Baumsteckbrief: Traubenkirsche (Prunus padus) Kurzportrait Die Traubenkirsche wächst als mehrstämmiger Strauch oder als 15 m (max. 20 m) hoher Baum mit aufsteigenden Ästen und überhängenden Zweigen. Sie erreicht Stammdurchmesser von 70 cm und einem maximalen Alter von 80 Jahren. Die Rinde ist schwarzgrau, bildet im Alter eine dünne, längsrissige Borke und ist nach Verletzungen übel riechend. Junge Triebe sind kahl mit auffälligen Korkwarzen. Die Winterknospen sind länglich zugespitzt und besitzen bewimperte Schuppenblätter. Die breiten bis länglich elliptischen Blätter sind wechselständig, an der Basis herzförmig abgerundet und besitzen am Blattstiel zwei grüne Drüsen. Die weißen und intensiv duftenden Blüten (Mai und Juni) sind in überhängenden vielblütigen Trauben angeordnet. Die schwarz glänzenden im Juli und August reifen Steinfrüchte sind zwar essbar, jedoch nicht wohlschmeckend und in größeren Mengen unverträglich. Die Traubenkirsche besitzt ein intensives tiefgründiges Wurzelwachstum und eine gute Stockausschlagfähigkeit. Die Traubenkirsche (Prunus padus) sollte nicht mit der aus Nordamerika eingebürgerten Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) verwechselt werden, die in Europa jedoch nicht die baumartige Form ausbildet, sondern als Strauch wächst. Letztere ist zur Zeit gebietsweise in massiver Ausbreitung begriffen. Standortpräferenzen Das Verbreitungsgebiet der Traubenkirsche erstreckt sich über weite Teile Europas und Asiens, fehlt jedoch in Südeuropa, Südrussland und auf dem Balkan. Sie tritt bevorzugt in Flussniederungen, feuchten Laubwäldern, Auwäldern und an Gewässern sowie in Gebirgstälern bis in 2000 m Höhe auf. Sie kommt auch im Eichen-Hainbuchenwald, in der Hartholzaue und besonders im Schwarzerlen-Eschenwald vor. Die Traubenkirsche ist eine Halbschattbaumart und liebt die gemäßigten bis warmen Gebiete entlang der mitteleuropäischen Fließ- und Stillgewässer. Da sie in der Regel in Böden mit sehr guter Wasserversorgung wurzelt, kommt sie auch mit niederschlagsarmen Zeiten zurecht (Grundwasserzeiger). Sie schlägt relativ früh im Jahr schon aus und ist daher leicht spätfrostempfindlich. Die Traubenkirsche wächst auf frisch-feuchten, feinerdereichen, meist vergleyten, basen- und nährstoffreichen Böden mit Grundwasseranschluss. Sie verträgt zeitweise Überschwemmung. Waldbauliche Behandlung Die Traubenkirsche wird zwar als Zierpflanze kultiviert, jedoch nur wenig forstlich beachtet. Dabei besitzt sie ein sehr interessant gefärbtes Holz und erreicht auch nutzholztaugliche Dimensionen. Die intensiv wurzelnde Traubenkirsche ist eine wertvolle Baumart zum Aufbau gestufter Waldränder im Auenwald und eignet sich zum Unterbau von Pappelbeständen nach dem Ausfall von Ulmen. Die Traubenkirsche kann gelegentlich durch die Gespinstmotte (Yponomeuta padi) kahlgefressen werden, erholt sich aber rasch wieder. Des weiteren besitzt die Traubenkirsche nur wenige Fraßfeinde. Verwendung Farbe des Kernholzes ist dunkelbraun, die des Splintholzes fast weiß. Das Holz der Traubenkirsche ist weich, leicht, elastisch, gut spalt- und biegbar und schwindet nur wenig. Es ist nicht sehr dauerhaft und von geringem Brennwert. Vor allem im frischen Zustand besitzt es einen unangenehmen, bittermandelartigen Geruch, der den Gebrauchswert einschränken kann. Im Volksmund heißt die Traubenkirsche daher oft auch Faulbaum, wobei botanisch gesehen unter Faulbaum eigentlich die Gehölzart Frangula alnus (auch Pulverholz) verstanden wird. Das Holz kann in der Tischlerei, zum Möbelbau, Musikinstrumentenbau und in der Drechslerei verwendet werden. Impressum: Herausgeber: Bayerischer Waldbesitzerverband e.V.; gefördert mit Mitteln des Holzabsatzfonds; erstellt durch Büro für Naturgemäßes Ressourcenmanagement (BNR); Bezug, Quellennachweise und nähere Informationen im Impressum (siehe Startseite) und unter www.waldbesitzer-info.de