Ohne Wärme geht es nicht - All

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Löttechnik
Helmut Deusch
Ohne Wärme geht es nicht
Zum Löten benötigt man eine
kontrollierte Wärmezufuhr.
Temperaturerhöhungen führen
aber nicht nur zum (gewünschten)
Fließen des Lots, sondern beeinträchtigen die Lötstelle durch
zahlreiche ungünstige Eigenschaftsveränderungen. Deshalb
muss man die Maßnahmen zum
Erreichen der Löttemperaturen
und den zeitlichen Verlauf der
Temperaturen genau aufeinander
abstimmen.
Bild 1: Typischer Temperaturverlauf über der Zeit
für eine Lötung mit einem berührenden Lötwerkzeug (z.B. Lötkolben) und zugeführtem Lot
Um Werkstoffe weich zu löten, muss man
immer Wärme zu- und abführen. Jede Lötstelle durchläuft einen Temperaturzyklus.
Dieser ist einerseits vom Schmelzverhalten
des Lots und andererseits vom physikalischen Prozessablauf bestimmt. Dabei kann
Wärme durch drei Arten übertragen werden.
Bei der Wärmeleitung berühren sich
Körper unterschiedlicher Temperaturen.
Wärmeströmung ist der Transport von
Wärme durch Flüssigkeiten oder Gase.
Zur Wärmestrahlung gehört die Übertragung durch elektromagnetische Strahlung (z.B. Infrarotstrahlung).
Zum Löten nutzt man alle drei Arten der
Wärmeübertragung. Lötverfahren werden
u. a. auch durch die Art der Wärmeübertragung klassifiziert.
Wärme fließt immer vom höheren zum tieferen Temperaturniveau. Die transportierte
Wärmemenge hängt von der Zeit und von
der Temperaturdifferenz ab. Die Temperaturänderung folgt stets einer E-Funktion
mit abnehmender Änderungsrate.
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Wärmeübertragung braucht Zeit
Jede Weichlötung folgt in typischer Weise
einem zeitlichen Temperaturverlauf. Dabei
ist die eingeregelte Temperatur der Lötspitze wesentlich höher als die erforderliche
Schmelztemperatur des Lots. Üblich wird
die Temperatur der Lötspitze etwa 1,5 mal
höher gewählt als die Schmelztemperatur
des Lotes. Dies ist zum einen durch die dynamischen Verhältnisse der Wärmeübertragung erforderlich, zum anderen sorgt es
für einen möglichst kurzen Lötzyklus.
Bild 1 zeigt einen typischen Temperaturverlauf über der Zeit für eine Lötung mit einem berührenden Lötwerkzeug (z.B. Lötkolben) und zugeführtem Lot.
Die Lötspitze berührt die zu verbindenden
Teile (Zeitpunkt A). Die große Temperaturdifferenz zwischen der heißen Lötspitze
und den kalten Teilen lässt die Temperatur
der Teile schnell ansteigen.
Zum Zeitpunkt B soll die Temperatur etwa
20 bis 30% höher als die Schmelztemperatur des Lots sein.
Dann beginnt die Zuführung des Lots. Zuführen, Einschmelzen und Einfließen des
Lotes erfordert weitere Wärmeenergie,
die aus der Lötspitze, aber auch aus den
Teilen in das Lot einfließt. Deshalb kühlt
die Lötstelle bis zum Zeitpunkt C ab. Diese
Temperatur muss aber noch deutlich
höher als die Schmelztemperatur des Lots
sein.
Durch weitere Wärmezufuhr aus der Lötspitze erhöht sich die Temperatur wieder
bis zum Zeitpunkt D, an dem die Wärmezufuhr durch Wegnehmen der Lötspitze
unterbrochen wird. Dann beginnt die Abkühlphase.
Zum Zeitpunkt E unterschreitet die Lötstellentemperatur den Soliduspunkt. Das Lot
wechselt seinen Zustand von flüssig in fest.
Nun ist der eigentliche physikalische Lötzyklus beendet. Dies ist der frühestmögliche
Zeitpunkt für eine elektrische oder mechanische Belastung der Lötstelle (elektrische
Prüfung oder Werkstückbewegung).
Diesem Temperaturverlauf über der Zeit
folgen prinzipiell auch die Lötverfahren mit
berührungsloser Wärmeübertragung oder
mit interner Wärmeerzeugung, dort jedoch mit eingesteuerter Primärenergie
(Strahlung, Induktion oder Widerstandserwärmung).
Nur minimale Lötzeiten sind wirtschaftlich
Um wirtschaftlich zu arbeiten, muss man
die Zeit für den Lötzyklus möglichst minimieren. Dazu gibt es einige Möglichkeiten.
Tabelle 1 zeigt die Vor- und Nachteile, die
sich aus dem Variieren der zeitlichen Temperaturverläufe durch unterschiedliche Einflüsse und Maßnahmen beim Löten ergeben. Anhand dieser Daten muss man in
der Praxis die Möglichkeiten prüfen. Dabei
kommt es darauf an, dass wirtschaftliche
Vorteile nicht schwerwiegende technische
Nachteile verursachen.
Helmut Deusch war bei der Ecotec Automations- und Verfahrenstechnik GmbH in St. Georgen Geschäftsführer und ist heute dort beratend für Löttechnik tätig.
Maßnahme
Erhöhung der Temperatur des
Wärmeträgers z.B. der
Lötspitze
Vorteile
Vor- u. Nachwärmzeit verkürzen sich durch höhere
Temperaturdifferenz
Erhöhung der Masse des
Wärmeträgers
Vor- und Nachwärmzeit
verkürzen sich durch größere
zur Verfügung stehende
Wärmevolumina
Vorwärmzeit verkürzt sich
Vorwärmung der Teile
Einsatz von agressiverem
Flussmittel,
Kühlung der Lötstelle in
der Abkühlphase
Wärmeübergang durch Querschnittsvergrößerung z.B. durch
vorverzinnte Lötspitze verbessern
Löten in desoxidierender
Atmosphäre (Stickstoff)
Nachteile
Wirkzeit des Flussmittels wird
verkürzt,
geringere Diffusionstiefe,
höherer Verschleiß des Wärmeträgers,
Flussmittelspritzer
Zugänglichkeit der Lötstellen
wird eingeschränkt,
höherer Lotverlust
Vorwärmzeit verkürzt sich
höherer techn. Aufwand,
höherer Energiebedarf,
zusätzl. Wärmebeanspruchung
evtl. korrosive Rückstände,
geringere Diffusionstiefe,
flüssiges Lot kann deformiert
werden
höherer techn. Aufwand
Fließverhalten wird verbessert,
Verzunderung wird reduziert
höhere Betriebskosten,
höherer techn. Aufwand
Nachwärmzeit verkürzt sich,
Soliduspunkt wird schneller
erreicht
Tabelle 1: Vor- und Nachteile, die sich aus dem Variieren der zeitlichen Temperaturverläufe durch
unterschiedliche Einflüsse und Maßnahmen beim Löten ergeben
productronic 3/4 ‘02
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