6. Halbleiterdioden 6.1 Halbleiteraufbau und -eigenschaften Ein Gebiet, in dem ein P-Leiter und ein N-Leiter flächig aneinander grenzen, bezeichnet man als PN-Übergang. Ein PN-Übergang stellt eine Halbleiterdiode dar. PN-Übergang ohne äußere Spannung Am PN-Übergang dringen die Elektronen des N-Leiters durch ihre thermischen Bewegungen in den P-Leiter und umgekehrt Löcher des P-Leiters in den N-Leiter ein. Diesen Vorgang bezeichnet man als Diffusion. Die Elektronen und Löcher rekombinieren beiderseits des PN-Übergangs in einer sehr hochohmigen Grenzschicht G, so dass die Ladungsträgerdichten nn und np etwa der Eigenleitungsdichte ni entsprechen. Bei gleichem Dotierungsgrad für Donatoren und Akzeptoren bildet sich ein symmetrischer PN-Übergang aus. P - Zone N - Zone PN-Übergang P-Zone N-Zone ρ b a x E x G Loch Donator-Ion ϕ Akzeptor-Ion Elektron Grenzschicht beim PN-Übergang In der Grenzschicht überwiegen die Ionenladungen, so dass sich im N-Leiter eine positive Raumladung und im P-Leiter eine negative Raumladung ausbilden. Der Quotient aus Raumladung und Volumen wird als Raumladungsdichte ρ bezeichnet. x UD G Diffusionsspannung UD an einer Grenzschicht Die elektrische Feldstärke E in Längsrichtung ergibt sich aus der Raumladung ρ. x E = − dϕ 1 = ⋅ ∫ ρ ⋅ dx dx ε a (6.1) Das Potential ϕ bezogen auf das rechte Ende der N-Zone wird nach Gl. 6.2 berechnet. b ϕ = ∫ E ⋅ dx (6.2) x G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 50 Die an der Grenzschicht G auftretende Potentialdifferenz wird Diffusionsspannung UD genannt. Diese Spannung lässt sich an den äußeren Anschlüssen nicht messen, da sie in gleicher Größe an den Grenzschichten Metall-Halbleiter mit umgekehrter Polarität auftritt. Bei Metallen wird diese Spannung auch Kontaktspannung genannt, die bei Temperaturunterschieden der Kontaktstellen als Thermospannung messbar wird (Thermoeffekt). Das elektrische Feld in der Grenzschicht wirkt der Diffusion der Majoritätsträger entgegen. Die Grenzschicht ist einige µm breit; die Feldstärke beträgt einige kV/cm. Die Diffusionsspannung hängt vom Dotierungsgrad, von der Temperatur und von der Halbleiterart ab. Die Diffusionsspannung UD kann, wenn für die N-Zone die Majoritätsträgerdichte (Elektronen) nn, für die P-Zone die Majoritätsträgerdichte (Löcher) np und die Eigenleitungsdichte ni des Halbleiters bekannt sind, nach Gl. 6.3 berechnet werden. nn ⋅ np k ⋅T (6.3) U D = − U T ⋅ ln mit U T = 2 e ni Temperaturspannung UT, Temperatur T, Elementarladung e = 1,6 · 10-19 As, Boltzmannkonstante k = 1,38 · 10-23 Ws/K. Bei Zimmertemperatur und normaler Dotierung beträgt die Diffusionsspannung UD ≈ 0,3 V bei Germanium und UD ≈ 0,6 V bei Silizium. PN-Übergang an äußerer Spannung in Sperrrichtung Wird der Pluspol einer Spannungsquelle mit der N-Zone und der Minuspol mit der P-Zone des Halbleiters verbunden, so haben die äußere Spannung U und die Diffusionsspannung UD den gleichen Richtungssinn. Die beweglichen Ladungsträger werden durch das äußere elektrische Feld von den Rändern der Grenzschicht abgezogen. Die Raumladungszonen verbreitern sich durch eine äußerer Spannung in Sperrrichtung. Im äußeren Stromkreis fließt der kleine Sperrstrom IS. IS U P-Zone N-Zone UD UD + U Verbreiterung der Grenzschicht an einem in Sperrrichtung gepolten PN-Übergang Der Sperrstrom entsteht durch die in der Grenzschicht in geringer Anzahl vorhandenen Minoritätsträger, die vom elektrischen Feld über den PN-Übergang hinwegbewegt werden. Bei konstanter Temperatur erreicht der Sperrstrom einen Sättigungswert, d.h. er ist von U nahezu unabhängig. Im praktischen Betrieb erwärmt sich die Sperrschicht mit steigender Spannung, so dass der Sperrstrom mit U ansteigt. Die Sperrstromdichte JS bei Zimmertemperatur liegt für Germanium bei JS ≈ 0,2 mA/cm2 und für Silizium bei JS ≈ 0,002 mA/cm2. Bei Germanium sind Sperrschicht-Temperaturen von 70 ... 85°C zulässig; Silizium darf bis 200°C betrieben werden. Die Grenzschicht mit ihrer sehr geringen Leitfähigkeit liegt zwischen den gut leitenden Zonen (PZone, N-Zone). Sie bildet das Dielektrikum eines Kondensators. Die Kapazität der Sperrschicht G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 51 CS kann näherungsweise aus der Dicke d der Grenzschicht, der Übergangsfläche A und der Dielektrizitätszahl ε berechnet werden. ε⋅A U (6.4) CS = mit d = d 0 ⋅ 1 + d UD Die Dicke d0 der Grenzschicht bei Zimmertemperatur ohne äußere Spannung beträgt für Silizium bei sehr hohen Dotierungen rd. 0,1 µm und rd. 100 µm bei sehr niedrigen Dotierungen (εr ≈ 12 bei Silizium). Bei Halbleiterdioden für sehr hohe Sperrspannungen werden die leitenden Zonen hoch dotiert (gute Leitfähigkeit) und in der Nähe des PN-Überganges wird mit einer niedrigen Dotierung eine breite Grenzschicht (niedrige elektrische Feldstärke) erzielt. Bei Überschreiten einer bestimmten Spannung tritt - fast unabhängig von der Temperatur - eine plötzliche, starke Zunahme des Sperrstromes auf. Bei hoch dotiertem Halbleitermaterial (dünne Sperrschicht d = 0,1 ... 0,2 µm) kann die elektrische Feldstärke dort so hohe Werte erreichen, dass Elektronen aus den Gitteratomen ausgelöst werden, die die Sperrschicht abbauen. Die Diode wird leitend. Dieser Effekt heißt Zenereffekt (ZenerDurchbruchspannung ≤ 6,5 V). Bei schwach dotiertem Halbleitermaterial (breite Sperrschicht) können die Ladungsträger dort so stark beschleunigt werden, dass sie beim Zusammenstoß mit Gitteratomen weitere Ladungsträger herausschlagen. Sie verursachen damit ein lawinenartiges Anwachsen des Sperrstromes. Diesen Effekt nennt man Avalanche-Effekt (Avalanche-Durchbruchspannung ≥ 4,5 V). Wird der Strom nach Überschreiten der Durchbruchspannung so begrenzt, dass die Stromwärme in der Sperrschicht keine Zerstörung der Kristallstruktur hervorruft, dann sind die Durchbruchvorgänge reversibel. Die Grenzschicht ist nach Unterschreiten der Durchbruchspannung wiederhergestellt. Wird der Pluspol einer Spannungsquelle mit der P-Zone und der Minuspol mit der N-Zone des Halbleiters verbunden, so liegt die äußere Spannung U in Gegenrichtung zur Diffusionsspannung UD. I U P-Zone N-Zone UD UD + U PN-Übergang an äußerer Spannung in Durchlassrichtung Verkleinerung der Grenzschicht an einem in Durchlassrichtung gepolten PN-Übergang Frei bewegliche Ladungsträger werden durch das äußere Feld in die Grenzschicht hineingetrieben, wodurch die Raumladung teilweise abgebaut wird. Die Grenzschicht wird schmaler. Die elektrische Feldstärke zwischen den Raumladungsgebieten wird kleiner und damit die Potentialdifferenz an der Grenzschicht geringer. Bei U = UD ist die Grenzschicht vollständig abgebaut. Bei U ≤ UD werden Elektronen aus der N-Zone und Löcher aus der P-Zone von der äußeren Spannung über den PN-Übergang getrieben und rekombinieren beiderseits des PN-Übergangs. In der P-Zone fließt dabei ein Löcherstrom, in der N-Zone ein Elektronenstrom. G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 52 I R U P-Zone N-Zone Löcherstrom Rekombinationszone Elektronenstrom In Durchlassrichtung gepolter PN-Übergang mit abgebauter Grenzschicht Nach dem Abbau der Grenzschicht besitzt der Halbleiter nur noch den geringen Bahnwiderstand. Es fließt der Durchlassstrom, der im Wesentlichen durch den äußeren Widerstand R bestimmt wird. Im Durchlassbereich der Diode lässt sich die Strom-Spannungskennlinie iD = f{u} näherungsweise durch die modifizierte Shockley-Formel beschreiben: u m ⋅ UT k ⋅T (6.5) e Der Sperrstrom IS ist ähnlich wie die Eigenleitfähigkeit σe (Gl. 5.11) stark temperaturabhängig. Der Emissionskoeffizient (Korrekturfaktor) m liegt im Bereich 1 ≤ m ≤ 2. Bei realen Dioden muss die äußere Spannung uD noch den Spannungsfall Rb · iD in den neutralen Zonen und an den Kontakten des Halbleiters decken. i (6.6) u D = R b ⋅ i D + m ⋅ U T ⋅ ln 1 + D IS i D = IS ⋅ (e − 1) mit U T = In vielen Schaltungen kann die Strom-Spannungskennlinie im Durchlassbereich der Halbleiterdiode durch die Näherung nach Gl. 6.7 angegeben werden. u D = R b ⋅ iD + UD (6.7) In Datenblättern wird der Bahnwiderstand Rb häufig als konstanter, differentieller Widerstand rF und die Diffusionsspannung UD als Schleusenspannung UT0 bezeichnet. Mit steigender Temperatur sinkt die Schleusenspannung der Halbleiterdiode und gleichzeitig verkleinert sich der Durchlasswiderstand geringfügig. 6.2 Bauarten von Halbleiterdioden Flächendioden Bei Flächendioden erstreckt sich der pn-Übergang über eine größere Fläche. Sie wird als diffundierte Flächendiode oder als Planardiode hergestellt. Siliziumdioxid Anodenanschluss Anode Anode Kathode Kathode P N Kathodenanschluss Planar-Flächendiode im Schnitt Schaltzeichen der Diode G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik Gehäuseformen FB Technik, Abt. E+I 53 Flächendioden sind meist Si-Dioden. Sie können große Stromstärken vertragen und haben höhere Sperrspannungen als entsprechende Ge-Dioden. Je größer die Sperrschichtfläche einer Flächendiode, desto größer ist ihre Sperrschichtkapazität. Flächendioden mit großer Sperrschichtkapazität sind nicht für HF-Anwendungen geeignet. Die Schaltzeiten von Flächendioden wachsen mit der Sperrschichtkapazität. Mit Hilfe der Planartechnik können heute Flächendioden mit kleiner Sperrschichtfläche und sehr kurzen Schaltzeiten hergestellt werden. Die sehr widerstandsfähige und gasdichte Siliziumdioxidschicht (SiO2) schützt den fertig dotierten Halbleiter. Spitzendioden Spitzendioden und ihre Sonderbauform, die Golddrahtdiode, werden meist als Germaniumdioden gebaut. Auf ein kleines n-leitendes Germaniumkristall wird ein spitzer Draht aufgesetzt und mit dem Kristall verschweißt. Der Draht enthält als Legierungsbestandteile geeignete Akzeptoratome. Während des Schweißvorganges dringen diese in das Germaniumkristall ein und erzeugen eine sehr winzige p-leitende Zone (rd. 50 µm Durchmesser). Ge Anode Kathode P Spitze Metalldraht Ge-Halbleiter Glasgehäuse Spitzendiode im Schnitt N Kristallausschnitt Aus der kleinen Fläche des pn-Überganges folgt eine sehr kleine Sperrschichtkapazität (CS ≈ 0,2 pF). Spitzendioden sind deshalb für Hochfrequenz sehr gut geeignet. Die Golddrahtdiode ist eine Sonderform der Spitzendiode. Der Golddraht wird stumpf auf das stark dotierte Kristall geschweißt (Durchmesser der Sperrschichtfläche ≈ 100 µm). Der Durchlasswiderstand ist besonders gering. Leistungsdioden Leistungsdioden sind heute nahezu ausschließlich Siliziumdioden. Sie werden für sehr hohe Sperrspannungen (Stoßspitzensperrspannung URSM > 5 kV) und sehr große Durchlassströme (periodischer Spitzenstrom IFRM > 5 kA) gebaut. Das eigentliche Halbleiterelement ist eine dünne (0,2 mm - 0,4 mm), einkristalline Siliziumscheibe mit einer Fläche von 1 mm2 bis 70 cm2, die durch Diffusionsprozesse eine N-Zone und eine P-Zone erhält. Durch Anbringen metallischer Kontakte - die eine Seite durch Legieren auf eine rd. 1 mm starke Molybdän- oder Wolfram-Trägerplatte und die andere Seite durch Aufdampfen von Aluminium oder Silber - entsteht eine Halbleitertablette. Bei großen Leistungen wird die Halbleitertablette in zweiseitig kühlbare Scheibenzellen eingesetzt und bei kleinen und mittleren Leistungen in Kompaktbausteinen (Powerblock) elektrisch isoliert (Metalloxidschicht mit guter Wärmeleitfähigkeit) eingebaut. Mehrere Halbleiterdioden in einem Gehäuse sind hier zu einer Gleichrichterschaltung (B2-Schaltung für Wechselspannung, ~ B6-Schaltung für Drehspannung) verschaltet. Die ~ ~ Montage von Kompaktbausteinen auf einem Kühl~ ~ körper ist einfach. B2-Schaltung G. Schenke, 1.2008 B6-Schaltung Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 54 Da die Wärmekapazität des Halbleiterkristalls relativ klein ist, muss durch ausreichende Kühlung (Kühlkörper, Ventilation der Kühlluft) eine thermische Überlastung (sonst Zerstörung) vermieden werden. Si-Dioden Ge-Dioden Brückengleichrichter (B2, B6) Kennwerte und Grenzwerte Die Hersteller von Halbleiterdioden geben Datenblätter heraus. In diesen Datenblättern sind die Daten und Kennlinien der Halbleiterdioden genau beschrieben. Bei den Daten ist zwischen Grenzwerten und Kennwerten zu unterscheiden. Grenzwerte sind Werte, die der Anwender nicht überschreiten darf, ohne eine sofortige Zerstörung des Bauelementes zu riskieren. Kennwerte sind Werte, die Eigenschaften des Bauelementes im Betriebsbereich (typische Werte, Nennwerte, Garantiewerte) beschreiben. Wichtige Grenzwerte: - Spitzensperrspannung URM (höchster Augenblickswert der Spannung an der Diode in Sperrrichtung), - Richtstrom IFAV (höchster arithmetischer Mittelwert des Diodenstromes), - Durchlassstrom IFRMS (maximaler Durchlassstrom bei ϑj, echter Effektivwert), - Periodischer Spitzenstrom IFRM (größter zulässiger Spitzenstrom, der periodisch wiederkehren darf), - Stoßstrom-Grenzwert IFSM (Höchstwert eines einzelnen Stromimpulses, meistens ϑj = 25°C), - Verlustleistung Ptot (größte zulässige Gesamtleistung), - Sperrschichttemperatur ϑj (größte zulässige Temperatur des Kristalls im Bereich der Sperrschicht). Wichtige Kennwerte: - Durchlassspannung UF (bei bestimmtem Durchlassstrom), - Sperrstrom IR (bei bestimmter Sperrspannung und Temperatur), - Sperrschichtkapazität CS, Cj (bei bestimmter Sperrspannung), - Sperrverzögerung trr (unter bestimmten Bedingungen), - Wärmewiderstand Rth (Sperrschicht - Gehäuse - Kühlkörper - umgebende Luft). Vorwärtskennlinie IF = f{UF} Die Vorwärtskennlinie wird auch als Durchlasskennlinie bezeichnet. Sie stellt den Vorwärtsstrom IF in Abhängigkeit von der Vorwärtsspannung UF dar. Die Vorwärtskennlinie ist temperaturabhängig. Bei höheren Temperaturen nimmt die Vorwärtsspannung ab (Ge rd. 1,5 mV/K und Si rd. 2,5 mV/K). Der Gleichstromwiderstand in Vorwärtsrichtung rF ist abhängig vom Vorwärtsstrom IF. Bei steigendem Vorwärtsstrom verringert sich rF. Unterhalb der Schleusenspannung U(T0) ist rF sehr hoch. U rF = F (6.8) IF G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 55 50 ϑj = 100°C 40 IF mA 30 Vorwärtskennlinie bei verschiedenen Sperrschichttemperaturen ϑj = 25°C 20 10 0 0 0,2 0,4 0,6 UF / V 0,8 1,0 Der differentielle Widerstand in Vorwärtsrichtung rf kennzeichnet die Steilheit in einem bestimmten Punkt der Vorwärtskennlinie (Tangente im Arbeitspunkt). Eine gleichbleibende Sperrschichttemperatur ϑj wird vorausgesetzt. Der differentielle Widerstand rf ist stets kleiner als der Gleichstromwiderstand in Vorwärtsrichtung rF. dU F (im Arbeitspunkt) (6.9) dI F Der differentielle Widerstand rf wird bei der Kleinsignalaussteuerung der Kleinsignalwiderstand im Arbeitspunkt. rf = Rückwärtskennlinie IR = f{UR} Der Rückwärtsstrom (Sperrstrom) IR ist stark temperaturabhängig. Eine Temperaturzunahme von ∆ϑj ≈ 7 K bewirkt eine Verdoppelung des Rückwärtsstromes. Bei Germaniumdioden ist IR bei gegebener Sperrschichttemperatur ϑj um den Faktor ≈ 103 höher als bei vergleichbaren Siliziumtypen. Der Gleichstromwiderstand in Rückwärtsrichtung rR ist besonders bei Si-Dioden hochohmig. U rR = R (6.10) IR Kleinsignalkapazität Ctot Nach DIN 41853 ist Ctot die Kapazität, die bei einem festgelegten Arbeitspunkt auf der Rückwärtskennlinie und kleiner Aussteuerung zwischen den Anschlüssen der Diode gemessen wird. Die Kleinsignalkapazität Ctot setzt sich aus der Sperrschichtkapazität Cj und Streukapazitäten zwischen den Anschlussleitungen und dem Gehäuse zusammen. Die Sperrschichtkapazität ist abhängig von der angelegten Rückwärtsspannung. Schaltverhalten Das Schaltverhalten von Halbleiterdioden wird durch den Durchlassverzug und einen Sperrverzug gekennzeichnet. - Beim Einschalten vergeht eine sehr kurze Zeit (Durchlassverzug), ehe der Durchlassstrom fließt, weil zuerst Ladungsträger aus den hochdotierten Zonen in den PN-Übergang injiziert werden müssen. Diese Verzögerung wird bei Schaltungsberechnungen häufig vernachlässigt. - Beim Ausschalten einer Halbleiterdiode erlischt der Strom nicht im Nulldurchgang, sondern fließt zunächst in negativer Richtung weiter, bis der PN-Übergang von Ladungsträgern frei ist und Sperrspannung übernommen werden kann. Der Sperrstrom hat einen Spitzenwert iRRM und klingt nach Ablauf der Spannungsnachlaufzeit ts schnell ab. Im Stromkreis vorhandene Induktivitäten führen zu einer Überspannung uRM, die nach Ablauf der Rückstromfallzeit tf auf die Sperrspannung UR abklingt. Die im Bild schraffierte Fläche ist die Nachlaufladung Qs. Sie wird neben der Rückstromspitze iRRM und der Sperrverzugszeit trr zur Beschreibung des Sperrverzuges verwendet. Die Größen iRRM, trr und Qs sind abhängig von der Sperrschichttemperatur ϑj, vom Durchlassstrom iF und von der Stromsteilheit diF/dt. G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 56 i iF t 0 0,25 · iRRM iRRM 0,9 · iRRM ts Abschalten einer Diode tf trr u t 0 duR/dt uR uRM Verlustleistung P Die Verlustleistung P einer Halbleiterdiode setzt sich zusammen aus den Durchlassverlusten in Vorwärtsrichtung, den Sperrverlusten in Rückwärtsrichtung und den Umschaltverlusten. Die Umschaltverluste treten im Wesentlichen während der Sperrverzögerungszeit trr auf; sie sind nur bei hohen Frequenzen von Bedeutung. Die Sperrverluste können meistens vernachlässigt werden. Die Durchlassverluste P werden aus dem zeitlichen Verlauf der Leistung p{t} berechnet. T P = T 1 1 ⋅ ∫ p{t} ⋅ dt = ⋅ ∫ u F ⋅ i F ⋅ dt T 0 T 0 (6.11) Für die Durchlassspannung uF gilt näherungsweise: u F = U (T 0) + rf ⋅ i F (6.12) iF in A 0,4 0,3 0,2 Vorwärtskennlinie einer Halbleiterdiode 0,1 0 0 0,2 0,4 U(T0) G. Schenke, 1.2008 0,6 0,8 uF in V Bauelemente der Elektrotechnik 1 FB Technik, Abt. E+I 57 Nach Gl. 6.11 und Gl. 6.12 werden die Durchlassverluste P näherungsweise berechnet. T 1 P = ⋅ ∫ ( U (T 0) + rf ⋅ i F ) ⋅ i F ⋅ dt = U (T 0) ⋅ I FAV + rf ⋅ I 2Feff T 0 (6.13) Wärmewiderstand Rth und thermische Ersatzschaltung Die Wärme durch die Verlustleistung P der Halbleiterdiode wird über den Wärmewiderstand Rth an die Umgebungsluft abgeführt. Bei Halbleitern wird als Temperatur der Wärmequelle die Sperrschichttemperatur ϑj eingesetzt; die Temperatur der Umgebungsluft wird ϑa genannt. Bei freihängender Anordnung (z.B. Montage auf einer Leiterplatte ohne Kühlkörper) kann die Verlustleistung P ≤ 2 W über den Wärmewiderstand Sperrschicht-Umgebungsluft RthJA abgeführt werden. ϑ j − ϑa P = (6.14) R thJA Wärmeableitung von der Gehäuseoberfläche an die Umgebungsluft Sperrschicht ϑa RthJA ϑj Ptot Umgebungsluft Wärmewiderstand der freihängenden Anordnung Halbleiter für größere Leistungen werden auf einen Kühlkörper montiert, da die Wärmeableitung unmittelbar vom Gehäuse des Bauelementes an die Umgebungsluft nicht ausreicht. Die abstrahlende Oberfläche wird durch den Kühlkörper vergrößert. Es sind die drei Wärmeϑj widerstände zu berücksichtiPtot gen: RthJC RthJC Sperrschicht-Gehäuse, RthJC RthCK Gehäuse-Kühlkörper RthCK (Wärmeleitpaste, bei isolierter Montage GlimmerscheiRthCK be), RthKA Kühlkörper-UmgeRthKA bungsluft. RthKA Wärmeableitung an die Umgebungsluft ϑa Wärmewiderstand bei Kühlkörpermontage Für den Gesamtwärmewiderstand RthJA gilt: R thJA = R thJC + R thCK + R thKA Bei Kühlkörpermontage kann die Verlustleistung P nach Gl. 6.16 abgeführt werden. ϑ j − ϑa P = R thJC + R thCK + R thKA G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik (6.15) (6.16) FB Technik, Abt. E+I 58 Der Wärmewiderstand von Kühlkörpern RthKA wird in K/W angegeben. Bei Profilkühlkörpern bezieht sich der Listenwert auf 50-mm-Abschnitte. Der Wärmewiderstand RthKA für quadratische, blanke und senkrecht freistehende Aluminiumbleche kann der nachfolgenden Abbildung entnommen werden. Bei waagrechter Montage muss die ermittelte Fläche um 30 % größer sein, bei geschwärzten Blechen kann die Fläche 30 % kleiner sein. Wärmewiderstand von Aluminiumblechen, Kantenlänge quadratischer, blanker Bleche bei senkrechter Anordnung Halbleiterdioden im Schaltkreis Ist ein Netzwerk bis auf ein Bauelement (z.B. eine Diode) linear, so wird für die übrige Schaltung die lineare Ersatzspannungsquelle oder die lineare Ersatzstromquelle berechnet. Für die Reihenschaltung aus linearer Ersatzspannungsquelle und Diode gilt: U 0 − U F1 − I F1 ⋅ R1 = 0 (6.17) Die Spannungsaufteilung erfolgt graphisch. Zur Konstruktion der Widerstandskennlinie ist neben der Leerlaufspannung U0 der Kurzschlussstrom Ik = U0/R1 der Ersatzspannungsquelle erforderlich. IF1 IF Ik R1 UF1 U0 IF1 U0 0 0 UF1 UF Ersatzspannungsquelle und Halbleiterdiode, graphische Ermittlung des Vorwärtsstromes und der Teilspannungen G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 59 Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Epitaxial-Planar-Diode 1N 4148 Anwendungen: Extrem schnelle Schalter Vergleichstypen: 1N 4149, 1N 4449, 1N 914, 1N 916 Abmessungen in mm: 1,9 0,55 Kathode 26 3,9 Normgehäuse nach DIN 41880 DO 35 m < 0,15 g 26 Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings): - Periodische Spitzensperrspannung (Repetitive peak reverse voltage) - Sperrspannung (Reverse voltage) - Stoßdurchlassstrom (Surge forward current, tP ≤ 1 µs) - Periodischer Durchlassspitzenstrom (Repetitive peak forward current) - Durchlassstrom (Forward current) - Durchlassstrom, Mittelwert (Average forward current, UR = 0) - Verlustleistung (power dissipation, l = 4 mm) bei ϑa = 45°C bei ϑa ≤ 25°C - Sperrschichttemperatur (Junction temperature) - Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) URRM = 100 V UR = 75 V IFSM = 2000 mA IFRM = 450 mA IF = 200 mA IFAV = 150 mA PV = 440 mW PV = 500 mW ϑj = 200°C ϑstg = -65 ... +200°C Wärmewiderstand (Thermal resistance) - Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient, l = 4 mm) RthJA = 350 K/W Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) - Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 10 mA) - Sperrstrom (Reverse current) bei UR = 20 V bei UR = 20 V, ϑj = 150°C bei UR = 75 V - Durchbruchspannung (Breakdown voltage, IR = 100 µA) - Diodenkapazität (Diode capacitance) (UR = 0, f = 100 MHz, UHF = 50 mV) - Richtwirkungsgrad (Rectification efficiency) (f = 100 MHz, UHF = 2 V) - Rückwärtserholzeit (Reverse recovery time) Min. UF IR IR IR U(BR) 100 V CD ηr trr Typ 0,72 V Max. 1,0 V 25 nA 50 µA 5 µA 2 pF 45 % 8 ns 1,0 IF = 100 mA UF 0,8 V 0,6 10 mA Vorwärtsspannung UF der Si-Diode 1N 4148 in Abhängigkeit der Sperrschichttemperatur ϑj bei verschiedenen Vorwärtsströmen 1 mA 0,4 0,1 mA 0,2 0 -20 G. Schenke, 1.2008 0 20 40 60 ϑj / °C 80 100 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 60 1000 1000 100 IR nA 100 IF mA 10 1 0,1 10 Streugrenze 0 0,5 UF / V 1,0 1 1,5 Vorwärtskennlinie IF = f{UF} der Si-Diode 1N 4148 bei tj = 25°C Streugrenze 1 10 UR / V 100 Rückwärtskennlinie IR = f{UR} der Si-Diode 1N 4148 bei tj = 25°C Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Diffusions-Dioden 1N 4001 ... 1N 4007 Anwendungen: Gleichrichter 3,1 0,9 Abmessungen in mm: Kathode 26 6,4 26 Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings): - Sperrspannung, Periodische Spitzensperrspannung (Reverse voltage, Repetitive peak reverse voltage) - Kunststoffgehäuse DO 7 m < 0,5 g 1N 4001 1N 4002 1N 4003 1N 4004 1N 4005 1N 4006 1N 4007 Stoßdurchlassstrom (Surge forward current, tP ≤ 1 µs) Durchlassstrom, Mittelwert (Average forward current, UR = 0) Sperrschichttemperatur (Junction temperature) Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) Wärmewiderstand (Thermal resistance) - Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient, l = 25 mm) Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) - Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 1 A) - Sperrstrom (Reverse current) bei UR = URRM UR = URRM, ϑj = 100°C G. Schenke, 1.2008 RthJA = 85 K/W Min. UF IR IR Bauelemente der Elektrotechnik UR = URRM = 50 V UR = URRM = 100 V UR = URRM = 200 V UR = URRM = 400 V UR = URRM = 600 V UR = URRM = 800 V UR = URRM = 1000 V IFSM = 50 A IFAV = 1 A ϑj = 175°C ϑstg = -65 ... +175°C Typ 0,95 V 60 nA 5 µA Max. 1,1 V 10 µA 50 µA FB Technik, Abt. E+I 61 10 IR µA Sperrstrom IR der Si-Dioden 1N 4001 .... 1N 4007 in Abhängigkeit der relativen Spitzensperrspannung UR / URRM ϑJ = 100°C 1 0,1 ϑJ = 25°C 0,01 0 20 40 60 80 UR / URRM in % 100 10 iF A Augenblickswert des Durchlassstromes iF der Si-Dioden 1N 4001 .... 1N 4007 in Abhängigkeit des Augenblickswertes der Durchlassspannung uF ϑJ = 25°C Pulsbreite =300 µs 1% Lastspiel 1 0,1 0,01 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 uF / V ϑJ = 25°C f = 1 MHz u~ = 50 mVp-p 10 Sperrschichtkapazität Cj der Si-Dioden 1N 4001 .... 1N 4007 in Abhängigkeit der Sperrspannung UR Cj pF 1 0,1 G. Schenke, 1.2008 1 10 UR / V 100 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 62 6.3 Zenerdioden Z-Dioden sind besonders dotierte Si-Dioden. Sie werden in Sperrrichtung bei der Zenerspannung UZ0 niederohmig. Im Durchlassbereich verhalten sie sich wie normale Si-Dioden. Der niederohmige Zustand in Sperrrichtung wird durch zwei Effekte hervorgerufen, durch den Zenereffekt und durch den Lawineneffekt. Durch entsprechende Dotierung werden Z-Dioden mit Zenerspannungen von 2 V bis 600 V hergestellt. Zenereffekt Die Sperrspannung verursacht in der Sperrschicht der Z-Diode eine hohe elektrische Feldstärke. Bei einer Feldstärke von rd. 20 V/µm werden auf die Elektronen im Kristallgitter so große Kräfte ausgeübt, dass Elektronen aus den Kristallbindungen herausgerissen werden. Gleichzeitig entstehen Löcher, die sich wie positive Ladungsträger verhalten. Die Sperrschicht enthält freie Ladungsträger und ist damit leitfähig. Der Zenerdurchbruch ist temperaturabhängig; je mehr die Atome durch Wärmeeinfluss schwingen, um so kleiner ist die Durchbruchspannung (negativer Temperaturbeiwert). Bei Z-Dioden mit einer Zenerspannung UZ0 ≤ 5 V wird die sehr schmale Grenzschicht (hohe Dotierung) aufgrund des Zenereffekts leitfähig. Lawineneffekt Die Ladungsträger des geringen Sperrstromes und die durch den Zenereffekt freigemachten Elektronen werden durch das elektrische Feld stark beschleunigt. Durch ihre große Energie können sie andere Elektronen aus ihren Kristallbindungen schlagen. Die Zahl der Elektronen steigt lawinenartig an. Die Sperrschicht ist jetzt mit freien Ladungsträgern überschwemmt und damit niederohmig. Dieser Lawineneffekt wird auch Avalanche-Effekt genannt. Im Prinzip ist es eine Stoßionisation im Inneren des Kristalls. Der Lawineneffekt wird bei Z-Dioden mit einer Zenerspannung UZ0 ≥ 5 V wirksam. Durchbruchverhalten und Regeneration der Sperrschicht Bei Zenerdioden überlagern sich Zenereffekt und Lawineneffekt besonders im Bereich 5 V ≤ UZ0 ≤ 15 V. Man spricht von einem Z-Durchbruch der Sperrschicht. Nach dem Z-Durchbruch ist eine Begrenzung des Stromes unbedingt erforderlich, da sonst die ZDiode zerstört wird. Sinkt die Spannung unter den Wert von UZ0, so werden keine Ladungsträger mehr freigesetzt. Die Sperrschichtzone verarmt an Ladungsträgern. Noch vorhandene freie Elektronen rekombinieren. Vom Hersteller wird ein höchstzulässiger Strom IZmax und eine höchstzulässige Verlustleistung Ptot angeben. Zener-Dioden BZX 55 (0,7 W) und BZX 85 (1,3 W) Kennlinien, Kennwerte, Grenzwerte Die Kennlinie einer Z-Diode in Sperrrichtung besteht aus dem Sperrbereich, dem Knickbereich und dem Stabilisierungsbereich (Durchbruchsbereich). Der Arbeitspunkt der Zenerdiode liegt im Stabilisierungsbereich. Die Nennspannung der Zenerdiode UZN (auch Zenerkennspannung UZK genannt) wird bei einem bestimmten Strom IZ (meist 5 mA) angegeben. Diese Spannung liegt geringfügig über der Spannung UZ0, bei der der Durchbruch beginnt. Aus dem Anstieg der Durchbruchskennlinie erhält man den differentiellen Widerstand rZ. dU Z rZ = (6.18) dI Z G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 63 Die Durchbruchskennlinien von Z-Dioden mit Zenerspannungen 6 V ≤ U ≤ 8 V verlaufen besonders steil. Ihr differentieller Widerstand rZ ist sehr klein. Z-Dioden mit der Nennspannung UZN ≤ 6 V besitzen einen negativen Temperaturkoeffizient αZ, da der Durchbruch vorwiegend durch den Zenereffekt erfolgt. Bei Z-Dioden mit der Nennspannung 6 V < UZN < 8 V ist der Temperaturkoeffizient αZ ≈ 0, da der Durchbruch durch Zener- und Lawineneffekt gemeinsam erfolgt. Z-Dioden mit der Nennspannung UZN ≥ 8 V besitzen einen positiven Temperaturkoeffizient αZ, da der Durchbruch vorwiegend durch den Lawineneffekt erfolgt. 20 10 UZ / V UZN IF = f{UF} IF mA 10 5 0,5 IZmess (Messstrom) 1 UF / V 10 IZ = f{UZ} 20 IZ mA Schaltzeichen der Z-Diode 30 Vorwärts- und Rückwärtskennlinie der Z-Diode Der Betrag der Verschiebung von UZN beträgt: ∆U ZN = U ZN ⋅ α Z ⋅ ∆ϑ j (6.19) ∆UZN Betrag der Verschiebung von UZN Zenerspannung bei 25°C (IZ = 5 mA) UZN Temperaturkoeffizient αZ ∆ϑj Temperaturerhöhung der Sperrschicht über 25°C Die Verlustleistung Ptot ergibt sich aus der anliegenden Diodenspannung UZ und dem fließenden Strom IZ. Ptot = U Z ⋅ I Z (6.20) Kennwerte der Z-Diode: Differentieller Widerstand rZ Nennzenerspannung UZN Temperaturkoeffizient (auch TKZ) αZ Wärmewiderstand (Sperrschicht-Umgebungsluft) RthJA Grenzwerte der Z-Diode: IZmax Höchstzulässiger Strom Höchstzulässige Verlustleistung Ptot ϑj Maximale Sperrschichttemperatur G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 64 Z-Dioden im Schaltkreis Z-Dioden eignen sich hervorragend zur Spannungsstabilisierung. Außerdem benutzt man ZDioden als Begrenzerdioden. ~ IZ R1 = UZ Ui R2 Spannungsstabilisierung mit einer Z-Diode Für die Dimensionierung der Spannungsstabilisierung muss der kleinste Strom IZmin der Zenerdiode und der größte Strom IZmax berechnet werden. Ui min − U Z UZ − (6.21) R1 R 2 min U UZ − UZ − (6.22) I Z max = i max R1 R 2 max Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Epitaxial-Planar-Z-Dioden BZX 85/C ... I Z min = Anwendungen: Spannungsstabilisierung Abmessungen in mm: 2,5 Kathode 26 4,1 0,85 Normgehäuse nach DIN 41880 DO 41 m < 0,3 g 26 Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings): - Verlustleistung (power dissipation, l = 4 mm) bei ϑa = 25°C - Sperrschichttemperatur (Junction temperature) - Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) PV = 1,3 W ϑj = 175°C ϑstg = -65 ... +175°C Wärmewiderstand (Thermal resistance) - Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient, l = 4 mm) RthJA = 110 K/W Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) - Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 200 mA) Typ BZX 85/C 2V7 BZX 85/C 3V3 BZX 85/C 3V9 BZX 85/C 4V7 BZX 85/C 5V1 BZX 85/C 5V6 BZX 85/C 6V8 BZX 85/C 8V2 BZX 85/C 10 BZX 85/C 12 BZX 85/C 15 BZX 85/C 18 G. Schenke, 1.2008 UZ/ V 2,5 3,1 3,7 4,4 4,8 5,2 6,4 7,7 9,4 11,4 13,8 16,8 ... 2,9 ... 3,8 ... 4,1 ... 5,0 ... 5,4 ... 6,0 ... 7,2 ... 8,7 ... 10,6 ... 12,7 ... 15,6 ... 19,1 TKUZ 10-4/K -8 ... –5 -8 ... –5 -7 ... –2 -3 ... +4 -1 ... +4 0 ... +4,5 +1,5 ... +6 +3 ... +7 +4 ... +8 +4,5 ... +8,5 +5,5 ... +9 +6 ... +9 Min. Typ UF rzj bei IZ Ω mA <20 80 <20 80 <15 60 <13 45 <10 45 <7 45 <3,5 35 <5 25 <7 25 <9 20 <15 15 <20 15 Bauelemente der Elektrotechnik rzj bei IZ Ω mA <400 1 <400 1 <500 1 <600 1 <500 1 <400 1 <300 1 <200 0,5 <200 0,5 <350 0,5 <500 0,5 <500 0,5 Max. 1,0 V IR bei µA <150 < 40 < 10 <3 <1 <1 <1 <1 < 0,5 < 0,5 < 0,5 < 0,5 UR V 1 1 1 1,5 2 2 4 5 7 8,4 10,5 12,5 FB Technik, Abt. E+I 65 200 2,0 l l 160 1,6 Ptot W RthJA K/W 1,2 120 l = 4 mm 10 mm 20 mm l 0,8 80 0,4 40 0 -50 0 50 100 150 ϑa / °C ϑL = konstant 0 0 200 Gesamtverlustleistung der BZX 85/C... in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur l 5 10 15 l / mm 20 25 Wärmewiderstand der BZX 85/C... in Abhängigkeit der Drahtlänge 300 IZ = 1 mA 2 mA 1000 100 5 mA RZj Ω f = 1 MHz ϑa = 25°C 300 Cj 10 mA 30 pF 20 mA 100 10 UR = 0 V 2V 30 3 5V 20 V 10 30 V 0 10 20 30 40 50 UZ / V 60 Sperrschichtkapazität der BZX 85/C... in Abhängigkeit der Zenerspannung G. Schenke, 1.2008 1 1 3 10 UZ / V 30 100 Differentieller Widerstand der BZX 85/C... in Abhängigkeit der Zenerspannung Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 66 6.4 Spezielle Dioden Kapazitätsdioden Kapazitätsdioden werden aus Silizium oder Galliumarsenid hergestellt. Ihre Kapazität lässt sich mit der Rückwärtsspannung verändern. Sie wird vorwiegend zur Abstimmung von HF-Schwingkreisen eingesetzt. Die Gesamtkapazität der Diode CD setzt sich aus der Sperrschichtkapazität Cj (siehe Cs in Gl. 6.4) und der Gehäusekapazität Cs (parasitäre Gehäusekapazität) zusammen. Der Parallelwiderstand rj ist der differentielle Sperrschichtwiderstand (abhängig von UR). Der Serienwiderstand rs besteht aus dem eigentlichen Halbleiterwiderstand (Halbleiterbahnwiderstand und Widerstand der Anschlüsse). Bei sehr hohen Frequenzen muss auch die Streuinduktivität Ls berücksichtigt werden. Kathode Anode Schaltzeichen und Ersatzschaltbild der Kapazitätsdiode rj rs Ls Cj Die Güte Q, die der Kehrwert des Verlustfaktors tanδ ist, nimmt mit steigender Sperrschichttemperatur ab und mit steigender Sperrspannung zu. Cs Q = 1 1 = tan δ 2π ⋅ f ⋅ C D ⋅ rs (6.23) Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Planar-Kapazitäts-Zweifachdiode BB 204 Anwendungen: Abstimmung von zwei getrennten Schwingkreisen und Gegentaktschaltungen im UKW-Bereich Abmessungen 0,5 in mm: A2 K A1 2,54 4,2 Kunststoffgehäuse nach DIN 41868 T0 92 m < 0,2 g 5,2 5,2 2 12,4 Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings): - Sperrspannung (Reverse voltage) - Durchlassstrom (Forward current) - Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) - Sperrstrom (Reverse current) bei UR = 30 V - Durchbruchspannung (Breakdown voltage, IR = 10 µA) - Diodenkapazität (Diode capacitance), grün (green) blau (blue) (UR = 3 V, f = 1 MHz) (UR = 30 V, f = 1 MHz) - Kapazitätsverhältnis (Capacitance ratio) (f = 100 MHz, CD (3 V) / CD (30 V)) - Serienwiderstand (Serial resistance) (CD = 38 pF, f = 100 MHz) G. Schenke, 1.2008 UR = 30 V IF = 100 mA ϑstg = -65 ... +150°C Min. IR U(BR) CD CD CD CD rs Bauelemente der Elektrotechnik Typ 32 V 34 pF 37 pF 2,5 Max. 50 nA 39 pF 42 pF 14 pF 2,65 2,8 0,3 Ω 0,4 Ω FB Technik, Abt. E+I 67 80 ϑj = 25°C f = 1 MHz 60 BB 204 blau CD pF 40 BB 204 grün Kapazität CD der KapazitätsZweifachdiode BB 204 in Abhängigkeit der Sperrspannung 20 0 0,1 1 UR / V 10 100 Tunneldiode Tunneldioden sind Germaniumdioden mit extrem starker Dotierung. Die durch Ladungsträgerdiffusion entstehende Sperrschicht ist wegen der hohen Dotierung extrem dünn, so dass sie von Elektronen ab eines bestimmten Energiezustandes durchlaufen werden kann. Tunneleffekt IF Gipfelpunkt Gipfel- I strom P ∆U AP ∆I Diodenkennlinie Tal- I strom V UR IR UP Gipfelspannung UV Talspannung UF Vorwärtskennlinie der Tunneldiode G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 68 Wird an die Tunneldiode in Durchlassrichtung eine Spannung UF = 10 mV angelegt, so fließt ein Strom, obwohl die Sperrschicht noch nicht abgebaut ist. Die Sperrschicht wird von den Elektronen „durchtunnelt“. Anode Kathode Schaltzeichen der Tunneldiode Gipfelpunkt P (65 mV ≤ Up ≤ 110 mV, IP) und Talpunkt V (UV ≈ 300 mV, IV) kennzeichnen eine Tunneldiode. Im Bereich von P bis V ist der differentielle Widerstand rj, auch RN genannt, negativ. Da die Sperrschicht der Tunneldiode sehr dünn ist, tritt der Zenerdurchbruch schon bei sehr kleinen Spannungswerten auf. Sie hat somit praktisch keinen Sperrzustand. Für die Tunneldiode gilt die Ersatzschaltung der Kapazitätsdiode entsprechend. Werden Tunneldioden im negativen Widerstandsbereich betrieben, so wirken sie wie aktive Bauelemente. Mit ihnen können Verstärkerstufen und Oszillatoren bis in den Gigahertzbereich aufgebaut werden. Backwarddioden sind spezielle Germanium-Tunneldioden. Aufgrund ihrer besonderen Dotierung und eines abgewandelten Aufbaues zeigen sie nur ein geringes Strommaximum. Backwarddioden können kleinste Wechselspannungen auch bei höchsten technisch genutzten Frequenzen gleichrichten. Suppressor-Diode Die Suppressor-Diode ist in Aufbau und Wirkungsweise mit der Z-Diode vergleichbar. Beide Dioden werden in Rückwärtsrichtung betrieben. Die Suppressor-Diode wird zur Begrenzung von Überspannungsspitzen eingesetzt. Hohe Impulsbelastbarkeit und Ansprechverhalten in wenigen Picosekunden sind ihre besonderen Merkmale. Schottky-Dioden Schottky-Dioden sind Metall-Halbleiter-Dioden. Eine Metallzone (Al, Mo, Ni) ist mit einer nSilizium-Zone eng verbunden. Da die Elektronen im n-Silizium einen höheren Energiezustand haben als die Elektronen im Metall, wandern überwiegend Elektronen von der n-Silizium-Zone in die Metallzone. Durch die Ladungsträgerdiffusion entsteht eine Raumladungszone. Bei einer bestimmten Breite der RaumladungsAnode zone stellt sich durch das elektrische Feld ein Metallelektrode Gleichgewichtszustand ein. Die Kräfte des Siliziumdioxid elektrischen Feldes verhindern ein weiteres PN-ÜberN Übertreten von Elektronen aus der n-SizliziumSilizium gang N+ Zone in das Metall. Gehäuseboden, Kathode Schottky-Diode im Schnitt Polt man eine Schottky-Diode in Sperrrichtung (Kathode positiver als Anode), so wird die Raumladungszone verbreitert. Wird die Schottky-Diode in Durchlassrichtung (Anode positiver als Kathode) gepolt, so wird die Raumladungszone abgebaut. Elektronen, also nur Majoritätsträger, fließen von der n-SiliziumZone in die Metallzone. Die bei Vorwärtspolung vom n-Silizium in das Metall injizierten Elektronen besitzen relativ viel Energie. Man bezeichnet sie deshalb als heiße Elektronen. Die Schottky-Diode wird deshalb auch "Hot-Carrier"-Diode (HCD) genannt. Die Schottky-Diode besitzt etwa die halbe Schleusenspannung einer pn-Diode gleicher Dotierungsstärke. Sie besitzt nämlich nur einen halben pn-Übergang; die etwa 0,3 nm dicke G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 69 Raumladungszone auf der Metallseite liefert praktisch keinen Beitrag zur Schleusenspannung (0,2 V ≤ U(T0) ≤ 0,5 V). Die Vorwärtsverluste sind gering. 10 IF = f{UF} IF mA 5 UR / V 40 30 50 20 SchottkyDiode Ge-Spitzendiode 10 0,5 SchottkyDiode Ge-Spitzendiode 100 UF / V 1 IR µA 200 IR = f{UR} 300 Vorwärts- und Rückwärtskennlinie der Ge-Spitzendiode und der Schottky-Diode Der Übergang vom Durchlasszustand in den Sperrzustand erfolgt sehr rasch, da keine Minoritätsträger ausgeräumt werden müssen. Das Schalten vom Sperrzustand in den Durchlasszustand erfordert wenig Zeit, da die Sperrschicht sehr schnell abgebaut ist. Die Schottky-Diode ist eine extrem schnelle Schalterdiode. Typische Anwendungen sind: Samplingschaltungen, Begrenzer, Detektoren und Mischer bis in den Mikrowellenbereich. Das schlechte Sperrverhalten lässt sich durch einen p-Schutzring (Guardring) verbessern. Mit Guardring kann die Sperrspannung einige hundert Volt betragen. Soll die Speicherzeit durch den parallelen pn-Übergang nicht vergrößert werden, dann muss ein Metall (z.B. Mo) verwendet werden, das auf n- wie auf p-Material einen sperrenden Kontakt bildet. Der Schutzring ist dann bei jeder Polarität gesperrt. Metall Guard-Ring SiO2 p p SiO2 n Epi-Schicht Schottky-Diode mit Schutzring n+-Si-Substrat Auszüge aus den Datenblättern der Niederspannungs-Schottky-Schutzdioden SL22 und SL23 für Oberflächenmontage Anwendungen: Niederspannungsgleichrichter für hohe Frequenzen, Verpolungsschutz Abmessungen in mm: 0,152 ... 0,305 3,30 ...3,94 1,95 ... 2,20 4,06 ... 4,57 2,13 ... 2,44 0,76 ... 1,52 Kunststoffgehäuse, D0-214AA, m = 0,093 g G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik 0,203 5,21 ... 5,59 FB Technik, Abt. E+I 70 Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings): SL22 SL23 - Periodische Spitzensperrspannung (Repetitive peak reverse voltage) URRM = 20 V 30 V 14 V 21 V - Sperrspannung (Reverse voltage) UR = 60 A - Stoßdurchlassstrom (Surge forward current) IFSM = 2A - Durchlassstrom (Forward current) IF = - Sperrschichttemperatur (Junction temperature) ϑj = -55 ... +125°C ϑstg = -55 ... +150°C - Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) Wärmewiderstand (Thermal resistance) - Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient) RthJA = Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) - Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 1,0 A, ϑj = 125°C) (IF = 1,0 A, ϑj = 25°C) (IF = 2,0 A, ϑj = 125°C) (IF = 2,0 A, ϑj = 25°C) IR - Sperrstrom (Reverse current) bei ϑj = 25°C IR bei ϑj = 100°C 100 70 ϑj = 125°C 10 IF A IFSM ϑj = 25°C A Typ 0,230 V 0,390 V 0,280 V 0,430 V UF = UF = UF = UF = 75 K/W Max. 0,280 V 0,395 V 0,320 V 0,440 V 0,4 mA 10 mA 60 60 Hz 50 40 1 30 50 Hz 20 0,1 10 0,01 0 0,5 1,0 1,5 0 1 10 100 Anzahl der Netzperioden UF / V Vorwärtskennlinie (IF = f{UF}) und Stoßdurchlassstrom IFSM in Abhängigkeit der Netzperioden der Schottky-Dioden SL22 und SL23 1000 Sperrschichtkapazität in Abhängigkeit der Sperrspannung (Cj = f{UR}) der Schottky-Dioden SL22 und SL23 300 Cj pF 100 0,1 0,3 G. Schenke, 1.2008 1 UR / V 3 10 30 Bauelemente der Elektrotechnik 100 FB Technik, Abt. E+I 71