Individualisierung bei Max Weber Steffi Sager und Ulrike Wöhl Gliederung 1. Einleitung 2. Das soziale Handeln 3. Werthaftigkeit und Sinnhaftigkeit des Handelns 4. Die Orientierung am Anderen 5. Zusammenwirken von wertorientiertem Handeln 6. Zusammenwirken von erwartungsorientiertem Handeln Gliederung 7. Typen sozialer Beziehungen 8. Begriff der Rationalisierung • Politik • Wirtschaft • Wissenschaft • Recht • Individuellen Umwelt 9. Veränderungen für das Individuum Einleitung • Ausgangspunkt seiner begrifflichen Soziologie – Individuen • seine empirischen Arbeiten beschäftigen sich meistens jedoch mit makrosoziologischen, ganze Gruppen von Menschen umfassenden Erscheinungen • dabei gilt: Je größer die gesellschaftliche Gruppe, desto unsichtbarer wird der Einfluss des einzelnen Menschen Das soziale Handeln • • • Soziales Handeln = zentrales Element, auf das die gesamte Gesellschaft aufbaut Verhältnis von Individuen und Gesellschaft besser als das Verhältnis der Individuen untereinander zu umschreiben Wichtige Komponenten des soziales Handelns: 1. Werthaftigkeit allen Handelns 2. Orientierung am Verhalten anderer Werthaftigkeit und Sinnhaftigkeit des Handelns • • • • • Handeln = bewusst rational gestaltetes Tun Rationalitätsstufen des Handels: 1. traditionelle 2. affektuelle und das wertrationale 3. zweckrationale Sinnvolles Handeln = bewusst rational gestaltetes Tun mit best. Ziel Subjektiv gemeinter Sinn = eigener Grund / Motiv Handeln gibt der Wirklichkeit eine besondere Bedeutung von Sinnhaftigkeit Die Orientierung an Anderen • • • Handeln von Individuen→ sozial: der subjektive Sinn am Verhalten anderer Individuen orientiert berücksichtigte erwartete Verhalten der anderen Personen: 1. vergangen 2. gegenwärtig 3. zukünftig Soziales Handeln einer Person: 1. durch Orientierung an gemeinsam geteilten Werten (= Grundlage der gesellschaftlichen Regenmäßigkeiten bzw. Ordnungen) 2. durch Orientierung am erwarteten Handeln anderer (= Grundlage der gesellschaftlichen Gebilde bzw. Strukturen) Zusammenwirken von wertorientiertem Handeln • • • • • typische und gleichartige Sinninhalte = Regelmäßigkeiten im Verhalten Regelmäßigkeiten→ unterschiedlich begründet sein: 1. freiwillig oder 2. äusserlich Im ersten Fall: Unterscheidung von Brauch (Regelmäßigkeit), Sitte (Tradition) und Interessen Im zweiten Fall: legitim geltende Ordnung (Unterstützung der Regelmäßigkeiten durch Strukturen) Zwang liegt irgendwie fast allen Vergemeinschaftungen zugrunde Zusammenwirken von erwartungsorientiertem Handeln • • • • Soziale Beziehungen: Interaktion zweier oder mehrerer sozial handelnder Personen dauerhaft oder weniger dauerhaft und unterscheiden sich in der Stärke der gegenseitigen Orientierung Soziale Gebilde = geronnene, verfestigte, stabile Sinngehalte, an die die Menschen sich halten und an denen sie sich orientieren Soziale Gebilde: - außen und / oder gegen innen - arbeitsteilig - reguliert Typen sozialer Beziehungen • • • • zwei Arten: 1. Vergemeinschaftung 2. Vergesellschaftung Vergemeinschaftung: Entstehung von Gemeinschaft→ Freundschaft, Nachbarschaft usw. Vergesellschaftung: Entstehung von Gesellschaft→ Tausch, Zweckverein usw. Realität: soziale Beziehungen immer einen vergemeinschafteten und einen vergesellschafteten Teil Der Begriff der Rationalisierung • okzidentale Rationalisierung • moderne Gesellschaft = Ergebnis eines Prozesses - Wirtschaft Politik Wissenschaft Recht • Rationalität: - ausserwirkliches Prinzip - logisches Ideal - unterschiedlichen Gestalten verwirklichen - unterschiedliches Auftreten im innerweltlichen Handeln Der Begriff der Rationalisierung • charakterisiert: protestantische Ethik geprägte Form • Rationalisierungsprozess: = die Art und Weise wie sich Rationalität zu einer best. Zeit in einem best. Ort verwirklicht • Intention: bereichsspezifische Veränderungen festzustellen Rationalisierung in der Politik • Ausdruck durch Bürokratisierung • Rationalisierung der sozialen Organisationen durch die Autorität von formalen Regeln • bürokratische Organisationsform = effizient anwendbar, vorhersehbar und berechenbar • Sozialisierung = zunehmende Bürokratisierung • Bürokratie baut auf formale, rationale Sachlichkeit und Rechtsgleichheits-Garantien auf Rationalisierung in der Wirtschaft • • • • Unterscheidung 2 verschiedener Dinge: 1. der wirtschaftliche Betrieb 2. die Marktwirtschaft innere und äußere Schrumpfung oder Zersetzung der Hausgemeinschaft Innen: Trennung Geschäftsvermögen (Betrieb) und Privatbesitz (Haus) Außen: Individuum (Tausch-) Ansprüchen ausgesetzt Rationalisierung in der Wirtschaft • „rational-kapitalistische Organisation von freier Arbeit“ • Vergesellschaftung durch Tausch auf dem Markt = Archetyp des rationalen Gesellschaftshandelns • Wandel der Beziehungen, die ehemals auf Verbrüderung und Verwandtschaft beruhten, in Marktbeziehungen Rationalisierung in der Wissenschaft • Ziel der sachlichen Rationalisierung: Erfassung der Welt durch Aufdeckung unpersönlicher, universalistischer Gesetzmäßigkeiten • keine allgemeine „Intellektualisierung“ im Alltag • Anwendung auch zweckrational Rationalisierung im Recht • enorme Spezialisierung und Systematisierung des Rechtsapparates • beruht zunehmend auf formal-rationalen Prinzipien • Lösung von moralisch-praktischen, religiösmethaphysischen Weltbildern • keine Technik der Wertumsetzung mehr • kein Instrument, um die Ethik umzusetzen • = systematisch-logische „Weltbildinterpretation für sich • gehorcht den eigenen Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien • Recht = entscheidende Instanz, da es überall Zugriff hat Rationalisierung der individuellen Umwelt • Beteiligung einzelner Menschen an verschiedenen Gemeinschaftshandeln, Einverständnishandeln und Gesellschaftshandeln • Zunahme der Vergesellschaftungsformen • soziales Handeln→ zweckrationales Handeln • Handlungen mit Höchstmass an Rationalität gleichzeitig auch die „freisten“ • Freiheit am Höchsten→ Handeln frei von Gefühlen Veränderungen für das Individuum • erwartungsorientiertes soziales Handeln→ stehen unflexible, nach formalen Regeln funktionierende Strukturen gegenüber • Handlungen innerhalb: sachlich, unpersönlich und utilitaristisch • wertorientiertes soziales Handeln→ werden abstrakter, universalistischer, systematischer und verfolgen autonome Prinzipien Veränderungen für das Individuum • Anstelle von menschlichen Beziehungen = Marktbeziehungen • Menschenkontakte = versachlicht • einzelne Mensch = als isolierter Wirtschaftsmenschen funktionieren • einzelne Person passiv im Netz ihrer wachsenden Bindungen gefangen