▼▼▼ Aus arbeitsmedizinischer Sicht Lärm bei Maschinen für die Herstellung von Betonprodukten Bei der Produktion von Betonwaren treten erfahrungsgemäß lärmintensive Produktionsschritte auf, insbesondere das Verdichten von Beton ist hier zu nennen. Lärm ist für das ungeschützte Gehör der Mitarbeiter ab 80 dB(A) schädlich und führte auch 2004 noch zu knapp 600 neuen Berufskrankheitenrenten bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften in Deutschland [1]. Die Situation bei der Produktion von Betonfertigwaren Wenn man die Gewinnung von Rohmaterialien im Steinbruch mit ihren äußerst lärmintensiven Einzelschritten bis zur Bereitstellung geeigneter Mineralien für die Zementherstellung bzw. klassierter Splitte einmal außer Acht lässt, so sind auch bei der Produktion von Betonwaren wie Betonsteinen und -fertigteilen einzelne sehr lärmintensive Schritte zu beachten. Die Anlieferung von Materialien über den Aufgabetrichter in das Becherwerk und die Verteilung in die Silofächer, das Mischen von Split, Kies, Sand und Zement zu Beton und/oder Mörtel sind sehr lärmintensive Prozesse. Bei der Produktion von Betonwaren wie Betonsteinen und -fertigteilen ist insbesondere das Verdichten des Betons durch Rütteln mit erheblichem Lärm verbunden. Werden beispielsweise Excenterrüttler verwendet, treten während der Verdichtungsphase Pegel zwischen 92 und 105 dB(A) auf. Auch das Einfüllen in Schalungen kann ein lärmintensiver Prozess dann sein, wenn das Schalungsmaterial und/oder dessen Befestigung aus akustischer Sicht ungünstig ausgelegt sind. Impulshaltiger und für das Gehör besonders abträglicher Lärm entsteht durch den Aufprall von kornhaltigen Baumaterialien auf Metallbehälter oder durch Abklopfen derselben durch die Mitarbeiter bei Reinigungsschritten sowie bei diversen Schlossertätigkeiten. Was ist Lärm? Lärm ist keine physikalische Größe. Lärm ist belästigender, gesundheitsgefährdender und/oder gesundheitsschädigender Schall. Die Stärke des Schalls wird als Schalldruck oder Schallintensität gemessen, die Angabe erfolgt in Dezibel (dB) und in der Regel in der so genannten A-Bewertung: dB(A). PD Dr. med. Dipl.-Biol. Manfred Korn (1950), Studium der Biologie und Medizin sowie Promotion in Medizin an der Universität Tübingen, anschl. Facharztausbildung und Habilitation für Arbeits- und Sozialmedizin am Institut für Arbeits- und Sozialmedizin in Tübingen. 1995 bis 2004 Oberarzt am Berufsgenossenschaftlichen Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA) in Bochum. Seit 05/2004 als Facharzt für Arbeitsmedizin, Allergologie und Umweltmedizin in der Kleinbetriebsbetreuung des Unternehmermodells im Geschäftsbereich Prävention Karlsruhe der Steinbruchs-BG tätig 48 From the standpoint of occupational medicine The noise generated by machines for the production of concrete products Individual noise-intensive production steps in the manufacture of concrete products appear experiential; in particular the concrete compaction process is noteworthy in this context. Noise is harmful to the unprotected ears of workers beginning at 80 dB(A) and led also in 2004 to nearly 600 new retirement compensation cases at the industrial employers’ liability insurance association in Germany [1]. The situation during production of precast concrete products Leaving aside, for the moment, the production of raw materials in quarries, a process that involves extremely noise-intensive individual worksteps until suitable minerals or classified crushed stone for cement production are made available, the production of concrete products, e.g. concrete blocks and structural precast components, also involves a number of very noise-intensive steps. The delivery of materials through feed funnels into bucket conveyors and subsequent distribution into the silo compartments, the mixing of stone chippings, gravel, sand and cement into concrete, are all very noise-intensive processes. During the manufacture of concrete products, e.g. concrete blocks and structural precast components, compaction of concrete by vibration in particular is accompanied by considerable noise. When, for example, eccentric vibrators are used, noise levels between 92 and 105 dB(A) arise. The casting of concrete into forms can also be a noise-intensive process, when the formwork material and/or its fastenings have been unfavourably designed from the standpoint of acoustics. Impact noise, which is especially harmful to hearing, is generated when construction materials containing grains impact metal containers; or when workers tap these containers with a hammer for cleaning purposes, and while performing various metalwork. What is noise? Noise is not a physical magnitude. Noise is an annoying sound that endangers and/or harms peoples’ health. The intensity of noise is measured as acoustic pressure or noise intensity, the data are recorded in decibels (dB) and, in general, on an A scale: dB(A). BFT 1 | 2006 Lärmwirkungen Noise effects Bereits bei Dauergeräuschen ab 80 dB(A) kommt es zu vorübergehenden Hörverlusten, die umso höher und länger auftreten, je höher und länger der Lärm eingewirkt hat. Zwischen den vorübergehenden Hörverlusten und einer andauernden Gehörschädigung durch Lärm besteht ein noch nicht bis ins letzte Detail geklärter Zusammenhang [2]. Über Jahre einwirkender Dauerlärm über 80 dB(A) kann das Gehör von Menschen schädigen, gleichgültig wo der Gehör schädigende Schall einwirkt. Es kann der Arbeitsplatz sein, doch beobachten Betriebsärzte mit großer Sorge, dass viele Jugendliche bereits bei Beginn von Lehre oder Beruf Gehörschäden aufweisen. Selten sind besondere Hobbys wie Sportschießen die Ursache, meist ist ein solcher Gehörschaden auf häufiges Musikhören über Walkman, auf Diskobesuche oder auf Aushilfskellnertätigkeiten in stark beschallten Gaststättenbetrieben zurückzuführen. Auch das Musizieren in Musikvereinen oder in Bands kommt nicht selten als Ursache in Betracht. Bereits ab 66 dB(A) treten nachweisbar Lärmwirkungen auch außerhalb des Gehörs – so genannte extraaurale Schallwirkungen – auf: Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck, Erhöhung des Muskeltonus (eine Art Vorspannung der Muskeln), Verstärkung von Magensaftproduktion und Darmbewegungen, zusätzliche Ausschüttung von Nebennierenhormonen zur Aktivitätssteigerung [3, 4]. Selbst bei Geräuschen unterhalb 60 dB(A) kann es zu Schlafstörungen kommen und unabhängig von der Pegelhöhe, aber stark beeinflusst durch den Informationsgehalt und die Einstellung des Hörenden, können neuropsychologisch negative Beeinflussungen von Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Störempfinden, Handgeschicklichkeit und letztendlich der Qualität der Produktion erfolgen [4]. Wie bereits oben ausgeführt, bedarf es in der Regel für die Entstehung einer berufsbedingten Lärmschwerhörigkeit der jahrelangen Einwirkung von Dauerlärm ab 80 dB(A). Der eintreffende Schall gelangt über das Ohr und den trichterförmigen äußeren Gehörgang, die beide der Schallquellenlokalisation dienen und als Verstärker wirken, zum Mittelohr (s. Abb. 1). Dort erfolgt am Trommelfell eine Umwandlung der wellenartigen Luftbewegungen in Schwingungen der drei Gehörknöchelchen Amboss, Hammer und Steigbügel, wobei es zu einer nochmaligen Verstärkung kommt. Der Steigbügel transformiert am sog. ovalen Fenster die knöchernen Schwingungen in wellenförmige Volumenverschiebungen der Flüssigkeit des Innenohres, welches in 2 1/2 Windungen aufgewunden als Schnecke im Felsenbein liegt. Deshalb wird das Innenohr auch Gehörschnecke genannt. Der Schnitt durch eine der Schneckenwindungen zeigt, dass diese in drei Schläuche gegliedert ist (s. ovale Markierung in Abb. 1). Über die so genannte Vorhoftreppe (oberer Schlauch, Scala vestibuli) läuft die Volumenverschiebung theoretisch bis zur Schneckenspitze hoch und über die Paukentreppe (unterer Schlauch, Scala tympani) bis zum runden Fenster zurück. Diese Welle bliebe praktisch ohne Energieverlust, wenn die Membranen zwischen den einzelnen Schläuchen starr wären – und wir könnten nur sehr schlecht hören. Durch ein hier aus Platzgründen nicht näher darstellbares Zusammenspiel der in Wirklichkeit nicht starren Membranen werden die Härchen der Haarzellen im mittleren Schlauch (Scala media) frequenzabhängig in Schwingungen versetzt. Die Haarzellen sind in einer inneren und drei bis fünf äußeren Haarzellreihen aufgestellt (s. Abb. 2), wobei den äußeren eine Schallmodulationsfunktion zukommt, während die inneren die eigentlichen Sinneszellen darstellen. In diesen werden die Schwingungen der Härchen im Sinne einer mechano-elektrischen Wandlung zu Nervenimpulsen umgewandelt und via Hörnerv zur sog. Hörrinde des Gehirns weitergeleitet. Dort erfolgt die Umwandlung der Nervenimpulse zum Höreindruck, der uns Musik zurücklehnenderweise genießen oder Warnlaute reaktionsschnell erkennen lässt, die uns in Habachtstellung versetzen. Continuous noise beginning at 80 dB(A) already causes temporary loss of hearing; the higher the noise and the longer it occurs, the higher the effect. The relationship between temporary loss of hearing and permanent noise-induced hearing damage has not yet been entirely cleared up [2]. Continuous exposure to noise above 80 dB(A) over years can damage peoples’ hearing, no matter where the noise harmful to hearing originates. It may be the workplace. But occupational doctors have been observing with great concern that the hearing of many young people has been damaged already when they start occupational training or begin to work. Special hobbies, for example sport shooting, are rarely the cause. In most cases, the hearing is damaged by frequent listening to music on walkmans, by disco visits or when working as a waiter on weekends and during holidays in restaurants with heavy acoustic irradiation. Playing music in music clubs or in bands is also often the cause of the hearing impairment. Measurable noise effects begin already at a level of 66 dB(A), also outside the ear – called extraaural noise effects: increased heart rate and blood pressure; increase of muscle tone (a kind of pretensioning of the muscles), increased production of gastric juice and colon activity, additional release of hormones produced by the adrenal glands for activity increase [3, 4]. Even noises below 60 dB(A) can interfere with sleep and, independently of the noise level, but heavily influenced by the information content and the listener’s attitude, can have a neuropsychologically negative effect on attention, the ability to concentrate, sensitivity to disturbances, manipulative skills and, last but not least, production quality [4]. The genesis of a work-related noise-induced hearing impairment, as already explained above, is generally preceded by many years of exposure to continuous noise beginning at 80 dB(A). The noise enters the ear and the funnel-shaped external auditory canal, both of which serve as sound-source localizer and amplifier to the middle ear (see Fig. 1). There, on the ear drum, the wave-like air movements are transformed into vibrations of the three tiny interconnected bones – the hammer, anvil and stirrup – which process once again amplifies the vibration. The stirrup transforms the osseous vibrations at the oval window into wavelike volume displacements of the liquid of the inner ear, which spirals in 2 1/2 turns as a spiral in the petrous portion in the temporal bone. The inner ear structure is called cochlea and is shaped like a snail shell. A section through one of the turns of the cochlea shows that it is divid- BFT 1 | 2006 Hammer Hammer Muskel Muscle Ohrmuschel Auricle Knochen Bones Atriculus Trommelfell Eardrum äußerer Gehörgang acoustic meatus Amboß Anvild Sacculus Steigbügel Stirrup Gleichgewichtsnerv Equilibrium nerve Hörnerv Auditory nerv Gleichgewichtsorgan Equilibrium organ Hörschnecke Cochlea Ohrtrompete Eustachian tube Abb. 1. Schnitt durch Gehörgang und Innenohr Fig. 1. Cross-section through auditory canal, middle ear and inner ear 49 [Foto: verändert nach Bilsom International GmbH, Lübeck] ▼▼▼ [Foto: www.sciencephoto.com] ▼▼▼ Abb. 3. Elektronenmikroskopische Aufnahme von Haarzellen mit lärmgeschädigten, funktionslosen Flimmerhärchen Fig. 3. Electron microscopic image of hair cells with noisedamaged, dysfunctional cilia Der Ort der Lärmschädigung ist die Schnecke, wobei der Hochtonbereich, dessen Sinneszellen an der Schneckenbasis liegen, zuerst geschädigt wird. Die Lärmschwerhörigkeit beginnt als Hochtonschwerhörigkeit im Bereich von 4.000 Hz und wird als solche von den Betroffenen in der Regel selbst nicht oder erst sehr spät wahrgenommen, es sei denn die Umgebung macht eine(n) Schwerhörige(n) darauf aufmerksam. Meist bemerken Angehörige oder Freunde, dass der Fernseher sehr laut eingestellt ist oder die Betroffenen können Gesprächen insbesondere bei gleichzeitigen Hintergrundgeräuschen nicht mehr ohne Rückfragen folgen. Eine Dauerlärmbelastung überfordert die Stoffwechselprozesse der Haarzellen, der umgebenden Stützzellen und auch von Zellen im Hörnerv [2]. Dauert diese lange genug an bzw. kommt es zu erneuter Lärmexposition bevor sich die überforderten Bereiche erholen können, treten Dauerschädigungen ein. Dies zeigt, wie wichtig die geräuscharme Erholung des Gehörs nach der Schicht und in der Nacht ist – und wie schlecht die weitere Lärmexposition beispielsweise in Diskos wäre! ed into three fluid-filled sections (see oval marking in Fig. 1). Over the upper section, the vestibular canal, volume displacement proceeds theoretically up to the apex of the cochlea and over the lower tympanic canal back to the round window. This wave would experience virtually no energy loss if the membranes between the individual canals were rigid – and we would not be able to hear well. Through cross-communication – that for reasons of space can here not be gone into in more detail – the in reality not rigid membranes, the hairs (cilea) of the hair cells in the middle canal (scala media) are converted into frequency-dependent vibrations. The hair cells are arranged in one internal and three to five external hair cells (see Fig. 2), of which the external cells function as sound modulator, while the inner cells are the actual sensory cells. In these, the vibrations of the hairs are transformed – in the sense of a mechano-electric conversion – into neural pulses and transmitted via the auditory nerve to the auditory cortex of the brain. There, the nerve pulses are converted into auditory impressions that let us lay back and enjoy music, or enable us to instantly recognize alarm sounds that put us on the alert. The place where the hearing damage occurs is the cochlea. The high-frequency range, whose sensory cells are located on the base of the cochlea, is damaged first. Noise-induced hearing impairment begins as high-frequency hearing loss in the range of 4,000 Hz and, as such, is in general not noticed by the persons affected by the hearing loss, or only very late, unless others draw their attention to it. Family members or friends usually notice this when the TV is too loud, or when conversations with such persons can no longer be conducted – particularly during simultaneous background noises – without them having to ask repeated questions. Sustained exposure to noise overstrains the metabolism processes of the hair cells, the surrounding cells and the cells in the auditory nerve [2]. When this continues long enough and/or when renewed exposure to noise occurs before the overstretched ranges can recover, permanent hearing damage is the result. This shows how important it is for the hearing organ to regenerate in a low-noise environment after the shift at night – and how worse would be continuing noise exposition e.g. in discos! Noise-induced hearing loss, once it has been established, is irreversible, as the structures described in the foregoing have been destroyed. This applies in particular to the hair cells in the inner ear, whose hairs have been visibly robbed of their function (Fig. 3) [5]. This process can only be halted when it has been noticed after it has occurred for the first time. The hearing impairment will progress if the person affected contin- [Foto: Steinbruchs BG] Abb. 2. Elektronenmikroskopische Aufnahme von Haarzellen mit gesunden Flimmerhärchen, die in einer inneren und drei äußeren Haarzellreihen linienartig aufgestellt sind Fig. 2. Electron microscopic image of healthy hair cells tiny hair-like fibers (cilia) which are line-like set up in internal and three outside hair cell rows Abb. 4. Audiogramm mit normaler Hörkurve (grün) sowie bei Lärmschaden durch Breitbandlärm (pink) bzw. durch Impulslärm (rot) Fig. 4. Audiogram with normal hearing curve (green) as well as with high-frequency decline caused by broad-band noise exposure (pink) and/or with high-frequency decline induced by impact noise (red) 50 BFT 1 | 2006 ▼▼▼ Eine einmal festgestellte Lärmschwerhörigkeit ist wegen der Zerstörung der genannten Strukturen, insbesondere der Haarzellen im Innenohr, deren Härchen sichtlich ihrer Funktion beraubt werden (Abb. 3) [5], nicht heilbar, sondern nur in dem Stadium ihrer erstmaligen Feststellung zu stoppen. Sie schreitet bei weiterer ungeschützter Lärmexposition mit Sicherheit voran und führt zum Ausfall auch mittlerer Frequenzen des Gehörs. Am Schluss droht Taubheit. Ohrgeräusche (sog. Tinnitus) können in jedem Stadium der Schwerhörigkeit hinzukommen. Tinnitus hat Betroffene schon bis zum Selbstmord getrieben. Impulshaltiger Lärm schädigt das Gehör im Vergleich zu einer gleichmäßigen Breitbandlärmbelastung anders, vor allem aber nachweisbar stärker. Während bei Webern mit einer Breitbandbelastung ein Beginn der Erkrankung im Audiogramm des Betriebsarztes mit einer geradezu klassischen Hochtonsenke bei 4.000 Hz dokumentiert wird, kommt es beispielsweise bei Metallarbeitern mit Impulslärmbelastung zu einem Hochtonabfall, der bei vergleichbaren Beurteilungspegeln bei 4.000 Hz nachweislich höher ausfällt (Abb. 4) [2]. Zu Impulslärm kommt es in der Band vor allem am Schlagzeug, im Beruf des Betonwerkers und des Betriebsschlossers durch jeden Schlag mit dem Hammer auf Stahl- oder Blechteile, aber auch auf Schalungen, gleichgültig ob zur Reinigung oder sonstigen Verrichtungen. Auch das Auftreffen von kornhaltigen Baumaterialien auf Metallbehälter erzeugt impulshaltigen Lärm, vor dem wir uns besonders schützen müssen. ues to be exposed to noise without protection and will lead to the loss of the medium frequency range of the hearing. In the end, deafness threatens. Ear noises (tinnitus) may be added to the state of hearing impairment. Tinnitus has been known to drive people affected to suicide. Impact noise damages the hearing in a different way than does uniform broadband noise exposure. Most significantly, it is demonstrably more harmful. Audiogram documentation for weavers exposed to broadband noise reveal to the occupational doctor an onset of hearing impairment with a virtually classical high-frequency decline at 4,000 Hz. Among metal workers exposed to impact noise, on the other hand, the high-frequency decline is, for example, demonstrably higher at 4,000 Hz at a comparable assessment level (Fig. 4) [2]. Impact noise in bands is generated in particular by percussion instruments. Concrete workers and metal workers are exposed to impact noise at each stroke of a hammer onto steel or sheetsteel parts, or onto formwork, during cleaning and other tasks. Building materials containing grain likewise produce impact noise when they strike metal containers: a type of noise that demands special protective measures. Noise protection to TOP standard Determination of noise areas and technical measures Differentiated data on the noise situation in a workshop can be obtained with the aid of noise dose characteristics. When conducting a basic investigation of the noise situation in a plant, noise intensity measurements for drawing up a noise register are best taken at the respective emission source. This will lead to the entry of lines of the same sound pressure, called noise isobars, in the plant layout (Fig. 5) [6]. Areas exposed to the Lärmschutz nach TOP-Standard Ermittlung von Lärmbereichen und technische Maßnahmen [Foto: Steinbruchs BG] Durch die Ermittlung von Lärmdosiskennlinien können differenzierte Angaben zur Lärmsituation im Betrieb gewonnen werden. Bei einer Basisuntersuchung des Betriebes werden sinnvollerweise Schallintensitätsmessungen ausgehend von den jeweiligen Emittenten zur Erstellung eines Lärmkatasters durchgeführt. Dies führt zum Eintrag von Linien gleichen Schalldrucks, so genannten Schallisobaren, in den Werksgrundriss (Abb. 5) [6]. Vergleichbar den Höhenlinien topografischer Karten werden Gebiete gleicher Schallpegel durch Linien gleicher ortsbezogener Mittelungspegel sichtbar. In Abhängigkeit von Raum und Maschinen können dann in der Reihenfolge nach dem TOP-Standard (Technik – Organisation – Personal) Lärmschutzmaßnahmen geplant und durchgeführt werden. (Abb. 6) zeigt am Beispiel der Werkshalle von (Abb. 5) die erhebliche Reduktion des Lärms in der Werkshalle durch die Einhausung der Steinfertigungsanlage. Durch die bauliche Abb. 5. Hallengrundriss vor der Durchführung einer Schallschutzmaßnahme mit Linien gleicher ortsbezogener Mittelungspegel (Schallisobaren) Fig. 5. Floor plan of a workshop before implementation of noise protection measures with lines with equal locationrelated average noise levels (noise isobars) BFT 1 | 2006 51 [Foto: Steinbruchs BG] ▼▼▼ Abb. 6. Hallengrundriss nach Durchführung einer Schallschutzmaßnahme mit Linien gleicher ortsbezogener Mittelungspegel (Schallisobaren): Steuerungsbüro und wesentliche Hallenbereiche liegen sowohl unter 85 wie auch unter 80 dB(A) Fig. 6. Floor plan of a workshop following the implementation of noise protection measures with lines of equal locationrelated average noise levels (noise isobars): the noise levels in the control room and in the major hall areas lie below 85 dB(A) and below 80 dB(A) Abtrennung des Steuerstandes konnte dieser Bereich mit einem Dauerarbeitsplatz auf Grund des neuen ortsbezogenen Beurteilungspegels von 75 dB(A) gänzlich aus dem Lärmbereich herausgeholt werden. Selbst die ab Mitte Februar 2006 geltenden Grenzwerte der neuen Lärmschutzrichtlinie 2003/10/EG der Europäischen Union werden im Schaltraum jetzt noch deutlich unterschritten (s. u.) [7]. Ein wichtiger Hinweis: Vor der Durchführung größerer technischer Maßnahmen, die stets vor organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen zu erwägen sind, sollte der Rat des Technischen Aufsichtsdienstes der zuständigen Berufsgenossenschaft oder eines Akustikspezialisten eingeholt werden, um nicht unnütz zu investieren. Organisatorische Maßnahmen und persönlicher Gehörschutz Lärmschutz ist also nicht gleichzusetzen mit dem Tragen von Gehörschutz. Sind technische Maßnahmen jedoch nicht durchführbar oder nicht ausreichend, müssen in einem zweiten Schritt organisatorische Maßnahmen geprüft werden. Beispielsweise können lärmintensive Tätigkeiten in einer Halle konzentriert und damit andere Arbeiten aus dem Lärmbereich herausgehalten werden. Damit sinkt neben dem eher als banal einzuschätzenden Umfang anzuschaffender persönlicher Schutzausrüstung insbesondere die Zahl der Lärmexponierten und damit der Mitarbeiter mit dem Risiko der Entstehung einer Lärmschwerhörigkeit. Erst wenn technische und organisatorische Maßnahmen nicht ausreichend greifen, darf nach Lage der Gesetze auf Dauer das Tragen von persönlichem Gehörschutz angeordnet werden. Die hierzu führenden Gründe müssen in der Gefährdungsbeurteilung dokumentiert werden. Bis zur Realisierung technischer und organisatorischer Maßnahmen darf der persönliche Gehörschutz aber dennoch nicht vernachlässigt werden. Neue Lärmschutzrichtlinie der EU Mit dem Inkrafttreten der neuen Lärmschutzrichtlinie 2003/10/EG der Europäischen Union vom 6. 2. 2003 und deren verpflichtend vorgeschriebenen Umsetzung zum 16. 2. 2006 in nationales Recht wird sich die Lärmproblematik – auch wenn die Harmonisierung bei uns noch aussteht – zuspitzen [7]. Mit der neuen Richtlinie werden die Grenzwerte reduziert und den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen angepasst, wonach lärmbedingte Gehörschäden schon ab 80 dB(A) auftreten können. Beim Unteren Auslösewert von 80 dB(A) (zuvor 85 dB(A)) ist Gehörschutz bereitzustellen, beim Oberen Auslösewert von 85 dB(A) (zuvor 90 dB(A)) muss 52 same noise level become visible through lines of the same location-related average levels, similar to the contour lines in topographic maps. Based on these and depending on the space and the machines, noise protection measures can then be planned and implemented in the order specified in the TOP standard (technology – organization – personnel). (Fig. 6) illustrates on the example at (Fig. 5) of a workshop the considerable extent to which the noise in the workshop could be reduced by encapsulating the block machine. By structurally separating the control stand in this area, which is occupied by a permanent workstation, the new location-related exposure action value of 75 dB(A) was achieved, taking this area completely out of the harmful noise range. Even the exposure action values of the new Noise at Work Directive 2003/10/EC of the European Union that will become effective in mid-February 2006 are now considerably fallen below in the central control room (see below) [7]. Please note: Before implementing more extensive technical measures, which should always be given priority over organizational measures and measures involving personal protection, A technical supervisor from the competent authority, which in Germany is the employer’s liability insurance association, should be consulted, or an acoustic advisor called in, to guard against useless investments. Organizational measures and personal hearing protection Noise protection is not the same as the wearing of hearing protection. However, where technical measures are impossible to implement, or not make to a sufficient degree, organizational measures must be considered in a second step. Noiseintensive activities can be concentrated, for example, in a hall, keeping in this way other activities out of the noise area. In this way, not only the number of personal hearing protection can be reduced, which are often categorized as banal, but, more importantly the number of workers exposed to the noise and consequently the number of workers exposed to the risk of hearing impairment. Only after technical and organizational measures are no longer adequate, he law stipulates that workers may be instructed to wear personal hearing protection on a permanent basis only where the technical and organizational measures are no longer adequate. The reasons leading to a decision of this kind must be documented in a risk evaluation. Personal hearing protection, however, must by no means be neglected until such time as the technical and organizational measures have been realized. New EC Noise at Work Directive With the coming into force of the new Noise at Work Directive 2003/10/EC of the European Union on 6 February 2003 and its mandatory implementation on 16 February 2006 in national law, the noise problem will grow even more acute – even if harmonization in Germany has still not be effected [7]. With the new Directive coming into force, the exposure action values will be lowered and adjusted to scientific research results, based on which noise-induced hearing loss can already begin at 80 dB(A). Hearing protection must be made available to workers beginning at the lower exposure action value of 80 dB(A) (previously 85 dB(A)), and beginning with the higher exposure action value of 85 dB(A) (previously 90 dB(A)) the employer “must make every effort to ensure the use of hearing protection.” Prior this, employers must determine and assess the risks to their employees from noise at work of the mentioned area within the scope of a risk evaluation and document the findings, as well as investigating, as before, first of all the technical and organizational possibilities available for reducing the noise. Only when this is not possible, or not to a sufficient degree, must suitable, properly adjusted hearing protection is made available to the workers on a permanent basis. Die employees are then required to use the suitable hearing protection made available to them. BFT 1 | 2006 ▼▼▼ der Arbeitgeber „alle Anstrengungen unternehmen, um für die Verwendung des Gehörschutzes zu sorgen“. Der Arbeitgeber hat zuvor eine Ermittlung und Bewertung des Lärms im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung für den betreffenden Bereich vorzunehmen und zu dokumentieren sowie wie bisher zunächst die Möglichkeiten technischer und organisatorischer Minderungsmaßnahmen zu prüfen. Erst wenn dies nicht oder nur unzureichend möglich ist, ist ein geeigneter, ordnungsgemäß angepasster Gehörschutz auf Dauer zur Verfügung zu stellen. Der Arbeitnehmer muss den zur Verfügung gestellten, geeigneten Gehörschutz benutzen. Suitable hearing protection Suitable hearing protection depends on the extent of noise exposure that impacts the workers. Hearing protection with capsules and earplugs in great variety are available. Important is that the hearing protection made available effects a noise attenuation in the range of 80 dB(A) or below. Your occupational doctor and your safety expert are competent partners to address and should be consulted in good time. They will be glad to answer any questions you may have and support you in achieving your goals. Manfred Korn, Karlsruhe Geeigneter Gehörschutz Geeigneter Gehörschutz ist abhängig vom Ausmaß der Lärmexposition, die auf die Mitarbeiter einwirkt. Es stehen Kapselgehörschützer und Ohrstöpsel verschiedenster Bauart zur Verfügung. Wichtig ist, dass der zur Verfügung gestellte Gehörschutz eine Dämmung bewirkt, die den vorhandenen Lärm in den Bereich von 80 dB(A) oder darunter absenkt. Um dies zu gewährleisten, sind Ihr Betriebsarzt und Ihre Sicherheitsfachkraft kompetente Ansprechpartner, die Sie jederzeit bei diesen Fragestellungen unterstützen werden. This publication is dedicated Mr. Professor Dr. med. Heinz Weichardt on the occasion of his 90th birthday. Diese Veröffentlichung ist Herrn Prof. Dr. med. Heinz Weichardt aus Anlass seines 90. Geburtstages gewidmet. LITERATUR REFERENCES [1] Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften: BK-DOK 2004. Persönliche Mitteilung von Dr. Butz 2005 [2] Dieroff, H.-G.: Mechanismen lärmbedingter Schäden des Innenohres. In: Ising H, Kruppa B (Hrg.): Lärm und Krankheit • Noise and Disease. Tagungsband des Int. Symposiums „Lärm und Krankheit“, Berlin 26.–28.9.1991 [3] Grandjean, E.: Physiologische Arbeitsgestaltung. Leitfaden der Ergonomie. 4. Auflage 1991. Ecomed Verlagsgesellschaft Landsberg [4] Wiesner, H.: Der Lärm. Ein Problem unserer Zeit. Band 28 der Arbeits- und betriebskundlichen Reihe. Bund-Verlag Köln 1974 [5] Bilder aus Dt. Ärzteblatt [6] Steinbruchs-Berufsgenossenschaft: Lärmminderungsprogramme. Nr. 22 der Schriftenreihe der Steinbruchs-Berufsgenossenschaft (StBG). Ausgabe 1994, bearbeitet von B. Dupuis [7] Richtlinie 2003/10/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 06.02.2003 über Mindestvorschriften zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch physikalische Einwirkungen (Lärm) BFT 1 | 2006 53