur Verfügung gestellt werden sollen. Im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm 31 ist 385 der Klimawandel Schwerpunkt der Umweltforschung. Weiter werden zahlreiche Projekte im Rahmen der „Europäischen territorialen Zusammenarbeit“ gefördert.32. Exemplarisch genannt seien: • Im ESPACE-Project 33 (European Spatial Planning: Adapting to Climate Events, 2001–2007) wurde eine Strategie „Planning in a Changing Climate“ erarbeitet, die in 14 Maßnahmen für vier Planungsebenen mündete, u. a. für die Sektoren Wassermanagement, Gesundheit, Transportwesen, Gebäudedesign und Landwirtschaft. Zusammenfassend muss „die Anpassung an den Klimawandel ein Kernziel einer zukunftsorientierten Raumplanung“ sein. Die Einbindung von Anpassungsmaßnahmen in die Raumplanung erfordert die Kombination von „Change-Management“ (Bewusstseinswandel) und „Risk-Management“ (Umgang mit sich ändernden Risiken) im Rahmen einer flexiblen „No-Regret-Strategie“.34 In der laufenden Erweiterungsphase des Projekts werden Hindernisse der Implementierung näher untersucht. • Das Ende 2007 abgeschlossene AMICAProjekt (Adaptation and Mitigation: an Integrated Climate Policy approach) 35 zielte darauf ab, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zu einem integrierten Politikansatz zu machen. Dies erfolgte schwerpunktmäßig für Kommunen und Regionen für die Bereiche Landnutzungsplanung, Baugewerbe und Energienutzung. Unter anderem wurden eine Matrix mit 40 Anpassungsmaßnahmen zugeordnet zu neun Sektoren sowie vier Auswirkungen erarbeitet und 30 thematische gute Beispiele dargestellt. • Beim INTERREG IIIB-Projekt-ClimChAlp (2006–2008) zum Klimawandel im Alpenraum wurden Empfehlungen für die Bereiche Naturgefahren und Monitoring von Hangbewegungen ermittelt. Ein „flexible response network“ dient zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und zum Wissensaustausch. Das mit Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung aus dem Bundesprogramm „transnationale Zusammenarbeit“ unterstützte Arbeitspaket 7 ergab spezielle Ergebnisse für Raumentwicklung und Wirtschaft.36 Künftige Klimawandelprojekte im Alpenraum werden insbesondere Szenarien, das Monitoring, Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive 386 die Risikobewertung und -kommunikation wie auch den Beitrag der Raumentwicklung näher beleuchten. • Beim laufenden ADAM-Projekt (Adaptation and Mitigation Strategies: Supporting European Climate policy, 2006–2009) geht es neben der Analyse der bestehenden Politiken auf EU-Ebene um die Entwicklung von langfristigen Strategie- und Steuerungsoptionen sowie eines Werkzeugs zur Strategiefolgenabschätzung. 37 Zahlreiche weitere Projekte, z. B. ARMONIA, ASCCUE, ASTRA, ComCoast, ELLA, PESETA, oder unter den Programmen CIRCLE, Eurocities, FINadapt und UKCIP greifen Anpassungsstrategien auf.38 Darüber hinaus bestehen nationale Programme zur Förderung der Forschung zur Minderung des und Anpassung an den Klimawandel. In Deutschland sind dies z. B. die Fördermaßnahme „Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten“ (KLIMZUG) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die deutsche Regionen bei Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Anpassung an den Klimawandel unterstützt, oder „Klimazwei – Forschung für den Klimaschutz und Schutz vor Klimawirkungen“. Hinzu kommen Ressortforschung und Forschung im Rahmen der Länderprogramme.39 4 Anpassungsstrategien in Europa Auf der mitgliedstaatlichen EU-Ebene wurden erste Grundlagen zu Klimaanpassungsstrategien und -programmen etabliert (vgl. Kap. 3). Zur Ermittlung konkreter Strategien und Maßnahmen hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung solche Anpassungsstrategien in europäischen Nachbarländern in 27+3 EU-Mitgliedsstaaten 40 und deren potenzielle Bedeutung für die Raumentwicklung in Deutschland untersuchen lassen und in einem Werkstattbericht dokumentiert.41 Eine Systematisierung der Anpassungsmaßnahmen erfolgte dabei in fünf besonders raumplanungsrelevanten Sektoren (siehe Übersicht unten) eine Aufbereitung konkreter Fallbeispiele für die Länder Belgien, Finnland, Großbritannien, Italien, Österreich und Tschechien, auch mit tabellarischen Übersichten über länderspezifische Anpassungsstrategien in den fünf Sektoren. Die Ergebnisse der Untersuchung konnten vor dem Hintergrund einer Tagung „Adaptation to Climate Change: A Spatial Challenge“ 42 kritisch reflektiert und aktualisiert werden. Sie werden im Folgenden für die einzelnen raumplanungsrelevanten Sektoren vorgestellt.43 Übersicht Raumplanungsrelevante Anpassungsmaßnahmen in Europa Wasser- und Flutmanagement und Küstenregionen Stadtplanung, Wohnen, Architektur und Energieeffizienz • Identifizierung und Ausweisung von Flutgebieten zur kontrollierten Überflutung, speziell in Deltaregione • Maßnahmen zur reduzierung städtischer Wärmeinseln (Frischluftschneisen, Grüngürtel etc.) • Regenrückhaltebecken • Errichtung von Dämmen und Deichen entlang der Küste sowie Flussufern • Energieeffizientes Auf- und Nachrüsten von Gebäudebeständen • • Ausbaggern von Flussbetten und Hafenbecken Konzentration beim Neubau auf energiesparende Maßnahmen/ sonnenexponiertes Bauen • Verlagerung von Wirtschaftsbetrieben aus Risikogebieten • Errichtung von amphibischen Häusern entlang von Flussgebieten • Ausweisung von Neubaugebieten über bestimmter Hochwassergrenze Erholung und Tourismus • Einsatz von Schneekananonen in Skigebieten • Verlagerung von Skigebieten in die Höhe • Sandaufschüttungen in Küstenregionen • Entwicklung von weniger wetterabhängigen Tourismuskonzepten (Indoor-Aktivitäten) Transport, Infrastruktur und Energie • Stabilisierung der Trassen von Verkehrsachsen (Bahntrassen, (Haupt-)Verkehrstrassen) • Neuverlegung von Straßen jenseits von Risikogebieten • Errichtung von Lawinenschutzmauern Anpassungen an räumliche Risiken und Naturgefahren (Hazard mapping) • Installierung von Frühwarnsystemen in Kanalisation • Erhöhung der Kapazitäten der Kanalisation • Kartierung von Risikogebieten • Alternative Kühlungsmittel für Kraftwerke • Festlegung von Schutzgebieten • • Anfertigung von Hydro-Klimamodellen (bzgl. Wasserknappheit) Errichtung von Auffangbecken bzw. Erhöhung der Speicherkapazitäten von wasserbetriebenen und Kläranlagen Quelle: eigene Darstellung Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 387 4.1 Beispiele der fachpolitischen und sektoralen Anpassung an den Klimawandel in Europa Mit der Ratifizierung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) verpflichten sich die Mitgliedstaaten, unter anderem nationale Programme zu erarbeiten und Maßnahmen zur Erleichterung einer angemessenen Anpassung an die Klimaänderung zu entwickeln und darüber zu berichten.44 Eine nationale Anpassungsstra- tegie haben aber erst wenige Länder formuliert. Jedoch wurde in den Niederlanden, Finnland oder auch Großbritannien mit der Implementierung entsprechender Maßnahmen, insbesondere zum Hochwasserschutz und der Wasserversorgung, schon früh begonnen. Tabelle 2 gibt einen Überblick über den Stand der Implementierung von Klimaanpassungsstrategien, aufgeteilt in raumplanungsrelevante Sektoren. Tabelle 2 Einschätzung zum Stand der Implementierung sektoraler Klimaanpassungsstrategien in europäischen Ländern (ohne Deutschland) Länder/ Sektoren Transport Wohnbau Infrastruktur Wassermanagement Desertifikation Küstenschutz Tourismus Energie Risikokartierung Belgien o o o + - + o o o Bulgarien - - - - - - - - - Dänemark - o o o - o - o - Estland - - - o - - - - - Finnland ++ + ++ ++ - + + ++ o Frankreich + + - o - + - + - Griechenland - - - o o o - o - Großbritannien o ++ ++ ++ - ++ - ++ o Irland - - - o - o - - - Island - - o o - o - o - Italien o - - + ++ ++ + + - Lettland - - - - - o - - - - - - o - ++ - + - + - o o - + - + o ++ + o ++ - ++ + o + Litauen Luxemburg Malta Niederlande k.A. Norwegen - o o o - - - o - Österreich o + + + - - ++ + ++ Polen - - - o - - - - - Portugal - - - o o o - o - Rumänien - - - o - - - - - Schweden - + - ++ - - ++ + - Schweiz - - + + - - + - ++ Slowakei - - - o - - - - - Slowenien - - - - - - + - - Spanien + o o ++ ++ + + + - Tschechien - - o + - - o o o Ungarn o - - o - - - - - Zypern k.A. ++ fest implementiert + fester Bestandteil nationaler Diskussionen o Thematik wurde bereits in nationale Diskussionen aufgenommen - Thematik möglicherweise (noch) nicht relevant. Quelle: eigene Erhebung, Arbeitsstand 1.4.2008, nicht abschließende Betrachtung 45 388 Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive Transport, Infrastruktur und Energie Der Transport- sowie der Energiesektor sind besonders anfällig gegenüber Auswirkungen von extremen Wetterereignissen wie Stürme, Starkregen, Hagel oder Hitze. Die Folgen solcher Ereignisse können Teile der technischen Infrastrukturen beschädigen oder gar zerstören. Besonders in dicht besiedelten Regionen muss die technische Infrastruktur an prognostizierte Klimaänderungen angepasst werden. Hohe Nutzungsfrequenzen und/ oder die Nähe zu Überflutungsgebieten sind Grund für eine hohe Vulnerabilität. Ähnlich anfällig für Extremwitterung, wenn auch in einem geringeren Maße, ist der Energiesektor. Betroffen sind in erster Linie Hochspannungsleitungen (Überland- und Bodenleitungen). Eine Erhöhung der Wassertemperaturen in Binnengewässern verlangt nach neuen Entwicklungen zur Kühlung von Kraftwerken. Durch präventive bautechnische Maßnahmen, etwa durch angepasste Drainageund Abflusssysteme, Pumpstationen oder Schutzmauern, können im Verkehrs- und Infrastrukturbereich trotz hoher Investitionen und langem Planungsvorlauf erhebliche Kosten gespart werden.46 Der Schiffsverkehr passt sich durch Ausbaggerung von Vorflutern dem Niedrigwasser an. Für die Hochwassersicherheit von Flüssen werden durch die Klimaanpassung Risikozuschläge erforderlich. Die Planung von Verkehrstrassen wird zunehmend Klimarisiken zur Alternativenwahl berücksichtigen müssen. Neue Infrastruktur zur Erzeugung und den Transport regenerativ erzeugter Energie (u. a. Offshore-Windkraftanlagen) wird erforderlich, ist aber oft meist mit raumplanerischen Konflikten verbunden. Tabelle 3 Anpassungsstrategien in den Sektoren Transport, Infrastruktur und Energie Anpassungsmaßnahme Beispielhafte Schwerpunktländer Transport Errichtung von Dämmen, Stabilisierung des Untergrundes von Schienen- und Straßennetz zum Schutz vor extremen Wettereinflüssen Niederlande, Großbritannien, Finnland Neuverlegung von Straßen und Schienen aufgrund besonderer Risikoexposition (z.B. gegenüber Flut, Hangrutschung, Muren, Lawinen etc.) Niederlande, Großbritannien, Finnland, Alpenländer Entwicklung verbrauchsarmer Antriebstechnologien; Verstärkter Einsatz und Ausbau des ÖPNV Österreich u. a. Errichtung von Pumpstationen an wichtigen Verkehrsachsen/-knotenpunkten mit Überschwemmungsgefahr Großbritannien, Finnland Klimawandelangepaßter Flughafenneubau: Berücksichtigung von extremem Wettereinfluss bei der Ausrichtung von Start- und Landebahnen Spanien Infrastruktur Lawinenschutzmauern zum Schutz der Infrastruktur und von Siedlungen Österreich, Schweiz Errichtung von Schutzdämmen in Überschwemmungsgebieten entlang von Flussufern/ Auenlandschaften Großbritannien, Niederlande Ausbaggern von Hafenbecken und Flussbetten (Überschwemmungs- und Trockenheitsrisiko) Niederlande, Großbritannien, Finnland Erhöhung der Kapazitäten im Abwassersystem, Überwachungssysteme Großbritannien, Niederlande Energie Neue Kraftwerks-Kühlsysteme Belgien, Tschechien Überflutungsschutz von Anlagen (Errichtung von Auffangbecken bzw. Erhöhung von Speicherkapazität) Tschechien, Niederlande, Großbritannien, Belgien Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 389 Abbildung 3 Wechselwirkung ländlicher und städtischer Räume beim Austausch von Ressourcen Quelle: eigene Darstellung Stadtplanung, Wohnen, Architektur und Energieeffizienz an den Klimawandel ein. Tritt z. B. der urbane Raum vornehmlich als Energiekonsument auf, so übernehmen ländliche Räume bei der Produktion von erneuerbaren Energien schon heute eine Schlüsselrolle als Produzenten (s. Abb. 3). Durch die Ballung von Menschen und gebauter Infrastruktur sind Städte besonders exponiert für Überschwemmungen, Stürme, Hagelschlag oder Hitzewellen. Der Stadtklimaeffekt wird durch den Klimawandel verstärkt.47 Städte tragen aber auch durch die hohe Verkehrsbelastung, Industriedichte und den Energieverbrauch erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Demgegenüber nehmen ländliche Räume eine wichtige Aufgabe nicht nur bei der Vorsorge vor dem, sondern auch bei der Anpassung Somit sind gerade Städte gefordert, sowohl Minderungs- als auch Anpassungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.48 Dies geschieht sowohl auf der planerischen (z. B. Schaffung von Frischluftschneisen, Renaturierung von Brachflächen etc.) als auch auf der baulichen bzw. architektonischen Ebene (z. B. Passiv- und Energiesparhäuser, neue Isolierungstechniken etc.). Die Energieeffizienz spielt diesbezüglich eine zentrale Rolle, wobei das Energieeinsparungspotenzial enorm ist. Wohnen am Kanal bei Gouda, Holland Foto: F. Dosch, 2008 Tabelle 4 Anpassungsstrategien in den Sektoren Stadtplanung, Wohnen, Architektur und Energieeffizienz Anpassungsmaßnahmen Beispielhafte Schwerpunktländer Hitzewellen-Warnsystem 49, plan „canicule“ (Hundstage) Portugal, Frankreich, Italien, Spanien Lokaler Aktionsplan 50, Integrierter Bewertungsrahmen der Risiken und sozialer Wirkungen urbaner Grünflächen 51 Großbritannien; ex Europa: Australien Ausweisung von Neubaugebieten über definierten Hochwassergrenzen, dezentrale Niederschlagsversickerung, Dachbegrünung Österreich, Finnland, Schweden Leitfaden für Kommunen und Maßnahmen-Checkliste zum Umgang und Anpassung an Klimawandel Großbritannien Neuerschließungen außerhalb von Risikogebieten aufgrund Gefahrzonenkarten, Landnutzungsrestriktionen 52 Großbritannien, Niederlande, Italien Schutz vorhandenen Gebäudebestands (z.B. verschärfte Isolation der Keller, Errichtung von Drainagen, Ausbau des Kanalsystems) Großbritannien, Niederlande Nachrüstung oder Umsiedelung öffentlicher Gebäude in Risikogebieten Großbritannien Erhöhung des Erdgeschoss-Level an Küstenzonen Finnland, Schweden Errichtung von „amphibischen Häusern“ (schwimmende Häuser, flutresistente Gebäude) Niederlande 390 Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive Holzmodell der Deiche und Kompartimente der Randstad, Holland (Wasser- und Flutmanagement) Foto: F. Dosch 2007 Deiche und Energiegewinnung vor Sylt Raum- und Stadtplanung nimmt bei vielen Maßnahmen eine wichtige Vorreiterrolle ein, energieeffiziente und emissionsmindernde Stadtstrukturen zu forcieren. Anpassung umfasst auch die energetische Sanierung im Bestand und Passiv- und Energiesparhäusern im Neubau. Wasser- und Flutmanagement und Küstenregionen In Großbritannien wurde im Rahmen des Klimaanpassungsprogramms ein Leitfaden für Kommunen zum Umgang mit den drohenden Klimaveränderungen entwickelt.53 Dort werden beispielhafte Anpassungsstrategien, potenzielle Handlungsfelder und Checklisten bereitgestellt, die eine umgehende Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen auf kommunaler Ebene beschleunigen und vereinfachen sollen. Dem Wasser mehr Raum zu geben statt Deiche immer höher zu bauen führt u. a. zu Pilotprojekten für amphibische Häuser, etwa in den Niederlanden oder in Deutschland.54 Foto: F. Dosch 2006 Aus der veränderten Niederschlagsverteilung und Zunahme an extremen Niederschlagsereignissen resultiert ein veränderter Wasserhaushalt. Nicht nur Flüsse werden höhere Abflussraten aufweisen, auch die Kanalisation muss höhere Durchflussmengen verarbeiten können, speziell in Gebieten mit hohem Versiegelungsgrad. Besonders gefährdet sind Mensch und Natur in Ufer- und Auenregionen von großen Flüssen, aber auch in Deltaregionen an der Küste. Küstenerosion durch den Anstieg des Meeresspiegels ist schon heute ein Problem. Vor dem Hintergrund der prognostizierten Zunahme an Überschwemmungs- und Überflutungsereignissen sind präventiv technische Schutzmaßnahmen einzuleiten. Hochwasserschutzmaßnahmen in Sied- Tabelle 5 Anpassungsstrategien in den Sektoren Wassermanagement und Küstenregionen Anpassungsmaßnahmen Beispielhafte Schwerpunktländer Identifizierung und Ausweisung von Flutgebieten für kontrollierte Überflutung, Auskofferung von Lagunen Niederlande, Belgien, Finnland, Italien Regenrückhaltebecken, um Trinkwasserverbrauch zu entlasten, Bewässerungsbecken, Unterkellerung von Glashäusern zur Wasserspeicherung Belgien, Finnland, Spanien, Niederlande Ausbaggern von Flussbetten zur Erhöhung der Flusskapazität Niederlande, Großbritannien, Finnland Schutz von Deltaregionen durch kontrollierte Überflutung und hydraulische Flutwehren Belgien, Niederlande, Großbritannien, Italien Sandaufschüttungen gegen Küstenerosion Niederlande, Italien, Belgien, Großbritannien Errichtung von Dämmen und Deichen entlang der Küste und großen Flüssen Niederlande, Belgien, Großbritannien Umsiedlung von (land)wirtschaftlichen Betrieben aus küstennahen Gebieten Großbritannien Errichtung von Ökozonen in Küstennähe, um Natur zu erhalten und Sedimentation zu stoppen Italien Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 lungsgebieten wie auch der Schutz von Auenlandschaften müssen intensiviert werden. Wie in Flussauen werden auch an der Nordseeküste, etwa in Belgien und den Niederlanden, spezielle Gebiete in Flussdeltaregionen ausgewiesen, um eine kontrollierte Überflutung zu ermöglichen. Ferner werden an wichtigen Stellen Frühwarnsysteme errichtet, um Notfallmaßnahmen rechtzeitig einleiten zu können. Entsprechende Frühwarnsysteme existieren beispielsweise an der Themse-Mündung.55 Höhere Frequenzen von „Jahrhunderthochwassern“ erfordern verstärkte Deiche und Dämme. So sind in den Niederlanden die Sicherheitsstandards der Deiche und Dämme sehr hoch. Gleichzeitig investiert das Land zur Minderung der Abflussspitzen verstärkt in die Wasserrückhaltung im Oberlauf von Rhein und Maas. In mehreren Ländern werden Flussbetten und Hafenbecken zur Durchflusserhöhung ausgebaggert. Und um der Küstenerosion entgegenzuwirken, sind Sandaufschüttungen weit verbreitet. 391 Tabelle 6 Anpassungsstrategien in den Sektoren Erholung und Tourismus Konkrete Anpassungsmaßnahmen Beispielhafte Schwerpunktländer Wintertourismus: Einsatz von Schneekanonen Österreich, Schweiz, Italien, Finnland, Schweden Abdeckung von einzelnen Gletschergebieten und Forcierung von Gletscherskigebieten Italien, Österreich, Schweiz Wintertourismus: Entwicklung neuer Konzepte, die weniger schneeabhängig sind Österreich, Schweiz, Italien, Finnland Wintertourismus: Konzentration des Tourismus auf nord-exponierte Hänge Italien Sommertourismus: Sandaufschüttungen an den Küsten, Erhaltung der Dünenlandschaften Italien Tabelle 7 Anpassungsstrategien im Bereich Risiken und Risikokartierung Konkrete Anpassungsmaßnahmen Beispielhafte Schwerpunktländer Erstellung sog. „Flood Maps“ zur Kartierung von Gebieten mit Überflutungs-/Überschwemmungsrisiko Belgien 56, Niederlande, Großbritannien , Finnland, Tschechien Risiko-Kartierung um Auswirkungen von Naturgefahren besser abschätzen zu können, Flutrettungspläne, Hochwasserrisiko-Zonierungssystem „HORA“ Österreich, Schweiz Wasserknappheit: Anfertigung von Hydroklimaund Wasserqualitätsmodellen Italien Kartierung von Vorzugsräumen auf raumplanerischer Ebene Spanien, Großbritannien Gletscherschmelze am Großglockner, Österreich Erholung, Tourismus und ökonomische Anpassung Da der Tourismus in vielen Ländern ein zentrales wirtschaftliches Standbein darstellt, muss eine an wärmere Temperaturen und Schneemangel angepasste Umstrukturierung erfolgen. Umgekehrt können viele Länder von den wärmeren Temperaturen während der Sommermonate profitieren. Ein Trend weg vom heißen Mittelmeertourismus hin zur Sommerfrische in den Alpen und an Nord- und Ostsee zeichnet sich ab. Als mögliche Profiteure der Erwärmung rechnen u. a. Ostseeanrainer wie Schweden mit deutlich steigenden Touristenzahlen. Besonders der Wintertourismus ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Der Einsatz von Schneekanonen verbreitet sich immer mehr, einzelne Gletscherregionen werden mit Planen abgedeckt, um ein schnelles Schmelzen zu verhindern, Skigebiete werden immer weiter in die Höhe verlegt. Ein Umdenken hin zu nachhaltigeren Formen der Anpassung (Alternativen zum „Ski-Zirkus“, Wellness-Tourismus u. a.) ist erst in Ansätzen erkennbar. Foto: F. Dosch 2006 Anpassungen an räumliche Risiken und Naturgefahren Für eine nachhaltige Planung und sog. „NoRegret-Projekte“ ist in besonders risikoexponierten Gebieten eine genaue Kartierung/Risikoanalyse der zu erwartenden Naturgefahren erforderlich. Basierend auf unterschiedlichen Klimaentwicklungsszenarien werden Karten erstellt, die die Ausrichtung bestimmter Regionen gegenüber drohenden Gefahren (Überschwemmung, Hangrutschung etc.) verdeutlichen. Auf dieser Basis lassen sich Vulnerabilitäten und Gefahren besser abschätzen. Dementsprechend können Planungen auf die kartierte 392 Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive räumlichen Ebenen, deren Umsetzung mit unterschiedlichen Zeitskalen und Kosten verbunden sein wird. Erwartungsgemäß steht das Wassermanagement an oberster Stelle, aber auch in anderen Bereichen, wie für fünf raumplanungsrelevante Sektoren dargestellt, wurden zahlreiche innovative Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Murenschutzverbauung im nördlichen Hochland Taiwans Foto: F. Dosch 2007 Risikoexposition abgestimmt werden. In jedem betroffenen Sektor, seien es Wassermanagement, Stadtplanung oder Tourismus, lassen sich wirksame Präventionsstrategien nur durch eine vorangegangene Risikokartierung der betroffenen Gebiete entwickeln. In den Alpenregionen existiert das sog. „Hazard mapping“ aufgrund des hohen Risikofaktors bereits seit einiger Zeit. In anderen Ländern wie z. B. Tschechien, Finnland oder Belgien werden im Zeichen des Klimawandels „Flood-Maps“ erstellt, um zu erwartende Überschwemmungs- und Überflutungsgefahren abschätzen zu können. In Europa ist eine enge Koordination mit Klimamodellen und -szenarien dringend erforderlich, um eine möglichst genaue und verlässliche Kartierung zu gewährleisten. In Italien und Spanien werden aufgrund der zu erwartenden Wasserknappheit Hydroklima- und Wasserqualitätsmodelle angefertigt. Auch der Blick über Europas Grenzen zeigt, dass insbesondere gebirgige Länder über lange Erfahrung bei der Risikokartierung und dem bautechnischen Schutz vor klimabedingten Risiken verfügen, so etwa Taiwan (siehe Foto oben). 4.2 Fazit Nationale Strategien zur Klimaanpassung werden erst in wenigen Ländern formuliert. Auch fehlen strategische Ansätze, sind Verantwortlichkeiten nicht klar definiert, ist ein raumordnerischer Bezug eher selten und sind Bezüge zu Managementstrategien wie dem „Risk Governance Cycle“ unterentwickelt.57 Dennoch gibt es bereits zahlreiche beispielhafte Aktivitäten, wie die Auswertung für die 27+3 Länder Europas zeigt. Gewiss betreffen diese unterschiedliche Fachpolitiken auf verschiedenen Ein erster Entwurf der „Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (DAS)“ 58 wird Ende 2008 dem Bundeskabinett vorgelegt werden. Bei der Entwicklung und Identifizierung von wirksamen Anpassungsstrategien kann Deutschland auf erfolgreiche Projekte und Strategien aus dem Ausland zurückgreifen, die sich modifiziert auf die regionalen Gegebenheiten übertragen lassen.59 5 Klimaanpassung durch resiliente Raumstrukturen in Deutschland 60 Die Aushandlung des notwendigen Maßes an Sicherheit und Vorsorge kann nicht allein Aufgabe der räumlichen Fachpolitiken sein.61 Was indes jetzt bereits zu den ohnehin meist klassischen fachpolitischen Aufgaben gehört, erfordert durch den Klimawandel noch verstärkte Anstrengungen. Dabei ist die Raumentwicklung mit integrativen Strategien und spezifischen Beiträgen zum Klimaschutz gefordert, sei es durch CO2-mindernde Raumstrukturen, zur Daseinsvorsorge, zur Ermittlung regionaler Vulnerabilitäten, zu planerischen Festlegungen, zur Freiraumsicherung, zu Risk-Governance-Prozessen oder Klimaverträglichkeits-Betrachtungen. Die Sicherung vorhandener Infrastrukturen und robuste Planung zukünftiger fördert resiliente Raumstrukturen und schafft Systeme, die auf klimatische Variabilität weniger sensitiv reagieren und über Anpassungskapazitäten verfügen: Je höher die Resilienz, desto geringer die Schadenswahrscheinlichkeit und desto schneller die Regeneration. Zentrale Frage ist, wie viel Resilienz die Gesellschaft für erforderlich hält. Die Antwort darauf kann nur in einem Aushandlungsprozess in Konkurrenz mit anderen Nutzungsansprüchen gefunden werden („Klimarisiko-Governance-Ansatz“) 62, bei dem die Raumentwicklung moderierend und koordinierend mitwirken kann. Hierfür verfügt sie über eine Palette formeller und informeller Instrumente.63 Informationen zur Raumentwicklung Heft 6/7.2008 393 Bei der Entwicklung von Strategien können wie gezeigt Anpassungsmaßnahmen aus dem Ausland als Vorbilder dienen. Dies gilt im Besonderen im Hinblick auf die von der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) 64 aufgegriffenen Handlungsfelder raumwirksamer Fachplanungen, also etwa in den Bereichen Hochwasser- und Küstenschutz, Lokalklima, Tourismus und Risikovorsorge.65 Modellvorhaben zur räumlichen Anpassung an den Klimawandel Die Akteure vor Ort, die die Strategien umsetzen sollen, brauchen Unterstützung durch eine übergreifende Kooperation der Fachpolitiken. Transnationale wie interna- tionale Projektergebnisse und Erfahrungen sind dabei eine wertvolle und effiziente Ressource. Ab 2009 soll deshalb in Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) zur räumlichen Anpassung an den Klimawandel untersucht werden, welche Maßnahmen und Aktivitäten sich für welche Räume besonders eignen. Die MORO-Vorhaben werden derzeit durch eine Vorstudie vorbereitet. Weitere Lösungsansätze werden im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus erarbeitet, oft im Kontext energieeffizienter Raumstrukturen und einer nachhaltigen Energieversorgung.66 Anmerkungen (1) Vgl. u. a. Blüchel, K.-G.: Der Klimaschwindel. – München 2007. Als eine Ursache für den abrupten Klimawandel gilt die plötzliche Freisetzung von ozenanisch sedimentgebundenem Methangas. (2) Nature, Heft 453, S. 291-292 (15 May 2008) www.nature.com (3) Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC): Vierter Sachstandsbericht des IPCC Klimaänderung 2007 – Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger. – Bern, Wien, Berlin 2007. Der IPCC wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. (4) Umweltbundesamt (Hrsg.); Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung; Zebisch, M. et al. (Bearb.): Klimawandel in Deutschland. Vulnerabilität und Anpassungsstrategien klimasensitiver Systeme. – Dessau 2005 (5) Zu Klimaprojekten und Modellen vgl. u. a. MaxPlanck-Institut für Meteorologie (MPI-M), Hamburg (www.mpimet.mpg.de) (6) Jungermann, H.: Risikowahrnehmung. Vortrag auf der Fachkonferenz des BMU „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ am 15./16.4.2008 in Berlin (www.wasklim.de) (7) Ein Ansatz dazu sind lokale Steckbriefe zu den Auswirkungen des Klimawandels, wie Sie in dem englischen Ansatz „UKCIP“ verwendet werden: “A Local Climate Impacts Profile (LCLIP) is a resource that Local Authorities can draw together in order to understand their exposure to severe weather events and the effects of changes in weather patterns for their locality. (…) The idea of an LCLIP is to provide a framework for compiling information about weather events and impacts on local authority services” (www.pkc.gov.uk/ www.ukcip.org.uk) (8) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Kosten des Klimawandels ungleich verteilt: Wirtschaftsschwache Bundesländer trifft es am härtesten. DIW-Wochenbericht Nr. 12–13/2008, S. 137–142. Auch wenn solche Rechnungen methodischer Kritik ausgesetzt sein mögen, so übersteigen die Risiken des Klimawandels die Chancen bei Weitem. (16) Zu den möglichen Vorteilen vgl. u. a. Finnlands Anpassungsstrategie (http://www.mmm.fi/ attachments/5eWDKveQh/5h0aZ7Iid/Files/CurrentFile/Finlands_national_adaptation_srtrategy_julkaisu.pdf, S. 7) (9) HM Treasury (Hrsg.): Stern review: Die wirtschaftlichen Aspekte des Klimawandels. Deutsche Kurzfassung der Britischen Botschaft Berlin (2006; www.britischebotschaft.de/de/embassy/environment/stern_review_deutsch.pdf; 20.05.08). Der Bericht gelangt zu dem Schluss, dass sich die Anpassungskosten für eine Stabilisierung des CO2-Äquivalents von 500 bis 550 ppm auf 1 % des BIP reduzieren lassen. Voraussetzung dazu ist, Klimarisiken transparent zu machen und den Abbau von Markthemmnissen zur Verhaltensänderung zu fördern, um die Entwicklung CO2armer und hocheffizienter Technologien. (18) Latif, M. (IFM-GEOMAR): Klimaprojektionen vom 20.03.2008. In: Arte TV (http://www.arte.tv/de/ suche/1931244.html; 19.05.08) (10) Europäische Kommission: Grünbuch „Klimawandel In Europa – Optionen für Maßnahmen der EU“. KOM (2007) 354 endgültig (11) Vgl. dazu u. a. Pressemitteilung des Bayerischen Umweltministers Schnappauf (http://www. stmugv.bayern.de/aktuell/presse/detailansicht. htm?tid=6349; 20.05.08) (12) EU-Grünbuch „Klimawandel“, S. 6 (13) European Environment Agency: Vulnerability and adaptation to climate change in Europe. – Copenhagen 2006. = EEA Technical report No 7/2005 (14) Vgl. Beiträge P. Becker et al. und Kropp/ Daschkeit i. d. H. (15) Jol, A.: Vulnerability and adaptation to climate change in Europe. Local land & soil news Nr. 22/23 II (2007), S. 3 f. (17) Vgl. u. a. HM Treasury (Hrsg.): Stern review, a. a. O. S. 7 f. (19) Parry, M.L et al. (Hrsg.): Assessment of potential effects and adaptations for climate change in Europe: the Europe ACACIA project. Jackson Environment Institute, University of East Anglia. – Norwich 2000; sowie ASCCUE-Project (http://www.sed.manchester.ac.uk/research/cure/ research/asccue) (20) Vgl. Anm. 5 (21) Péman, I.: Problems of drought in Spain. Vortrag auf der Tagung „Adaptation to Climate Change: A Spatial Challenge”, 14.Mai 2008 in Den Haag. Das neue Stadtplanungsgesetz Spaniens von 2007 schreibt demnach eine Anpassung an den Klimawandel vor. (22) Dies geschieht auch vor dem Hintergrund der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC). Hier sind die Mitgliedsstaaten gehalten, in regelmäßigen Abständen einen Zwischenbericht über die jeweilige nationale Situation zum Klimawandel und dementsprechend auch über den Stand und die Entwicklung von Reduzierungs- und Anpassungsmaßnahmen zu formulieren. (23) http://ec.europa.eu/environment/climat/eccpii.htm (24) European Climate Change Programme: Working Group II Impacts and Adaptation Regional Planning, Energy and Public Infrastructure and Structural Funds. Sectoral Report (http://ec.europa.eu/ environment/climat/pdf/eccp/impactsadaptation/ regional.pdf; Stand 19.5.08) 394 Fabian Dosch, Lars Porsche, Philipp Schuster: Anpassung an den Klimawandel aus europäischer Perspektive (25) Anpassungsmaßnahmen dienen entsprechend der Bewältigung der antizipierten Folgen eines sich wandelnden Klimas z. B. aufgrund verstärkter Niederschläge, höhere Temperaturen, Wasserknappheit oder häufiger auftretende Stürme. Beispiele für Anpassungsmaßnahmen: effizientere Nutzung knapper Wasserressourcen, Anpassung von Baunormen an künftige Klimabedingungen und Witterungsextreme, Bau von Infrastrukturen für den Hochwasserschutz, Anhebung der Deiche gegen den Anstieg des Meeresspiegels, Aufstellung von Raumplänen und die Anlage von Korridoren zur Förderung der Artenmigration. Vgl. EU-Grünbuch „Klimawandel“, a. a. O, S. 4; vgl. auch Beitrag Kropp/Daschkeit i. d. H. (26) Verkürzt zitiert nach EU-Grünbuch „Klimawandel“, a. a. O., S. 14 f., S. 23 (27) Eine europaweite Datenbank zu Guten Beispielen der Klimaanpassung wird im Rahmen des ADAMproject erarbeitet (www.adamproject.eu) (28) http://ec.europa.eu/environment/climat/adaptation/stakeholder_consultation.htm; 19.5.2008 (29) Akademie für Raumforschung und Landesplanung – ARL (Hrsg.) Europäische Strategien der Anpassung an die Folgen des Klimawandels: die Sicht der Raumplanung. – Hannover 2007. = ARL-Positionspapier 73 (30) Die Anpassung beinhaltet sowohl nationale als auch regionale Strategien sowie praktische Maßnahmen auf Gemeinschaftsebene oder von Privatpersonen; sie kann vorgreifend oder reaktiv sein und betrifft sowohl natürliche als auch Humansysteme. Die Gewährleistung der lebenslangen Nachhaltigkeit von Investitionen durch explizite Berücksichtigung des sich wandelnden Klimas wird oft als Klimasicherung (Climate proofing) bezeichnet; vgl. EU-Grünbuch „Klimawandel, a. a. O., S. 4 (31) Bei nationalen Forschungsergebnissen und programmatischen Zielen sind Länder wie Großbritannien (Climate Impact Programme – UKCIP) und die Niederlande (Forschungsprogramme Climate Change Spatial Planning – CCSP) oder Planning and Adaptation to Climate Change – ARK) führend. (32) Vgl. u. a. Datenbank des UBA-Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung (www.anpassung.net) (33) http://www.espace-project.org (34) Vgl. Weber, J.: Workshop 1 – Fallbeispiel Klimawandel und Flussgebietsplanung: Fallstudie Fränkische Saale. In: Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel. Hrsg.: BMVBS/BBR. – Bonn 2008. = BBR-Online-Publikation 11/2008, S. 19 – 20 (35) www.amica-climate.net (36) www.climchalp.org, Ergebnisse im „Common strategic paper“; vgl. Beitrag Hiller und Probst i. d. H. (37) www.adamproject.eu (38) Vgl. u. a. Projektkatalog auf www.anpassung.net (39) www.bmbf.de; Ressortforschung: z. B. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel als Hauptziel 4 des BMELV-Forschungsplans 2008; Länderprogramme: z. B. www.hlug.de/ medien/luft/klima/-monitor/forschung/index.htm (19.5.2008) (40) Island, Schweiz, Norwegen; im Folgenden kurz: EU 27+3 (41) Philipp Schuster: Klimaanpassungsstrategien in europäischen Nachbarländern. Unveröff. Abschlussbericht im Rahmen eines Werkvertrags, Januar – April 2008. Vorgehen der Untersuchung: (Literatur-)Analyse zugänglicher und publizierter nationaler Dokumente (desktop research) sowie Telefoninterviews. (42) 14.05.2008 in Den ESPACE-Projekt Haag, unterstützt vom (43) Zur Detaildarstellung und Methodik der einzelnen Kategorien vgl. Bericht P. Schuster, a. a. O., S. 50 (44) United Nations Framework Convention on Climate Change (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen), u. a. Art. 41 b (http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf; 19.5.2008) (45) Die Matrix ist eine Bestandsaufnahme und basiert auf der Auswertung allgemein zugänglicher Informationen in deutscher, englischer und spanischer Sprache. Sie kann vor dem Hintergrund des methodischen Vorgehens keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, zeigt jedoch, welche Sektoren bereits besonders intensiv behandelt werden und welche Länder bei der Klimaanpassung möglicherweise besonders aktiv sind. Deutschland ist nicht enthalten, da die Strategien der europäischen Staaten auf ihre Übertragbarkeit für Deutschland geprüft werden sollen. (46) Vgl. HM Treasury: a. a. O. Stern Report (s. Anm. 9), (47) Vgl. Beiträge Endlicher/Kress sowie Drack i. d. H. (48) Bauriedl, S.; Baasch, S.; Winkler, M.: Die klimagerechte europäische Stadt? Siedlungsstrukturen, städtischer Lebensstandard und Klimaveränderungen. RaumPlanung 137 (2008), S. 67–71 (49) Vgl. u. a. www.amica-climate.net/406.html; www.meteofrance.com > vigilance; http://www. sante-jeunesse-sports.gouv.fr/dossiers/sante/ canicule-chaleurs-extremes/canicule-chaleursextremes.html; www.springerlink.com/content/ j1312414001u662t/ (20.5.2008); Plan Nacional de Actuaciones Preventivas de los efectos del exceso de temperaturas sobre la salud (HitzeVorsorgeplan Spaniens; www.msc.es/ciudadanos/saludAmbLaboral/planAltasTemp/2007/docs/ planDefinitivoOlaDeCalor2007.pdf (50) Vgl. Australian’s “Climate Change Adaptation Actions For Local Government” (http://www.greenhouse.gov.au/impacts/publications/pubs/localgovernment.pdf) (51) Vgl. Projekt “Adaptation Strategies for Climate Change in the Urban Environment (ASCCUE)” (u. a. www.sed.manchester.ac.uk/research/cure/ downloads/asccue.pdf) (52) Z. B. in Italien (www.amica-climate.net/373.html) (53) http://www.ukcip.org.uk/ -> LCLIP A local climate impacts profile (54) Etwa an den Uferregionen der Maas und u. a. in Deventer und Dordrecht. Amphibische Häuser passen sich dem steigenden Wasserspiegel an; vgl. u. a. http://www.lifeproject.info/ (long term initiatives for floodrisk environment) und www.livingonwater.de (Pilotprojekt in Kiel). (55) Ein großes Flutschutzprojekt wird derzeit für die Themse entwickelt: “Thames Estuary 2100 (formerly Planning for Flood Risk Management in the Thames Estuary) is a joint initiative which aims to determine the appropriate level of flood protection needed for London and the Thames Estuary for the next 100 years” (www.thamesweb.com) (56) Z. B. Plan P.L.U.I.E in Wallonien (Regional plan aimed at preventing and mitigating flooding effects; siehe http://environnement.wallonie.be/de/ dcenn/plan_pluies/index.htm; 20.05.2008) (57) TU Dortmund, Institut für Raumplanung – IRPUD/ LLP (Lehrstuhl Landschaftsökologie und Landschaftsplanung) (Bearb.): Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel – Vorstudie für Modellvorhaben im Auftrag des BBR/BMVBS. 1, unveröff. Zwischenbericht. – Dortmund April 2008 (58) Zum Arbeitsstand vgl. www.wasklim.de/BMUKonferenz.html sowie BMU Zeitschrift Umwelt, H.6/08 (in Vorbereitung) (59) Schlipf, S.; Herlitzius, L.; Frommer, B.: . Regionale Steuerungspotenziale zur Anpassung an den Klimawandel. Möglichkeiten und Grenzen formeller und informeller Planung. RaumPlanung 137 (2008), S. 77–82 (60) Vgl. hierzu im Detail Dosch, F.; Porsche, L.: Klimaanpassung durch resiliente Raumstrukturen. LandInForm (2008) 2 (im Druck) (61) Vgl. zu Vulnerabilitäten und Anpassungsmaßnahmen Übersichtsblätter/Handouts für acht verschiedene Sektoren/Fachpolitiken unter www. wasklim.de/download/BMU-Konferenz_Handouts.zip (20.5.2008) (62) Greiving, S.; Fleischhauer, M.: Raumplanung: in Zeiten des Klimawandels wichtiger denn je! RaumPlanung 137 (2008), S. 61–66 (63) Ritter, E.-H.: Klimawandel - eine Herausforderung an die Raumplanung. Raumforschung u. Raumordnung 65 (2007) H. 6, S. 531–538; Fleischhauer, M.; Bornefeld, B.: Klimawandel und Raumplanung – Ansatzpunkte der Raumordnung und Bauleitplanung für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel. Raumforschung u. Raumordnung 64 (2006) H. 3, S. 161–171 (64) MKRO 2007: Entwurf eines Eckpunktebeschluss der MKRO zu Raumordnung und Klimawandel. Stand: 14.08.2007 (65) Zu Details vgl. Bericht P. Schuster, a. a. O., Kap. 8 (vgl. Anm. 41) (66) www.bbr.bund.de (MORO, ExWoSt ; Nationale Stadtentwicklungspolitik)