Einsatz von GPS für ein optimiertes Herden- und Landschaftsmanagment Thomas Guggenberger, Albin Blaschka Lehr- und Forschungszentrum für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein Raumberg 38, A 8952 Irdning, Österreich Einleitung Im Zuge des Projektes AGRAM („Innovatives Almmanagement durch gezielte Beweidung mit Schafen zur nachhaltigen Bewirtschaftung der alpinen Kulturlandschaft“) am Lehr- und Forschungszentrum für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein werden im Gebiet des Hauser Kaiblings (Gemeinde Haus im Ennstal, Steiermark, Österreich; 47,40° N 13,76° E) Untersuchungen zu Landnutzung und Landschaftserhalt im Berggebiet durchgeführt. Kern des Projektes ist eine Schafherde von ca. 800 Tieren, die von einem Hirten begleitet im Gebiet weidet. Um Fragen des Weidemanagements und Vegetationsökologie effizient beantworten zu können, werden neben anderen Erhebungen die Position und die Aufenthaltsdauer der Schafherde in Abhängigkeit von der Tageszeit erhoben. Sie dienen unter anderem dazu, die Intensität der Beweidung und Bewegungsmuster der Herde festzustellen (siehe Abbildung 1). Geräte Zwei Schafe wurden mit jeweils einem mobilen GPS-Empfänger ausgestattet, (Vectronic Aerospace http://www.vectronicaerospace.com). Das verwendete Modell ist das GPS Collar Plus (siehe links, Abbildung 2). Einer der beiden Sender ist zusätzlich fähig, die gemessene Position über GSM zu übermitteln. Die GPS-Empfänger werden mit einem Halsband an den jeweiligen Tieren befestigt, die Position wird jede halbe Stunde gespeichert. Das Halsband ohne GSM Sendeeinrichtung wird bei routinemäßigen Wiegungen der Tiere alle vier Wochen mit Hilfe eines Laptops und der vom Erzeuger gestellten Software im CSV-Format (Position als Latitude/Longitude/WGS 84, Uhrzeit, Datum) ausgelesen. Ein Akkuwechsel ist während einer Weidesaison (Ende Mai bis Mitte September) mit dieser Messfrequenz nicht notwendig. Datenverarbeitung Die per GSM und über die Software gesammelten Daten im CSV-Format wurden in eine PostgreSQL Datenbank mit installierter PostGISErweiterung (PostgreSQL Global Development Group, 2008; Refractions Research Inc., o.J.) über ein einfaches Skript importiert und dort die Koordinaten in ein Punktobjekt umgewandelt. Dabei erfolgte eine grundsätzliche Prüfung auf Korrektheit und Plausibilität. Die in einer Weidesaison mit den zwei GPS-Empfängern gesammelte Datenmenge ist nicht groß, die Grundtabelle umfasst ca. 10 000 Datensätze. Daher war es möglich, alle weiteren Auswertungen wie Projektion in das verwendete UTM 33N Koordinatensystem (EPSG: 32633) und Abstands/Streckenberechnungen direkt über Datenbank-Views mit der entsprechenden Funktionalität von PostGIS zu realisieren. Weitere Analysen und Berechnungen wurden soweit möglich ebenfalls über Datenbank-Views direkt in der Datenbank oder über die Schnittstellen der Statistik-Software R (www.r-project.org) und realisiert. Das DatenbankManagement (PostgreSQL/PostGIS) erfolgt über das Frontend PgAdmin III (www.pgadmin.org). Die Visualisierung bzw. Kartendarstellung erfolgte hauptsächlich mit dem Programm QGIS (www.qgis.org; siehe Abbildung 3). Die Weidedichtekarte (Abbildung 4) wurde unter ArcGIS 9.2 mit der Spatial Analyst – Extension der Firma ESRI erstellt. Die hauptsächlich eingesetzten Programme (PostgreSQL/PostGIS, PgAdmin III, R, QGis) sind alle Open Source und auf allen gängigen Plattformen und Betriebssystemen (GNU/LINUX, Mac, Windows) einsetzbar. Die PostgreSQL Datenbank auf einer entsprechenden Serverplattform als zentrale Komponente ermöglicht weiters ein einwandfreies Mehrbenutzersystem nicht nur in einem lokalen Netzwerk, sondern eine weltweit verteilte Zusammenarbeit, eine entsprechende Internetverbindung vorausgesetzt. Abbildung 1: Die Erhebung der Position und damit verbunden der Aufenthaltsdauer in den unterschiedlichen Bereichen einer Weide ist eine Grundvoraussetzung für Untersuchungen zum Weide- und Herdenmanagement im Projekt AGRAM Abbildung 2: Ein Schaf mit GPS-Halsband: Der untere Teil stellt den Akku dar, der eigentliche GPS-Empfänger befindet sich oben im Genickbereich. Analyse Aus den Positionsdaten werden Dichtekarten, Aufenthaltsdauer in bestimmten Bereichen, und Zuggeschwindigkeit der Herde berechnet. Zusammen mit weiteren Daten zu Gelände, Vegetation, Futteranalysen oder auch Gewichtsentwicklung der Tiere, bilden diese gewonnenen räumlichen Daten eine Grundlagen für die weitere Entwicklung eines optimierten Weide- und Landschaftsmanagements. Die Weidedichtekarte (Abbildung 4) zeigt deutliche „Hot Spots“ der Beweidung (rote Bereiche; grün zeigt eine niedrige Intensität, gelb eine mittlere): Um eine Überweidung zu vermeiden, ist bei der weiteren Planung darauf Rücksicht zu nehmen. Andererseits geben diese Nutzungsmuster, die auch durch die Landschaft/Morphologie bestimmt werden, wertvolle Hinweise für ein zukünftiges integriertes Landnutzungskonzept. Ein Ziel des Projektes ist auch, Verbuschungen und Wiederbewaldung und damit eine Degeneration der Kulturlandschaft hintan zu halten, wo die gewonnen Daten wertvolle Hilfe leisten. Abbildung 4: Visualisierung der Daten: Weidedichte anhand der Aufenthaltsdauer der Schafe, erstellt mit ArcGIS 9.2 mit der Spatial Analyst Erweiterung. Abbildung 3: Visualisierung der Daten: Hier sind die Bewegungen der Herde an drei unterschiedlichen Tagen dargestellt, jede Farbe entspricht einem Tag. Ein Maßstab findet sich in der rechten oberen Ecke des Bildes. Kontakt: Mag. Thomas Guggenberger*, MSc und Mag.rer.nat. Albin Blaschka Lehr- und Forschungszentrum für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein Raumberg 38 A 8952 Irdning Österreich * Mail: [email protected] Tel.: +43682/22451-380