Subjektive Gesundheitseinschätzung gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes Dissertationsschrift zur Erlangung des Doktorgrades rer. medic im Fachbereich Humanwissenschaften der Universität Osnabrück vorgelegt von Rainhild Schäfers aus Thuine Osnabrück 2011 All den Frauen gewidmet, deren subjektive Gesundheitseinschätzung nach der Geburt ihres Kindes unberücksichtigt bleibt oder missachtet wird. Frauen wie Florence Owens Thompson, deren Porträt mehr zur subjektiven Gesundheit von Müttern zu sagen vermag, als es diese Analyse im Stande ist. Florence Owens Thompson (1903-1983), fotografiert von Dorothea Lange und dadurch als „Migrant Mother, 1936“ bekannt geworden. Ausgestellt im Paul Getty Museum; Malibu, Kalifornien Danksagung In meinem Promotionsvorhaben wurde ich von einer Reihe lieber Menschen unterstützt, denen ich an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen möchte. Mein Dank gilt zunächst meiner Doktormutter Prof. Dr. Beate Schücking, die mich immer wieder ermutigt und unterstützt hat, mich der Herausforderung einer Dissertation zu stellen. Prof. Dr. Friederike zu SaynWittgenstein danke ich nicht nur für die Unterstützung während der Erstellung dieser Arbeit, sondern auch für die Begleitung in den vergangenen zehn Jahren, in denen sie mich nach 21 Jahren Berufstätigkeit als Hebamme für die Forschung zunehmend begeisterte. Meiner Kollegin Nina Knape danke ich für ihre Beharrlichkeit gesundheitsökonomische Aspekte in die Hebammenforschung zu integrieren und natürlich für die vielen schönen Gespräche auch abseits jeden Forschungsgedankens, ganz im Sinne einer gesunden Prokrastination. Ebenso danke ich meiner Kollegin Nicola Bauer sowie meinen anderen Kolleginnen aus dem Verbund Hebammenforschung, die sich mit soviel Herzblut den Forschungsprojekten dort gewidmet haben bzw. noch widmen. Frau Susanne Paul-Menn hat in der Erstellung dieser Arbeit dafür gesorgt, dass Satzzeichen und Buchstaben an die Position kamen, die Grammatik und Orthographie für sie vorgesehen haben. Frau Elizabeth Horman hat diese Aufgabe bei den englischsprachigen Ausführungen übernommen. Danke dafür! Besonders herzlich danke ich Priv.-Doz. Dr. Günther Heller für seinen kritischen Blick auf die Darstellung des methodischen Vorgehens innerhalb der vorliegenden Analyse. Den Leiterinnen und Leitern der Landesgeschäftsstellen für Qualitätssicherung der Bundesländer Bayern, Hessen und Sachsen, namentlich Dr. Nicholas Lack, Dr. Björn Misselwitz, Frau Annette Kaiser und Frau Annette Friedrich gebührt mein Dank für die unkomplizierte Bereitstellung aggregierter Daten aus der Perinatalerhebung ihres jeweiligen Bundeslandes. Bei meinem Familien- und Freundeskreis entschuldige ich mich für meine gesellschaftliche Abstinenz und bedanke mich gleichzeitig für die vielen guten Wünsche in den vergangenen Monaten. Besonders dankbar bin ich Achim Leisgang sowie Matthis und Lasse Schäfers. Dafür, dass sie mir Orientierung und Sicherheit geben – dass ich an ihrem Leben teilhaben darf und sie zu meinem Leben dazu gehören. Ihnen gilt das letzte Wort dieser Danksagung: Claim! Inhaltsverzeichnis ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS III ABBILDUNGSVERZEICHNIS V TABELLENVERZEICHNIS VI ZUSAMMENFASSUNG DEUTSCH VIII ZUSAMMENFASSUNG ENGLISCH IX 1 EINLEITUNG 1 2 VERSTÄNDNIS VON GESUNDHEIT 6 2.1 DEFINITORISCHER BEZUG VERSCHIEDENER SYSTEME ZUM GESUNDHEITSBEGRIFF 2.2 SUBJEKTIVE GESUNDHEIT UND GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT – ZWEI KONZEPTE SUBJEKTIVER GESUNDHEITSEINSCHÄTZUNG 2.3 12 SOZIOÖKONOMISCHE ASPEKTE ALS MÖGLICHE EINFLUSSVARIABLEN DER SUBJEKTIVEN GESUNDHEITSEINSCHÄTZUNG 3 7 21 SOZIALE UND MEDIZINISCHE VERSORGUNG IM KONTEXT EINER GEBURT 27 3.1 DIE GEBURTSHILFLICHE VERSORGUNG IM DEUTSCHEN GESUNDHEITSSYSTEM 31 3.2 POSTNATALES MÜTTERLICHES WOHLBEFINDEN 40 3.3 SUBJEKTIVE GESUNDHEIT UND GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT ALS OUTCOMEPARAMETER IM GEBURTSHILFLICHEN KONTEXT 4 METHODIK 49 60 4.1 ZIELSETZUNG UND LEITENDE FORSCHUNGSFRAGEN 60 4.2 HYPOTHESEN UND IHRE OPERATIONALISIERUNG 61 4.3 DATENAUFBEREITUNG UND AUSWAHL DER STATISTISCHEN VERFAHREN 68 5 ERGEBNISSE 70 5.1 BEURTEILUNG DER DATENQUALITÄT 70 5.2 DARSTELLUNG DES SAMPLES 73 5.3 DESKRIPTIVE ANALYSE DER SUBJEKTIVEN GESUNDHEITSEINSCHÄTZUNG 75 5.3.1 SUBJEKTIVE GESUNDHEIT 75 5.3.2 GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT 78 5.4 DESKRIPTIVE ANALYSE MÖGLICHER EINFLUSSFAKTOREN 81 5.4.1 MÜTTERLICHE PHYSISCHE MORBIDITÄT 81 5.4.2 GEBURTSHILFLICHE INTERVENTIONEN 84 5.4.3 GEBURTSERLEBEN 87 5.4.4 STILLVERHALTEN 90 5.4.5 MÜTTERLICHE PSYCHISCHE MORBIDITÄT 90 5.4.6 GESCHLECHT UND GESUNDHEITSZUSTAND DES KINDES 90 5.4.7 SOZIOÖKONOMISCHER STATUS 91 I 5.4.8 SOZIALE UNTERSTÜTZUNGSLEISTUNG 92 5.4.9 ZWISCHENFAZIT 92 5.5 IDENTIFIKATION DER BEEINFLUSSENDEN FAKTOREN IN BEZUG AUF DIE SUBJEKTIVE GESUNDHEIT 93 5.5.1 UNIVARIATE ANALYSEN 93 5.5.2 MULTIVARIATE ANALYSEN 95 5.6 IDENTIFIKATION DER BEEINFLUSSENDEN FAKTOREN IN BEZUG AUF DIE GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT 99 5.6.1 UNIVARIATE ANALYSEN 99 5.6.2 MULTIVARIATE ANALYSEN 101 5.7 6 ZUSAMMENFASSENDE BETRACHTUNG 108 DISKUSSION 114 6.1 LIMITATIONEN DER STUDIE 121 6.2 EMPFEHLUNGEN 123 7 SCHLUSSBETRACHTUNG 126 8 LITERATUR 127 VERÖFFENTLICHUNGEN IM RAHMEN DES PROMOTIONSVORHABENS 142 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG 143 ANLAGENBAND 144 II Abkürzungsverzeichnis AGES Allgemeine Gesundheitswahrnehmung AOLG Arbeitsgemeinschaft der oberen Landesgesundheitsbehörden BBCI Berne Basel Childbirth Inventory BMI Body Mass Index BQS Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung df Degree of freedom − Freiheitsgrad DR III°/IV° Dammriss 3./4. Grades ebd. ebenda EMRO Emotionale Rollenfunktion EPDS Edinburgh Postnatal Depression Scale EQ-5D European Quality of Life 5-domain survey et al. et allii (und andere) EU Europäische Union GV Geschlechtsverkehr HUI3 Health Utilities Index Mark 3 ICD10 International Classification of Disease (in der 10. Version) KI Konfidenzintervall KÖFU Körperliche Funktionsfähigkeit KÖRO Körperliche Rollenfunktion KSK Körperliche Summenskala NapH Wasserstoffionenkonzentration (pondus Hydrogenii) sauer/basisch im Blut der Nabelschnur OECD Organization of Economic Co-operation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) OR Odds Ratio p Probability – Wahrscheinlichkeit für Fehler der 1. Art pp postpartum PDA Periduralanästhesie PPD Postpartale Depression PSK Psychische Summenskala PSYC Psychisches Wohlbefinden QUAG Gesellschaft für Qualitätssicherung in der außerklinischen Geburtshilfe III RR Relatives Risiko SCHM Körperlicher Schmerz SF-36 Medical Outcome Study-36 Item Short Form SF-1 1.Frage des SF-36 nach dem allgemeinen Gesundheitszustand SF-6D Short Form 6 Dimensions (Indexinstrument des SF-36) Sig. Signifikanz SIL Salmon’s Item List SILGer Deutschsprachige Version der Salmon’s Item List SILGer_12 Deutschsprachige Version der Salmon’s Item List als Kurzversion mit 12 Items SOFU Soziale Funktionsfähigkeit u.a. unter anderem VAS Visual Analogue Scale VITA Vitalität vs versus WHO World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation) IV Abbildungsverzeichnis Abbildung 3-1 Entwicklung der Fertilitätsraten in Deutschland, seinen Nachbarländern und Großbritannien von 1998 bis 2008 27 Abbildung 3-2 Interventionsraten 2002 – 2009 37 Abbildung 5-3 Zusammensetzung des Datenpools 70 Abbildung 5-4 Verteilung innerhalb der Summenskalen des SF-36 zu t1 und t2 in der Gesamtstichprobe 73 Abbildung 5-5 Geburtshilfliche Outcomes des Samples/ Nonrespondern/ bundesweite Vergleichsstichprobe 75 Abbildung 5-6 Verteilung innerhalb der Instrumente zur subjektiven Gesundheit zu t1 und t2 in der Gesamtstichprobe 76 Abbildung 5-7 Subjektive Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt − stratifiziert nach Parität 77 Abbildung 5-8 Stichprobenvergleich SF-36 Dimensionen − Altersklasse 31 - 40 Jahre 79 Abbildung 5-9 Abgleich der acht Dimensionen des SF-36 mit den Normwerten in der Altersklasse 31 - 40 Jahre (n=518) – sechs Monate postpartum 80 Abbildung 5-10 Sonstige körperliche Beschwerden acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt – Erstgebärende (n=719) und Mehrgebärende (n=310) 83 Abbildung 5-11 Schmerzzustände acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt − Erstgebärende (n=719) und Mehrgebärende (n=310) 84 V Tabellenverzeichnis Tabelle 3-1 Fertilitätsrate, Genderaspekte und formale Kinderbetreuung 30 Tabelle 3-2 Anzahl klinisch und außerklinisch geborener Kinder 31 Tabelle 3-3 Studien zur subjektiven Gesundheit (singuläre Frage) im geburtshilflichen Kontext 50 Tabelle 4-4 Schul-/Berufsausbildung und Punktewerte 67 Tabelle 5-5 Analyse der fehlenden Werte 71 Tabelle 5-6 Vergleich SF1 und EQ-VAS 76 Tabelle 5-7 Zusammenhang zwischen sekundärer Sectio und soziodemographischen Aspekten 85 Tabelle 5-8 Zusammenhang zwischen Episiotomie und soziodemographischen Aspekten 86 Tabelle 5-9 Zusammenhang zwischen Periduralanästhesie und soziodemographischen Aspekten 86 Tabelle 5-10 Reliabiltätsanalyse der sieben Subskalen des BBCI 88 Tabelle 5-11 Korrelationen, Diskriminanzfähigkeit und relative Effizienz der Instrumente zum Geburtserleben 89 Tabelle 5-12 Chiquadratbasierter Unabhängigkeitstest zur subjektiven Gesundheit in Abhängigkeit möglicher Prädiktoren – Asymptotische Signifikanzen (2-seitig) 94 Tabelle 5-13 Einflussfaktoren für eine beeinträchtigte Gesundheit acht Wochen und sechs Monate postpartum in der Gesamtstichprobe 96 Tabelle 5-14 Einflussfaktoren für eine beeinträchtigte Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt in der Gruppe der Erstgebärenden 97 Tabelle 5-15 Einflussfaktoren für eine beeinträchtigte Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt in der Gruppe der Mehrgebärenden 98 Tabelle 5-16 Chiquadratbasierter Unabhängigkeitstest der Summenskalen des SF-36 – Asymptotische Signifikanzen (2-seitig) 100 Tabelle 5-17 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt – Gesamtstichprobe 102 Tabelle 5-18 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität sechs Monate nach der Geburt – Gesamtstichprobe 104 Tabelle 5-19 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt – Erstgebärende 105 Tabelle 5-20 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität sechs Monate nach der Geburt - Erstgebärende 106 VI Tabelle 5-21 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt – Mehrgebärende 107 Tabelle 5-22 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität sechs Monate nach der Geburt – Mehrgebärende 108 VII Zusammenfassung deutsch Hintergrund: In Deutschland ist eine zunehmende Kinderlosigkeit zu beklagen (Statistisches Bundesamt 2009). Die Ursachen hierfür werden primär vor dem Hintergrund der Unvereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft diskutiert (Schrupp 2008). Aus lerntheoretischer Perspektive wären subjektiv empfundene gesundheitliche Einschränkungen von Frauen nach der Geburt eines Kindes als weitere Ursache denkbar. Über die subjektiven Gesundheitseinschätzungen von Frauen im geburtshilflichen Kontext ist jedoch nur wenig bekannt. Vereinzelt finden sich Hinweise, dass Frauen ihre subjektive Gesundheit (SGH) nach der Geburt ihres Kindes trotz bestehender Morbidität sehr positiv bewerten (Bauer 2011, Schytt et al. 2005, Borrmann 2005). Ziel: Ziel der Studie ist es die subjektive Morbidität, die SGH sowie die gesundheitsbezogenen Lebensqualität (GHLQ) gesunder Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes zu erfassen und die Faktoren zu ermitteln, die sich beeinflussend auf SGH und GHLQ auswirken. Methode: Retrospektive, longitudinale Kohortenstudie. Basis der Sekundäranalyse bilden Daten von 1029 Erstund Mehrgebärenden, die im Rahmen einer multizentrisch angelegten, prospektiven Interventionsstudie zum Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal an der Hochschule Osnabrück unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (FKZ 01 GT 0616) zum Zeitpunkt der Geburt (t0) sowie acht Wochen (t1) und sechs Monate (t2) nach der Geburt erhoben wurden. Zur Ermittlung der SGH wurde der SF-1 angewendet. Die Operationalisierung der GHLQ erfolgte über die standardisierte körperliche und die standardisierte psychische Summenskala des SF-36. Ergebnisse: Gut die Hälfte der Studienteilnehmerinnen bewertete ihre SGH zu t1 und t2 besser als gut, wobei Erstgebärende gegenüber Mehrgebärenden signifikant häufiger diese positive Einschätzung vornahmen (p<.007). Neben einer Reihe von Faktoren, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Geburt stehen, zeigten sich geburtsspezifische Aspekte als signifikante Einflussgrößen. In der Gruppe der Erstgebärenden erhöhte sich bei Vorliegen geburtsverletzungsbedingter Beschwerden die Chance auf eine beeinträchtigte SGH zu t1 signifikant (OR 1.68, [95% KI 1.04-2.71]; p=.035). In der Gruppe der Mehrgebärenden erwies sich ein negatives Geburtserleben zu t2 als signifikante Einflussgröße für eine beeinträchtigte SGH (OR 7.66, [95% KI 2.1726.99]; p=.002). Hinsichtlich der GHLQ konnten ebenfalls geburtsspezifische Aspekte als Einflussgrößen ermittelt werden. Zu t1 erhöhten in der Gruppe der Erstgebärenden geburtsverletzungsbedingte Beschwerden die Chance auf eine verminderte GHLQ um fast das Dreifache (OR 2.83, [95% KI 1.63-4.93]; p<.001). Ein negatives Geburtserleben verdoppelte die Chance auf eine verminderte GHLQ in dieser Gruppe (OR 2.09, [95% KI 1.19-3.65]; p=.010). In der Gruppe der Mehrgebärenden zeigte sich das negative Geburtserleben ebenfalls als signifikante Einflussgröße (OR 3.93, [95% KI 1.14-13.53]; p=.030). Dies allerdings erst zu t2. Insgesamt konnten in einzelnen Subskalen des SF-36 signifikante Abweichungen zwischen der landes-, alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe und dem Studiensample festgestellt werden. Schlussfolgerung: Geburtsverletzungsbedingte Beschwerden und ein negatives Geburtserleben beeinflussen die SGH und GHLQ nachhaltig. Mit dem Anspruch einer qualitativ hochwertigen geburtshilflichen Versorgung gilt es die subjektiven Gesundheitseinschätzungen von Frauen nach der Geburt eines Kindes standardisiert zu evaluieren. Um Ceiling-effekte zu vermeiden müssen die in anderen Bereichen bisher üblichen Erhebungsverfahren für den geburtshilflichen Kontext modifiziert werden Schlagwörter: gesundheitsbezogene Lebensqualität, SF-36, subjektive Gesundheit, postpartal VIII Zusammenfassung Englisch Background: In Germany an increasing number of women are remaining childless (Statistisches Bundesamt 2009). From the women’s point of view this may be caused by the competing demands of work and family life (Schrupp 2008). Taking into consideration learning theories, poor self-rated health (SRH) and health-related quality of life (HRQoL) in women after childbirth could also be reasons for childlessness, but little is known about these two aspects so far. There is only a small amount of evidence for self-reported excellence health in women after childbirth despite existing disorders (Bauer 2011, Schytt et al. 2005, Borrmann 2005). Aim: The aim of this study is to record self-reported disorders, SRH and HRQoL in healthy women eight weeks and six months after childbirth and to identify aspects which influence SRH and HRQoL. Methods: Retrospective, longitudinal cohort study. This secondary analysis includes data from 1029 primi- and multiparae. They were collected at birth (t0), eight weeks (t1) and six months (t2) after childbirth within the framework of a prospective, controlled, multi-center study comparing midwife-led care with consultant-led care for healthy women. This study was conducted by the University of Applied Sciences, Osnabrück and funded by the German Federal Ministry of Education and Sciences (FKZ 01 GT 0616). HRQoL was measured by the SF36 and conceptualised by the standardised physical sum scale (PCS) and by the standardised mental sum scale (MCS). To evaluate SRH, the first item of the SF-36 (SF-1) was used. Results: Over half of the sample rated their health better than good at the two points in time. Primiparae rated it positively significantly more often than multiparae did (p<.007). In addition to aspects not related to the childbearing process, negative childbirth experiences and medical conditions due to birth-specific injuries significantly increased the chance for poor SRH and poor HRQoL. Differences could be seen between primi- and multiparae. Medical conditions due to injuries were independent predictors for poor SRH in primiparae eight weeks postpartum (OR 1.68, [95% KI 1.04-2.71]; p=.035) whereas negative childbirth experiences increased the chance for poor SRH in multiparous women six months after the baby was born (OR 7.66, [95% KI 2.1726.99]; p=.002). Results with respect to HRQoL are very similar. Medical conditions due to birth-specific injuries increased the chance at t1 for poor HRQoL in primiparae almost threefold (OR 2.83, [95% KI 1.63-4.93]; p<.001) and the chance for poor HRQoL in this group was doubled when childbirth was experienced as a negative event eight weeks postpartum (OR 2.09, [95% KI 1.19-3.65]; p=.010). Negative birth experiences were an independent predictor for poor HRQoL in multiparae too (OR 3.93, [95% KI 1.14-13.53]; p=.030), but this was only evident six months after childbirth. All in all, significant deviations were seen between the normative means and the samples means in several subscales of the SF-36. Conclusion: SRH and HRQoL are influenced by medical conditions due to birth-specific injuries and negative birth experiences for a long period of time. Thus, as patient-reported outcomes, they should be incorporated into the evaluation of care during childbirth in a standardised way. To avoid ceiling effects, already well- established instruments should be adjusted for the obstetric sector. Keywords: Self-rated health, SRH, Health-related Quality of Life, HRQoL, SF-36, postpartum IX Einleitung 1 Einleitung Seit nunmehr 14 Jahren sieht sich Deutschland vor der demographischen Herausforderung einer jährlich sinkenden Geburtenzahl. Wurden im Jahr 1997 noch 812.173 Geburten hierzulande registriert, betrug ihre Anzahl 13 Jahre später nur noch 665.126 (Statistisches Bundesamt 2011a). Im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarländern und Großbritannien bildet Deutschland im Hinblick auf seine Fertilitätsraten das Schlusslicht (Organization for Economic Co-Operation and Development 2010). Daten des Mikrozensus 2008 zeigen eine deutliche Zunahme der Kinderlosigkeit in Deutschland. Während die Rate der Kinderlosigkeit in der Gruppe Frauen mit den Geburtsjahrgängen 1933 bis 1948 zwischen 11% und 12% betrug, wurde für die Gruppe Frauen, die zwischen 1964 und 1968 geboren wurden, eine Rate von 21% ermittelt (Statistisches Bundesamt 2009: 9). Gleichzeitig offenbarte sich in Bezug auf die Kinderlosigkeit ein Bildungsgradient. Der Anteil der kinderlosen Frauen lag unter den im Jahr 2008 in den alten Bundesländern lebenden 40- bis 75-jährigen Frauen mit hohem Bildungsabschluss bei 26%, in der Gruppe gleichaltriger Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss betrug er lediglich 11% (ebd.: 27). Ein Bildungsgradient wurde auch durch die Ergebnisse der Befragung von 11,6 Millionen Müttern innerhalb des Mikrozensus’ 2009 deutlich. Insgesamt wies lediglich ein Fünftel (20%) aller Mütter einen hohen Bildungsstand auf. Weniger als die Hälfte (43%) der Mütter unter 25 Jahren verfügte überhaupt über einen beruflichen Abschluss (Statistisches Bundesamt 2011b). Dies alles obwohl Mädchen seit einigen Jahren gegenüber Jungen ein signifikanter Bildungsvorsprung attestiert wird und in den letzten Jahren unter den Mädchen ein zunehmend höherer Anteil an Hochschulzugangsberechtigungen gegenüber den Jungen zu verzeichnen ist (Quenzel & Hurrelmann 2010). Im Jahr 2009 verfügten beispielsweise 38,2% der 18- bis 26jährigen Frauen über eine Hochschulzugangsberechtigung, gegenüber 31,2% der gleichaltrigen Männer (Weinmann 2010: 8). Linke Hochschulverbände schufen als Reaktion auf die Veröffentlichungen des statistischen Bundesamtes zum Bildungsprofil junger Mütter den Begriff Bildungsrisiko Kind und forderten eine familienfreundlichere Bildungslandschaft in Deutschland (Der Tagesspiegel 2011). Neben den scheinbaren Schwierigkeiten Kinder und (berufliche) Bildung miteinander zu vereinen, scheinen Frauen die Hauptlast im Hinblick auf die Erziehung der Kinder zu tragen. „Im Jahr 2008 waren in Deutschland 45% der 30-jährigen Mütter mit Kindern bis zum Alter von 14 Jahren berufstätig. Damit ging die Mehrheit (55%) keiner Berufstätigkeit nach. Die entsprechenden Väter waren mit 82% fast doppelt so oft berufstätig.“ (Weinmann 2010: 30). Mit der Übernahme des Erziehungsauftrages minimieren sich gleichzeitig die Chancen für berufliche Aufstiegsmöglichkeiten. So wurde in der Umfrage des Weltwirtschaftsforums der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen als siebter von insgesamt 16 Gründen genannt, die für Frauen die Übernahme einer leitenden Position innerhalb eines Unternehmens verhindern (Zahidi & Ibarra 2010: 51). Die Entscheidung für oder gegen ein Kind wird in Zeiten, in denen die Verhütung einer Schwangerschaft kein Tabuthema mehr ist, von patriacharlischen wie feministischen Gedanken begleitet. Dabei wird der Wunsch einer Frau, Berufstätigkeit mit dem Status als Mutter zu vereinen, vor dem Hintergrund des Dualismus’, in dem Mutterschaft bzw. das Bild der „guten“ Mutter dargestellt wird, öffentlich diskutiert. Für Schrupp (2008) wird der Konflikt Mutterschaft und eigene materielle Unabhängigkeit, nicht ausschließlich von außen geprägt, sondern ergibt sich auch aus einer inneren Logik. Diese innere Logik folgt der Tatsache, dass Mutterschaft eine geborene soziale Beziehung darstellt. Eine Vaterschaft beruht dagegen zunächst auf einer sozial vermittelten Beziehung. Die Verpflichtung für das Kind zu sorgen beginnt für den Vater erst mit der Geburt und es ist weitestgehend ihm überlassen, inwieweit er den Auftrag annimmt. Für die Mutter beginnt ein entsprechender Versorgungsauftrag hingegen mit dem Eintreten der Schwangerschaft, wobei sie über das Ausmaß der Erfüllung 1 Einleitung des Auftrages zu diesem Zeitpunkt zumindest aus biologischer Sicht kaum entscheiden kann. Der im Anschluss der Geburt in der Regel andauernde Auftrag basiert nach Schrupp auf eben jener biologischen und sich daraus ergebenden sozialen Beziehung und wird nicht von außen erteilt. „Eine Mutter ‚muss’ sich ja nicht deshalb um ihr Kind kümmern, weil irgendein Dritter sie dazu zwingt oder sie ansonsten Sanktionen zu befürchten hat, sondern weil die innere Logik der Situation dies erforderlich macht.“ (Schrupp 2008: 6). Zahlen des Mikrozensus 2009 scheinen diese These zu stützen. Alleinerziehende Väter sind häufiger erwerbstätig als alleinerziehende Mütter und sie gehen dabei doppelt so häufig einer Vollzeittätigkeit nach (Statistisches Bundesamt 2010a: 18). In sehr reduzierter Betrachtungsweise ließe sich demnach schlussfolgern, dass offenbar Betreuungsmöglichkeiten für Kinder vorhanden sind und die eingeschränkte Erwerbstätigkeit alleinerziehender Mütter nicht allein äußeren Zwängen unterliegt. Diese Sichtweise ist in der Tat sehr reduziert, betrachtet man allein den Frauenanteil in den Pflegeberufen, die sich in aller Regel durch die Unvereinbarkeit von Arbeitszeiten und zur Verfügung stehenden Betreuungszeiten in öffentlichen Tagesstätten oder durch Tagesmütter auszeichnen. Es darf vermutet werden, dass aus dem Bedürfnis der inneren Logik zu folgen, eine verstärkte psychische wie auch körperliche Belastung für die berufstätigen Mütter entsteht. Dezidierte Forschung zu diesem Sachverhalt steht jedoch noch aus. Nicht nur in diesem Zusammenhang ist ein Mangel an Forschung zu konstatieren. Auch in der Medizin kann der Anteil genderspezifischer Forschung nur als unzureichend bezeichnet werden und dies obwohl Diagnosedaten der Krankenhäuser deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Prävalenzraten verschiedener Erkrankungen zeigen. 130.557 Patienten wiesen beispielsweise im Jahr 2008 bei stationärer Aufnahme Erkrankungen der Schilddrüse auf, davon waren fast drei Viertel weiblich. Der Herzinfarkt hingegen scheint eher ein männliches Phänomen zu sein. Von den 211.523 Herzinfarkten im Jahr 2008 ereigneten sich 63,4% bei Männern und 36,6% bei Frauen. Kurioserweise ist das Verhältnis in Bezug auf die Hypertonie, die als Auslöser eines Herzinfarktes anerkannt ist, zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme zwischen Männern und Frauen eher umgekehrt. Bei 255.990 Patientinnen und Patienten wurde die Diagnose Hypertonie gestellt, zu 33,4% bei Männern und 66,6% bei Frauen (Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2010). Die Zahlen geben möglicherweise Hinweise auf die Schwierigkeiten in der Diagnostik eines Herzinfarktes. Daten des MONICA/ KORA Herzregisters Augsburg 2000/02 zeigen, dass sich der Herzinfarkt in seinen Symptomen bei Männern und Frauen unterschiedlich präsentiert. So klagen signifikant mehr Frauen als Männer zum Zeitpunkt des Ereignisses über, für einen Herzinfarkt eher als untypisch geltende, Schmerzen im Unterkiefer und im Halswirbelbereich. Auch Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Rücken und Todesangst sind Symptome, die eher bei Frauen als bei Männern auftreten (Robert Koch Institut & Statistisches Bundesamt 2006: 23). Sowohl unter Laien als auch unter Medizinerinnen und Medizinern herrschen oftmals Vorstellungen über klassisch männliche Symptome eines Herzinfarkts. Kuhlmann und Kolip (2005) diskutieren nicht zuletzt deshalb in Zusammenhang mit koronaren Herzerkrankungen ein drohendes Versorgungsdefizit für Frauen aufgrund eines generellen „male bias“ (Kuhlmann & Kolip 2005: 141ff). Das Beispiel des Herzinfarktes zeigt mehr als deutlich die Notwendigkeit subjektive Gesundheitseinschätzungen in die Forschung zu integrieren. Auch für die Geburtshilfe lässt sich diese Notwendigkeit am Beispiel der postpartalen Depression deutlich skizzieren. Screeninginstrument zur Erfassung dieses depressiven Zustandes ist die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) − ein vielfach validierter Fragebogen, der den Frauen zur Selbstbewertung ihres psychischen Zustandes der vergangenen sieben Tage überlassen wird. Ein positives Ergebnis dieser Selbstbewertung mündet in eine weiterführende psychologische Betreuung. Bleibt diese Betreuung aus, kann sich eine postpartale Depression bishin zur Psychose über einen langen Zeitraum manifestieren und führt so zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht nur der Mutter, sondern auch des Kindes. So konnten bei drei Monate alten Kindern, deren Mütter unter einer postpartalen Depression litten, deutliche Ess- und 2 Einleitung Schlafstörungen identifiziert werden (Righetti-Veltema et al. 2002). Hinzu kommt die Entwicklung eines unsicheren Bindungsverhaltens (Wimmer-Puchinger 2010: 31ff), das in affektive Störungen im Kindes- und Jugendalter münden kann (Scheidt & Waller 2002: 242ff). Der Gesundheitsstatus der Mutter beeinflusst folglich den Gesundheitsstatus des Kindes. Die Evaluation des Gesundheitszustandes von Müttern nach der Geburt ihres Kindes über deren subjektive Einschätzung hat demnach weitreichende Folgen und darf aus Sicht der Prävention und Gesundheitsförderung nicht vernachlässigt werden. Dieses Bewusstsein spiegelt sich bislang in den im geburtshilflichen Kontext etablierten Qualitätsmanagementverfahren nicht wider. Der Präventionsgedanke ist dort auf die Erfassung ausgewählter, objektiv messbarer Outcomeparameter reduziert, wobei vorangig das fetal outcome als definierter Endpunkt der präventiven Tätigkeit von Medizinerinnen und Medizinern fokussiert wird. Die Evaluation subjektiver Gesundheitseinschätzungen haben in anderen Fachrichtungen längst Einzug erhalten und konnten in der Forschung als gute Prädiktoren für Morbidität und Mortalität identifiziert werden (Müters et al. 2005; Schwarze et al. 2000; Idler & Benyamini 1997; Gold et al. 1996). In der Geriatrie sowie im Bereich der Disease Management Programme ist es vor allem die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die als subjektive Gesundheitseinschätzung zur Ressourcenallokation in gesundheitsökonomische Evaluationen integriert wird. Im geburtshilflichen Kontext wurde bislang von der Evaluation subjektiver Gesundheitseinschätzungen zur Ressourcenallokation in gesundheitsökonomische Evaluationen abgesehen. Dies ist vor dem Hintergrund steigender Interventionsraten vor allem bei Frauen, die zu Beginn der Geburt ihres Kindes keinerlei Risiken aufwiesen (Schwarz 2008: 121), erstaunlich. Derzeit werden die Daten zur geburtshilflichen Versorgung nur im Rahmen deskriptiver statistischer Verfahren erhoben und ausgewertet. Die Qualität der Versorgung wird mit Hilfe von acht Indikatoren, von denen sich nur zwei auf das mütterliche Outcome konzentrieren, evaluiert.1 Dieses Vorgehen führt dazu, dass Interventionen oftmals ungenügend reflektiert und vor allem, ohne die Sichtweise der Betroffenen zu integrieren, implementiert werden und über deskriptiv angelegte Qualitätsmanagementverfahren eine normative Kraft des Faktischen entwickeln können. Die Diskussion um die Ursachen einer sinkenden Geburtenzahl in Deutschland darf nicht nur auf der Ebene der sozialen Versorgung in der Familiengründungsphase sowie einer durch Mutterschaft bedingten Benachteiligung geführt werden, sondern muss darüber hinaus Interventions- und daraus resultierende Morbiditätsraten sowie die subjektiven Gesundheitseinschätzungen von Frauen im Kontext einer Geburt integrieren. Erfahrungsberichte von Müttern prägen aus lerntheoretischer Perspektive unter Umständen in entscheidendem Maße die Haltung von Frauen, die noch kein Kind geboren haben. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund dürfen subjektive Gesundheitseinschätzungen von Frauen nach der Geburt eines Kindes nicht vernachlässigt werden. Die Beantwortung der Frage, welche Faktoren diese Gesundheitseinschätzungen beeinflussen, bietet unter Umständen wichtige Hinweise für eine bedarfs- und bedürfnisgerechte geburtshilfliche Versorgung. Um subjektive Gesundheitseinschätzungen im geburtshilflichen Kontext in Qualitätsmanagementverfahren implementieren zu können, bedarf es der Überprüfung der in anderen Zusammenhängen bereits etablierten Instrumente. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Bewertung der eigenen Gesundheit vor dem Hintergrund eines (wiederholten) Übergangs in die Mutterschaft und den emotionalen wie körperlichen Herausforderungen, die dieser mit sich bringt, anderen Kriterien unterliegt als beispielsweise jene vor dem Hintergrund einer altersbedingten Beeinträchtigung oder einer chronischen Erkrankungen. 1 Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Analyse wurden zwei weitere Qualitätsindikatoren in das Berichtssystem implementiert, von denen einer zur Verbesserung des mütterlichen Outcomes formuliert wurde. Die beiden Indikatoren werden erstmals für den Datensatz der klinischen Perinatalerhebung aus dem Jahr 2010 angewendet, weshalb bislang nicht auf Veröffentlichungen hierzu zurückgegriffen werden kann (Information der Verfasserin als Mitglied der Bundesfachgruppe Perinatalmedizin des verantwortlichen Instituts). 3 Einleitung Ziel der vorliegenden Analyse ist es die subjektive Morbidität von Frauen einer subjektiven Bewertung ihrer eigenen Gesundheit gegenüberzustellen und die Faktoren zu ermitteln, welche die subjektive Gesundheit von gesunden Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes beeinflussen. Darüber hinaus wird der Frage, inwieweit gesunde Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes in der Ausübung ihrer täglichen Aktivitäten und damit in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität beeinträchtigt werden, nachgegangen. Auch in diesem Zusammenhang sollen die Faktoren, die mit einer möglichen Beeinträchtigung in Beziehung stehen, identifiziert werden. Aufbau der Arbeit Dieser Einleitung folgt ein einführendes Kapitel zum Verständnis von Gesundheit, in dem die Konzepte subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität als zwei Formen subjektiver Gesundheitseinschätzungen näher erläutert werden. Vor dem Hintergrund der in den Sozialwissenschaften vielfach beschriebenen vertikalen und horizontalen sozialen Ungleichheiten schließt dieses Kapitel mit der Beschreibung sozioökonomischer Aspekte als mögliche Einflussfaktoren der subjektiven Gesundheitseinschätzung. Im sich anschließenden dritten Kapitel wird die soziale und gesundheitliche Versorgung im Kontext einer Geburt dargestellt. Dabei erfolgt zunächst eine Standortbestimmung der sozialen Versorgung in der Phase der Familiengründung im Europäischen Vergleich, bevor auf die geburtshilfliche Versorgung von Frauen und ihren Neugeborenen in Deutschland näher eingegangen wird. Die Darstellung internationaler, externer, wissenschaftlicher Evidenzen zum postnatalen mütterlichen Wohlbefinden sowie zu den subjektiven Gesundheitseinschätzungen von Frauen nach der Geburt ihres Kindes in diesem Kapitel bildet die Grundlage für die Herleitung der Forschungsfragen im vierten Kapitel. Dort werden neben den Hypothesen und deren Operationalisierung die zur Hypothesenprüfung notwendige Datenaufbereitung sowie die Auswahl der statistischen Verfahren beschrieben. Im fünften Kapitel erfolgt die Darstellung der Ergebnisse. Zunächst werden die Ergebnisse der explorativen Datenanalyse zur Überprüfung der Datenqualität dargestellt, der sich die Ergebnispräsentationen der deskriptiven Analysen zum Sample, zu den beiden Zielvariablen subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie deren mögliche beeinflussenden Faktoren anschließen. Im zweiten Teil des Ergebniskapitels werden die zwischen den Zielvariablen und den möglichen Einflussfaktoren unter Anwendung inferenzstatistischer Verfahren ermittelten Zusammenhänge aufgezeigt. Im sechsten Kapitel folgt eine Diskussion der Ergebnisse vor dem Hintergrund bereits bestehender Erkenntnisse. In diesem Kapitel werden außerdem die Limitationen der Studie kritisch reflektiert und Empfehlungen für die Praxis und weitere Forschung formuliert. Den Abschluss der Arbeit bilden eine Schlussbetrachtung und Quellenverweise. Anmerkung zum Sprachgebrauch Subjektive Gesundheit (self-rated health= SRH) meint die Bewertung eines subjektiv empfundenen Gesundheitszustandes durch eine Person. Sie wird national wie international durch die singuläre Frage nach dem subjektiv eingeschätzten Gesundheitszustand der vergangenen Woche bzw. der vergangenen vier Wochen operationalisiert. Die Frage ist in der Regel durch eine vier oder fünf Punkte Likert Skala zu beantworten. Die Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (health-related quality of life = HRQoL) erfolgt über mehrdimensionale Assessmentinstrumente mit einer unterschiedlichen Anzahl von Items. Auch hier wird eine subjektive Einschätzung durch die/den Befragten vorgenommen. Subjektive Gesundheit wie auch gesundheitsbezogene Lebensqualität sind demnach subjektive Gesundheitseinschätzungen. Sofern die subjektive Gesundheit vor dem Hintergrund von Studienergebnissen in der vorliegenden Analyse thematisiert wird, impliziert dies die Erfas4 Einleitung sung der subjektiven Gesundheit über eine singuläre, übergreifende Frage. Die Thematisierung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität geschieht vor dem Hintergrund der Anwendung mehrdimensionaler Assessmentinstrumente und erlaubt die Hervorhebung einzelner Dimensionen wie zum Beispiel die subjektiv eingeschätzte physische oder psychische Gesundheit. Geschieht eine entsprechende Hervorhebung innerhalb der vorliegenden Analyse, so wird explizit auf die Tatsache des dimensionalen Zusammenhangs zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität hingewiesen. Der Begriff subjektive Gesundheitseinschätzung wird in der vorliegenden Analyse als Sammelbegriff verwendet. Er bezieht die subjektive Gesundheit wie oben beschrieben und die gesundheitsbezogene Lebensqualität ein. Für die Darstellung von Krankheitszuständen wird der Begriff subjektive Morbidität gewählt. Die subjektive Morbidität wird im Rahmen der vorliegenden Analyse nicht als Bestandteil der subjektiven Gesundheitseinschätzung verstanden. Die Bezeichnung gesunde Frauen wird in der vorliegenden Analyse entsprechend der Definition von Gesundheit im medizinischen Bezugssystem als Abwesenheit von definierten Risikofaktoren gewählt. Damit wird auch die internationale Verwendung des Begriffs Low-Risk in diesem Zusammenhang der Definition gesunde Frauen zugeordnet. Im engeren Sinne und durchaus im medizinischen Verständnis wird mit dem Begriff Geburtshilfe die Unterstützungsleistung während der Geburt beschrieben. Dennoch impliziert die alltagssprachliche Verwendung des Begriffs ein breiteres Verständnis. Im Verständnis von Hebammen umfasst die geburtshilfliche Tätigkeit die Unterstützungsleistung im Übergang zur (wiederholten) Mutterschaft. Dabei werden Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit als Teilbereiche dieses Übergangs verstanden. Eine geburtshilfliche Tätigkeit bedeutet demnach die Unterstützungsleistung während der biographisch bedeutsamen Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit (Sayn-Wittgenstein 2007: 17) und wird in dieser Definition auch in der vorliegenden Analyse verwendet. Mit der letzten Änderung des Hebammengesetzes im Jahr 1985 wurde die Ausbildung zur Hebamme auch für Männer zugänglich. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten sie die Berufsbezeichnung Entbindungspfleger. Aufgrund einer als irreführend empfundenen Berufsbezeichnung und nicht zuletzt aufgrund mangelnder Präsenz männlicher Vertreter wird sich in der vorliegenden Analyse auf die weibliche Berufsbezeichnung Hebamme beschränkt. Selbstverständlich sind damit auch die männlichen Vertreter des Berufsstandes angesprochen. In den sonstigen Berufsbezeichnungen werden männliche wie weibliche Formen beibehalten. 5 Verständnis von Gesundheit 2 Verständnis von Gesundheit Das Verständnis von Gesundheit wird geprägt durch das Wesen unterschiedlicher gesellschaftlicher Kulturen sowie deren Individuen. Lebensalter, Geschlecht und der sozioökonomische Status eines Menschen entscheiden über sein individuelles Konzept von Gesundheit und Krankheit, ebenso wie die soziokulturell-religiöse Umgebung, in der er sich befindet (Schwartz et al. 2003: 25). Im medizinisch-wissenschaftlichen Verständnis westlicher Prägung bedeutet Gesundheit die Abwesenheit von Krankheit. In diesem Verständnis ist der gesundheitliche Zustand eines Menschen Ausdruck des Wirkens von Kausalgesetzen. In vielen Gesundheitsberufen in Deutschland gilt die kausalanalytische Medizin als berufsethisches Prinzip. Die Definition von Gesundheit durch die Weltgesundheitsorganisation von 1948 ist gegenüber dem medizinisch-wissenschaftlichen Verständnis zwar umfassender, beschreibt aber gleichzeitig ein unrealistisches Ziel. „Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“ (World Health Organization 1948: 1). Ein einheitliches Verständnis von Gesundheit und damit eine allgemeingültige Definition des Begriffes existiert derzeit nicht. Franke (2010) identifiziert im wissenschaftlichen Diskurs um das Konzept Gesundheit sechs Dimensionen: Störungsfreiheit Gesundheit wird als störungsfreier Zustand definiert, was die Orientierung an objektiven, statistischen Normen und Kriterien impliziert. Wohlbefinden Mit der Diskussion um das individuelle Wohlbefinden erlangt die Definition des Gesundheitsbegriffs eine subjektive Ebene, wobei der Begriff Wohlbefinden durchaus breit diskutiert wird. Nicht immer stimmt das Wohlbefinden mit dem Verständnis von Gesundheit überein, denn auch die Befriedigung von Süchten kann zumindest vorübergehend subjektives Wohlbefinden auslösen. Leistungsfähigkeit und Rollenerfüllung Funktionale Normen sind Basis in der Beurteilung dieser beiden Aspekte. Die Definitionsmacht der Gesellschaft in Bezug auf Gesundheit wird hier besonders deutlich. In der psychologischen Betrachtung wird diese Dimension von Gesundheit auch als Kompetenz eines Individuums interpretiert, wobei neben der Arbeitsfähigkeit auch alle anderen Fähigkeiten, die für die Bewältigung des Alltags notwendig sind, einbezogen werden Zustand des Gleichgewichts (Homöostase) Ausgewogenheit, Gleichgewicht und Ausgeglichenheit sind Zeichen eines gesunden Zustandes. Die Anfänge der Medizin waren von dieser Dimension geprägt. Hippokrates strebte die Ausgeglichenheit der vier Körpersäfte als Zeichen von Gesundheit an und auch in der griechischen Antike war die Ausgewogenheit von feuchten und trockenen, heißen und kalten körperlichen Zuständen sowie bitteren und süßen Körpersäften wichtiges Indiz für Gesundheit. In der fernöstlichen und ayurvedischen Medizin stellt die Homöostase ein prominentes Merkmal von Gesundheit dar. Zustand der Flexibilität (Heterostase) 6 Verständnis von Gesundheit Stressoren wie Krankheiten und Schmerzen sind integrale Bestandteile menschlicher Existenz und gesund ist, wer mit genügender Flexibilität darauf reagieren kann. Fähigkeit zur Anpassung Sich den Umweltbedingungen so anpassen, dass eigene Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden ist die Grundidee dieser Dimension von Gesundheit. Aber auch die Fähigkeit des Körpers sich Infektionsrisiken in der Form anzupassen, dass er eine ausreichende, körpereigene Immunabwehr zur Verfügung stellt, ist der gesundheitlichen Dimension der Anpassungsfähigkeit zuzuordnen. Die Fähigkeit zur Anpassung als Dimension von Gesundheit wird vor allem vor dem Hintergrund einer sozialen Anpassung an gesellschaftliche Normen, die Gesundheit definieren, diskutiert (Franke 2010: 34ff) 2.1 Definitorischer Bezug verschiedener Systeme zum Gesundheitsbegriff Der Gesundheitsbegriff wird über medizinische wie kulturelle Normen definiert, was in der Konsequenz bei Abweichungen von einer Norm zu einer Gleichsetzung mit dem Krankheitsbegriff führt. Dies gilt auch in Bezug auf Normabweichungen im menschlichen Erscheinungsbild und Verhalten. Dies mag begründet sein in dem Bedürfnis etwas im eigenen kulturellen Verständnis Unbekanntes etwas Bekanntem zuordnen zu können. Vom Vorliegen einer Krankheit im Fall eines im eigenen kulturellen Verständnis Unerklärlichen auszugehen, führt konsequenterweise zu dem Bedürfnis diese zu beseitigen. Auf sehr unrühmliche Weise verdeutlicht die deutsche Geschichte, welche Folgen mit dem Verständnis einer Normabweichung als Krankheit verbunden sein können. Das im Dritten Reich vorherrschende Verständnis von Homosexualität als unheilbare Krankheit mit infektiösem Potenzial bedeutete für die betreffenden Menschen zur damaligen Zeit bei Bekanntwerden ihrer sexuellen Ausrichtung erfahrungsgemäß Lebensgefahr. Aber auch weniger dramatische Zusammenhänge machen die Bedeutung kultureller Normen deutlich. So gilt die Hypotonie in Deutschland als Krankheitsbild, während sie in anderen Staaten lediglich als eine Normwertabweichung ohne Krankheitswert betrachtet wird. Im englischsprachigen Raum wird die Hypotonie wohl deshalb auch als „German disease“ beschrieben (Franke 2010: 24). Um Krankheit definieren zu können, werden innerhalb einer Gesellschaft Normen und Normwerte formuliert, deren Abweichungen aber nicht zwingend mit einer Krankheit assoziiert sein müssen. Gleichwohl hat die Abweichung von der Norm oftmals die Klassifizierung als eine solche zur Folge. Entscheidend ist hierbei das Bezugssystem, in dem Gesundheit und Krankheit definiert werden. Siegrist benennt drei Systeme, die als Konzepte einen definitorischen Bezug zu Gesundheit und Krankheit besitzen (Siegrist 2005: 26). Bezugssystem Gesellschaft Die Einführung des Sozialversicherungssystems machte die genaue Definition einer Krankheit erforderlich. Erst durch die Aufnahme in einen Definitionskatalog wie der International Classification of Disease in ihrer 10. Version (ICD10) werden körperliche und seelische Beeinträchtigungen als Krankheiten definiert, wodurch die Inanspruchnahme und Gewährleistung von Sozialleistungen möglich werden. Entsprechend der entwickelten Kodierung werden individuelle Beeinträchtigungen aus gesellschaftlicher Perspektive unter dem Aspekt der Leistungsminderung/Erwerbsunfähigkeit betrachtet. Dies zeigt sich besonders deutlich in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Entwickelte Qualitätsindikatoren konzentrieren sich auf die stationäre, ambulante und subjektive Morbidität (morbid, lateinisch für krank/ 7 Verständnis von Gesundheit krankmachend) und hieraus folgend auf die Inanspruchnahme von Leistungen sowie auf die Leistungsminderung/Erwerbsunfähigkeit eines Individuums (Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden 2003). Als logische Konsequenz erfolgt die Definition von Gesundheit im Bezugssystem Gesellschaft über die Definition von Krankheit und deren Zusammenhang mit einer Leistungsminderung oder Erwerbsunfähigkeit. Bezugssystem Medizin Die Abwesenheit von Gesundheit wird in diesem System durch die objektivierbaren Messungen körperlicher Funktionen als Erkrankung definiert. Die Beantwortung der Frage, inwieweit eine Erkrankung vorliegt, der Mensch also nicht mehr gesund erscheint, wird durch medizinische Messungen und Screeningverfahren dichotom betrachtet. Grenzwerte legen fest, ob eine Krankheit vorhanden ist oder nicht. In der Praxis erscheint dieses dichotome Vorgehen jedoch schwierig. Trotz fehlender Überschreitung eines Grenzwertes erfolgen mitunter Therapieempfehlung oder auch die direkte Umsetzung einer solchen. Dieses Vorgehen verdeutlicht, dass es kaum möglich ist, die Definition von Gesundheit und Krankheit allein im Bezugssystem der Medizin zu belassen. Laienbezugssystem Im Laienbezugssystem erfolgt die Definition von Gesundheit auf einer sehr subjektiven Ebene. Das Laienkonzept von Gesundheit beinhaltet „[…] 1) die persönlichen Auffassungen und Definitionen von Gesundheit sowie 2) die persönlichen Sichtweisen über Ursachen und Kontextbedingungen von Gesundheit […]“ (Waller 2002: 15). In der Konsequenz bedeutet dies, dass ein Mensch sich subjektiv gesund fühlen kann, obwohl er im Bezugssystem der Medizin per definitionem eine Erkrankung hat. Die objektivierbaren Messungen können beispielsweise anlässlich einer Früherkennungsuntersuchung einen Diabetes Type II zeigen, ohne dass subjektiv das Gefühl von Kranksein entsteht. Andersherum mag ein Individuum sich als krank und nicht mehr leistungsfähig empfinden, ohne dass dieser Zustand definitorisch im medizinischen und gesellschaftlichen Bezugssystem als Erkrankung bzw. Krankheit eingeordnet werden kann. Um eine bedarfs- und bedürfnisgerechte gesundheitliche Versorgung zu ermöglichen, ist es notwendig, Gesundheit nicht isoliert in einem Bezugssystem zu betrachten. Gesundheit im geburtshilflichen Kontext In Anlehnung an den von Siegrist (2005) formulierten definitorischen Bezug verschiedener Systeme zum Gesundheitsbegriff wird im Folgenden das Verständnis von Gesundheit im geburtshilflichen Kontext je nach Bezugssystem näher erläutert. Gesundheit in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit im gesellschaftlichen Bezugssystem Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit führen im gesellschaftlichen Bezugssystem zur Inanspruchnahme medizinischer und sozialer Leistungen durch das staatliche Versicherungssystem. Grundlage hierfür ist der ICD10 Katalog. Unter dem Abschnitt Allgemeinuntersuchung und Abklärung bei Personen ohne Beschwerden oder angegebene Diagnose werden bereits die Untersuchung und Test zur Feststellung einer Schwangerschaft (z32) sowie die Überwachung einer normalen Schwangerschaft (z34) im Klassifikationskatalog der 8 Verständnis von Gesundheit Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme aufgeführt. Auch die Überwachung und Betreuung der stillenden Mutter (z39.1) ist Bestandteil des Katalogs (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) 2009: 768ff). Ausfallzeiten im Rahmen der gesetzlichen Mutterschutzfrist und Schutzbestimmungen während Schwangerschaft und Stillzeit entsprechend dem Mutterschutzgesetz sind automatisch mit einer Leistungs- und Erwerbsminderung im gesellschaftlichen Verständnis verbunden, so dass die Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit im gesellschaftlichen Bezugssystem definitorisch als Krankheit eingeordnet wird. Diese Interpretation wird nicht zuletzt durch die Ausführungen im fünften Sozialgesetzbuch (SGB V) gestützt. Schwangerschaftsabbruch und Sterilisation (§24b) werden dort im Abschnitt drei unter der Überschrift Leistungen zur Verhütung von Krankheiten gelistet (Bundesministerium der Justiz 2009a). Im Umkehrschluss ist im gesellschaftlichen Bezugssystem eine nicht-schwangere Frau aufgrund der Tatsache, dass sie keiner Leistungs- und Erwerbsminderung auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen und des ICD10 Katalogs unterliegt − sofern keine weiteren Diagnosen entsprechend des ICD10 vorliegen − eine gesunde Frau. Gesundheit in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit im medizinischen Bezugssystem Die Tatsache, dass, obwohl eine Schwangerschaft ein primär physiologisches wie gesundes Lebensereignis darstellt, ein medizinisches Versorgungssystem in unterschiedlichem Ausmaß in Anspruch genommen wird, führt zwangsläufig zu der Frage, inwieweit in diesem Zusammenhang das Verständnis von Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit im medizinischen Bezugssystem greift. Gesundheitsfachkräfte werden in der Lebensphase von Geburt, Schwangerschaft, Wochenbett und Stillzeit nicht erst bei Eintritt einer Erkrankung tätig, sondern „[…] bewegen sich […] in ihrer täglichen Arbeit in einem Kontinuum zwischen Wohlbefinden, Beschwerden und Komplikationen“ (Schäfers 2011: 14). In diesem Kontinuum soll in Deutschland ein sogenannter Befundkatalog helfen, die Notwendigkeit einer Intensivierung der medizinischen Betreuung zu erkennen und pathologischen Prozessen präventiv zu begegnen. Dieser Befundkatalog ist Bestandteil des 1968 in Deutschland eingeführten Mutterpasses (Uebe 2000: 48). Er umfasst derzeit insgesamt 52 Items, wovon 26 als allgemeine, anamnestische Befunde anlässlich der ersten Vorsorgeuntersuchung aufgeführt und weitere 26 Items als besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf gelistet sind (siehe Anlagenband, Seite 12f). Die Befunde sind nicht entsprechend ihrem Risikopotenzial gewichtet und werden im Mutterpass zunächst nicht als Risikofaktoren benannt. Erst später im Rahmen der klinischen Perinatalerhebung erfolgt die Klassifizierung eines Befundes als Schwangerschaftsrisiko. In der Datenauswertung findet man schließlich die Bezeichnung Risikoschwangerschaft, die aufgrund der im Mutterpass angegebenen Befunde formuliert wurde (Schäfers 2011: 71ff). Inwieweit ein Befund ein Risiko für einen positiven Ausgang der Schwangerschaft darstellen und damit die Gesundheit von Mutter und/ oder Kind gefährden kann, wird auf internationaler Ebene unterschiedlich diskutiert (Stahl & Hundley 2003). Nach David et al. ist die Vorhersagekraft von Risikofaktoren für eine komplikationslose Geburt generell zu hinterfragen (David et al. 2002). Anhand der vorhandenen Kataloge wird in der Beurteilung einer Schwangerschaft zwischen einer Schwangerschaft ohne Risiko und einer Schwangerschaft mit Risiko unterschieden. Diese Unterscheidung kann in Analogie zu den Begriffen Gesundheit und Krankheit gesehen werden, da, auch wenn sich das Risiko noch nicht in einer Pathologie manifestiert hat, allein die Feststellung eines Risikos in aller Regel eine erweiterte Inanspruchnahme medizinischer Versorgung nach sich zieht. International geht aus der Wahl der Begriffe Low-Risk und High-Risk die Auffassung hervor, dass schwangere Frauen generell ein höheres Risiko als nicht-schwangere Frauen haben, Einschränkungen ihres gesundheitlichen 9 Verständnis von Gesundheit Zustandes zu erleben. Die Analogie zu Gesundheit und Krankheit sowie der sich daraus ergebenden medizinischen Betreuung bezieht sich hier auf die Höhe des Risikos entsprechend festgelegter Risikofaktoren. Die Verwendung von Risikofaktoren als hypothetische Konstrukte in der Ausrichtung der geburtshilflichen Betreuung während der Schwangerschaft und der Geburt führt in der Konsequenz zu einer erst retrospektiv erfolgenden Klassifizierung einer Schwangerschaft/ einer Geburt als normales und damit gesundes Ereignis. Erst wenn die Geburt des Kindes erfolgt ist und somit Sicherheit darüber besteht, dass ein bestehender Risikofaktor sich nicht in einer Pathologie manifestiert hat, kann eine entsprechende Bewertung erfolgen. Die Abgrenzung zur Pathologie geschieht über Normwerte, die idealerweise auf der Basis bestverfügbarer, externer wissenschaftlicher Evidenzen in Form von randomisiert kontrollierten Studien beruhen. Abschließend ist festzustellen, dass im medizinischen Bezugssystem Gesundheit im geburtshilflichen Kontext als Abwesenheit von Risikofaktoren oder einer sich bereits manifestierenden Pathologie verstanden wird. Im Jahr 2009 traf dies für 25,8% aller zwischen der vollendeten 37. und der vollendeten 41. SSW beendeten Schwangerschaften zu (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 41). Gesundheit in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit im Laienbezugssystem Die Definition von Gesundheit im Laienbezugssystem erfolgt über „[…] 1) die persönlichen Auffassungen und Definitionen von Gesundheit sowie 2) die persönlichen Sichtweisen über Ursachen und Kontextbedingungen von Gesundheit […]“ (Waller 2002: 15). Persönliche Auffassungen, Sichtweisen und Definitionen dürfen als Ergebnisse individueller Sozialisationsprozesse gesehen werden. Dies gilt nicht nur für die Gesundheit allgemein, sondern auch für die Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Soziokulturelle Vergleiche oder die Analysen kindlicher Auffassungen und Aussagen verdeutlichen die Bedeutung der Sozialisationsprozesse in diesem Zusammenhang. So ergab sich für Senden et al. (1988) in ihrem Vergleich zwischen Amerikanerinnen und Niederländerinnen bezüglich des erwarteten Schmerzerlebens und des Schmerzmittelverbrauchs während der Geburt die Schlussfolgerung, dass wahrscheinlich die kulturelle Prägung für den Verbrauch von Schmerzmitteln während der Geburt verantwortlich ist. 91,2% der Amerikanerinnen (n=194) erwarteten während ihrer Schwangerschaft, dass die Geburt ihres Kindes sehr bzw. ziemlich schmerzhaft sein wird, 62,4% von ihnen erwarteten Schmerzmittel und 84,2% erhielten schließlich auch Schmerzmittel. Von den Niederländerinnen (n=152) erwarteten 78,2% eine sehr bzw. ziemlich schmerzhafte Geburt. 19,7% gingen davon aus Schmerzmittel zu bekommen und 20,8% nahmen schließlich auch welche in Anspruch. Obwohl alle Frauen ihre Kinder geplant in einem Lehrkrankenhaus zur Welt brachten, thematisieren die Autoren die hohe Hausgeburtsrate im niederländischen Gesundheitssystem als Einflussparameter auf die Studienergebnisse. Die Autoren sahen in ihren Ergebnissen Aussagen anderer Autoren zu kulturellen Unterschieden in der Haltung gegenüber dem Geburtsprozess bestätigt. Während Amerikanerinnen eine Geburt als ein medizinisches, schwer zu bewältigendes Ereignis ansehen, scheinen Niederländerinnen ein tiefes Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Körpers zu besitzen, so dass trotz erwarteter starker Schmerzen nicht generell davon ausgegangen wird, Schmerzmittel zu erhalten (Senden et al. 1988). Ähnliche kulturelle Unterschiede in Bezug auf ein gesundheitliches Verständnis im geburtshilflichen Kontext konnte auch Schücking (1995) identifizieren. In ihrer Untersuchung zu den Geburtskulturen acht Europäischer Länder kristallisierten sich die Niederlande als Land mit einem grundsätzlichen Verständnis von Geburt und Wochenbett als physiologische Lebensereignisse heraus, die zunächst keiner medizinischen Intervention bedürfen (Schücking 1995: 388ff). 10 Verständnis von Gesundheit Auch die Aussagen von Kindern spiegeln ein kulturelles Verständnis von Schwangerschaft und Geburt wider. Die Evaluation eines von Hebammen in dritten und vierten Grundschulklassen im Bundesland Hessen durchgeführten Unterrichts ergab, dass vor Durchführung des Unterrichts „ […] gut jedes dritte Kind (36,3 Prozent) zusätzlich die Antwortmöglichkeit, während einer Schwangerschaft im späteren Erwachsenenalter sehr ängstlich zu sein, da Schwangersein immer gefährlich sei [wählte].“ (Pflanz 2009: 46). Erstaunlich ist, dass vor allem Geschwisterkinder diese Haltung vertraten (38,5% der Geschwisterkinder (n=925) gegenüber 24,5% der Einzelkinder (n=180)). Nach dem Hebammenunterricht, der sich aus zweimal zwei Stunden zusammensetzte, reduzierte sich der Gesamtanteil ‚ängstlicher’ Kinder auf 25,7% (ebd.: 47) Die gezielten Informationen einer Berufsgruppe, welche die Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit als einen physiologischen Prozess begreift, scheint hier, wenn möglicherweise auch nur vorübergehend, eine Änderung in der Auffassung der Kinder bewirkt zu haben. Auch wenn eine andere Interpretation der Ergebnisse möglich erscheint, regen sie dennoch zur Reflexion von Sozialisation als sich vollziehende Lernprozesse in Zusammenhang mit einem physiologischen Lebensereignis an. Zu den menschlichen Lernprozessen existieren unterschiedliche psychologische und sozialwissenschaftliche Theorien. Eine der bekanntesten Theorien in diesem Zusammenhang ist die sozial-kognitive Lerntheorie nach Albert Bandura (* 1925). Auf Basis unterschiedlicher Untersuchungen und Experimente zeigte Bandura, dass Lernen nicht ausschließlich reizgesteuert durch die Umwelt in Form von Versuch und Irrtum erfolgt, wie dies von Vertretern des radikalen Behaviorismus bis dahin postuliert wurde. Bandura schuf den Begriff des Beobachtungslernens bzw. des Lernens am Modell, das sich als lebenswichtig erweist, da nicht alles durch Versuch und Irrtum erlernt werden kann. Das Modelllernen bezieht sich dabei nicht nur auf die Übernahme von Verhaltensweisen, sondern schließt die Übernahme von Denkweisen und Affekten ein (Bandura 1979: 31ff). Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Fähigkeit Vor- und Nachteile von Verhaltens- und Denkweisen sowie Affekten zu antizipieren. Das hieraus resultierende Erwartungslernen, sei es symbolisch (z.B. durch die verbale Ankündigung einer Sanktion) oder stellvertretend (Erfahrungen anderer werden beobachtet) bestimmt im Ergebnis Verhalten wie auch Meinungen und führt ggfs. zu deren Modellierung (ebd.: 65ff). Die Anregbarkeit der Modellierungsreize hängt dabei weitgehend von den Merkmalen des Modells, den Eigenschaften des Beobachters und den Reaktionskonsequenzen, die durch das Nachbildungsverhalten erwartet werden, ab. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch die Affekte in Bezug auf die Lebensphase Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit an Modellen erlernt werden. Soziokulturelle Vergleiche wie die von Senden et al. (1988) legen diese Vermutung nahe. Eher intuitiv als mit dem Wissen von erklärenden Lerntheorien gehört für Hebammen wohl deshalb die Frage nach den Geburts- und Stillerfahrungen der Mütter und Schwestern zu einem Erstgespräch mit einer Schwangeren dazu (Schäfers 2007: 140). Die Tatsache, dass in der Untersuchung von Pflanz (2009) gerade Geschwisterkinder eine Schwangerschaft als gefährlich empfinden, bieten zudem Hinweise für die Bedeutung des Modelllernens. Ein Geschwisterkind vollzieht die Assoziation einer Schwangerschaft/Geburt durch Beobachtung oder familiäre Gespräche möglicherweise eher mit einem Krankenhausaufenthalt (über 98% der Kinder werden in Deutschland im klinischen Setting geboren. Siehe hierzu Tabelle 32 Seite 31) als ein Einzelkind. Aus dem eigenen, kindlichen Erfahrungshorizont ist ein Krankenhausaufenthalt jedoch vielmehr mit einem bedrohlichen als mit einem physiologischen Zustand assoziiert. Die Unterschiede in den Einschätzungen von den Geschwisterkindern und Einzelkindern ließen sich so aus lerntheoretischer Perspektive erklären. Die persönliche Auffassung und Definition einer Schwangerschaft/einer Geburt als physiologisches und damit gesundes Lebensereignis hängen im Laienbezugssystem aus lerntheoretischer Perspektive ganz wesentlich von den zur Verfügung stehenden Modellen ab. Was in der Kindheit an Denkweisen und Affekten wahrgenommen 11 Verständnis von Gesundheit wird, wird zunächst als Erlerntes gespeichert, um es dann in der reproduktiven Phase wieder abrufen zu können. Ob in dieser Lebensphase das Bestreben einer Modellierung der Denkweisen und Affekte besteht, hängt somit bedeutend von den Modellen ab, die in der Phase der Schwangerschaft zur Verfügung stehen. Inwieweit die Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit von einer Frau in dem Kontinuum von Gesundheit und Krankheit gesehen wird, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Es darf aber angenommen werden, dass die Risikoorientierung im medizinischen Bezugssystem und die daraus resultierende verstärkte Diagnostik die individuelle Einordnung der reproduktiven Lebensphase in das Kontinuum von Gesundheit und Krankheit begünstigen. 2.2 Subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität – zwei Konzepte subjektiver Gesundheitseinschätzung Gesundheit ist das höchste Gut der Deutschen. Das zumindest ergab eine Untersuchung von Hinz et al. (2010). Nach den Autoren hat die Gesundheit vor allem bei Frauen höchste Priorität. Sie steht in allen Altersstufen und allen sozialen Schichten noch vor den Bereichen Familie/Kinder und Einkommen/finanzielle Sicherheit. Neben den bereits genannten Aspekten wurden die 2.576 Frauen und 2.232 Männer im Alter zwischen 14 und 92 Jahren außerdem zu den Bereichen Freunde/Bekannte, Freizeit/Hobbies, Beruf/Arbeit, Wohnsituation und Partnerschaft/Sexualität gefragt (Hinz et al. 2010). Die Autoren haben die subjektive Bedeutung von Gesundheit in Form eines Rankings analysiert. Die gleichzeitige in Form von geschlossenen Fragen erfolgende Darbietung anderer Lebensbereiche bietet allerdings tatsächlich wenig Hinweise auf die individuelle Bedeutung von Gesundheit. Subjektive Gesundheit und ihre Dimensionen Entsprechend den Anmerkungen zum Sprachgebrauch in der Einleitung wird unter subjektiver Gesundheit die subjektive Einschätzung eines Individuums auf Basis einer singulären Frage zum Gesundheitsempfinden der vergangenen Woche bzw. der vergangenen vier Wochen verstanden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die die Beantwortung einer solchen Frage mehrere Dimensionen integrieren. Die Übersichtsarbeit von Idler und Benyamini zeigt, dass die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes nicht nur das evt. Vorhandensein einer Erkrankung reflektiert, sondern auch die Einschätzung des Befragten bezüglich des Schweregrades, sein Wissen um eine familiäre Disposition, seine vorhandenen persönlichen Ressourcen sowie sein soziales Umfeld zur Bewältigung einer Erkrankung bzw. zur Gesunderhaltung (Idler & Benyamini 1997, 27ff). Müters et al kamen in ihrer Studie zur prädiktiven Kraft der subjektiven Gesundheit zu dem Schluss, dass „[…] bei Einschätzung der subjektiven Gesundheit von einer ‚Pool-Variablen’ auszugehen ist, die über den objektiven Gesundheitsstatus auch persönliche und psychosoziale Gesundheitsressourcen, familienhistorische Risikofaktoren/Dispositionen für Mortalität oder ‚Vorahnung’ zu den biologischen oder physiologischen Veränderungen abbildet.“ (Müters et al. 2005: 133). Krause und Jay stellten fest, dass gesundheitsbewusstes/ gesundheitsschädigenden Verhalten als persönliche Gesundheitsressource eine weitere Dimension der subjektiven Gesundheit darstellt. 13% der 158 befragten Personen nannten gesundheitsbewusstes Verhalten und 11% gesundheitsschädigendes Verhalten als Bezugsgröße in der Einschätzung der subjektiven Gesundheit (Krause & Jay 1994). Ähnliches führten auch Kaplan und Ba- 12 Verständnis von Gesundheit ron-Epel an. Die Autoren zeigten anhand der Auswertung von 383 Interviews, dass gesundheitsbewusstes/gesundheitsschädigendes Verhalten als persönliche Gesundheitsressource zwar nicht üblicherweise in die Beurteilung der Gesundheit mit einbezogen wird, aber dennoch für einige Studienteilnehmerinnen/-teilnehmer als Dimension von Bedeutung war. Sie schlossen von ihrem Verhalten auf ihre subjektive Gesundheit: „I smoke 3 packages of cigarettes a day and I drink about 20 cups of coffee. I know I am not healthy.“ (Kaplan & BaronEpel 2003: 1672). Bailis et al. wiesen in ihrer Analyse der Daten des National Population Health Survey Kanadas der Jahre 1994/95 und 1996/97 nach, dass die Intention für ein gesundheitsbewusstes Verhalten (hier: sportliche Aktivitäten, Gewichtsreduktion und Reduzierung/Unterlassung des Zigarettenkonsums) ein strenger Prädiktor für einen subjektiv positiv bewerteten Gesundheitszustand war, und zwar auch dann noch, wenn die Personen im Lauf der Zeit in Bezug auf die genannten Aspekte ihr Verhalten bereits zum Positiven verändert hatten. Die Vorstellung über das zukünftige Selbst hat nach den Autoren damit eine größere Bedeutung für die subjektive Gesundheit als das gegenwärtige Verhalten (Bailis et al. 2003). Subjektive Gesundheit beinhaltet demnach als Dimension auch eine in die Zukunft gerichtete Perspektive. Schytt et al. (2009) identifizierten in ihrer Befragung von 26 Frauen ein Jahr nach der Geburt ihrer Kinder elf zentrale Aspekte, welche in die Beantwortung der Frage nach der Einschätzung des aktuellen Gesundheitszustandes einfließen: gut funktionierende Familienstrukturen und das damit in Zusammenhang stehende Wohlbefinden; die Beziehung zum Partner; die Zusammenführung von Mutterschaft und beruflicher Tätigkeit; der vorhandene Energielevel; körperliche Symptome wie Schmerz; emotionale Probleme, die das tägliche Leben beeinflussen; stresserfüllte Lebensereignisse; chronische Erkrankungen mit anhaltenden Symptomen; das Bild vom eigenen Körper; sportliche Betätigung sowie das Gefühl von Freude und Glück. Erstaunlicherweise bezogen Frauen, die unter einer chronischen Erkrankung ohne anhaltende Symptome litten, diese nicht in die Einschätzung ihres aktuellen Gesundheitszustandes ein. Erklärt wird dies mit der Dauer der Erkrankung, die einen gewohnten Umgang mit deren aufflackernden Symptomen mit sich bringt. Auch Ereignisse, die in Bezug zur vorangegangenen Geburt standen, wurden von den befragten Frauen nicht in die Interpretation des aktuellen Gesundheitszustandes integriert (Schytt et al. 2009). Gesundheitsbezogene Lebensqualität und ihre Dimensionen Jedes Individuum definiert für sich selbst, was Lebensqualität bedeutet und welche Bedürfnisse sich hieraus entwickeln. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken oder Schlafen stehen dabei zunächst im Vordergrund. Die individuelle Bedürfnisbefriedigung inkludiert jedoch auch Bedürfnisse, die als Ergebnis eines individuellen Sozialisationsprozesses gewertet werden können. Auf Basis seiner gesellschaftlichen Sozialisation formuliert der Mensch Ideen und Lebensphilosophien, die in der Bestimmung der eigenen Bedürfnisse münden und zu einer freien Persönlichkeitsentfaltung in den unterschiedlichen Lebensphasen als zugehörig empfunden werden. Im Ergebnis dieser Bedürfnisbefriedigung stehen eine individuelle Zufriedenheit sowie individuelles Glück und Wohlbefinden. Nach Korczak sind diese subjektiven Faktoren eng mit den äußeren Lebensbedingungen verknüpft. Er geht deshalb von der Existenz einer subjektiven wie auch objektiven Lebensqualität aus (Korczak 1995: 11ff). Für Schöffski beinhaltet das Konstrukt Lebensqualität die drei Dimensionen physische Gesundheit, emotionales Wohlbefinden sowie soziale Kontakte (Schöffski 2002: 324). Diese drei Dimensionen beschreiben im Wesentlichen die subjektive Ebene von Lebensqualität. Getragen wird sie von einer objektiven Ebene, die sich aus den vorherrschenden Umweltbedingungen (Korczak 1995: 11ff) entwickelt. Neben Umweltbedingungen bilden 13 Verständnis von Gesundheit gesellschaftliche Bedingungen sowie gesetzliche Grundlagen wie die Grundrechte eines Landes die Dimensionen der tragenden, objektiven Ebene. Mitte der 1960er, Anfang der 1970er hielt der Begriff Lebensqualität Einzug in die Evaluierung medizinischer Maßnahmen, vornehmlich chirurgischer Eingriffe. Damit wurde der Notwendigkeit Rechnung getragen, die Bedeutung und Ausprägung von Gesundheit innerhalb einer Gesellschaft nicht einzig und allein vor dem Hintergrund von Lebenserwartungen und Sterblichkeitsraten zu evaluieren (Spitzer 1987). Spitzer weist darauf hin, dass die Mehrheit der Methodologen sich bei der Messung von Gesundheit ODER Lebensqualität auf die drei Dimensionen „[…] physical function, mental status and ability to engage in normative social interactions.“ (Spitzer 1987: 466) beziehen. Durch die Wahl derselben Dimensionen bei der Messung der Konzepte Gesundheit und Lebensqualität wird klar, dass beide Konzepte inhaltlich eine enge wie wechselseitige Beziehung eingehen. Gesundheit bedingt Lebensqualität und Lebensqualität bedingt Gesundheit. Beide Konzepte beinhalten eine subjektive wie objektive Ebene. Der Einbezug des Begriffs Lebensqualität in die Evaluation medizinischer Behandlungsmethoden hat den Begriff gesundheitsbezogene Lebensqualität geprägt. Bott et al. verstehen gesundheitsbezogene Lebensqualität als mehrdimensionales Konstrukt, das durch die vier Hauptkomponenten physische, emotional und soziale Belastung sowie der Arbeitsfähigkeit im täglichen Leben des Individuums definiert wird (Bott et al. 1998). Auch wenn bisher noch kein einheitliches theoretisches Modell bezüglich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität formuliert wurde, herrscht international Einigkeit darüber, dass sie „[…] körperliche, seelische und soziale Dimensionen des Befindens und Handlungsvermögens umfasst.“ (Bitzer 2003: 454). Damit wird deutlich, dass Faktoren wie Umweltbelastungen oder unzureichende Infrastrukturen innerhalb einer Gemeinde, die ebenfalls die individuelle Lebensqualität beeinflussen können, in der Definition der gesundheitsbezogenen Lebensqualität vernachlässigt werden. Gesundheitsbezogene Lebensqualität ist ein Konstrukt, das gesundheitsökonomische Evaluationen ermöglicht. Durch die Formulierung eines allgemeinen Nenners für ein outcome werden medizinische Maßnahmen in ihrer relativen Effektivität beurteilbar. Die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität dient der Optimierung der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Im Ergebnis werden der Gesundheitspolitik Anhaltspunkte für eine Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung gegeben (Radoschewski 2000). Subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität sind zwei Konzepte, die auf den subjektiven Einschätzungen eines Individuums basieren. Die Evaluation der subjektiven Gesundheit stellt dabei eine kumulierende Betrachtung verschiedener Dimensionen dar. Die Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erlaubt hingegen eine dezidierte Betrachtung einzelner Dimensionen sowie des Ausmaßes an, durch den aktuellen Gesundheitszustand hervorgerufenen, Beeinträchtigungen in den täglichen Aktivitäten. Sozial-kognitive Aspekte der subjektiven Gesundheit Die subjektive Bewertung der Gesundheit ist nicht nur eine spontane Einschätzung des individuellen Gesundheitszustandes. Sie spiegelt gleichzeitig ein über einen längeren Zeitraum bestehendes Selbstkonzept wider (Bailis et al. 2003). Menschen denken im Laufe ihres Lebens wiederholt über ihre Gesundheit nach und beurteilen sie. Es wird davon ausgegangen, dass die Beantwortung der Frage nach der subjektiven Gesundheit auch durch diesen fortlaufenden Prozess geprägt wird (Huisman & Deeg 2010). Damit ist subjektive Gesundheit nicht allein abhängig von den zum Zeitpunkt der Einschätzung bestehenden Bedingungen. Vielmehr haben die im Laufe des Lebens gewonnenen Erfahrungen und die daraus resultierenden Lernprozesse einen wahrscheinlich nicht unerheblichen Anteil an der Art und Weise, wie der Mensch seine Gesundheit in der jeweiligen Situation bewertet. Das Modelllernen nach Bandura wurde bereits in Zusammenhang mit der Gesundheitsdefinition 14 Verständnis von Gesundheit im geburtshilflichen Kontext innerhalb des Laienbezugssystems näher thematisiert. Ein Mensch, der als Kind eine positive, subjektive Gesundheitseinschätzung seiner Eltern auch bei Vorliegen einer Erkrankung wahrnehmen konnte, wird später wahrscheinlich im Falle einer Erkrankung ähnlich reagieren. Für Bandura ist das Modelllernen aber nur ein Teil der Erklärung für das Verhalten, die Denkweisen und die Affekte des Menschen. Die genannten Komponenten werden nach ihm auch durch die Selbstwirksamkeit, die ein Mensch empfindet, gesteuert. Banduras Theorie der Selbstwirksamkeit fußt zu einem großen Teil auf den Erkenntnissen der Psychologie zu den therapeutischen Ansätzen in Bezug auf Ängste und Phobien. Selbstwirksamkeit meint die Überzeugung, eine Situation bewältigen zu können, und wird deshalb auch als Kompetenz- oder Wirksamkeitserwartung beschrieben. Vier Informationsquellen dienen dem Menschen, um Selbstwirksamkeit entwickeln und modellieren zu können (Bandura 1977: 195ff): 1. Durchführungsfähigkeit Der Mensch ist sich seiner eigenen Fähigkeit, eine belastende Situation bewältigen zu können, aufgrund bereits erlangter Erfahrungen bewusst. Den eigenen Erfahrungen kommt in Bezug auf die Selbstwirksamkeit des Menschen eine große Bedeutung zu. Die Konfrontationstherapie bei Phobien macht dies besonders deutlich. 2. Beobachtungslernen Durch Beobachtung gewinnt der Mensch Vertrauen in seine eigene Kompetenz, vor allem dann, wenn sich eine positive Verstärkung beobachten lässt. Eine beobachtete positive Verstärkung fördert die Selbstwirksamkeit, eine beobachtete negative Verstärkung hemmt sie. 3. Verbale Überzeugung (Auto)Suggestion, Selbstinstruktionen und Ermahnungen beeinflussen die Selbstwirksamkeit. Wenngleich die reine Diskussion der Vor- und Nachteile beispielsweise einer Behandlung auch als verbale Überzeugung interpretiert werden, hat sie nach Bandura dennoch keinen direkten Einfluss auf die Selbstwirksamkeit des Menschen. Sie führt lediglich dazu, dass seine Outcome-Erwartungen erhöht werden. 4. Emotionale Erregung Gefühle, die mit einer Handlung oder einer Situation verbunden werden, beeinflussen die Selbstwirksamkeit. Um seine Selbstwirksamkeit und damit seine Kompetenzerwartung zu erhöhen, setzt der Mensch Strategien ein, die mit einer positiven Emotionalität verknüpft sind. In der Psychotherapie erfolgt dies beispielsweise durch Attribution. Eine ursprünglich belastende Situation erhält eine Verknüpfung mit positiv Erlebtem oder Bewertetem, wodurch sich das negative Attribut in ein positives ändert (Bandura 1977: 195ff). Stehen diese Informationsquellen nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung, werden Belastung oder Bedrohungen eher wahrgenommen, als wenn alle Quellen gleichsam genutzt werden können. Auch wenn der gesundheitliche Zustand eines Menschen objektiv als belastet eingestuft werden kann, führt seine hohe Kompetenzerwartung möglicherweise dazu, dass er ihn nicht als solchen empfindet. Rohrer et al. zeigten in ihrer Studie, dass die Kompetenzerwartung in Bezug auf die eigene Gesundheit, operationalisiert durch die Bewertung der Formulierung I can overcome illness without help from a medically trained professional unter Adjustierung nach soziodemographischen Merkmalen und Aspekten des Gesundheitsverhaltens eine signifkante positive Korrelation (p<.001) zur subjektiven Gesundheit aufweist (Rohrer et al. 2007). 15 Verständnis von Gesundheit Neben den lerntheoretischen Erklärungen bietet auch die Theorie des sozialen Vergleichs wichtige Hinweise für das Zustandekommen einer subjektiven Gesundheitseinschätzung. Die Theorie des sozialen Vergleichs des amerikanischen Sozialpsychologen Leon Festinger (1919-1989) stützt sich auf insgesamt neun Hypothesen, mit Hilfe derer menschliches Verhalten zu erklären versucht wird. Zentrales Element der Theorie ist das Bedürfnis eines Individuums, durch einen sozialen Vergleich die eigene Meinung und die eigenen Fähigkeiten bewerten zu können, um zum einen Sicherheit im eigenen Verhalten zu erlangen und darüber hinaus die Notwendigkeit zur Änderung zu erkennen, so dass soziale Identifikation und Integration möglich werden (Festinger 1954). In Bezug auf die subjektive Gesundheitseinschätzung sind insbesondere die ersten drei Hypothesen von hervorzuhebender Relevanz. Mit seiner ersten Hypothese geht Festinger davon aus, dass ein grundsätzliches menschliches Bedürfnis besteht, die eigene Meinung bzw. die eigenen Fähigkeiten zu bewerten. Dies kann anhand objektiver, technischer Werte geschehen oder, sofern diese nicht zur Verfügung stehen, entsprechend der zweiten Hypothese, durch einen Vergleich mit anderen Personen erfolgen. Fehlt die Möglichkeit eines Vergleichs, wird ein Individuum in seiner Meinung und seinen Fähigkeiten verunsichert. Die dritte Hypothese beschreibt schließlich das sinkende Bedürfnis eines Individuums sich mit einer Person oder Gruppe zu vergleichen, die sich in ihren Attributen zu sehr von einem selbst unterscheidet (ebd.). Festinger zieht aus seinen ersten drei Hypothesen auf der Basis eigener Untersuchungen und Abhandlungen sowie denen von Kolleginnen und Kollegen insgesamt fünf Schlussfolgerungen. 1. Die subjektiven Bewertungen der eigenen Meinung/der eigenen Fähigkeiten sind dann stabil, wenn der entsprechenden Person ein Vergleich mit anderen Individuen, die in ihren Meinungsbildern/ihren Fähigkeiten als ähnlich eingeschätzt werden, möglich ist. 2. Sind die Meinungen/Fähigkeiten der anderen Personen nur in geringem Ausmaß unterschiedlich zu den bisherigen eigenen Meinungen/Fähigkeiten besteht bei der vergleichenden Person die Tendenz die eigene Meinung/Fähigkeit in Frage zu stellen und eine Veränderung derselben einzuleiten. 3. Eine Person fühlt sich weniger von Situationen angezogen, in denen andere von der eigenen Meinung/Fähigkeit deutlich abweichen. Sie wird sich eher Situationen zuwenden, in denen die anderen in ihren Meinungen/Fähigkeiten dem eigenen Bild entsprechen. 4. Bestehen in einer Gruppe von Menschen Diskrepanzen in Bezug auf Meinungen/Fähigkeiten werden Aktivitäten unternommen, diese Diskrepanzen so weit wie möglich zu minimieren. a. Die Diskrepanzen werden zu minimieren versucht, indem eine einzelne Person ihre Meinung/Fähigkeiten an die der Gruppe angleicht b. Die Diskrepanzen werden zu minimieren versucht, indem eine einzelne Person versucht, die Gruppe dazu zu bewegen ihre Meinung/Fähigkeiten an die eigenen anzugleichen. c. Sind die Diskrepanzen bezüglich der Meinungen/Fähigkeiten zwischen der Gruppe und der einzelnen Person zu groß, sieht die Person von einem Vergleich ab. 5. Jeder Faktor, der die Stärke des Drangs die eigenen Meinungen/Fähigkeiten zu bewerten steigert, steigert auch den Druck diese entsprechend anzugleichen (ebd.) Aufgrund der beschriebenen Komplexität der subjektiven Gesundheit ist in ihrer Einschätzung ein Abgleich mit reinen Werten kaum möglich. Ein Vergleich mit anderen Personen ist die Folge. So gaben einige der Interviewpartnerinnen und -partner von Krause und Jay an, sich in der Einschätzung ihrer Gesundheit mit anderen Personen zu vergleichen (Krause & Jay 1994). Und auch die Ergebnisse von Kaplan und Baron-Epel (2003) weisen auf einen sozialen Vergleich als die subjektive Gesundheit beeinflussende Größe hin. Nur 80 der 383 von den 16 Verständnis von Gesundheit Autoren befragten Personen gaben an, sich in der Beurteilung ihrer Gesundheit nicht mit anderen Menschen zu vergleichen. 134 benannten gleichaltrige Personen und 63 ihren Freundes- und Bekanntenkreis als ihre Vergleichsgruppe. Nur jeweils fünf verglichen sich mit Arbeitskollegen, Menschen aus ihrem Wohnbezirk oder auch Menschen aus der gleichen sozioökonomischen Schicht. Gleichzeitig stellten die Autoren fest, dass Menschen sich bemühen, Wege zu finden, die eine möglichst positive Einschätzung der Gesundheit ermöglichen. Sie schlossen dies aus dem Ergebnis, dass junge Menschen (18-35 Jahre), die ihre Gesundheit zusammengefasst als suboptimal einschätzen, sich nur zu einem geringen Anteil (8%) mit Gleichaltrigen vergleichen. In der Gruppe derjenigen, die ihre Gesundheit als exzellent einstufen, sind es hingegen 34% der 18- bis 35-jährigen, die einen Vergleich mit Gleichaltrigen anstreben. Bei den über 60-jährigen ist das Verhältnis hingegen entgegengesetzt. In dieser Gruppe vergleichen sich nur 12% derjenigen, die ihre Gesundheit als exzellent einstufen mit Gleichaltrigen, im Gegensatz zu 50% mit einer als suboptimal bewerteten Gesundheit in dieser Altersgruppe (Kaplan & Baron-Epel 2003). Auch wenn nicht explizit erwähnt, dürften die sozial-kognitiven Aspekte auch auf die subjektive Morbidität sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität und damit auf die Gesamtheit der subjektiven Gesundheitseinschätzungen zutreffen. Subjektive Gesundheit als valide Messgröße Die individuellen sozial-kognitiven Prozesse, die auf die subjektive Gesundheitseinschätzung Einfluss nehmen sowie die Betrachtung der qualitativen Forschungsergebnisse von Schytt et al. (2009) führen konsequenterweise zu der Frage, ob sich die singuläre Frage nach der subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes für eine objektive Bewertung des gesundheitlichen Zustandes eines Menschen eignet. Ob also die subjektive Gesundheit ein wichtiger Parameter in der Diagnostik und damit verbunden in der Initiierung und Bewertung der gesundheitlichen Versorgung darstellen kann. Idler und Benyamini (1997) zeigten, dass die Erhebung der subjektiven Gesundheit als Prädiktor für Mortalität bereits 1982 Gegenstand der Forschung war. Die Autorinnen stellten in ihrer Übersicht von insgesamt 27 Studien dar, dass sich die singuläre Frage2 nach dem subjektiv empfundenen Gesundheitszustand und einer Beantwortung dieser Frage auf einer vier oder fünf Punkte Likert Skala als valides Messinstrument in Bezug auf ein einzuschätzendes Mortalitätsrisiko erwiesen hat: „This item is a most powerful self-assessment, combining myriad factors from many different domains of life. Very rarely in the social sciences does one item achieve such a status, being highly valid in predicting a substantively significant outcome beyond such impressive ‚attacks’ aimed at ruling it out.“ (Idler & Benyamini 1997: 31). Schwarze et al. sahen die Erkenntnisse Idlers und Benyaminis in ihrer Analyse der Daten aus der German Socio-Economic Panel Study (GSOEP) bestätigt. Auch für sie erwies sich die singuläre Frage nach der subjektiven Gesundheit, zu beantworten über eine fünf Punkte Likert Skala, als valides Instrument in Bezug auf die Berechnung des Mortalitätsrisikos. Durch das longitudinale Design der Studie konnten die Autoren zeigen, dass subjektive Gesundheit nicht ausschließlich, wie andernorts diskutiert, eine mit zunehmendem Alter abnehmen- 2 In einigen Veröffentlichungen wird diese Frage auch als Instrument SF-1 bezeichnet. Diese Bezeichnung leitet sich aus dem Ursprung der Frage ab und wird demzufolge dann gewählt, wenn die Frage sowie deren Antwortmöglichkeiten aus dem Medical Outcome Study36 Item Short Form (SF-36) übernommen wurden. Im SF-36 bildet die singuläre Frage nach der allgemeinen Gesundheit das 1. Item des Erhebungsinstrumentes. 17 Verständnis von Gesundheit de Gesundheits-Verlaufskurve widerspiegelt (Schwarze et al. 2000), was dafür spricht, dass subjektive Gesundheit nicht ausschließlich vom momentanen körperlichen und geistigen Gesundheitszustand geprägt wird. Auch für Müters et al. hat sich die singuläre Frage nach der subjektiven Gesundheit in der Analyse der Daten des Lebenserwartungssurveys, durchgeführt vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, als zuverlässiges Instrument hinsichtlich der Erfassung eines Mortalitätsrisikos erwiesen. In ihrem Survey verwendeten die Autoren eine fünf Punkte Likert Skala. Müters et al. stellten einen über die objektive Gesundheit hinausgehenden Einfluss der subjektiven Gesundheit auf die Mortalität fest (Müters et al. 2005). Gold et al. zeigten, dass die singuläre, durch eine fünf Punkte Likert Skala zu beantwortende Frage nach der subjektiven Gesundheit sich auch in Bezug auf Morbiditätsraten als valides Messinstrument erweist. Die Autoren analysierten die Daten von 6.390 Frauen und 3.773 Männern zweier Wellen eines Follow-ups (1982-1984 sowie 1987) des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES 1), das in den Jahren 1971 bis 1975 bei Personen im Alter zwischen 25 und 75 Jahren durchgeführt wurde. Sie stellten fest, dass eine in den Jahren 1982-1984 als weniger gut eingestufte subjektive Gesundheit ein Prädiktor für spätere Krankenhausaufenthalte der unter 65-jährigen darstellte. Darüber hinaus konstatierten sie Zusammenhänge zwischen der subjektiven Gesundheit und dem Risiko an Krebs, Hypertonie, Diabetes, chronische obstruktive Atemwegserkrankungen, Asthma, Colitis, Migräne oder auch Athritis zu erkranken (Gold et al. 1996). Singh-Manoux et al. identifizierten anhand einer Sekundäranalyse der Daten zweier Studien aus Großbritannien (Whitehall II Study, 6.869 Männer und 3.403 Frauen im Alter zwischen 35 und 55 Jahren) und Frankreich (GAZEL Cohort Study, 13.008 Männer und 4.688 Frauen im Alter zwischen 35 und 50 Jahren) einzelne Aspekte des physischen und psychischen Gesundheitszustandes als Hauptdeterminanten in der Einschätzung der subjektiven Gesundheit. In der Befragung wurden neben Aspekten aus der Familiengeschichte und des gesundheitlichen Verhaltens sowie soziodemographische Faktoren und psychosoziale Faktoren auch Faktoren zur eigentlichen Gesundheit abgefragt. Subjektive Gesundheit wurde in der Whitehall II Study mit einer fünf Punkte Likert Skala abgefragt, in der GAZEL Cohort Study war eine Einschätzung auf einer acht Punkte Ordinalskala möglich. Die Autoren folgerten, dass die singuläre Frage nach der subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes eine valide Messgröße für die Beurteilung des objektiven gesundheitlichen Zustandes darstellt (SinghManoux et al. 2006). Gesundheitsbezogene Lebensqualität als valide Messgröße Gesundheitsbezogene Lebensqualität als valide Messgröße zu definieren erscheint schwierig. Forschung konzentriert sich derzeit im Wesentlichen auf die Anwendbarkeit verschiedener Assessmentinstrument, ohne dezidierte Erkenntnisse zur Vorhersagekraft in Bezug auf Morbidität und Mortalität zu erhalten. In der Anwendung der Assessmentinstrumente zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität wird zwischen Profil- und Indexinstrumenten sowie zwischen krankheitsspezifischen und krankheitsübergreifenden, generischen Instrumenten unterschieden. Profilinstrumente weisen im Ergebnis einen Summenscore auf, während Indexinstrumente einen Index, gebildet aus den unterschiedlichen Items eines Instrumentes, anzeigen. Generische Instrumente bieten im Gegensatz zu krankheitsspezifischen Instrumenten die Möglichkeit Patientengruppen mit unterschiedlichen Krankheitslasten sowie unterschiedlichen Interventionen zu vergleichen. Zu den generischen Profilinstrumenten zählt neben dem Sickness Impact Profile (SIP), der Quality of Wellbeing Scale (QWBS), dem NottinghamHealth-Profile (NHP) auch der Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36). Zu den Indexinstrumenten zählt unter anderem der EuroQol-Index (EQ-5D). Von den generischen Profilinstrumenten findet der SF-36 international die häufigste Anwendung und scheint am ehesten international vergleichbare Ergebnisse zu liefern. 18 Verständnis von Gesundheit Dennoch herrscht die anerkannte Meinung, dass ein übergreifendes taugliches Maß gesundheitsbezogener Lebensqualität nicht existiert (Radoschewski 2000). Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36) Der Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36) wurde im Rahmen der Medical Outcome Study entwickelt, welche die Überprüfung der Amerikanischen Versicherungssysteme zum Ziel hatte. Mit ihm werden unter Verwendung von 36 Items acht Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität evaluiert. Seit Anfang der 1990er Jahre findet das Instrument international breite Anwendung, wobei es zunächst in die entsprechende Landessprache übersetzt, in den Anwenderländern psychometrisch geprüft und mit Normwerten, die an die Gegebenheiten des Anwenderlandes angepasst werden, hinterlegt wird. Ein Vergleich zwischen vier generischen Instrumenten zur Überprüfung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigte, dass der SF-36 ein hohes Maß an Validität und Reliabilität aufweist und damit Instrumenten wie dem Nottingham Health Profile überlegen ist (Essink-Bot et al. 1997). Im Jahr 2005 war der SF-36 in seiner ersten Version bereits in 31 Sprachen vorhanden und es konnte in über 20 Ländern über Normdatensätze verfügt werden (Morfeld et al. 2005). Die psychometrische Prüfung der deutschen Version erfolgte zwischen 1992 und 1999 anhand von neun Studienpopulationen und zeigte im Ergebnis eine befriedigende Reliabilität (Cronbach’s alpha =.70) der Subskalen (Dimensionen), einen befriedigenden Skalenfit wie auch eine zufriedenstellende diskriminante Validität (Bullinger 2000). Der SF-36 inkludiert acht Dimensionen: Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU): Mit der Dimension körperliche Funktionsfähigkeit wird das Ausmaß, in dem der Gesundheitszustand körperliche Aktivitäten wie Selbstversorgung, Gehen; Treppen Steigen, Bücken, Heben und mittelschwere oder anstrengende Tätigkeiten beeinträchtigt, beschrieben. Körperliche Rollenfunktion (KÖRO): Die Dimension körperliche Rollenfunktion beschreibt, inwieweit der körperliche Gesundheitszustand die berufliche Tätigkeit beeinträchtigt. Im Beruf oder im Haushalt nicht das normale Pensum schaffen, nicht jede (berufliche) Tätigkeit ausüben können oder Schwierigkeiten bestimmte Aktivitäten auszuführen sind die zentralen Aspekte dieser Dimension. Körperlicher Schmerz (SCHM): Mit der Dimension wird das Ausmaß an Schmerzen und Einfluss der Schmerzen auf die normale Arbeit sowohl in als auch außerhalb der häuslichen Umgebung erfasst. Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES): Die allgemeine Gesundheitswahrnehmung umfasst die persönliche Beurteilung der Gesundheit und der Widerstandsfähigkeit. Diese Dimension beinhaltet zugleich einen perspektivischen Aspekt, da hier auch die Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Gesundheitszustandes fokussiert werden. Vitalität (VITA): Mit Hilfe der Items dieser Dimensionen können die Befragten angeben, wie energiegeladen und voller Schwung oder auch müde und erschöpft sie sich fühlen. Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU): Die Dimension soziale Funktionsfähigkeit beinhaltet die Beschreibung, inwieweit die körperliche Gesundheit oder emotionale Probleme normale soziale Aktivitäten beeinträchtigen. Emotionale Rollenfunktion (EMRO): Die Dimension emotionale Rollenfunktion umschreibt das Ausmaß, in dem emotionale Probleme die berufliche Tätigkeit oder andere Aktivitäten beeinträchtigen (u.a. weniger Zeit aufbringen, weniger schaffen und nicht so sorgfältig wie üblich arbeiten). 19 Verständnis von Gesundheit Psychisches Wohlbefinden (PSYC): Diese Dimension umfasst die allgemeine psychische Gesundheit, einschließlich Depression, Angst, emotionale und verhaltensbezogene Kontrolle sowie eine allgemeine positive Gestimmtheit. (Bullinger & Kirchberger 1998: 12). Über ein standardisiertes Rechenverfahren wird aus den Subskalen KÖFU, KÖRO, SCHM und AGES eine körperliche Summenskala (KSK) und aus den Subskalen VITA, SOFU; EMRO und PSYC eine psychische Summenskala (PSK) gebildet. Zusätzlich zu den genannten Dimensionen wird mit einem einzelnen Item die Veränderung der subjektiven Gesundheit erfasst. Als Kurzform des SF-36 existiert der SF-12, der aus 12 Items des SF-36 gebildet wurde, aber nur die 80%ige Präzision des SF-36 erreicht (Bullinger 2000). Aus dem Profilinstrument SF-36 wurde außerdem ein Indexinstrument (SF-6D) mit landesspezifischen Gewichtungen entwickelt. Diesem Instrument fehlen die Dimensionen Allgemeine Gesundheitswahrnehmung und Emotionale Rollenfunktion als eigenständige Dimension (Brazier et al. 1998). Für den deutschen Sprachraum stehen derzeit nur die englischen Gewichtungen zur Verfügung. Ein Cut-off Wert zur Diagnose einer guten oder schlechten gesundheitsbezogenen Lebensqualität existiert nicht. Mit dem SF-36 können lediglich Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erfasst werden. Einbezug der subjektiven Gesundheit und gesundheitsbezogenen Lebensqualität ins Deutsche Qualitätsmanagementsystem In dem Bemühen, die Gesundheit der Bevölkerung sowie ihre gesundheitliche Versorgung messbar darzustellen, wurden 2003 durch die Arbeitsgemeinschaft der oberen Landesgesundheitsbehörden (AOLG) 297 Indikatoren in den Themenfeldern Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, Bevölkerung und bevölkerungsspezifische Rahmenbedingungen, Gesundheitszustand der Bevölkerung, Gesundheitsrelevante Verhaltensweisen, Gesundheitsrisiken aus der Umwelt, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Inanspruchnahme von Leistungen der Gesundheitsversorgung, Beschäftigte im Gesundheitswesen, Ausbildung im Gesundheitswesen, Ausgaben sowie Finanzierung und Kosten vorgeschlagen. Im Themenfeld 3 Gesundheitszustand der Bevölkerung werden drei Indikatoren zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes auf der Basis des Gesundheitssurveys von 1998 formuliert. Der Indikator (B/L) 3.15 Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes nach Alter und Geschlecht beruht auf der singulären Frage Wie würden Sie ihren Gesundheitszustand im Allgemeinen beschreiben? In der Auswertung des Indikators werden die Antwortkategorien ausgezeichnet und sehr gut sowie die Antwortkategorien weniger gut und schlecht zusammengefasst, so dass mit der Kategorie gut drei Ausprägungen des Indikators und damit die subjektive Gesundheit in der Gesundheitsberichterstattung abgebildet werden können (Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden 2003, 112f). Die Frage ist als erstes Item (SF-1) Bestandteil des SF-36, der 1998 nach ausgiebiger psychometrischer Überprüfung der Deutschen Version im Bundesgesundheitssurvey Deutschland erstmalig Anwendung fand. Momentan ist nicht ersichtlich, inwieweit der Indikator 3.15 in die Gesundheitsberichterstattung des Bundes implementiert werden konnte. Im Rahmen der Umstrukturierung des Qualitätsmanagementsystems des Deutschen Gesundheitswesens wird die Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität als ein wichtiger Aspekt der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung gesehen. Derzeit prüft das mit der Umstrukturierung beauftragte Institut die Möglichkeit gesundheitsbezogene Lebensqualität als Qualitätsindikator in das sektorenübergreifende Qualitätsmanagementsystem zu implementieren (AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 33ff). 20 Verständnis von Gesundheit 2.3 Sozioökonomische Aspekte als mögliche Einflussvariablen der subjektiven Gesundheitseinschätzung Die international wenig einheitliche Evaluation der subjektiven Gesundheit, die Verwendung unterschiedlicher Assessmentinstrumente zur Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie die bisher ausgebliebene international einheitliche Definition des Konzepts der gesundheitsbezogenen Lebensqualität machen es schwer, valide Einflussgrößen aufgrund von Forschungsergebnissen zu benennen. Forschung im Zusammenhang mit der subjektiven Gesundheitseinschätzung konzentrierte sich bis Anfang der 1990er Jahre vornehmlich auf die Entwicklung und Überprüfung von verschiedenen Messinstrumenten (Bullinger et al. 2000: 14). Eine große Anzahl von Studien zur subjektiven Gesundheitseinschätzung findet sich in Bereichen der Geriatrie − nicht zuletzt deshalb, weil im höheren Alter die Diskrepanz zwischen einer objektiven und einer subjektiven Gesundheitseinschätzung allein durch die hohe Anzahl der Betroffenen besonders deutlich wird. In den letzten Jahren mehren sich Studien, die den Einfluss sozioökonomischer Merkmale auf die subjektive Gesundheitseinschätzung zum Forschungsgegenstand haben. In der überwiegenden Zahl basieren diese jedoch auf den Daten großer Gesundheitssurveys, die nicht mit dem Ziel durchgeführt wurden, die subjektiven Gesundheitseinschätzungen und deren beeinflussende Größen zu evaluieren,. Im Folgenden werden Studienergebnisse beschrieben, die den Einfluss sozioökonomischer Merkmale auf die subjektive Gesundheitseinschätzung zum Inhalt haben. In der Auswahl der Studien wurde sich auf die Studien beschränkt, in denen die subjektive Gesundheit durch eine singuläre Frage, zu beantworten über eine fünf Punkte Likert Skala, und die gesundheitsbezogene Lebensqualität durch das mehrdimensionalen Assessmentinstrument SF-36 (oder des SF-12 als Kurzform des SF-36) (siehe hierzu den Abschnitt Gesundheitsbezogene Lebensqualität als valide Messgröße im vorangegangenen Kapitel) operationalisiert wurden. Alter Girón (2010) versuchte anhand der Daten eines nationalen Gesundheitssurveys in Spanien von insgesamt 29.478 Männern und Frauen ab dem 16. Lebensjahr altersspezifische Faktoren zu ermitteln, die mit der subjektiven Gesundheit in Zusammenhang stehen. Der Autor konnte keinen konkreten Zusammenhang zwischen dem Alter und der subjektiven Gesundheit identifizieren. Für ihn erwiesen sich die Studienergebnisse als unschlüssig. Bis zum Lebensalter von 49 Jahren konnte Girón einen negativen Zusammenhang zwischen dem Alter und der subjektiven Gesundheit ermitteln. Jenseits dieses Alters war der Zusammenhang jedoch nicht mehr nachzuweisen und schließlich nahm der Anteil der Menschen, die ihre Gesundheit als gut bewerteten ab dem 83. Lebensjahr wieder zu. Die Ergebnisse Giróns stehen im Widerspruch zu den Ergebnissen anderer nationaler Studien, die entweder keinen Zusammenhang oder einen negativen Zusammenhang ab dem 65. Lebensjahr aufweisen (Girón 2010). Einer Umfrage unter den Versicherten (n=3.005) der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) zufolge nimmt die subjektive Gesundheit in den Bewertungskategorien gut und sehr gut bei Männern ab der Alterklasse 30-39 Jahre und bei Frauen ab der Alterklasse 40-46 Jahre bis zum 65. Lebensjahr sukzessive ab (Zok 2007: 2). Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das Robert Koch Institut. Anhand der Daten von 12.144 Frauen und 9.148 Männern eines telefonischen Gesundheitssurveys aus den Jahren 2008/2009 stellten die Autoren eine mit steigendem Alter abnehmende positive Gesundheitseinschätzung (Bewertungskategorien gut und sehr gut) fest (Robert Koch Institut 2010: 24f). Im Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität zeigt sich anhand des Deutschen Bundesgesundheitssurveys eine Altersabhängigkeit vor allem in den Dimensionen, „[…] die mehr den körperlichen Aspekt von Be21 Verständnis von Gesundheit findlichkeiten berücksichtigen. Je jünger die Probanden sind, desto höher ist ihre Lebensqualität in diesen Bereichen.“ (Ellert & Bellach 1999: 185). Dies betrifft auch die Dimension allgemeine Gesundheit (AGES), die mit fünf Items abgefragt wird und deren Bestandteil die singuläre Frage nach dem allgemeinen Gesundheitszustand (SF-1), zu beantworten über eine fünf Punkte Likert Skala, ist. Geschlecht Aldabe et al. führten in ihrer Analyse der Daten des European Quality of Life Surveys (EQLS) aus dem Jahr 2003 auf, dass ein höherer Anteil Frauen als Männer ihre subjektive Gesundheit in den unterschiedlichsten Zusammenhängen schlechter als gut bewerteten. In die Analyse inkludiert waren die Daten von 6.038 erwerbstätigen Männern und 6.383 erwerbstätigen Frauen aus 28 Europäischen Ländern. Nur in einem Viertel dieser Länder war der Anteil der Frauen mit einer subjektiven Gesundheit schlechter als gut geringer als der Anteil der Männer. Deutschland war eines dieser Länder (Aldabe et al. 2010). Die Daten der AOK-Umfrage wie auch die des Bundesgesundheitssurvey 1998 zur Dimension allgemeine Gesundheitswahrnehmung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bestätigen diese Ergebnisse nicht. Die Befragung der AOK-Versicherten hat ergeben, dass weniger Frauen in nahezu allen Altersklassen ihre subjektive Gesundheit als gut oder sehr gut gegenüber den gleichaltrigen Männern bewerten. Am eklatantesten ist der Unterschied in der Alterklasse 30 – 39 Jahre zu vermerken. 70,1% der Männer (n=202) bewerten ihre Gesundheit dort als gut oder sehr gut, im Gegensatz zu 58,2% der Frauen (n=239) (Zok 2007: 2). Wie bereits beim Merkmal Alter stimmen auch in diesem Zusammenhang die Ergebnisse von Zok im Wesentlichen mit den Ergebnissen des Robert Koch Instituts aus dem telefonischen Gesundheitssurvey 2008/2009 überein. Der Anteil Frauen mit positiven Gesundheitseinschätzungen liegt in nahezu allen Altersklassen zwischen drei und sechs Prozentpunkten niedriger. Eine Ausnahme bildet die Alterklasse 45 bis 64 Jahre. In dieser Altersgruppe ist ein gleich hoher Anteil Frauen und Männer mit einer positiven Gesundheitseinschätzung (67,3% und 67,4%) zu verzeichnen (Robert Koch Institut 2010: 25). Cherepanov et al. weisen anhand der Datenanalyse von vier unterschiedlichen Surveys mit jeweils unterschiedlichen Assessmentinstrumenten zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach, dass auch nach Adjustierung durch Alter, Ethnie, Familienstand, Bildung und Einkommen ein geschlechtsspezifischer Unterschied in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bestehen bleibt. Auch hier beurteilen Frauen im Gegensatz zu Männern ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität schlechter (Cherepanov et al. 2010). Auch Lahana et al. zeigen in ihrer Analyse mit 1.372 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern, dass Frauen, unabhängig davon, ob sie in einer ländlichen Umgebung oder in einer Großstadt leben, ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität in allen acht Dimensionen signifikant schlechter (p<.05) bewerten als Männer (Lahana et al. 2010). Für Quercioli et al. erwies sich in der Analyse der Daten von 597 Frauen und 414 Männern das Geschlecht ebenfalls als signifikante Einflussgröße auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Unter Adjustierung nach Alter, Bildung, Familienstand sowie verschiedener Variablen zur subjektiven Morbidität beurteilen Frauen auch in dieser Studie ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität signifikant schlechter (p>.001) als Männer (Quercioli et al. 2009). Ergebnisse des Bundesgesundheitssurveys 1998 wie auch einer Untersuchung aus dem Jahr 2002, die der psychometrischen Überprüfung einer modifizierten Version des SF-36 diente, zeigten, „[…] dass Frauen eine geringere Lebensqualität als Männer berichten.“ (Morfeld et al. 2005: 297). 22 Verständnis von Gesundheit Es kann nicht zufriedenstellend geklärt werden, worauf die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der subjektiven Gesundheitseinschätzung beruhen. Denkbar wären sowohl ein objektiv tatsächlich schlechterer gesundheitlicher Zustand der Frauen als auch ein subjektiv stärkeres Bedürfnis der Männer als gesund und leistungsfähig zu erscheinen. Familienstand Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Familienstand und der subjektiven Gesundheit gibt es in der Literatur unterschiedliche Aussagen. Hughes und Waite zeigten, dass der Status aktuell und dauerhaft verheiratet zu sein einen signifikanten positiven Einfluss auf die subjektive Gesundheit der betreffenden Frauen und Männer jenseits des 50. Lebensjahres hat. Im Gegensatz dazu weisen Frauen und Männer der gleichen Altersstufe, die früher einmal oder niemals verheiratet waren eine signifikant schlechtere subjektive Gesundheit auf. Hughes und Waite merken an, dass bereits ein Großteil der Literatur auf den positiven Einfluss des Verheiratetenstatus’ hinsichtlich der subjektiven Gesundheit der Beteiligten hinweist (Hughes & Waite 2009). Die Studie bietet keine Hinweise, ob die befragten Frauen und Männer zum Zeitpunkt der Befragung in einer Partnerschaft lebten. Singh-Manoux et al. stellten hingegen in ihrer Analyse der Daten der Whitehall II Study fest, dass in der Gruppe der Frauen (n=3.385) kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Familienstand und der subjektiven Gesundheit besteht. In der Gruppe der Männer (n=6.850) war hingegen ein Zusammenhang auf einem Signifikanzniveau von p<.001 festzustellen (Singh-Manoux et al. 2006). In der Studie von Aldabe et al. bewerteten alleinstehende Frauen ihre subjektive Gesundheit sogar besser als in Partnerschaft lebende Frauen. 16,92% der alleinlebenden, niemals verheirateten Frauen (n=1.101) bewerteten ihre Gesundheit schlechter als gut im Vergleich zu 22,55% der in Partnerschaft lebenden Frauen (n=4.058). Ähnlich verhielt es sich in der Gruppe der Männer. Unter den alleinstehenden, niemals verheirateten Männern (n=1.335) bewerteten 12,25% ihre Gesundheit schlechter als gut, im Gegensatz zu 20,44% der in Partnerschaft lebenden Männer (n=4.128) (Aldabe et al. 2010). Daten eines telefonischen Gesundheitssurveys in Deutschland aus dem Jahr 2003 zeigen, dass alleinerziehende Frauen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren unter Berücksichtigung des Alters ein 1,5-fach höheres Risiko gegenüber verheirateten Frauen aufweisen ihre Gesundheit schlechter als gut zu bewerten. Nähere Angaben hierzu konnten der betreffenden Publikation nicht entnommen werden (Lange & Saß 2006). Schöllgen et al. stellten in ihrer Studie zum Einfluss des sozioökonomischen Status auf die Gesundheit in der zweiten Lebenshälfte mit 2.787 in Deutschland lebenden Probandinnen und Probanden zwischen 40 und 85 Jahren dar, dass ein Leben in Partnerschaft ein protektiven Effekt auf die subjektive Gesundheit hat. Die Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer, die in einer Partnerschaft lebten, hatten eine signifikant geringere Chance ihre subjektive Gesundheit schlechter als gut zu bewerten (OR 0.74, [95% KI 0.61-0.90], p<.05) (Schöllgen et al. 2010). Ein im Jahr 2010 publizierter internationaler Vergleich des Einflusses demographischer Aspekte auf die Verlaufskurven subjektiver Gesundheit zeigt die Schwierigkeit valide Einflussgrößen der subjektiven Gesundheit zu ermitteln. Die Frage nach der subjektiven Gesundheit wurde in den USA, Großbritannien, Dänemark und Deutschland auf unterschiedliche Art und Weise gestellt. Auch die Verbalmarken der fünf Punkte Likert Skala wurden unterschiedlich benannt. Dennoch wurde in einer Sekundäranalyse der Versuch unternommen die Verlaufskurven der subjektiven Gesundheit für einen Zeitraum von sieben Jahren zwischen den Ländern zu vergleichen. Für Deutschland ließ sich feststellen, dass die Aspekte Geschlecht, Familienstand sowie Erwerbstätigkeit 23 Verständnis von Gesundheit als unabhängige Variablen die Verlaufskurve der subjektiven Gesundheit nicht beeinflussten (Sacker et al. 2010) Es konnten keine Studien gefunden werden, die den Familienstand alleinlebend/in Partnerschaft lebend als Prädiktor einer gesundheitsbezogenen Lebensqualität, ermittelt mit dem SF-36, zum Forschungsgegenstand hatten. Schöllgen et al. (2010) betrachteten lediglich isoliert die Subskala körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) in Bezug auf die Variablen Geschlecht, Alter, Bildung und Wohnort (West- oder Ostdeutschland). Die Autoren kamen in Bezug auf den Familienstand in Partnerschaft lebend zu dem Schluss, dass dieser mit einer signifikant geringeren Chance für eine Bewertung der körperlichen Funktionsfähigkeit unterhalb der 25% Perzentile assoziiert ist, was mit einer verminderten Lebensqualität in diesem Zusammenhang einhergeht (OR 0.69, [95% KI 0.55-0.87], p<.05) (Schöllgen et al. 2010). Einkommen/berufliche Stellung Aldabe et al. wiesen einen Zusammenhang zwischen Aspekten der sozialen Ungleichheit und der Ausprägung der subjektiven Gesundheit auf. Nach den Autoren ist die Chance für eine subjektive Gesundheit schlechter als gut bei Arbeitern im Vergleich zu Managern und Fachpersonal adjustiert nach Alter um fast das Zweifache (OR 1.89, [95% KI 1.46-2.46]) erhöht. In der dezidierten Analyse zeigte sich, dass der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und subjektiver Gesundheit vor allem durch die Variablen Entbehrungen, soziale Ausgrenzung, finanzielle Probleme und Lohn beeinflusst wird. Bei Frauen ist der Unterschied zwischen Arbeiterinnen und Managerinnen/weibliches Fachpersonal noch ausgeprägter (OR 2.18, [95% KI 1.71-2.77]) und bleibt im regressionsanalytischen Modell auch länger signifikant (Aldabe et al. 2010). Laaksonen et al. stellten in ihrer Analyse der Daten von 7.171 weiblichen und 1.799 männlichen Stadtangestellten im Alter zwischen 40 und 60 Jahren aus Gesundheitssurveys der Jahre 2000, 2001 und 2002 fest, dass eine geringer als gut eingestufte subjektive Gesundheit streng assoziiert ist mit der beruflichen Stellung und dem Einkommen. Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeiterinnen eine über zweifach höhere Chance gegenüber Managerinnen/weiblichem Fachpersonal für eine geringer als gut eingestufte subjektive Gesundheit haben (OR 2.19, [95% KI 1.80-2.67]). In der Gruppe der Männer liegt die Chance in diesem Zusammenhang sogar noch etwas höher (OR 2.34, [95% KI 1.79-3.05]). Frauen und Männer aus den niedrigsten Einkommensklassen haben eine fast 50% höhere Chance gegenüber Frauen und Männern aus den hohen Einkommensklassen über eine schlechter als gut eingestufte subjektive Gesundheit zu verfügen (OR 1.46, [95% KI 1.23-1.72] bzw. OR 1.46, [95% KI 1.06-2.01]). Alle Berechnungen wurden nach Alter adjustiert (Laaksonen et al. 2005). Anhand der Daten von 3.844 Frauen und Männern im Alter zwischen 35 und 89 Jahren, die repräsentativ im Rahmen der National Health Measurement Study erhoben wurden, stellten Robert et al. fest, dass sich das Einkommen unter Adjustierung der Variablen Alter, Geschlecht und Ethnie als der stärkste signifikante Prädiktor (p<.001) sowohl für die subjektive Gesundheit als auch für die gesundheitsbezogene Lebensqualität in allen Altersklassen erweist, wobei ein niedriges Einkommen mit einer schlechter bewerteten subjektiven Gesundheit und einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität assoziiert ist. Die Autoren ermittelten die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowohl unter Anwendung des indizierten SF-36 (SF-6D) als auch mit Hilfe der Instrumente European Quality of Life 5-domain survey (EQ-5D) und Health Utilities Index Mark 3 (HUI3) (Robert et al. 2009). Daten des Deutschen sozioökonomischen Panels aus dem Jahr 2003 weisen vor allem in der Gruppe der 30- bis 44-jährigen Männer einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der subjektiven Gesundheit auf. In der Gruppe der Männer mit einem Einkommen unter 80% des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens 24 Verständnis von Gesundheit beurteilten 36,4% ihre subjektive Gesundheit schlechter als gut. Im Vergleich dazu waren es in der Gruppe Männer mit einem Einkommen von 80% und mehr des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens 19,3%. Der Zusammenhang zwischen Einkommen und subjektiver Gesundheit wurde allerdings mit zunehmendem Alter schwächer (Lampert et al. 2005: 29). Die psychometrische Überprüfung einer modifizierten Deutschen Version des SF-36 mit Hilfe von 2.043 Probanden im Jahr 2002 zeigte, dass „[…] die Personen aus einkommenstärkeren Haushalten eine deutlich höhere Lebensqualität berichten als Personen aus einkommensniedrigen Haushalten.“ (Morfeld et al. 2005: 298). Eine dezidierte Darstellung zum Zusammenhang zwischen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, ermittelt über den SF-36, und dem Einkommen als beeinflussender Faktor konnte für den deutschsprachigen Raum nicht ermittelt werden. Bildung Laaksonen et al. stellten fest, dass Frauen mit einer geringen beruflichen Bildung für eine schlechter als gut eingestufte subjektive Gesundheit eine fast zweifach höhere Chance gegenüber Frauen mit Hochschulabschluss aufweisen (OR 1.95, [95% KI 1.67-2.26]). Bei den Männern liegt der ermittelte Wert in diesem Zusammenhang sogar noch ein wenig höher (OR 2.48, [95% KI 1.90-3.25]) (Laaksonen et al. 2005). Aldabe et al. kamen in diesem Zusammenhang zu ähnlichen Ergebnissen. Die Chance für eine schlechter als gut bewertete Gesundheit legten die Autoren auf das Zweifache für Frauen mit einer geringen schulischen Ausbildung gegenüber Frauen mit hohem Schulabschluss (OR 2.01, [95% KI 1.61-2.52]) fest, wobei sie in ihren Berechnungen eine Adjustierung nach Alter vornahmen (Aldabe et al. 2010). Auch Oshio und Kobayashi zeigten einen signifikanten positiven Zusammenhang (p<.001) zwischen der Höhe des Bildungsabschlusses und der subjektiven Gesundheit (Oshio & Kobayashi 2010) Zu anderen Ergebnissen kamen Delpierre et al. (2009). Allerdings untersuchten die Autoren den Zusammenhang von Bildungsstatus und subjektiver Gesundheit bei Vorliegen einer Erkrankung. Sie konnten anhand der Analyse von Daten von 4.593 Frauen und 4.661 Männern eines Gesundheits- und Ernährungssurveys aus den Jahren 2001 bis 2004 feststellen, dass der Bildungsstatus die Relation zwischen gesundheitlichen Problemen (funktionale Einschränkungen, Pneumonale- und kardiovaskuläre Erkrankungen, Erkrankungen im Mund- und Kieferbereich) und der subjektiven Gesundheit beeinflusst. So waren die genannten Beschwerden in der Gruppe der Frauen mit höherem Bildungsabschluss deutlich stärker mit einer schlechter als gut bewerteten subjektiven Gesundheit assoziiert als in der Gruppe der Frauen mit einem niedrigen Bildungsabschluss (OR 8.73, [95% KI 5.87-12.98] vs. OR 3.97, [95% KI 2.93-5.38]). Die Autoren schlossen, dass subjektive Gesundheit das Ergebnis eines Gleichgewichts zwischen dem aktuellen objektiven Gesundheitsstatus und die für einen selbst best zu erwartende Gesundheit darstellt (Delpierre et al. 2009). Im Hinblick auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität zeigte sich für Lahana et al., dass die Werte in allen acht Dimensionen des SF-36 bei Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand (primary) auf eine signifikant (p<.05) verminderte Lebensqualität im Vergleich zu Menschen mit hohem Bildungsstand (university level) hinweisen. Die höchste Differenz zwischen den Gruppen konnte dabei in der Dimension körperliche Rollenfunktion (KÖRO), die niedrigste in der Dimension allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) nachgewiesen werden. Das Ergebnis zeigte sich unter Adjustierung der soziodemographischen Variablen Alter, Wohnort, Einkommen, Geschlecht und Ethnie (Lahana et al. 2010). 25 Verständnis von Gesundheit Daten aus dem Deutschen Sozioökonomischen Panel 2001 zeigen, dass „[…] Männer mit Abitur mehr als doppelt so häufig zu einer sehr guten oder guten Gesundheitseinschätzung im Vergleich zu Männern mit Volksoder Hauptschulabschluss (OR: 2,30, 95%-KI: 1,90–2,80) [kommen]. Bei Frauen ergibt sich ein altersadjustiertes Odds Ratio von 2,25 (95%-KI: 1,86–2,73) (Lampert et al. 2005: 44f). Das Robert Koch Institut stellte in seiner Analyse der Daten des telefonischen Gesundheitssurveys aus den Jahren 2008/2009 einen Bildungsgradienten in Bezug auf die subjektive Gesundheit fest. „Befragte aus den oberen Bildungsgruppen schätzen ihre Gesundheit deutlich positiver ein als diejenigen aus den unteren Bildungsgruppen; dieser Bildungsgradient tritt bei Frauen noch ausgeprägter als bei Männern auf.“ (Robert Koch Institut 2010: 24). Schöllgen et al. zeigten, dass Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss (weniger als zehn Schuljahre) gegenüber Menschen mit höherem Bildungsabschluss (mindestens zehn Schuljahre) eine signifikant größere Chance für eine schlechter als gut bewertete subjektive Gesundheit haben (OR 1.50, [95% KI 1.27-1.78], p<.05). Darüber hinaus untersuchten die Autoren unter Adjustierung der Variablen Geschlecht, Familienstand, Alter und Wohnort (West- oder Ostdeutschland) den Zusammenhang zwischen der Dimension körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) des SF-36 und der Bildung. Sie kamen zu dem Schluss, dass ein Schulbesuch von weniger als zehn Jahren die Chance auf eine körperliche Funktionsfähigkeit unterhalb der 25% Perzentile, was mit einer verminderten Lebensqualität in diesem Zusammenhang einhergeht, um 50% erhöht (OR1.57, [95% KI 1.27-1.94], p<.05) (Schöllgen et al. 2010). 26 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt 3 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt In Deutschland wird eine zunehmende Kinderlosigkeit beklagt. Im Jahr 2008 waren ein Drittel der in Deutschland lebenden Frauen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren kinderlos. 41,3% der 20- bis 49-jährigen Frauen hatten noch kein Kind geboren (Statistisches Bundesamt 2009). Ein Vergleich der Fertilitätsraten in Deutschland und seinen Nachbarländern und Großbritannien (siehe Abbildung 3-1) weist Deutschland mit 1,38 Kindern pro Frau im Alter zwischen 15 und 49 Jahren im Jahr 2008 als Schlusslicht aus. Auch im Verlauf der letzten 10 Jahren liegt Deutschland in der tendenziellen Entwicklung deutlich hinter dem Großteil seiner Nachbarländer. Abbildung 3-1 Entwicklung der Fertilitätsraten in Deutschland, seinen Nachbarländern und Großbritannien von 1998 bis 2008 2 Österreich 1,8 Belgien Tschechien Dänem ark 1,6 Frankreich Deutschland Luxemburg 1,4 Niederlande Polen Schweiz 1,2 Großbritannien 1 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Organization for Economic Co-Operation and Development 2010 Der Anstieg der Fertilitätsraten in den Jahren 2007 und 2008 ist jedoch nicht auf einen Anstieg der Geburtenzahlen in Deutschland zurückzuführen. Hier ist seit 1997 ein kontinuierlicher Rückgang von 812.173 auf 665.126 Geburten im Jahr 2009 zu verzeichnen (Statistisches Bundesamt 2011a). Gründe für einen Anstieg der Fertilitätsrate bei gleichzeitigem Geburtenrückgang können nur vermutet werden. So können diese sowohl in den methodischen Verfahren als auch in der Bevölkerungsentwicklung durch Zuwanderung liegen. Es wäre denkbar, dass Frauen, die im Jahr 1959 oder davor geboren wurden und ab dem Jahr 2008 aus der Berechnung der Fertilitätsraten ausgeschlossen werden, durchschnittlich mehr Kinder geboren haben als Frauen, die nach 1959 geboren wurden. Dies würde in der Berechnung ebenso zu einem Anstieg der jährlichen Fertilitätsraten führen wie eine verstärkte Zuwanderung von Müttern aus anderen Nationen. Insgesamt stellt sich die Entwicklung der Fertilitätsraten für Deutschland eher unbefriedigend dar. Die Bemühungen seitens der Politik, stagnierende Fertilitätsraten bzw. einen kontinuierlichen Geburtenrückgang zu stop27 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt pen, konzentrieren sich im Wesentlichen auf monetäre Anreize wie die Erhöhung von Kindergeld oder auch die Einführung des Elterngeldes. Finanzielle Einbußen, die mit der Geburt eines Kindes einhergehen, mögen aber nicht die alleinigen Gründe für die Entscheidung einer Frau gegen ein Kind sein. Die Geburt eines Kindes kann ebenfalls die Unterbrechung oder auch das Ende einer beruflichen Karriere der Frau bedeuten. Dies nicht zuletzt deshalb, weil kein Zugang zu öffentlich oder privat organisierten und strukturierten Kinderbetreuungssystemen wie einer Kindertagesstätte besteht. 80% der unter Dreijährigen waren im Jahr 2008 von der Kinderbetreuung in diesem Kinderbetreuungssystem ausgeschlossen (EUROSTAT 2010). Vermutet wird, dass die Kinderbetreuung im Fall einer beruflichen Tätigkeit überwiegend privat mit Hilfe einer Tagesmutter oder familiärer Unterstützung organisiert wird. Diese Form der Kinderbetreuung erfordert mitunter ein hohes Maß an Eigeninitiative und Abhängigkeit der Frau von Personen, die sich zur Kinderbetreuung bereit erklären. Die Schwelle für die Inanspruchnahme einer Tagesmutter oder familiärer Unterstützung in der Kinderbetreuung ist in vielen Fällen deutlich höher als die Inanspruchnahme einer Betreuung in einer öffentlichen Kindertagesstätte mit ausreichenden Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahre. Der hohen Rate der unter Dreijährigen ohne einen Platz in einer öffentlichen oder privaten Kinderbetreuungseinrichtung steht eine Betreuungsalternative in Form der Elternzeit gegenüber. Maximal drei Jahre können Mutter oder Vater in Deutschland mit finanzieller Unterstützung durch den Staat während der ersten beiden Jahren von ihrem Arbeitsplatz fernbleiben, um sich der Erziehung ihres (weiteren) Kindes zu widmen. Mit Vollendung des dritten Lebensjahres bis zum Schuleintritt hat das Kind nach §24 Abs.1 SGB VIII Anspruch auf einen Platz in einer öffentlichen Tageseinrichtung. In diesem Zusammenhang wird Gemeinden und den Trägern einer Einrichtung die Verpflichtung auferlegt, dafür Sorge zu tragen, „[…], dass für diese Altersgruppe ein bedarfsgerechtes Angebot an Ganztagsplätzen oder ergänzend Förderung in Kindertagespflege zur Verfügung steht.“ (Bundesministerium der Justiz 2009b, §24 Abs.1 SGB VIII). Die gesetzliche Grundlage spiegelt sich im Anteil von 99% der 3- bis 6-jährigen Kinder, die eine öffentlich oder privat organisierte und strukturierte Betreuungseinrichtung im Jahr 2008 besuchten, wider. 74% der Kinder dieser Altersgruppe besuchten die Einrichtung 30 Stunden und mehr pro Woche (EUROSTAT 2010). Vor diesem Hintergrund darf vermutet werden, dass die Betreuung von Kleinstkindern in Deutschland von staatlicher Seite derzeit eher im häuslichen Umfeld gesehen wird. War eine Frau vor der Geburt berufstätig, bringt die Inanspruchnahme der Elternzeit finanzielle Einbußen mit sich, da das Elterngeld prozentual anteilig des zuvor erhaltenen monatlichen Gehalts gezahlt wird. Anders verhält es sich während der gesetzlichen Mutterschutzfrist von insgesamt 14 Wochen (sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt). Finanziell ändert sich in dieser Zeit für die Frau wenig, da sie ihr Monatsgehalt in voller Höhe für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist weiter ausbezahlt bekommt, sofern sie in einem Angestelltenverhältnis tätig war. Generell stellt sich die Frage, welche Unterschiede es in der Form der finanziellen staatlichen Unterstützung während des (wiederholten) Übergangs zur Elternschaft im europäischen Vergleich gibt und ob sich diese in den einzelnen Fertilitätsraten widerspiegeln. Staatliche Unterstützungsleistungen im Übergang zur Elternschaft im europäischen Vergleich Neben den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften stellt die EU-Richtlinie 92/85/EWG die rechtliche Basis für den Anspruch einer Arbeitnehmerin auf Mutterschutz dar. Artikel 8 Absatz 1 dieser Richtlinie fordert die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft auf, […] die erforderlichen Maßnahmen [zu treffen], um sicherzustellen, daß den Arbeitnehmerinnen im Sinne des Artikels 2 ein Mutterschaftsurlaub von mindestens 14 Wochen ohne Unterbrechung gewährt wird, die sich entsprechend den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und/oder 28 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Gepflogenheiten auf die Zeit vor und/oder nach der Entbindung aufteilen.“ (Amtsblatt der Europäischen Union 1992)3. Im Vergleich zu seinen Nachbarländern sowie zu Großbritannien ist Deutschland neben der Schweiz als nicht EU-Staat einziges Land, welches den Mindestzeitraum als gesetzliche Frist umgesetzt hat. Alle anderen Nachbarstaaten sowie Großbritannien liegen mit ihren gesetzlich vorgeschriebenen Mutterschutzfristen über diesem Mindestzeitraum. Ein Vergleich dieser Fristen sowie den finanziellen Leistungen im Übergang zur Mutterschaft, der Dauer von Elternzeiten, der Höhe des Kindergeldes sowie den Sozialausgaben eines Staates für Familien und Kinder gemessen am Bruttoinlandsprodukt der einzelnen Staaten findet sich im Anlagenband, Seite 26ff. Entsprechend der dort aufgeführten Tabelle lassen die Fertilitätsraten und der am Bruttoinlandsprodukt bemessene Anteil der Sozialausgaben für Familien und Kinder in den einzelnen Staaten nicht vermuten, dass zwischen den Fertilitätsraten, Urlaubsansprüchen und finanziellen Aufwendungen kausale Zusammenhänge bestehen. Diese Vermutung führt zu der Frage, ob Aspekte wie die Verdienst- und Karrieremöglichkeiten von Frauen gegenüber Männern mit der Fertilitätsrate korrelieren. So könnte angenommen werden, dass Frauen mit geschlechtsspezifisch eingeschränkten Möglichkeiten im Hinblick auf eine berufliche Karriere und auf die finanzielle Vergütung ihrer beruflichen Leistung sich eher für ein Kind entscheiden als Frauen, deren Karriere- und Verdienstmöglichkeiten gegenüber denen von Männern gleich sind. In Tabelle 3-1 auf Seite 30 sind u.a. die Fertilitätsraten den Rangplätzen zu unterschiedlichen Genderaspekten im internationalen Vergleich von 134 Ländern gegenübergestellt. Frankreich mit der höchsten Fertilitätsrate liegt in der Tabelle 3-1 in Bezug auf die Lohngleichheit im Rang deutlich hinter Großbritannien mit der zweithöchsten und Dänemark mit der dritthöchsten Fertilitätsrate. Im Hinblick auf den Global Gender Gap Index4 führt Dänemark diese Tabelle mit einem Index von 0,763 und dem damit verbundenen Rang 7 sogar an. In Bezug auf eine Berufstätigkeit in höheren Positionen belegt Dänemark allerdings in der Tabelle den drittletzten Platz. Somit lässt sich allein aus der Betrachtung tabellarischer Auflistungen kein Zusammenhang zwischen Fertilitätsraten und Aspekten einer sozialen Ungleichheit zwischen Frauen und Männern herleiten. 3 Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Analyse wird die Erweiterung der gesetzlichen Mutterschutzfrist bei vollem Lohnausgleich auf 20 Wochen im Europarat diskutiert. Deutschland stimmte bis dato gegen die Erweiterung. 4 Der Global Gender Gap Index wurde erstmals im Jahr 2006 in den jährlichen Berichten des World Economic Forums veröffentlicht. In den Dimensionen Politik, Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Situation werden in diesem Bericht die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in verschiedenen Ländern analysiert. Ein Indexwert von 0 beschreibt die Ungleichheit, ein Indexwert von 1 die absolute Gleichheit zwischen Frauen und Männern (Hausmann et al. 2009, 3ff) 29 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Tabelle 3-1 Fertilitätsrate, Genderaspekte und formale Kinderbetreuung Quellen: Rank Global Gender Gap Index 20093 Rank Wage equality for similar work 20093 Rank Legislators, senior officials, and managers3 Anteil der unter 3jährigen mit formaler Kinderbetreuung in %4 Fertilitätsrate1 (2008) Sozialausgaben für Familien u. Kinder in% gemessen am Bruttoinlandsprodukt1 Belgien 1.82 2,0 33 87 47 43 Dänemark 1.89 3,9 7 43 68 73 Deutschland 1.38 2,0 12 101 25 20 Frankreich 2.0 2,5 18 123 24 41 Großbritannien 1.96 1,7 15 78 36 35 Luxemburg 1.60 3,8 63 53 52 26 Niederlande 1.77 3,0 11 81 71 47 Österreich 1.41 3,0 42 122 74 7 Polen 1.39 0,9 50 124 28 3 Schweiz 1.48 1,3 13 76 56 Keine Angaben Tschechien 1,5 1.5 74 110 64 2 1 Organization for Economic Co-Operation and Development 2010 2 Council of Europe Family Policy Database 2009 3 Hausmann et al. 2009 (Basis des Reports: 134 Länder) 4 EUROSTAT 2010 Anders scheint dies jedoch in Bezug auf eine formale Kinderbetreuung (Betreuung in öffentlich oder privat organisierten und strukturierten Kindertagesstätten als niedrigschwelliges Betreuungsangebot) der unter Dreijährigen zu sein. Die Tabelle 3-1 gibt Hinweise darauf, dass hier möglicherweise Zusammenhänge zwischen einer formalen Kinderbetreuung und der Fertilitätsrate bestehen. Die Länder, die einen Anteil von in öffentlich oder privat organisierten und strukturierten Kindertagesstätten untergebrachten unter Dreijährigen von mindestens 30% aufweisen, haben auch die höchsten Fertilitätsraten. Hierzu gehören Dänemark (73%, Fertilitätsrate 1,89), die Niederlande (47%, Fertilitätsrate 1,77), Belgien (43%, Fertilitätsrate 1,82), Frankreich (41%, Fertilitätsrate 2,0) und Großbritannien (35%; Fertilitätsrate 1,96). Um tatsächlich Kausalzusammenhänge herleiten zu können, bedarf es spezifischer Analysen unter Betrachtung einer Reihe demographischer und sozialpolitischer Aspekte sowie deren zeitliche Entwicklungen in den einzelnen Ländern. Dennoch muss nach diesem ersten Blitzlicht zum Zusammenhang der staatlichen finanziellen Unterstützung und den Fertilitätsraten die Frage gestellt werden, inwieweit nicht andere als monetäre Aspekte die Fertilitätsraten beeinflussen. Ob Kinder beispielsweise als soziale und emotionale Bereicherung oder eher als Existenzbedrohung erlebt werden, hängt im Wesentlichen von der soziokulturellen Prägung ab, die Frauen erfahren. Dies dürfte als unstrittig gelten. Darüber hinaus mag das gesellschaftliche Verständnis von Geburt einen bedeutenden Faktor bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind darstellen. Dieses Verständnis speist sich unter anderem aus Berichten über Geburten, seien es objektive Erhebungen zu geburtshilflichen Outcomes oder persönliche Erfahrungsberichte von Frauen. Aus lerntheoretischer Sicht ist gerade letzteres von besonderer Bedeutung. Konsequenterweise dürfen deshalb subjektive Eindrücke und damit in Zusammenhang stehend die subjektiven Gesundheitseinschätzungen in der Evaluation der geburtshilflichen Versorgung nicht vernachlässigt werden. 30 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt 3.1 Die geburtshilfliche Versorgung im Deutschen Gesundheitssystem In Deutschland findet nur ein sehr geringer Teil der Geburten im außerklinischen Setting statt. Die Gesellschaft für Qualitätssicherung in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG e.V.) geht von einer Rate von 1,48% für das Jahr 2008 aus (Loytved 2009: 4), wobei diese Angaben aufgrund unterschiedlicher Daten der einzelnen Datenhalter unter Vorbehalt betrachtet werden müssen (siehe Tabelle 3-2, Seite 31). Tabelle 3-2 Anzahl klinisch und außerklinisch geborener Kinder Datenhalter Statistisches Bundesamt Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) Im Jahr 2008 geborene Kinder 684.926 Geborene Kinder insgesamt 674.751 Klinisch geborene Kinder 669.437 6.080 675.517 Gesellschaft für Qualitätssicherung in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG) Klinisch geborene Kinder (Erfassungsgrad 99,1%) Nichterfasste klinisch geborene Kinder entsprechend dem angegebenen Erfassungsgrad Erwartete Anzahl klinisch geborener Kinder Außerklinisch geborene Kinder 8.327 Differenzen zur Berechnung der Rate außerklinisch geborener Kinder 766 10.175 9.409 Differenz zwischen der erwarteten Anzahl der klinisch geborenen Kinder der BQS und der laut Statistischem Bundesamt klinisch geborener Kinder. (Diese Zahl gibt möglicherweise die Kinder wieder, die in einer Klinik geboren wurden, aber nicht in der Krankenhausstatistik auftauchen, da die geburtshilfliche Abteilung unterjährig geschlossen wurde) Möglicherweise außerklinisch geborene Kinder anhand Differenz der Daten des Statistischen Bundesamtes (entspricht einer Rate von 1,48% außerklinisch geborener Kinder und einem Erfassungsgrad in der außerklinischen Perinatalerhebung von 81,8%) Möglicherweise außerklinisch geborene Kinder anhand der Differenz der Daten der BQS und des statistischen Bundesamtes (entspricht einer Rate von 1,37% außerklinisch geborener Kinder und einem Erfassungsgrad in der außerklinischen Perinatalerhebung von 88,5%) ) Quellen: Statistisches Bundesamt 2010b, Bundesgeschäftstelle für Qualitätssicherung 2009, AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010, Loytved 2009 sowie eigene Berechnung) 31 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Die Berichte des Statischen Bundesamtes zu den klinischen Geburten wurden aus 842 Krankenhäusern mit geburtshilflicher Abteilung gewonnen (Statistisches Bundesamt 2010c: 84), die der BQS hingegen aus 865 Häusern erwartet (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 4). Wahrscheinlich handelt es sich bei der Differenz von 23 um geburtshilfliche Abteilungen, die innerhalb des Jahres 2008 entweder geschlossen wurden oder mit anderen Abteilungen fusionierten. Die Datenerhebung in den Krankenhäusern für die abschließende Statistik erfolgt im Dezember eines jeden Jahres. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass eine bestimmte Anzahl von Geburten durch Schließung von geburtshilflichen Abteilungen nicht in die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes überführt wird. Die Erhebung der Geburtsdaten durch die BQS (ab 2010 durch das AQUA Institut, siehe hierzu den Abschnitt Qualitätsmanagement in der Geburtshilfe) erfolgt zeitnah mit jeder Geburt. Aus diesem Grund darf die Rate außerklinischer Geburten von 1,37% gegenüber einer Rate von 1,48% als realistischer angesehen werden, wenngleich nicht konkret ersichtlich ist, auf welchem Weg genau der Erfassungsgrad von 99,1% in der klinischen Perinatalerhebung (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 4) errechnet wurde. In den ersten beiden Tagen nach der Geburt verlassen 18,6% (n=125.505) der Frauen wieder die Klinik. Weitere 467.786 (73,2%) kehren am 3. bis 6. Tag des Wochenbettes ins häusliche Umfeld zurück (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 96). Gemäß MutterschaftsRichtlinien ist eine erste medizinische Untersuchung der Mutter sechs Wochen nach der Geburt des Kindes vorgesehen (Gemeinsamer Bundesausschuss 2010). Es gibt keine validen Daten darüber, inwieweit Frauen in der Phase des häuslichen Wochenbettes weiterhin fachliche Betreuung durch eine Hebamme erhalten. Gesetzlich versicherten Frauen steht diese Unterstützung bis zum Ende der Stillzeit zu, wobei die Phase des Früh- und Spätwochenbettes die vorrangige Rolle einnimmt. Der Anspruch auf Unterstützung durch eine Hebamme innerhalb einer privaten Krankenversicherung richtet sich nach den Verträgen, die individuell zwischen der Frau und dem jeweiligen Leistungsträger abgeschlossen werden. Rahmenbedingungen der geburtshilflichen Versorgung Insgesamt haben gesetzlich versicherte Frauen während der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit Anspruch auf Unterstützung sowohl durch Hebammen als auch durch Ärztinnen und Ärzte. Dieser Anspruch ist in den §§ 195 und 196 der Reichsversicherungsordnung (RVO) von 1911 festgehalten (Horschitz & Kurtenbach 2003: 426). Zusätzlich ist mit §4 Abs. 1 des Hebammengesetzes die Pflicht einer Ärztin/eines Arztes, zu jeder klinischen wie außerklinischen Geburt eine Hebamme hinzuzuziehen, geregelt. Hierdurch wird die Überwachung und Hilfeleistung während der Geburt zur vorbehaltenen Tätigkeit einer Hebamme. Als vorbehaltene Tätigkeit gilt darüber hinaus nach §4 Abs. 2 auch die Überwachung der ersten zehn Tage des Wochenbettes. In Zusammenhang mit weiteren gesetzlichen Regelungen wie dem Artikel 42 der Richtlinie 2005/36/EG (Amtsblatt der Europäischen Union 2005: L225/45) ergibt sich daraus, dass sowohl Hebammen als auch Ärztinnen und Ärzte Frauen in der Schwangerschaft sowie während der Geburt und der Zeit des Wochenbettes auf Primärversorgungsebene betreuen. Anzahl geburtshilflicher Einrichtungen Im Jahr 2008 registrierte das Statisches Bundesamt 842 Krankenhäuser, in denen Kinder geboren wurden (Statistisches Bundesamt 2010c: 84). Entsprechend der Tabelle 3-2 auf Seite 31 ergibt sich hieraus eine durchschnittliche Geburtenzahl von 802 Geburten pro klinischer, geburtshilflicher Abteilung. Der Rückgang der Ge32 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt burtenzahlen der letzten Jahre schlägt sich auch in den Schließungen der klinischen, geburtshilflichen Abteilungen nieder. 2006 waren es 880 und im Jahr 2007 noch 865 Krankenhäuser, die Geburten zu verzeichnen hatten (Statistisches Bundesamt 2007: 85; Statistisches Bundesamt 2008: 84). Neben den geburtshilflichen Abteilungen einer Klinik bieten außerklinische Institutionen den Frauen die Möglichkeit ihr(e) Kind(er) in fachlich professioneller Begleitung zu gebären. Neben Arzt- und Hebammenpraxis sind es vor allem die Geburtshäuser, in denen diese Möglichkeit besteht. Eine konkrete Anzahl ist aufgrund des auch in diesem Zusammenhang defizitären Meldewesens nicht bekannt. Das Netzwerk der Geburtshäuser geht von zirka 100 Geburtshäusern in Deutschland aus (www.geburtshaus.de, 29.10.2010). Auch die Geburtshäuser sind von Schließungen betroffen, dies jedoch nicht unbedingt vor dem Hintergrund sinkender Geburtenzahlen, sondern primär wegen steigender Berufshaftpflichtprämien für Hebammen. Das Jahr 2010 war gekennzeichnet durch Protestaktionen gegen den rapiden Anstieg dieser Prämien, der nicht zuletzt die Wahlfreiheit der Frau außerklinisch zu gebären gewissermaßen durch Mangel an strukturellen Möglichkeiten einschränkt. Eine besondere Form der geburtshilflichen Einrichtungen stellen die hebammengeleiteten Kreißsäle in Deutschland dar. Hierbei handelt es sich um ein hebammengeleitetes Betreuungskonzept innerhalb einer Klinik, das parallel zu dem üblichen ärztlich geleiteten Betreuungskonzept existiert. Während üblicherweise im klinischen Setting eine Ärztin /ein Arzt zu jeder Geburt hinzugezogen wird, ermöglicht diese Form der Betreuung eine Geburt nur in Begleitung einer/ zweier Hebamme(n) im klinischen Setting. Eine Ärztin/ ein Arzt kann im Bedarfsfall jederzeit hinzugezogen werden. Der Begriff Hebammengeleiteter Kreißsaal oder auch Hebammenkreißsaal ist ein wenig irreführend, da mit der Bezeichnung ein spezifisches Betreuungskonzept gemeint ist. Ein Hebammenkreißsaal existiert also nicht in Form von additiven räumlichen Strukturen. Derzeit gibt es elf dieser Betreuungskonzepte in Deutschland (Stand Januar 2011/ Sayn-Wittgenstein & Schäfers 2011). Anlass für die Implementierung waren die zunehmenden Interventionsraten in der Deutschen Geburtshilfe sowie das international anerkannte interventionssenkende Potenzial dieses Betreuungskonzeptes. Die Etablierung eines Hebammenkreißsaals bringt unter anderem berufspolitische Auseinandersetzungen mit sich, wodurch die vergleichsweise geringe Anzahl bisher implementierter Hebammenkreißsäle erklärt werden könnte. Anzahl der freiberuflichen und angestellten Hebammen Aufgrund einer fehlenden zentralen Registrierung der Hebammen in Deutschland gibt es derzeit keine dezidierten Erkenntnisse zur konkreten Anzahl der im ambulanten und stationären Sektor berufstätigen Hebammen. Eine Bestandsaufnahme des Verbundes Hebammenforschung der Hochschule Osnabrück im Bundesland Niedersachsen im Jahr 2007 lässt jedoch vermuten, dass drei Viertel der berufstätigen Hebammen im ambulanten, teilweise mit gleichzeitiger Tätigkeit im stationären Sektor, tätig sind (Sayn-Wittgenstein & Schäfers 2009: 73). Für das Jahr 2009 beziffert das Statistische Bundesamt die Anzahl der berufstätigen Hebammen mit 20.000, 10.000 davon mit Tätigkeit im ambulanten Sektor (Statistisches Bundesamt 2010d: 15). Die besagte Bestandsaufnahme hat jedoch gezeigt, dass das Statistische Bundesamt über keine belastbaren Daten verfügt, da prinzipiell Doppelzählungen möglich sind und zudem in 1000er Schritten gerundet wird (Sayn-Wittgenstein & Schäfers 2009: 38). Derzeit gibt es Bestrebungen aus unterschiedlichen politischen Richtungen die konkrete Anzahl der Hebammen sowie deren Einkommensstruktur zu ermitteln. Anzahl der im Fachbereich Frauenheilkunde und Geburtshilfe tätigen Ärztinnen und Ärzte 33 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Im Jahr 2009 waren 16.369 im Fachbereich Frauenheilkunde und Geburtshilfe berufstätige Ärztinnen und Ärzte bei der Bundesärztekammer gemeldet, davon 10.806 im ambulanten und 4.897 im stationären Sektor. Die Gesamtzahl der berufstätigen Ärzte in diesem Versorgungsbereich weist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 1,5% auf (Bundesärztekammer 2010). Von den Ärztinnen und Ärzten mit Tätigkeit im ambulanten Sektor hatten 1.160 eine belegärztliche Anerkennung, waren also höchstwahrscheinlich gleichzeitig im stationären Sektor tätig (Kassenärztliche Bundesvereinigung 2010). Die Strukturen, die eine qualitativ hochwertige Geburtshilfe ermöglichen können, scheinen in Deutschland bezüglich der Anzahl der geburtshilflichen Institutionen und Fachkräfte hochgerechnet auf die jährlichen Geburten gegeben zu sein. Qualitätsmanagement in der Geburtshilfe Um der Forderung nach qualitätsentwickelnden Maßnahmen gerecht zu werden, wurde in den 1980er Jahren die Perinatalstatistik in den einzelnen Bundesländern eingeführt. Die Perinatalstatistik der Länder erfasst ausschließlich klinische Geburten. Sie wurde auf der Basis der Münchener Perinatalstudie (1975-1979) konzipiert. Im Jahr 2001 erhielt die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) durch den gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erstmalig den Auftrag eine bundeseinheitliche Datenerfassung und Auswertung zur gesundheitlichen Versorgung in verschiedenen stationären Leistungsbereichen zu realisieren. Im Jahr 2009 formulierte der G-BA den Anspruch einer sektorenübergreifenden Qualitätssicherung5 mit der Konsequenz, dass der Auftrag der Datenerhebung und -auswertung neu ausgeschrieben wurde. Seit 2010 erfolgt die bundesweite Datenauswertung der klinischen Perinatalstatistik wie auch zahlreicher anderer Leistungsbereiche über das AQUAInstitut6. Jede im klinischen Setting stattfindende Geburt fließt mittlerweile in die Perinatalstatistik ein. Im Jahr 2009 wurden so insgesamt 638.798 Geburten (Lebend- und Totgeburten) erfasst (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 64). Mit einer entsprechenden Software werden insgesamt 129 Items aus sieben Bereichen ausschließlich im Online-Verfahren abgefragt: • Basisdokumentation − Mutter (19 Items), • Jetzige Schwangerschaft (24 Items), • Angaben zur Entbindung (18 Items), • Komplikationen bei der Mutter (22 Items), • Kind (17 Items), • Basisdokumentation − Kind (22 Items) und • Entlassung/Verlegung (7 Items) Darüber hinaus kann bei Besonderheiten im Zusammenhang mit der Geburt die Notwendigkeit entstehen weitere Items zu beantworten. Ergebnisse zu ausgewählten Items werden in einer jährlichen Bundesauswertung ausschließlich deskriptiv dargestellt. 5 Der Begriff der Qualitätssicherung hat sich im Zusammenhang von Datenerhebung und -auswertung fest etabliert, wenngleich er an dieser Stelle falsch ist. Mit ihm wird suggeriert, dass eine ausreichende Qualität in allen Aspekten besteht. Eine Überprüfung anhand der Assessmentinstrumente kann aber auch ergeben, dass die Optimierung der vorhandenen Qualität notwendig ist oder aufgrund fehlender Indikatoren nicht dargestellt werden kann. 6 Das Institut hat seinen Ursprung in einer Arbeitsgemeinschaft, die sich vornehmlich mit der Qualitätssicherung in der ambulanten, ärztlichen Versorgung auseinandersetzte, wodurch der Name AQUA generiert wurde. 34 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Parallel zur Perinatalerhebung als qualitätsentwickelnde Maßnahme in der klinischen Geburtshilfe hat sich in den vergangenen elf Jahren Ähnliches auch in der außerklinischen Geburtshilfe entwickelt. Was als Pilotprojekt im Bereich Qualitätsentwicklung in der außerklinischen Geburtshilfe auf Initiative des Deutschen Hebammenverbandes (DHV)7 und dem Bund freiberuflicher Hebammen (BfHD) im Bundesland Niedersachsen Anfang der 1990er Jahre begonnen hat, ist mittlerweile zur festen Institution geworden. Im Jahr 1999 gründete sich die Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. (QUAG), der mittlerweile nicht nur Hebammen angehören. Ziele der Gesellschaft sind die bundesweite jährliche Erhebung und Auswertung von Daten der außerklinischen Geburtshilfe, um zur Schaffung und Erhaltung optimaler Bedingungen in diesem Versorgungsbereich beizutragen. Seit 1999 schwankt der Erfassungsgrad der Geburten durch die außerklinische Perinatalerhebung zwischen 68,6% und 88,8% (Loytved 2009: 4). Das zugrunde liegende Erhebungsinstrument entspricht in seiner Konzeption dem der klinischen Perinatalerhebung. Die methodische Beratung sowie die Datenauswertung wurden bis einschließlich 2004 durch das Zentrum für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen in Hannover (Landesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung des Bundeslandes Niedersachsen) durchgeführt. Seit 2005 übernimmt diese Aufgabe die Gesellschaft Synagon in Aachen (Wiemer 2008). Auch in der außerklinischen Perinatalerhebung erfolgt eine ausschließlich deskriptive Darstellung ausgewählter Ergebnisse in einem bundesweit durch QUAG herausgegebenen Bericht. Für das Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal werden derzeit vom Verbund Hebammenforschung an der Hochschule Osnabrück Assessmentinstrumente zur geburtshilflichen Versorgung entwickelt, die sowohl die Darstellung der bisherigen medizinischen Outcomeparameter als auch die Darstellung hebammenspezifischer Tätigkeiten ermöglichen sollen. Die Entwicklung ist noch in den Anfängen und steht den existierenden Hebammenkreißsälen in Deutschland deshalb derzeit noch nicht einheitlich zur Verfügung8. Morbiditäts- und Mortalitätsraten von Frauen und Kindern im Zusammenhang mit einer Geburt auf Basis rein deskriptiver Analysen können somit den jährlich veröffentlichten Bundesauswertungen der klinischen wie auch außerklinischen Geburtshilfe entnommen werden. Routineverfahren zur Erfassung der mütterlichen und kindlichen Morbidität nach der Entlassung aus der geburtshilflichen Einrichtung existieren nicht. Die Evaluation der geburtshilflichen Betreuung erfolgt demnach nur durch die Darstellung des kindlichen und mütterlichen Outcomes unmittelbar nach der Geburt. Adjustierende Berechnungen des Outcomes erfolgen lediglich in Zusammenhang mit der Überprüfung von Qualitätsindikatoren, dargestellt in den jährlichen Qualitätsberichten. Entwicklung von Qualitätsindikatoren auf der Basis von Perinatalerhebungen Auch wenn wesentlich mehr Aspekte in der Perinatalerhebung Beachtung finden, so erfolgt eine kritische Reflexion der klinischen Geburtshilfe nur auf der Basis von acht Indikatoren9. Zu ihnen gehören die vier Prozessqualitäts-Indkatoren, Entschluss-Entbindungs-Zeit bei Notfallkaiserschnitt, Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeborenen, Bestimmung Nabelarterien-pH-Wert, Antenatale Kortikosteroidtherapie sowie die vier Ergebnisqualitäts-Indikatoren Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung, Kritisches Outcome 7 Zum damaligen Zeitpunkt noch Bund Deutscher Hebammen (BDH) 8 Die Informationen standen der Autorin im Rahmen ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbund Hebammenforschung zur Verfügung. 9 Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Analyse wurden zwei weitere Qualitätsindikatoren (Antibiotikagabe bei Blasensprung und perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Kaiserschnittentbindung) in das Berichtssystem implementiert. Diese wie auch die nachstehenden acht Qualitätsindikatoren werden derzeit durch das verantwortliche Institut in einer Art Delphi-Verfahren auf ihre Eignung für die einrichtungsbezogene öffentliche Berichterstattung evaluiert (Information der Verfasserin als Mitglied der Bundesfachgruppe Perinatalmedizin). 35 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt bei Reifgeborenen, Dammriss Grad III oder IV und mütterliche Todesfälle (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 5). Die Qualitätsindikatoren werden im Rahmen der externen Qualitätssicherung angewendet, dienen dabei der Qualitätsüberprüfung der einzelnen geburtshilflichen Abteilungen und werden in Benchmarkingverfahren eingesetzt. Der entwickelte Qualitätsindikatorensatz wird kontinuierlich auf Bundesebene stattfindenden Konferenzen neu diskutiert und im Zuge dessen gegebenenfalls. modifiziert. Für die außerklinische Geburtshilfe wurden bisher keine Qualitätsindikatoren aus den vorhandenen Daten generiert. Jedoch haben Loytved und Wenzlaff (2007) in ihrer Auswertung von 42.154 in den Jahren 2001 bis 2004 in der außerklinischen Geburtshilfe gewonnenen Datensätzen 17 Ziele entsprechend dem Aufbau von Qualitätsindikatoren formuliert, die der Überprüfung der Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe dienen können (Loytved & Wenzlaff 2007: 14f). Die Fokussierung der Qualitätsindikatoren im klinischen Setting hat zur Konsequenz, dass tatsächlich eine routinemäßige, kritische Auseinandersetzung mit der Qualität der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland nur anhand der beschriebenen Indikatoren zum mütterlichen und kindlichen Outcome erfolgt. Eine kritische Auseinandersetzung beispielsweise mit den stetig ansteigenden Kaiserschnittraten in Deutschland erfolgt auf dieser Ebene nicht. Interventionsraten in der klinischen Geburtshilfe Schwarz (2008) identifizierte anhand der Daten der niedersächsischen Perinatalerhebung aus den Jahren 1984 bis 1999 paradoxerweise vor allem für gesunde Schwangere zunehmende Interventionsraten während der Geburt. In der Gesamtauswertung blieb letztendlich „[…] eine Gruppe von 6,7% der Frauen, die ihr Kind ohne eine invasive Intervention zur Welt brachte.“ (Schwarz 2008: 121). Für die Episiotomie wurde 1999 im Bundesland Niedersachsen eine Zuwachsrate von 87,9% im Vergleich zu 1987 (von 27,7% auf 52,1%) verzeichnet, für die Periduralanästhesie (PDA) betrug die Zuwachsrate 26,5% (von 15,2% auf 19,2%) und für die sekundäre Sectio 52,5% (von 6,7% auf 10,2%) (ebd.: 116). Auch in den späteren Jahren setzt sich der allgemeine Trend bundesweit fort (siehe Abbildung 3-2 Seite 37. Darstellung bezieht Low- und High-Risk-Gebärende gleichermaßen mit ein). Die Episiotomieraten weisen allerdings wieder einen Rückgang auf und beliefen sich zuletzt im Jahr 2009 auf 28,7% aller vaginalen Geburten (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 88). 36 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Abbildung 3-2 Interventionsraten 2002 – 2009 40% 35% Episiotomie 30% PDA bei vaginaler Geburt 25% Vaginal Operativ 20% Primäre Sectio 15% Sekundäre Sectio 10% Einleitung 5% Wehenmittel sub partu 0% 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 v reduzierte Maximal-Skalierung der Ordinate Quelle: BQS 2003 bis 2009, AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010 In der Liste der 50 häufigsten Operationen bei Frauen UND Männern in Deutschland lag die Sectio caesarea mit 173.782 Fällen im Jahr 2009 an 11. Stelle. Die Episiotomie belegt in dieser Liste, die vom Statistischen Bundesamt aus der Krankenhausstatistik generiert wurde, mit 109.694 Fällen den 35. Platz (Statistisches Bundesamt 2010e: 50). Steigende Sectio- und PDA-Raten haben vielerorts zu dem Bedürfnis geführt, beeinflussende Faktoren zu identifizieren, die den verstärkten Einsatz dieser beiden Interventionen bedingen. Im Rahmen unterschiedlicher Analysen wurden vor allem sozioökonomische Aspekte als Einflussgrößen diskutiert. Allerdings fehlt es in Deutschland an validen Studien zum Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Aspekten und dem Einsatz von geburtshilflichen Interventionen, wenngleich dieser Zusammenhang Praktikerinnen und Praktikern offensichtlich erscheint. Eine Analyse der geburtshilflichen Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung KKH (‚Die Kaufmännische’) im Zusammenhang zur sozioökonomischen Lebenssituation ergab keinen Unterschied bei den durchschnittlichen Entbindungskosten in allen Einkommens- und Bildungsklassen (SiegmundSchultze et al. 2008). Morr et al. (2007) zeigten, dass in Deutschland ein niedriger Schulabschluss mit einer niedrigeren Rate an geburtshilflichen Periduralanästhesien assoziiert ist. Darüber hinaus findet sich in den Studienergebnissen von Morr et al. die Diskussion um die Bedeutung des Versicherungsstatus’ für den Einsatz von Interventionen in Deutschland wieder. Neben einem höheren Bildungsabschluss wies auch die Mitgliedschaft in einer privaten Krankenversicherung einen signifikanten Zusammenhang mit einer erhöhten PDA-Rate auf (p<.05) (Morr et al. 2007). Im seit 2004 geltenden und ständig modifizierten Abrechnungssystem zwischen Krankenhaus- und Leistungsträgern ist unklar, inwieweit eine PDA im Falle einer privaten Krankenversicherung tatsächlich mit einer höheren Gewinnmöglichkeit für die Leistungserbringer zum Zeitpunkt der Studie von Morr et al. verbunden war. In Deutschland bestehen private Krankenversicherungen neben den gesetzlichen Krankenkassen unter anderem substitutiv. Gut 10% der Bevölkerung sind in diesem System ausschließlich privat krankenversichert (Bundesministerium für Gesundheit 2009: 8.2). Private Krankenversicherer fordern als Garantien ein Mindesteinkommen oder eine Anstellung im Staatsdienst, so dass privat Versicherte in der Regel einen höheren sozioökonomischen Status, oftmals verbunden mit einem höheren Bildungsabschluss, aufweisen. Der Studie von 37 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Morr et al. ist nicht zu entnehmen, inwiefern diese Tatsache durch Interaktionsprüfung in der Auswertung der Studienergebnisse berücksichtigt wurde. Immer wieder diskutiert wird auch das im Laufe der Jahre höhere mütterliche Durchschnittsalter in Bezug auf die zunehmenden Interventionsraten während einer Geburt. Schwarz (2008) zeigte in ihrer Analyse der 1.066.802 Datensätze aus der niedersächsischen Perinatalerhebung der Jahre 1984 bis 1999 jedoch, dass in Bezug auf die Interventionen Geburtseinleitung, vaginal operative Geburtsbeendigung, primäre Sectio caesarea und sekundäre Sectio caesarea das mütterliche Alter sich nur in Bezug auf die primäre Sectio caesarea als unabhängiger Einflussfaktor erweist (Schwarz 2008: 150). International wird der Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Merkmalen und den Interventionen Sectio caesarea und PDA in unterschiedlichen Zusammenhängen diskutiert. Tollånes et al. (2007) wiesen in ihrer Analyse der Daten von 837.312 Geburten des norwegischen Geburtenregisters aus den Jahren 1967 bis 2004 nach, dass Frauen mit dem niedrigsten Bildungsabschluss (0 bis 9 Schuljahre) das höchste Risiko sowohl für eine primäre als auch für eine sekundäre Sectio caesarea, adjustiert nach Alter der Mutter und dem Geburtsjahr, tragen. Das Risiko dieser Gruppe Frauen war beispielsweise für eine geplante Sectio (planned caesarean section) gegenüber der Gruppe Frauen mit dem höchsten Schulabschluss in dem Erhebungszeitraum 1996 bis 2004 um 40% erhöht (RR 1.40, [95% KI 1.24-1.58], p<.001). Im Fall der sekundären Sectio (emergency caesarean section) lag der Wert geringfügig niedriger (RR 1.32, [95% KI 1.241.41], p<.001) (Tollånes et al. 2007). In einer prospektiven Kohortenstudie mit 17.292 Erstgebärenden, ebenfalls in Norwegen durchgeführt, stellten Kringeland et al. fest, dass für Frauen, die über eine schulische Ausbildung von weniger als 12 Jahren verfügten und in der 30. Schwangerschaftswoche (SSW) den Wunsch äußerten, ihr Kind so natürlich wie möglich ohne Schmerzmittel und Interventionen zu gebären, im Vergleich zu den Frauen mit 12 und mehr absolvierten Schuljahren, die geringste Wahrscheinlichkeit bestand, dass dieser Wunsch erfüllt wurde (RR 0.80, [95% KI 0.770.87]). Die Gruppen unter 12 Schuljahre, 12 Schuljahre und über 12 Schuljahre unterschieden sich vor allem in Bezug auf die Sectioraten. Der Unterschied blieb auch noch bestehen, wenn nach Alter der Schwangeren und bestehenden Erkrankungen vor Beginn der Schwangerschaft adjustiert wurde (Kringeland et al. 2010). Auch Wilson et al. konstatierten in ihrer retrospektiven Kohortenstudie anhand der Daten von 62.816 Geburten im Bundesstaat Arizona der USA eine negative Korrelation zwischen dem Bildungsstatus und den Sectioraten. Die Autoren wiesen nach, dass mit jedem Bildungsjahr die Wahrscheinlichkeit für Erstgebärende, ihr Kind durch Sectio caesarea zu gebären, um 2% sinkt. Gleichzeitig stellten die Autoren fest, dass der Versichertenstatus keinen Einfluss auf das geburtshilfliche Outcome, einschließlich der Sectio caesarea hat (Wilson et al. 2010). Zu einem eher gegenteiligen Ergebnis kommen Rebelo et al. Die Ergebnisse ihrer retrospektiven Kohortenstudie mit 5.035 Frauen zeigten, dass Frauen mit den höchsten Bildungsabschlüssen auch die höchsten Sectioraten aufweisen. Dieses Ergebnis wird von den Autoren mit einem höheren Einkommen, das gleichermaßen mit einem höheren Bildungsabschluss verbunden ist und der sich häufig daraus ergebenden privatärztlichen Betreuung während der Schwangerschaft sowie einer höheren finanziellen Vergütung der Sectio caesarea begründet (Rebelo et al. 2010). Im Vergleich zu Brasilien hat eine privatärztliche Betreuung bzw. eine private Krankenversicherung in Norwegen (Studien von Tollånes et al. und Kringeland et al.) keine Bedeutung (Schölkopf 2010: 44). Dort verfügen 100% der Bevölkerung über einen gesetzlichen Krankenversicherungsschutz. Der 38 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Anteil der Privatversicherten in der Bevölkerung wird mit null Prozent angegeben (OECD-Daten von 2006, zit. n. Schölkopf 2010: 11f). Die Ergebnisse von Rebelo et al. (2010) werden durch die Ergebnisse der Studie von Matijasevich et al. (2010) gestützt. Die Autoren analysierten die Daten von vier Kohortenstudien im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der mütterlichen Bildung, dem Familieneinkommen und dem geburtshilflichen Outcome für Mutter und Kind. Sie identifizierten anhand von 28.809 Datensätzen (13.678 aus der ALSPAC Studie (Erhebungsjahre 1991/92) in Großbritannien und 15.131 aus der Pelotas Studie (Erhebungsjahre 1982, 1993 und 2004) in Brasilien einen signifikanten positiven Zusammenhang sowohl zwischen Bildungstand und Sectiorate (p<.001) als auch zwischen Einkommen und Sectiorate (p<.001) (Matijasevich et al. 2010). Le Ray et al. zeigten anhand der Daten von 2.720 Frauen, die im Jahr 2003 in Frankreich ihr Kind zur Welt brachten, dass alleinstehende Frauen eine um 70% höhere Chance gegenüber in Partnerschaft lebenden Frauen hatten, ihr Kind ohne PDA zur Welt zu bringen (OR 1.7, [95% KI 1.4-2.2]). Adjustiert wurden die Daten nach Parität, Beschäftigungsstatus, adäquater Schwangerenvorsorge sowie Größe und Risikoprofil der geburtshilflichen Klinik. Gleichzeitig zeigte die Analyse eine ebenfalls um 70% erhöhte Chance für das Ausbleiben einer PDA für Frauen aus beruflich niedrigerer Position (z.B. Tätigkeit als Servicekraft) gegenüber Frauen aus höherer Position (z.B. Tätigkeit auf Managementebene) (OR 1.7, [95% KI 1.2-2.3]). Die geburtshilfliche PDA hat insgesamt in Frankreich einen hohen Stellenwert. Ihre Häufigkeit wird zum Zeitpunkt der Studie mit 74,9% angegeben (Le Ray et al. 2008). Liu et al. konstatierten anhand der Daten von 220.814 Frauen, die in den Jahren 2004 bis 2006 ihr Kind im kanadischen Bundesstaat Ontario vaginal geboren haben, dass eine geringe mütterliche Bildung die Chance auf eine geburtshilfliche PDA um über 50% senkt (OR 0.43, [95% KI 0.42-0.44]). Adjustiert wurden die Daten nach Alter, Parität, Nikotinabusus, mütterlich gesundheitlichen Problemen, fachärztlicher Betreuung während der Schwangerschaft, Geburtsgewicht, Schwangerschaftsalter, geburtshilflichen Komplikationen und Geburtsmodus (Liu et al. 2010). Der Versichertenstatus wurde nicht in das Rechenmodell einbezogen. Dies möglicherweise vor dem Hintergrund, dass in Kanada die private Krankenversicherung keinen Stellenwert wie hierzulande hat. 100% der Bevölkerung sind dort gesetzlich versichert (OECD-Daten von 2006, zit. n. Schölkopf 2010: 11). Zwar ist in Kanada eine private Zusatzversicherung möglich, „Private Krankenversicherungen, die einen zügigeren, qualitativ hochwertigeren Zugang zur ambulanten oder stationären Gesundheitsversorgung versprechen, sind in Kanadas Provinzen [aber] verboten oder werden durch gesetzliche Vorgaben wirtschaftlich unattraktiv gemacht.“ (Schölkopf 2010: 37). Bezüglich des mütterlichen Alters weisen Studien auf einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Rate an operativen Geburtsbeendigungen bei Frauen ab dem 35. Lebensjahr hin (Hsieh et al. 2010; Franz & Husslein 2010), ohne dass dabei jedoch zufriedenstellend geklärt ist, inwieweit das Alter tatsächlich die beeinflussende Variable oder nur eine Confoundervariable darstellt. Auch eine ausreichende Differenzierung in primäre und sekundäre Sectiones lassen diese Studien vermissen. Insgesamt scheint sich anhand der Studienlage heraus zu kristallisieren, dass vor allem Bildung und Einkommen in einem Zusammenhang mit den Interventionen Sectio und PDA stehen, wenngleich die Richtung der Zusammenhänge anhand der Studienergebnisse unterschiedlich bewertet werden müssen. 39 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt 3.2 Postnatales mütterliches Wohlbefinden Die gesundheitlichen Folgen einer Geburt werden derzeit nur während des stationären Aufenthalts und auf körperlicher Ebene durch Überprüfung der Wundheilung, der Rückbildungsvorgänge sowie der Funktionstüchtigkeit von Harnblase und Darm bei allen Frauen evaluiert. Eine Evaluation im häuslichen Wochenbett ist nicht immer gegeben. Zudem wird auf eine systematische Erfassung der gesundheitlichen Folgen einer Geburt derzeit verzichtet. Somit kann die Gesundheit von Frauen nach der Geburt eines Kindes nur sehr begrenzt dargestellt werden. Für die Darstellung der Effizienz und Effektivität der geburtshilflichen Versorgung gerade im Zusammenhang mit der Sectio caesarea und der Episiotomie als iatrogen verursachte schwere Geburtsverletzungen sowie im Hinblick auf den prägenden Charakter einer Geburt ist diese Form der Evaluation nicht ausreichend. Studien zeigen ein breites Spektrum an körperlichen und psychischen Beschwerden, unter denen Frauen im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes leiden. Maternale physische Morbidität im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes Körperliche Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Körperliche Erschöpfung, Rückenschmerzen, Harnwegsinfektion, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Infektion der Gebärmutter, Stuhlinkontinenz, Schmerzen beim Stuhlgang, Verstopfung und Hämorrhoiden kommen in Zusammenhang mit einer Geburt gehäuft vor und können Frauen in den ersten Lebensmonaten des Kindes in ihrem subjektiven Wohlbefinden beeinträchtigen (Bauer 2011; Webb et al. 2008; Declercq et al. 2006; Schytt et al. 2005; Thompson et al. 2002; Brown & Lumley 2000; Saurel-Cubizolles et al. 2000; Glazener et al. 1995). Bauer führt an, dass acht Wochen nach der Geburt 72,5% der Frauen (n=198) über Müdigkeit, 54,4% über körperliche Erschöpfung, 42% über Rückenschmerzen und 22,3% über Kopfschmerzen klagten (Bauer 2011: 185). Webb et al. befragten 1.323 Frauen neun bis zwölf Monate nach der Geburt zu ihrem körperlichen und psychischen Wohlbefinden. 51,0% der Frauen beschrieben zu diesem Zeitpunkt Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Übelkeit als körperliche Beschwerden. 7,7% (n=102) klassifizierten diese Beschwerden sogar als schwerwiegende Probleme. Darüber hinaus beschrieben 127 (9,6%) Frauen Rückenschmerzen als großes gesundheitliches Problem. Frauen, die ihre Probleme als schwerwiegend einstuften, fühlten sich auch in der Ausübung funktioneller Tätigkeiten (berufliche Tätigkeit, Versorgung der Kinder sowie Tätigkeiten im Haushalt) deutlich beeinträchtigt (Webb et al. 2008). Für einige der Teilnehmerinnen (n=2.884) der Studie von Redshaw et al. (2007) waren Müdigkeit und Rückenschmerzen ebenfalls vorrangige Probleme. Drei Monate nach der Geburt berichteten 11,0% der Probandinnen über extreme Müdigkeit und 17,9% über Rückenschmerzen. Von einer körperlichen Erschöpfung als vorrangiges Problem berichteten auch die Teilnehmerinnen der Studie von Declercq et al. Für 62% (n=975) der Frauen war dies in den ersten zwei Monaten ein Problem. 25% (n=277) der Frauen gaben sechs Monate nach der Geburt körperliche Erschöpfung als Beschwerden an. Hinzu kamen Darmprobleme (29% (n=456) in den ersten acht Wochen, 6% (n=67) nach sechs Monaten), Harnblasenprobleme (24% (n=377) nach den ersten acht Wochen, 11% (n=122) nach sechs Monaten) und diverse Stillprobleme (59% (n=928) nach den ersten acht Wochen, 4% (n=44) nach sechs Monaten) (Declercq et al. 2006: 45). Vier bis acht Wochen nach der Geburt stellte Müdigkeit bei nahezu zwei Drittel (63,8%) der Frauen (n=2.413) auch in der Studie von Schytt et al. ein Problem dar. Das Problem war ein Jahr nach der Geburt für gut die Hälfte der Frauen (57,8%) des Gesamtkollektivs existent. Gleichzeitig stieg der Anteil der Frauen, die Kopfschmerzen als Problem angaben, von 23,0% vier bis acht Wochen nach der Geburt auf 31,2% ein Jahr nach der Geburt. Ebenso verhielt es sich mit den Symptomen Schlafstörungen (von 17,4% auf 24,2%), Nacken- und Schulter40 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt schmerzen (29,4% auf 35,5%), Rückenschmerzen (von 28,0% auf 33,7%) und Übelkeit (von 2,9% auf 8,8%). Vier bis acht Wochen nach der Geburt gaben lediglich 9% der Erstgebärenden (n=1.065) und 11% der Mehrgebärenden (n=1.348) an frei von gesundheitlichen Problemen zu sein. Ein Jahr nach der Geburt betrugen die Raten 13% (Erstgebärende) bzw. 12% (Mehrgebärende) (Schytt et al. 2005). Extreme Müdigkeit und Rückenschmerzen waren die Hauptbeschwerden der Frauen in der Studie von Thompson et al. (2002). Dies sowohl acht als auch 16 und 24 Wochen nach der Geburt. Je nach Beschwerden scheint der Geburtsmodus ein beeinflussender Faktor zu sein. Signifikant mehr Frauen nach einer Sectio caesarea (n=233) im Vergleich zu Frauen nach Spontangeburt (n=887) klagten über extreme Erschöpfung/Müdigkeit (OR1.45, [95% KI 1.07-1.98]) sowie Belastungen aufgrund eines durch ein schreiendes Kind verursachten Schlafmangel (OR 1.56, [95% KI 1.15-2.12]) in den ersten acht Wochen nach der Geburt. Gleichzeitig stellte sich für diese Gruppe Frauen Darmprobleme als weiteres signifikantes gesundheitliches Problem in den ersten acht (OR1.57, [95% KI 1.16-2.11]) und in der 17.-24. Woche (OR1.61, [95% KI 1.11-2.34]) dar. Die Signifikanz diesbezüglich konnte allerdings zwischen der 9. und 16. Woche nicht beobachtet werden. Bei den Frauen, die auf vaginal operativen Weg geboren haben (n=175), stellte sich das letztgenannte Problem gegenüber Frauen nach Spontangeburt bezüglich der Signifikanz ähnlich dar (OR 1.47, [95% KI 1.05-2.06] in den ersten acht Wochen, OR 1.30, [95% KI 0.88-1.57] in der 9.-16. Woche, OR 1.63, [95% KI 1.07-2.46] in der 17. – 24. Woche). Insgesamt gaben nur 6% der Frauen acht Wochen nach der Geburt (n=1.254) an, dass sie frei von körperlichen Beschwerden sind. Zwischen der 9. und 16. Woche (n=1.221) betrug der Anteil 17% und zwischen der 17. und 24 Woche nach der Geburt (n=1.193) 19% (Thompson et al. 2002). Saurel-Cubizolles et al. führen in den Ergebnissen ihrer multizentrisch angelegten Studie (drei geburtshilfliche Einrichtungen in Frankreich und fünf in Italien) eine Reihe gesundheitlicher Probleme von Frauen fünf und zwölf Monate nach der Geburt auf. Auch hier sind Müdigkeit, Rücken- und Kopfschmerzen die Spitzenreiter. Interessanterweise verschlechterten sich die meisten gesundheitlichen Probleme signifikant (p<.001) zum Zeitpunkt von 12 Monaten gegenüber fünf Monaten in beiden Ländern, wodurch sich die Autoren veranlasst sahen, die Aspekte Beschäftigungsstatus, ernsthafte finanzielle Probleme und die Bewertung der Beziehung zum Partner durch die Frau im Hinblick auf eine mögliche, den Gesundheitszustand beeinflussende Wirkung näher zu analysieren. Der Zusammenhang zwischen einer beruflichen Tätigkeit 12 Monate nach der Geburt (n=874, 68,0%) und existierenden gesundheitlichen Problemen konnte nur bei beschäftigten Frauen in Frankreich (n=405) in Bezug auf Obstipation, Harnwegsinfektionen, verminderte sexuelle Lust, emotionale Erschöpfung/Depression und extreme Müdigkeit auf jeweils unterschiedlichem Signifikanzniveau (p<.004 bis p<.05) gezeigt werden. Bei den beschäftigten Frauen in Italien (n=469) ließen sich keine signifikanten Zusammenhänge nachweisen. Ernsthafte finanzielle Probleme 12 Monate nach der Geburt schienen hingegen einen stärkeren Bezug zu gesundheitlichen Problemen zu haben, wenngleich mit insgesamt 14,2% vergleichsweise wenige Frauen von finanziellen Problemen zu diesem Zeitpunkt betroffen waren. Hier wiesen Rücken- und Kopfschmerzen, Stuhlinkontinenz, verminderte sexuelle Lust, Schlafstörungen, Angst, emotionale Erschöpfung/Depression und extreme Müdigkeit einen Zusammenhang mit ernsthaften finanziellen Problemen auf jeweils unterschiedlichem Signifikanzniveau (p<.001 bis p<.05) auf. Dies jedoch nicht einheitlich in beiden Ländern. Eine Übereinstimmung war lediglich in Bezug auf die Variablen Kopfschmerzen, Angst und emotionale Erschöpfung/Depression zu finden. Die größte Übereinstimmung zwischen den beiden Ländern ergab sich zum Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Problemen und der bewerteten Beziehung zum Partner. Die Übereinstimmung bezieht sich ausschließlich auf emotionale bzw. psychische Probleme. Je schlechter die Beziehung zum Partner bewertet wurde, desto signifikant häufiger konnten 12 Monate nach der Geburt in beiden Nationalitäten eine verminderte sexuelle Lust (p<.001), Schlafstörungen (p<.001), Angstzustände (p<.001), emotionale Erschöpfung/Depression (p<.001) und extreme Müdigkeit (p<.002) festgestellt werden. Insgesamt 41 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt bewertete fast ein Fünftel der Frauen (19,8%), die in einer Partnerschaft lebten (n=1.237), ihre Beziehung zum Partner 12 Monate nach der Geburt als nicht gut. Ein Drittel (31,6%) der Frauen berichteten von einer guten und fast die Hälfte (48,6%) der Frauen von einer sehr guten Beziehung zum Partner (Saurel-Cubizolles et al. 2000). Zu der Frage, inwieweit das Stillen die körperliche Gesundheit in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt beeinflusst, gibt es nur wenig Hinweise. Borrmann zeigte, dass Beschwerden wie Rückenschmerzen und Harninkontinenz in der Gruppe der stillenden Frauen (n=45) gegenüber der Gruppe Frauen, die ihr Kind mit Formulanahrung versorgten (n=16), fünf Monate nach der Geburt zwar gehäuft auftreten (39,1% vs. 14,3% bzw. 13,0% vs. 0,0%) sich diese Unterschiede jedoch nicht als statistisch signifikant erwiesen (Borrmann 2005: 93). Tulman und Fawcett befragten 96 Frauen sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes zu ihrem Gesundheitszustand. In narrativen Interviews schilderten die Frauen unterschiedliche körperliche und psychische Faktoren, die das Wohlbefinden beeinträchtigen. Insgesamt gaben 25% der Interviewteilnehmerinnen an, sich auch sechs Monate nach der Geburt noch nicht wieder körperlich von den Anstrengungen der Geburt erholt zu haben (Tulman & Fawcett 1991). Auch wenn die Studienteilnehmerinnen von Tulman und Fawcett in ihren Aussagen einen eindeutigen Bezug zwischen ihren körperlichen Problemen und der Geburt hergestellt haben, kann letztendlich nicht zufriedenstellend geklärt werden, inwieweit die in den Studien beschriebenen körperlichen Symptome als unmittelbare Folge der Geburt und des möglicherweise damit verbundenen Geburtsmanagements zu sehen sind. Dennoch werden in den Studien auch gesundheitliche Probleme beschrieben, die auf das Geschehen im Geburtsprozess zurückgeführt werden können. Interventionen als Ursache postnataler mütterlicher Morbidität Ein Teil der postnatalen mütterlichen Morbidität findet ihren Ursprung in den medizinischen Interventionen, die unter der Geburt erfolgten. In der Betrachtung der Gesamtsectiorate von 32,8% (AQUA − Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH 2010: 83) sowie der Episiotomierate von 28,7% (ebd.: 88) im Jahr 2009 wird deutlich, dass weit über die Hälfte der Frauen (61,5%) im Wochenbett schwere Geburtsverletzungen aufweisen, die iatrogen bedingt sind. Hinzu kommen Anästhesieverfahren, die begleitend oder auch zusätzlich eingesetzt wurden und über deren Langzeitfolgen nur wenig bekannt ist. So fanden 23,1% der spontanen Geburten im Jahr 2009 unter Periduralanästhesie (PDA) statt (ebd.: 55). Die hohen Interventionsraten erfordern die kritische Reflexion möglicher Langzeitfolgen. Dammverletzungen und Dammbeschwerden Frauen, die während der Geburt eine Dammverletzung erleiden, sei es in Form eines Risses oder in Form eines Dammschnittes klagen mitunter Wochen und Monate nach der Geburt noch über Beschwerden im Narbenbereich. Acht Wochen nach der Geburt waren dies in der Studie von Bauer (2011) 11,2% der Frauen mit einer Geburtsverletzung (n=134) (Bauer 2011: 259). 48% der von Declercq et al. befragten Frauen, die auf vaginalem Weg geboren haben (n=1.077), gaben für die ersten zwei Monaten nach der Geburt mehr oder weniger starke Schmerzen im Bereich des Dammes an. Ein Drittel der Frauen (n=366) fühlte sich durch die Schmerzen in den täglichen Aktivitäten in dieser Zeit jedoch nicht beeinträchtigt. Für 2% der Frauen, die auch nach sechs Monaten noch Angaben machten (n=751) waren Schmerzen im Dammbereich weiterhin ein Problem (Declercq et al. 2006: 45f). Schytt et al. zufolge klagen 15,6% der Frauen mit Dammverletzungen (n=1.662) vier bis acht Wochen nach der Geburt über Schmerzen an der Dammnaht. Selbst ein Jahr nach der Geburt betrug dieser Anteil noch 4,7%, wobei aus den Zahlen die Schwere der Verletzung nicht hervorgeht (Schytt et al. 2005). 42 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Nach Thompson et al. stellen sich für Frauen, deren Kinder auf vaginal-operativen Weg auf die Welt kamen (n=175), Beschwerden im Dammbereich sowie Einschränkungen im Sexualleben als signifikante Probleme gegenüber Frauen nach Spontangeburt (n=887) in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt dar. In den ersten acht Wochen zeigen sich die vergleichsweise stärkeren Beschwerden im Dammbereich bei Frauen nach vaginal-operativer Geburt mit einem Odds-ratio von 2.20 ([95% KI 1.51-3.22]), in der 9. bis 16. Woche mit einem Oddsratio von 1.68 ([95% KI 0.96-2.92]) und in der 17. bis 24. Woche mit einem Odds-ratio von 2.43 ([95% KI 1.25-4.72]) häufiger gegenüber Frauen nach Spontangeburt adjustiert nach der Schwere der Verletzung (Thompson et al. 2002). Brown und Lumley identifizierten in ihrer Studie einen Anteil von 25,2% der Frauen, die auf vaginalem Weg geboren haben (n=1.092) und in den ersten sechs Monaten nach der Geburt Schmerzen im Bereich des Dammes angaben (Brown & Lumley 2000; Brown & Lumley 1997). 4,1% der Frauen, die vaginal geboren hatten (n=1.068), berichteten in der Studie von Glazener et al. für den Zeitraum zwei bis 18 Monate nach der Geburt über Schmerzen im Dammbereich (Glazener et al. 1995). Die Schmerzen waren in diesem Zusammenhang signifikant assoziiert mit einer vaginal-operativen Geburtsbeendigung (p<.001). Schmerzen im Dammbereich sind eine der häufigsten Ursachen für eine problembehaftete Wiederaufnahme der sexuellen Aktivität. Gut ein Viertel (28,3%) der Frauen (n=1.075) berichtete in der Studie von Glazener et al. außerdem von schmerzvollen Erfahrungen bei dem (ersten) Geschlechtsverkehr innerhalb der ersten acht Wochen nach der Geburt. Und auch jenseits der achten Woche stellte dies noch für 11,3% der befragten Frauen (n=430) ein gesundheitliches Problem dar (Glazener 1997). Von ähnlichen Zahlen berichten auch Declercq et al. in ihrer Studie. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr gaben hier 32% der Studienteilnehmerinnen (n=1.573) innerhalb der ersten acht Wochen nach der Geburt an. Für 10% der Studienteilnehmerinnen (n=1.108) war dies auch nach Ablauf von sechs Monaten ein Problem (Declercq et al. 2006: 45). 10,6% der Teilnehmerinnen (n=2.884) der Studie von Redshaw et al. klagten drei Monate nach der Geburt über Probleme/Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Das Forscherteam konstatiert in diesem Zusammenhang einen signifikanten Unterschied zwischen Erstgebärenden und Mehrgebärenden (14,0% vs. 7,9%), ohne Benennung des Signifikanzniveaus (Redshaw et al. 2007). Auch Schytt et al. konnten einen signifikanten Unterschied (p<.001) zwischen Erst- und Mehrgebärenden bezüglich eines schmerzhaften Geschlechtsverkehrs sowohl vier bis acht Wochen als auch ein Jahr nach der Geburt feststellen. Insgesamt 39,1% der Erstgebärenden (n=1.062) und 20,9% der Mehrgebärenden (n=1.345) klagten vier bis acht Wochen nach der Geburt über mehr oder weniger starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ein Jahr nach der Geburt waren es 12,9% der Erstgebärenden und 9,0% der Mehrgebärenden (p<.01) (Schytt et al. 2005). Sectio caesarea Auch die Sectio caesarea ist mit Beschwerden an der Naht weit über das Frühwochenbett hinaus verbunden. Von den 23 Frauen, deren Kinder in der Studie von Bauer (2011) durch Sectio caesarea geboren wurden, klagte ein knappes Drittel (31,6%) auch noch acht Wochen nach der Geburt über Nahtbeschwerden (Bauer 2011: 259). Von einem ähnlichen Anteil berichten auch Schytt et al. Hier waren es 36,4% der 338 Frauen, die eine Sectio caesarea erfahren haben und vier bis acht Wochen nach der Geburt über Schmerzen an der Sectionarbe klagten (Schytt et al. 2005). Declercq et al. beschreiben einen Anteil von 79% der Frauen, die ihr Kind durch Sectio caesarea zur Welt brachten (n=496) und in den ersten zwei Monaten nach dem Eingriff über Schmerzen klagten. Für 18% der Frauen, die auch sechs Monate nach der Geburt in diesem Zusammenhang Angaben machten (n=357), war dies 43 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Problem zu diesem Zeitpunkt existent. Lediglich ein Fünftel (n=99) der Sectio-Frauen gab nach zwei Monaten an, durch die Schmerzen in ihren täglichen Aktivitäten kaum beeinträchtigt gewesen zu sein (Declercq et al. 2006: 45f). Brown und Lumley beschreiben eine Rate von 60,5% der Frauen (n= 243), die von Sectio bedingten Schmerzen in den ersten sechs Monaten nach dem Eingriff berichteten (Brown & Lumley 2000; Brown & Lumley 1997) und in der Studie von Glazener et al. waren es 24,9% der 181 Frauen, die für den Zeitraum zwischen dem 2. und dem 18. Monat nach Sectio caesarea Beschwerden im Zusammenhang mit der Sectionarbe angaben (Glazener et al. 1995) Periduralanästhesie (PDA) Eine PDA kann mit Nebenwirkungen in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt verbunden sein. Beschrieben werden unter anderem Kopfschmerzen, bedingt durch das versehentliche Perforieren der Dura mater, ein Anstieg der Körpertemperatur von mehr als 38°C sowie eine Harnretention (Schäfers 2010: 51). Glazener et al. berichten von 11% (n=137) der Probandinnen ihrer Studie, die während der ersten 13 Tage nach der Geburt über Nebenwirkungen der PDA klagten, ohne dass diese jedoch von den Autoren näher benannt wurden. 67 Frauen (6%) waren auch nach der stationären Entlassung bis zu acht Wochen von Nebenwirkungen betroffen und für den Zeitraum zwei bis 18 Monate nach der Geburt gaben 17 Frauen (4%) Nebenwirkungen durch die PDA an (Glazener et al. 1995). Häufig diskutierte Langzeitbeschwerden wie Rücken- und/oder Kopfschmerzen nach einer PDA konnten durch Thompson et al. nicht bestätigt werden. Zu keinem der untersuchten Zeiträume (0 bis 8. Woche, 9. bis 16. Woche und 17. bis 24. Woche nach der Geburt) wiesen die Frauen, die unter PDA geboren hatten (n=433) signifikant mehr Kopfschmerzen gegenüber den Frauen auf, die ohne PDA geboren hatten (n=1.283). In Bezug auf Rückenschmerzen ließ sich lediglich für den Zeitraum 9.-16. Woche ein Zusammenhang aufweisen (OR 1.29, [95% KI 1.02-1.64]) (Thompson et al. 2002). Auch in der Studie von Loughnan et al. ließ sich kein Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und einer geburtshilflichen PDA erkennen (Loughnan et al. 2002). Über Langzeitwirkungen der geburtshilflichen PDA ist bislang nur wenig bekannt. Erste Studien geben jedoch Hinweise, dass die geburtshilfliche PDA in Zusammenhang mit verzögerten psychischen Verarbeitungsprozessen steht. Waldenström und Irestedt zeigten, dass Frauen, die unter PDA geboren hatten (n=797), ein Jahr nach der Geburt signifikant mehr Geburtschmerzerinnerungen aufwiesen (OR1.39, [95% KI 1.11-1.73], adjustiert nach mütterlichem Alter, Parität, Geburtsangst und Schmerzerleben in der Frühschwangerschaft), als Frauen, die keine oder andere Maßnahmen des Schmerzmanagements in Anspruch genommen hatten (n=1.685). Nach zusätzlicher Adjustierung mit den Variablen vaginal-operative Geburt und subpartale Oxytocingabe reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit (OR 1.27, [95% KI 1.00-1.60]) (Waldenström & Irestedt 2006). Alehagen et al. untersuchten den Zusammenhang zwischen der Geburtsangst und der Anwendung der PDA. Hierfür befragten sie eine kleine Gruppe von Erstgebärenden (n=47) zu fünf Zeitpunkten: zwischen der 37. und 39. Schwangerschaftswoche (SSW), unter der Geburt bei einem Muttermundsbefund von 3-5cm, zwei Stunden sowie zwei Tage und fünf Wochen nach der Geburt. Während die Scores zur Geburtsangst sich zwischen den Frauen ohne PDA (n=18) und den Frauen mit PDA (n=29) in der 37. bis 39. SSW noch nicht unterschieden, konnten sowohl zwei Stunden nach der Geburt als auch zwei Tage und fünf Wochen postpartum signifikante Unterschiede in den Scores zur Geburtsangst identifiziert werden. Frauen mit PDA wiesen zu allen drei letztgenannten Zeitpunkten signifikant (p<.01 bzw. p<.05) höhere Werte (=stärker ausgeprägte Geburtsangst) auf (Alehagen et al. 2006). Righetti-Veltema stellten in ihrer Studie zur postpartalen Depression unter den Frauen mit depressiven Anzeichen (n=58) eine signifikant (p<.05) höhere Rate an Frauen fest, die unter PDA geboren hatten als in der Grup44 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt pe Frauen ohne depressive Symptome (n=512). Die Richtung des Zusammenhangs wurde jedoch nicht von den Autoren analysiert (Righetti-Veltema et al. 1998). Maternale psychische Morbidität im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes Neben der postpartalen körperlichen Morbidität kann auch eine postpartale psychische Morbidität die Frau in ihrem Wohlbefinden in den Wochen und Monaten nach der Geburt des Kindes beeinflussen. Postpartale Depression (PPD) Der Name postpartale Depression suggeriert, dass es sich hier um ein Krankheitsbild als Folgeerscheinung einer Geburt handelt. Tatsächlich aber konnte gezeigt werden, dass ein Teil der betroffenen Frauen bereits vor der Geburt unter depressiven Episoden litten (Wimmer-Puchinger 2010: 46; Huber & Seelbach-Göbel 2009; Rubertsson et al. 2005). Darüber hinaus sind bereits vor der Schwangerschaft existierende depressive Symptome als strenge Risikofaktoren für das Auftreten einer PPD zu bewerten (Nielsen Forman et al. 2000). Gavin et al. führen anhand der Ergebnisse ihrer Übersichtsarbeit an, dass 19,2% der Frauen in den ersten drei Monaten nach der Geburt gravierende depressive Episoden erleben, wobei der größte Teil zu diesem Zeitpunkt erstmalig auftrat (Gavin et al. 2005). In anderen Studien wird von einer Prävalenz depressiver Symptome zwischen 12,1% und 16,8% acht Wochen bis sechs Monate nach der Geburt berichtet (Bauer 2011: 266; Webster et al. 2003; Johnstone et al. 2001; Brown & Lumley 2000). Rubertsson et al. identifizierten auch ein Jahr nach der Geburt 333 von 2.430 Frauen (13,7%) mit depressiven Episoden (EPDS > 12). Auffällig war zu diesem Erhebungszeitpunkt eine Gruppe von 151 Frauen, die weder in der Schwangerschaft noch zwei Monate nach der Geburt erhöhte Werte in Bezug auf das Auftreten depressiver Episoden zeigten. Auch war die Gesamtrate der Frauen, die einen EPDS-Wert von 12 und mehr aufwiesen, zwei Monate nach der Geburt mit 11,1% (n=269) niedriger als ein Jahr nach der Geburt (Rubertsson et al. 2005). Dies führt nahezu zwangsläufig zu der Frage, inwieweit Ereignisse während des Geburtsprozesses mit dem Auftreten einer PPD in Zusammenhang zu bringen sind. Der immer wieder diskutierte Zusammenhang zwischen dem Geburtsmodus und der späteren Entwicklung einer PPD konnte in Studien nicht bestätigt werden (Nowitzky 2009; Ballestrem et al. 2005; Hiltunen et al. 2004; Thompson et al. 2002; Johnstone et al. 2001; Nielsen Forman et al. 2000; Righetti-Veltema et al. 1998). Auch das Auftreten schwerer geburtshilflicher Komplikationen scheint nicht in direktem Zusammenhang mit dem Auftreten einer PPD zu stehen (Waterstone et al. 2003). Die Frage, inwieweit eine weitgehende Schmerzausschaltung Einfluss auf eine eventuell auftretende PPD nimmt, ist ebenfalls nicht zufriedenstellend geklärt. Hiltunen et al. stellten eine tendenziell geringere Wahrscheinlichkeit für hohe EPDS Werte (> 13) vier Monate postpartum fest, wenn die Geburt auf vaginalem Wege unter PDA oder Parazervikalblockade (PCB) erfolgte. Die Tendenz erweist sich auch adjustiert nach Geburtsdauer jedoch als nicht signifikant (OR 0.79, [95% KI 0.19-3.24]) (Hiltunen et al. 2004). Körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Müdigkeit, Harninkontinenz und Darmproblemen in den Monaten nach einer Geburt stehen in einem engen Zusammenhang mit einem eingeschränkten psychischen Wohlbefinden bis hin zur Entwicklung einer postpartalen Depression während dieser Zeit. Hunter et al. führen in ihrer Übersichtsarbeit zahlreiche Studien an, in denen der Zusammenhang zwischen einer extremen Müdigkeit und der Inzidenz einer PPD nachgewiesen wurde (Hunter et al. 2009). 45 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Webb et al. konnten zeigen, dass die Ausprägung der körperlichen Beschwerden Müdigkeit, Kopfschmerz und Übelkeit sowie Beschwerden im Dammbereich, Blasen- und Darmprobleme signifikant mit dem Anteil depressiver Symptome positiv korreliert (p<.001). Auch in Bezug auf Rückenschmerzen konnte eine signifikante positive Korrelation festgestellt werden (p<.05) (Webb et al. 2008). Brown und Lumley stellten ebenfalls signifikante Zusammenhänge zwischen körperlichen Beschwerden und depressiven Symptomen fest. Frauen, für die sich Müdigkeit als körperliche Beschwerde in den ersten sechs Monaten nach der Geburt eines Kindes manifestiert hat, haben eine über Dreifache höhere Chance (OR 3.41, [95% KI 2.22-5.30]) für eine PPD (EPDS > 13) als Frauen, für die Müdigkeit keine gesundheitliche Beeinträchtigung darstellt. Bezogen auf die Harninkontinenz ist die Chance um das 2.23-Fache, [95% KI 1.53-3.41], auf Rückenschmerzen um das 2.20-Fache, [95% KI 1.62-3.01], auf sexuelle Probleme um das 2.16- Fache, [95% KI 1.64-3.03], auf häufigere harmlosere Erkrankungen wie beispielsweise Erkältungen um das 2.78-Fache, [95% KI 1.93-4.11] und bezogen auf Darmprobleme um das 1.93-Fache, [95% KI 1.33-2.92] erhöht. Ein statistisch signifikanter linearer Trend im Sinne einer positiven Korrelation zur EPDS ergab sich für die Variablen Müdigkeit (p<.001), Harninkontinenz (p<.02) und häufigere harmlosere Erkrankungen als sonst wie beispielsweise Erkältungen (p<.005) (Brown & Lumley 2000). Hier wird deutlich, dass zwar die Interventionen während der Geburt an sich keinen unmittelbaren Einfluss auf die psychische Morbidität haben mögen, die Folgen, die sich aus den Interventionen ergeben, sich jedoch sehr wohl als Einflussfaktoren entwickeln können. Schließlich muss festgehalten werden, dass die Wurzel der PPD nicht zwingend in dem Geburtsprozess an sich liegt, sondern dieser sich auch als Mediator für das Auftreten der PPD darstellen kann. Gleiches kann für bestimmte Ereignisse während der ersten Zeit mit dem Baby gelten. Die Unterstützung durch die Familie und/oder den Lebenspartner scheint in diesem Zusammenhang von besonderer Relevanz. Xiu et al. stellten einen engen Zusammenhang zwischen der sozialen Unterstützung durch die Familie und der Inzidenz einer PPD fest. Hier war es vor allem eine als gut empfundene Unterstützung durch den Ehemann/Partner, die, adjustiert nach Alter und Bildung der Mutter, Familieneinkommen, geplanter Schwangerschaft, Anzahl der Fehlgeburten, Geburtsmodus, Doulabegleitung sowie dem kindlichen Geschlecht signifikant mit niedrigen EPDS-Werten (<13) zwei Wochen postpartum assoziiert war (OR 5.23, [95% KI 2.78-9.90]) (Xie et al. 2010). Auch Ballestrem et al. konstatierten einen signifikanten Zusammenhang (p<.01) zwischen der Inzidenz einer postpartalen Depression und einer als schlecht bewerteten Unterstützung durch den Partner acht bis zwölf Wochen nach der Geburt (Ballestrem et al. 2005). Brown und Lumley identifizierten in ihrer Studie einen Anteil von 37,7% der von ihnen sieben bis neun Monate nach der Geburt befragten Mütter (n=204), die Probleme in der Partnerschaft angaben. Über die Hälfte dieser Frauen (51,5%) wies einen Wert von 13 und mehr Punkten in der EPDS auf. Bei einem Cut-off von 9 und mehr Punkten betrug der Anteil 80,3%. Die Autorinnen konnten eine fast vierfach höhere Chance (OR 3.88, [95% KI 2.8-5.4]) für eine postpartale Depression (EPDS > 13) für Frauen mit Problemen in der Partnerschaft gegenüber Frauen mit einer harmonisch empfundenen Partnerschaft ermitteln (Brown & Lumley 2000). Die Bedeutung der Unterstützung durch den Partner für das mütterliche Wohlbefinden zeigen auch Romito et al (1999) auf. In unterschiedlichen Settings konnten die Autorinnen einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer als schlecht bewerteten Beziehung zum Partner und mütterlichem psychischen Distress 12 Monate nach der Geburt aufweisen (OR 4.64, [95% KI 1.78-12.27] italienische Probandinnen, OR 5.10, [95% KI 2.04-12.8] französische Probandinnen). Die Autorinnen stellen allerdings zur Diskussion, ob 12 Monate nach der Geburt noch die Bezeichnung postpartale Depression für den diagnostizierten psychischen Distress gewählt werden kann (Romito et al. 1999). 46 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Die posttraumatische Belastungsstörung wird als „[…] schwere Form einer psychischen und psychosozialen Beeinträchtigung […]“ (Stadlmayr et al. 2009: 13) beschrieben. Die Diagnose und damit verbundene Inzidenzrate der PTBS im Zusammenhang mit einer Geburt ist stark abhängig vom Evaluationszeitpunkt. Angaben über Inzidenzraten schwanken dementsprechend zwischen 5,6% (Evaluationszeitpunkt vier bis sechs Wochen) und 1,5% (Evaluationszeitpunkt sechs Monate) (Olde et al. 2006). Auch wenn Frauen die Geburt als traumatisches Erlebnis beschrieben, mündet diese Erfahrung nicht automatisch in eine PTBS (Soet et al. 2003). Insgesamt erweist sich die Studienlage zu den Kausalzusammenhängen zwischen der Inzidenz einer PTBS und einzelnen Prozeduren im Geburtsprozess als schwach. Vielmehr werden die existentielle Erfahrung einer Geburt und eine damit verbundene akute Stressreaktion als Mediator für die Entwicklung eines PTBS diskutiert (Olde et al. 2006). Die Diskussion um die Geburt als potenziell traumatisierendes Erlebnis einer Frau rückt die Frage nach dem Geburtserleben in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Diskurses. Geburtserleben Ein positives Geburtserleben wird oftmals mit einem verminderten Schmerzerleben in Beziehung gesetzt. Es bestehen jedoch wissenschaftliche Erkenntnisse, dass sich das Geburtserleben nicht allein auf das subpartale Schmerzerleben reduzieren lässt. Bereits 1982 konnten Morgan et al. zeigen, dass ein intensives Schmerzerleben während der Geburt nicht mit einem negativen Geburtserleben assoziiert sein muss (Morgan et al. 1982). Weitere Studien mit ähnlichen Ergebnissen schlossen sich an (Lind & Hoel 1989; Waldenström & Nilsson 1994; Stadlmayr et al. 2001; Kannan et al. 2001; Nikkola et al. 2006; Brander & Beinder 2007, Lemola et al. 2007). Die Erkenntnisse von Morgan et al. ließ Salmon et al. fordern, in geburtshilflichen Evaluationen nicht ausschließlich das Schmerzerleben zu erheben, sondern dieses parallel zur Zufriedenheit der Frauen mit dem Geburtsprozess über eine Bewertungsskala zu evaluieren (Salmon et al. 1990). Salmon und Drew entwickelten Anfang der 1990er Jahre auf der Basis von Interviewergebnissen ein Instrument, das in 20 Items die drei Dimensionen fulfilment (Erfülltheit im Sinne einer Zielerreichung als Bewertungskriterium nach der Geburt), distress (im Sinne einer negativen emotionalen Anpassung während der Geburt) sowie difficulty (im Sinne von körperlichen Beschwerden wie Schmerz oder Erschwernisse bei der Geburt) abbildet (Salmon & Drew 1992). Das Instrument wurde durch Stadlmayr et al. (2001) ins Deutsche übersetzt und modifiziert (Stadlmayr et al. 2001). Für Stadlmayr (2007) weist das Geburtserleben jedoch mehr Dimensionen auf als die mit der Salmons Items List (SIL) zu erfassenden. Der Autor entwickelte den Berne Basel Childbirth Inventory (BBCI), mit dem nicht nur das Schmerzerleben, sondern auch Aspekte wie die Unterstützungsleistungen durch den Partner und das geburtshilfliche Team, der Kontakt zum Kind und das Angsterleben während der Geburt retrospektiv abgefragt werden (Stadlmayr 2007). Auch Waldenström et al. bemühten sich, die Dimensionen des Konstruktes Geburtserleben anhand einer Befragung von 295 Wöchnerinnen eine Woche nach der Geburt zu erfassen. Die Autorinnen ermittelten die Aspekte Unterstützung durch die Hebamme, Dauer der Geburt, Schmerz, Erwartung an die Geburt, Einbezug in die Bewertung und Entscheidungen bezüglich des Geburtsprozesses und operative Maßnahmen als Faktoren, die in die Bewertung des Geburtserlebens hinein spielten (Waldenström et al. 1996). Drei Jahre später nutzte Waldenström die Erkenntnisse, um in einer größeren Kohorte (n=1.111) Einflussfaktoren in Bezug auf das Geburtserleben zu ermitteln. Es zeigte sich, dass Einbezug in die Bewertung und Entscheidungen bezüglich des Ge47 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt burtsprozesses sowie Unterstützung durch die Hebamme wesentliche Einflussgrößen für ein positives Geburtserleben waren (p<.001). Medizinische Interventionen (Einleitung, Sectio caesarea, vaginal operative Geburt und/oder Gabe von Lachgas) sowie die Geburt eines ersten Kindes waren hingegen streng mit einem negativen Geburtserlebnis assoziiert (p<.001) (Waldenström 1999). Chalmers et al. konnten ebenfalls einen Zusammenhang zwischen dem Geburtsmodus und dem Geburtserleben feststellen. Gegenüber der Gruppe Frauen, die ihr Kind vaginal geboren hatten (n=4.734), bewerteten Frauen, die ihr Kind per Sectio zur Welt brachten (n=1.687), die Geburt sieben Monate später signifikant seltener positiv (p<.0001) (Chalmers et al. 2010). Rijnders et al. zeigten, dass der Geburtsmodus sich weit über das erste Lebensjahr des Kindes in der Bewertung des Geburtserlebens bzw. in der Erinnerung an die Geburt als beeinflussende Größe erweist. Ergebnis ihrer Befragung von 1.309 Frauen drei Jahre nach der Geburt eines Kindes war unter anderem eine um 150% erhöhte Chance einer negativen Erinnerung an die Geburt (OR 2.6 [95% KI 1.59-4.14), wenn die Geburt vaginal operativ oder per Sectio caesarea beendet werden musste. Die Bewertung erfolgte über die geschlossene Frage, wie sich die Frauen fühlen, wenn sie an die Geburt zurückdenken. Die fünf Antwortvorgaben waren bipolar angelegt und reichten von glücklich bis unglücklich. Neben dem Geburtsmodus identifizierten die Autorinnen u.a. eine Geburt im Krankenhaus, eine abgebrochene außerklinische Geburt, die Möglichkeit der Schmerzmittelwahl, die Betreuungspersonen und die Angst um das Leben des Babys als signifikante Einflussgrößen für eine negative Erinnerung (Rijnders et al. 2008). Waldenström et al. beziffern die Häufigkeit eines negativen Geburtserlebens mit 6,8%. Die Wissenschaftlerinnen ließen 2.541 Frauen ein Jahr nach der Geburt ihres Kindes das Erleben der Geburt über eine bipolare (sehr positiv bis sehr negativ) siebenstufige Skala bewerten. Die Ermittlung der beeinflussenden Faktoren für ein negatives Geburtserleben erfolgte über ein regressionsanalytisches Modell. Hierfür wurden die beiden ersten Kategorien des Negativpols zusammengefasst. Ein Jahr nach der Geburt des Kindes zeigte sich, dass Frauen nach sekundärer Sectio die höchste Chance für ein negatives Geburtserleben hatten (OR 5.1, [95% KI 3.0-8.5]), gefolgt von dem acht Wochen nach der Geburt bewertetem Schmerzerleben mit und ohne PDA (OR 3.7, [95% KI 2.0-6.6]) und dem empfundenen Kontrollverlust während der Geburt (OR 3.4, [95% KI 2.3-5.2]) (Waldenström et al. 2004). Für David und Kentenich führt nach Sichtung der Literatur eine gute Kooperation zwischen Hebammen, Ärztinnen und Ärzten während der Geburt, eine gute Betreuungsbeziehung zwischen der Hebamme/der Ärztin/des Arztes und der Frau während der Geburt sowie eine möglichst kontinuierliche Betreuung zu einem positiven Geburtserleben (David & Kentenich 2008). Die Bewertung des Geburtserlebens unterliegt zeitlichen Einflüssen. Waldenström (2003) zeigte, dass 39,4% der Frauen, die ihr Geburtserleben zwei Monate postpartum in der höchsten Kategorie als sehr positiv bewerteten (n=768), ein Jahr nach der Geburt diese Bewertung so nicht mehr vornahmen. Insgesamt zeigten nur 60% der Studienteilnehmerinnen (n=2.428) Übereinstimmungen in ihren Bewertungen zum Geburtserleben zwischen den Erhebungszeitpunkten zwei Monate und ein Jahr postpartum. 24,1% nahmen eine schlechtere und 16,1% eine bessere Bewertung zum späteren Zeitpunkt vor. Mehrgebärende bewerteten ihr Geburtserleben gegenüber Erstgebärenden zu beiden Zeitpunkten tendenziell positiver (Waldenström 2003). Das Geburtserleben an sich wird bislang vor allem vor dem Hintergrund der Inzidenz depressiver Erkrankung in Studien betrachtet (vgl. hierzu auch Nicholls & Ayers 2007). Umfassende Untersuchungen über den Einfluss des Geburtserlebens auf die subjektive Gesundheitseinschätzung einer gesunden Frau nach der Geburt ihres Kindes blieben bislang aus. Lediglich Schytt und Waldenström haben das Geburtserleben in ihre Untersuchung 48 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt zur subjektiven Gesundheit von Frauen nach der Geburt ihres Kindes integriert, jedoch nur in Kombination mit dem Geburtsmodus ausgewertet, so dass in Publikationen zur Studie das Geburtserleben als unabhängige Einflussgröße nicht ersichtlich wird (Schytt 2006: 29, Schytt & Waldenström 2007). Die bisherige Darstellung der mütterlichen Morbidität beruht im Wesentlichen auf subjektiven Einschätzungen zu spezifischen, körperteilbezogenen Aspekten ohne die Anwendung validierter Instrumente. Dadurch wird in den wenigsten Fällen ermessen, inwieweit diese Probleme tatsächlich auch eine Einschränkung in der Ausübung der täglichen Routine und damit in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität für die einzelne Frau bedeuten. Lediglich die Studie von Declercq et al. (2006) bietet in diesem Zusammenhang Hinweise und spiegelt damit die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Frauen in Ansätzen wider. Die Autoren nutzten hierfür die Subskala körperlicher Schmerz des Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36) und stellten fest, dass die schmerzbedingten Einschränkungen im täglichen Leben bei Frauen nach vaginaler Geburt mit 10% in den ersten acht Wochen postpartum deutlich seltener vorkommen als bei Frauen nach Kaiserschnitt mit 22% (Declercq et al. 2008: 22). Die Studie von Declercq et al. stellt in ihrem Versuch, nicht nur die subjektive Morbidität von Frauen darzustellen, sondern gleichzeitig auch Erkenntnisse darüber zu erhalten, inwieweit Frauen sich in ihren täglichen Aktivitäten gesundheitsbedingt eingeschränkt fühlen, eine Seltenheit dar. Zwar existieren Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität im geburtshilflichen Kontext, diese nehmen aber keinen Bezug zur subjektiven Morbidität von Frauen nach der Geburt eines Kindes. Der Bezug zwischen subjektiver Morbidität und subjektiver Gesundheitseinschätzung wird lediglich über die singuläre Frage zur allgemeinen Gesundheit, der − im Verständnis der vorliegenden Analyse − subjektiven Gesundheit also, hergestellt. Ein Überblick über die Studienlage zur subjektiven Gesundheitseinschätzung als outcomeparameter im geburtshilflichen Kontext bietet das nächste Kapitel. 3.3 Subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität als Outcomeparameter im geburtshilflichen Kontext10 Die subjektiv bewertete Gesundheit eines Individuums sowie seine gesundheitsbezogene Lebensqualität sind Konzepte, die sich als Bestandteil der Evaluation medizinischer Betreuung immer mehr etablieren, im Bereich Geburtshilfe national wie international aber nur sehr zögerlich wissenschaftliche Berücksichtigung finden. So beschränken sich die Studien zur Erfassung der maternalen Morbidität im ersten Jahr nach einer Geburt im Wesentlichen in der Auflistung körperlicher Symptome, die als geschlossene Fragen zu beantworten sind. Die subjektive Gesundheit als singuläre Fragestellung zur Einschätzung der allgemeinen Gesundheit, zu beantworten über eine vier oder fünf Punkte Likert Skala, wird in diesen Studien nicht erhoben (Webb et al. 2008; Redshaw et al. 2007; Declercq et al. 2006; Thompson et al. 2002; Saurel-Cubizolles et al. 2000; Brown & Lumley 1998). Insgesamt konnten nur wenige Studien ermittelt werden, in denen dieses Assessmentinstrument verwendet wurde (s. Tabelle 3-3). Ähnlich wie in der Übersichtsarbeit von Idler und Benyamini (1997) ist auch hier nur bedingt ein einheitliches Vorgehen in der Fragestellung und den Antwortmöglichkeiten zu erkennen. 10 Neben den in diesem Kapitel beschriebenen Studien konnten noch einige weitere mit dem Forschungsgegenstand Subjektive Gesundheitseinschätzung von Frauen im Zusammenhang mit der Geburt ihres Kindes identifiziert werden. Aus unterschiedlichen Gründen wurden sie jedoch von der nachstehenden Literaturanalyse ausgeschlossen. Eine entsprechende Auflistung ist dem Anlagenband, Seite 7ff zu entnehmen. 49 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Tabelle 3-3 Studien zur subjektiven Gesundheit (singuläre Frage) im geburtshilflichen Kontext Studie Bauer NH. Der Hebammenkreißsaal. Ein Versorgungskonzept zur Förderung der physiologischen Geburt. Erschienen in der Reihe Frauengesundheit unter Herausgeberschaft von BA Schücking. Göttingen: V& R unipress Universitätsverlag Osnabrück. 2011 Petrou S, Kupek E & Gray R. Income inequalities and self-reported maternal health status: cross-sectional national survey. BJOG 2007; 8: 1018-1022 Erhebungszeitpunkt und Stichprobe Fragestellung zur subjektiven Gesundheit Antwortkategorien Form der Dichotomisierung 8 Wochen pp Bitte beurteilen Sie Ihren Gesundheitszustand zum jetzigen Zeitpunkt. Sehr gut, gut, teils gut/ teils schlecht, schlecht, sehr schlecht Sehr gut /gut Nicht dargestellt „[…] the child’s principal carer was asked a series of questions using computer-assisted techniques about their own state of health and its impact upon their life. This included a question that asked the principal caregiver to categorise their general state of health as excellent, good, fair or poor.“ (1019) How would you summarize your state of health at present? Excellent, good, fair, poor Good (Excellent, good) 110 Erstgebärende 88 Mehrgebärende 9 Monate pp 17.870 Erst- und Mehrgebärende 2 und 12 Monate pp Schytt E, Lindmark G & Waldenström U. Physical symptoms after childbirth: prevalence and associations with self-rated health. British Journal of Obstetrics and Gynecology 2005; 210-217. Borrmann B. Kurz- und mittelfristige Auswirkungen des Stillens auf die maternale Gesundheit post partum. Universität Osnabrück Fachbereich Humanwissenschaften, 2005 Haas JS, Jackson RA, FuentesAfflick E, Stewart AL, Dean ML, Brawarsky P & Escobar GJ. Changes in the health status of women during and after pregnancy. J Gen Intern Med 2005; 1: 45-51. 1065 Erstgebärende Poor (fair, poor) Very good, good, neither good nor bad, bad, very bad Good (very good + good) Wie würden Sie ihren gegenwärtigen Gesundheitszustand einschätzen? Ausgezeichnet, sehr gut, gut, weniger gut, schlecht, sehr schlecht Keine. Ordinalskalierung wurde in der Auswertung beibehalten. In general, would you say your health is? Excellent, very good, good, fair, poor Good (excellent, very good, good) 1348 Mehrgebärende 1.-5. Tag pp 132 Erst- und Mehrgebärende 5-6 Monate pp 90 Erst- und Mehrgebärende Vor 20.SSW 1.809 Erst- und Mehrgebärende Nicht gut (teils gut/ teils schlecht, schlecht, sehr schlecht) fair/poor (neither good nor bad, bad, very bad) Poor (fair, poor) 20.-.24. SSW 1.577 Erst- und Mehrgebärende 32.-36. SSW 1.490 Erst- und Mehrgebärende 8–12 Wochen pp 50 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Studie Erhebungszeitpunkt und Stichprobe Fragestellung zur subjektiven Gesundheit Antwortkategorien Form der Dichotomisierung 1. Item des SF-36 Excellent, very good, good, fair, poor Keine Dichotomisierung Skalierung von 5 bis 25, wobei 25 einer exzellenten Gesundheit entspricht. Auswertung über Durchschnittswerte 1.480 Erst- und Mehrgebärende Gjerdingen DK & Center BA. Firsttime parents' prenatal to postpartum changes in health, and the relation of postpartum health to work and partner characteristics. J Am Board Fam Pract 2003; 4: 304-311. Letzte Drittel der Schwangerschaft 6 Monate pp 129 Männer und 132 Frauen (davon 128 Paare), die ihr erstes Kind bekommen Tabelle 3-3 zeigt ein sehr uneinheitliches Vorgehen in der Formulierung der Fragestellung und der Verwendung der Likert Skalen für die Ergebnisauswertung innerhalb der Studien zur subjektiven Gesundheit im geburtshilflichen Kontext. In anderen Zusammenhängen werden für die Dichotomisierung des SF-1 die oberen drei Antwortmöglichkeiten excellent, very good und good zu einer Kategorie good sowie die unteren zwei Antwortmöglichkeiten fair und poor zu einer Kategorie poor zusammengefasst (Mavaddat et al. 2010; Aldabe et al. 2010; Rohrer et al. 2007; Laaksonen et al. 2005; Haas et al. 2005). In vielen Analysen findet sich aber auch die Konvertierung der fünf Punkte Likert Skala in die drei Antwortvariablen good, fair und poor (vgl. hierzu Idler & Benyamini 1997). Bauer stellte eine hohe Rate an Positivbewertungen hinsichtlich der subjektiven Gesundheit gesunder Frauen acht Wochen nach der Geburt eines Kindes fest. 90,4% (n=162) der Studienteilnehmerinnen von Bauer bewerteten ihre subjektive Gesundheit acht Wochen nach der Geburt als gut oder sehr gut. Forschungsgegenstand der Studie war der Vergleich zweier unterschiedlicher Betreuungskonzepte (hebammengeleiteter Kreißsaal versus üblichen, ärztlich geleiteten Kreißsaal), ohne eine Ermittlung der, die subjektive Gesundheit beeinflussenden Faktoren. Der Vergleich zwischen den Betreuungskonzepten ergab keinen Unterschied hinsichtlich der subjektiven Gesundheit der Studienteilnehmerinnen (OR 0.71, [95% KI 0.27-1.89]) (Bauer 2011: 264). Petrou et al. stellten eine um knapp 30% verringerte Chance für Frauen aus der höchsten Einkommensklasse für eine schlechter als gut bewertete subjektive Gesundheit (OR 0.72, [95% KI 0.58-0.90]), adjustiert nach mütterlichem Alter, beruflicher Stellung, Familienstand, mütterlichem Bildungsstatus, Bildungsstatus des Partners, Ethnie, mütterlichem Beschäftigungsstatus, Beschäftigungsstatus des Partners, Nikotinkonsum, relativer Konzentration der Einkommensverteilung in der Region (Gini-Koeffizient) und den selbst empfundenen Entbehrungen fest. Das Forscherteam sieht durch die Studienergebnisse seine These gestützt, dass die subjektive Gesundheit neun Monate nach der Geburt von einem Einkommensgradienten beeinflusst wird (Petrou et al. 2007). Trotz der großen Stichprobe (n=17.870) können die Studienergebnisse jedoch nur sehr zurückhaltend bewertet werden, da körperliche und psychische gesundheitliche Beeinträchtigungen als Folge der Geburt nicht in die Regressionsanalyse integriert wurden. Die Veröffentlichung der Studie bietet außerdem keine Hinweise auf die Gesamtrate der Frauen, die ihre subjektive Gesundheit neun Monate nach der Geburt schlechter als gut bewerten. Unter Zusammenfassung der unteren drei Antwortkategorien neither good nor bad, bad und very bad konnten Schytt et al. (2005) sechs gesundheitliche Probleme identifizieren, die mit einer als schlecht bewerteten subjektiven Gesundheit von Erstgebärenden zwei Monate nach der Geburt in signifikantem Zusammenhang stehen: Schlafstörungen (OR 1.8, [95% KI 1.1-3.1]), Müdigkeit (OR 6.4, [95% KI 2.5-16.4]), Schmerzen im unteren 51 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Rücken (OR 2.0, [95% KI 1.2-3.3]), wunde Brustwarzen (OR 2.0,, [95% KI 1.1-3.5]), Mastitis (OR 4.2, [95% KI 1.3-3.9]) und Schmerzen im Dammbereich (OR 2.3, [95% KI 1.3-3.9]). Für Mehrgebärende stellten sich die drei Kategorien Kopfschmerzen (OR 2.9, [95% KI 1.9-5.1]), Schlafstörungen (OR 2.7, [95% KI 1.7-4.1]) sowie Nacken- und Schulterschmerzen (OR 2.1, [95% KI 1.4-3.1]) als Einflussgrößen dar. Ein Jahr nach der Geburt veränderten und reduzierten sich die beeinflussenden Variablen bei den Erstgebärenden, während sie sich bei den Mehrgebärenden von der Anzahl her mehr als verdoppelten. Für die Erstgebärenden waren Müdigkeit (OR 4.1, [95% KI 2.5-6.9]), Nacken- und Schulterschmerzen (OR 1.7, [95% KI 1.2-2.6]), Übelkeit (OR 3.1, [95% KI 1.9-5.1]) sowie Bauchschmerzen (OR 3.4, [95% KI 1.3-2.6]) die signifikanten Einflussgrößen für eine als schlecht bewertete subjektive Gesundheit ein Jahr nach der Geburt. Bei den Mehrgebärenden kristallisierten sich Kopfschmerzen (OR 1.9, [95% KI 1.3-2.6]), Schlafstörungen (OR 1.6, [95% KI 1.1-2.3]), Müdigkeit (OR 3.1, [95% KI 1.9-5.0]), Erkältungen (OR 1.5, [95% KI 1.1-2.1]), Nacken- und Schulterschmerzen (OR 2.0, [95% KI 1.4-2.9]), Schmerzen im unteren Rücken (OR 1.6, [95% KI 1.1-2.3]) sowie Bauchschmerzen (OR 2.2, [95% KI 1.5-3.3]) als beeinflussende Faktoren der subjektiven Gesundheit zu diesem Zeitpunkt heraus. Die zunächst bivariat durchgeführte Regressionsanalyse ergab, dass der Geburtsmodus insgesamt keinen Einfluss auf die Bewertung der subjektiven Gesundheit hatte und deshalb in allen weiteren Schritten der multivariaten Analyse exkludiert wurde (Schytt et al. 2005). Allerdings zeigte sich in der Kombination der Variablen Geburtsmodus und Geburtserleben für die Gruppe Frauen, die per sekundäre Sectio caesarea (emergency cesarean section) geboren hatten und ihr Geburtserleben ein Jahr nach der Geburt negativ bewerteten, ein signifikanter Zusammenhang mit einer als schlecht bewerteten subjektiven Gesundheit (OR 3.5, [95% KI 1.2-10.3]) (Schytt 2006: 29). Neben dem Geburtsmodus wurden die soziodemographischen Variablen Alter, Familienstand, Bildung und beruflicher Hintergrund vom Regressionsmodell als nachweislich nicht beeinflussende Variablen ausgeschlossen. Lediglich der Beschäftigungsstatus (arbeitslos versus berufstätig) wurde als sozioökonomische Variable in das Modell integriert (Schytt 2006: 28). 91,4% der Probandinnen (n= 2.407) in der Studie von Schytt et al. bewerteten ihre subjektive Gesundheit zwei Monate nach der Geburt als gut oder sehr gut. Ein Jahr nach der Geburt betrug der Anteil 85,7% (Schytt et al. 2005). Die Frauen, die ihre subjektive Gesundheit zwei Monate nach der Geburt schlechter als gut bewerteten, hatten ein signifikant höheres Risiko für eine nach einem Jahr ebenfalls schlechter als gut bewertete Gesundheit (RR 4.1, [95% KI 3.4-4.9) (Schytt 2006: 27) Borrmann stellte in ihrer Analyse zu den kurz- und mittelfristigen Auswirkungen des Stillens auf die mütterliche Gesundheit fest, dass 93% der Studienteilnehmerinnen (n=132) ihren Gesundheitszustand in der Zeit vom 1.-5. Tag nach der Geburt als gut bis ausgezeichnet und 7% als weniger gut einschätzten. Im 6. Monat nach der Geburt fühlten sich 96% der Studienteilnehmerinnen (n=90) gut bis ausgezeichnet und 3% bezeichneten ihren aktuellen Gesundheitszustand als weniger gut bis schlecht. In der Frage zur subjektiven Gesundheit konnten zwischen stillenden und nicht stillenden Frauen keine signifikanten Unterschiede eruiert werden (Borrmann 2005: 69ff). Auffällig ist, dass bei einer Sectio-Rate von 18,4% und einer Rate von 13,8% an vaginal operativen Geburten der Großteil der Frauen der Gesamtstichprobe ihre Gesundheit am 1.-5. Tag nach der Geburt als gut bis ausgezeichnet einschätzten. Möglicherweise ergeben sich hier Hinweise, dass die subjektive Gesundheitseinschätzung von Frauen nach der Geburt eines Kindes anderen Bewertungskriterien unterliegt. Haas et al. führten zu drei Zeitpunkten in der Schwangerschaft sowie 8 bis 12 Wochen postpartum Telefonsurveys unter über tausend Erst- und Mehrgebärenden durch. Als Assessmentinstrument wurden das erste Item (SF-1) sowie zwei Subskalen des Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36) angewendet. In einem multivariaten logistischen Regressionsmodell wurden die postnatal erhobenen Daten von 1.476 Frauen adjustiert nach Alter und Ethnie der Mutter, Alter des Kindes, Schwangerschaftsdauer, Mehrlingsschwangerschaft, Entwicklung des mütterlichen Gewichtes, Anämiebehandlung, Bluthochdruck, chronischen Erkrankungen, Gestationsdiabetes, Plazenta praevia, vorzeitige Wehen, postpartale Infektionen, allgemeiner Gesundheitszu52 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt stand in der Schwangerschaft und Behandlung auf Depression ausgewertet. 11% (n=162) der Probandinnen bewerteten ihre Gesundheit 8 bis 12 Wochen nach der Geburt schlechter als gut. Es zeigte sich, dass Frauen, die seit der Geburt über unzureichende finanzielle Ressourcen verfügten eine zweifach höhere Chance (OR 2.06, [95% KI 1.33 – 3.19) für eine schlechter als gut bewertete Gesundheit aufweisen, als Frauen, denen sich dieses Problem nicht stellt. Weitere beeinflussende Faktoren für eine schlechter als gut bewertete Gesundheit sind den Ergebnissen zufolge: unzureichende soziale Unterstützung (OR 1.75, [95% KI 1.09 – 2.81]) und Sectio caesarea (OR 1.76, [95% KI 1.17 – 2.63]) (Haas et al. 2005). Gjerdingen und Center sahen in ihrer prospektiv angelegten Kohortenstudie keine signifikante Veränderung im Vergleich der subjektiven Gesundheit von Erstgebärenden im letzten Drittel der Schwangerschaft und sechs Monate nach der Geburt. Die Darstellung der subjektiven Gesundheit erfolgte über Durchschnittswerte, so dass nicht ersichtlich ist, wie viele Frauen ihre Gesundheit schlechter als gut bewerteten. Als Normwert gaben die Autoren einen Wert von 20,6 Punkten an. Die Frauen der Stichprobe erreichten im Vergleich zu diesem Normwert im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft durchschnittlich 21,0 und sechs Monate nach der Geburt 21,1 Punkte. Dieser Vergleich erfolgte jedoch nur auf deskriptivem Niveau. In einer weiteren dezidierten Analyse zur subjektiven Gesundheit stellten Gjerdingen und Center fest, dass die durchschnittliche Differenz der Kinderbetreuungsstunden zwischen Müttern und Vätern sowie der Bildungsabschluss des Partners signifikant (p<.01) die subjektive Gesundheit der Mütter sechs Monate nach der Geburt beeinflussen, wobei in die Berechnungen die Variablen Arbeitsbelastung, Differenz zwischen Vätern und Müttern bezüglich ihrer Arbeitsstunden, Differenz zwischen Vätern und Müttern bei den Kinderbetreuungsstunden, Bildungsabschluss des Partners und empfundene Lebensqualität einflossen (Gjerdingen & Center 2003). Die subjektive Gesundheit als singuläre übergreifende Frage (SF-1) ist konsequenterweise immer auch Bestandteil der Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, die unter Verwendung des SF-36 erhoben wird. In der Ergebnisdarstellung dieser Studien werden üblicherweise jedoch nur die Dimensionen und die beiden Summenskalen dargestellt. Gesundheitsbezogene Lebensqualität in Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes In der vorliegenden Analyse wird die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem SF-36 operationalisiert. Die internationale Verortung der Studienergebnisse zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität erfolgt deshalb anhand von Studien, in denen ebenfalls der SF-36 zur Überprüfung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität angewendet wurde. Ein Kurzüberblick zum Forschungsgegenstand, Studiendesign und methodischem Vorgehen der jeweiligen Studie kann dem Anlagenband Seite 2-6 entnommen werden. Torkan et al. verglichen die gesundheitsbezogene Lebensqualität von 50 Erst- und Zweitgebärenden, die ihr Kind spontan und 50 Erst- und Zweitgebärenden, die per Sectio caesarea geboren hatten. Die Autoren stellten fest, dass Frauen nach Spontanpartus sechs bis acht Wochen nach der Geburt in sieben von acht Dimensionen eine bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität aufweisen als Frauen nach einem Kaiserschnitt. In den Dimensionen Vitalität und psychisches Wohlbefinden erreichte der Unterschied zwischen den Gruppen mit p=.03 Signifikanzniveau. Auch 12 bis 14 Wochen nach der Geburt verfügten Frauen nach Spontangeburt gegenüber Frauen nach Kaiserschnitt tendenziell über eine positivere gesundheitsbezogene Lebensqualität. Ein signifikantes Niveau wurde jedoch nur in der Dimension körperliche Funktionsfähigkeit erreicht (p=.03). In der Dimension Vitalität konnten im Gegensatz zum ersten Erhebungszeitpunkte für Frauen nach Kaiserschnitt tendenziell höhere Werte verzeichnet werden (Torkan et al. 2009). Eine Gegenüberstellung der Werte der Studienpopulati- 53 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt on mit denen der landes- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe erfolgte innerhalb der Studie offenbar ebenso wenig wie eine Adjustierung nach möglichen Confoundervariablen. Safarinejad et al. untersuchten sowohl die gesundheitsbezogene Lebensqualität als auch das mit der sexuellen Aktivität in Zusammenhang stehenden Wohlbefinden in Abhängigkeit vom Geburtsmodus bei Erstgebärenden. Sie definierten hierfür die fünf Geburtsmodi primäre Sectio caesarea, sekundäre Sectio caesarea, Spontanpartus ohne Geburtsverletzung, Spontanpartus mit Geburtsverletzung und vaginal operative Geburt. Die Autoren konnten feststellen, dass in sechs der acht Subskalen des SF-36 Erstgebärende 12 Monate nach einer Spontangeburt mit oder ohne Geburtsverletzung, nach einer vaginal operativen Geburt oder nach einer sekundären Sectio durchschnittlich signifikant geringere Werte gegenüber den Frauen aufwiesen, die ihr Kind durch eine primäre Sectio caesarea zur Welt brachten (p<.01). Die Werte der Frauen, die spontan ohne Geburtsverletzung oder durch sekundäre Sectio caesarea geboren hatten, unterschieden sich hingegen kaum voneinander. Gegenüber diesen beiden Gruppen wiesen Frauen nach einer spontanen Geburt mit Geburtsverletzung durchschnittlich niedrigere Werte auf (Safarinejad et al. 2009). Ausgewählte Referenzgruppe in den Chiquadratbasierten Unabhängigkeitstests war die Gruppe Frauen, die eine primäre Sectio caesarea erhielten. Weitere Prüfungen der Gruppen untereinander erfolgten nicht, so dass nicht klar ersichtlich ist, ob sich die Unterschiede zwischen der Gruppe Frauen ohne Geburtsverletzung und der Gruppe Frauen mit Geburtsverletzung auf signifikantem Niveau zeigten. Eine Adjustierung nach möglichen Confoundern konnte nicht identifiziert werden. Es gab jedoch sehr eng gefasste Einschluss – und Ausschlusskriterien, um die Gleichheit der Gruppen weitestgehend zu gewährleisten. Des Weiteren fehlen Hinweise auf die Werte der landes-, alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe, so dass eine Reflexion über die Aussagekraft der Ergebnisse seitens der Autoren ausbleiben musste. De Tychey et al. berichten, dass sowohl das Auftreten einer postpartalen Depression (PPD) als auch die Geburt eines Jungen signifikant mit einer verminderten mütterlichen gesundheitsbezogenen Lebensqualität in Zusammenhang stehen. Hinsichtlich der PPD zeigte sich die verminderte Lebensqualität in sieben der acht Dimensionen adjustiert nach kindlichem Geschlecht auf Signifikanzniveau (p<.02). Das kindliche Geschlecht wies adjustiert nach PPD in vier der acht Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität signifikante Zusammenhänge mit einer verminderten Lebensqualität auf (p<.02). Die Inzidenzrate der PPD (EPDS >12) betrug 9,4%. Gleichzeitig führen die Autoren an, dass Mütter eines Jungen vier bis acht Wochen nach der Geburt signifikant häufiger Hinweise auf eine PPD boten als Mütter eines Mädchens (p<.04). Die Autoren diskutieren ihre Ergebnisse vor dem Hintergrund psychoanalytischer Erkenntnisse, nach denen Frauen, die ein Mädchen geboren haben, dem Phänomen der narzisstischen Identifikation unterlegen sein können (de Tychey et al. 2008). De Tychey et al. verzichten in ihrer Analyse auf eine Gegenüberstellung der beobachteten Werte mit den Werten der landes- und altersspezifischen Normstichprobe. Auch ist nicht ersichtlich, inwieweit andere, die Ergebnisse potenziell beeinflussende Faktoren berücksichtig wurden. Jomeen und Martin verwendeten in ihrer Analyse zum Einfluss verschiedener Betreuungsmodelle nur die Subskalen der Dimensionen allgemeine Gesundheitswahrnehmungen, körperlicher Schmerz und Vitalität. Nach den Autoren weisen Frauen, die eine hebammengeleitete Betreuung in einem Akutkrankenhaus erlebt haben, sechs Monate nach der Geburt in allen drei Dimensionen höhere Durchschnittswerte als Frauen auf, die in einem Geburtshaus oder in einem Krankenhaus unter ärztlicher Betreuung ihr Kind geboren haben. Höhere Werte gehen dabei mit einer positiveren Lebensqualität in diesen Dimensionen einher. Interessanterweise konnte darüber hinaus von Erhebungszeitpunkt zu Erhebungszeitpunkt ein sukzessiver Anstieg der Werte in der Subskala Vitalität festgestellt werden. So betrug der durchschnittliche Wert in der 14. Schwangerschaftswoche 38,10 und sechs Monate nach der Geburt 51,71 (Jomeen & Martin 2008). Auch Jomeen und Martin verzichten in ihrer 54 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Analyse auf eine Gegenüberstellung der beobachteten Werte mit den Werten der landes- und altersspezifischen Normstichprobe. Adjustierungen innerhalb der Berechnungen konnten ebenfalls nicht identifiziert werden. Jansen et al. stellten einen Zusammenhang zwischen dem Geburtsmodus und den Dimensionen zur körperlichen Regeneration (Körperliche Funktionsfähigkeit und Körperliche Rollenfunktion) fest. Frauen nach vaginaler Geburt (n=43) scheinen sich, den Ausführungen der Autoren folgend, durchschnittlich nach drei Wochen körperlich voll zu regenerieren. Frauen nach geplanter Sectio (n= 19) erreichen nach sechs Wochen und Frauen nach sekundärer Sectio (n= 22) jenseits der 6. Lebenswoche des Kindes ihre volle körperliche Regeneration. Die Autoren operationalisierten die körperliche Regeneration mit dem Erreichen der Werte der landesspezifischen Normstichprobe in den entsprechenden Skalen und stellten in der Gruppe der Frauen nach sekundärer Sectio sowohl in der Dimension körperliche Funktionsfähigkeit als auch in der Dimension körperliche Rollenfunktion einen signifikanten Unterschied (p<.001) zur Normstichprobe fest (Jansen et al. 2007a). Da die Ermittlung der Auswirkung verschiedener Geburtsmodi auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität aber nicht der eigentliche Forschungsgegenstand der Studie war, verzichteten die Autoren auf die Adjustierung nach möglichen Confoundern. Dennis (2004) berichtet eine signifikant negative Korrelation festgestellter EPDS Scores mit allen Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die Signifikanzen bewegten sich dabei vier Wochen nach der Geburt in den psychischen Dimensionen durchgängig mit p<.001, in den körperlichen Dimensionen zwischen p<.005 und p<.001. Acht Wochen nach der Geburt veränderte sich das Signifikanzniveau im Bereich der physischen Dimensionen leicht, blieb aber mit einem Bereich von p<.01 und p<.001 immer noch signifikant. In den Studienergebnissen zeigten sich Prävalenzraten postnataler, depressiver Symptome von 14,6% (eine Woche pp), 9,2% (vier Wochen pp) und 8% (acht Wochen pp), operationalisiert durch einen Cut-off Wert von mehr als 12 Punkten auf der EPDS. Dennis untersuchte außerdem die Zusammenhänge zwischen der Inanspruchnahme verschiedener Gesundheitsdienste und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Es zeigten sich je nach Gesundheitsdienst unterschiedliche Ergebnisse in den einzelnen Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. So gab es keinen Unterschied in den unterschiedlichen Dimensionen zwischen den Frauen, die in den ersten vier Wochen nach der Geburt die Notfallaufnahme einer Klinik häufiger als zweimal aufsuchten, und denen, die dies nicht taten. Frauen, die in dieser Zeit ihren Hausarzt mehr als zweimal kontaktierten, hatten signifikant niedrigere Werte in der Dimension der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung als die Frauen, die ihren Hausarzt nicht so häufig aufsuchten (t= -1.96, p<.05). Nach acht Wochen waren die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen noch deutlicher. In allen vier Dimensionen zur körperlichen Gesundheit sowie in deren Summenskala bewegten sich die Unterschiede auf einem Signifikanzniveau in dem Bereich zwischen p=.03 und p<.001. Frauen, die vier Wochen nach der Geburt eine Gemeindeschwester mit geburtshilflicher Zusatzqualifikation häufiger als zweimal kontaktierten, wiesen sowohl in der psychischen als auch in der physischen Summenskala zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität signifikant niedrigere Werte auf als die Frauen, die dies nicht taten (t= -2.28, p<.02 bzw. t= -2.00, p<.05). Acht Wochen nach der Geburt waren signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in den Dimensionen psychisches Wohlbefinden (t= -2.25, p<.03), Vitalität (t= -2.17, p=.03) und soziale Funktionsfähigkeit (t= -2.40, p=.02) festzustellen. Signifikante Unterschiede zwischen den Frauen, die eine Ambulanz in einer Tagesklinik (walk-in clinics) in den ersten vier Wochen häufiger als zweimal aufsuchten, und denen, die dies nicht taten, waren nur in der Dimension der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung festzustellen. Hier hatten ebenfalls die Frauen mit den häufigeren Kontakten die deutlich niedrigeren Werte (t= 2.23, p=.03). Acht Wochen nach der Geburt lagen die signifikant niedrigeren Werte in dieser Gruppe Frauen in den Dimensionen psychisches Wohlbefinden (t= -3.52, p<.001), Vitalität (t= -2.57, p<.01) und soziale Funktionsfähigkeit (t= -2.32, p<.02). Die Unterschiede bezüglich der Zusammenhänge zwischen der Inanspruchnahme von Hausärzten oder qualifizierten Gemeindeschwestern und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in den 55 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt verschiedenen Dimensionen machen für Dennis deutlich, dass Frauen die beiden Berufsgruppen mit unterschiedlichen Kompetenzbereichen in Verbindung brachten. Die Tatsache, dass jedoch beide Berufsgruppen in den ersten beiden Monaten nach der Geburt von den Frauen mit subjektiven negativen Gesundheitseinschätzungen häufiger frequentiert wurden, zeigt für die Autorin die Notwendigkeit der intradisziplinären Zusammenarbeit in der Betreuung von Frauen in den ersten Wochen nach der Geburt (Dennis 2004). Generell muss angemerkt werden, dass in der zuvor beschriebenen Studie nicht nach beeinflussenden Variablen wie beispielsweise dem Familienstand adjustiert wurde. Eine Standortbestimmung durch eine Gegenüberstellung der Werte zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit den Werten der landesspezifischen Normstichprobe fehlt ebenfalls. Die Art der medizinischen Betreuung während des Wochenbettes scheint sich auf die psychische Gesundheit von Frauen auch ein Jahr nach der Geburt auszuwirken und in diesem Zusammenhang Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu nehmen. MacArthur et al. zeigten, dass vier Monate nach der Geburt Frauen mit hebammengeleiteter, intensivierter Betreuung im Wochenbett über einen Zeitraum von 28 Tagen (Interventionsgruppe, n=801) eine bezogen auf die psychische Summenskala des SF-36 signifikant höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität aufwiesen als Frauen mit der herkömmlichen Betreuung durch Hebammen und Ärztinnen/Ärzten in den ersten 10-14 postpartalen Tagen (Kontrollgruppe, n=702) (Effekt 4.31, [95% KI 2.50 - 6.12], p<.001). Eine bessere psychische Gesundheit wurde auch durch die gleichzeitige Auswertung der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) bestätigt. Auch hier unterschieden sich die beiden Gruppen sowohl in der durchschnittlichen Punktzahl der EPDS (Effekt -2.68, [95% KI -3.46 - -1.89], p<.001) als auch im festgelegten Cut-off Wert von > 13 signifikant (Effekt 0.47, [95% KI 0.31-0.76], p<.001). In die Berechnung wurde eine Adjustierung nach Alter der Mutter, Parität, im Haushalt lebenden Erwachsenen, Geburtsmodus, materieller Besitz, soziale Unterstützung sowie der Clustergröße integriert. In der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bezogen auf die physische Summenskala konnte kein Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe festgestellt werden (Effekt -0.80, [95% KI -2.32 – 0.72). In der Befragung ein Jahr nach der Geburt zeigten sich ähnliche Werte. Auch zu diesem Zeitpunkt konnten die Autoren signifikante Unterschiede zwischen der Interventionsgruppe (n=781) und der Kontrollgruppe (n=731) in Bezug auf die psychische Summenskala des SF-36 (Effekt 3.13, [95% KI 1.46 – 4.80], p<.001), den durchschnittlichen Werten der EPDS (Effekt -1.80, [95% KI 2.56 – 1.04], p<.001) sowie der Überschreitung des Cut-off Wertes >13 der EPDS (Effekt 0.34, [95% KI 0.21 – 0.54], p<.001), adjustiert nach den genannten Variablen feststellen (MacArthur et al. 2003: 17ff). Wenngleich die psychische Summenskala des SF-36 und die EPDS parallele Ergebnisse zeigen wurde eine Überprüfung der konvergenten Validität zwischen den beiden Instrumenten in dieser Studie nicht durchgeführt. Ein Abgleich der Werte aus den einzelnen Dimensionen mit den Werten der landesspezifischen Normstichprobe ist innerhalb der Studie ebenfalls nicht erfolgt. Waterstone et al. untersuchten den Zusammenhang zwischen schweren geburtshilflichen Komplikationen und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ein halbes Jahr nach der Geburt mittels einer prospektiven Fallkontrollstudie. Kriterien der Fallauswahl waren: Schwere Präeklampsie, Eklampsie, HELLP-Syndrom (Hemolyses, Elevated Liverenzymes, Low Platelets), Blutverlust über 1500ml, vier und mehr Bluttransfusionen, Hb-Abfall um mehr als 4g/dl, schwere Sepsis und/oder Uterusruptur. Die Autoren zeigten, dass Frauen, die eine oder mehrere der genannten geburtshilflichen Komplikationen aufwiesen, in allen Dimensionen des SF-36 signifikant schlechtere Durchschnittswerte zeigten als Frauen der Kontrollgruppe. In fünf Dimensionen war ein p-Wert unter .001 zu verzeichnen. Etwas niedrigere Mann-Whitney Z-Werte zeigten die Dimensionen emotionale Rollenfunktion (p=.003), psychisches Wohlbefinden (p<.04) und Vitalität (p=.06). Für die Autoren war die Tatsache, dass gerade die letztgenannte Dimension sowohl in der Fall- als auch in der Kontrollgruppe niedrige Werte aufwies, wenig überraschend, da doch die Frauen beider Gruppen ihren Alltag mit einem sechs Monate alten Baby zu bewältigen haben (Waterstone et al. 2003). Auch der Studie von Waterstone et al. ist keine Adjustie56 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt rung nach Confoundern zu entnehmen. Ein Abgleich mit den Werten der landesspezifischen Normstichprobe fehlt der Studie ebenfalls, so dass keine Rückschlüsse darüber möglich sind, inwieweit die Kontrollgruppe tatsächlich der Normstichprobe in ihren Werten entspricht. Gjerdingen und Center setzten in ihrer prospektiven Kohortenanalyse nur die beiden Subskalen Vitalität und Psychisches Wohlbefinden des SF-36 ein. Sie befragten 129 Männer und 132 Frauen, die ihr erstes Kind bekamen, im letzten Drittel der Schwangerschaft und sechs Monate nach der Geburt. Die Autoren gaben für die von ihnen verwendeten Skalen Normwerte an und führten Reliabilitätsanalysen durch. Dabei stellten sie ebenfalls einen etwas geringeren Wert in der Dimension Vitalität innerhalb der Stichprobe gegenüber bestehenden Normwerten fest, wobei die Auswertung in diesem Zusammenhang nur deskriptiv erfolgte. Interessanterweise zeigte sich aber eine signifikante Steigerung der Werte zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten (p=.031), was mit einer Steigerung der Vitalität interpretiert werden kann. So betrugen die Punktwerte im letzten Drittel der Schwangerschaft 14,7 und sechs Monate nach der Geburt 15,3. Hinsichtlich des psychischen Wohlbefindens wies die Stichprobe gegenüber der Normstichprobe leicht erhöhte Werte auf. Als Norm wurde 23,0 bei einer maximal zu erreichenden Punktzahl von 30 Punkten angegeben. Die Studienteilnehmerinnen erreichten im letzten Drittel der Schwangerschaft eine durchschnittliche Punktzahl von 24,3 und sechs Monate nach der Geburt von 23,9. Auch hier erfolgte die Auswertung nur deskriptiv. In der dezidierten Auswertung der Dimension psychisches Wohlbefinden identifizierten Gjerdingen und Center die Zufriedenheit mit dem Partner als einzige signifikante Einflussgröße (p<.001) auf das psychsiche Wohlbefinden der Frauen sechs Monate nach der Geburt ihres ersten Kindes, adjustiert nach allgemeiner Gesundheit, Arbeitsbelastung, empfundener Arbeitsteilung und empfundener Lebensqualität (Gjerdingen & Center 2003). Reid et al. untersuchten die Auswirkungen erweiterter Unterstützungsleistungen während des Wochenbettes auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen nach der Geburt. Die Autoren stellten bezüglich der eingesetzten Interventionen keine Unterschiede in den einzelnen Gruppen bezüglich der EPDS-Scores sowie der Werte zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität fest. Sie merken an, dass in den Dimensionen Vitalität, körperliche Rollenfunktion sowie soziale Rollenfunktion die Durchschnittswerte der Stichprobe drei Monate nach der Geburt niedriger lagen als die der landesspezifischen Normstichprobe, sich diese aber sechs Monate nach der Geburt angeglichen haben (Reid et al. 2002). Reid et al. verzichten jedoch auf dezidierte Ausführungen in diesem Zusammenhang. Obwohl eine Reihe von demographischen Daten im Rahmen der Studie erhoben wurden, ist nicht ersichtlich, inwiefern diese in eine adjustierte Berechnung der Scores eingeflossen sind. Auch für Morrell et al. waren die Auswirkungen einer erweiterten Unterstützungsleistung von Interesse. Die, neben der üblichen Betreuung durch eine Gemeindehebamme, zusätzlichen Besuche durch eine qualifizierte Wochenbettbetreuerin/einen qualifizierten Wochenbettbetreuer in den ersten 28 Tagen nach der Geburt zeigten keine Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen sechs Wochen und sechs Monate nach der Geburt. Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe wurden lediglich sechs Wochen nach der Geburt zugunsten der Kontrollgruppe in den Differenzen der Mittelwerte der Dimensionen Körperliche Funktionsfähigkeit (t= -2.2, [95% KI -4.6 ; -0.5], p<.01), soziale Rollenfunktion (t= -3.8, [95% KI -7.7;0.3], p=.03) und Körperliche Rollenfunktion (t= -7.8, [95% KI -14.6; -0.9], p=.008) konstatiert, die sich jedoch sechs Monate nach der Geburt aufgehoben haben (Morrell et al. 2000: 595f). Auch aus dieser Studie wird nicht ersichtlich, inwieweit eine Berechnung möglicher beeinflussender Variablen in die Darstellung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität integriert wurde. Es scheint, dass die Erhebung der demographischen Daten innerhalb der Studie ausschließlich der Kosten-Wirksamkeitsanalyse dienten. Der Studie fehlt außerdem in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität die Orientierung an Werten einer landesspezifischen Normstichprobe. 57 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Small et al. überprüften, inwieweit Frauen nach operativen Geburten von Nachgesprächen mit erfahrenen Hebammen, in denen die Geburtserlebnisse reflektiert werden konnten, profitieren. Die Ergebnisse der randomisiert kontrollierten Studie ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe, wenngleich festgestellt wurde, dass die Frauen der Interventionsgruppe sechs Monate nach der Geburt tendenziell höhere Werte in den einzelnen Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität aufweisen als die Frauen aus der Kontrollgruppe. Bezogen auf die Dimension emotionale Rollenfunktion erreicht der Unterschied Signifikanzniveau (t= -2.31 [[95% KI -10.48; -0.84]). Die Autorinnen diskutieren ihre Ergebnisse vor dem Hintergrund einer möglichen Retraumatisierung, die von anderen Autoren in Bezug auf spezifische Betreuungskonzepte nach einer Geburt mit Komplikationen thematisiert wurden (Small et al. 2000). Der Studie kann nicht entnommen werden, inwiefern eine Berechnung möglicher beeinflussender Variablen vorgenommen wurde. Ein Hinweis auf Werte der landesspezifischen Normstichprobe fehlt ebenfalls. Die Konzeption der Studie beinhaltete ein Follow-up vier bis sechs Jahre später, das zeigte, dass die hebammengeleiteten Nachgespräche nach einer operativen Geburt sich weder positiv noch negativ auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität einschließlich der Inzidenz einer PPD, ermittelt durch die EPDS, auswirken (Small et al. 2006). Boyce et al. untersuchten in ihrer Studie, inwieweit eine PPD, das Alter und die Parität Frauen in ihrer Funktionsfähigkeit nach der Geburt, operationalisiert durch die acht Dimensionen des SF-36, beeinflussen. Bemerkenswert an dieser Studie ist, dass die Autoren ihrer Untersuchung einen Vergleich der durchschnittlichen Skalenwerte der Stichprobe (mit und ohne depressive Symptome) mit denen der landes-, alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe vorschalteten. Frauen mit depressiven Symptomen (n=54) wichen demnach mit ihren Werten in fünf der acht Dimensionen signifikant (p<.001) von den Werten der Normstichprobe ab, wobei alle durchschnittlichen Werte der depressiven Frauen niedriger ausfielen. Die Gruppe der nicht-depressiven Frauen (n=370) zeigte in vier Dimensionen signifikante Abweichungen gegenüber der Normstichprobe, wobei sie in den Dimensionen psychisches Wohlbefinden und allgemeine Gesundheitswahrnehmung signifikant (p=.002 bzw. p<.001) höhere durchschnittliche Werte als die Normstichprobe aufwiesen. Der direkte Vergleich zwischen der Gruppe depressiver und nicht-depressiver Frauen mittels Varianzanalyse zeigte, dass sich beide Gruppen in sechs der acht Dimensionen signifikant (p<.006) voneinander unterschieden. Vor allem in den Dimensionen körperliche Rollenfunktion (69.3 vs. 81.1, F [3,408]=12.7, p<.001), psychisches Wohlbefinden (63.0 vs. 76.2, F[1,408]=16.3, p<.001), emotionale Rollenfunktion (51.5 vs. 76.9, F[1,408]=22.1, p<.001) und Vitalität (44.4 vs. 58.7, F[1,408]=13.9, p<.001) wurde der Unterschied zwischen depressiven und nicht-depressiven Frauen deutlich. Unabhängig von dem Vorliegen einer depressiven Erkrankung wurden die einzelnen Dimensionen je nach Alter und Parität unterschiedlich bewertet. So ist der körperliche Schmerz für Erstgebärende der niedrigsten und der höchsten Alterstufe scheinbar bedeutsamer als in den beiden mittleren Altersklassen (Boyce et al. 2000). Die Studie von Boyce et al. gibt durch einen Vergleich mit der Normstichprobe erstmalig Hinweise auf veränderte subjektive Bewertungsmechanismen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Frauen nach der Geburt eines Kindes. Es ist allerdings nicht ersichtlich, inwieweit außer der Parität und dem mütterlichen Alter weitere die Bewertung beeinflussende Faktoren berücksichtigt wurden. Gunn et al. (1998) stellten die Frage, ob eine erweiterte ärztliche Betreuung nach der Geburt das körperliche und psychische Wohlbefinden von Frauen verbessern kann. In der randomisiert kontrollierten Studie erhielten Frauen, die der Interventionsgruppe angehörten, zusätzlich zur üblichen Routineuntersuchung sechs Wochen nach der Geburt eine hausärztliche Untersuchung bereits eine Woche nach der Geburt. Die Autoren konnten sowohl drei als auch sechs Monate nach der Geburt im Hinblick auf die einzelnen Dimensionen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität keine signifikanten Unterschiede zwischen der Interventionsgruppe (n= 232) und der Kontrollgruppe (n=243) feststellen (Gunn et al. 1998). Der Studie kann nicht entnommen werden, inwiefern eine 58 Soziale und medizinische Versorgung im Kontext einer Geburt Berechnung möglicher beeinflussender Variablen vorgenommen wurde. Ein Hinweis auf Werte der landesspezifischen Normstichprobe fehlt ebenfalls. Insgesamt muss für den geburtshilflichen Kontext konstatiert werden, dass sich die Studienlage zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität zwar etwas umfangreicher gegenüber der zur subjektiven Gesundheit darstellt, jedoch dennoch die Frage gestellt werden kann, inwieweit tatsächlich im Rahmen der Studien belastbare Daten generiert wurden. Nur zwei Studien sind Reliabilitätsprüfungen zum SF-36 zu entnehmen (Jansen et al. 2007b; Gjerdingen & Center 2003). Vier Studien (Jansen et al. 2007a; Gjerdingen & Center 2003; Reid et al. 2002; Boyce et al. 2000) enthalten Hinweise auf Werte landesspezifischer Normstichproben. Diese jedoch, außer bei Boyce et al., nur als Randvermerk. Ein Review von Coyle (2009) zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Müttern zeigt, dass zum einen gesundheitsbezogene Lebensqualität in der Forschung längst nicht einheitlich operationalisiert wird und darüber hinaus die Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit als physiologische, aber dennoch biographisch bedeutsame Prozesse in der Forschung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität ungenügend integriert ist. In 11 von 17 Studien wurde zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der SF36 angewendet. Sechs dieser Studien hatten die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Müttern im Zusammenleben mit einem kranken Kind zum Forschungsgegenstand. Zwei Studien hatten das Vorliegen einer Depression als Bedingung für die Untersuchung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Müttern. Lediglich drei der von Coyle identifizierten Studien (Morell et al.; Reid et al. und MacArthur et al.) fehlte die krankheitsspezifische Ausrichtung (Coyle 2009). Abschließend wird festgestellt, dass neben der mangelhaft thematisierten Eignung der Instrumente zur subjektiven Gesundheitseinschätzung im geburtshilflichen Kontext bislang national wie international keine Studie sowohl die subjektive Gesundheit als auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität von ausschließlich primär gesunden Frauen nach der Geburt eines Kindes zum Forschungsgegenstand hatte. In den beschriebenen Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden zudem sowohl Low- als auch High-Risk-Frauen ins Studienkollektiv einbezogen oder der Zusammenhang bereits bekannter pathologischer Zustände und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität untersucht. Für den deutschsprachigen Raum konnte darüber hinaus keine Studie ermittelt werden, welche die gesundheitsbezogene Lebensqualität in Zusammenhang mit einer Geburt zum Forschungsgegenstand hat. Alle im internationalen Raum identifizierten Studien weisen als gemeinsames Merkmal den Mittelwertvergleich in der Datenauswertung auf. Vor dem Hintergrund der komplexen Zusammenhänge zwischen physischer und psychischer Morbidität sowie deren möglichen Ursachen und vor dem Hintergrund der bereits in anderen Zusammenhängen vielfach anerkannten Validität subjektiver Gesundheitseinschätzungen muss die Frage gestellt werden, inwieweit die subjektive Gesundheitseinschätzung tatsächlich die psychische und physische Morbidität von Frauen in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt ihres Kindes widerspiegelt. Gleichzeitig ist zu hinterfragen durch welche Faktoren diese Einschätzung möglicherweise auch über die Zeit hinweg beeinflusst wird. Diesen Fragen wird im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit nachgegangen, der mit der Beschreibung der Methodik im nachfolgenden Kapitel beginnt. 59 Methodik 4 Methodik Für die vorliegende Untersuchung wurde ein nicht-experimentelles Forschungsdesign in Form einer retrospektiven Kohortenstudie gewählt. Der Vorteil einer Kohortenanalyse liegt in der Erfassung der Inzidenz einer Erkrankung (Müllner 2005: 81), hier in der Erfassung einer beeinträchtigten Gesundheit und einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Der Nachteil besteht hingegen in der Tatsache, dass anhand der Ergebnisse einer Kohortenstudie Kausalitäten tatsächlich nur begrenzt ermittelt werden können (ebd.). In der vorliegenden Analyse werden Daten der prospektiven, multizentrisch angelegten Interventionsstudie Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal sowie der dieser Studie angegliederten Kosten/Nutzen- und Kosten/WirksamkeitsAnalysen verschiedener Versorgungsangebote in der Geburtshilfe (gefördert durch das BMBF, FKZ 01 GT 0616), durchgeführt vom Verbund Hebammenforschung an der Hochschule Osnabrück, im Hinblick auf die genannten Forschungsfragen sekundär analysiert. Innerhalb der Primärstudie wurden 1.238 Geburten in einem eigens dafür entwickelten Erhebungsbogen (t0) dokumentiert. Erfasst wurden ausschließlich die Geburten gesunder Frauen, sogenannter Low-Risk-Frauen. Der Status Low-Risk wurde nach festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien definiert, die im weitesten Sinne denen des Befundkatalogs im derzeit gültigen Mutterpass entsprechen (s. Anlagenband Seite 12f). Die Studienteilnehmerinnen erhielten 8 Wochen (t1) und 6 Monate (t2) nach der Geburt einen 30-seitigen Fragebogen, in dem sie zu ihrem physischen und psychischen Befinden, ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität, ihrem Geburtserleben, zum Befinden des Kindes und zum Stillverhalten gefragt wurden. Darüber hinaus beinhaltete der Fragebogen Fragen zu soziodemographischen Aspekten. Die Datenerhebung erfolgte zwischen Juli 2007 und Januar 2010. Ziel der beiden Studien war es, den hebammengeleiteten Kreißsaal und den üblichen ärztlich geleiteten Kreißsaal als zwei verschiedene Versorgungskonzepte im klinischen Setting zu vergleichen. Die Studien wurden unter Einhaltung der GCP-Richtlinien (Guideline for Good Clinical Practice) und der Deklaration von Helsinki konzipiert. Die Ethikkommissionen der Ärztekammern Bremen, Hamburg sowie der Landesärztekammer Baden-Württemberg prüften schließlich das Konzept und gaben ihr positives Votum. Die Dateneingabe und -auswertung der Primärstudie mit Hilfe des Statistical Analyse Systems (SAS) erfolgte durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) (Sayn-Wittgenstein et al. 2010). 4.1 Zielsetzung und leitende Forschungsfragen Ziel der vorliegenden Analyse war die Darstellung der subjektiven Gesundheitseinschätzung von gesunden Frauen nach der Geburt eines Kindes. Darüber hinaus wurden mögliche beeinflussende Faktoren in Bezug auf diese Einschätzung ermittelt und die Eignung bereits in anderen Zusammenhängen etablierter Assessmentinstrumente zur subjektiven Gesundheit und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität für den geburtshilflichen Kontext überprüft. Aus dem Stand der Forschung leiteten sich für die vorliegende Untersuchung folgende Fragestellungen ab: 1. Wie bewerten gesunde Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes ihre subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität? 2. Wie stellt sich die subjektive körperliche und psychische Morbidität gesunder Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes dar? 60 Methodik 3. Bilden die in der Gesundheitsforschung etablierten Instrumente zur subjektiven Gesundheit und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität die subjektive Morbidität von gesunden Frauen nach der Geburt eines Kindes ab? 4. Welche Faktoren beeinflussen die subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes? Die Beantwortung der ersten beiden Forschungsfragen geschah anhand einer deskriptiven Analyse der Daten zur subjektiven Morbidität, zur subjektiven Gesundheit sowie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Studienteilnehmerinnen. Zur Beantwortung der Fragen drei und vier wurden entsprechend dem bisherigen Stand der Forschung insgesamt acht Haupthypothesen formuliert, die mit Hilfe inferenzstatistischer Verfahren geprüft wurden. Die Hypothesen wie auch ihre Operationalisierung werden im nächsten Kapitel näher erläutert. 4.2 Hypothesen und ihre Operationalisierung Die Prüfung der acht Hypothesen geschah sowohl in der Gesamtstichprobe als auch stratifiziert nach Parität, wobei nach Erst- und Mehrgebärenden unterschieden wurde. Nachfolgend wird die Operationalisierung der einzelnen Hypothesen näher dargestellt. Die Darstellungen inkludieren bei einigen Hypothesen die Beschreibung der eingesetzten Instrumente sowie der in diesem Zusammenhang validierten Cut-off Werte und Messverfahren, wodurch sie je nach Hypothese unterschiedlich lang ausfallen. Der unterschiedliche Umfang in der Darstellung kommt keineswegs einer Wertung gleich. Zielvariable jeder Hypothese war die subjektive Gesundheitseinschätzung mit den Komponenten subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität. Die Operationalisierung der subjektiven Gesundheit wurde von einer vorgeschalteten Instrumentenanalyse abhängig gemacht. In der Primärstudie fanden zwei Instrumente zur Operationalisierung der subjektiven Gesundheit Anwendung: 1. SF-1 Die Frage: Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand im Allgemeinen bezeichnen? Ist Bestandteil des Instrumentes zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, dem Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36). Ihre Beantwortung ist über die fünf Punkte Likert Skala ausgezeichnet – sehr gut – gut – weniger gut – schlecht möglich. National wie international wird diese Frage auch isoliert zur Evaluation der subjektiven Gesundheit verwendet und im Zuge dessen als SF-1 (1. Item des SF-36) bezeichnet. Für den SF-1 existieren Auswertungsvorschriften, die für den Vergleich mit anderen Skalen des SF-36 eine Kalibrierung und Transformation auf eine Skalierung von 0 bis 100 vorsehen (Bullinger & Kirchberger 1998: 15ff). 2. Visual analogue scale des EQ-5D (EQ-VAS) Die Visual Analogue Scale (VAS) basiert auf einer Ordinalskala im Zahlenraum von 0 bis 100, auf der der subjektive Gesundheitszustand differenziert in Einser-Intervallen angegeben werden kann. Die VAS bildet den Abschluss des EQ-5D, einem von der EuroQuol-Gruppe entwickelten generischen Indexinstrument zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. In der vorliegenden Analyse wurde die Gelegenheit ergriffen, beide Instrumente im geburtshilflichen Kontext zu vergleichen, mit dem Ziel einer Präferenzentwicklung für eines der Instrumente innerhalb der Hypothesenprüfung. 61 Methodik Die Überprüfung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurde anhand des Medical Outcome Study-36 Item Short Form (SF-36) als generisches Profilinstrument in seiner ersten Version11 durchgeführt. Mit Hilfe von 36 Items werden innerhalb des Instrumentes acht Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität evaluiert: Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU): zehn Items Körperliche Rollenfunktion (KÖRO): vier Items Körperlicher Schmerz (SCHM): zwei Items Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES): fünf Items Vitalität (VITA): vier Items Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU): zwei Items Emotionale Rollenfunktion (EMRO): drei Items Psychisches Wohlbefinden (PSYC): fünf Items (Bullinger & Kirchberger 1998: 12) Die ersten vier der genannten Dimensionen werden zusätzlich in eine standardisierte körperliche Summenskala, die letzten vier der genannten Dimensionen in eine standardisierte psychische Summenskala unter Verwendung spezifischer Rechenregeln zusammengefasst. Zusätzlich zu den genannten Dimensionen und den Summenskalen wird mit einem einzelnen Item die Veränderung der subjektiven Gesundheit ermittelt. Dabei wird der gegenwärtige allgemeine Gesundheitszustand im Vergleich zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit über eine fünf Punkte Likert Skala beschrieben. Die einzelnen Dimensionen werden in einer Variationsbreite von 0 bis 100 Punkten abgebildet. Cut-off Werte zur Klassifizierung in eine gute oder schlechte Lebensqualität existieren nicht. Die Prüfung der Hypothesen innerhalb der inferenzstatistischen Analysen erfolgte zur besseren Übersicht ausschließlich unter Verwendung der beiden Summenskalen und ihrer jeweiligen 25% Perzentile. 1. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der subjektiven Morbidität und der subjektiven Gesundheitseinschätzung gesunder Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes. Die subjektive physische Morbidität wurde in den drei Teilbereichen Beschwerden durch Geburtsverletzung, stillspezifische Morbidität und sonstige körperliche Beschwerden betrachtet. Der Teilbereich Beschwerden durch Geburtsverletzung wurde durch Beschwerden hervorgerufen durch eine Dammnaht oder durch eine Kaiserschnittnaht mit den Kodierungen 0= keine Beschwerden, 1= wenig Beschwerden und 2= viele Beschwerden operationalisiert. Da zwischen den beiden Variablen eine Entweder- Oder- Beziehung besteht, wurden sie in der Betrachtung unter Beibehaltung der Kodierung zusammengefasst, so dass hier eine minimale Punktzahl von null und maximale Punktzahl von zwei erreicht werden konnte. 11 Die erste Version des SF-36 wurde bereits einmal modifiziert, wobei ausschließlich Formulierungen in den Items bzw. Veränderungen in den Antwortskalierungen vorgenommen wurden. 11 Items wurden innerhalb dieses Prozesses modifiziert (Morfeld et al. 2005: 292ff). In der Primärstudie fand dennoch die erste Version (Version 1.0) Verwendung, nicht zuletzt weil nur für diese Version zu Beginn der Studie (Januar 2007) die Nutzungsrechte in Deutschland verfügbar waren. 62 Methodik Die drei Variablen wunde Brustwarzen, Schmerzen beim Stillen und Brustentzündungen mit der Kodierung 0= keine Beschwerden, 1= wenig Beschwerden und 2= viele Beschwerden für jedes einzelne Item wurden zu einem Score stillspezifische Morbidität zusammengefasst, wodurch innerhalb des Scores eine maximale Punktzahl von sechs Punkten erreicht werden konnte. In den Teilbereich sonstige körperliche Beschwerden gingen die Variablen Uterusinfektionen, Harnwegsinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Müdigkeit, körperliche Erschöpfung, Schmerzen beim Stuhlgang, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen mit ihren Kodierungen 0= keine Beschwerden, 1= wenig Beschwerden und 2= viele Beschwerden einzeln in die Hypothesenprüfung ein. Zum Zeitpunkt t2 wurde der Teilbereich sonstige körperliche Beschwerden durch die Variable Schmerzen beim Geschlechtsverkehr mit derselben Kodierung ergänzt. Die Auswahl der Items geschah in Anlehnung an Schytt et al. (2005) und Thompson et al. (2002). Die subjektive psychische Morbidität wurde durch die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) erfasst. Die Entwicklung der EPDS wurde erstmalig von Cox et al. 1987 beschrieben. Es handelt sich um eine Selbstbewertungsskala mit zunächst 13, später 10 Items zur Bewertung des emotionalen Zustandes in den Wochen und Monaten nach einer Geburt. Der Einsatz der Skala dient der Identifizierung des Bedarfs einer weiterführenden psychologischen Betreuung . Sie ist deshalb als Screeninginstrument zu bewerten. Die Höhe einer erreichten Punktzahl lässt keine Diagnose bezüglich der Schwere eines depressiven Zustandes zu (Cox et al. 1987). Im Rahmen des Screeningverfahrens werden international unterschiedliche Cut-off Werte verwendet. Halbreich und Karkun (2006) identifizieren in ihrer Übersichtsarbeit zur Prävalenz der postpartalen Depression (PPD) 113 Studien, denen Angaben zu Cut-off Werten der EPDS in der Darstellung der regionalen Inzidenzraten zu entnehmen sind. Hauptsächlich liegen diese zwischen 9 und 13 Punkten. Dennoch gibt es auch vereinzelt Studien, in denen von höheren Cut-off Werten ausgegangen wird. Da die Entwickler der EPDS bereits die kulturspezifische Anwendung von Cut-off Werten empfohlen haben, legen Karkhun und Heidrich auf der Basis ihrer Ergebnisse nahe, zur Anwendung der EPDS die landesspezifische Sensitivität und Spezifität des Instrumentes zu prüfen (Halbreich & Karkun 2006). Cox und Holden beschreiben für Großbritannien die Sensitivität der EPDS anhand einer sehr kleinen Stichprobe (n=84) mit 86% und die Spezifität mit 78%. Sie stellen fest, dass die Verwendung eines Cut-off Wertes von 9/10 den Anteil der nicht diagnostizierten postpartalen Depressionen auf unter 10% senken wird (Cox & Holden 2007: 17). Gleichzeitig konstatieren sie aber: „When using the EPDS in primary care settings as a component of a screening programme, the 9/10 Cut-off may be over-inclusive, so a Cut-off of 12/13 is often recommended.“ (ebd.: 18). Deutschen Lehrbüchern ist zu entnehmen, dass sich die Verwendung eines Cut-off Wertes von 12 Punkten etabliert zu haben scheint (Mändle 2007: 540; Ebeling 2005: 527). Die zehn Items stellen Aussagen zum emotionalen Befinden dar, die jeweils über vier Antwortvorgaben zu bewerten sind. Die Punktwerte der Antwortvorgaben liegen zwischen 0 und 3 Punkten, so dass der Gesamtpunktwert der EPDS zwischen 0 und 30 Punkten liegen kann. Für die Klassifizierung depressiver Zustände wurde in der vorliegenden Analyse ein Cut-off Wert von >12 Punkten zugrunde gelegt. 2. Es besteht kein Zusammenhang zwischen den medizinischen Interventionen während der Geburt des Kindes und der subjektiven Gesundheitseinschätzung der Frau acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. 63 Methodik Als medizinische Interventionen wurden die sekundäre Sectio caesarea, das Anlegen einer Episiotomie als iatrogen verursachte Geburtsverletzung sowie die Durchführung einer PDA mit dem Wissen, dass Interventionen wie eine Sectio caesarea oder eine Episiotomie zu einem intensiveren postpartalen Schmerzerleben führen und die PDA möglicherweise mit verzögerten Verarbeitungsprozessen von Geburtserlebnissen verbunden ist, näher analysiert. 3. Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Geburtserleben der Frau und ihrer subjektiven Gesundheitseinschätzung acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. In der Primärstudie fanden drei Instrumente zur Erfassung des Geburtserlebens Anwendung: 1. Geburtserleben (single item) Das Geburtserleben wird zunächst durch die singuläre Frage: Wenn Sie heute an ihre Geburt zurückdenken, wie würden Sie Ihr Geburtserlebnis und Ihre Geburtserfahrung insgesamt bewerten? operationalisiert. Zu beantworten ist diese Frage über eine fünf Punkte Likert Skala mit den Marken sehr postiv, positiv, teils-teils, negativ und sehr negativ. Im weiteren Verlauf der Analyse wird diese Frage als das Instrument Geburtserleben (Single item) bezeichnet. 2. Modifizierte Salmon’s Item List (SILGer_12) Anfang der 1990er Jahre entwickelten Salmon und Drew (1992) ein Instrument, das in 20 Items dem Geburtserleben als mehrdimensionales Konstrukt Rechnung trägt. Entwickelt und getestet wurde die sogenannte Salmon Items List (SIL) in einer Studie mit 214 Erstgebärenden, von denen 104 im letzten Drittel der Schwangerschaft zu ihren Erwartungen an die Geburt und 110 in den ersten 18 bis 48 Stunden nach der Geburt zu ihrem Geburtserleben befragt wurden. Die interne Validität des Instruments konnte nicht in allen Dimensionen als befriedigend angesehen werden (Salmon & Drew 1992). Stadlmayr et al. (2001) übersetzten die SIL für den deutschsprachigen Raum und überprüften die Anwendbarkeit in einer Studie mit insgesamt 251 Erst- und Mehrgebärenden unter unterschiedlichen Voraussetzungen. Die Autoren stellten fest, dass einzelne Items der SIL eher einer vierten Dimension, die sie negative emotionale Erfahrung nannten, entsprachen. Mit dieser neuen Dimension lies sich die deutschsprachige SIL, fortan als SILGer_20 bezeichnet, als ein Vier-Faktorenmodell beschreiben (Lemola et al. 2007). Die zwei Faktoren bzw. Dimensionen Gute emotionale Adaptation (in der Originalversion: distress) und körperliche Beschwerden (in der Originalversion: difficulty) beschreiben das intrapartale Erleben während die zwei Faktoren bzw. Dimensionen Erfüllltheit (in der Originalversion: fulfilment) und negative emotionale Erfahrung als neue Dimension sich auf die postpartale emotionale Bewertung beziehen. Darüber hinaus identifizierten Stadlmayr et al. (2001) in ihrer Auswertung drei Items, die sich keiner der Dimensionen zuordnen ließen. Hierbei handelte es sich um die Items Unter Kontrolle, Angst und Zeit vergeht nicht (Stadlmayr et al. 2001; Stadlmayr et al. 2006). Salmon & Drew (1992) ordneten seinerzeit In control und anxious der Dimension distress und Time going slowly der Dimension difficulty zu (Salmon & Drew 1992). Insgesamt weist der SILGer_20 mit einem Cronbachs Alpha von .88 eine sehr gute psychometrische Qualität auf und liegt in seinen Einzelwerten deutlich über denen der englischen Originalversion, wenngleich auch hier zwei Dimensionen den Cut-off Wert von .70 verfehlen (Salmon & Drew 1992; Stadlmayr et al. 2001; Stadlmayr et al. 2004; Stadlmayr et al. 2006). Mit dem SILGer_12 entwickelten Stadlmayr et al. eine Kurzversion des SILGer_20, wobei acht Items, die eine schwache Korrelation zum Gesamtscore aufwiesen, eliminiert wurden. Der SILGer_12 sollte nach Angaben der Autoren nur als Gesamtskala verwendet werden. Als Validitätsprüfungen wurden Korrelationsprüfungen mit dem SILGer_20 durchgeführt. SILGer_12 und SILGer_20 wurden dafür aus demselben Sample generiert. Analog zum SILGer_20 wurde für den SILGer_12 ein Cut-off Wert von 43 Punk64 Methodik ten errechnet. Wird eine Punktzahl unter diesem Wert erreicht, kann von einem negativen Geburtserleben ausgegangen werden. Als Maximum erlaubt das Instrument eine Punktzahl von 100 Punkten (Stadlmayr 2010). Neben den genannten Aspekten Kontrolle, Angst und Zeit werden mit dem Instrument die neun Aspekte Enttäuschung, Begeisterung, Freude, Deprimiertheit, Glücksgefühl, Erfahrung, Bewältigung der Situation, Schmerz und Erschöpfung jeweils mittels semantischem Differenzial (siebenstufig) abgefragt. Die Bewertung dieser Aspekte bezieht sich auf die Geburt und die ersten Stunden danach. 3. Berne Basel Childbirth Inventory (BBCI) Ähnlich wie in der Entwicklung des SILGer_12 wurde auch in der Entwicklung des Berne Basel Childbirth Inventory (BBCI) der Tatsache Rechnung getragen, dass ein erinnertes Geburtserleben sich nicht ausschließlich auf ein erinnertes Schmerzerleben reduzieren lässt. Der BBCI wurde als bislang unveröffentlichtes Instrument vereinzelt zur Erfassung des Geburtserlebens eingesetzt. Dabei sollen Studienteilnehmerinnen retrospektiv beurteilen, wie sie sich unter der Geburt gefühlt und die Geburt erlebt haben. Er umfasst 42 Items (26 in Faktoren plus 16 Einzel-Items), die mehrere Dimensionen des Geburtserlebens wiedergeben. Zu diesen Dimensionen gehören: Wahrgenommene Unterstützung durch den Partner: 4 Items Einbezug des Partners durch das geburtshilfliche Team: 2 Items Wahrgenommene Unterstützung durch das geburtshilfliche Team: 3 Items Kontakt zum Kind: 3 Items Unzureichende Copingressourcen (Einbezug des Schmerzerlebens): 7 Items Peritraumatisches emotionales Erleben: 5 Items Peritraumatisches Dissoziatives Erleben: 6 Items Die dargestellten Subskalen wurden anhand einer Stichprobe mit 251 Probandinnen entwickelt und wiesen in der Reliabilitätsprüfung nicht immer ein ausreichendes Cronbach’s Alpha auf. So lag das Cronbach’s Alpha der drei Dimensionen Integration des Partners durch das geburtshilfliche Team, Peritraumatisches emotionales Erleben und Peritraumatisches Dissoziatives Erleben teilweise weit unter .70. Die Dimensionen wahrgenommene Unterstützung durch das geburtshilfliche Team, Kontakt zum Kind sowie Unzureichende Copingressourcen wiesen hingegen ein Cronbach’s Alpha von .80 und mehr auf. Und schließlich lag das Cronbach’s Alpha der Dimension wahrgenommene Unterstützung durch den Partner bei .75. Alle 42 Items werden über bipolare, fünfstufige Bewertungsskalen beantwortet. Der BBCI kann längst nicht als ausreichend validiertes Instrument angesehen werden. In weiteren Studien soll deshalb u.a. geprüft werden, inwieweit die 16 Einzel-Items sich den einzelnen Subskalen zuordnen lassen (Stadlmayr 2007). Aus diesem Grund fand er in der Hypothesenprüfung keine Anwendung. Er diente aber aufgrund seiner dezidierten Erfassung verschiedener Dimensionen des Geburtserlebens einer vorgeschalteten Analyse der beiden Instrumente Geburtserleben (single item) und SILGer_12. Ziel war dabei die Präferenzentwicklung eines der beiden Instrumente für die Aufnahme in ein Rechenmodell zur Hypothesenprüfung. 4. Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Stillverhalten der Frau und ihrer subjektiven Gesundheitseinschätzung acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. Es wird angenommen, dass Stillen nicht nur eine körperliche Belastung darstellt, sondern auch mit einer emotionalen Be- oder Entlastung verbunden sein kann, wodurch die subjektiven Gesundheitseinschätzungen mögli65 Methodik cherweise beeinflusst werden. Das Stillverhalten der Frau wurde deshalb ausschließlich dichotom betrachtet, indem acht Wochen nach der Geburt (Fristende der gesetzlichen Mutterschutzfrist für berufstätige Frauen im Angestelltenverhältnis) sowie nach sechs Monaten zwischen stillenden und nicht-stillenden Frauen unterschieden wurde. 5. Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Kindes und der subjektiven Gesundheitseinschätzung seiner Mutter acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. Mit der Prüfung des Zusammenhanges zwischen dem kindlichen Geschlecht und der subjektiven Gesundheitseinschätzung wurden die Ergebnisse von de Tuchey et al. (2008) aufgegriffen, die in ihrer Studie einen Zusammenhang zwischen dem kindlichen Geschlecht und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität aufzeigten, ohne diesen jedoch näher zu analysieren. 6. Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand des Kindes und der subjektiven Gesundheitseinschätzung seiner Mutter acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. Der Gesundheitszustand des Kindes wurde über den Apgar-Score12 und den ph-Wert des arteriellen Nabelschnurblutes definiert. Verwendet wurde ausschließlich der Apgar-Wert nach 5 Minuten. In Anlehnung an Bauer (2011:191) wurde ein gutes fetal outcome mit einem arteriellen Nabelschnur-pH > 7,20 und einem fünfMinuten-Apgar von > 7 Punkten angenommen. Eine entsprechende Variable wurde mit den Merkmalsausprägungen 0 für ein schlechtes fetal outcome und 1 für ein gutes fetal outcome konstruiert. Der Gesundheitszustand des Neugeborenen wurde darüber hinaus mit seiner Verlegung auf eine neonatologische Überwachungsstation direkt aus dem Kreißsaal heraus operationalisiert. Da das subjektive Empfinden der Mutter, ob ihr Kind gesund auf die Welt gekommen ist, möglicherweise ihre subjektive Einschätzung ihrer eigenen Gesundheit beeinflusst, wurde auch diese Variable in die Operationalisierung des kindlichen Gesundheitszustandes mit aufgenommen. Schließlich wurden pädiatrisch diagnostizierte Auffälligkeiten beim Kind anlässlich der Vorsorgeuntersuchungen U2 (Untersuchung am 3. bis 10. Lebenstag), U3 (Untersuchung in der 4. bis 6. Lebenswoche) und U4 (Untersuchung im 3. bis 4. Lebensmonat) dichotom betrachtet. Angaben zu den Auffälligkeiten wurden den Fragebögen entnommen. Die Studienteilnehmerinnen wurden zu beiden Erhebungszeitpunkten aufgefordert, die Fragen zu gesundheitlichen Auffälligkeiten ihres Kindes entsprechend den Eintragungen der Kinderärztin/des Kinderarztes im Kinderuntersuchungsheft zu beantworten. Dieses Heft wird für jedes Kind bei der Geburt angelegt, so dass vorgesehene Routine-Untersuchungen der Kinder bis zum Eintritt in die Pubertät von der Kinderärztin/ dem Kinderarzt dort dokumentiert werden können. Ausgehend von der Annahme, dass eine Reihe Kinder zu t2 noch nicht an der U5 (Untersuchung im 6. Lebensmonat) teilgenommen haben, wurde dieser Untersuchungszeitpunkt in die Analyse nicht inkludiert. Aus den genannten Variablen wurde ein Summenscore gebildet, wobei die einzelnen Variablen ungewichtet und binär kodiert in den Score mit aufgenommen wurden. Entsprechend der Variablenanzahl zu beiden Erhebungszeitpunkten konnte im Score Gesundheitszustand des Kindes eine maximale Punktzahl von fünf/sechs Punkten und eine minimale Punktzahl von null Punkten erreicht werden. 12 Score zur Bewertung des gesundheitlichen Zustandes des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt. Bewertet werden Atmung, Herzfrequenz, Muskeltonus, Hautfarbe und Reflextätigkeit des Neugeborenen. Dieser Score wurde von der Anästhesistin Virginia Apgar erstmals beschrieben (Apgar 1953) und demzufolge nach ihr benannt. 66 Methodik 7. Es besteht ein Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Merkmalen der Frau und ihrer subjektiven Gesundheitseinschätzung acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. Als sozioökonomische Merkmale gingen die Variablen mütterliches Alter, Familienstand, NettoÄquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Versichertenstatus, Berufstätigkeit nach der Geburt sowie das Bildungsniveau in die Hypothesenprüfung ein. Das Geburtsland der Mutter wurde als sozioökonomische Variable aus folgendem Grund nicht in die Hypothesenprüfung inkludiert: Ein wesentlicher Punkt in der Benachteiligung von Migrantinnen hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Versorgung liegt in den Sprach- und Zugangsbarrieren (Razum et al. 2008: 107). Beide Faktoren trafen auf die Studienteilnehmerinnen nicht zu, da sowohl ein klares Sprachverständnis als auch der vorherige Kontakt mit der Geburtsklinik Voraussetzungen für die Studienteilnahme waren. Von einem repräsentativen Anteil Migrantinnen konnte deshalb im vorliegenden Datensatz nicht ausgegangen werden. Das Netto-Äquivalenzeinkommen als sozioökonomisches Merkmal beschreibt ein Pro-Kopf-Einkommen, errechnet aus dem Haushaltsnettoeinkommen und der im Haushalt lebenden Personen. Üblicherweise wird in der Berechnung des Netto-Äquivalenzeinkommens das Alter der im Haushalt lebenden Personen berücksichtigt. Da die Altersstruktur in der vorliegenden Sekundäranalyse jedoch nicht bekannt war, wurde die Haushaltsgröße entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie (DAE), der Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft mit dem Faktor 0,73 (Jöckel et al. 1997: 16) gewichtet. Als sozioökonomisches Merkmal zu den Einkommensstrukturen wurde bewusst das NettoÄquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft gewählt, da hier davon ausgegangen wurde, dass es die Einkommensverhältnisse eines längeren Zeitraums und damit auch entsprechende Statusverhältnisse repräsentiert. In der Konzeptualisierung des Bildungsniveaus wurde vom üblichen Vorgehen, der Einteilung in Haupt-, Realschulabschluss sowie Fachhochschul- und allgemeine Hochschulreife abgewichen. In Anlehnung an die Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie (DAE), der Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft (Jöckel et al. 1997: 14) wurde für die Variable die Anzahl der Schuljahre an einer allgemeinbildenden Schule mit der beruflichen Ausbildung kombiniert. Hieraus ergaben sich im Gegensatz zu den in den genannten Empfehlungen acht Kategorien nur sechs Einteilungen und damit eine veränderte Punktvergabe. Tabelle 4-4 Schul-/Berufsausbildung und Punktewerte Schulbesuch und Ausbildung Punktwert Bis zu 10 Jahren Schulbesuch ohne Ausbildung 1 Mindestens 12 Jahre Schulbesuch ohne Ausbildung 2 Noch in der Ausbildung/im Studium 3 Schulbesuch 10 Jahre plus abgeschlossene Lehre/ Fachschule 4 Schulbesuch mindestens 12 Jahre plus abgeschlossene Lehre/Fachschule 5 Schulbesuch mindestens 12 Jahre plus Studium und akademischer Abschluss 6 67 Methodik 8. Es besteht ein Zusammenhang zwischen den erlebten Unterstützungsleistungen der Frau und ihrer subjektiven Gesundheitseinschätzung acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt. Die erlebte Unterstützungsleistung wurde anhand von drei Faktoren operationalisiert: Dauer der Wochenbettbetreuung durch die Hebamme, emotionale Unterstützung durch den Partner sowie emotionale Unterstützung durch den Familien- und Freundeskreis. Die Unterstützungsleistung durch den Familien- und Freundeskreis wurde mit drei Fragen, zu beantworten über eine vier Punkte Likert Skala, und die Unterstützungsleistung durch den Partner anhand von sechs Fragen, ebenfalls zu beantworten mit einer vier Punkte Likert Skala, erfragt. Die Verwendung des Instruments zur postnatalen emotionalen Unterstützung durch den Partner geschah in der Primärstudie in Anlehnung an Lemola et al. (2007), die in ihrer Studie die entsprechenden sechs Items aus einem Instrument des Life Course and Health Research Center übernommen haben und es mit einem Cronbach’s Alpha von .86 in ihrer Studie als reliables Instrument zur Erhebung der emotionalen Unterstützung durch den Partner nach der Geburt identifizierten (Lemola et al. 2007). Die Fragen zur Unterstützungsleistung durch den Freundes-/Familienkreis entsprachen in ihrer Formulierung den ersten drei Fragen des Instrumentes zur emotionalen Unterstützung durch den Partner. Für die Analyse wurden Summenscores jeweils aus den Fragen zur Unterstützungsleistung des Partners und der Unterstützungsleistung des Freundes-/Familienkreis gebildet. Der Score zur Unterstützung durch den Partner konnte im Minimum sechs Punkte und im Maximum 24 Punkte erreichen. Im Score zur Unterstützung durch die Familie konnten im Minimum drei und im Maximum 12 Punkte erreicht werden. In beiden Scores bedeutet eine hohe Punktzahl ein Mangel an emotionaler Unterstützung. 4.3 Datenaufbereitung und Auswahl der statistischen Verfahren Für die vorliegende Analyse wurden zunächst die SAS-Datei der Primärstudie in das Format der Statistik Software SPSS Predictive Analytics Software 18 (PASW) konvertiert und mit der Konvertierung nicht übernommene Wertelabels umfassend ergänzt. Darüber hinaus erfolgten Umkodierungen einzelner Items der Erhebungsinstrumente entsprechend den hierzu existierenden Auswertungsvorschriften. Hierzu gehörte die Umpolung von insgesamt sieben Items der Skalen Soziale Funktionsfähigkeit, Vitalität, psychisches Wohlbefinden und Allgemeine Gesundheitswahrnehmung des SF-36, um die Berechnung des Cronbach’s Alpha innerhalb der Reliabilitätsanalysen durch Ausschluss negativer Korrelationen zu ermöglichen. Weiterhin wurden insgesamt drei Items der Subskalen Körperlicher Schmerz und Allgemeine Gesundheitswahrnehmung entsprechend den Vorgaben rekalibriert (Bullinger & Kirchberger 1998: 15ff). Für die Berechnung des Cronbach’s Alpha wurde im BBCI ebenfalls eine Umpolung durchgeführt. Dies war dort jedoch nur bei einem Item notwendig. Umpolungen erfolgten außerdem bei zwei Items zur Erfassung der sozialen Unterstützung durch den Partner. Auch dies geschah aufgrund der Cronbach’s Alpha Berechnung. Bei unterschiedlich intervallskalierten Variablen wurden − sofern notwendig − Skalenwerte entsprechend den Ausführungen von Bullinger und Kirchberger (1998: 25) wie folgt transformiert: [Tatsächlicher Rohwert – niedrigst möglicher Rohwert] -----------------------------------------------------------------------Mögliche Spannweite des Rohwertes 68 X 100 Methodik Für die Überführung in die Rechenmodelle wurden im Fall der metrisch skalierten Daten Dummyvariablen gebildet. Die dezidierte Darstellung hierzu kann dem Anlagenband Seite 21-23 entnommen werden. Auswahl der statistischen Verfahren Zunächst wurde der Hypothesenprüfung die deskriptive Analyse der abhängigen wie der unabhängigen Variablen vorangestellt. Die Verfahren der deskriptiven Statistik wurden sowohl für die gesamte Stichprobe als auch stratifiziert nach Parität angewandt. Unterschiede in den Gruppen wurden innerhalb der deskriptiven Analyse über Chiquadratbasierte Unabhängigkeitstests und unter Anwendung des T-test für Mittelwertvergleiche dargestellt, wobei zur Berechnung des Signifikanzniveaus der Mann-Whitney-U-Test als nicht-parametrisches Testverfahren als Rechengrundlage diente. Im longitudinalen Vergleich fand der Wilcoxon-Test bei verbundenen Stichproben Anwendung. Die Hypothesenprüfung erfolgte anhand der logistischen Regression. P-Werte, Odds-ratios und deren 95% Konfidenzintervall wurden unter Anwendung der Wald-Statistik berechnet. Der Anteil der erklärten Varianz wurde mittels des Regressionskoeffizienten nach Nagelkerke überprüft. Die den multivariaten Analysen für die Konstruktion eines Rechenmodells vorgeschalteten univariaten Analysen erfolgten unter Anwendung von Chiquadratbasierten Unabhängigkeitstests. Uni- wie multivariate Analysen zur Hypothesenprüfung wurden sowohl für die gesamte Stichprobe als auch stratifiziert nach Parität durchgeführt. Im folgenden Kapitel werden Ergebnisse dargestellt, wobei zunächst eine explorative Datenanalyse, eine deskriptive Analyse der Stichprobendaten sowie der abhängigen und unabhängigen Variablen erfolgen. 69 Ergebnisse 5 Ergebnisse Innerhalb der Multicenterstudie Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal sowie der Kosten-Nutzen- und Kosten-Wirksamkeitsanalysen verschiedener Versorgungsangebote in der Geburtshilfe wurden die Daten von 1238 gesunden Frauen entsprechend einem speziell entwickelten Dokumentationsbeleg zum Zeitpunkt der Geburt ihrer Kinder (t0) erhoben. Von diesen 1238 Frauen füllten 1168 Frauen acht Wochen nach der Geburt (t1) einen Fragebogen aus, was einer Rücklaufquote von 94,3% entspricht. Sechs Monate nach der Geburt (t2) erhielten unter Berücksichtigung des absehbaren Studienendes 1138 Frauen einen Fragebogen zugesandt. Von diesen schickten 1040 Frauen den Fragebogen ausgefüllt zurück, entsprechend einer Rücklaufquote 91,4%. 59 Frauen füllten weder den Fragebogen zu t1 noch den zu t2 aus. Ausgehend von 1138 Frauen, von denen der Laufzeit der Studie entsprechend zu beiden Zeitpunkten Fragebögen hätten vorliegen können und die offensichtlich im Nachhinein eine Teilnahme an der Studie ablehnten, entspricht dies einer Nonresponderate von 5,2%. 11 Frauen sendeten lediglich den Fragebogen zu t2 zurück und 39 Frauen antwortet zwar zum Zeitpunkt t1, verzichteten jedoch darauf zum Zeitpunkt t2. Insgesamt stehen für die vorliegende Sekundäranalyse Daten von 1029 Frauen zu allen drei Erhebungszeitpunkten zur Verfügung (siehe Abbildung 5-3). Abbildung 5-3 Zusammensetzung des Datenpools 1238 Geburtsdokumentationen (t0) Davon 39, die nicht zu t2 antworteten 1029 Geburtsdoku-mentation (t0), Fragebogen (t1) und Fragebogen (t2) =Sample 1168 Fragebögen 8 Wochen pp (t1) 1040 Fragebögen 6 Monate pp (t2) 59 Studienteilnehmerinnen antworteten weder zu t1 noch zu t2 = Nonresponder Davon 11, die nicht zu t1 antworteten 5.1 Beurteilung der Datenqualität Zur Beurteilung der Datenqualität wurde eine Analyse der fehlenden Werte auf deskriptivem Niveau durchgeführt. Die insgesamt 16 Items (acht zu t1 und acht zu t2) zur Operationalisierung der Zielvariablen gesundheitsbezogene Lebensqualität wiesen im Einzelfall maximal 0,4% fehlende Werte auf. Der Anteil fehlender Werte der vier Items (SF-1 und EQ-VAS zu t1 sowie SF-1 und EQ-VAS zu t2) zur subjektiven Gesundheit betrug zwischen 0,2% (SF-1) und 0,7% (EQ-VAS). Die fehlenden Werte im Bereich der unabhängigen Variablen können Tabelle 5-5 Seite 71 entnommen werden. 70 Ergebnisse Tabelle 5-5 Analyse der fehlenden Werte Variable Anzahl Fehlend Prozent 1029 1029 919 974 1027 946 1029 1028 1024 1029 1029 1029 1029 1028 1028 1028 0 0 110 55 2 83 0 1 5 0 0 0 0 1 1 1 0,0 0,0 10,7 5,3 0,2 8,8 0,0 0,1 0,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 0,1 1029 49 4,8 1029 1029 1029 1026 0 0 0 3 0,0 0,0 0,0 0,3 1025 4 0,4 1028 1029 1029 t2 1029 1023 1016 756 1029 1025 1026 1025 1028 1028 1024 1024 1026 773 1025 1028 1028 1 0 0 t2 0 6 15 127 0 4 3 4 1 1 5 5 3 0,4 4 1 1 0,1 0,0 0,0 t2 0,0 0,6 1,3 14,2 0,0 0,4 0,3 0,4 0,1 0,1 0,5 0,5 0,3 0,0 0,4 0,1 0,1 N Parität Mütterliches Alter Netto-Äquivalenzeinkommen Ausbildungslevel Familienstand Versichertenstatus Geschlecht des Kindes Apgar 5 Minuten Na-pH Auffälligkeiten pp Auffälligkeiten U2 Auffälligkeiten U3 Auffälligkeiten U4 Auffälligkeiten U5 Unterstützung durch Familie Unterstützung durch Partner Häusliche Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme in Wochen Geburtsmodus (Sectio) Episiotomie Periduralanästhesie BBCI_wahrgenommene Unterstützung durch den Partner BBCI_wahrgenommene Unterstützung durch das geburtshilfliche Team BBCI_Kontakt zum Kind BBCI_Peritraum. Dissoziatives Erleben BBCI_ Peritraum. Emotionales Erleben t1 1025 1029 1009 752 1029 1000 1007 1001 1012 1010 1017 1019 1006 898 1016 1006 1028 Berufstätigkeit Geburtserleben (single item) SILGer_12 Beschwerden durch Geburtsverletzung Stillverhalten Harnwegsinfekte Harninkontinenz Stuhlinkontinenz Obstipation Hämorrhoiden Körperliche Erschöpfung Müdigkeit Kopfschmerzen Stillspezifische Beschwerden Rückenschmerzen Schmerzen beim Stuhlgang EPDS − psychischer Gesundheitszustand t1 4 0 20 131 0 29 22 28 17 19 12 10 23 4 13 23 1 t1 0,4 0,0 1,9 14,7 0,0 2,8 2,1 2,7 1,7 1,8 1,2 1,0 2,2 0 1,3 2,2 0,1 Im Vergleich der fehlenden Werte zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten zeigte sich eine insgesamt bessere Datenqualität zu t2. Herausragende Variable hinsichtlich der fehlenden Werte sind hier die Beschwerden durch Geburtsverletzungen. Hervorgerufen wurde dies durch den Anteil Frauen mit einer Naht des Perineums (n=747), die zu t1 und/oder t2 keine Angaben hinsichtlich ihrer Beschwerden machten. Unter den Frauen mit einer Kaiserschnittnarbe verzichteten zu t1 lediglich vier Frauen auf Angaben zu Beschwerden im Zusammenhang mit der Narbe. Es wird angenommen, dass die Formulierung im Fragebogen den Studienteilnehmerinnen 71 Ergebnisse die Beantwortung der Frage erschwerte, da diese sich explizit auf den Dammbereich bezieht und Frauen möglicherweise nicht genau wussten, welcher Bereich des Perineums im Anschluss der Geburt genäht wurde. Bezüglich der Daten, die nur zu einem Zeitpunkt erhoben wurden, zeigte sich das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft erwartungsgemäß als die Variable mit den meisten fehlenden Werten, gefolgt von den Variablen Versichertenstatus, Ausbildungslevel (Schul- und Berufsausbildung) und Dauer der Hebammenbetreuung. Im Umgang mit den fehlenden Werten wurde auf eine multiple Imputation verzichtet. Für die fünf Variablen Beschwerden durch Geburtsverletzung, Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Versichertenstatus, Ausbildungslevel (Schul- und Berufsausbildung) und Dauer der Hebammenbetreuung wurden die Mittelwerte unter Anwendung des Mann-Whitney-U Tests zwischen den Gruppen mit und ohne gültige Werte verglichen. Im Ergebnis konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf die abhängigen Variablen festgestellt werden. Als abhängige Variablen wurden in der Hypothesenprüfung die gesundheitsbezogene Lebensqualität, operationalisiert durch die acht Dimensionen des SF-36 sowie seiner psychischen und physischen Summenskala und die subjektive Gesundheit, operationalisiert durch den SF-1 (erste Item des SF-36) oder der EQ-VAS13, gewählt. Die Tests auf Normalverteilung nach Kolmogorov-Smirnov mit Signifikanzkorrektur nach Lillefors sowie nach Shapiro-Wilk zeigten, dass die beobachteten Verteilungen in nahezu allen Items der abhängigen Variablen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht aus einer normalverteilten Grundgesamtheit stammten. Ausnahme bildete die Dimension Vitalität. Die Daten der restlichen sieben Dimensionen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität wiesen zu beiden Erhebungszeitpunkten eine Linksschiefe mit einem damit verbundenen Ceiling-effekt und vereinzelten Ausreißern nach unten auf. Dies führte zu einer Aufsummierung der Ausreißer unterhalb der 25% Perzentilen der beiden Summenskalen (siehe Abbildung 5-4 Seite 73). 13 Die Wahl des Instrumentes für die Operationalisierung der subjektiven Gesundheit richtete sich nach einer vorgeschalteten Instrumentenanalyse. 72 Ergebnisse Abbildung 5-4 Verteilung innerhalb der Summenskalen des SF-36 zu t1 und t2 in der Gesamtstichprobe Die Daten der vier Items zur subjektiven Gesundheit zeigten ebenfalls eine Linksschiefe und einen damit verbundenen Ceiling-effekt (siehe Abbildung 5-6 Seite 76). 5.2 Darstellung des Samples 69,9% (n=719) der Studienteilnehmerinnen bekamen ihr erstes Kind. Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen betrug 31 Jahre (SD 4,5 Jahre). 90,2% (n=928) der Frauen wurden in Deutschland geboren. Unter den 33 nichtdeutschen Geburtsländern ist Russland mit einem Anteil von 19,2% am stärksten vertreten, gefolgt von Polen (16,2%) und den westeuropäischen Ländern Frankreich, Schweiz, Österreich, Niederlande, Spanien und Italien (zusammen 15,2%). Die Türkei ist als Geburtsland der Mutter lediglich mit einem Anteil 0,2% vertreten. 974 Frauen (94,7%) machten Angaben zu ihrem höchsten Schulabschluss und ihrer anschließenden beruflichen Ausbildung. Danach hatten 14 Frauen (1,4%) maximal zehn Schuljahre absolviert ohne eine berufliche Ausbildung angeschlossen zu haben. Weitere 9 Frauen (0,9%) schlossen nach maximal 12 Schuljahren keine weitere berufliche Ausbildung an. 16 Studienteilnehmerinnen (1,6%) befanden sich noch in der Ausbildung oder im Studium. 312 Probandinnen (32,0%) hatten nach 10 Schuljahren eine Lehre oder eine Ausbildung an einer Fachschule angeschlossen und beendet, für 220 Probandinnen (22,6%) traf dies nach mindestens 12 vollendeten Schuljahren zu. Und schließlich verfügten 403 Studienteilnehmerinnen (39,2%) nach mindestens 12 Schuljahren über ein abgeschlossenes Studium. 919 Frauen (89,3%) machten Angaben zu ihrem Nettohaushaltseinkommen während der Schwangerschaft und zu der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen während dieser Zeit. Mit einem durchschnittlichen NettoÄquivalenzeinkommen von 1480,22 Euro pro Monat (SD 562,16 Euro) lag die Stichprobe mit 40,78 Euro unter dem im Jahr 2007 errechneten bundesweiten Durchschnitt von monatlich 1521,00 Euro14. 81,9% (n=843) der Teilnehmerinnen waren zu Beginn der Schwangerschaft berufstätig. 6,7% (n=69) hatten acht Wochen nach der Geburt bereits wieder eine berufliche Tätigkeit aufgenommen. 22,6% (n=233) waren sechs Monate nach der Geburt angestellt oder freiberuflich tätig, wobei dies für 22,9% (n=229) der Frauen, die in 14 Der Betrag von 1521,00 Euro wurde als der aktuellste Wert zum Zeitpunkt der Analyse ermittelt. 73 Ergebnisse einer Partnerschaft lebten und für 14,8% (n=4) der alleinstehenden Frauen, zutraf. Der Gesamtanteil der alleinlebenden Frauen betrug 2,4% (n=25). Von 946 Studienteilnehmerinnen war der Versicherungsstatus bekannt. Davon gehörten 5,3% (n=50) einer privaten und 94,7% (n=896) einer gesetzlichen Versicherung an. Darstellung des Samples (n=1029) gegenüber den Nonrespondern (n=59) Ausgehend von der Annahme, dass es sich bei den Frauen, die zu beiden Erhebungszeitpunkten nach der Geburt nicht geantwortet haben, um „Studienverweigerinnen“ handelte, wurden nur diese in die Analyse zu möglichen Unterschieden zwischen Sample und Nonrespondern aufgenommen. Unterschiede zwischen den beiden Gruppen wurden mittels T-test bei unabhängigen Stichproben, Chi-Quadrat nach Pearson sowie im Bedarfsfall dem exakten Test nach Fisher berechnet. Abbildung 5-5 auf Seite 75 zeigt die Daten des Samples und der Nonresponder im Vergleich. Gleichzeitig werden dort die Daten einer bundesweiten Vergleichsstichprobe aus dem Jahr 2009 abgebildet. Dabei handelt es sich um Daten von Frauen, für die keiner der im Mutterpass gelisteten Befunde während ihrer Schwangerschaft dokumentiert wurde und die dadurch zu Beginn der Geburt als Low-Risk-Schwangere eingestuft wurden. Die Zahl von 44.464 entspricht 27,0% aller Frauen, die im Jahr 2009 ihr Kind zwischen der vollendeten 37. SSW und der vollendeten 42. SSW in Deutschland im klinischen Setting geboren haben und die zu Beginn der Geburt als befundfrei eingestuft wurden. Die Daten wurden von den Verantwortlichen der Landesgeschäftstellen für Qualitätssicherung der Bundesländer Bayern, Hessen und Sachsen in aggregierter Form zur Verfügung gestellt, so dass ein Vergleich mit der Studienpopulationen ausschließlich auf deskriptiver Ebene erfolgen kann. Im Vergleich zwischen Sample und Nonrespondern lassen sich in Bezug auf die Periduralanästhesie (PDA) und die Episiotomie tendenzielle unterschiedliche Raten erkennen (siehe Abbildung 5-5 Seite 75). Aufgrund der sehr unterschiedlichen Stichprobengrößen konnte hier aber kein Unterschied auf Signifikanzniveau ermittelt werden. Auch in Bezug auf das Alter der Mütter, ihre Parität und den Zustand der Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt unterschieden sich die Studienteilnehmerinnen nicht von den Nonrespondern. 74 Ergebnisse Abbildung 5-5 Geburtshilfliche Outcomes des Samples/ Nonrespondern/ bundesweite Vergleichsstichprobe 100% 90% 78,9 % 83,0% 81,3% 80% 70% 60% 50% 35,6% 40% 28,7% 30% 20% 8,1% 10% 6,8% 11,8 % 16 ,9% 31,4% 25,5% 26,3% 10,2% 12,5% 7,2% 3,3% 1 ,7% 1,9 % 0% S p n ta on bu ge rt V . ag O p. S k. Se t ec io Studienteilnehmerinnen (n=1029) A PD E o si pi m to * ie D R °* / IV ° I II Nonresponder (n=59) Bundesweite Vergleichsgruppe (n=44.464) *= Bezugsgröße: alle vaginalen Geburten 5.3 Deskriptive Analyse der subjektiven Gesundheitseinschätzung In der deskriptiven Analyse der subjektiven Gesundheitseinschätzung werden die Aspekte subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität getrennt voneinander dargestellt. 5.3.1 Subjektive Gesundheit Der Darstellung der subjektiven Gesundheit vorgeschaltet wurde die genauere Betrachtung der Ergebnisse entsprechend den beiden Erhebungsinstrumenten SF-1 und EQ-VAS. Abbildung 5-6 weist bereits auf einen deutlichen Ceiling-effekt hin, wobei dieser innerhalb der Daten, die über die EQ-VAS (rechte Abbildung) ermittelt wurden, gegenüber den mit Hilfe des SF-1 ermittelten Daten prominenter erscheint. 75 Ergebnisse Abbildung 5-6 Verteilung innerhalb der Instrumente zur subjektiven Gesundheit zu t1 und t2 in der Gesamtstichprobe Für einen differenzierten Vergleich der Instrumente erfolgt eine Rücktransformation der EQ-VAS entsprechend den für den SF-1 geltenden Transformationsregeln. In Tabelle 5-6 auf Seite 76 findet sich die Überrepräsentanz der höheren Bewertungen innerhalb der EQ-VAS nach Transformation der Daten in die Kategorien des SF-1 noch einmal bestätigt. Tabelle 5-6 Vergleich SF1 und EQ-VAS SF1 EQ-VAS n % Skalenbereich N % ausgezeichnet 157 15,39 92 - 100 279 27,35 Sehr gut 484 47,46 73 - 91 636 62,35 Gut 336 32,94 43 – 72 91 8,92 Weniger gut 42 4,11 13 – 42 14 1,38 Schlecht 1 0,10 Unter 13 0 0,0 GESAMT 1020 100 1020 100 Erklärt wird dieses Ergebnis durch die Position der EQ-VAS im Fragebogen. Sie bildet den Abschluss der Fragenbatterie des EQ-5D, einem generischen Indexinstrument zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die Fragen wie auch die Antwortvorgaben dieses Instrumentes entsprechen nicht der Realität einer gesunden Frau nach der Geburt eines Kindes. Die Reliabilitätsanalyse es EQ-5D zeigt im Ergebnis sehr unterschiedliche Cronbach’s Alpha zu den beiden Erhebungszeitpunkten. Während das Cronbach’s Alpha zu t1 .750 beträgt, liegt es zu t2 lediglich bei .445. Die sehr reduzierten Antwortvorgaben der Subskalen des EQ-5D münden in ihrer Beantwortung in einen Ceiling-effekt (vgl. hierzu auch Schäfers et al. 2010). Die überwiegende Beantwortung der fünf Subskalen mit jeweils der höchsten Kategorie führt zu einer Visualisierung einer sehr guten subjektiven Gesundheit. Konsequenterweise wird dann möglicherweise die subjektive Gesundheit in einer übergreifenden, visualisierenden Frage direkt im Anschluss der Fragenbatterie des EQ-5D ebenfalls sehr positiv eingeschätzt. 76 Ergebnisse Die Gegenüberstellung der Instrumente SF-1 und EQ-VAS führte im weiteren Verlauf der Analyse zu einer Präferenz zugunsten des SF-1. Demnach bezieht sich die folgende Ergebnisdarstellung der subjektiven Gesundheit ausschließlich auf dieses Instrument. In Abbildung 5-7 auf Seite 77 wird die subjektive Gesundheit, ermittelt durch den SF-1 stratifiziert nach Parität dargestellt. Abbildung 5-7 Subjektive Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt − stratifiziert nach Parität 50 % 49,4% 48 % 45,3% 46 % 44 % 42,7% 42,4% 42 % 40,5% 40 % 37,2% 38 % 36 % 34 % 32,5% 31,2% 32 % 30 % 28 % 26 % 24 % 22 % 20 % 18 % 16 % 14 % 12 % 19,6% 16,0% 13,6% 12,3% 10 % 6,5% 8% 6% 2,5% 3,2% 4% 4,5% 0,1% 0,3% 0,0% 0,1% 2% 0% ausgezeichet sehr gut gut weniger gut schlecht Erstgebärende 8 Wochen pp (n=717) Erstgebärende 6 Monate pp (n=718) Mehrgebärende 8 Wochen pp (n=309) Mehrgebärende 6 Monate pp (n=309) v reduzierte Maximal-Skalierung der Ordinate 96,6% (n=693) der Erstgebärenden bewerteten ihre Gesundheit acht Wochen nach der Geburt gut und besser. Bei den Mehrgebärenden lag dieser Anteil mit 93,5% (n=289) etwas niedriger. Sechs Monate nach der Geburt ist der Anteil unter den Erstgebärenden, die ihre Gesundheit gut und besser bewerteten, mit 97,4% (n=699) gestiegen und auch unter den Mehrgebärenden kann ein Anstieg verzeichnet werden (95,2%, n=294). Es lässt sich demnach ein deutlicher Ceiling-effekt ohne wesentlichen Unterschied zwischen der Gruppe der Erst- und der Gruppe der Mehrgebärenden beobachten. Betrachtet man die Bewertung ausgezeichnet isoliert, so lässt sich zu t2 ein signifikanter Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden feststellen (19,6% vs. 12,3%, RR1.09, [95% KI 1.03-1.15], p=.004). Werden die beiden oberen Kategorien ausgezeichnet und sehr gut in einer Kategorie gut und die Kategorien gut, weniger gut und schlecht in der Kategorie beeinträchtigt zusammengefasst, erweist sich der Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden zu beiden Erhebungszeitpunkten als signifikant (65,4% vs. 56,3% RR1.26, [95% KI 1.07-1.48], p=.006 bzw. 64,9% vs. 54,7%, RR1.29, [95% KI 1.101.51], p=.002). Dieser signifikante Unterschied bleibt auch im Rangsummenvergleich zwischen Erst- und Mehrgebärende nach Kalibrierung und Transformation des SF-1 entsprechend den Auswertungsvorschriften mit p<.006 bestehen. Demnach beurteilten Mehrgebärende ihre subjektive Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt durchschnittlich signifikant schlechter als Erstgebärende zu diesen Zeitpunkten. 77 Ergebnisse Es lässt sich in Bezug auf die subjektive Gesundheit sowohl in der gesamten Stichprobe als auch in der Gruppe der Erstgebärenden eine tendenzielle Verbesserung von t1 zu t2 beobachten. In der Gruppe der Mehrgebärenden ist hingegen eine tendenzielle Verschlechterung der subjektiven Gesundheit von t1 zu t2 zu beobachten. Die Unterschiede in den Erhebungszeitpunkten erreichen jedoch in keiner Gruppe das Signifikanzniveau. Frauen, die acht Wochen nach der Geburt ihre subjektive Gesundheit als beeinträchtigt bewerteten, tragen ein fast dreifaches Risiko auch vier Monate später ihre subjektive Gesundheit als beeinträchtigt zu erleben (RR 2.84, [95% KI 2.42-3.34]). In der Gruppe der Erstgebärenden liegt das Risiko in diesem Zusammenhang etwas niedriger (RR 2.76, [95% KI 2.56-3.36]), in der Gruppe der Mehrgebärenden hingegen etwas höher (RR 2.89, [95% KI 2.18-3.82]). 5.3.2 Gesundheitsbezogene Lebensqualität In der Berechnung der körperlichen und psychischen Summenskala der acht Dimensionen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigt sich in der gesamten Stichprobe sechs Monate nach der Geburt eine höhere Bewertung als acht Wochen nach der Geburt. Die Entwicklung ist in beiden Summenskalen mit p<.004 signifikant. Für die körperliche Summenskala (KSK) wird der Unterschied auf Signifikanzniveau auch stratifiziert nach Parität beibehalten (p<.05). Bezüglich der psychischen Summenskala (PSK) zeigt sich nur in der Gruppe der Erstgebärenden eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität von t1 zu t2 (p=.007). Die Gruppe der Erstgebärenden bewertete im Hinblick auf die körperliche Summenskala ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität zu beiden Erhebungszeitpunkten tendenziell besser als Mehrgebärende ohne, dass der Unterschied in den Gruppen jedoch ein Signifikanzniveau erreicht. Auch im Hinblick auf die psychische Summenskala schätzte die Gruppe der Erstgebärenden gegenüber der Gruppe der Mehrgebärenden ihre Lebensqualität als besser ein. In diesem Zusammenhang erweist sich der Unterschied in den Gruppen zu beiden Erhebungszeitpunkten als signifikant (RR 1.18, [95% KI 1.04-1.35], p=.012 bzw. RR 1.25, [95% KI 1.10-1.43], p=.001). Dieser Unterschied wird auch in der einzelnen Dimension psychisches Wohlbefinden deutlich. Sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt bewerteten Mehrgebärende gegenüber Erstgebärenden ihre Lebensqualität in Bezug auf das psychische Wohlbefinden signifikant schlechter (RR 1.34, [95% KI 1.17-1.53], p<.001 bzw. RR 1.42, [95% KI 1.25-1.64], p<.001). Gleiches gilt für die Dimension allgemeine Gesundheitswahrnehmung. Auch hier ist der Unterschied zu beiden Zeitpunkten signifikant (RR 1.30, [95% KI 1.14-1.47], p<.001 bzw. RR 1.27, [95% KI 1.12-1.44], p<.001).15 Zu t2 ergeben sich außerdem in den Dimensionen Soziale Funktionsfähigkeit (p=.034), Körperlicher Schmerz (p=.049) und Vitalität (p=.016) Unterschiede auf Signifikanzniveau, wobei sich der Unterschied in jedem Fall auf eine schlechter bewertete Lebensqualität der Mehrgebärenden gegenüber den Erstgebärenden in diesen Dimensionen bezieht. Insgesamt zeigte sich, dass Frauen, die acht Wochen nach der Geburt ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität als reduziert erlebten, ein signifikant höheres Risiko (p<.001) für eine verminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität auch sechs Monate postpartum aufweisen. Dabei ist das relative Risiko im psychischen Bereich gegenüber dem des körperlichen Bereichs der Lebensqualität deutlich erhöht (KSK: RR 2.67, [95% KI 2.183.27]; PSK: RR 3.63, [95% KI 2.97-4.44]). 15 Das Relative Risiko wurde anhand Chiquadratbasierter Unabhängigkeitstests unter Verwendung des Medians der Stichprobe in der jeweiligen Dimension ermittelt. 78 Ergebnisse Abgleich mit der Normstichprobe In der rein deskriptiven Analyse der Mittelwerte der einzelnen Dimensionen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität ließen sich Diskrepanzen zur Normstichprobe feststellen (deskriptive Analyse stratifiziert nach Parität siehe Anlagenband Seite 15f). Abbildung 5-8 auf Seite 79 zeigt Abweichungen auf Signifikanzniveau exemplarisch anhand der Altersgruppe 31 bis 40 Jahre. Die Unterschiede in den Gruppen wurden mittels T-test bei einer Stichprobe geprüft. Die Intervall-Angaben zur Größe der jeweiligen Teilstichprobe ergeben sich aus der unterschiedlichen Anzahl der Antworten in den einzelnen Subskalen. Abbildung 5-8 Stichprobenvergleich SF-36 Dimensionen − Altersklasse 31 - 40 Jahre 100 98 96 94 92 90 88 86 84 82 80 78 76 74 72 70 68 66 64 62 60 58 56 54 52 50 * * * * * * * * Nor m s tich pr o b e (n =323-331) Ach t Wo ch e n pp (n =514-518) * * KÖFU KÖRO SCHM AGES Se chs M o nate p p (n=514-518) V IT A SOFU EM RO PSYC * = Abweichung von der Normstichprobe auf Signifikanzniveau <.001 zweiseitig Es zeigte sich, dass die Werte der zwei Dimensionen allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) und psychisches Wohlbefinden (PSYC) zu beiden Erhebungszeitpunkten signifikant (p<.001) von den Werten der altersund geschlechtsspezifischen Normstichprobe zum Positiven abweichen, die Lebensqualität innerhalb der Stichprobe bezogen auf diese Dimensionen demnach höher bewertet wurde als innerhalb der alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe. In der Dimension Vitalität (VITA) zeigte sich hingegen zu beiden Erhebungszeitpunkten eine signifikant geringer bewertete Lebensqualität gegenüber der altersspezifischen Normstichprobe. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Bewertung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in den einzelnen Dimensionen abhängig ist vom Erhebungszeitpunkt. So weist die Stichprobe der vorliegenden Analyse in der Dimension Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) zu t1 signifikant schlechtere Werte (p<.001) gegenüber der alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe auf, die sich zu t2 nivellieren. Die Dimensionen Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU), Soziale Funktionsfähigkeit (KÖFU) und Emotionale Rollenfunktion (EMRO) wurden hingegen von der Stichprobe zu t2 signifikant besser (p<.001) gegenüber der alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe bewertet, was zu t1 noch nicht der Fall war. 79 Ergebnisse Bei der Betrachtung der Mittelwerte stellte sich grundsätzlich die Frage, wie hoch der tatsächliche Anteil der Frauen innerhalb der Stichprobe ist, die unterhalb oder auch oberhalb der Werte gleichaltriger Frauen der Normstichprobe liegen. Aus diesem Grund wurden entsprechend den Konventionen zur Relation zwischen den beobachteten Werten und den Werten der Normstichprobe (Bullinger & Kirchberger 1998: 59f) die jeweiligen Anteile mit einem Konfidenzintervall von 95% ermittelt. Abbildung 5-9 auf Seite 80 zeigt, dass die Abweichungen zur Normstichprobe sechs Monate nach der Geburt mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit in einzelnen Dimensionen beträchtlich sind. Ähnliche Werte wurden auch acht Wochen nach der Geburt festgestellt. In der Abbildung ist die gesamte Stichprobe der Altersklasse 31 bis 40 Jahre dargestellt. Eine dezidierte Auflistung der Abweichung der gesamten Stichprobe sowie stratifiziert nach Parität der beiden Altersklassen 21-30 Jahre und 31-40 Jahre findet sich im Anlagenband Seite 17f. Ein Abgleich in der Altersklasse 14-20 Jahre schien aufgrund der unterschiedlichen Stichprobengröße (n=6 [Stichprobe] versus n= 65 [Normstichprobe]) sowie der Tatsache, dass Frauen unter 18 Jahre in der Studienpopulation nicht vertreten waren, nicht sinnvoll. Auf einen Abgleich in der Altersklasse 41-50 Jahre wurde ebenfalls aufgrund der unterschiedlichen Stichprobengröße (n=29 [Stichprobe] versus n= 230 [Normstichprobe]) verzichtet. Hinzu kommt auch hier, dass in der Stichprobe der vorliegenden Analyse Frauen über 44 Jahren nicht vertreten waren. Eine Feststellung der oberen Abweichung um mehr als zwei Standardfehler erlauben nur die Dimensionen Körperlicher Schmerz (Zwei Standardfehler = 15,0), Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (Zwei Standardfehler = 17,6), Vitalität (Zwei Standardfehler = 15,6) und Psychisches Wohlbefinden (Zwei Standardfehler = 14,0) (vgl. hierzu (Bullinger & Kirchberger 1998: 59). Die anderen vier Dimensionen sind durch die Höhe der Werte in der Normstichprobe (siehe Anlagenband Seite 19f), ihre obere prozentuale Begrenzung bis 100 und die Höhe der individuellen Standardfehler, im oberen Bereich begrenzt. Eine Feststellung von Werten über der Norm in einem Vertrauensbereich von 95% ist hier naturgemäß nicht möglich. Abbildung 5-9 Abgleich der acht Dimensionen des SF-36 mit den Normwerten in der Altersklasse 31 - 40 Jahre (n=518) – sechs Monate postpartum 100% 97,1% 95,0% 89,6% 87,6% 90% 80% 70% 61,2% 60% 54,1% 58,9% 48,0% 43,3% 50% 36,8% 40% 30% 20% 10% 12,4% 27,1% 21,2% 17,6% 9,1% 14,0% 10,4% 2,9% 8,7% 5,0% 0% KÖFU* KÖRO* SCHM Unterhalb der Norm AGES VITA SOFU* innerhalb der Norm 80 EMRO* PSYC Oberhalb der Norm Ergebnisse * = Werte über der Norm in einem Vertrauensbereich von 95% sind hier naturgemäß nicht möglich. Die deutlichsten Unterschiede zur Normstichprobe zeigten sich in den Dimensionen körperlicher Schmerz (SCHM) und psychisches Wohlbefinden (PSYC) (siehe Abbildung 5-9). Die Skalen beider Dimensionen erwiesen sich in der Reliabilitätsprüfung in Bezug auf das ermittelte Cronbach’s Alpha als valide Messinstrumente (siehe Anlagenband Seite 14). Bestätigt wurde die Validität der Skala psychisches Wohlbefinden darüber hinaus im Hinblick auf die Konvergenz zur EPDS sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt (siehe Anlagenband Seite 14). Insgesamt muss festgehalten werden, dass in der Dimension körperlicher Schmerz (SCHM) die Werte von 77,4% der Frauen in der Altersklasse 31-40 Jahre (n=518) acht Wochen nach der Geburt mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit nicht im Bereich der Werte der Normstichprobe lagen. In der Dimension psychisches Wohlbefinden (PSYC) waren es 46,5%, in der Dimension allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) 44,8% und in der Dimension Vitalität (VITA) 39,9%. Auch sechs Monate nach der Geburt verhielten sich die Zahlen ähnlich (SCHM: 78,8%, PSYC: 52,1%, AGES: 45,9% und VITA: 41,1%). In der Altersklasse 21-30 Jahre waren die jeweiligen Anteile leicht erhöht (siehe Anlagenband Seite 19). 5.4 Deskriptive Analyse möglicher Einflussfaktoren 5.4.1 Mütterliche physische Morbidität Daten zur mütterlichen körperlichen Morbidität werden in den drei Abschnitten Beschwerden durch Geburtsverletzung, stillspezifische Morbidität und sonstige körperliche Beschwerden dargestellt. Zusammenhänge zwischen Parität, Erhebungszeitpunkt und subjektiv eingeschätzter Morbidität wurden über den Chiquadratbasierten Unabhängigkeitstest und über den T-test zum Mittelwertvergleich bei verbundenen Stichproben errechnet. Beschwerden durch Geburtsverletzung16 86,69% (n=892) der Studienteilnehmerinnen erlitten eine Riss-oder Schnittverletzung während der Geburt auf vaginalem Weg oder durch Sectio caesarea. Acht Wochen nach der Geburt gaben 17,9% (n=160) dieser Frauen Beschwerden durch diese Verletzungen an, 19,6% (n=132) der Erstgebärenden und 12,9% (n=28) der Mehrgebärenden. Sechs Monate nach der Geburt waren es 24,6% (n=219) der von Verletzungen betroffenen Frauen, die verletzungsbedingte Beschwerden angegeben haben. 26,4% (n=178) der Erstgebärenden und 18,9% (n=41) der Mehrgebärenden. Der Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden zeigte sich zu beiden Erhebungszeitpunkten mit p<.03 signifikant. Erstgebärende tragen acht Wochen nach der Geburt gegenüber Mehrgebärenden ein zweifach höheres Risiko unter Beschwerden, hervorgerufen durch eine geburtsbedingte Riss- oder Schnittverletzung, zu leiden (18,4% vs. 9,0%, RR 2.00, [95% KI 1.38-2.99]). Vier Monate später beträgt das relative Risiko 1,8 (24,9% vs. 13,5%, RR 1.84, [95% KI 1.35-2.50]). Die Steigerung im Ausmaß der Beschwerden von t1 zu t2 erreicht ebenfalls sowohl in der gesamten Stichprobe als auch stratifiziert nach Parität Signifikanzniveau (p<.003). 16 Eine Einzeldarstellung der Beschwerden durch Damm- oder Kaiserschnittnaht stratifiziert nach Parität und Erhebungszeitpunkt kann dem Anlagenband Seite 24 entnommen werden. 81 Ergebnisse Stillspezifische Morbidität17 Im Score stillspezifische Morbidität mit seiner möglichen maximalen Punktzahl von sechs Punkten (viele Beschwerden in allen drei Items) wurde in der gesamten Stichprobe acht Wochen nach der Geburt eine durchschnittliche Punktzahl von 0,619 Punkten (SD 1,16 Punkte) erreicht. Für Erstgebärende errechnet sich eine durchschnittliche Punktzahl von 0,683 (SD 1,22 Punkte) und für Mehrgebärende von 0,469 Punkten (SD 1,01 Punkte). Sechs Monate nach der Geburt beträgt die durchschnittliche Punktzahl der gesamten Stichprobe 0,872 (SD 1,40), der Erstgebärenden 0,886 (SD 1,45) und der Mehrgebärenden 0,839 Punkte (SD 1,30). Der Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden hinsichtlich des durchschnittlichen Ausmaßes der summierten, durch das Stillen verursachten Morbiditäten erweist sich acht Wochen nach der Geburt mit p=.007 als signifikant. Sechs Monate nach der Geburt besteht kein signifikanter Unterschied mehr. Im Vergleich der beiden Erhebungszeitpunkte ist eine durchschnittliche Zunahme der Morbidität in Abhängigkeit vom Stillen verzeichnen. Die durchschnittliche Differenz zeigt sich sowohl für die gesamte Stichprobe als auch stratifiziert nach Parität auf signifikantem Niveau (p<.001), wobei die Gruppe der Mehrgebärenden gegenüber der Gruppe der Erstgebärenden die höhere Differenz aufweist (-0,362 Punkte vs. -0,204 Punkte) und demnach stärker von einer Zunahme der Morbidität in Abhängigkeit vom Stillen sechs Monate nach der Geburt betroffen ist. Sonstige körperliche Beschwerden Abbildung 5-10 auf Seite 83 zeigt die sonstigen körperlichen Beschwerden stratifiziert nach Parität und Erhebungszeitpunkt. Zwar lässt sich generell eine Tendenz des Zusammenhangs zwischen einer Multiparität und den in Abbildung 5-10 aufgeführten Beschwerden erkennen. Ein Zusammenhang auf Signifikanznivau ist jedoch nur in Bezug auf die hämorrhoidalen Beschwerden sechs Monate postpartum zu beobachten (35,0% vs 25,3%, RR 1.38, [95% KI 1.13-1.68], p=.002). Fünf Frauen gaben acht Wochen nach der Geburt Beschwerden verursacht durch Uterusinfektionen (vier Erst- und eine Mehrgebärende, 0,6% vs. 0,3%) an. Sechs Monate nach der Geburt waren es sieben Erst- und drei Mehrgebärende (1,0% vs. 1,0%). Aufgrund des geringen Anteils und zur besseren Übersicht wird diese Variable nicht in Abbildung 5-10 überführt. 17 Eine Einzeldarstellung der drei Items zur Morbidität in Abhängigkeit vom Stillen stratifiziert nach Parität und Erhebungszeitpunkt kann dem Anlagenband Seite 24f entnommen werden. 82 Ergebnisse Abbildung 5-10 Sonstige körperliche Beschwerden acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt – Erstgebärende (n=719) und Mehrgebärende (n=310) Harnwegsinfektionen Probleme beim Wasserlassen 2,3% 2,3% 3,9% 2,6% 6,8% 2,6% 10,0% 4,8% 21,0% 22,0% 19,0% 17,6% 15,0% Extreme Müdigkeit Extreme körperliche Erschöpfung 10,5% 14,1% 9,1% 22,7% 24,6% Obstipation Stuhlinkontinenz 19,1% 21,1% 3,9% 4,0% 5,0% 3,4% Harninkontinenz 19,3% Hämorrhoiden 0% 25,3% 25,0% 10% 31,4% 23,0% 25,7% 20% 30,8% 30% 35,0% 40% 50% Anteil Frauen Erstgebärende nach 8 Wochen Erstgebärende nach 6 Monaten Mehrgebärende nach 8 Wochen Mehrgebärende nach 6 Monaten v reduzierte Maximal-Skalierung der Abzisse Alle Schmerzzustände, die zu t1 ermittelt werden konnten, waren auch zu t2 noch prominent vertreten, wobei drei der vier von t1 auf t2 eine Steigerung und einer eine Minderung erfahren haben (siehe Abbildung 5-11 Seite 84). Im Gegensatz zu den Erstgebärenden war unter den Mehrgebärenden ein signifikant höherer Anteil Frauen vertreten, die sechs Monate nach der Geburt Kopfschmerzen als körperliche Beschwerden angegeben haben (38,8% vs. 32,1%, RR1.2, [95% KI 1.01-1.44], p=.036). Alle anderen Schmerzzustände erwiesen sich als von der Parität unabhängige Faktoren. Insgesamt gaben 70,5% (n=496) der Erstgebärenden und 67,8% (n=206) der Mehrgebärenden acht Wochen nach der Geburt mindestens einen der in Abbildung 5-11 aufgeführten Schmerzustände an. Sechs Monate nach der Geburt sind es 87,5% (n=597) der Erstgebärenden und 85,9% (n=249) der Mehrgebärenden. 83 Ergebnisse Abbildung 5-11 Schmerzzustände acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt − Erstgebärende (n=719) und Mehrgebärende (n=310) 50,8% Rückenschmerzen 59,5% 58,4% 51,5% 38,8% 27,2% 32,1% 26,7% Kopfschmerzen 22,9% 16,0% 25,5% 21,2% Schmerzen beim Stillen 17,8% 18,2% 17,2% 18,6% Schmerzen beim Stuhlgang 19,7% Schmerzen beim Geschlechtsverkehr 39,0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Anteil Frauen Erstgebärende 8 Wochen pp Erstgebärende 6 Monate pp Mehrgebärende 8 Wochen pp Mehrgebärende 6 Monate pp Für eine Reihe von Frauen war die Wiederaufnahme der sexuellen Aktivität mit Schmerzen verbunden. 33,6% (n=346) der Studienteilnehmerinnen gaben sechs Monate nach der Geburt Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an, wobei dies für 39,6% (n=285) der Erstgebärenden und für 19,7% (n=69) der Mehrgebärenden zutraf. Der Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden in diesem Zusammenhang erweist sich als signifikant (RR1.77, [95% KI 1.40-2.23], p<.001). Im zeitlichen Vergleich zeigt sich in der gesamten Stichprobe eine signifikante Zunahme des Ausmaßes an Beschwerden in Bezug auf die Variablen Beschwerden beim Wasserlassen, Harninkontinenz, körperliche Erschöpfung, Müdigkeit, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen (p<.001). In der Gruppe der Erstgebärenden trifft dies mit p<.003 für die gleichen Variablen zu. Hinzu kommt eine signifikante Zunahme des Ausmaßes an Beschwerden im Hinblick auf Stuhlinkontinenz (p=.031). In der Gruppe der Mehrgebärenden zeigt sich die Zunahme des Ausmaßes an Beschwerden in Bezug auf die Variablen körperliche Erschöpfung, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen mit p<.001 signifikant. Die Variablen Müdigkeit, Harninkontinenz und Beschwerden beim Wasserlassen erreichen in diesem Zusammenhang ein Signifikanzniveau von p<.02. 5.4.2 Geburtshilfliche Interventionen 50% (n=515) der Studienteilnehmerinnen haben mindestens eine der drei Interventionen sekundäre Sectio caesarea, Periduralanästhesie und Episiotomie erhalten. Anteilig betrachtet waren signifikant mehr Erstgebärende als Mehrgebärende (61,3% vs. 19,7%, RR 3.21, [95% KI 2.54-4.05], p<.001) davon betroffen. 36,8% (n=379) der Studienteilnehmerinnen erlebten eine iatrogen verursachte Geburtsverletzung in Form eines Kaiserschnittes oder eines Dammschnittes. Der Anteil unter den Erstgebärenden liegt dabei signifikant höher als unter den Mehrgebärenden (47,7% vs. 11,6%, RR 4.11, [95% KI 2.99-5.64]), p<.001). Unter Mehrgebärenden ist eine 84 Ergebnisse vaginale Geburt ohne jegliche Geburtsverletzung signifikant häufiger als unter Erstgebärenden zu beobachten (30,7% vs. 7,3%, RR 4.13, [95% KI 2.97-5.75], p<.001). Die Rate der geburtshilflichen PDA beträgt in der gesamten Stichprobe 29,7% (n=306). 38,5% der Erstgebärenden (n=277) und 9,4% (n=29) der Mehrgebärenden wählten diese Form des Schmerzmanagements unter der Geburt. Der Unterschied zwischen den Gruppen erweist sich mit p<.001 als signifikant. Erstgebärende tragen gegenüber Mehrgebärenden das vierfache Risiko für das Anlegen einer geburtshilflichen PDA (RR 4.12, [95% KI 2.88-5.89]). Zur Frage, inwieweit neben der Parität weitere soziodemographische Aspekte den Einsatz der drei Interventionen beeinflussen, wurden Chiquadratbasierte Unabhängigkeitstests durchgeführt. Für das Alter der Mutter und das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft wurde jeweils der Median der Stichprobe gewählt. Tabelle 5-7 bis Tabelle 5-9 auf Seite 85 – 116 weisen das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft als konstanten Einflussfaktor für den Einsatz der sekundären Sectio, der Episiotomie sowie der PDA aus. Dabei begünstigte ein Pro-Kopfeinkommen oberhalb des Medians der Stichprobe die jeweilige Intervention. Tabelle 5-7 Zusammenhang zwischen sekundärer Sectio und soziodemographischen Aspekten Sekundäre Sectio n n (%) df X² RR KI 95% Sig. Alter der Mutter > 31 J Ja Nein Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja Nein Krankenversicherung Gesetzlich Privat Familienstand Alleinstehend In Partnerschaft lebend Schulausbildung ohne Berufsausbildung Ja Nein Schulausbildung/ abgeschlossene Lehre Ja Nein Schulausbildung/ abgeschlossenes Studium Ja Nein 452 577 58 (12,8) 76 (13,2) ,026 1 1.0 1.0 0.74-1.41 .872 451 468 39 (8,6) 82 (17,5) 15,82 1 1.0 2.0 1.42-2.90 .000 896 50 112 (12,5) 10 (20,0) 2,37 1 1.0 1.6 0.89-2.86 .124 25 885 2(8,0) 132 (13,1) ,571 1 1.0 1.7 0.42-7.22 .450 39 935 4 (10,3) 123 (13,2) ,277 1 1.0 1.3 0.50-3.29 .598 532 442 62 (11,7) 65 (14,7) 1,98 1 1.0 1.3 0.91-1.75 .159 403 571 61 (15,1) 66 (11,6) 2,67 1 1.0 0.8 0.55-1.05 .102 Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Rate der sekundären Sectiones und dem NettoÄquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft scheint unabhängig vom Alter der Frau zu sein. Er besteht sowohl in der Gruppe der Frauen, die das 31. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, als auch in der Gruppe derjernigen, die älter als 31 Jahre sind. Versichertenstatus und eine fehlende berufliche Ausbildung können in Bezug auf die sekundäre Sectio ebenfalls als mögliche Einflussfaktoren identifiziert werden. Aufgrund der geringen Fallzahl kann der Einfluss jedoch nur als Tendenz bewertet werden. Im Hinblick auf die Episiotomierate besteht hingegen ein Zusammenhang zu einer fehlenden beruflichen Ausbildung auf Signifikanzniveau (Tabelle 5-8 Seite 86). Demnach tragen Frauen mit Berufsausbildung gegenüber Frauen ohne Berufsausbildung das fast fünffache Risiko eine Episiotomie zu erhalten. Bezüglich des signifikanten Zusammenhangs zwischen der Episiotomierate und dem Netto-Äquivalenzeinkommen kann einschränkend 85 Ergebnisse festgehalten werden, dass dieser unter Einbezug des Alters nur noch in der Gruppe Frauen besteht, die das 31. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Tabelle 5-8 Zusammenhang zwischen Episiotomie und soziodemographischen Aspekten Episiotomie n Alter der Mutter > 31 J Ja Nein Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja Nein Krankenversicherung Gesetzlich Privat Familienstand Alleinstehend In Partnerschaft lebend Schulausbildung ohne Berufsausbildung Ja Nein Schulausbildung/ abgeschlossene Lehre Ja Nein Schulausbildung/ abgeschlossenes Studium Ja Nein n (%) df X² RR KI 95% Sig. 394 501 99 (25,1) 146 (29,1) 1,79 1 1.0 1.2 0.93-1.44 .181 412 386 86 (20,9) 129 (33,4) 15,94 1 1.0 1.6 1.27-2.03 .000 784 40 207 (26,4) 13 (32,5) ,723 1 1.0 1.2 0.78-1.95 .395 23 872 3 (13,0) 242 (27,8) ,317 1 1.0 2.4 0.75-8.28 .188 35 812 2 (5,7) 277 (28,0) 8,41 1 1.0 4.9 1.27-17.88 .004 470 377 128 (27,2) 101 (26,8) ,021 1 1.0 1.0 0.79-1.23 .885 342 505 99 (28,9) 130 (25,7) 1,06 1 1.0 0.9 0.71-1.11 .303 Ein tendenzieller Einfluss des Versichertenstatus wird in Bezug auf die PDA-Raten besonders deutlich (siehe Tabelle 5-9 Seite 86). Dennoch bleibt er aufgrund der geringen Fallzahl unterhalb des Signifikanzniveaus. Tabelle 5-9 Zusammenhang zwischen Periduralanästhesie und soziodemographischen Aspekten Periduralanästhesie n Alter der Mutter > 31 J Ja Nein Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja Nein Krankenversicherung Gesetzlich Privat Familienstand Alleinstehend In Partnerschaft lebend Schulausbildung ohne Berufsausbildung Ja Nein Schulausbildung/ abgeschlossene Lehre Ja Nein Schulausbildung/ abgeschlossenes Studium Ja Nein n (%) df X² RR KI 95% Sig. 452 577 130 (28,8) 176 (30,5) ,368 1 1.0 1.1 0.88-1.28 .544 451 468 105 (23,3) 169 (36,1) 18,10 1 1.0 1.6 1.26-1.91 .000 896 50 263 (29,4) 20 (40,0) 2,56 1 1.0 1.4 0.96-1.94 .110 25 1004 9 (36,0) 297 (29,6) ,481 1 1.0 1.0 0.98-1.03 .488 39 935 10 (25,6) 275 (29,4) ,257 1 1.0 1.1 0.67-1.98 .612 532 442 150 (28,2) 135 (30,5) ,643 1 1.0 1.1 0.89-1.32 .423 403 571 125 (31,0) 160 (28,0) 1,03 1 1.0 0.9 0.74-1.10 .311 86 Ergebnisse Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Rate der Periduralanästhesien und dem NettoÄquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft scheint, wie auch bei der sekundären Sectio caesarea, unabhängig vom Alter der Frau zu sein. Er besteht sowohl in der Gruppe der Frauen, die das 31. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, als auch in der Gruppe derjernigen, die älter als 31 Jahre sind. 5.4.3 Geburtserleben Der deskriptiven Analyse zum Geburtserleben wurde eine Instrumentenanalyse vorgeschaltet, in der die Instrumente Geburtserleben (single item) und der SILGer_12 mit dem Ziel verglichen wurden, nur eines der beiden Instrumente in die weiteren Analysen zu integrieren. Zunächst werden die Ergebnisse beider Instrumente vergleichend dargestellt. Unter der Anwendung des Instrumentes Geburtserleben (single item) bewerteten 9,7% (n=70) der Erstgebärenden ihr Geburtserleben acht Wochen nach der Geburt als negativ oder sehr negativ. Bei den Mehrgebärenden liegt dieser Anteil in diesen beiden Bewertungskategorien zusammengenommen bei 3,5% (n=11). Sechs Monate nach der Geburt sind es 11,6% (n=83) der Erstgebärenden mit einem negativ oder sehr negativ empfundenen Geburtserleben, bei den Mehrgebärenden hat sich der Anteil auf 2,5% (n= 8) zu diesem Zeitpunkt und in diesen beiden Bewertungskategorien reduziert. Die Auswertung des SILGer_12 acht Wochen nach der Geburt ergibt nach Dichotomisierung des Summenscores entsprechend der festgelegten Konventionen unter den Erstgebärenden einen Anteil von 32,3% (n=228), die ihr Geburtserleben acht Wochen nach der Geburt negativ bewerteten. Der Anteil bei den Mehrgebärenden beträgt zu diesem Zeitpunkt 10,5% (n=32). Sechs Monate nach der Geburt bewerteten nach Auswertung des SILGer_12 29,0% (n=207) der Erstgebärenden und 12,5% (n=38) der Mehrgebärenden ihr Geburtserlebnis negativ. Die Diskrepanz in den Ergebnissen der beiden Instrumente führte zu der Fragestellung, welche Dimensionen des Geburtserlebens sich in der Beantwortung der singulären Frage nach der Bewertung des Geburtserlebens, zu beantworten über eine fünf Punkte Likert Skala, widerspiegeln. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welches der beiden Instrumente geeigneter erscheint, um es in die Analyse der, die subjektive Gesundheitseinschätzung beeinflussenden Faktoren aufzunehmen. Um mögliche Antworten auf die Fragen zu finden, wurden Korrelationen zu den einzelnen Dimensionen des BBCI überprüft. Mit Rücksicht auf den bisher sehr reduzierten Einsatz des BBCI wurde zunächst eine Überprüfung des Cronbach’s Alpha der einzelnen Dimensionen vorgenommen (siehe Tabelle 5-10). 87 Ergebnisse Tabelle 5-10 Reliabiltätsanalyse der sieben Subskalen des BBCI Cronbach’s Dimension Alpha Unzureichende Copingressourcen – 7 Items .720 Wahrgenommene Unterstützung durch den Partner – 4 Items .845 Einbezug des Partners durch das geburtshilfliche Team – 2 Items .653 Wahrgenommene Unterstützung durch das geburtshilfliche Team – 3 Items .867 Kontakt zum Kind – 3 Items .825 Peritraumatische Dissoziatives Erleben – 5 Items .615 Peritraumatische Emotionales Erleben – 6 Items .706 Mit dem Anspruch, dass die interne Validität einer Subskala durch ein Cronbach’s Alpha von mindestens .70 gekennzeichnet sein sollte (vgl. hierzu Lance et al. 2006), wurden die Dimensionen Einbezug des Partners durch das geburtshilfliche Team und Peritraumatische Dissoziatives Erleben von den weiteren Analysen zum Geburtserleben ausgeschlossen. Um die Güte der beiden Instrumente Geburtserleben (single item) und SILGer_12 zu prüfen wurden die Korrelationen errechnet, die jedes Instrument zu den fünf Dimensionen des BBCI aufweist. Die Berechnungen erfolgten anhand der Daten zum Erhebungszeitpunkt t1. Die Korrelationen wurden aufgrund einer annähernden Normalverteilung der Residuen (vgl. hierzu Berry 2005: 60ff) nach Pearson und vorheriger Z-Transformation berechnet. Gleichzeitig wurde die Diskriminanzfähigkeit der Instrumente anhand des T-Testes bei unabhängigen Stichproben für die Mittelwertgleichheit geprüft. Trennwert bildete dabei der Median der entsprechenden Dimension des BBCI. Die relative Effizienz der Instrumente wurde anhand der quadrierten T-Werte ermittelt. Dieses statistische Verfahren wurde aus der Lebensqualitätsforschung übernommen. Nach Fayers und Machin stellt die Quotientenbildung aus den quadrierten T-Werten eine gute Methode dar, um in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität die Effizienz einzelner Instrumente gegeneinander abzuwägen (Fayers & Machin 2007: 211ff). In der Quotientenbildung diente der SILGer_12 als Referenzinstrument und bildete den Nenner. Das Instrument Geburtserleben (single item) als zu vergleichendes Instrument bildete folglich den Zähler des Quotienten. Ein Wert höher als 1.0 besagt, dass das zu vergleichende Instrument effizienter als das Referenzinstrument ist. Ein Wert unter 1.0 spricht für die höhere Effizienz des Referenzinstrumentes gegenüber dem zu vergleichenden Instrument. 88 Ergebnisse Tabelle 5-11 Korrelationen, Diskriminanzfähigkeit und relative Effizienz der Instrumente zum Geburtserleben Geburtserleben (single item) R T Sig. (2seitig) T-test .637** 20,96 .000 .104** -3,08 .418** Kontakt zum Kind Peritraumatische Emotionales Erleben unzureichende Copingressourcen wahrgenommene Unterstützung durch den Partner wahrgenommene Unterstützung durch das geburtshilfliche Team Relative Effizienz SILGer_12 R .739** T 23,75 .002 .119** 11,77 .000 .440** .324** -8,52 .000 .555** 15,72 .000 .350** .662** Sig. (2seitig) T-test .000 .779 3,90 .000 .624 12,20 .000 .931 9,24 .000 .850 20,65 .000 .580 **= Die Korrelation ist auf einem Niveau von 0,01 (zweiseitig) signifikant Sowohl das Instrument Geburtserleben (single item) als auch der SILGer_12 korrelieren signifikant mit den fünf Dimensionen des BBCI (siehe Tabelle 5-11). In ihrer Diskriminanzfähigkeit in Bezug auf alle fünf Dimensionen bewegen sich beide Instrumente ebenfalls auf signifikantem Niveau. Untereinander korrelieren beide Instrumente mit einem Korrelationskoeffizienten von .715 auf einem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant. Eine signifikante Korrelation (p<.001) kann auch zwischen dem Instrument Geburtserleben (single Item) und jedem der zwölf Items des SILGer_12 festgestellt werden, wodurch die Mehrdimensionalität des Instrumentes Geburtserleben (single item) ersichtlich wird. In Bezug auf die relative Effizienz scheint das Instrument Geburtserleben (single item) dem SILGer_12 unterlegen zu sein, wenngleich die Ergebnisse zeigen, dass in der Beantwortung der singulären Frage nach dem Geburtserleben die unterschiedlichen Dimensionen des BBCI durchaus abgebildet werden. Die vorgeschaltete Instrumentenanalyse führte demnach zur Präferenz zugunsten des SILGer_12 zur Erfassung des Geburtserlebens und damit auch zur Berechnung von Zusammenhängen zwischen dem Geburtserleben und der subjektiven Gesundheit. Die Auswertung des SILGer_12 ergibt nach Dichotomisierung des Summenscores entsprechend der festgelegten Konventionen (Dummyvariable siehe Anlagenband Seite 21 - 23) in der gesamten Stichprobe einen Anteil von 25,3% (n=260) Frauen, die die Geburt ihres Kindes acht Wochen danach negativ bewerteten. Unter den Erstgebärenden beträgt der Anteil 32,3% (n=228) und unter den Mehrgebärenden 10,5% (n=32). Erstgebärende tragen gegenüber Mehrgebärenden zu diesem Zeitpunkt das dreifache Risiko eines negativen Geburtserlebens (RR 3.07, [95% KI 2.18-4.34], p<.001). Sechs Monate nach der Geburt bewerteten 23,8% (n=245) aller Studienteilnehmerinnen die Geburt ihres Kindes negativ, 29,0% (n=207) der Erstgebärenden und 12,5% (n=38) der Mehrgebärenden. Auch zu diesem Zeitpunkt liegt das Risiko eines negativen Geburtserlebens mit einem Faktor von 2,3 in der Gruppe der Erstgebärenden signifikant höher als in der Gruppe der Mehrgebärenden (RR 2.32, [95% KI 1.68-3.18], p<.001). Der Geburtsmodus scheint in Bezug auf das Geburtserleben einen erheblichen Einfluss zu haben. Frauen, die ihr Kind auf vaginalem Weg geboren haben, tragen sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt gegenüber Frauen, die ihr Kind per sekundärer Sectio caesarea zur Welt brachten, ein über 60% geringeres Risi89 Ergebnisse ko für ein negatives Geburtserleben (20,5% vs. 60,6%, RR 0.34 [95% KI 0.28-0.41], p<.001 bzw. 19,5% vs. 55,0%, RR 0.36 [95% KI 0.29-0.44], p<.001). Im Vergleich der beiden Erhebungszeitpunkte sind eine durchschnittliche Zunahme in der Punktzahl des SILGer_12 und damit eine Verbesserung in der Bewertung des Geburtserlebnisses von t1 zu t2 zu verzeichnen. Die durchschnittliche Differenz zeigt sich sowohl für die gesamte Stichprobe als auch in der Gruppe der Erstgebärenden mit p<.001 auf signifikantem Niveau. In der Gruppe der Mehrgebärenden erreicht die durchschnittliche Differenz zwischen den Erhebungszeitpunkten nicht das Signifikanzniveau. 5.4.4 Stillverhalten Von 990 Frauen, die die Frage nach einem initialen Stillwunsch eindeutig bejaht haben, stillten acht Wochen nach der Geburt 8,9% (n=88) ihr Kind nicht mehr. Dabei beläuft sich die Rate bei den Erstgebärenden auf 10,0% (n=70) und bei den Mehrgebärenden auf 6,2% (n=18). Sechs Monate nach der Geburt beträgt der Anteil nicht-stillender Frauen bei initialem Stillwunsch 22,7% (n=225), mit einer Rate von 25,2% (n=177) unter den Erstgebärenden und unter den Mehrgebärenden von 16,6% (n=48). Der Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden in Bezug auf die Stillraten ist nicht signifikant, wobei das Signifikanzniveau sechs Monate nach der Geburt mit p=.057 nur leicht verfehlt wird. 5.4.5 Mütterliche psychische Morbidität 11,7% (n=84) der Erstgebärenden geben acht Wochen nach der Geburt Hinweise für das Vorliegen einer depressiven Erkrankung (EPDS>11). In der Gruppe der Mehrgebärenden beläuft sich der Anteil zu diesem Zeitpunkt auf 8,7% (n=27). Die Gesamtrate der Stichprobe beträgt 10,8% (n=111). Sechs Monate nach der Geburt hat sich der Anteil in der Gruppe der Erstgebärenden mit 7,7% (n=55) deutlich reduziert. In der Gruppe der Mehrgebärenden sind zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu t2 mehr Frauen von einer möglichen depressiven Erkrankung betroffen. Ihr Anteil beträgt nun 9,7% (n=30). Die Gesamtrate der Stichprobe für eine mögliche depressive Erkrankung liegt sechs Monate nach der Geburt bei 8,3% (n=85). Sowohl zu t1 als auch zu t2 zeigen sich die Differenzen zwischen Erst- und Mehrgebärenden nicht auf signifikantem Niveau. Im Vergleich der beiden Erhebungszeitpunkte sind eine durchschnittliche Abnahme in der Punktzahl der EPDS und damit eine Verbesserung der psychischen Morbidität zu verzeichnen. Die durchschnittliche Differenz zeigt sich sowohl für die gesamte Stichprobe als auch in der Gruppe der Erstgebärenden mit p<.001 auf signifikantem Niveau. In der Gruppe der Mehrgebärenden fällt der Unterschied zwischen den Erhebungszeitpunkten nicht ganz so deutlich aus und bleibt mit einer durchschnittlichen Differenz von 0,384 Punkten gerade eben auf signifikantem Niveau (p=.050). 5.4.6 Geschlecht und Gesundheitszustand des Kindes Die Stichprobe umfasst insgesamt 48,9% (n=503) männliche und 51,1% (n=526) weibliche Geburten. Von 73 Neugeborenen (7,1%, 34 Mädchen und 39 Jungen), die der Geburtsdokumentation zufolge unmittelbar nach der Geburt Auffälligkeiten zeigten, wurden 16 (1,6%, acht Mädchen und acht Jungen) vom Kreißsaal aus direkt auf eine neonatologische Überwachungsstation verlegt. 89 Mütter (8,6%) gaben acht Wochen nach der Geburt an, 90 Ergebnisse dass ihr Kind nicht gesund zur Welt gekommen sei. Davon sind 66,3% (n=59) Mutter eines Jungen. Drei bis zehn Tage nach der Geburt (U2) zeigten 20,5% (n=211) Kinder Auffälligkeiten. Der Anteil der Mädchen ist hier mit 53,1% (n=112) leicht erhöht. Anlässlich der U3 (4. bis 6. Lebenswoche) wurden bei 17,3% (n=178) Auffälligkeiten dokumentiert. Auch hier ist der Anteil der betroffenen Mädchen gegenüber den Jungen mit 52,2% (n=93) leicht erhöht. Zur U4 (3. bis 4. Lebensmonat) beträgt der Anteil 15,8% (n=163), wovon 46,6% (n=76) Mädchen sind. Insgesamt erwiesen sich 64,7% (n=662) der Kinder bis einschließlich der U3 als absolut unauffällig, 48,3% (n=320) Jungen und 51,7% (n=342) Mädchen. Sie wurden nach der Geburt nicht auf eine neonatologische Überwachungsstation verlegt, wiesen kein aufffälliges fetales outcome (fünf Minuten Apgar unter 7 Punkte und arterieller Nabelschnur pH-Wert unter 7,2) auf, wurden von ihrer Mutter als gesund geboren wahrgenommen und zeigten sich bei der U2 sowie der U3 unauffällig. Bis einschließlich der U4 können 59,4% der Kinder (n=611) als absolut unauffällig eingestuft werden, 48,0% (n=293) Jungen und 52,0% (n=318) Mädchen. Für 22,4% (n=230) trifft einer der genannten Punkte bis einschließlich der U4 nicht zu, für 12,3% (n=127) sind es zwei Punkte, für 4,2% (n=43) drei, für 1,1% (n=11) vier und für 0,1% (n=1) sind es fünf der sechs genannten Punkte, die nicht zutreffen. Hinsichtlich der Rate der auffälligen Kinder können keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf signifikantem Niveau identifiziert werden. Signifikante Unterschiede lassen sich hingegen in Bezug auf die Parität feststellen. Während die Anteile männlicher und weiblicher Geburten in der Gruppe der Erstgebärenden wie auch in der Gruppe der Mehrgebärenden annähernd gleich sind, ist die Rate auffälliger Kinder acht Wochen nach der Geburt (bis einschließlich zur U3) in der Gruppe der Erstgebärenden gegenüber der Gruppe der Mehrgebärenden signifikant erhöht (37,3% vs. 30,7%, RR 1.2, [95% KI 1.00-1.47], p=.045). In beiden Gruppen erhöht sich der Anteil auffälliger Kinder nach Durchführung der U4 und der Unterschied zwischen den Gruppen zeigt sich auch weiterhin auf signifikantem Niveau (42,6% vs. 35,0%, RR 1.22, [95% KI 1.02-1.45], p=.022). Um zu überprüfen, inwieweit eine möglicherweise erhöhte Unsicherheit von Erstgebärenden gegenüber Mehrgebärenden bezüglich der Einschätzung des Gesundheitszustandes des Kindes in dieses Ergebnis einfließen, wurde ein zweiter Score ohne die Einschätzung der Mutter gebildet, anschließend binär kodiert und dem Unabhängigkeitstest unterzogen. Acht Wochen nach der Geburt (bis einschließlich zur U3) zeigt sich unter Anwendung dieses Scores lediglich ein tendenzieller Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden bezüglich der Rate auffälliger Kinder ohne Signifikanzniveau (33,7% vs. 28,1%, RR 1.20, [95% KI 0.98-1.47], p=.078). Wird die U4 einbezogen, wird das Signifikanzniveau im Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden sowie das Ausmaß des relativen Risikos in diesem Zusammenhang aber wieder erreicht (39,5% vs. 32,4%, RR 1.22 [KI 1.01-1.47], p=.030). Aus diesem Grund wurde der ursprünglicher Score, der die persönliche Einschätzung der Mutter inkludiert, in den weiteren Berechnungen beibehalten. 5.4.7 Sozioökonomischer Status Das durchschnittliche Netto-Äquivalenzeinkommen der gesamten Stichprobe beläuft sich während der Schwangerschaft auf 1480,22 Euro (SD 562,16 Euro), wobei von der Gruppe der Erstgebärenden zu diesem Zeitpunkt ein durchschnittliches Netto-Äquivalenzeinkommen von 1627,81 Euro (SD 564,73 Euro) und von der Gruppe der Mehrgebärenden von 1115,98 Euro (SD 350,58 Euro) angegeben wurde. Der Median liegt in der Gesamtstichprobe bei 1569,53, in der Gruppe der Erstgebärenden bei 1657,99 und in der Gruppe der Mehrgebärenden bei 1008,98 Euro. Der Unterschied erweist sich mit p<.001 signifikant. Mehrgebärende tragen gegenüber Erst- 91 Ergebnisse gebärenden das zweifache Risiko eines Pro-Kopf-Einkommens in der Schwangerschaft unterhalb des Medians der Gesamtstichprobe (76,2% vs. 38,1%, RR 2.00, [95% KI 1.78-2.25]). Bezüglich ihres Anteils an berufstätigen Frauen wie auch des Anteils an privat- und gesetzlich Krankenversicherten zu beiden Erhebungszeitpunkten unterscheidet sich die Gruppe der Erstgebärenden nicht von der Gruppe der Mehrgebärenden. Die Gruppe der Mehrgebärenden hat gegenüber der Gruppe der Erstgebärenden ein signifikant höheres Durchschnittsalter (32 Jahre vs. 30 Jahre, RR 1.61, [95% KI 1.41-1.83], p<.001); es gibt unter ihnen einen signifikant niedrigeren Anteil alleinstehender Frauen (6,8% vs. 28,8%, RR1.31, [95% KI 1.24-1.38], p<.001) und sie verfügen über signifikant niedrigere Bildungsabschlüsse. 59,8% (n=174) der Mehrgebärenden haben eine Lehre als höchsten beruflichen Bildungsabschluss absolviert, gegenüber 52,4% (n=358) der Erstgebärenden (RR 1.14, [95% KI 1.01-1.28], p=.034). In der Gruppe der Erstgebärenden verfügten 43,8% (n=299) über einen akademischen Abschluss, im Gegensatz zu 35,7% (n= 104) der Mehrgebärenden (RR 1.22, [95% KI 1.03-1.46], p=.020). 5.4.8 Soziale Unterstützungsleistung 98,4% (n=1013) der Studienteilnehmerinnen wurden im Wochenbett von einer Hebamme betreut. Ein halbes Jahr nach der Geburt war für 992 Studienteilnehmerinnen (97,9%) die Betreuung abgeschlossen. Im Minimum beträgt die Betreuungszeit in dieser Gruppe eine Woche und im Maximum 22 Wochen, der Durchschnitt liegt bei 5,3 Wochen (SD 3,0 Wochen). Der Median der Betreuungszeit liegt bei fünf, der Modalwert bei acht Wochen. Die durchschnittliche Betreuungszeit durch eine Hebamme beträgt in der Gruppe der Erstgebärenden 5,3 Wochen (SD 3,0 Wochen) und in der Gruppe der Mehrgebärenden 4,7 Wochen (SD 3,1 Wochen). Der Unterschied in der durchschnittlichen Betreuungszeit erweist sich zwischen den beiden Gruppen als signifikant (p=.003). Bezüglich der emotionalen Unterstützung durch den Freundes- und Familienkreis kann in der Gruppe der Mehrgebärenden ein mit 4,43 Punkten (SD 1,70 Punkten) durchschnittlich höherer Punktwert ausgemacht werden als in der Gruppe der Erstgebärenden (4,09 Punkte, SD 1,55). Dies trifft auch in Bezug auf die emotionale Unterstützung durch den Partner zu (10,27, SD 3,80 vs. 9,48, SD 3,28 Punkte). In beiden Fällen ist ein höherer Punktwert assoziiert mit einer als geringer empfundenen emotionalen Unterstützung. Mehrgebärende fühlen sich somit sowohl von ihrem Familien- und Freundeskreis als auch von ihrem Partner in den ersten sechs Monaten nach der Geburt gegenüber Erstgebärenden durchschnittlich signifikant geringer emotional unterstützt (p=.003). 5.4.9 Zwischenfazit Es zeigt sich, dass die Gruppe der Erstgebärenden sozioökonomisch durchschnittlich besser gestellt ist und sich durch Familien- und Freundeskreis wie auch durch den Partner im Durchschnitt in den ersten sechs Monaten nach der Geburt emotional besser unterstützt weiß als die Gruppe der Mehrgebärenden. Gleichzeitig werden eine signifikant höhere durchschnittliche postpartale Betreuungszeit durch eine Hebammen sowie eine höhere Rate an pädiatrisch diagnostizierten, gesundheitlich auffälligen Kindern in der Gruppe der Erstgebärenden deutlich. Der letztgenannte Punkt kann kaum erklärt werden. Die Studienteilnehmerinnen waren aufgefordert, nur dann Auffälligkeiten anzugeben, wenn diese auch im Kinderuntersuchungsheft anlässlich der Vorsorgeuntersuchungen dokumentiert waren, es sich also um pädiatrisch diagnostizierte Auffälligkeiten handelte. In der Kon92 Ergebnisse sequenz würde dies bedeuten, dass Kinder von Erstgebärenden gegenüber Kindern von Mehrgebärenden signifikant häufiger von Pädiaterinnen und Pädiatern bei den Vorsorgeuntersuchungen als auffälliger eingestuft werden. Auffällig ist, dass sich die Gruppen der Erst- und der Mehrgebärenden in den deskriptiven Analysen möglicher Prädiktoren dahingehend unterscheiden, dass Faktoren, die in irgendeiner Weise in direktem Zusammenhang mit der Geburt stehen, in der Gruppe der Erstgebärenden prominenter vertreten sind als in der Gruppe der Mehrgebärenden. Hierzu gehören die Beschwerden durch eine Geburtsverletzung, stillspezifische Morbidität, ein negatives Geburtserleben sowie die Interventionen sekundäre Sectio, Episiotomie und PDA. Bezüglich der Prävalenz der körperlichen Beschwerden stellen Rücken- und Kopfschmerzen, Hämorrhoiden, Harninkontinenz, Obstipation und extreme Müdigkeit die häufigsten Beschwerden zu beiden Erhebungszeitpunkten dar, wobei sich eine signifikante Verschlechterung von t1 zu t2 speziell in Bezug auf das Ausmaß der Beschwerden durch Rücken- und Kopfschmerzen, Harninkontinenz und extreme Müdigkeit zeigt. Die Gruppe der Mehrgebärenden scheint in stärkerem Ausmaß als die Gruppe der Erstgebärenden von einer Verschlechterung der körperlichen Beschwerden betroffen zu sein. Hinsichtlich des Geburtserlebens ist in beiden Gruppen eine durchschnittliche Verbesserung zwischen den Erhebungszeitpunkten zu verzeichnen, die jedoch nur in der Gruppe der Erstgebärenden Signifikanzniveau erreicht. Dies lässt sich durch die bessere Bewertung zu t1 in der Gruppe der Mehrgebärenden erklären. Zusammengefasst muss konstatiert werden, dass im Vergleich zur Gruppe der Erstgebärenden in der Gruppe der Mehrgebärenden schlechtere strukturelle Bedingungen, eine geringere emotionale Unterstützung im engen Familien- und Freundeskreis sowie ein höheres Maß der Zunahme an körperlichen Beschwerden von t1 zu t2 einer durchschnittlich signifikant kürzeren Betreuungszeit durch eine Hebamme gegenüberstehen. Im folgenden Kapitel wird dargestellt, inwieweit die beschriebenen Faktoren die subjektive Gesundheit von gesunden Frauen, ermittelt eine einzige übergreifende Frage (SF-1), nach der Geburt eines Kindes beeinflussen. 5.5 Identifikation der beeinflussenden Faktoren in Bezug auf die subjektive Gesundheit Um entscheiden zu können, welche Variablen zur Identifikation beeinflussender Faktoren in ein Regressionsmodell aufgenommen werden, wurden die Variablen zunächst univariaten Analysen unterzogen. Die univariate Analyse möglicher Zusammenhänge zwischen Prädiktoren und der subjektiven Gesundheit erfolgte unter Anwendung Chiquadratbasierter Unabhängigkeitstests. Für die Berechnung der subjektiven Gesundheit wurde entsprechend den Ausführungen im Kapitel 5.2 ausschließlich der SF-1 zugrundegelegt. Vor dem Hintergrund des konstatierten Ceiling-effektes erfolgte eine Dichotomisierung des SF1, in dem die ersten beiden Kategorien ausgezeichnet und sehr gut in der Kategorie gut und die Kategorien gut, weniger gut und schlecht in der Kategorie beeinträchtigt zusammengefasst werden. 5.5.1 Univariate Analysen Aufgrund der durch die zwei Erhebungszeitpunkte sowie durch die Stratifizierung entstehenden Fülle an Daten werden in Tabelle 5-12 Seite 94 nur die asymptotische Signifikanzen (zweiseitig) dargestellt, die über die Aufnahme in ein Regressionsmodell entschieden haben. 93 Ergebnisse Tabelle 5-12 χ2 -basierter Unabhängigkeitstest subjektive Gesundheit– Asymptotische Signifikanzen (2seitig) Block 5: Sonstiges Block 4: Emotionale Aspekte Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Block 1: Soziodemographische Faktoren Gesamt Erst-gebärende Mehrgebärende t1 t2 t1 t2 t1 t2 Netto-Äquivalenzeinkommen Schwangerschaft .030 .011 .372 .485 .108 .012 Alter der Mutter .002 .000 .214 .011 .009 .018 Familienstand .018 .000 .033 .009 .297 .015 Ausbildungslevel .319 .199 .306 .650 .752 .117 Berufstätigkeit pp .723 .653 .958 .300 .384 .452 Versichertenstatus .844 .273 .519 .554 .234 .004 Uterusinfektionen .282 .037 .500 .042 .252 .458 Harnwegsinfektionen .120 .195 .360 .377 .136 .160 Probleme beim Wasserlassen .000 .081 .000 .011 .272 .000 Harninkontinenz .000 .000 .001 .000 .001 .089 Stuhlinkontinenz .000 .001 .000 .003 .099 .126 Obstipation .001 .000 .023 .002 .024 .012 Hämorrhoiden .001 .014 .019 .046 .026 .349 Kopfschmerzen .000 .000 .005 .001 .000 .011 Extreme Erschöpfung .000 .000 .000 .000 .000 .000 Extreme Müdigkeit .000 .000 .000 .000 .000 .000 Schmerzhafter Stuhlgang .000 .000 .000 .010 .014 .017 Rückenschmerzen .000 .000 .000 .000 .000 .001 .000 Schmerzhafter GV .001 .000 Stillspezifische Morbidität .006 .000 .032 .000 .024 .076 Stillverhalten .506 .849 .355 .728 .889 .877 Geburtserleben .006 .000 .001 .000 .391 .002 Sectio .699 .091 .825 .011 .964 .895 Episiotomie .758 .022 .167 .474 .790 .103 PDA .649 .911 .848 .900 .601 .057 Beschwerden durch Geburtsverletzung .000 .000 .000 .000 .132 .046 Postpartale Depression .000 .000 .000 .000 .000 .000 Emotionale Unterstützung Familie Emotionale Unterstützung Partner .000 .000 .001 .000 .011 .000 .000 .000 .000 .000 .006 .000 Dauer Hebammenbetreuung pp .346 .032 .155 .016 .847 .319 Gesundheitliche Auffälligk. des Kindes .049 .031 .187 .007 .052 .762 Kindl. Geschlecht .026 .035 .036 .049 .434 .448 Tabelle 5-12 auf Seite 94 weist für die gesamte Stichprobe 24/25 Variablen aus, die, bei einem gewählten Signifikanzniveau von p<.05, in einem signifkanten Zusammenhang mit der subjektiven Gesundheit stehen. In der Gruppe der Erstgebärenden sind es 23/24 Variablen und in der Gruppe der Mehrgebärenden 19/20 Variablen. Die festgestellten Zusammenhänge auf Signifikanzniveau sind dabei in folgende Richtungen zu interpretieren: • Ein Einkommen niedriger als der Median der Stichprobe (1569,53 Euro) ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. 94 Ergebnisse • Ein mütterliches Alter über dem Median der Stichprobe (31 Jahre) ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Eine gesetzliche Krankenversicherung ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Der Familienstand alleinlebend ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Das Auftreten von Beschwerden oder Schmerzen ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Ein negatives Geburtserleben ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Die sekundäre Sectio wie auch die Episiotomie sind mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Hinweise einer postpartalen Depression sind mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Mangelnde emotionale Unterstützungen durch den Familien-/Freundeskreis oder durch den Partner sind mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Eine postpartale Hebammenbetreuung länger als fünf Wochen ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Gesundheitliche Auffälligkeiten des Kindes sind mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. • Die Geburt eines Mädchens ist mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert. 5.5.2 Multivariate Analysen Aus den univariaten Analysen ergaben sich für die gesamte Stichprobe sieben Variablen, die in keinem signifikanten Zusammenhang mit der subjektiven Gesundheit stehen: Ausbildungslevel, Berufstätigkeit nach der Geburt, Versichertenstatus, Harnwegsinfektionen, Stillverhalten, sekundäre Sectio caesarea und die geburtshilfliche PDA. In der Gruppe der Erstgebärenden waren es die acht Variablen Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Ausbildungslevel, Berufstätigkeit nach der Geburt, Versichertenstatus, Harnwegsinfektionen, Stillverhalten, Episiotomie und die geburtshilfliche PDA. In der Gruppe der Mehrgebärenden konnten die zwölf Variablen Ausbildungslevel, Berufstätigkeit nach der Geburt, Uterusinfektionen, Harnwegsinfektionen, Stuhlinkontinenz, Stillverhalten, sekundäre Sectio caesarea, Episiotomie, geburtshilfliche PDA, Dauer der Hebammenbetreuung sowie gesundheitliche Auffälligkeiten und Geschlecht des Kindes aufgrund fehlender signifikanter Zusammenhänge aus dem Regressionsmodell ausgeschlossen werden. Die unabhängigen Variablen gingen in fünf Blöcken in das Regressionsmodell ein. Entscheidungskriterium für die Aufnahme in das Modell war ein signifikanter Zusammenhang zwischen abhängiger und unabhängiger Variable auf einem Niveau von p<.05 zu einem oder beiden Erhebungszeitpunkten. Variablen, die diesen Kriterien entsprachen, sind in Tabelle 5-12 auf Seite 94 durch kursiv und fett gedruckte Signifikanzen gekennzeichnet. Tabelle 5-13 auf Seite 96 zeigt die Faktoren, die nach Durchführung der logistischen Regression als Einflussgrößen der subjektiven Gesundheit zu t1 und/oder t2 in der Gesamtstichprobe identifiziert werden konnten. 95 Ergebnisse Tabelle 5-13 Einflussfaktoren für eine beeinträchtigte Gesundheit acht Wochen und sechs Monate postpartum in der Gesamtstichprobe Einflussfaktoren n Acht Wochen pp Subjektive Gesundheit beeinträchtigt n (%) OR* KI 95% Sig. n Sechs Monate pp Subjektive Gesundheit beeinträchtigt n (%) OR* KI 95% Sig. Block 1: Soziodemographische Faktoren Alter der Mutter > 31 J Ja Nein Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja Nein 452 574 192 (42,5) 191 (33,3) 1.54 1.00 1.07-2.22 .020 451 576 203 (45,0) 189 (32,8) 1.62 1.00 1.08-2.41 .019 449 467 182 (40,5) 157 (33,6) 1.54 1.00 1.07-2.22 .021 450 467 190 (42,2) 159 (34,0) 1.71 1.00 1.15-2.55 .008 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Extreme Müdigkeit Ja Nein 192 825 120 (62,5) 258 (31,3) 2.10 1.00 1.25-3.55 .005 201 821 132 (65,7) 259 (31,5) 1.91 1.00 1.01-3.61 .046 Ja Nein Stuhlinkontinenz Ja Nein Rückenschmerzen Ja 206 799 107 (51,9) 268 (33,5) 1.62 1.00 1.06-2.48 .027 281 743 145 (51,6) 245 (33,0) 1.48 1.00 0.97-2.28 .070 36 963 28 (77,8) 344 (35,7) 3.18 1.00 1.06-9.00 .029 48 975 29 (60,4) 360 (36,9) 1.35 1.00 0.47-3.88 .577 520 247 (47,5) 2.08 1.44-3.00 .000 1.25-2.92 .003 Nein 494 130 (26,3) 1.00 Ja Nein 186 818 104 (55,9) 267 (32,6) 1.70 1.00 Harninkontinenz 600 274 (45,7) 1.91 423 116 (27,4) 1.00 .038 179 847 89 (49,7) 303 (33,7) 1.34 1.00 0.71-2.53 .369 Schmerzhafter Stuhlgang 1.03-2.82 Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Negatives Geburtserleben Ja Nein Beschwerden durch Geburtsverletzung Ja Nein 260 746 115 (44,2) 258 (34,6) 0.84 1.00 0.54-1.31 .447 245 769 122 (49,8) 264 (34,3) 1.65 1.00 1.00-2.70 .049 160 866 83 (51,8) 300 (34,6) 1.76 1.00 1.06-2.93 .029 221 806 110 (49,8) 282 (35,0) 1.15 1.00 0.68-1.94 .593 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja Nein Mang. emo. Unterstützung Familie Ja Nein Mang. emo. Unterstützung Partner Ja Nein 111 914 82 (73,8) 300 (32,8) 3.46 1.00 1.82-6.57 .000 85 941 64 (75,3) 328 (34,9) 3.29 1.00 1.46-7.42 .004 491 534 165 (33,6) 217 (40,6) 1.25 1.00 0.85-1.82 .254 491 535 159 (32,4) 232 (43,4) 1.57 1.00 1.04-2.39 .034 399 626 187 (46,9) 195 (31,2) 1.47 1.00 1.01-2.16 .046 400 626 199 (49,8) 192 (30,7) 1.36 1.00 0.89-2.07 .156 178 (34,0) 205 (40,7) 1.00 1.46 1.03-2.09 .036 525 502 184 (35,0) 208 (41,4) 1.00 1.25 0.85-2.06 .254 Block 5: Sonstiges Geschlecht des Kindes Junge Mädchen 523 503 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, Extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen, schmerzhafter Geschlechtsverkehr nur zu t2), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Episiotomie, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis, mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner, Dauer der Hebammenbetreuung länger als 5 Wochen sowie gesundheitliche Auffälligkeiten und Geschlecht des Kindes. Das Modell weist für die gesamte Stichprobe zu t1 eine erklärte Varianz von 29,3% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 73,8% richtiger Fälle und zu t2 von 31,2% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 74,5% richtiger Fälle auf. Zu t1 und zu t2 wurden jeweils 15 Fälle als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert. Die Ausreißer wurden zu beiden Erhebungszeitpunkten in die Analyse inkludiert. Die Modellgüte kann mit einem Anteil der erklärten Varianz zwischen 20,0% und 40,0% als akzeptabel bezeichnet werden (vgl. hierzu Janssen & Laatz 2010: 642). 96 Ergebnisse Die Variablen Alter der Mutter, Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, extreme Müdigkeit, Rückenschmerzen und EPDS >11 (als Hinweis einer möglichen postpartalen Depression) zeigen sich zu beiden Erhebungszeitpunkten in der Gesamtstichprobe konstant als signifikante Einflussgrößen der subjektiven Gesundheit. Alle anderen Variablen erweisen sich hingegen nur zu einem der beiden Erhebungszeitpunkte als signifikant. Dabei erscheint beachtenswert, dass ein negatives Geburtserleben sechs Monate nach der Geburt neben gleichzeitig zunehmenden subjektiven Morbiditätsraten eine signifikante Einflussgröße für die subjektive Gesundheit darstellt, obwohl sich der Anteil der Frauen mit einem negativen Geburtserleben von t1 zu t2 reduziert. Zusätzlich wird deutlich, dass Probleme mit der Ausscheidung zu t1 signifikant die Chance auf eine beeinträchtigte Gesundheit erhöhen. Tabelle 5-14 auf Seite 97 zeigt die Faktoren, die nach Durchführung der logistischen Regression als Einflussgrößen der subjektiven Gesundheit zu t1 und/oder t2 ausschließlich in der Gruppe der Erstgebärenden identifiziert werden konnten Tabelle 5-14 Einflussfaktoren für eine beeinträchtigte Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt in der Gruppe der Erstgebärenden Einflussfaktoren n Acht Wochen pp Subjektive Gesundheit beeinträchtigt n (%) OR* KI 95% Sig. n Sechs Monate pp Subjektive Gesundheit beeinträchtigt n (%) OR* KI 95% Sig. Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Extreme Müdigkeit Ja Nein 124 585 77 (62,1) 167 (28,5) 2.27 1.00 1.30-3.98 .004 136 578 89 (65,4) 162 (28,0) 3.66 1.00 1.82-7.36 .000 Ja Nein 24 674 20 (83,3) 221 (32,8) 4.25 1.00 1.25-14.45 .021 36 681 21 (58,3) 230 (33,8) 1.59 1.00 0.53-4.73 .404 Ja Nein 136 566 64 (47,1) 179 (31,6) 1.39 1.00 0.85-2.25 .187 184 532 94 (51,1) 156 (29,3) 2.12 1.00 1.29-3.47 .003 Ja Nein Schmerzhafter Stuhlgang Ja Nein 364 344 161 (44,2) 81 (23,5) 2.18 1.00 1.48-3.21 .000 419 299 178 (42,5) 74 (24,7) 1.62 1.00 1.02-2.57 .040 131 571 72 (55,0) 168 (29,4) 2.17 1.00 1.24-3.79 .007 124 594 56 (45,2) 196 (33,0) 0.98 1.00 0.49-1.94 .953 1.68 1.00 1.04-2.71 .035 179 539 85 (47,5) 167 (40,0) 1.43 1.00 0.87-2.37 .593 55 666 41 (74,5) 117 (17,6) 3.72 1.00 1.52-9.11 .004 1.73 1.00 1.13-2.66 .012 Stuhlinkontinenz Harninkontinenz Rückenschmerzen Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Beschwerden durch Geburtsverletzung Ja Nein 132 585 67 (51,1) 181 (30,9) Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja Nein 84 632 57 (67,9) 190 (30,1) 3.02 1.00 1.64-5.55 .000 381 335 141 (37,0) 107 (31,9) 0.97 1.00 0.67-1.42 .972 Block 5: Sonstiges Hebammenbetreuung >5 Wochen Ja Nein 383 334 150 (39,2) 102 (30,5) *= Adjustiert nach Alter der Mutter, Familienstand, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, Extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen, schmerzhafter Geschlechtsverkehr nur zu t2), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Sectio, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis, mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner, Dauer der Hebammenbetreuung länger als 5 Wochen sowie gesundheitliche Auffälligkeiten und Geschlecht des Kindes. Das Modell weist für die Gruppe der Erstgebärenden zu t1 eine erklärte Varianz von 25,7% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 74,5% richtiger Fälle und zu t2 von 29,9% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 74,4% richtiger Fälle auf. Die Analyse beinhaltet 14 Fälle zu t1 und 11 Fälle zu t2, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Die Modellgüte kann mit einem Anteil der erklärten Varianz zwischen 20,0% und 40,0% als akzeptabel bezeichnet werden. 97 Ergebnisse In Übereinstimmung mit der Gesamtstichprobe zeigen sich die Variablen Extreme Müdigkeit, Rückenschmerzen und Hinweise auf eine postpartale Depression (EPDS>11) in der Gruppe der Erstgebärenden zu beiden Erhebungszeitpunkten signifikant. Die Variablen Alter der Mutter und Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft verlieren hingegen in der Gruppe der Erstgebärenden ihren signifikanten Einfluss. Von acht Einflussfaktoren sind sechs eindeutig den körperlichen Beschwerden zuzuordnen, wobei Probleme mit der Ausscheidung als Einflussgrößen auch hier eine gewisse Präsenz zeigen. Die Dauer der Hebammenbetreuung als Einflussgröße ist zudem möglicherweise ein Resultat der subjektiven Morbidität, wodurch sie in der subjektiven Gesundheit an Einfluss gewinnt. Aus den beeinflussenden Faktoren lässt sich ableiten, dass für Erstgebärende ein enger Bezug zwischen der subjektiven körperlichen wie psychischen Morbidität und der subjektiven Gesundheit besteht und letztere somit hauptsächlich von der Existenz einer Morbidität beeinflusst wird. Tabelle 5-15 auf Seite 98 zeigt die Faktoren, die nach Durchführung der logistischen Regression als Einflussgrößen der subjektiven Gesundheit zu t1 und/oder t2 ausschließlich in der Gruppe der Mehrgebärenden identifiziert werden konnten. Die Analyse beinhaltet drei Fälle zu t1 und sechs Fälle zu t2, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Das Modell weist für die Gruppe der Mehrgebärenden zu t1 eine erklärte Varianz von 30,3% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 71,6% richtiger Fälle und zu t2 von 49,0% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 81,5% richtiger Fälle auf. Die Modellgüte kann mit einem Anteil der erklärten Varianz zwischen 20,0% und 40,0% zu t1 als akzeptabel und zu t2 mit über 40% als gut bezeichnet werden. Tabelle 5-15 Einflussfaktoren für eine beeinträchtigte Gesundheit acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt in der Gruppe der Mehrgebärenden Einflussfaktoren n Acht Wochen pp Subjektive Gesundheit beeinträchtigt n (%) OR* KI 95% Sig. n Sechs Monate pp Subjektive Gesundheit beeinträchtigt n (%) OR* KI 95% Sig. Block 1: Soziodemographische Faktoren Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja Nein 201 63 90 (44,8) 21 (33,3) 2.80 1.00 1.19-6.56 .018 201 63 97 (48,3) 19 (30,2) 3.55 1.00 1.06-11.92 .040 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Kopfschmerzen Ja Nein 83 221 56 (67,5) 76 (34,4) 2.55 1.00 1.20-5.41 .015 120 188 65 (54,2) 74 (39,4) 0.68 1.00 0.27-1.67 .398 Ja Nein 156 150 86 (55,1) 49 (32,7) 1.66 1.00 0.87-3.18 .125 181 124 96 (53,0) 42 (33,9) 3.03 1.00 1.21-7.58 .018 61 175 39 (63,9) 61 (34,9) 3.70 1.00 1.39-9.82 .009 Rückenschmerzen Schmerzhafter GV Ja Nein Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Negatives Geburtserleben Ja Nein 32 271 16 (50,0) 114 (42,1) 1.03 1.00 0.35-3.03 .952 38 264 26 (68,4) 111 (42,0) 7.66 1.00 2.17-26.99 .002 3.76 1.00 0.66-21.45 .136 30 279 23 (76,7) 117 (41,9) 6.16 1.00 1.08-35.10 .041 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja Nein 27 282 25 (92,6) 110 (39,0) *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, Extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen, schmerzhafter Geschlechtsverkehr nur zu t2), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis sowie mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner In Übereinstimmung mit der Gesamtstichprobe zeigt sich die Variable Netto-Äquivalenzeinkommen zu beiden Erhebungszeitpunkten als konstante Einflussgrößen auf signifikantem Niveau. Die Variablen Alter der Mutter, 98 Ergebnisse extreme Müdigkeit und Rückenschmerzen verlieren hingegen in der Gruppe der Mehrgebärenden gegenüber der Gesamtstichprobe ihren signifikanten Einfluss. Wie in der Gesamtstichprobe erweist sich auch in der Gruppe der Mehrgebärenden ein negatives Geburtserleben sechs Monate nach der Geburt neben gleichzeitig zunehmenden subjektiven Morbiditätsraten als signifikante Einflussgröße für die subjektive Gesundheit. Darüber hinaus zeigt sich in der Gruppe der Mehrgebärenden ein im Vergleich zur Gruppe der Erstgebärenden nicht ganz so enger Bezug zur körperlichen und psychischen Morbidität. Demnach wird die subjektive Gesundheit von Mehrgebärenden nicht ausschließlich von der Existenz einer Morbidität beeinflusst, sondern ebenfalls durch den finanziellen Status in der Schwangerschaft sowie geburtsverarbeitende Aspekte geprägt. Die vergleichsweise gute Modellgüte zu t2 verleiht den Ergebnissen zu diesem Erhebungszeitpunkt besonderen Nachdruck. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die ermittelten Einflussgrößen der subjektiven Gesundheit mit denen übereinstimmen, die sich auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen nach der Geburt eines Kindes auswirken. Im Falle einer Übereinstimmung ließe sich folgern, dass die Beantwortung der singulären Frage nach der subjektiven Gesundheit ebenfalls Hinweise auf die Einschränkungen im täglichen Leben und damit zur Lebensqualität liefert. Im folgenden Kapitel wird deshalb der Frage nachgegangen, inwieweit die im Kapitel 5.4 auf Seite 81 beschriebenen Faktoren die gesundheitsbezogene Lebensqualität von gesunden Frauen, ermittelt über den SF-36, nach der Geburt eines Kindes beeinflussen. Die statistische Berechnung erfolgte auch hier anhand der logistischen Regression. 5.6 Identifikation der beeinflussenden Faktoren in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität Für die uni- wie auch multivariaten Analysen wurden nur die Summenskalen des SF-36 herangezogen. Die Analysen erfolgten über den Chiquadratbasierten Unabhängigkeitstest, wobei die Trennung mit Rücksicht auf die aufsummierten Ausreißer (siehe Abbildung 5-4 Seite 73) über die 25% Perzentile der Summenskalen erfolgte und Werte unterhalb der 25% Perzentile als verminderte Lebensqualität klassifiziert wurden. Die für den Unabhängigkeitstest gebildeten Dummyvariablen können dem Anlagenband Seite 21 - 23 entnommen werden. 5.6.1 Univariate Analysen Aufgrund der durch die zwei Erhebungszeitpunkte sowie durch die Stratifizierung entstehende Fülle der Daten werden in Tabelle 5-16 auf Seite 100 nur die asymptotischen Signifikanzen (zweiseitig) dargestellt, die über die Aufnahme in ein Regressionsmodell entschieden. Die Tabelle weist für die gesamte Stichprobe 22/23 Variablen aus, die, bei einem gewählten Signifikanzniveau von p<.05, in einem signifikanten Zusammenhang mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, gemessen an den beiden standardisierten Summenskalen (körperlichen [KSK] und psychisch [PSK]), stehen. In der Gruppe der Erstgebärenden sind es ebenfalls 24/25 Variablen und in der Gruppe der Mehrgebärenden 18/19 Variablen. 99 Ergebnisse Tabelle 5-16 χ2 -basierter Unabhängigkeitstest Summenskalen SF-36 – Asymptotische Signifikanzen (2seitig) Gesamt Block 5: Sonstiges Block 4: Emo. Aspekte Block 3: Geburtsspez.Aspekte Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Block 1: Soziodemo. Faktoren Einkommen Alter der Mutter Familienstand Ausbildungslevel Berufstätigkeit pp Versichertenstatus Harnwegsinfektionen Uterusinfektionen Probleme beim Wasserlassen Harninkontinenz Stuhlinkontinenz Obstipation Hämorrhoiden Kopfschmerzen Extreme Erschöpfung Extreme Müdigkeit Schmerzhafter Stuhlgang Rückenschmerzen Schmerzhafter GV Stillspezifische Morbidität Stillverhalten Geburtserleben Sectio Episiotomie PDA Beschwerden durch Geburtsverletzung Postpartale Depression Emotionale Unterstützung Familie Emotionale. Unterstützung Partner Dauer Hebammenbetreuung Gesundheitliche Auffälligk. des Kindes Kindl. Geschlecht KSK t1 .112 .126 .079 .463 .772 .302 .391 Erstgebärende t2 .034 .000 .018 .764 .184 .362 .369 PSK t1 .001 .343 .007 .159 .512 .036 .413 t2 .001 .783 .001 .653 1.00 .064 .617 KSK t1 .439 .429 .028 .568 .781 .132 .839 .004 .272 .425 .272 .000 .001 .014 .000 .001 .000 .002 .000 .000 .000 .000 .041 .000 .003 .000 .002 .227 .000 .000 .000 .000 Mehrgebärende t2 .367 .000 .015 .877 .012 .316 .565 PSK t1 .000 .904 .019 .878 .790 .034 .656 t2 .001 .049 .008 .149 .906 .382 .745 KSK t1 .103 .163 .936 .571 .887 .684 .055 t2 .004 .016 .523 .802 .176 .884 .347 PSK t1 .955 .248 .181 .067 .664 .541 .406 t2 .900 .239 .049 .779 .776 .049 .485 .016 .775 .933 .697 .086 .126 .109 .180 .001 .000 .010 .000 .001 .464 .066 .573 .159 .011 .141 .000 .001 .000 .261 .040 .006 .002 .099 .000 .000 .002 .137 .000 .042 .000 .004 .464 .000 .038 .362 .000 .002 .000 .000 .182 .002 .236 .000 .002 .254 .014 .214 .001 .030 .094 .212 .405 .000 .229 .153 .052 .327 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .004 .001 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .003 .000 .000 .000 .004 .000 .000 .000 .091 .000 .000 .021 .008 .091 .011 .000 .000 .009 .001 .000 .011 .000 .000 .140 .004 .000 .031 .003 .000 .003 .132 .017 .020 .000 .746 .004 .748 .534 .343 .002 .498 .022 .743 .540 .121 .100 .055 .000 .748 .532 .635 .000 .399 .000 .909 .089 .616 .000 .564 .018 .635 .474 .137 .003 .805 .003 .294 .437 .076 .061 .055 .000 .589 .739 .748 .001 .660 .000 .409 .308 .870 .002 .140 .037 .312 .821 .132 .293 .314 .853 .100 .210 .366 .682 .539 .000 .408 .325 .046 .141 .240 .001 .891 .997 .201 .000 .009 .041 .009 .000 .041 .017 .041 .003 .040 .687 .012 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .000 .024 .366 .000 .000 .003 .040 .000 .000 .012 .079 .000 .000 .135 .358 .002 .000 .024 .012 .000 .000 .057 .069 .000 .000 .264 .115 .003 .000 .527 .090 .270 .139 .778 .069 .365 .392 .385 .540 .814 .440 .011 .009 .301 .012 .030 .016 .708 .041 .160 .214 .133 .064 .219 .397 .096 .787 .010 .144 .176 .313 .096 .492 .367 .291 Die festgestellten Zusammenhänge auf Signifikanzniveau sind in folgende Richtungen zu interpretieren: • Ein Einkommen niedriger als der Median der Stichprobe (1569,53 Euro) ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Ein mütterliches Alter über dem Median der Stichprobe (31 Jahre) ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Der Familienstand alleinlebend ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. 100 Ergebnisse • Eine Berufstätigkeit nach der Geburt ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich) assoziiert. • Eine gesetzliche Krankenversicherung ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (psychisch) assoziiert. • Das Auftreten von Beschwerden oder Schmerzen ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Ein negatives Geburtserleben ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Eine Periduralanästhesie ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (psychisch) assoziiert. • Hinweise einer postpartalen Depression sind mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Mangelnde emotionale Unterstützungen durch den Familien-/Freundeskreis oder durch den Partner sind mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Gesundheitliche Auffälligkeiten des Kindes sind mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich und/oder psychisch) assoziiert. • Die Geburt eines Mädchens ist mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (körperlich) assoziiert. 5.6.2 Multivariate Analysen Die regressionsanalytische Prüfung möglicher Einflussfaktoren der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erfolgte zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit ausschließlich über die standardisierte körperliche und die standardisierte psychische Summenskala des SF-36. Aus den univariaten Analysen ergaben sich für die gesamte Stichprobe zehn Variablen, die in keinem signifikanten Zusammenhang mit der subjektiven Lebensqualität stehen: Ausbildungslevel, Berufstätigkeit nach der Geburt, Harnwegsinfektionen, Uterusinfektionen, Stillverhalten, sekundäre Sectio caesarea, Episiotomie, die geburtshilfliche PDA, Dauer der Hebammenbetreuung über 5 Wochen und das kindliche Geschlecht. In der Gruppe der Erstgebärenden waren es die acht Variablen Ausbildungslevel, Harnwegsinfektionen, Uterusinfektionen, Stillverhalten, sekundäre Sectio caesarea, Episiotomie, die geburtshilfliche PDA und Dauer der Hebammenbetreuung über 5 Wochen. In der Gruppe der Mehrgebärenden konnten die 13 Variablen Ausbildungslevel, Berufstätigkeit nach der Geburt, Uterusinfektionen, Harnwegsinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Stuhlinkontinenz, Hämorrhoiden, Stillverhalten, sekundäre Sectio caesarea, Episiotomie, Dauer der Hebammenbetreuung sowie gesundheitliche Auffälligkeiten und Geschlecht des Kindes aufgrund fehlender signifikanter Zusammenhänge aus dem Regressionsmodell ausgeschlossen werden. Entscheidungskriterium für die Aufnahme in das Modell war ein signifikanter Zusammenhang zwischen der binär kodierten psychischen oder körperlichen Summenskala und der jeweiligen unabhängigen Variable auf einem Niveau von p<.05 zu einem oder beiden Erhebungszeitpunkten. Unabhängige Variablen, die diesen Kriterien entsprachen sind in Tabelle 5-16 auf 101 Ergebnisse Seite 100 durch kursiv und fett gedruckte Signifikanzen gekennzeichnet. Wie im Modell zur subjektiven Gesundheit gingen die Einflussfaktoren als unabhängige Variablen in fünf Blöcken in das Regressionsmodell ein. Tabelle 5-17 zeigt die Faktoren, die nach Durchführung der logistischen Regression als signifikante Einflussgrößen der Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt in der Gesamtstichprobe identifiziert werden konnten. Tabelle 5-17 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt – Gesamtstichprobe Einflussfaktoren n KSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Block 1: Soziodemographische Faktoren Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja 448 121 (27,0) 1.72 1.17-2.53 Nein 463 104 (22,5) 1.00 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Uterusinfektionen Ja 5 4 (80,0) 15.80 1.37-181.89 Nein 988 238 (24,1) 1.00 Kopfschmerzen Ja 268 88 (32,8) 1.01 0.65-1.55 Nein 730 159 (21,8) 1.00 Extreme Müdigkeit Ja 192 83 (43,2) 1.96 1.15-3.33 Nein 818 168 (20,5) 1.00 Rückenschmerzen Ja 515 175 (34,0) 1.93 1.29-2.87 Nein 492 77 (15,7) 1.00 Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Negatives Geburtserleben Ja 259 81 (31,3) 1.17 0.76-1.78 Nein 741 166 (22,4) 1.00 Beschwerden durch Geburtsverletzung Ja 159 73 (45,9) 2.69 1.67-4.35 Nein 861 182 (21,1) 1.00 Stillspezifische Morbidität Ja 307 106 (34,5) 1.51 1.01-2.26 Nein 707 147 (20,8) 1.00 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja 111 48 (43,2) 1.65 0.91-2.99 Nein 908 206 (22,7) 1.00 Mang. emo. Unterstützung Familie Ja 486 142 (29,2) 1.74 1.15-2.64 Nein 533 113 (21,2) 1.00 Sig. n PSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Sig. .006 448 463 134 (29,9) 93 (20,1) 2.02 1.00 1.28-3.17 .002 .027 5 988 2 (40,0) 243 (24,6) 1.25 1.00 0.11-14.51 .856 .976 268 730 110 (41,0) 140 (19,2) 1.74 1.00 1.08-2.83 .024 .013 192 818 104 (54,2) 148 (18,1) 3.11 1.00 1.70-5.69 .000 .001 515 492 151 (29,3) 101 (20,5) 0.77 1.00 0.48-1.22 .258 .472 259 741 97 (37,5) 152 (20,5) 1.97 1.00 1.22-3.16 .005 .000 159 861 50 (31,4) 205 (23,8) 1.05 1.00 0.57-1.92 .883 .044 307 707 87 (28,3) 166 (23,5) 0.90 1.00 0.55-1.47 .665 .101 111 908 97 (87,4) 157 (17,3) 34.99 1.00 14.80-82.69 .000 .008 486 533 159 (32,7) 95 (17,8) 1.75 1.00 1.09-2.82 .022 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis, mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner sowie gesundheitliche Auffälligkeiten des Kindes. Das Modell weist für die körperliche Summenskala (KSK) eine erklärte Varianz von 21,5% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 80,1% richtiger Fälle und für die psychische Summenskala eine erklärte Varianz von 45,5% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 84,9% richtiger Fälle auf. Die Analyse beinhaltet 31 Fälle in der KSK und 37 Fälle in der PSK, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Die Grenze einer akzeptablen Modellgüte ab 20,0% wird für die KSK gerade erreicht. Die Güte des Modells zur PSK kann nach Jansen und Laatz (2010: 642) mit über 40% als gut bewertet werden. Es zeigt sich, dass geburtsspezifische Aspekte die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Frauen acht Wochen nach der Geburt eines Kindes signifikant beeinflussen. Herausragend erscheinen hier die Beschwerden, die durch eine Geburtsverletzung (Sectio caesarea sowie Riss- und/oder Schnittverletzung des Perineums) hervorgerufen werden. Frauen mit geburtsspezifischen, verletzungsbedingten Beschwerden haben gegenüber Frau102 Ergebnisse en ohne derartige Beschwerden acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes eine zweieinhalbfache Chance Einschränkungen in ihren täglichen Aktivitäten zu erleben. Ein negatives Geburtserleben erhöht die Chance einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität um 100%, eine stillspezifische Morbidität (wunde Brustwarzen, Schmerzen beim Stillen oder Brustentzündungen) um 50%. Während die geburtsspezifischen Aspekte sich jeweils nur in Zusammenhang mit einer der beiden Summenskalen als signifikante Einflussfaktoren erweisen, können ein Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft unter dem Median der Stichprobe und eine mangelnde emotionale Unterstützung durch den Freundes-/Familienkreises für beide Summenskalen als signifikante Einflussfaktoren identifiziert werden. Sechs Monate nach der Geburt haben geburtsspezifische Aspekte im Hinblick auf erlebte Einschränkungen in den täglichen Aktivitäten keine Bedeutung mehr (siehe Tabelle 5-18 Seite 104). Es fällt auf, dass besonders eine extreme Müdigkeit, eine extreme Erschöpfung und Rückenschmerzen sich signifikant auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität der körperlichen wie auch der psychischen Ebene auswirken. Das Regressionsmodell sechs Monate nach der Geburt weist für die KSK eine erklärte Varianz von 25,8% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 80,0% richtiger Fälle und für die PSK eine erklärte Varianz von 40,4% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 82,7% richtiger Fälle auf. Die Analyse beinhaltet 24 Fälle in der KSK und 28 Fälle in der PSK, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Die Grenze einer akzeptablen Modellgüte ab 20,0% wird für die KSK erreicht. Die Güte des Modells zur PSK kann mit über 40% als gut bewertet werden. 103 Ergebnisse Tabelle 5-18 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität sechs Monate nach der Geburt – Gesamtstichprobe Einflussfaktoren n KSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Block 1: Soziodemographische Faktoren Alter der Mutter > 31 J Ja 448 145 (32,4) 2.34 1.53-3.59 Nein 577 111 (19,2) 1.00 Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja 450 127 (28,2) 1.53 1.01-2.31 Nein 465 103 (22,2) 1.00 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Harninkontinenz Ja 278 103 (37,1) 2.08 1.33-3.24 Nein 744 152 (20,4) 1.00 Extreme Müdigkeit Ja 200 86 (43,0) 1.69 1.00-2.83 Nein 820 169 (20,6) 1.00 Extreme Erschöpfung Ja 98 52 (53,1) 2.37 1.20-4.68 Nein 927 204 (22,0) 1.00 Kopfschmerzen Ja 347 129 (37,2) 1.77 1.16-2.71 Nein 675 125 (18,5) 1.00 Rückenschmerzen Ja 598 199 (33,3) 3.02 1.86-4.89 Nein 423 55 (13,0) 1.00 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja 84 36 (42,9) 0.79 0.37-1.66 Nein 940 220 (23,4) 1.00 Mang. emo. Unterstützung Familie Ja 489 136 (27,8) 1.06 0.67-1.67 Nein 535 119 (22,2) 1.00 Mang. emo. Unterstützung Partner Ja 398 116 (29,1) 0.88 0.55-1.40 Nein 626 139 (22,2) Block 5: Sonstiges Gesundheitlich auffälliges Kind Ja 411 121 (29,4) 1.56 1.02-2.38 Nein 608 135 (22,2) 1.00 Sig n PSK unter 25% Perzentile n (%) OR * KI 95% Sig. .000 448 577 110 (24,6) 146 (25,3) 0.65 1.00 0.40-1.07 .088 .047 450 465 135 (30,0) 94 (20,2) 1.45 1.00 0.92-2.27 .107 .001 278 744 85 (30,6) 170 (22,8) 0.83 1.00 0.49-1.41 .496 .048 200 820 110 (55,0) 146 (17,8) 2.56 1.00 1.48-4.43 .001 .013 98 927 55 (56,1) 201 (21,7) 3.31 1.00 1.53-7.12 .002 .008 347 675 124 (35,7) 131 (19,4) 0.94 1.00 0.59-1.50 .795 .000 598 423 181 (30,3) 74 (17,5) 1.71 1.00 1.04-2.81 .034 .534 84 940 75 (89,3) 181 (19,3) 19.33 7.42-50.36 .000 .792 489 535 172 (35,2) 83 (15,5) 2.08 1.00 1.26-3.41 .004 .582 398 626 149 (37,4) 106 (16,9) 2.27 1.00 1.40-3.69 .001 .039 411 608 119 (29,0) 134 (22,0) 1.06 1.00 0.67-1.67 .803 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen, schmerzhafter Geschlechtsverkehr), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis, mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner sowie gesundheitliche Auffälligkeiten des Kindes. Für die Gesamtstichprobe kann festgehalten werden, dass die Aspekte Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft unterhalb des Medians der Stichprobe, extreme Müdigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen, Hinweise auf eine postpartale Depression (EPDS>11) sowie eine mangelnde emotionale Unterstützung durch den Freundes-/Familienkreises gesunde Frauen sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes signifikant in ihren täglichen Aktivitäten und damit in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität beeinträchtigen. Auch in der Gruppe der Erstgebärenden konnten geburtsspezifische Aspekte als signifikante Einflussgrößen identifiziert werden (siehe Tabelle 5-19 Seite 105). Ähnlich wie in der Gesamtstichprobe nehmen die Beschwerden durch eine Geburtsverletzung als signifikante Einflussgröße eine besonders prominente Position ein. Die Chance auf eine verminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität auf der körperlichen Ebene erhöht sich für Frauen mit derartigen Beschwerden gegenüber Frauen ohne diese Beschwerden um nahezu das Dreifache. Ein negatives Geburtserleben beeinflusst hingegen auf der psychischen Ebene die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Erstgebärender acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes. Letzteres gewinnt gerade vor dem 104 Ergebnisse Hintergrund einer hohen Modellgüte an Bedeutung. Für die PSK zeigt sich in diesem Modell ein Anteil von 50,1% der erklärten Varianz (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 87,1% richtiger Fälle. Tabelle 5-19 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt – Erstgebärende Einflussfaktoren n KSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Block 1: Soziodemographische Faktoren Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja 248 64 (25,8) 1.34 0.83-2.15 Nein 402 93 (23,1) 1.00 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Uterusinfektionen Ja 4 3 (75,0) 15.83 1.33-188.95 Nein 693 164 (23,7) 1.00 Extreme Müdigkeit Ja 124 50 (40,3) 1.70 0.87-3.30 Nein 582 122 (21,0) 1.00 Rückenschmerzen Ja 362 123 (34,0) 2.27 1.39-3.71 Nein 343 49 (14,3) 1.00 Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Beschwerden durch Geburtsverletzung Ja 131 59 (45,0) 2.83 1.63-4.93 Nein 584 116 (19,9) 1.00 Negatives Geburtserleben Ja 227 68 (30,0) 1.18 0.73-1.92 Nein 474 103 (21,7) 1.00 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 1.04-4.07 Sig. n PSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Sig. .230 248 402 79 (31,9) 76 (18,9) 2.00 1.00 1.15-3.48 .015 .029 4 693 1 (25,0) 161 (23,2) 1.32 1.00 0.10-17.21 .833 .118 124 582 66 (53,2) 98 (16,8) 3.99 1.00 1.87-8.50 .000 .001 362 343 101 (27,9) 64 (18,7) 0.88 1.00 0.50-1.57 .666 .000 131 584 41 (31,3) 126 (21,6) 1.19 1.00 0.58-2.43 .633 .495 227 474 79 (34,8) 85 (17,9) 2.09 1.00 1.19-3.65 .010 .039 84 72 (85,7) 40.40 15.58104.77 .000 630 94 (14,9) 1.00 Ja 84 36 (42,9) 2.05 Nein Mang. emo. Unterstützung Familie Ja Nein Block 5: Sonstiges Kindliches Geschlecht Mädchen Junge 630 138 (21,9) 1.00 321 393 93 (29,0) 82 (20,9) 1.69 1.00 1.03-2.76 .038 321 393 99 (30,8) 67 (17,0) 1.74 1.00 0.97-3.11 .065 344 371 99 (28,8) 76 (20,5) 1.58 1.00 1.00-2.49 .048 344 371 88 (25,5) 79 (21,3) 0.83 0.48-1.43 .502 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Berufstätigkeit nach der Geburt, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis, mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner sowie gesundheitliche Auffälligkeiten und Geschlecht des Kindes. Für die KSK beträgt der Anteil der erklärten Varianz in dem Modell 24,7% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 81,1% richtiger Fälle. Das Modell beinhaltet 21 Fälle in der KSK und 27 Fälle in der PSK, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Die Modellgüte kann demnach im Bereich der KSK als akzeptabel und im Bereich der PSK als gut bezeichnet werden. Wie bereits in der Gesamtstichprobe werden Erstgebärende sechs Monate nach der Geburt nicht mehr signifikant in ihren täglichen Aktivitäten durch geburtsspezifische Aspekte beeinflusst (siehe Tabelle 5-20 Seite 106). Herausragende Einflussfaktoren sowohl auf der körperlichen als auch auf der psychischen Ebene der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sind zu diesem Zeitpunkt eine extreme Müdigkeit, eine extreme Erschöpfung und Rückenschmerzen. Auch hier besteht eine Parallele zur Gesamtstichprobe. 105 Ergebnisse Tabelle 5-20 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität sechs Monate nach der Geburt - Erstgebärende Einflussfaktoren n KSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Block 1: Soziodemographische Faktoren Alter der Mutter > 31 J Ja 266 86 (32,3) 2.74 1.61-4.66 Nein 452 86 (19,0) 1.00 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Harninkontinenz Ja 183 66 (36,1) 2.09 1.21-3.62 Nein 533 105 (19,7) 1.00 Extreme Erschöpfung Ja 67 36 (53,7) 3.59 1.56-8.29 Nein 651 136 (20,9) 1.00 Extreme Müdigkeit Ja 136 59 (43,4) 1.97 1.06-3.65 Nein 578 112 (19,4) 1.00 Kopfschmerzen Ja 229 84 (36,7) 2.04 1.22-3.40 Nein 487 87 (17,9) 1.00 Rückenschmerzen Ja 419 133 (31,7) 2.55 1.45-4.47 Nein 299 39 (13,0) 1.00 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja 55 26 (47,3) 0.65 0.25-1.67 Nein 662 146 (22,1) 1.00 Mang. emo. Unterstützung Familie Ja 323 87 (26,9) 0.96 0.56-1.65 Nein 394 84 (21,3) 1.00 Mang. emo. Unterstützung Partner Ja 256 71 (27,7) 0.82 0.46-1.45 Nein 461 100 (21,7) 1.00 Sig. n PSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Sig. .000 266 452 49 (18,4) 112 (24,8) 0.42 1.00 0.22-0.82 .011 .008 183 533 51 (27,9) 109 (20,5) 0.80 1.00 0.41-1.56 .515 .003 67 651 36 (53,7) 125 (19,2) 3.88 1.00 1.49-10.10 .005 .031 136 578 69 (50,7) 92 (15,9) 2.73 1.00 1.39-5.37 .004 .006 229 487 70 (30,6) 90 (18,5) 0.60 1.00 0.32-1.10 .101 .001 419 299 116 (22,4) 45 (15,1) 1.87 1.00 1.02-3.46 .044 .369 55 662 50 (90,9) 111 (16,8) 25.87 7.73-86.62 .000 .884 323 394 102 (31,6) 58 (14,7) 2.83 1.00 1.53-5.23 .001 .497 256 461 88 (34,4) 72 (15,6) 2.19 1.00 1.20-4.00 .010 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Berufstätigkeit nach der Geburt, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Uterusinfektionen, Probleme beim Wasserlassen, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Obstipation, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen, schmerzhafter Geschlechtsverkehr), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien/Freundeskreis, mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner sowie gesundheitliche Auffälligkeiten und Geschlecht des Kindes. Hinsichtlich des Alters erhöht ein Alter über 31 Jahre auf der körperlichen Ebene die Chance auf eine verminderte Lebensqualität um mehr als das Zweieinhalbfache, während dieses Alter auf der psychischen Ebene eher einen protektiven Effekt zu haben scheint. Bezüglich der Modellgüte lässt sich für das Regressionsmodell sechs Monate nach der Geburt Folgendes festhalten: Das Modell weist für die KSK eine erklärte Varianz von 28,1% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 80,7% richtiger Fälle und für die PSK eine erklärte Varianz von 43,8% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 84,1% richtiger Fälle auf. Die Analyse beinhaltet 20 Fälle in der KSK und 19 Fälle in der PSK, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Die Modellgüte kann demnach im Bereich der KSK als akzeptabel und im Bereich der PSK als gut bezeichnet werden. Im Vergleich beider Erhebungszeitpunkte zeigt sich, dass Erstgebärende sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes durch extreme Müdigkeit, Rückenschmerzen, Hinweise auf eine postpartale Depression (EPDS>11) sowie eine mangelnde emotionale Unterstützung durch den Freundes/Familienkreises signifikant in ihren täglichen Aktivitäten und damit in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität beeinträchtigt werden. Für Mehrgebärende haben geburtsspezifische Aspekte acht Wochen nach der Geburt keinen signifikanten Einfluss auf deren gesundheitsbezogene Lebensqualität. Hier sind es vor allem sozioökonomische Merkmale, die sich als signifikante Einflussfaktoren zeigen (siehe Tabelle 5-21 auf Seite 107). Ein Netto- 106 Ergebnisse Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft von weniger als 1569,53€ erhöht die Chance auf eine verminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität in der körperlichen Ebene um weit über das Vierfache. Tabelle 5-21 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität acht Wochen nach der Geburt – Mehrgebärende Einflussfaktoren n KSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Block 1: Soziodemographische Faktoren Alter der Mutter > 31 J Ja 182 53 (29,1) 2.54 1.15-5.61 Nein 123 27 (22,0) 1.00 Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja 200 57 (28,5) 4.53 1.57-13.09 Nein 61 11 (18,0) 1.00 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Kopfschmerzen Ja 82 35 (42,7) 2.58 1.12-5.94 Nein 218 44 (20,2) 1.00 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja 27 12 (44,4) 0.61 0.15-2.42 Nein 278 68 (24,5) 1.00 Sig. n PSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Sig. .021 182 123 57 (31,3) 31 (25,2) 0.98 1.00 0.43-2.24 .958 .005 200 61 55 (27,5) 17 (27,9) 1.23 1.00 0.44-3.48 .690 .026 82 218 39 (47,5) 48 (22,0) 2.64 1.00 1.09-6.35 .031 .478 27 278 25 (92,6) 63 (22,7) 35.45 1.00 3.42-367.12 .003 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Harninkontinenz, Obstipation, Kopfschmerzen, extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, PDA, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis sowie mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner. Den deutlichsten Einfluss auf die täglichen Aktivitäten und damit auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von gesunden Mehrgebärenden acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes üben Kopfschmerzen aus. Sie erhöhen sowohl auf der körperlichen als auch auf der psychischen Ebene die Chance auf eine verminderte Lebensqualität in dieser Gruppe Frauen um das Zweieinhalbfache. Bezüglich der Modellgüte lässt sich für das Regressionsmodell acht Wochen nach der Geburt Folgendes festhalten: Das Modell weist für die KSK eine erklärte Varianz von 27,8% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 77,6% richtiger Fälle und für die PSK eine erklärte Varianz von 41,6% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 83,6% richtiger Fälle auf. Die Analyse beinhaltet 6 Fälle in der KSK und 11 Fälle in der PSK, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Die Modellgüte kann demnach im Bereich der KSK als akzeptabel und im Bereich der PSK als gut bezeichnet werden. Sechs Monate nach der Geburt stellt sich in der Gruppe der Mehrgebärenden das Spektrum der beeinflussenden Faktoren etwas umfangreicher dar (siehe Tabelle 5-22 Seite 108), wobei sozioökonomische Aspekte nach wie vor von großer Bedeutung sind. Während in der Gesamtstichprobe und in der Gruppe der Erstgebärenden geburtsspezifische Aspekte als signifikante Einflussgrößen nur acht Wochen nach der Geburt von Bedeutung waren, zeigt sich der Einfluss in der Gruppe der Mehrgebärenden nur sechs Monate nach der Geburt signifikant. Ein negatives Geburtserleben erhöht die Chance für Mehrgebärende Beeinträchtigungen in ihren täglichen Aktivitäten zu erleben um das Vierfache. 107 Ergebnisse Tabelle 5-22 Einflussfaktoren einer verminderten Lebensqualität sechs Monate nach der Geburt – Mehrgebärende Einflussfaktoren n KSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Block 1: Soziodemographische Faktoren Alter der Mutter > 31 J Ja 182 59 (32,4) 2.60 1.06-6.40 Nein 125 25 (20,0) 1.00 Äquivalenzeinkommen unter 1569, 53 € Ja 201 60 (29,9) 15.52 2.77-86.89 Nein 61 7 (11,5) 1.00 Block 2: Körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt Harninkontinenz Ja 95 37 (38,9) 2.67 1.01-7.05 Nein 211 47 (22,3) 1.00 Rückenschmerzen Ja 179 66 (36,9) 5.74 1.79-18.36 Nein 124 16 (12,9) 1.00 Block 3: Geburtsspezifische Aspekte Negatives Geburtserleben Ja 38 10 (26,3) 0.99 0.22-4.47 Nein 263 73 (27,8) 1.00 Block 4: Emotionale Aspekte EPDS >11 Ja 29 10 (34,5) 0.59 0.12-2.81 Nein 278 74 (26,6) 1.00 Mang. emo. Unterstützung Partner Ja 142 45 (31,7) 1.02 0.37-2.77 Nein 165 39 (23,6) 1.00 Sig. n PSK unter 25% Perzentile n (%) OR* KI 95% Sig. .037 182 125 61 (33,5) 34 (27,2) 0.94 1.00 0.40-2.22 .896 .002 201 61 61 (30,3) 18 (29,5) 1.33 1.00 0.41-4.37 .633 .047 95 211 34 (35,8) 61 (28,9) 0.62 1.00 0.23-1.65 .338 .003 179 124 65 (36,3) 29 (23,4) 1.97 1.00 0.73-5.28 .179 .994 38 263 21 (55,3) 72 (27,4) 3.93 1.00 1.14-13.53 .030 .507 29 278 25 (86,2) 70 (25,2) 17.18 1.00 2.93-100.68 .002 .971 142 165 61 (43,0) 34 (20,6) 2.65 1.00 1.01-6.92 .047 *= Adjustiert nach Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand, Versichertenstatus, Variablen zur subjektiven Morbidität ohne direkten Bezug zur Geburt (Harninkontinenz, Obstipation, Kopfschmerzen, extreme Erschöpfung, extreme Müdigkeit, schmerzhafter Stuhlgang, Rückenschmerzen, schmerzhafter Geschlechtsverkehr), stillspezifische Morbidität, Geburtserleben, PDA, Beschwerden durch Geburtsverletzung, postpartale Depression (EPDS>11), mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis sowie mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner. Bezüglich der Modellgüte lässt sich für das Regressionsmodell sechs Monate nach der Geburt Folgendes festhalten: Das Modell weist für die KSK eine erklärte Varianz von 43,3% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 83,7% richtiger Fälle und für die PSK eine erklärte Varianz von 44,5% (Nagelkerkes R2) mit einem Gesamtprozentsatz von 83,1% richtiger Fälle auf. Die Analyse beinhaltet 8 Fälle in der KSK und 9 Fälle in der PSK, die als Ausreißer mit studentisierten Residuen größer 2 identifiziert wurden. Erstmalig kann damit die Modellgüte sowohl in Bezug auf die KSK als auch in Bezug auf die PSK als gut bezeichnet werden. 5.7 Zusammenfassende Betrachtung Bezüglich der Prävalenz der körperlichen Beschwerden stellen Rücken- und Kopfschmerzen, Hämorrhoiden, Harninkontinenz, Obstipation und extreme Müdigkeit die häufigsten Beschwerden zu beiden Erhebungszeitpunkten dar, wobei sich eine signifikante Verschlechterung von t1 zu t2 speziell in Bezug auf das Ausmaß der Beschwerden durch Rücken- und Kopfschmerzen, Harninkontinenz und extreme Müdigkeit zeigt. Die Gruppe der Mehrgebärenden scheint in stärkerem Ausmaß als die Gruppe der Erstgebärenden von einer Verschlechterung der körperlichen Beschwerden betroffen zu sein. Die Gesamtrate psychischer Beschwerden (EPDS > 11) beträgt acht Wochen nach der Geburt 10,8% (n=111) und sechs Monate nach der Geburt 8,3% (n=85). Während die Rate psychischer Beschwerden in der Gruppe der Erstgebärenden von t1 zu t2 signifikant gesunken ist (11,7% vs. 7,7%, p<.001), ist in der Gruppe der Mehrgebärenden ein leichter Anstieg zu verzeichnen (8,7% vs. 9,7%). 15,3% (n=157) der Studienteilnehmerinnen bewerten ihre subjektive Gesundheit acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes mit der höchsten Kategorie (ausgezeichnet) und 17,4% (n=179) der Studienteilnehmerinnen tun 108 Ergebnisse dies sechs Monate postpartum. 62,6% (n=642) der Studienteilnehmerinnen bewerten acht Wochen nach der Geburt ihre subjektive Gesundheit als ausgezeichnet oder sehr gut. Sechs Monate nach der Geburt sind es 61,8% (n=635). Mehrgebärende schätzen ihre subjektive Gesundheit sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt gegenüber Erstgebärenden signifikant schlechter ein (p<.006). Frauen, die acht Wochen nach der Geburt ihre subjektive Gesundheit als beeinträchtigt (gut und schlechter) bewerten, tragen ein fast dreifaches Risiko ihre subjektive Gesundheit auch vier Monate später als beeinträchtigt zu erleben (RR 2.84, [95% KI 2.42-3.34]). In der Bewertung der Lebensqualität weichen gesunde Frauen sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt eines Kindes in Bezug auf ihre allgemeine Gesundheitswahrnehmung, ihrem psychischen Wohlbefinden und ihrer Vitalität signifikant von der alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe ab, wobei im Hinblick auf die allgemeine Gesundheitswahrnehmung und das psychische Wohlbefinden von den Studienteilnehmerinnen eine bessere und im Hinblick auf die Vitalität eine schlechtere Lebensqualität gegenüber der altersspezifischen Normstichprobe angegeben wird. In der Betrachtung der subjektiven Morbidität als möglicher Einflussfaktor der subjektiven Gesundheitseinschätzungen zeigt sich, dass geburtsspezifische Beschwerden in der Bewertung der subjektiven Gesundheit offenbar von Bedeutung sind, wenngleich ehemalige signifikante Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden in diesem Zusammenhang hier nicht mehr zum Tragen kommen. Körperliche Beschwerden wie beispielsweise Hämorrhoiden oder Harninkontinenz, die anteilig unter den möglichen Einflussvariablen am stärksten vertreten sind, spiegeln sich nicht in dem erwarteten Ausmaß in der Bewertung der subjektiven Gesundheit wider. Ähnlich stellt sich dies auch für die gesundheitsbezogene Lebensqualität dar. Auch hier ist die in der deskriptiven Analyse festgestellte Überrepräsentanz vereinzelter Krankheitszustände nicht zu erkennen. Vornehmlich sind es Schmerz-, Müdigkeits- und Erschöpfungszustände, die das Bild der subjektiven Gesundheit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität im Bereich der körperlichen Morbidität prägen. Beschwerden durch eine Geburtsverletzung als Aspekte der subjektiven Morbidität können nach Anwendung der multivariaten Analysen und der damit verbundenen Adjustierung als signifikante Einflussfaktoren für die subjektive Gesundheit wie für die gesundheitsbezogene Lebensqualität in der Gesamtstichprobe (p<.03 bzw. p<.001) und in der Gruppe der Erstgebärenden acht Wochen nach der Geburt (p<.04 bzw. p<.001) identifiziert werden. Zudem haben stillspezifische Beschwerden (wunde Brustwarzen, Schmerzen beim Stillen und/oder Brustentzündungen) auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Gesamtstichprobe acht Wochen nach der Geburt einen signifikanten Einfluss (p<.05). Die psychische Morbidität scheint im Gegensatz zu den geburtshilflichen Aspekten einen höheren Stellenwert in der Beurteilung der subjektiven Gesundheit und gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu besitzen. Obwohl die Häufigkeit im Vergleich zu anderen Beschwerden gering ist, zeigen sich die depressiven Zustände, ermittelt über die EPDS, sowohl in der Gesamtstichprobe als auch stratifiziert nach Parität auch unter Adjustierung im Rahmen der multivariaten Analysen als konstante Einflussgröße zu beiden Erhebungszeitpunkten. Dies lässt vermuten, dass sowohl die subjektive Gesundheit als auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes zu einem nicht unerheblichen Anteil durch deren psychisches Wohlbefinden geprägt wird. Der in der entsprechenden Hypothese vermutete Zusammenhang zwischen der subjektiven Morbidität und den subjektiven Gesundheitseinschätzungen kann demnach sowohl für die physische als auch für die psychische Morbidität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes bestätigt werden. 109 Ergebnisse Bereits in den univariaten Analysen zu den Interventionen Sectio caesarea, Episiotomie und PDA hat sich gezeigt, dass die PDA weder in der Gesamtstichprobe noch stratifiziert nach Parität einen signifikanten Zusammenhang zur subjektiven Gesundheit gesunder Frauen sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes aufweist. Die Episiotomie korreliert nur in der Gesamtstichprobe sechs Monate postpartum signifikant mit einer beeinträchtigten Gesundheit. Für die Sectio caesarea trifft dies zum gleichen Zeitpunkt nur für die Gruppe der Erstgebärenden zu. In den univariaten Analysen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigen die beiden letztgenannten Interventionen keine signifikanten Zusammenhänge. Von den drei Interventionen weist nur die PDA in der Gruppe der Mehrgebärenden acht Wochen nach der Geburt einen signifikanten Zusammenhang auf. Unter Adjustierung aller in die verschiedenen Regressionsmodelle aufgenommenen Variablen konnte keine der drei Interventionen als signifikanter Einflussfaktor der subjektiven Gesundheitseinschätzungen ermittelt werden. Die drei Interventionen stehen demnach wie in der Hypothese hierzu formuliert in keinem Zusammenhang mit den subjektiven Gesundheitseinschätzungen gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes. Ein negatives Geburtserleben hingegen stellt sechs Monate nach der Geburt unter Adjustierung aller in das jeweilige Regressionsmodell aufgenommenen Variablen eine signifikante Einflussgröße für die subjektive Gesundheit der Gesamtstichprobe (p<.05) sowie der Gruppe der Mehrgebärenden (p<.001) dar. Ein negatives Geburtserleben beeinflusst gleichzeitig signifikant die Gesamtstichprobe sowie die Gruppe der Erstgebärenden acht Wochen nach der Geburt in der Ausübung ihrer täglichen Aktivitäten (p<.005 bzw. p<.01). Mehrgebärende fühlen sich sechs Monate nach der Geburt durch ein negatives Geburtserleben signifikant in ihren täglichen Aktivitäten und damit in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität beeinträchtigt (p=.03). Die in diesem Zusammenhang formulierte Hypothese kann nicht bestätigt werden, da in den multivariaten Analysen ein negatives Geburtserleben als signifikanter Einflussfaktor der subjektiven Gesundheitseinschätzungen gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes ermittelt wurde. Das Stillverhalten steht hingegen in keinem signifikanten Zusammenhang mit den subjektiven Gesundheitseinschätzungen gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes. Dies haben bereits die univariaten Analysen sowohl in Zusammenhang mit der subjektiven Gesundheit als auch mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gezeigt. Die entsprechende Hypothese, in der ein Zusammenhang verneint wird, kann demnach bestätigt werden. Das kindliche Geschlecht weist in den univariaten Analysen in der Gesamtstichprobe und in der Gruppe der Erstgebärenden einen signifikanten Zusammenhang mit der subjektiven Gesundheit auf, wobei die Geburt eines Mädchens mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert ist. Auch nach Adjustierung im Rahmen der multivariaten Analyse bleibt dieser Zusammenhang in der Gesamtstichprobe acht Wochen nach der Geburt signifikant (p=.036). In Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und damit auf die täglichen Aktivitäten zeigt sich in den univariaten Analysen nur in der Gruppe der Erstgebärenden ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Geburt eines Mädchens und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität (p=.010), der auch in den multivariaten Analyse mit p=.048 bestehen bleibt. 110 Ergebnisse Die in der entsprechenden Hypothese formulierte Vermutung, dass kein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Kindes und den subjektiven Gesundheitseinschätzungen der Mutter besteht, kann demnach nur für die Gruppe der Mehrgebärenden bestätigt werden. Ein Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand des Kindes und der subjektiven Gesundheit konnte nur in den univariaten Analysen in der Gesamtstichprobe und der Gruppe der Erstgebärenden auf signifikantem Niveau identifiziert werden. Nach Adjustierung im Rahmen der multivariaten Analysen hatte dieser keinen Bestand mehr. In Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität zeigt sich ebenfalls in der Gesamtstichprobe wie in der Gruppe der Erstgebärenden in den univariaten Analysen ein signifikanter Zusammenhang. Nach Adjustierung im Rahmen der multivariaten Analyse bleibt dieser jedoch nur noch in der Gruppe der Erstgebärenden bestehen (p=.039). Die in der entsprechenden Hypothese formulierte Vermutung, dass kein Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand des Kindes und den subjektiven Gesundheitseinschätzungen der Mutter besteht, kann demnach nur für die Gesamtstichprobe und für die Gruppe der Mehrgebärenden bestätigt werden. Die univariaten Analysen führten dazu, dass in das Regressionsmodell zur subjektiven Gesundheit nur die Variablen Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand und Versichertenstatus als sozioökonomische Merkmale überführt wurden, wobei der Versichertenstatus nur in der Gruppe der Mehrgebärenden berücksichtigt wurde. In der Gruppe der Erstgebärenden wurden hingegen nur Alter der Mutter und Familienstand als sozioökonomische Merkmale in die multivariaten Analysen aufgenommen. In der Gesamtstichprobe haben das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft und das Alter der Mutter zu beiden Erhebungszeitpunkten ihren signifikanten Einfluss behalten. Ein Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft unter 1569,53 € sowie ein mütterliches Alter über 31 Jahren begünstigen demnach signifikant eine beeinträchtigte Gesundheit. Das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft behält auch in der Gruppe der Mehrgebärenden zu beiden Erhebungszeitpunkten nach Adjustierung seinen signifikanten Einfluss. Die subjektive Gesundheit in der Gruppe der Erstgebärenden scheint hingegen von keinem sozioökonomischen Merkmal beeinflusst. Die Variablen Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft, Alter der Mutter, Familienstand und Versichertenstatus weisen auch in den univariaten Analysen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität einen signifikanten Zusammenhang auf. In der Gruppe der Erstgebärenden wird die Reihe der sozioökonomischen Merkmale noch durch die Berufstätigkeit nach der Geburt ergänzt. Nach Adjustierung hat das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft in der Gesamtstichprobe zu beiden Erhebungszeitpunkten als signifikante Einflussgröße noch Bestand. Zusätzlich zeigt sich in der Gesamtstichprobe das mütterliche Alter sechs Monate nach der Geburt als signifikanter Einflussfaktor. In der Gruppe der Erstgebärenden zeigt sich nach Adjustierung aller in das Modell integrierten Variablen das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft acht Wochen postpartum als signifikante Einflussgröße. Nach sechs Monaten ist es hingegen das mütterliche Alter, das sich signifikant auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität auswirkt. In der Gruppe der Mehrgebärenden sind es sowohl das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft als auch das mütterliche Alter, die sich zu beiden Erhebungszeitpunkten signifikant auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Frauen auswirken. Der in der entsprechenden Hypothese vermutete Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Merkmalen und den subjektiven Gesundheitseinschätzungen kann demnach sowohl für die Gesamtstichprobe als auch stratifiziert nach Parität bestätigt werden. 111 Ergebnisse In den univariaten Analysen kann sowohl in der Gesamtstichprobe als auch in der Gruppe der Erstgebärenden ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Dauer der Hebammenbetreuung als erlebte Unterstützungsleistung und der subjektiven Gesundheit sechs Monate nach der Geburt festgestellt werden, wobei eine Dauer von über fünf Wochen mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit assoziiert ist. Dieser signifikante Zusammenhang existiert nach Adjustierung mit p=.012 nur noch in der Gruppe der Erstgebärenden. In Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität konnte bereits bei den univariaten Analysen kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden, weshalb eine weitere Prüfung dieser Variablen unter Adjustierung entfiel. Eine mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis sowie durch den Partner zeigt sich in den univariaten Analyse sowohl in der Gesamtstichprobe als auch stratifiziert nach Parität in einem signifikanten Zusammenhang mit einer beeinträchtigten subjektiven Gesundheit. Unter Adjustierung zeigt sich dieser Zusammenhang auf Signifikanzniveau weder in der Gruppe der Erst- noch in der Gruppe der Mehrgebärenden. Lediglich in der Gesamtstichprobe beeinflusst eine mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner die subjektive Gesundheit der Frauen acht Wochen nach der Geburt signifikant (p=.046). Eine mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis wirkt sich hingegen sechs Monate nach der Geburt signifikant auf die subjektive Gesundheit der Frauen aus (p=.034). Gleichzeitig zeigt sich in der Gesamtstichprobe zu beiden Erhebungszeitpunkten unter Adjustierung aller in das Modell integrierten Variablen die mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis in einem signifikanten Zusammenhang mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (p<.03). Sechs Monate nach der Geburt erweist sich auch die mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner als signifikanter Einflussfaktor (p=.001). Ähnlich verhält es sich in der Gruppe der Erstgebärenden. Auch hier hat die mangelnde emotionale Unterstützung durch den Familien-/Freundeskreis zu beiden Erhebungszeitpunkten nach Adjustierung im Rahmen der multivariaten Analyse einen signifikanten Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Sechs Monate nach der Geburt gewinnt in dieser Gruppe zusätzlich die mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner an Bedeutung (p=.010). Unter den Mehrgebärenden beeinflusst nur die mangelnde emotionale Unterstützung durch den Partner nach Adjustierung die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Frauen sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes. Der in der entsprechenden Hypothese vermutete Zusammenhang zwischen den erlebten Unterstützungsleistungen und den subjektiven Gesundheitseinschätzungen kann demnach sowohl für die Gesamtstichprobe als auch stratifiziert nach Parität bestätigt werden. Bei der Identifizierung der Einflussfaktoren können zwischen der Gruppe der Erst- und der Gruppe der Mehrgebärenden deutliche Unterschiede festgestellt werden. In Bezug auf die subjektive Gesundheit stimmen zu t1 keine der in den beiden Gruppen identifizierten Einflussgrößen miteinander überein, zu t2 sind es zwei (EPDS>11 und Rückenschmerzen) von 11 Einflussfaktoren (18,2%). Ähnlich verhält es sich hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. In Bezug auf die KSK sind lediglich zu t2 Übereinstimmungen in der Gruppe der Erst- und der Mehrgebärenden zu verzeichnen. Das mütterliche Alter, die Harninkontinenz und Rückenschmerzen haben zu diesem Zeitpunkt in beiden Gruppen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität im Bereich der KSK. Dies entspricht einem Anteil von 27,3% an übereinstimmenden Einflussgrößen in der Gruppe der Erstund der Gruppe der Mehrgebärenden. In Bezug auf die PSK stimmen zu t1 eine Einflussgröße und zu t2 zwei Einflussgrößen in den beiden Gruppen überein, was einem Anteil von 10% bzw. 20% entspricht. Die subjektive Gesundheit wie auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität unterliegen demnach je nach Parität unterschied112 Ergebnisse lichen Einflussfaktoren, wobei diese Feststellung vorbehaltlich der unterschiedlichen Stichprobengrößen getroffen werden muss. Sowohl die subjektive Gesundheit als auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität weisen zu t1 jeweils 11 signifikante Einflussfaktoren in der Gesamtstichprobe und/oder in den Teilstichproben auf. Zu t2 sind in Bezug auf die subjektive Gesundheit acht und bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität 11 signifikante Einflussfaktoren zu verzeichnen. Hinsichtlich der Anzahl an übereinstimmenden Faktoren zwischen der subjektiven Gesundheit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität kann ein reduziertes Maß festgestellt werden. In der Gesamtstichprobe stimmen zu t1 31,2% und zu t2 50,0% der in einem Regressionsmodell auf signifikantem Niveau identifizierten Einflussfaktoren zwischen der subjektiven Gesundheit (SF-1) und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) überein, in der Gruppe der Erstgebärenden sind 36,4% und 40,0% und in der Gruppe der Mehrgebärenden zu beiden Erhebungszeitpunkten 50,0%. In der zeitlichen Entwicklung ist zwischen der subjektiven Gesundheit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ebenfalls ein Unterschied festzustellen. Während die gesundheitsbezogene Lebensqualität eine signifikante Verbesserung von t1 zu t2 zeigt, ist diese Entwicklung bei der subjektiven Gesundheit nur als Tendenz zu beobachten. Die subjektive Morbidität nimmt im Gegensatz dazu von t1 zu t2 zu. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse kann vermutet werden, dass die subjektive Gesundheit nur bedingt Rückschlüsse auf die Einschränkungen in den täglichen Aktivitäten und damit auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes zulässt. 113 Diskussion 6 Diskussion Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse zeigen Rückenschmerzen in der Gruppe der Erst- wie auch in der Gruppe der Mehrgebärenden mit 58,4% bzw. 59,5% als prominenteste subjektive Morbidität. Dies ist vor dem Hintergrund allgemeiner Prävalenzraten nur wenig erstaunlich. Die Jahresprävalenzrate von Rückenschmerzen wird von Neuhauser et al. (2005) für die Gruppe 18- bis 49-jähriger Frauen mit 66,8% angegeben. Und auch im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey konnten Rückenschmerzen vor allem durch ihre signifikante Zunahme im Verlauf des Alters als prominentes Schmerzerleben identifiziert werden. Die 3-Monats-Schmerzprävalenzrate unter den 13-jährigen Mädchen betrug gut 20% und stieg mit zunehmendem Alter an. Unter den 17-jährigen Mädchen überschritt sie schließlich die 40%-Marke (Ellert et al. 2007). Im Hinblick auf die hohen Prävalenzraten verwundert es nicht, dass Rückenschmerzen in nahezu jedem Zusammenhang auch unter Adjustierung nach soziodemographischen Faktoren, sonstigen körperlichen Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt, geburtsspezifischen und emotionalen Aspekten die subjektive Gesundheitseinschätzung von Frauen nach der Geburt ihres Kindes signifikant beeinflussen. Dennoch muss angemerkt werden, dass sich nicht generell jede Variable der subjektiven Morbidität mit einer hohen Prävalenz/-Inzidenzrate als signifikante Einflussgröße erwiesen hat. So haben sich beispielsweise die Hinweise auf eine PPD (EPDS>11) mit einer wesentlich niedrigeren Inzidenzrate als konstante Einflussgröße erwiesen. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass gerade in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die als Einschränkung in den täglichen Aktivitäten verstanden werden kann, unter der subjektiven Morbidität vorrangig Variablen als Einflussgrößen vertreten sind, die für ihre Komorbidität bekannt sind. Hierzu zählen Kopf- und Rückenschmerzen, extreme Müdigkeit, extreme körperliche Erschöpfung und depressive Symptome (EPDS>11). Der bekannten Komorbidität wird im ICD10 Katalog bereits Rechnung getragen. Unter dem Punkt F45.40, Kapitel V dieses Katalogs werden beispielsweise Kopf- und Rückenschmerzen gelistet, die „[…] in Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen auf[treten], denen die Hauptrolle für Beginn, Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen zukommt.“ (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information 2009: 199). Im Kontext einer Geburt zeigten Webb et al. (2008) sowie Brown und Lumley (2000) ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und depressiven Symptomen auf. Hunter et al. (2009) berichten in ihrer Übersichtsarbeit von dem Zusammenhang zwischen Müdigkeit und postpartaler Depression. Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse bestätigen die Ergebnisse internationaler Studien, in denen Kopf- und Rückenschmerzen sowie Erschöpfungszustände ebenfalls als vorrangige gesundheitliche Probleme identifiziert wurden (Bauer 2011; Webb et al. 2008; Redshaw et al. 2007; Declercq et al. 2006; Schytt et al. 2005; Thompson et al. 2002; Saurel-Caubizolles et al. 2000). Darüber hinaus können Übereinstimmungen auch hinsichtlich der zeitlichen Entwicklung der mütterlichen Morbidität gesehen werden. Saurel-Cubizolles et al. (2000) und Schytt et al. (2005) stellten eine quantitative Verschlechterung der Gesundheit vom ersten auf den zweiten Erhebungszeitraum fest. Eine Verschlechterung der subjektiven Morbidität vom ersten auf den zweiten Erhebungszeitpunkt war auch ein Ergebnis der vorliegenden Analyse. In diesem Zusammenhang ist es außerdem erstaunlich, dass, im Vergleich zum ersten Erhebungszeitpunkt, zum zweiten Erhebungszeitpunkt eine größere Anzahl von Frauen von geburtsverletzungsbedingten Beschwerden betroffen ist. Die allgemeine Vorstellung, dass Beschwerden, die durch Verletzungen hervorgerufen werden, sich mit der Zeit reduzieren, scheint in Bezug auf geburtsspezifischen Schnitt- und/oder Rissverletzungen nach einer vaginalen oder auch abdominalen Geburt (Sectio caesarea) keinen Bestand zu haben. 114 Diskussion Ähnlich nachhaltig zeigt sich die Sectio caesarea auch in Zusammenhang mit einem negativen Geburtserleben. In Übereinstimmung mit Chalmers et al. (2010), Rijnders et al. (2008) sowie Waldenström et al. (2004) ließ sich auch in der vorliegenden Analyse ein signifikanter Zusammenhang (p<.001) zwischen dem Geburtsmodus Sectio und einem negativen Geburtserleben zu beiden Erhebungszeitpunkten feststellen, wobei das relative Risiko von t1 zu t2 annähernd gleich blieb. Auch in diesem Zusammenhang scheint die Zeit nicht alle Wunden zu heilen. Generell erscheint die Inzidenzrate eines negativen Geburtserlebens in der vorliegenden Analyse mit 25,3% bzw. 23,8% sehr hoch. Waldenström et al. (2004) berichten in diesem Zusammenhang lediglich von 6,8%. Dies wird auf die Art der Operationalisierung zurückgeführt. Während Waldenström et al. das Geburtserleben über eine einzelne Frage, zu beantworten über eine siebenstufige bipolare Bewertungsskala, operationalisierten, wurde in der vorliegenden Analyse ein mehrdimensionales Erhebungsinstrument mit insgesamt 12 Items eingesetzt. Die vorgeschaltete Instrumentenanalyse weist in der Operationalisierung des Geburtserlebens über eine einzige Frage ähnliche Inzidenzraten wie die von Waldenström et al. auf. Bezüglich des Geburtserlebens fällt im Weiteren auf, dass insgesamt nur in der Gruppe der Erstgebärenden eine signifikante Verbesserung in der Bewertung des Geburtserlebens von t1 zu t2 zu verzeichnen ist. Die Gruppe der Mehrgebärenden zeigt bereits zu t1 deutlich höhere durchschnittliche Bewertungen. Eine tendenziell positivere Bewertung seitens der Mehrgebärenden gegenüber den Erstgebärenden stellte auch Waldenström (2003: 251f) fest. Zwei Ursachen hierfür wären denkbar. Zum Einen besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass Mehrgebärende im Geburtsprozess von Hebammen, Ärztinnen und Ärzten gegenüber Erstgebärenden eher als Expertin wahrgenommen und deshalb unter anderem auch eher in Entscheidungen einbezogen werden, was Waldenström (1999) sowie David und Kentenich (2008) zufolge zu einem positiven Geburtserleben führt. Zum Anderen erfahren Erstgebärende möglicherweise eine Diskrepanz zwischen ihren Vorstellungen von einer Geburt und dem real erlebten Geburtsprozess. Trauer, Wut und Enttäuschung hierüber münden im Ergebnis dann unter Umständen in eine retrospektive negative Bewertung des Geburtserlebens. Die Gefahr einer enttäuschenden Diskrepanz ist bei Mehrgebärenden durch deren Erfahrungswissen nicht in dem Ausmaß wie bei Erstgebärenden gegeben. Erstgebärende erhalten mitunter erst Wochen später durch sekundäre Erfahrungen, wie die Erlebnisberichte anderer in Rückbildungsgymnastik- oder Babymassagenkursen, die Möglichkeit ihr eigenes Geburtserleben einzuordnen. Nach der Theorie des sozialen Vergleichs (Festinger 1954) nimmt eine Erstgebärende die Bewertung ihres eigenen Geburtserlebens aufgrund fehlender Bewertungsmaßstäbe anhand dieser Erfahrungsberichte Erstgebärender vor. Die Theorie des sozialen Vergleichs bietet einen Erklärungsansatz für die deutlich bessere Bewertung zu t2, die Erstgebärende hinsichtlich ihres Geburtserlebens vornehmen. Das Erfahrungswissen von Mehrgebärenden dient möglicherweise nicht nur als Erklärung für die Diskrepanzen in den Bewertungen zum Geburtserleben von Erst- und Mehrgebärenden, sondern auch für deren unterschiedliche Wahrnehmung geburtsbedingter körperlicher Beschwerden. Geburtsspezifische gesundheitliche Probleme wie verletzungs- oder stillbedingte Beschwerden sind in der Gruppe der Erstgebärenden prominenter vertreten als in der Gruppe der Mehrgebärenden. Sie haben dort in der subjektiven Wahrnehmung scheinbar einen höheren Stellenwert. Vermutet wird, dass in der Gruppe der Mehrgebärenden körperliche Beschwerden, die mit einer Geburt in Zusammenhang stehen, aufgrund bereits gemachter Erfahrungen als physiologisch und zudem vergänglich wahrgenommen und für nicht erwähnenswert erachtet werden. In diesem Zusammenhang kommt dem Erfahrungswissen unter Umständen auch eine indirekte Bedeutung bezüglich der Dauer der postpartalen Hebammenbetreuung zu. Mehrgebärende werden von Hebammen als erfahrene Frauen wahrgenommen, die im sich für diese Gruppe wiederholenden Übergang zur Elternschaft nicht das Ausmaß an Unterstützung benötigen wie Erstgebärende. Gleichzeitig mögen das Selbstverständnis von Hebammen als Fachfrau für geburtshilflichen 115 Diskussion Fragen und das geringere Ausmaß geburtsspezifischer körperlicher Beschwerden von Mehrgebärenden für eine geringere durchschnittliche Betreuungszeit durch eine Hebamme in dieser Gruppe verantwortlich sein. Die psychische Morbidität der Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt, ermittelt mit Hilfe der EPDS bei einem Cut-off Wert von größer/gleich 12 Punkten, liegt im Vergleich zu den national wie international angegebenen Inzidenzraten in der vorliegenden Analyse mit 10,8% etwas niedriger. Vermutet wird, dass dies in dem Einschlusskriterium Low-Risk begründet liegt. Allerdings beziffert Bauer in ihrer Studie die Rate von depressiven Symptomen betroffener Low-Risk-Frauen (EPDS >11) mit 12,1% (Bauer 2011: 266). Da in beiden Studien von der gleichen Definition einer Low-Risk-Frau ausgegangen wurde, wird die Differenz der Inzidenzraten durch die sehr unterschiedliche Stichprobengröße der beiden Studien erklärt. Insgesamt ist es erstaunlich, dass obwohl die Krankheitslast (subjektive Morbidität) der Studienteilnehmerinnen vom ersten auf den zweiten Erhebungszeitpunkt gestiegen ist, die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Frauen sich gleichzeitig signifikant verbessert hat. Letzteres darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die subjektive Morbidität gleichwohl die Aktivitäten im täglichen Leben und damit die gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinflusst. Neben den bereits genannten Einflussgrößen Kopf- und Rückenschmerzen, Erschöpfungszustände und depressive Symptome zeigten sich unter den Studienteilnehmerinnen auch geburtsspezifische Beschwerden sowie eine bestehende Harninkontinenz als beeinflussende Faktoren. Da keine Studien zu beeinflussenden Faktoren hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von gesunden Frauen nach der Geburt eines Kindes ermittelt werden konnten, ist ein Abgleich mit der Literatur in Bezug auf geburtsspezifische Beschwerden nicht möglich. In Bezug auf eine bestehende Harninkontinenz und einer eingeschränkten gesundheitsbezogenen Lebensqualität werden die Ergebnisse der vorliegenden Analyse durch Ergebnisse der Studie von Hägglund et al. (2001) zum Teil und vor allem unabhängig von einer vorangegangenen Geburt bestätigt. Die Autoren zeigten, dass Frauen mit Harninkontinenz (n=511) in allen acht Subskalen des SF-36 eine niedrigere Lebensqualität angaben als Frauen ohne Harninkontinenz (n=596) (Hägglund et al. 2001). Eine umfassende Adjustierung vergleichbar mit der in der vorliegenden Analyse nahmen die Autoren innerhalb ihrer Studie jedoch nicht vor. Dieser Umstand erklärt möglicherweise die Tatsache, dass sich in der vorliegenden Analyse die Harninkontinenz nur auf der körperlichen Ebene der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und nicht in allen Dimensionen als signifikante Einflussgröße zeigte. Es konnte nicht erschöpfend geklärt werden, inwieweit einzelne unabhängige Variablen in den Modellen die Beziehung zwischen einem ausgesuchten Einflussfaktor und der jeweiligen Summenskala modellieren. Wong und Fielding (2010) zeigten, dass die Existenz von Schmerzzuständen die Beziehung zwischen einer Depression und der psychischen Summenskala des SF-12, als Kurzform des SF-36, beeinflusst. Ein Einfluss auf die Beziehung zur körperlichen Summenskala existiert hingegen nicht. Gleichzeitig wirkt eine Depression als Mediator auf die Beziehung zwischen Schmerzzuständen und der körperlichen Summenskala, ohne jedoch die Beziehung zur psychischen Summenskala zu beeinflussen (Wong et al. 2010). Auch in diesem Zusammenhang zeigt sich die Bedeutung der Komorbidität zwischen Schmerzzuständen und depressiven Symptomen. Insgesamt bleibt die Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes schwierig. Ganz allgemein konstatiert Müllner: „Eines der größten Probleme bei der Erfassung der Lebensqualität ist, dass diese ausschließlich subjektiv ist und daher nicht mit harten Messergebnissen hinsichtlich Richtigkeit überprüft werden kann.“ (Müllner 2005: 30). Gleichwohl gewinnt die Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in gesundheitsökonomischen Evaluationen immer mehr an Bedeutung (Radoschewski 2000). Die Frage, inwieweit die gesundheitsbezogene Lebensqualität sich auch im Kontext einer Ge116 Diskussion burt durch standardisierte Instrumente wie den SF-36 erfassen lässt, wurde bisher nicht gestellt. Mit der in Deutschland erstmaligen Anwendung des SF-36 im geburtshilflichen Kontext hat sich gezeigt, dass die Werte der Subskalen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes deutlich von den bisher für Deutschland geltenden Normwerten abweichen. Die teilweise hohe Abweichung der Werte innerhalb einzelner Dimensionen des SF-36 gegenüber den Werten der alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe lässt zwei gegenläufige Schlussfolgerungen zu. Zum Einen kann das Ergebnis Ausdruck einer mangelnden Eignung des SF-36 für den geburtshilflichen Sektor sein. Zum Anderen können die in dieser Stichprobe erhobenen Werte als valide Werte der gesundheitsbezogenen Lebensqualität interpretiert werden, so dass die Anwendung des SF-36 an sich nicht angezweifelt werden muss. Valide Werte, die allerdings ein Surrogat aus den Glücksgefühlen nach der Geburt eines gesunden Kindes, den durch die Übernahme der Mutterrolle entstehenden psychischen und physischen Anforderungen sowie der körperlichen und psychischen Morbidität darstellen. Im Vergleich zwischen den Skalenwerten der Stichprobe und denen der Normstichprobe wurden die Ergebnisse von Boyce et al. (2000) bestätigt. Auch in der vorliegenden Analyse zeigt sich, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes signifikant höhere durchschnittliche Werte in den Dimensionen allgemeine Gesundheitswahrnehmung und psychisches Wohlbefinden aufweisen als gleichaltrige Frauen aus der landesspezifischen Normstichprobe. Es kann nicht zufriedenstellend geklärt werden, durch welchen Umstand die Normabweichungen zu erklären sind. Denkbar wäre zum einen, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die positiven Gefühle, die in der Regel mit der Geburt eines Kindes verknüpft sind, überlagert werden. Zum anderen können sie aber auch Ausdruck eines erhöhten Erwartungsdrucks sein, dem sich Frauen in ihrer Rolle als Mutter gegenübersehen. In der Studie von Hall und Wittkowski (2006) gaben beispielsweise 61,8% der befragten Frauen mit Kindern im Alter zwischen sechs Wochen und sieben Monaten (n=158) an, gelegentlich bis nahezu immer das Gefühl zu haben, jedem die gute Bewältigung der neuen Situation zeigen zu müssen (Hall & Wittkowski 2006). Es kann davon ausgegangen werden, dass Frauen ihren Alltag möglicherweise auch unter körperlichen Beschwerden bewältigen (müssen). Die dem SF-36 eigenen Fragestellungen, ob tägliche Aktivitäten durch körperliche oder psychische Beschwerden nur eingeschränkt oder auch gar nicht möglich waren, werden dann entsprechend verneint. Die Tatsache, dass sich in der Gesamtstichprobe soziodemographische Faktoren, körperliche Beschwerden ohne direkten Bezug zur Geburt, geburtsspezifische Aspekte und emotionale Aspekte als die subjektive Gesundheit (SF-1) beeinflussende Größen herauskristallisiert haben, unterstützt die von anderen Autorinnen und Autoren beschriebene Mehrdimensionalität der subjektiven Gesundheit, erhoben über eine singuläre, übergreifende Frage (vgl. hierzu Jylhä 2009; Bailis et al. 2003; Idler & Benyamini 1997; Krause & Jay 1994). Gleichwohl stellen die Formulierung der Verbalmarken sowie deren Auswertung bei diesem Instrument der subjektiven Gesundheitseinschätzung eine Herausforderung dar. Schytt et al. (2005) und Bauer (2011: 228) verwendeten eine fünf Punkte Likert Skala mit einer neutralen Verbalmarke als Mittelpunkt, die letztendlich zu einem ausgeprägten Ceiling-effekt geführt hat. In einer abschließenden Diskussion bemerkt Schytt, dass durch die Verwendung einer neutralen Verbalmarke die Anzahl der Frauen mit einer beeinträchtigten Gesundheit unterschätzt wird (Schytt 2006: 44). Im SF-1 wird auf eine neutrale Verbalmarke als Mittelpunkt verzichtet. Er ist streng ordinalskaliert, mit einer positiven Bewertung (gut) als Mittelpunkt der Skala. Unter Verwendung einer positiven Bewertung als Mittelpunkt der Likert Skala zeigt sich eine deutliche Auflockerung des Ceiling-effekts. Während bei Schytt et al. (2005) und Bauer (2011: 264) um die 90% (Schytt et al. 91,4% bzw. 85,7%, Bauer 90,4%) der jeweiligen Stichprobe die Bewertung ihrer subjektiven Gesundheit in den obersten beiden Kategorien der Likert 117 Diskussion Skala vornahmen, geschieht dies in der vorliegenden Analyse nur in etwa 60% (62,7% zu t1, 61,8% zu t2) der Fälle. Ein Ceiling-effekt in der subjektiven Gesundheit gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes könnte aber auch zum Teil durch die Beschäftigung mit dem Baby erklärt werden. Fylkesnes und Forde (1992) stellten in ihrer Studie mit 4.360 Frauen und 4.549 Männern fest, dass, je mehr sich jemand mit seinem Gesundheitszustand befasst, er/sie ihn subjektiv umso schlechter beurteilt (Fylkesnes & Forde 1992). In diesem Zusammenhang kann die berechtigte Frage gestellt werden, inwieweit es Frauen in der ersten Zeit mit dem Baby tatsächlich gelingt, sich intensiv mit ihrer eigenen Gesundheit zu beschäftigen. Dennoch zeigen sich Ceiling-effekte in der Beurteilung der subjektiven Gesundheit bei einer neutral formulierten Verbalmarke als Mittelpunkt der fünf Punkte Likert Skala auch unabhängig von der Inanspruchnahme durch ein Baby. Der telefonische Gesundheitssurvey des Robert Koch Instituts ergab in der Altersklasse 18 bis 29 Jahre einen Anteil von 86,7% und in der Altersklasse 30 bis 44 Jahre einen Anteil von 81,1% der Frauen, die ihre subjektive Gesundheit mit den beiden höchsten Kategorien gut oder sehr gut bewerteten (Robert Koch Institut 2010: 25). In der Untersuchung von Kaplan und Baron-Epel (2003) thematisiert ein Großteil der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer einen Ceiling-effekt in der Einschätzung der subjektiven Gesundheit. Für sie wird der höchste Status (excellent) in einem Rating nie erreicht, weshalb sie den Zustand ihrer Gesundheit in der zweithöchsten Stufe verorteten (Kaplan & Baron-Epel 2003). Dieser Effekt spiegelt sich auch in Daten der vorliegenden Analyse wider. Die zweithöchste Stufe der Likert Skala sowohl acht Wochen als auch sechs Monate nach der Geburt weist mit 47,4% bzw. 44,4% das höchste Rating gegenüber den anderen Bewertungskategorien auf. Frauen, die acht Wochen nach der Geburt ihre subjektive Gesundheit als beeinträchtigt eingeschätzt haben, tragen ein nahezu dreifaches Risiko, ihre subjektive Gesundheit auch sechs Monate nach der Geburt als beeinträchtigt zu erleben (RR 2.84, [95% KI 2.42-3.34]). Diese Ergebnisse entsprechen weitestgehend den Ergebnissen von Schytt. Die Autorin führt für Frauen, die ihre subjektive Gesundheit acht Wochen nach der Geburt schlechter als gut bewerteten, ein signifikant höheres Risiko an, die subjektive Gesundheit auch ein Jahr nach der Geburt schlechter als gut zu erleben (RR 4.1, [95% KI 3.4-4.9]) (2006: 27). Die Ergebnisse beider Studien stützen die These von Bailis et al., die von einem stabilen Kern der subjektiven Gesundheit ausgehen und subjektive Gesundheit als ausschließlich spontane Einschätzung verneinen (2003). Auch nach Jylhä (2009) ist die Bewertung der subjektiven Gesundheit nicht allein abhängig von dem aktuellen körperlichen und psychischen Gesundheitszustand eines Individuums und damit eine spontane Einschätzung. Kulturell und historisch variierende Gesundheitskonzepte, Bezugsgruppen, frühere Gesundheitserfahrungen, Depressionen, Gesundheitserwartungen und -dispositionen sowie gesellschaftlich geprägte Normen positive oder negative Bewertung öffentlich vorzutragen, beeinflussen nach der Autorin darüber hinaus die subjektive Gesundheit (Jylhä 2009). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit gerade letzter Punkt für Ceiling-effekte in den subjektiven Gesundheitseinschätzungen gesunder Frauen nach der Geburt verantwortlich ist. Die Geburt eines Kindes ist in der Regel mit einer tief empfundenen Dankbarkeit verbunden. Eine Dankbarkeit, die sich unmittelbar nach der Geburt zum einen aus der Erleichterung, dass die mit der Geburt verbundene körperliche Herausforderung beendet ist, entwickelt; zum anderen auch aus der Tatsache, dass ein gesundes Kind geboren wurde, entsteht. Das Hervorheben einer eigenen Beeinträchtigung wird vor diesem Hintergrund möglicherweise als undankbar empfunden, weshalb die subjektive Gesundheit in der Konsequenz dann positiver angegeben wird als sie es tatsächlich sein mag. Die Dankbarkeit um ein gesundes Kind wird nicht zuletzt auch von der Gesellschaft an erster Stelle der Reihe emotionaler Zustände, die eine Frau im Übergang zur Mutterschaft durchlebt, gesehen und demzufolge auch hervorgehoben. Dies wird in dem Unverständnis deutlich, das immer wieder gegenüber Frauen zum 118 Diskussion Ausdruck gebracht wird, die nach einem unter der Geburt notwendig gewordenen Kaiserschnitt tief um das verloren empfundene Geburtserleben trauern. In diesem Unverständnis wird den Frauen suggeriert ihr eigenes Erleben über das Wohlergehen des Kindes stellen zu wollen. Dass es sich in dem Moment um einen ganz eigenständigen und vor allem notwendigen Trauerprozess, völlig losgelöst vom Wohlergehen des Kindes, handelt, wird von vielen in diesem Moment nicht gesehen. In der Betrachtung der subjektiven Gesundheit gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes stellt sich grundsätzlich die Frage, ob das empfundene Glück über ein gesundes Kind die subjektive Gesundheit beeinflusst. Glück wird als multidimensionales Konzept unter anderem bestehend aus physischen, psychischen, sozioökonomischen Aspekten verstanden. Obwohl Gesundheit eine wesentliche Komponente des Glücks darstellt, kann der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Glück nicht ausschließlich in diese Richtung gesehen werden. Oshio und Kobayashi wiesen eine signifikante Korrelation zwischen einer sehr gut und exzellent eingeschätzten Gesundheit als den obersten beiden Kategorien einer fünf Punkte Likert Skala und einem starken Glücksgefühl nach, wobei sie Glück trotz der Mehrdimensionalität mit der singulären Frage Wie glücklich sind Sie?, zu beantworten über eine fünf Punkte Ordinalskala, operationalisierten. Die Autoren merkten jedoch an, dass hohe Korrelationen durch Ähnlichkeiten im sozioökonomischen Status bedingt sein können und aus der starken Korrelation keine Übereinstimmung der Variablen gefolgert werden kann. Denn trotz der nachgewiesenen signifikanten Korrelation lagen tatsächlich nur 38% der Befragten (n=4.466) an der Diagonalen im Koordinatenkreuz Glück und subjektive Gesundheit (Oshio & Kobayashi 2010). In der Konsequenz würde dies bedeuten, dass das empfundene Glück über die Geburt eines gesunden Kindes zwar Korrelationen zur subjektiven Gesundheit aufweisen kann, diese jedoch nicht zwingend linearer positiver Natur sind, sondern durch Ähnlichkeiten in der Stichprobe wie dem Familienstand bedingt sein können. Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse zeigen, dass Frauen, die bereits acht Wochen nach der Geburt ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität als beeinträchtigt erlebten, sechs Monate nach der Geburt ein signifikant erhöhtes Risiko einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität aufweisen (KSK: RR 2.67, [95% KI 2.18-3.27]; PSK: RR 3.63, [95% KI 2.97-4.44]). Auch hier scheint sich im Sinne Bailis et al. ein stabiler Kern in der Einschätzung zu zeigen, der als Ergebnis des sozialen Lernens interpretiert werden kann. Die Bewertung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ist möglicherweise ebenso wie die subjektive Gesundheit nicht ausschließlich das Ergebnis einer spontanen Einschätzung, sondern wird darüber hinaus entsprechend der sozial kognitiven Lerntheorie von Bandura (1977: 195ff) durch die Kompetenzerwartung der einzelnen Frau geprägt. In diesem Verständnis bestimmt die sozial erlernte Selbstwirksamkeit der Frau, inwieweit sie sich in ihren täglichen Aktivitäten durch ihren körperlichen und emotionalen Zustand beeinträchtigt fühlt. Auch wenn subjektive Gesundheitseinschätzungen zum Teil den Einflüssen eines Sozialisationsprozesses unterliegen mögen, so muss doch dem Ergebnis, dass ein negatives Geburtserleben sich signifikant auf die subjektiven Gesundheitseinschätzungen auswirkt, besondere Beachtung geschenkt werden. Der biographisch prägende Charakter einer Geburt gilt unter Hebammen und Frauen, die geboren haben, als Selbstverständlichkeit und wurde durch die Studie von Rijnders et al. (2008) untermauert. Dass ein negatives Geburtserleben sich darüber hinaus auf die subjektive Gesundheit auswirkt und Frauen in ihren täglichen Aktivitäten sechs Monate nach der Geburt beeinflusst, konnte durch die Ergebnisse der vorliegenden Analyse erstmals aufgezeigt werden. Unter den sozioökonomischen Merkmalen konnten nur das Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft und das mütterliche Alter als Faktoren ermittelt werden, die sich signifikant auf die subjektive Gesundheitseinschätzung auswirken. In Übereinstimmung mit Schytt (2006: 28) konnte in der vorliegenden Analyse 119 Diskussion die Bildungsvariable bereits in den univariaten Analysen als signifikante Einflussgröße ausgeschlossen werden. Die Ursache hierfür wird in der Zusammensetzung und Größe der Stichprobe vermutet. Fast 40% der Studienteilnehmerinnen hatten einen akademischen Abschluss und nur wenige Frauen waren ohne einen Bildungsabschluss. In Studien mit größeren und vor allem heterogeneren Stichproben außerhalb eines geburtshilflichen Kontextes zeigte sich im Hinblick auf die subjektiven Gesundheitseinschätzungen hingegen durchaus ein Bildungsgradient (Lahana et al. 2010; Robert Koch Institut 2010; Schöllgen et al. 2010; Aldabe et al. 2010; Laaksonen et al. 2005). Die Variablen Familienstand und Versichertenstatus haben in der vorliegenden Analyse erst unter Adjustierung ihren signifikanten Einfluss verloren. Im Gegensatz zur Studie von Schytt konnte die Berufstätigkeit als Einflussgröße in der vorliegenden Analyse weitestgehend vernachlässigt werden. Dies ist wohl unter anderem durch die unterschiedlichen Erhebungszeitpunkte der beiden Studien zu erklären. Am konstantesten zeigte sich innerhalb der vorliegenden Analyse das Pro-Kopf-Einkommen in der Schwangerschaft als beeinflussender Faktor. Dies sowohl im Hinblick auf die subjektive Gesundheit als auch auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. In der Literatur konnte nur eine Studie ermittelt werden, die den Einfluss sozioökonomischer Merkmale sowohl auf die subjektive Gesundheit als auch auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität zum Forschungsgegenstand hatte. Die Autoren der Studie identifizierten unter Adjustierung der Berechnungen nach Alter, Geschlecht und Ethnie ebenfalls das Einkommen als den stärksten Prädiktor sowohl für die subjektive Gesundheit als auch für die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Robert 2009). In der vorliegenden Analyse zeigte sich das Pro-Kopf-Einkommen in der Schwangerschaft besonders in der Gruppe der Mehrgebärenden als konstante Einflussgröße. Vor dem Hintergrund des signifikanten Unterschiedes in den Einkommensverhältnissen zwischen Erst- und Mehrgebärenden verwundert dies kaum. In den Chiquadratbasierten Unabhängigkeitstests zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen dem Pro-KopfEinkommen in der Schwangerschaft und der Rate der Interventionen Sectio, Episiotomie und PDA. Gleichzeitig lassen sich Tendenzen bezüglich des Zusammenhangs zwischen der mütterlichen Bildung sowie ihrem Versichertenstatus und der Rate der Interventionen erkennen. Ein höheres Einkommen, ein gehobener beruflicher Hintergrund sowie ein privater Versichertenstatus begünstigen dabei den Einsatz dieser Interventionen. Mehrere Erklärungen hierfür sind denkbar. Alle drei Aspekte sind Merkmale einer höheren sozialen Statusebene, in der sich die Frau befindet. Nach Bernstein unterscheiden sich soziale Statusgruppen in der Art ihrer Kommunikation. Untere soziale Statusgruppen nutzen häufiger einen restringierten Sprachcode (ein Teil der verbalen Symbole wird durch nonverbale ersetzt), während sich mittlerere und obere soziale Statusgruppen eher des elaborierten Sprachcodes (Absichten werden explizit verbal ausgedrückt) bedienen (Bernstein 1972 zitiert nach Siegrist 1994: 267). Dem Wunsch nach dem baldigen Ende der Geburt bzw. des Geburtsschmerzes kann durch einen elaborierten Sprachcode besser Ausdruck verliehen werden. Diese Erklärung kann jedoch nur für die Geburtsbeendigung durch Sectio caesarea sowie die PDA gelten. Allein der Zeitpunkt, zu dem das Anlegen einer Episiotomie als notwendig erachtet wird, schließt den elaborierten Sprachcode als Ursache für eine erhöhte Rate dieser Intervention in den oberen Statusgruppen nahezu aus. Hier stellt sich die Frage, ob nicht die berufliche Sozialisation einer Ärztin/eines Arztes, im Besonderen das Selbstverständnis als einer/eines stets zum Wohle der Patientin/ des Patienten Handelnden und nicht Abwartenden, ursächlich mit einer erhöhten Episiotomierate in Zusammenhang steht. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass eine gemeinsame soziale Statusebene der werdenden Eltern und der Ärztin/des Arztes zu einer stärkeren ärztlichen Präsenz im Entbindungsraum führt. Die berufliche Sozialisation, innerhalb derer eine Ärztin/ein Arzt erfahren hat, dass in der Regel ihre/seine Qualifikation über das Handeln und nicht über das gekonnte Abwarten definiert wird, kommt in diesen Momenten möglicherweise besonders zum Tragen. Der Einfluss sozioökonomischer Merkmale auf Interventionsraten war jedoch nicht primärer Forschungsgegenstand der vorliegenden Analyse. Erkenntnisse, die im Rahmen der vorliegenden Analyse zum Zusammenhang 120 Diskussion einer vertikalen sozialen Ungleichheit und dem Einsatz von geburtshilflichen Interventionen erlangt wurden, wurden in einer weiterführenden Publikation (siehe Abschnitt Veröffentlichungen im Rahmen des Promotionsvorhabens) aufgearbeitet. Insgesamt können die vorstehenden Ausführungen zur sozialen Ungleichheit im Moment des Gebärens nur als Anregung für weitere Forschung verstanden werden. Darüber hinaus müssen Ergebnisse in Zusammenhang mit dem Pro-Kopf-Einkommen stets vorsichtig interpretiert werden. Angaben zu Einkommensverhältnissen stellen innerhalb einer Studie ein besonders sensibles Thema dar. Eine generelle objektive Darstellung ist aufgrund dessen kaum möglich. Der vergleichsweise hohe Anteil fehlender Angaben in diesem Zusammenhang verdeutlicht die Sensibilität des Themas. In den Ergebnissen der vorliegenden Analyse fällt auf, dass sich in der Gruppe der Erstgebärenden eine ausbleibende emotionale Unterstützung durch den Familien- und Freundeskreis sowie durch den Partner stärker auf die Aktivitäten des täglichen Lebens und damit auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität auswirken als in der Gruppe der Mehrgebärenden. Zwar bewerten Mehrgebärende die emotionale Unterstützung gegenüber Erstgebärenden signifikant schlechter, dennoch hat sie nach Adjustierung in der Gruppe der Mehrgebärenden offensichtlich nicht den prägenden Charakter in Bezug auf die subjektiven Gesundheitseinschätzungen. Möglicherweise ist auch dies Ergebnis des Erfahrungswissens von Mehrgebärenden. Grundsätzlich zeigt sich in der Evaluierung des Einflusses von Unterstützungsleistungen auf die subjektive Gesundheitseinschätzung die Schwierigkeit, dass soziale Unterstützung in Studien vielfach unterschiedlich operationalisiert wird. In den meisten Fällen geschieht die Konzeptualisierung über die Variablen soziale Isolation, finanzielle Unterstützung oder das Vorhandensein von Netzwerken (Reblin & Uchino 2008). Über die Auswirkungen der emotionalen Unterstützung auf die subjektive Gesundheitseinschätzung ist so gut wie nichts bekannt. Lediglich in Bezug auf die (subjektive) Morbidität mehren sich speziell in der Bindungsforschung die Erkenntnisse zur mangelnden emotionalen Unterstützung als ursächlicher Faktor. Als letztes auffälliges Merkmal erweist sich in der Gruppe der Erstgebärenden das kindliche Geschlecht im Hinblick auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität als beeinflussende Größe. Entgegen den Ergebnissen von de Tychey et al. (2008) begünstigte die Geburt eines Mädchens eine verminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität in dieser Gruppe. Psychoanalytische Erkenntnisse, nach denen Frauen, die ein Mädchen geboren haben, dem Phänomen der narzisstischen Identifikation unterlegen sein könnten (de Tychey et al. 2008), greifen hier demnach nicht. In dem Ergebnis spiegelt sich möglicherweise die Tatsache wider, dass tendenziell mehr Mädchen als Jungen gesundheitliche Auffälligkeiten anlässlich der Vorsorgeuntersuchungen zeigten und darüber hinaus in der Gruppe der Erstgebärenden gegenüber der der Mehrgebärenden eine signifikant (p=.022) höhere Rate an gesundheitlich auffälligen Kindern zu verzeichnen ist. Wenngleich durch die vorliegende Analyse umfangreiche Erkenntnisse zu den beeinflussenden Faktoren auf die subjektive Gesundheitseinschätzungen gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes gewonnen werden konnten, so müssen auch Einschränkungen in ihrer Aussagekraft thematisiert werden. Diese werden im folgenden Kapitel näher erläutert. 6.1 Limitationen der Studie Limitationen der Studie sind vorrangig durch das gewählte Studiendesign zu konstatieren. Die Studie war als retrospektive Kohortenstudie angelegt, so dass keine Kenntnisse zur subjektiven Morbidität, zur subjektiven 121 Diskussion Gesundheit und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität gesunder Frauen vor der Geburt ihres Kindes bestanden. Kausalzusammenhängen zwischen einzelnen Krankheitslasten, den subjektiven Gesundheitseinschätzungen und dem Geburtsereignis konnten deshalb nicht erschöpfend dargestellt werden. Gleichzeitig wurden durch die Auswertungsmethodik Grenzen gesetzt. Mit der vorliegenden Analyse wurde der Versuch unternommen, unter Anwendung eines multiplen Regressionsanalytischen Modells beeinflussende Größen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu ermitteln. Hierzu erfolgte eine Dichotomisierung aufgrund von fehlenden Konventionen zur Bildung von Cut-off Werten über die 25% Perzentile der Stichprobe in den beiden Summenskalen des SF36. Ziel war dabei die beeinflussenden Größen nicht univariat, sondern unter Adjustierung verschiedenster Faktoren zu ermitteln. Dieses Vorgehen darf im Hinblick auf die Ergebnisse der Literaturrecherche als unkonventionell angesehen werden. Bisherige Analysen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität beschränken sich mit einer Ausnahme (Gjerdingen & Center 2003) auf Mittelwertvergleiche unter Verwendung einer, maximal zweier unabhängiger Variablen (Torkan et al. 2009; Safarinejad et al. 2009; de Tychey et al. 2008, Jansen et al. 2007a, Dennis 2004, Waterstone et al. 2003, MacArthur et al. 2003, Reid et al. 2002, Boyce et al. 2000, Morrell et al. 2000, Small et al. 2000, Gunn et al. 1998). Die Dichotomisierung über die 25% Perzentile führte allerdings teilweise zu einer sehr ungleichen Besetzung der Zellen, die sich unter der Stratifizierung nach Parität noch verstärkte. Es kann insgesamt nicht ausgeschlossen werden, dass der Aufbau des Erhebungsinstrumentes der Primärstudie ein Störfaktor hinsichtlich der Ergebnisse darstellt. Die Position des SF-36 am Ende des Fragebogens führt möglicherweise zu anderen Ergebnissen, als wenn dieser gleich zu Beginn positioniert worden wäre. Im Hinblick auf die Zusammensetzung des Samples muss grundsätzlich die Frage nach der Repräsentativität gestellt werden. 39,2% (n=403) der Studienteilnehmerinnen haben nach mindestens 12 Schuljahren ein Studium abgeschlossen. Demgegenüber bezifferte das Statistische Bundesamt anhand der Daten des Mikrozensus 2009 die Rate der Mütter mit hohem Bildungsabschluss in Deutschland mit lediglich 20% (Statistisches Bundesamt 2011b). Der Bewertungsprozess innerhalb der subjektiven Gesundheitseinschätzung kann durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden, die naturgemäß nicht alle Gegenstand der vorliegenden Analyse waren. So wurden Aspekte wie vermutete Krankheiten oder Medikamenteneinnahme nicht in der Befragung berücksichtigt. Beides hat nach Kaplan und Baron-Epel (2003) signifikanten Einfluss auf die subjektiven Gesundheitseinschätzungen. Auch wurde das Verhalten des Kindes, wie seine Schlafgewohnheiten oder das Ausmaß des kindlichen Schreiens nicht in der Primärstudie erfasst, so dass Daten hierzu in der Sekundäranalyse nicht berücksichtigt werden konnten. Speziell Letzteres steht nach Kurth et al. (2010) in einem signifikanten Zusammenhang mit dem emotionalen Wohlbefinden der Mutter (Kurth et al. 2010) und könnte sich demnach auch auf die subjektive Gesundheit wie auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Mütter auswirken. Generell scheint es zu kurz gegriffen, wenn subjektive Gesundheitseinschätzungen auf den Einfluss äußerer Faktoren reduziert werden. Längst ist eine Diskussion um eine Vererbungskomponente in diesem Zusammenhang entstanden. Romeis et al. stellten anhand ihrer Forschung mit 2.928 männlichen Zwillingen einen moderaten genetischen Effekt in der Beantwortung der Items des SF-36 fest. Dieser Effekt erklärte den Autoren zufolge zwischen 17% und 33% der Varianz der Daten in den acht Subskalen (Romeis et al. 2000; Romeis et al. 2005). Der stabile Kern der subjektiven Gesundheit, von dem Bailis et al. (2003) und Jylhä (2009) ausgehen, findet sich auch hier wieder. 122 Diskussion 6.2 Empfehlungen Aus den Limitationen der Studie ergeben sich gleichzeitig die Empfehlungen für weitere Forschung insbesondere im Bereich der Versorgungsforschung. So sollte die Anwendbarkeit des SF-36 im geburtshilflichen Kontext in weiteren prospektiv angelegten Studien vertiefend erforscht werden, wobei die Aktualität des Instrumentes berücksichtigt werden muss. Der SF-36 wurde in der Primärstudie in seiner ersten Version angewendet. Mittlerweile existiert jedoch eine 2. Version, die auf ihre Anwendbarkeit zu prüfen ist. Die Übersichtsarbeit zu systematischen Reviews von Mokkink et al. (2009) zeigt, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen in der qualitativen Überprüfung der, den Gesundheitszustand bewertenden Instrumente wenig Raum einnimmt (Mokkink et al. 2009). Vor diesem Hintergrund irritiert es ein wenig, dass bislang national wie international die Praktikabilität des SF-36 im geburtshilflichen Kontext kaum angezweifelt wird und darüber hinaus scheinbar nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen wird, in der Anwendung und Auswertung des SF-36 im geburtshilflichen Kontext andere Maßstäbe zu setzen. Vereinzelt scheint sich im geburtshilflichen Kontext die isolierte Anwendung einzelner Subskalen des SF-36 zu etablieren (vgl. hierzu Declercq et al. 2006; Jomeen & Martin 2008, Gjerdingen & Center 2003). Dabei stellt sich die Frage, ob dies nicht als Forderung verstanden werden kann, eine auf die geburtshilflichen Besonderheiten ausgerichtete Version eines Instrumentes zur Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu entwickeln und zu etablieren. Dies gerade vor dem Anspruch, Evaluationsergebnisse auf Basis eines solchen Instrumentes für gesundheitsökonomische Bewertungen nutzen zu wollen. Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse haben gezeigt, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes signifikant von der einer alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe abweicht. Konsequenterweise wird deshalb die Empfehlung ausgesprochen, Normwerte für den geburtshilflichen Kontext festzulegen, sofern der SF-36 in gesundheitsökonomischen Evaluationen in diesem Bereich angewendet werden soll. Der vorliegende Datensatz könnte aufgrund der Tatsache, dass nur Frauen in die Studienklientel aufgenommen wurden, die nachweislich kein erhöhtes Risiko zu Beginn der Geburt aufwiesen, eine erste Grundlage hierfür sein. Darüber hinaus wird die Durchführung weiterer Studien zum Thema subjektive Gesundheitseinschätzungen gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes angeregt, in denen die Herausforderungen, denen sich Frauen in den ersten Monaten nach der Geburt eines Kindes gegenübersehen, berücksichtigt werden. Hier ist an erster Stelle die Notwendigkeit anzuführen, das Verhalten des Kindes in die Evaluation der subjektiven Gesundheitseinschätzungen zu integrieren. Im Hinblick auf den an mehreren Stellen der vorliegenden Analyse angeführten stabilen Kern der subjektiven Gesundheitseinschätzungen wäre es zudem interessant, diese den Modellen und Theorien zu gesundheitsförderndem Verhalten gegenüberzustellen und zu eruieren, welche Bedeutung beispielsweise die Lokalisation der Gesundheits- Kontrollüberzeugung (vgl. hierzu Wallston et al. 1978) oder auch das Kohärenzgefühl (vgl. hierzu Antonovsky 1993) einer Frau für ihre subjektive Gesundheitseinschätzung haben. Insgesamt sollte die biographische Bedeutsamkeit der Geburt eines Kindes im Leben einer Frau mehr in den Mittelpunkt der Frauengesundheitsforschung rücken. Dies schließt die subjektiven Gesundheitseinschätzungen in diesem Zusammenhang ein. Nur so können Erkenntnisse über das kulturelle Verständnis von Geburt gewonnen und im Hinblick auf die Erforschung möglicher Ursachen für stetig sinkende Geburtenzahlen berücksichtigt werden. Dass subjektive Gesundheitseinschätzungen mit sinkenden Geburtenzahlen in Zusammenhang stehen kann bisher nur vermutet werde. Die Ergebnisse von Gottvall und Waldenström, die einen Zusammenhang zwischen einem negativen Geburtserleben als subjektive Einschätzung und der Entscheidung für weitere Kinder 123 Diskussion feststellten (Gottvall & Waldenström 2002), sollten zu weiterer Forschung in diesem Zusammenhang ermutigen. Darüber hinaus böte sich die Möglichkeit, die Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit einem erweiterten definitorischen Bezugssystem zuordnen zu können und so vom Krankheitsbegriff zu entkoppeln. Neben den Empfehlungen für weitere Forschung ergeben sich auch Empfehlungen für das Vorgehen in der Praxis. Die deskriptive Analyse der Daten hat ergeben, dass Mehrgebärende strukturell wie auch gesundheitlich gegenüber Erstgebärenden schlechtere Voraussetzungen haben und gleichzeitig in geringerem Umfang eine Hebammenbetreuung nach der Geburt erfahren. Es kann nicht immer davon ausgegangen werden, dass dies auch im Sinne der jeweiligen Frau ist. Hebammen müssen sich der speziellen Situation von Mehrgebärenden bewusst sein und ihr Handeln entsprechend abstimmen. Indem sie die Ebene der reinen Fachfrau für geburtshilfliche Fragen verlassen, sind sie in der Lage, allgemeine gesundheitliche wie emotionale Probleme eher wahrzunehmen und ihre Betreuung danach auszurichten. Es kann nicht deutlich genug betont werden, dass sich gesunde Frauen nach der Geburt eines Kindes durch ein negatives Geburtserleben in ihren täglichen Aktivitäten beeinträchtigt fühlen und dass diese Beeinträchtigung auch sechs Monate nach der Geburt noch zum Tragen kommt. Nicht zuletzt aus lerntheoretischer wie auch gesundheitsökonomischer Perspektive müssen Anstrengungen unternommen werden, das Risiko eines negativen Geburtserlebens zu senken. Forschungsergebnisse haben bereits gezeigt, dass unter anderem eine kontinuierliche Betreuung während der Geburt sowie wie die Vermeidung eines Kontrollverlustes der Frau das Geburtserleben positiv beeinflussen (Waldenström 1999; Waldenström et al. 2004). Walker (1988) sieht die Möglichkeiten der Medizin, Einfluss auf die Ergebnisse standardisierter Befragungen zur subjektiven Gesundheit zu nehmen, sehr begrenzt. Nach ihm sind nur 10% der Indizes, mit denen Gesundheit in Statistiken gemessen wird, von der Medizin zu beeinflussen (Walker 1988, zitiert nach Schöffski 2002: 324). Das Wissen um das Geburtserleben als beeinflussender Faktor der subjektiven Gesundheitseinschätzungen und die bereits bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Einflussgrößen eines Geburtserlebens bieten die Gelegenheit für eine solche Einflussnahme. Die Mehrdimensionalität der über eine singuläre Frage ermittelten subjektiven Gesundheit zeigt sich auch im geburtshilflichen Kontext. Ein negatives Geburtserleben wie auch Beschwerden durch geburtsspezifische Verletzungen spiegeln sich in der Einschätzung der subjektiven Gesundheit wider. Ein Instrument mit einer neutralen Verbalmarke als Mittelpunkt einer fünf Punkte Likert Skala zur Einschätzung der subjektiven Gesundheit, so wie das von der WHO empfohlene und in der Gesundheitsberichterstattung des Robert Koch Instituts verwendete Instrument (Robert Koch Institut 2010: 25) scheint für die Evaluation der subjektiven Gesundheit gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes jedoch nicht geeignet zu sein. Im Hinblick auf den in diesem Zusammenhang festgestellten Ceiling-effekt sollte auf den SF-1 zur Erhebung der subjektiven Gesundheit in einem standardisierten Verfahren zurückgegriffen werden. Deshalb werden Anwendung und Auswertungskonventionen des Indikators (B/L) 3.15 Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes nach Alter und Geschlecht, so wie sie von der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden im Jahr 2003 bereits empfohlen wurden (Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden 2003 112f), an dieser Stelle für die sektorenübergreifende Qualitätssicherung und die Gesundheitsberichterstattung des Bundes ausdrücklich unterstützt. Allerdings ist dieser Indikator neu zu benennen. Durch den Indikator wird die subjektive Gesundheit und nicht, 124 Diskussion wie bisher formuliert, die subjektive Morbidität abgebildet. Der Anspruch mit einem Indikator die Qualität der gesundheitlichen Versorgung darzustellen erfordert eine einheitliche Verwendung der Begrifflichkeiten. Wie eingangs dargestellt, wird die Frage nach der subjektiven Gesundheit mehrdimensional beantworten. In der Verwendung des Begriffs Morbidität werden hingegen ausschließlich Krankheitszustände fokussiert. Aus der bisherigen Bezeichnung des Indikators und seiner Operationalisierung ergeben sich somit zwangsläufig Diskrepanzen, die sich möglicherweise schwächend auf seine Aussagekraft auswirken. 125 Schlussbetrachtung 7 Schlussbetrachtung Mit der vorliegenden Analyse wurden erstmalig sowohl die subjektive Morbidität als auch die subjektive Gesundheit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes erfasst. Zusätzlich wurde der Versuch unternommen, aus einer Fülle von Faktoren diejenigen zu identifizieren, die einen Einfluss auf diese subjektiven Gesundheitseinschätzungen haben. Bisherige Analysen zu subjektiven Gesundheitseinschätzungen, insbesondere zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, konzentrierten sich im Wesentlichen auf Auswirkungen spezifischer Interventionen oder auch Komplikationen im geburtshilflichen Kontext, ohne dabei die Reliabilität und Validität des Instrumentes zur Erhebung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) an sich in diesem Zusammenhang in Frage zu stellen. Aus den Ergebnissen der vorliegenden Analyse können Hinweise zur Anwendbarkeit des SF-36 sowie Anregungen für ein dem geburtshilflichen Kontext angepasstes spezifisches Vorgehen in der Evaluation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und damit in der Evaluation medizinischer Betreuungskonzepte als Basis gesundheitsökonomischer Bewertungen gewonnen werden. Die in anderen Zusammenhängen bereits beschriebene Mehrdimensionalität der singulären Frage zur subjektiven Gesundheit (SF-1) konnte auch für den geburtshilflichen Kontext festgestellt werden. Mit der Darstellung unterschiedlicher Auswertungsstrategien des SF-1 liefert die Analyse wichtige Hinweise für die Anwendung und Auswertungsstrategie eines Qualitätsindikators zur subjektiven Gesundheit von Frauen nach der Geburt eines Kindes. Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichen, dass der Erfolg einer geburtshilflichen Betreuung nicht allein anhand des Apgar-Schemas und des arteriellen pH’s aus dem Nabelschnurblut, mit Hilfe derer die Vitalität des Kindes unmittelbar nach der Geburt messbar dargestellt wird, evaluiert werden kann und darf. Die Tatsache, dass geburtsspezifische Aspekte, die sowohl die subjektive Gesundheit als auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität von gesunden Frauen nach der Geburt eines Kindes trotz einer, gegenüber der alters- und geschlechtsspezifischen Normstichprobe überwiegend signifikant besser bewerteten gesundheitsbezogenen Lebensqualität, beeinflussen, spricht für sich. Nicht nur im Hinblick auf eine zu optimierende Qualitätsentwicklung, sondern auch auf die möglichen Ursachen rückläufiger Geburten, gilt es subjektive Gesundheitseinschätzungen von Frauen nach der Geburt eines Kindes mittels standardisierter Verfahren zu berücksichtigen. 126 Literatur 8 Literatur Aldabe B, Anderson R, Lyly-Yrjanainen M, Parent-Thirion A, Vermeylen G, Kelleher CC & Niedhammer I. Contribution of material, occupational, and psychosocial factors in the explanation of social inequalities in health in 28 countries in Europe. J Epidemiol Community Health 2010; doi: 10.1136/jech.2009.102517. Alehagen S, Wijma B & Wijma K. Fear of childbirth before, during, and after childbirth. Acta Obstet Gynecol Scand 2006; 85 (1): 56-62. Amtsblatt der Europäischen Union. Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. September 2005 über die Anerkennung von Berufsqualifikationen. 2005. Amtsblatt der Europäischen Union. Richtlinie 92/85/EWG des Rates vom 19. 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Discovering statistics using SPSS. 3. Auflage. London: SAGE Publications 2009. Schendera CFG. Regressionsanalyse mit SPSS. München: Oldenbourg 2008. Steland A. Basiswissen Statistik: Kompaktkurs für Anwender aus Wirtschaft, Informatik und Technik. 2. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2010. Tenorth H & Tippelt R. Beltz Lexikon Pädagogik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2007. 141 Veröffentlichungen im Rahmen des Promotionsvorhabens Schäfers R, Knape N & Haubrock M. Health Related Quality of Life - Which kind of instrument matches the need of women post partum. Posterpräsentation anlässlich des Kongresses Wissenschaft sichert Zukunft der Pflegeforschungsverbünde Nord am 9. und 10. Dezember in Berlin 2010. Schäfers, R. Und am Ende sind sie alle gleich? Soziale Ungleichheit im Moment des Gebärens. Hebammenforum 12 (6): 479-482 142 Eidesstattliche Erklärung Erklärung über die Eigenständigkeit der wissenschaftlich erbrachten Leistung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter Angaben der Quelle gekennzeichnet. Bei der Auswahl der Auswertung folgenden Materials haben mir die nachstehend aufgeführten Personen in der jeweils beschriebenen Weise geholfen. Die Arbeit entstand im Rahmen meiner vierjährigen Mitarbeit in den beiden Forschungsprojekten Interventionsstudie Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal und Kosten/Nutzen- und Kosten/Wirksamkeits-Analysen verschiedener Versorgungsangebote in der Geburtshilfe (gefördert durch das BMBF, FKZ 01 GT 0616), durchgeführt an der Hochschule Osnabrück unter der Leitung von Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein und Prof. Dr. Manfred Haubrock. Die Daten, die im Rahmen der beiden Studien erhoben wurden, wurden mir von den Projektleitungen für die vorliegende Analyse zur Verfügung gestellt. Beiden Projektleitungen spreche ich an dieser Stelle noch einmal meinen ausdrücklichen Dank aus. Weitere Personen waren an der inhaltlichen materiellen Erstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich hierfür nicht die entgeltliche Hilfe von Vermittlungs- bzw. Beratungsdiensten (Promotionsberater oder andere Personen) in Anspruch genommen. Niemand hat von mir unmittelbar oder mittelbar geldwerte Leistungen für die Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Ort, Datum Unterschrift 143 Anlagenband der Dissertationsschrift Subjektive Gesundheitseinschätzung gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes Self-rated health (SRH) and health-related quality of life (HRQoL) in women after childbirth 144 Inhaltsverzeichnis Rechercheweg ............................................................................................................................ 1 Einbezogene Studien ................................................................................................................. 2 Ausgeschlossene Studien........................................................................................................... 7 Befundkatalog Mutterpass ....................................................................................................... 12 Reliabilitätsprüfung des SF-36................................................................................................. 14 Mittelwert und Standardabweichung der SF-36 Skalen nach Alter und Parität im Vergleich zur Normstichprobe....................................................................... 15 Abweichungen von der Normstichprobe stratifiziert nach Alter und Parität ................................................................................................................................. 17 Altersspezifischer Mittelwertvergleich der Subskalen des SF-36......................................... 19 Dummyvariablen....................................................................................................................... 21 Einzeldarstellung der körperlichen Morbidität als Folge einer Geburt .............................. 24 Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien................................................................ 26 Literatur..................................................................................................................................... 32 Rechercheweg Rechercheweg Gesucht wurde im Zeitraum 1995 bis 2010 in den Datenbanken: PsycINFO, BioMEDZentral, Pubmed, MEDLINE, CC MED, Diss Online, MIDIRS, Cochrane Library Im Hinblick auf die sozioökonomischen und –demographischen Variablen wurde auf folgende Datenbanken zugegriffen: OECD Datenbank, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Destatis, EUROSTAT Die Recherche erfolgte unter Verwendung von folgenden Englischen und Deutschen Schlagwörtern: Health-related Quality of life, self-rated health, SF-36, SRH, HRQoL, in Zusammenhang mit: socioeconomic status, SES, gender, age, marital status, mother, delivery, childbirth, postpartum, morbidity, well-being, transition, cesarean section, episiotomy, EDA, social support, emotional wellbeing, PPD gesundheitsbezogene Lebensqualität, subjektive Gesundheit, SF-36, Gesundheitseinschätzung in Zusammenhang mit: sozioökonomischer Status, Bildung, Alter, Familienstand, Geburt, Wochenbett, Übernahme Mutterrolle, Mutter, subjektive Morbidität, Sectio, Episiotomie, PDA, soziale Unterstützung, PPD 1 Einbezogene Studien Einbezogene Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität Literaturquelle Zeitpunkt der Erhebung/Stichprobe Forschungsgegenstand Forschungsdesign/ tungsverfahren Torkan B, Parsay S, Lamyian M, Kazemnejad A & Montazeri A. Postnatal quality of life in women after normal vaginal delivery and caesarean section. BMC Pregnancy Childbirth 2009; 94. 6 – 8 Wochen pp Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen nach vaginaler Geburt im Vergleich zu Frauen nach Sectio Longitudinale, prospektive Fallkontrollstudie Safarinejad MR, Kolahi AA & Hosseini L. The effect of the mode of delivery on the quality of life, sexual function, and sexual satisfaction in primiparous women and their husbands. J Sex Med 2009; 6 (6): 1645-1667. de Tychey C, Briancon S, Lighezzolo J, Spitz E, Kabuth B, de Luigi V, Messembourg C, Girvan F, Rosati A, Thockler A & Vincent S. Quality of life, postnatal depression and baby gender. J Clin Nurs 2008; 3: 312-322. Jomeen J & Martin CR. The impact of choice of maternity care on psychological health outcomes for women during pregnancy and the postnatal period. Journal of Evaluation in Clinical Practice 2008; 391-398. Sowie 12– 14 Wochen pp 100 Erst- und Zweitgebärdende 3, 6 und 12 Monate pp 912 Erstgebärende und ihr Partner 4 – 8 Wochen pp 181 Erst- und Mehrgebärende 148 Erst- und Mehrgebärende Mittelwertvergleich (T-test) Einfluss des Geburtsmodus auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und das Sexualleben Longitudinale, prospektive Kohortenstudie Mittelwertvergleich Zusammenhang zwischen dem kindlichen Geschlecht und der postpartalen Depression Gesundheitsbezogene Lebensqualität in Abhängigkeit von der Inzidenz einer PPD und in Abhängigkeit des kindlichen Geschlechts 14. SSW Auswer- Einfluss der Wahlmöglichkeiten innerhalb verschiedener Betreuungsmodelle auf das psychische Wohlbefinden Halbstrukturierte Interviews Mittelwertvergleich (ANOVA) Longitudinale, prospektive Kohortenstudie Mittelwertvergleich (ANOVA) 32. SSW 118 Erst- und Mehrgebärende 14 Tage pp 101 Erst- und Mehrgebärende 6 Monate pp 102 Erst- und Mehrgebärende Jansen AJG, Essink-Bot M, Duvekot JJ & van Rhenen DJ. Psychomet- 12-24h nach vag. Geburt Mögliche Anwendung des Multidimensional Fatigue Inventory (MFI), des SF2 Multizentrisch angelegte, prospektive, longitudinale Einbezogene Studien Literaturquelle Zeitpunkt der Erhebung/Stichprobe Forschungsgegenstand Forschungsdesign/ tungsverfahren ric evaluation of healthrelated quality of life measures in women after different types of delivery. J Psychosom Res 2007; 3: 275-281. 24-48h nach Sectio 36 und des EQ-5D in einem geburtshilflichen Setting Kohortenstudie (postalische) Erhebung mittels Fragebogen 1 Woche pp 3 Wochen pp 6 Wochen pp 71 Frauen nach vaginaler Geburt 70 Frauen nach Sectio Auswer- Veränderungen der Beantwortung der drei Skalen am 1. bis 2. Tag nach der Geburt im Vergleich zu 6 Wochen pp Beziehung zwischen Müdigkeit und Blutverlust nach der Geburt Machbarkeitsstudie als Vorbereitung einer randomisierten Studie zum Wohlbefinden von Frauen nach starkem, perinatalem Blutverlust und restriktiven postnatalen Transfusionsstrategien Mittelwertvergleich (ANOVA) Dennis C. Influence of depressive symptomatology on maternal health service utilization and general health. Arch Womens Ment Health 2004; 3: 183191. 1 Woche pp: 594 Erst- und Mehrgebärende Zusammenhang zwischen postnatalen depressiven Symptomen, Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität Prospektive, longitudinale Kohortenstudie Postalische Erhebung mittels Fragebogen 4 Wochen pp: 535 Erst- und Mehrgebärende Beurteilung der gesundheitsdienstlichen Unterstützungsleistung Mittelwertvergleich (ANOVA) 8 Wochen pp: 498 Erst- und Mehrgebärende MacArthur C, Winter H, Bick D, Lilford R, Lancashire R, Knowles H, Braunholz D, Henderson C, Belfield C & Gee H. Redesigning postnatal care: a randomised controlled trial of protocol-based midwifery-led care focused on individual women's physical and psychological health needs. Health Technology Assessment Vol.7 (37). 2003. Vier Monate pp: 801 Erst- und Mehrgebärende in der Interventionsgruppe 702 Erst- und Mehrgebärende in der Kontrollgruppe Einfluss eines veränderten Betreuungsmodells auf die physische und psychische Gesundheit (gesundheitsbezogene Lebensqualität) von Frauen im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes Sichtweise der Frauen zum veränderten Betreuungsmodell 12 Monate pp: 781 Erst- und Mehrgebärende in der Interventionsgruppe Sichtweise der beteiligten Gesundheitsfachberufe zum veränderten Betreuungsmodell 3 Health Technology Assessment (HTA) mit integrierter prospektiv, Clusterrandomisierter, longitudinaler Interventionsstudie Postalische Erhebung mittels Fragebogen Intervention: eine verlängerte, intensivierte und ausschließlich von Hebammen durchgeführte Überwachung des Wochenbettes bis zum 28. Tag pp sowie eine Abschlussuntersuchung 10 bis 12 Wochen pp durch Hebammen Einbezogene Studien Literaturquelle Waterstone M, Wolfe C, Hooper R & Bewley S. Postnatal morbidity after childbirth and severe obstetric morbidity. BJOG 2003; 2: 128133. Zeitpunkt der Erhebung/Stichprobe Forschungsgegenstand 731 Erst- und Mehrgebärende in der Kontrollgruppe Kosten-Nutzen/ KostenWirksamkeit der unterschiedlichen Betreuungsformen 6-7 Monate pp Unterschied zwischen Frauen mit und ohne schwere Komplikationen während der Geburt in Bezug auf ihre psychische und physische Gesundheit (gesundheitsbezogene Lebensqualität) ein halbes Jahr nach der Geburt 1670 Erst- und Mehrgebärende (331 Fälle und 1339 in der Kontrollgruppe) Forschungsdesign/ tungsverfahren Auswer- Mittelwertvergleich (ANOVA) Prospektive FallKontrollstudie Postalische Erhebung mittels Fragebogen Mittelwertvergleich (T-Test) Gjerdingen DK & Center BA. First-time parents' prenatal to postpartum changes in health, and the relation of postpartum health to work and partner characteristics. J Am Board Fam Pract 2003; 4: 304-311. Letzte Drittel der Schwangerschaft 6 Monate pp Auswirkung der Arbeitsbelastung (Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung) und der empfundenen Arbeitsteilung auf die psychische und physische Gesundheit. 129 Männer und 132 Frauen (128 Paare), die ihr erstes Kind bekommen Prospektive Kontrollstudie Postalische Erhebung mittels Fragebogen Mittelwertvergleich (T-Test) Multiple Regression bei ausgewählten Variablen Reid M, Glazener C, Murray GD & Taylor GS. A two-centred pragmatic randomised controlled trial of two interventions of postnatal support. BJOG 2002; 10: 1164-1170 3 Monate pp 736 Erstgebärende 6 Monate pp Auswirkungen einer erweiterten sozialen Unterstützung nach der Geburt auf die psychische und physische Gesundheit (gesundheitsbezogene Lebensqualität) der Mütter ein halbes Jahr nach der Geburt 717 Erstgebärende Longitudinale, randomisiert kontrollierte Studie mit zwei Interventionen: 1. Informative Unterstützung durch ein Selbsthilfe-Manual 2. Informative und emotionale Unterstützung durch wöchentliche Gruppentreffen Postalische Erhebung mittels Fragebogen Mittelwertvergleich (ANCOVA) Morrell CJ, Spiby H & Stewart P. Costs and effectiveness of community postnatal support workers in a randomised controlled trial. BMJ 2000; 593-598 6 Wochen pp: 551 Erst- und Mehrgebärende Auswirkungen einer erweiterten Unterstützungsleistung durch qualifizierte WochenbettbetreuerInnen in den ersten 28 Tagen auf die allgemeine Gesundheit der Frauen im 4 Randomisiert, kontrollierte Studie Intervention: Bis zu zehn Besuche von max. 3 Stunden Dauer durch qualifizierte Wo- Einbezogene Studien Literaturquelle Zeitpunkt der Erhebung/Stichprobe Forschungsgegenstand Forschungsdesign/ tungsverfahren 6 Monate pp: ersten halben Jahr nach der Geburt chenbettbetreuerInnen in den ersten 28 Tagen 493 Erst- und Mehrgebärende Möglichkeiten einer Kostenreduktion durch eine erweiterte Unterstützungsleistung durch qualifizierte WochenbettbetreuerInnen in den ersten 28 Tagen nach der Geburt Auswer- Postalische Erhebung mittels Fragebogen KostenWirksamkeitsanalyse Mittelwertvergleich (TTest) Boyce P, Johnstone S, Hickey A, Morris-Yates A, Harris M & Strachan T. Functioning and well-being at 24 weeks postpartum of women with postnatal depression. Arch Womens Ment Health 2000; 9197. Small R, Lumley J, Donohue L, Potter A & Waldenstrom U. Randomised controlled trial of midwife led debriefing to reduce maternal depression after operative childbirth. BMJ 2000; 7268: 1043-1047. 24 Wochen pp 183 Erstgebärende 241 Mehrgebärende Effekt der postpartalen Depression, des mütterlichen Alters und der Parität auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen 6 Monate nach der Geburt Prospektive Kohortenstudie Postalische Erhebung mittels Fragebogen Mittelwertvergleich (ANOVA) 6 Monate pp 580 Erstgebärende 336 Mehrgebärende Einfluss von hebammengeleiteten Nachbesprechungen nach operativen Geburten auf die psychische Gesundheit der betroffenen Frauen. Randomisiert kontrollierte Studie Intervention: Hebammengeleitete Nachbesprechungen nach operativen Geburten Postalische Erhebung mittels Fragebogen Mittelwertvergleich (TTest) Small R, Lumley J & Toomey L. Midwife-led debriefing after operative birth: four to six year follow-up of a randomised trial [ISRCTN24648614]. BMC Med 2006; 3. Follow-up Gunn J, Lumley J, Chondros P & Young D. Does an early postnatal check-up improve maternal health: results from a randomised trial in Australian general practice. Br J Obstet 3 Monate pp 4-6 Jahre nach der Geburt 330 Erstgebärende 189 Mehrgebärende 6 Monate pp 248 Erstgebärende 227 Mehrgebärende Einfluss einer Nachuntersuchung eine Woche nach der Entbindung auf die Rate der Depressionen, die Stillrate, das Ausmaß der mütterlichen Zufriedenheit, des Wohlbefindens und körperlicher 5 Longitudinale, randomisiert kontrollierte Studie Intervention: Hausärztliche Nachuntersuchung eine Woche nach der Geburt Einbezogene Studien Literaturquelle Gynaecol 1998; 9: 991997. Zeitpunkt der Erhebung/Stichprobe Forschungsgegenstand Forschungsdesign/ tungsverfahren Auswer- Probleme Postalische Erhebung mittels Fragebogen Mittelwertvergleich (ANOVA) 6 Ausgeschlossene Studien Literaturquelle Forschungsgegenstand/Operationalisierung Stichprobe Design Ausschlusskriterium Sievers-Böckel. Postpartales KörperErleben: Subjektive Gesundheit und ''Life quality'' - eine psychologische Längsschnittsstudie. Dissertationschrift zur Erlangung eines Doktorgrades. Universität Paderborn Fakultät für Kulturwissenschaften, 2003 Überprüfung von Annahmen, die den Übergang zur Elternschaft beeinflussen 29 Erstgebärende Multimethodal (Daten der LBS, standardisierter Fragebogen und teilstrukturierte Interviews) Keine standardisierte Abfrage der subjektiven Gesundheit im Sinne einer singulären, übergreifenden Frage: Zwei Fragen zum körperlichen und physischen Wohlbefinden werden mit einer Ratingskala von -3 bis +3 abgefragt Subjektive Gesundheit im Sinne des körperlichen und seelischen Wohlbefindens 21 Mehrgebärende Teilstichprobe aus der LBS Studie „Übergang zur Elternschaft“ Longitudinale Retrospektiv Kohortenstichprobe, wobei eine Ausgangsstichprobe (nicht schwangere, kinderlose Frauen) simuliert wurde - Fem Beschwerdeliste Kein validiertes Instrument bzw. Teilbereiche daraus, um gesundheitsbezogene Lebensqualität abzufragen Kleine Stichprobe Erhebungszeitpunkte: Zufriedenheit mit dem eigenen Äußeren 4 Monate, 8 Monate und 36 Monate pp 7 Sexualität - Selbstwertgefühl - Zufriedenheit mit dem eigenen Körper - Scham - Stolz Lebensqualität - Verzicht Ausgeschlossene Studien Emotionen Ausgeschlossene Studien Literaturquelle Forschungsgegenstand/Operationalisierung Stichprobe Design Ausschlusskriterium Prospektive, longitudinale Kohortenstudie Ergebnisdarstellung konzentriert sich auf die Gewichtsentwicklung und das psychische Wohlbefinden - Bereicherung Gjerdingen D, Fontaine P, Crow S, McGovern P, Center B & Miner M. Predictors of mothers' postpartum body dissatisfaction. Women Health 2009; 49 (6): 491-504. Zusammenhang zwischen Zufriedenheit mit dem eigenen Äußeren und Körpergewicht, sonstigen Gesundheits und soziodemographischen Faktoren 506 ErstMehrgebärende und Erhebungszeitpunkte: Ergebnis aus SF-1 wird nur im Nebensatz erwähnt 0.-1. Monat pp 9 Monate pp - Body Shape Questionnaire, Alternate Form 8B - SF-1 - Patient Health Questionnaire, 9item depression module (PHQ-9 8 - Subskala PSYC des SF-36 McGovern P, Dowd B, Gjerdingen D, Gross CR, Kenney S, Ukestad L, McCaffrey D & Lundberg U. Postpartum health of employed mothers 5 weeks after childbirth. Ann Fam Med 2006; 2: 159-167. Zusammenhang zwischen Geburtsmodus, Stillen und der Gesundheit von berufstätigen Frauen 5 Wochen nach der Geburt (Mutterschutz oder wieder berufstätig) 333 Erstgebärende 383 Mehrgebärende Zusammenhang zwischen Stillen, sozialer Unterstützung, beruflichem Stress, Zeitpunkt der Ausschließlich Anwendung des SF-12 Erhebungszeitpunkt: - SF-12 (Kurzversion des SF-36) McGovern P, Dowd B, Gjerdingen D, Dagher R, Ukestad L, McCaffrey D & Lundberg U. Mothers' health and work-related factors at 11 weeks postpartum. Ann Fam Med 2007; 6: Multizentrisch angelegte, longitudinale, prospektive Kohortenstudie. Anwendung des SF-12 in (Telefon)-interviews von 45-minütiger Dauer 5 Wochen pp 301 Erstgebärende 360 Mehrgebärende Multizentrisch angelegte, longitudinale, prospektive Kohortenstudie. Anwendung des SF-12 in (Telefon)-interviews Ausschließlich Anwendung des SF-12 Ausgeschlossene Studien Literaturquelle Forschungsgegenstand/Operationalisierung 519-527. Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit und der Gesundheit berufstätiger Frauen 11 Wochen nach der Geburt Stichprobe Design Ausschlusskriterium von 45-minütiger Dauer Erhebungszeitpunkt: 11 Wochen pp (Mutterschutz oder wieder berufstätig) - SF-12 (Kurzversion des SF-36) 9 Da Costa D, Dritsa M, Rippen N, Lowensteyn I & Khalife S. Healthrelated quality of life in postpartum depressed women. Arch Womens Ment Health 2006; 2: 95-102. Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen mit PPD - SF-36 Zusammenhang zwischen physischer und psychischer Gesundheit und Schwere der Depression - SF-36 - EPDS Faktoren, die mit physischer und psychischer Gesundheit von Frauen mit PPD in Zusammenhang stehen - Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) - MOS Social Support Survey - Aerobics Center 32 Erstgebärende 46 Mehrgebärende mit diagnostizierter postpartaler Depression Erhebung des SF-36 mittels teilstrukturierten Interviews Erhebungszeitpunkt: 4 - 36 Wochen pp PPD als Einschlusskriterium Ausgeschlossene Studien Literaturquelle Forschungsgegenstand/Operationalisierung Stichprobe Design Ausschlusskriterium 200 Erst- und Mehrgebärende Longitudinale, prospektive Kohortenstudie Gesundheitsbezogene Lebensqualität im Wochenbett wird nicht dezidiert dargestellt. Longitudinal Study Physical - Activity Questionnaire (ACLSPAQ) Setse R, Grogan R, Pham L, Cooper LA, Strobino D, Powe NR & Nicholson W. Longitudinal study of depressive symptoms and health-related quality of life during pregnancy and after delivery: the Health Status in Pregnancy (HIP) study. Matern Child Health J 2009; 5: 577-587. Prävalenz depressiver Symptome in der Schwangerschaft und im Wochenbett Medizinische Ausschlusskriterien: HIVinfektion und/oder Krebserkrankung - EPDS Einfluss depressiver Symptome während der Schwangerschaft und des Frühwochenbettes auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität 10 -SF-36 ist die 14. SSW 18.-22.SSW 28-32 SSW 3 Tage pp - SF-36 Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Frauen in Abhängigkeit des Alkoholkonsums des Ehemannes sechs Monate nach der Geburt ihres Kindes Studie Erhebungszeitpunkte: - EPDS Chang P, Wu L, Chen YC, Chuang C, Hsieh W, Lin S & Chen P. Women's perceptions of their husband's drinking behavior as a risk factor of their health-related quality of life in the postpartum period. Qual Life Res 2010; 1: 47-53 Schwerpunkt der Schwangerschaft 8.094 Erstgebärende Kohortenstudie 7.975 Mehrgebärende Feldzugang clusterrandomisiert über Nationales Geburtensurvey Erhebung mittels teilstrukturiertem Interview in 90 von 369 Städten Taiwans Ausschlusskriterien: Nicht-verheirateten Status Fokus der Studie liegt auf dem Alkoholkonsum Geburtshilfliche Faktoren werden in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität nicht berücksichtigt, sondern werden lediglich mit dem Alkoholkonsum in Beziehung gesetzt. Ausgeschlossene Studien Literaturquelle Forschungsgegenstand/Operationalisierung Stichprobe Design Ausschlusskriterium Schwere mütterliche oder kindliche Erkrankungen Erhebungszeitpunkt: 6 Monate pp 11 Westad S, Backe B, Salvesen KA, Nakling J, Okland I, Borthen I, Rognerud Jensen OH, Kolas T, Lokvik B & Smedvig E. A 12-week randomised study comparing intravenous iron sucrose versus oral ferrous sulphate for treatment of postpartum anemia. Acta Obstet Gynecol Scand 2008; 87 (9): 916-923. Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Belastung durch Müdigkeit von Frauen nach postpartaler intravenöser oder oraler Eisensubstitution - Hämoglobin- und Ferritinwerte - SF-36 Multidimensional Fatigue Inventory (MFI), 128 ErstMehrgebärende und Randomisiert lierte Studie kontrol- Erhebungszeitpunkte: 48 Stunden pp 4 Wochen, 8 Wochen und 12 Wochen pp Einschlusskriterium Anämie Fokussierung zweier Behandlungsmethoden Befundkatalog Mutterpass Befundkatalog Mutterpass A. Anamnese und allgemeine Befunde/ Erste Vorsorge-Untersuchung 1. Familiäre Belastung (z.B. Diabetes, Hypertonie, Fehlbildungen, genetische Krankheiten, psychische Krankheiten) 2. Frühere eigene schwere Erkrankungen (z.B. Herz, Lunge, Leber, Nieren, ZNS, Psyche) 3. Blutungs-/Thromboseneigung 4. Allergie, z.B. gegen Medikamente 5. Frühere Bluttransfusionen 6. Besondere psychische Belastung (z.B. familiäre oder berufliche) 7. Besondere soziale Belastung (Integrationsprobleme, wirtsch. Probleme) 8. Rhesus-Inkompatibilität (bei vorangegangenen Schwangerschaften) 9. Diabetes mellitus 10. Adipositas 11. Kleinwuchs 12. Skelettanomalien 13. Schwangere unter 18 Jahren 14. Schwangere über 35 Jahren 15. Vielgebärende (mehr als 4 Kinder) 16. Zustand nach Sterilitätsbehandlung 17. Zustand nach Frühgeburt (vor Ende der 37. SSW) 18. Zustand nach Mangelgeburt 19. Zustand nach 2 oder mehr Fehlgeburten/ Abbrüchen 20. Totes/geschädigtes Kind in der Anamnese 21. Komplikationen bei vorausgegangenen Entbindungen 22. Komplikationen post partum 23. Zustand nach Sectio 24. Zustand nach anderen Uterusoperationen 25. Rasche Schwangerschaftsfolge (weniger als 1 Jahr) 26. Andere Besonderheiten 12 Befundkatalog Mutterpass B. Besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf 27. Behandlungsbedürftige Allgemeinerkrankungen 28. Dauermedikation 29. Abusus 30. Besondere psychische Belastung 31. Besondere soziale Belastung 32. Blutungen vor der 28. SSW 33. Blutungen nach der 28. SSW 34. Plazenta praevia 35. Mehrlingsschwangerschaft 36. Hydramnion 37. Oligohydramnion 38. Terminunklarheit 39. Plazenta-Insuffizienz 40. Isthmozervikale Insuffizienz 41. Vorzeitige Wehentätigkeit 42. Anämie 43. Harnwegsinfektion 44. Indirekter Coombstest positiv 45. Risiko aus anderen serologischen befunden 46. Hypertonie (Blutdruck über 140/90) 47. Eiweißausscheidung 1% (entsprechend 1000 mg/l) oder mehr 48. Mittelgradige – schwere Ödeme 49. Hypotonie 50. Gestationsdiabetes 51. Einstellungsanomalie 52. Andere Besonderheiten 13 Reliabilitätsprüfung des SF-36 Reliabilitätsprüfung des SF-36 Unter Berücksichtigung der internationalen Diskussion, welche Cut-off Werte des Cronbach’s Alpha als akzeptabel erscheinen (vgl. hierzu (Lance et al. 2006: 205ff), können drei Dimensionen (SCHM, VITA und PSYC) ausgemacht werden, die zu allen Zeitpunkten und in allen Gruppen mit einem Cronbach’s Alpha über .80 eine hohe Reliabilität aufweisen. Reliabilitätsanalyse der acht SF-36 Skalen zu t1 und t2, stratifiziert nach Parität Skala Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) 10 Items Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) 4 Items Emotionale Rollenfunktion (EMRO) 3 Items Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) 2 Items Körperlicher Schmerz (SCHM) 2 Items Vitalität (VITA) 4 Items Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 5 Items Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) 5 Items 1 2 3 n=1016 n=1021 n=1019 9 10 11 n=711 n=715 n=716 Cronbach’s Alpha Gesamt (n=1029) Cronbach’s Alpha Erstpara (n=719) Cronbach’s Alpha Multipara (n=310) 8 Wochen .748 6 Monate .705 8 Wochen .755 6 Monate .666 8 Wochen .734 6 Monate .767 .757 .723 .759 .727 .752 .713 .773 .762 .810 .770 .676 .743 .822 .825 .820 .846 .826 .764 .8121 .8242 .8127 .82310 .80914 .82614 .8492 .8562 .8538 .85711 .84212 .85213 .8373 .8405 .8479 .84811 .81315 .82112 .7304 .7452 .7206 .7408 .73813 .74112 4 5 n=1020 12 n=307 n=1023 13 n=305 6 n=713 7n=710 14 n=306 8 15 n=714 n=308 Die Dimension KÖFU erweist sich in der Gesamtgruppe sechs Monate nach der Geburt mit einem Cronbach’s Alpha von .705 als schwächste Skala, begründet durch den Wert der Erstgebärenden zu diesem Zeitpunkt. Ein Cronbach’s Alpha von .70 stellt in den meisten Studien, die Reliabilitätsprüfungen zum Forschungsgegenstand haben, der Cut-off Wert zur Reliabilität dar. Auch in der Dimension EMRO ist ein Wert unterhalb dieses allgemein akzeptierten Cut-off Wertes zu verzeichnen. Der niedrige Wert in der Gruppe der Mehrgebärenden acht Wochen nach der Geburt wird jedoch durch den Wert der Erstgebärenden zu diesem Zeitpunkt ausgeglichen, so dass in der Gesamtstichprobe ein akzeptables Cronbach’s Alpha von .762 erreicht wird. Zur Überprüfung der externen Validität steht in der Geburtshilfe nur die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) als gut validiertes, fachspezifisches Assessmentinstrument zur Verfügung. Aus diesem Grund werden die Korrelationen zu der SF-36 Dimension PSYC sowie der Summenskala des SF-36 zur psychischen Gesundheit zu t1 und t2 ermittelt. Dies geschieht aufgrund der fehlenden Normalverteilung in allen drei Items mittels der Bestimmung des Korrelationskoeffizienten nach Spearman. Im Ergebnis zeigt sich, dass sowohl die psychische Summenskala des SF-36 als auch seine Dimension psychisches Wohlbefinden eine signifikante konvergente Validität zur EPDS acht Wochen (-.692, p< .001; -.695, p< .001) und sechs Monate (-.694, p< .001; -.718, p< .001) nach der Geburt aufweisen. 14 Mittelwert und Standardabweichung der SF-36 Skalen nach Alter und Parität Mittelwert und Standardabweichung der SF-36 Skalen nach Alter und Parität Mittelwerte/Standardabweichung der acht SF 36-Skalen nach Alter und Parität im Vergleich zur Normstichprobe – acht Wochen nach der Geburt KÖFU KÖRO SCHM AGES VITA SOFU EMRO PSYC (20,06) n=65 92,50 (7,58) n=6 92,99 (25,12) n=65 70,83 (36,79) n=6 n=0 n=0 87,04 (31,43) n=65 88,00 (13,33) n=6 n=0 82,04 (17,43) n=65 75,50 (17,14) n=6 n=0 72,00 (22,42) n=65 56,94 (18,77) n=6 n=0 92,20 (17,78) n=65 81,25 (17,23) n=6 n=0 94,32 (20,15) n=65 88,89 (17,21) n=6 n=0 73,31 (18,84) n=65 78,17 (14,12) n=6 n=0 87,57 (28,57) n=259 81,23 (26,69 n=373 89,08 (21,77) n=103 83,97 (26,57) n=262 87,14 (19,57) n=373 91,38 (16,15) n=103 74,49 (17,65) n=262 83,51 (15,65) n=373 83,45 (14,82) n=103 62,21 (17,95) n=263 58,85 (16,42) n=373 60,48 (16,87) n=103 89,14 (18,34) n=263 87,87 (19,01) n=373 87,62 (18,73) n=103 91,29 (22,48) n=258 88,35 (26,39) n=372 89,97 (23,72) n=103 71,75 (18,84) n=263 80,97 (13,98) n=373 80,57 (13,41) n=103 88,99 (22,45) n=324 85,61 (25,88) n=325 83,41 (27,55) n=193 84,33 (21,33) n=331 88,38 (17,57) n=325 84,55 (20,49) n=193 72,12 (15,39) n=327 82,96 (15,18) n=324 76,49 (17,42) n=193 63,06 (15,79) n=328 55,69 (18,03) n=323 54,66 (17,16) n=191 87,24 (17,73) n=331 88,11 (18,41) n=325 87,11 (16,97) n=193 89,26 (23,74) n=323 91,87 (23,88) n=324 88,77 (23,71) n=193 71,81 (14,03) n=328 80,46 (15,01) n=323 76,85 (14,46) n=192 86,91 (25,62) (n=230) 75,00 (37,80) n=15 71,15 (33,61) n=13 76,89 (25,90) (n=233) 84,93 (21,21) n=15 72,57 (24,79) n=14 68,14 (16,58) (n=227) 81,20 (16,85) n=15 76,86 (17,77) n=14 62,34 (15,56) (n=230) 58,00 (18,30) n=15 56,78 (13,40) n=14 87,51 (18,18) (n=234) 86,67 (25,21) n=15 77,68 (22,02) n=14 90,56 (21,82) (n=230) 80,00 (37,37) n=15 90,48 (27,51) n=14 71,11 (14,23) (n=299) 79,73 (16,24) n=15 76,57 (13,93) n=14 18-20 Jahre Normstichprobe 94,78 Erstgebärende (8 Wochen pp) Mehrgebärende (8 Wochen pp) 21-30 Jahre Normstichprobe 93,95 Erstgebärende (8 Wochen pp) Mehrgebärende (8 Wochen pp) (12,89) n=263 92,04 (10,76) n=373 94,13 (10,28) n=103 31-40 Jahre Normstichprobe 91,03 Erstgebärende (8 Wochen pp) Mehrgebärende (8 Wochen pp) (16,86) n=328 92,38 (8,55) n=325 91,38 (9,28) n=193 41-50 Jahre Normstichprobe 87,27 Erstgebärende (8 Wochen pp) Mehrgebärende (8 Wochen pp) (16,59) (n=230) 92,33 (7,76) n=15 89,29 (11,58) n=14 15 Mittelwert und Standardabweichung der SF-36 Skalen nach Alter und Parität Mittelwerte/Standardabweichung der acht SF 36-Skalen nach Alter und Parität im Vergleich zur Normstichprobe - sechs Monate nach der Geburt KÖFU KÖRO SCHM AGES VITA SOFU EMRO PSYC (20,06) n=65 94,17 (5,84) n=6 92,99 (25,12) n=65 91,67 (20,41) n=6 n=0 n=0 87,04 (31,43) n=65 88,33 (15,09) n=6 n=0 82,04 (17,43) n=65 74,17 (22,50) n=6 n=0 72,00 (22,42) n=65 57,50 (10,37) n=6 n=0 92,20 (17,78) n=65 93,75 (15,30) n=6 n=0 94,32 (20,15) n=65 66,67 (42,16) n=6 n=0 73,31 (18,84) n=65 76,67 (7,76) n=6 n=0 87,57 (28,57) n=259 90,42 (21,54) n=373 90,04 (21,67) n=103 83,97 (26,57) n=262 89,53 (18,68) n=373 89,86 (19,36) n=103 74,49 (17,65) n=262 83,87 (15,77) n=373 81,51 (15,07) n=103 62,21 (17,95) n=263 60,95 (17,51) n=373 59,93 (16,34) n=103 89,14 (18,34) n=263 91,09 (17,25) n=373 89,93 (14,54) n=103 91,29 (22,48) n=258 90,79 (23,98) n=373 91,26 (23,32) n=103 71,75 (18,84) n=263 81,75 (13,89) n=373 79,04 (13,78) n=103 88,99 (22,45) n=324 89,77 (21,63) n=325 86,79 (24,21) n=193 84,33 (21,33) n=331 87,75 (19,14) n=325 84,87 (20,31) n=193 72,12 (15,39) n=327 82,05 (15,46) n=324 76,28 (18,44) n=192 63,06 (15,79) n=328 58,29 (17,39) n=324 55,67 (18,24) n=192 87,24 (17,73) n=331 91,19 (17,48) n=325 91,13 (15,25) n=193 89,26 (23,74) n=323 92,82 (20,70) n=325 93,66 (18,42) n=192 71,81 (14,03) n=328 82,19 (14,04) n=324 77,89 (14,19) n=192 86,91 (25,62) (n=230) 85,00 (32,46) n=15 92,86 (18,15) n=14 76,89 (25,90) (n=233) 83,33 (22,09) n=15 78,36 (20,85) n=14 68,14 (16,58) (n=227) 83,47 (18,25) n=15 77,21 (12,34) n=14 62,34 (15,56) (n=230) 65,33 (17,97) n=15 55,95 (15,44) n=14 87,51 (18,18) (n=234) 95,00 (11,37) n=15 86,60 (19,28) n=14 90,56 (21,82) (n=230) 93,33 (25,82) n=15 85,71 (31,25) n=14 71,11 (14,23) (n=299) 86,40 (10,77) n=15 78,57 (13,64) n=14 18-20 Jahre Normstichprobe 94,78 Erstgebärende (6 Monate pp) Mehrgebärende (6 Monate pp) 21-30 Jahre Normstichprobe 93,95 Erstgebärende (6 Monate pp) Mehrgebärende (6 Monate pp) (12,89) n=263 96,08 (6,84) n=373 96,08 (10,12) n=103 31-40 Jahre Normstichprobe 91,03 Erstgebärende (6 Monate pp) Mehrgebärende (6 Monate pp) (16,86) n=328 95,20 (6,83) n=325 95,23 (7,43) n=193 41-50 Jahre Normstichprobe 87,27 Erstgebärende (6 Monate pp) Mehrgebärende (6 Monate pp) (16,59) (n=230) 95,33 (7,43) n=15 92,85 (5,79) n=14 16 Abweichungen von der Normstichprobe Abweichungen von der Normstichprobe stratifiziert nach Alter und Parität Abweichung von der Normstichprobe mit KI 95% - Altersklasse 21-30 Jahre Gesamt (n=476) Unter der Über der Norm Norm n % n % Erstpara (n=373) Unter der Über der Norm Norm n % n % Multipara (n=103) Unter der Über der Norm Norm n % n % 56 11,8 48 12,9 8 7,8 91 19,1 81 21,7 10 9,7 72 15,1 306 64,3 61 16,4 231 61,9 11 10,7 75 72,8 24 5,12 209 44,12 19 5,1 167 44,8 5 4,94 42 41,64 119 25,0 53 11,1 95 25,5 39 10,5 24 23,3 14 13,6 77 16,2 61 16,4 16 15,5 47 9,91 38 10,23 9 8,7 41 8,6 32 8,6 9 8,7 49 47,5 Acht Wochen pp DIMENSION Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) Körperlicher Schmerz (SCHM) Allgemeine Gesundheitswahr-nehmung (AGES) Vitalität (VITA) Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) Emotionale Rollenfunktion (EMRO) Psychisches Wohlbefinden (PSYC) Unter der Norm n % Sechs Monate pp DIMENSION Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) Körperlicher Schmerz (SCHM) Allgemeine Gesundheitswahr-nehmung (AGES) Vitalität (VITA) Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) Emotionale Rollenfunktion (EMRO) Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 1 n=475 2 218 45,8 Über der Norm n % Unter der Norm n % 169 29,0 Über der Norm n % Unter der Norm n % Über der Norm n % 20 4,2 14 3,8 6 5,8 48 10,1 38 10,2 10 9,7 60 12,6 330 69,3 48 12,9 257 68,9 12 11,7 73 70,8 34 7,1 217 45,6 26 7,0 183 49,1 8 7,8 34 33,0 104 21,8 79 16,6 80 21,4 62 16,6 24 23,3 17 16,5 52 10,9 39 10,5 13 12,6 38 8,0 31 8,3 7 6,8 33 6,9 26 7,0 7 6,8 40 38,8 n=474 221 3 n=372 46,4 4 181 48,5 n=101 Insgesamt muss festgehalten werden, dass in der Dimension körperlicher Schmerz die Werte von fast 80% der Frauen in der Altersklasse 21-30 Jahre (n=476) acht Wochen nach der Geburt mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit nicht im Bereich der Werte der Normstichprobe liegen. In der Dimension psychisches Wohlbefinden sind es mit 54,4% über die Hälfte, annähernd die Hälfte (49,2%) in der Dimension allgemeine Gesundheitswahrnehmung und ein gutes Drittel (36,1%) in der Dimension Vitalität. Auch sechs Monate nach der Geburt verhalten sich die Zahlen ähnlich (Körperlicher Schmerz: 81,9%, psychisches Wohlbefinden: 53,3%, allgemeine Gesundheitswahrnehmung: 52,7% und Vitalität: 38,4%). 17 Abweichungen von der Normstichprobe In der Altersklasse 31-40 Jahre (n=518) stellen sich die Zahlen nur unwesentlich niedriger dar: Körperlicher Schmerz: 77,4% (acht Wochen pp) und 78,8% (sechs Monate pp), psychisches Wohlbefinden: 46,5% (acht Wochen pp) und 52,1% (sechs Monate pp), allgemeine Gesundheitswahrnehmung: 44,8% (acht Wochen pp) und 45,9% (sechs Monate pp) sowie Vitalität: 39,9% (acht Wochen pp) und 41,1% (sechs Monate pp). Abweichung von der Normstichprobe mit KI 95% - Alterklasse 31-40 Jahre Acht Wochen pp DIMENSION Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) Körperlicher Schmerz (SCHM) Allgemeine Gesundheitswahr-nehmung (AGES) Vitalität (VITA) Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) Emotionale Rollenfunktion (EMRO) Psychisches Wohlbefinden (PSYC) Sechs Monate pp DIMENSION Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) Körperlicher Schmerz (SCHM) Allgemeine Gesundheitswahr-nehmung (AGES) Vitalität (VITA) Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) Emotionale Rollenfunktion (EMRO) Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 1 Gesamt (n=518) Unter der Über der Norm Norm n % n % Erstpara (n=325) Unter der Über der Norm Norm n % n % Multipara (n=193) Unter der Über der Norm Norm n % n % 37 7,1 21 6,5 16 8,3 84 16,2 53 16,3 31 16,1 91 17,6 310 59,8 48 14,8 203 62,5 43 22,3 107 55,4 39 7,51 193 37,31 17 5,24 139 42,94 22 11,4 54 28,0 161 31,33 44 8,63 99 30,65 29 9,05 62 32,57 15 7,97 38 7,3 23 7,1 15 7,8 40 7,71 23 7,1 17 8,8 45 8,72 29 9,05 16 8,36 55 28,66 Unter der Norm n % 194 37,73 Über der Norm n % Unter der Norm n % 139 43,05 Über der Norm n % Unter der Norm n % Über der Norm n % 15 2,9 9 2,8 6 3,1 64 12,4 38 11,7 26 13,5 91 17,6 317 61,2 54 16,6 209 64,3 37 19,2 108 60,0 47 9,18 190 36,88 19 5,94 135 41,74 28 14,66 55 28,66 140 27,18 72 14,08 79 24,44 48 14,84 61 31,86 24 12,56 54 10,4 21 6,5 6 3,1 26 5,01 17 5,2 9 4,7 45 8,78 24 7,44 21 10,96 65 33,96 224 43,48 159 n=517 2n=515 3n=514 4n=324 5n=323 6n=192 7n=191 8n=516 18 49,14 Altersspezifischer Mittelwertvergleich in den Subskalen des SF-36 Altersspezifischer Mittelwertvergleich in den Subskalen des SF-36 Zur Überprüfung, inwieweit die beobachteten Werte der Stichprobe in den einzelnen Dimensionen sich auf Signifikanzniveau von denen der Normstichprobe unterscheiden, werden die Altersklassen 21 bis 30 Jahre (n=476) und 31 bis 40 Jahre (n=518) mit den entsprechenden Altersklassen der Normstichprobe verglichen. Ein Abgleich in der Altersklasse 14 bis 20 Jahre scheint aufgrund der unterschiedlichen Stichprobengröße (n=6 [Stichprobe] versus n= 65 [Normstichprobe]) nicht sinnvoll. Zudem sind in der Studienpopulation nur Frauen ab 18 Jahren vertreten. Auf einen Abgleich in der Altersklasse 41 bis 50 Jahre wird ebenfalls aufgrund der unterschiedlichen Stichprobengröße (n=29 [Stichprobe] versus n= 230 [Normstichprobe]) verzichtet. Hinzu kommt auch hier, dass in der Stichprobe der vorliegenden Analyse Frauen über 44 Jahren nicht vertreten sind. Mittelwertvergleich zur Normstichprobe - Altersklasse 21 - 30 Jahre t df Mittlere Differenz 95% KI der Differenz Untere Obere Sig. (2seitig) Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) 8 Wochen pp 6 Monate pp -2,977 6,074 475 475 -1,458 2,132 -2,420 1,442 -,495 2,822 .003 .000 475 475 -4,639 2,766 -7,117 ,825 -2,162 4,707 .000 .005 475 475 4,087 5,631 2,380 3,936 5,793 7,325 .000 .000 Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) 8 Wochen pp 6 Monate pp -3,680 2,801 Körperlicher Schmerz (SCHM) 8 Wochen pp 6 Monate pp 4,705 6,350 Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) 8 Wochen pp 6 Monate pp 12,687 12,380 473 475 9,010 8,874 7,614 7,465 10,405 10,282 .000 .000 -3,969 -1,869 475 475 -3,005 -1,478 -4,493 -3,032 -1,517 ,076 .000 .062 475 475 -1,325 1,695 -3,030 ,192 ,380 3,198 .127 .027 474 475 -2,588 -,394 -4,916 -2,539 -,260 1,751 .029 .719 Vitalität (VITA) 8 Wochen pp 6 Monate pp Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) 8 Wochen pp 6 Monate pp -1,527 2,215 Emotionale Rollenfunktion (EMRO) 8 Wochen pp 6 Monate pp -2,185 -,361 Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 8 Wochen pp 6 Monate pp 14,388 14,773 475 475 9,132 9,412 19 7,88 8,160 10,379 10,664 .000 .000 Altersspezifischer Mittelwertvergleich in den Subskalen des SF-36 Mittelwertvergleich zur Normstichprobe - Altersklasse 31 - 40 Jahre t df Mittlere Differenz 95% KI der Differenz Untere Obere Sig. (2seitig) Körperliche Funktionsfähigkeit (KÖFU) 8 Wochen pp 6 Monate pp 2,509 13,487 517 517 ,973 4,180 ,211 3,571 1,736 4,789 .012 .000 517 517 -4,193 -,332 -6,481 -2,287 -1,904 1,623 .000 .739 517 517 2,627 2,350 1,0060 ,656 4,249 4,043 .002 .007 Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) 8 Wochen pp 6 Monate pp -3,599 -,333 Körperlicher Schmerz (SCHM) 8 Wochen pp 6 Monate pp 3,183 2,726 Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) 8 Wochen pp 6 Monate pp 11,722 10,491 516 515 8,425 7,782 7,013 6,324 9,837 9,239 .000 .000 -9,929 -7,355 513 515 -7,752 -5,744 -9,286 -7,278 -6,218 -4,210 .000 .000 517 517 ,501 3,928 -1,042 2,489 2,045 5,367 .524 .000 516 516 1,456 3,873 -,604 2,157 3,515 5,590 .166 .000 514 515 7,307 8,781 6,017 7,550 8,597 10,012 .000 .000 Vitalität (VITA) 8 Wochen pp 6 Monate pp Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) 8 Wochen pp 6 Monate pp ,638 5,363 Emotionale Rollenfunktion (EMRO) 8 Wochen pp 6 Monate pp 1,388 4,433 Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 8 Wochen pp 6 Monate pp 11,129 14,013 20 Dummyvariablen Dummyvariablen Variable Mögliche gung Netto-Äquivalenzeinkommen in der Schwangerschaft 0-3500,00 Mütterliches Alter 18-44 Familienstand Uterusinfektionen 1 ledig, mit festem Partner lebend 2 ledig alleinlebend 3 verheiratet, mit Ehepartner zusammenlebend 4 verheiratet, getrennt lebend 5 geschieden, allein lebend 6 geschieden, mit festem Partner lebend 8 verwitwet, allein lebend 9 verwitwet, mit festem Partner lebend 1 Bis zu 10 Jahren Schulbesuch ohne Ausbildung 2 Mindestens 12 Jahre Schulbesuch ohne Ausbildung 3 Noch in der Ausbildung/im Studium 4 Schulbesuch 10 Jahre plus abgeschlossene Lehre/ Fachschule 5 Schulbesuch mindestens 12 Jahre plus abgeschlossene Lehre/Fachschule 6 Schulbesuch mindestens 12 Jahre plus Studium und akademischem Abschluss 0-2 Harnwegsinfektionen 0-2 Probleme beim Wasserlassen 0-2 Harninkontinenz 0-2 Stuhlinkintinenz 0-2 Obstipation 0-2 Hämorrhoiden 0-2 Kopfschmerzen 0-2 körperliche Erschöpfung 0-2 Müdigkeit 0-2 Schmerzhafter Stuhlgang 0-2 Rückenschmerzen 0-2 Ausbildungslevel 21 Merkmalsausprä- Dummy-Variable 0=>1569,53 1=<1569,53 0=18-31 1=32-44 0= 2,4,5,8 1= 1,3,6,9 0=0 1=1,2 0=0 1=3 0=0 1=4,5 0=0 6=1 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0,1 1=2 0=0,1 1=2 0=0 1=>0 0=0 Dummyvariablen Variable Mögliche gung Schmerzhafter Geschlechtsverkehr 0-2 Beschwerden durch Sectionaht 0-2 Beschwerden durch Dammnaht 0-2 Summenscore Morbidität in Abhängigkeit vom Stillen 0-6 EPDS 0-30 Negatives Geburtserleben (SILGer_12) 0-100 Mangelnde Emotionale Unterstützung Partner Mangelnde emotionale Unterstützung Familie 1-24 1-12 Hebammenbetreuung 1-24 Auffälligkeiten Kind 0-5 0-6 1=ausgezeichnet 2=sehr gut 3=gut 4=weniger gut 5=schlecht SF-1 Dimensionen SF36 acht Wochen pp: Körperliche Funktionsfunktionsfähigkeit (KÖFU) 0-100 Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) 0-100 Körperlicher Schmerz (SCHM) 0-100 Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) 0-100 Emotionale Rollenfunktion (EMRO) 0-100 Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) 0-100 Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 0-100 Vitalität (VITA) 0-100 Standardisierte körperliche Summenskala (KSK) 0-100 Standardisierte psychische Summenskala (PSK) Dimensionen SF36 sechs Monate pp: Körperliche Funktionsfunktionsfähigkeit (KÖFU) 0-100 0-100 Körperliche Rollenfunktion (KÖRO) 0-100 Körperlicher Schmerz (SCHM) 0-100 Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (AGES) 0-100 Emotionale Rollenfunktion (EMRO) 0-100 Soziale Funktionsfähigkeit (SOFU) 0-100 22 Merkmalsausprä- Dummy-Variable 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0 1=>0 0=0-11 1=12-30 0=43-100 1=0-42 0=<12 1=>12 0=<9 1=>9 0=<5 1=>5 0=0 1=>0 0=1,2 1=3-5 0= >95 1= <95 0= >100 1= <100 0= >100 1= <100 0= >87 1= <87 0= >100 1= <100 0= >100 1= <100 0= >84 1= <84 0= >60 1= <60 0= >55,07 1= <55,07 0= >53,45 1= <53,45 0= >100 1= <100 0= >100 1= <100 0= >100 1= <100 0= >87 1= <87 0= >100 1= <100 0= >100 1= <100 Dummyvariablen Variable Mögliche gung Psychisches Wohlbefinden (PSYC) 0-100 Vitalität (VITA) 0-100 Standardisierte körperliche Summenskala (KSK) 0-100 Standardisierte psychische Summenskala (PSK) 0-100 23 Merkmalsausprä- Dummy-Variable 0= >84 1= <84 0= >60 1= <60 0= >56,12 1= <56,12 0= >54,00 1= <54,00 Einzeldarstellung der körperlichen Morbidität als Folge einer Geburt Einzeldarstellung der körperlichen Morbidität als Folge einer Geburt 18,2% (n=100) der Erstgebärenden, die eine Verletzung der Geburtswege in Form einer Episiotomie oder eines Risses erlitten (n=548), geben acht Wochen nach der Geburt Beschwerden/Entzündungen an der Naht an. Sechs Monate nach der Geburt beträgt der Anteil 24,3% (n=133). 12,4% (n=26) Mehrgebärenden, die eine Verletzung der Geburtswege in Form einer Episiotomie oder eines Risses erlitten (n=210), geben acht Wochen nach der Geburt Beschwerden/Entzündungen an der Naht an. Für 39 Mehrgebärende (18,6%) ist dies sechs Monate nach der Geburt ein Problem. Der Unterschied zwischen Erst- und Mehrgebärenden erweist sich zu beiden Erhebungszeitpunkten in Bezug auf die Beschwerden als signifikant (p<.05). In Bezug auf das durchschnittliche Ausmaß der durch eine Dammnaht verursachten Beschwerden ist sowohl in der gesamten Stichprobe als auch stratifiziert nach Parität eine signifikante Zunahme (p<.001) von t1 zu t2 zu verzeichnen. 25,2% (n=32) der 127 Erstgebärenden, die ihr Kind per sectio caesarea geboren haben, klagen acht Wochen nach der Geburt über Beschwerden/Entzündungen an der Sectionarbe. Sechs Monate nach der Geburt beträgt der Anteil 37,0% (n=47). 28,6% (n=2) der 7 Mehrgebärenden nach Sectio caesarea bereitet die Sectionarbe acht Wochen nach der Geburt Probleme in Form von Beschwerden oder/und Entzündungen. Sechs Monate nach der Geburt sind es 42,8% (n=3) der sieben Mehrgebärenden, die Beschwerden/Entzündungen an der Sectionarbe angeben. Die Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden bewegen sich in diesem Zusammenhang nicht auf signifikantem Niveau. In Bezug auf das durchschnittliche Ausmaß der durch eine Sectionaht verursachten Beschwerden ist sowohl in der gesamten Stichprobe als auch in der Gruppe der Erstgebärenden eine signifikante Zunahme (p<.006) von t1 zu t2 zu verzeichnen. Zwar zeigt sich in der Gruppe der Mehrgebärenden eine durchschnittliche Differenz von -,286 Punkten, diese befindet sich jedoch aufgrund von n=7 nicht auf signifikantem Niveau. Das Stillen ist für einen nicht unerheblichen Anteil von Frauen mit Stillbeschwerden verknüpft (siehe Seite 24). Die Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden zeigen sich ausschließlich in Bezug auf wunde Brustwarzen acht Wochen nach der Geburt signifikant (p=.003). 24 Einzeldarstellung der körperlichen Morbidität als Folge einer Geburt Stillbeschwerden acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt 40% Anteil der stillenden Frauen 35% 32,8% 29,4% 30% 25% 20% 26,3% 24,9% 24,4% 22,3% 16,2% 17, 7% 15% 19,1% 16,5% 13,5% 10, 7% 10% 5% 0% Wunde Brustwarzen Schmer zen beim Still en Brustentzündungen Erstgebärende nach 8 Wochen (n=631) Erstgebär ende nach 6 Monate (n=521) Mehr gebärende nach 8 Wochen (n=271) Mehrgebärende nach 6 Monaten (n=241) Wie schon bei der physischen Morbidität im Allgemeinen zeigt sich auch in Bezug auf die spezifischen Stillprobleme ein wachsender Anteil von betroffenen Frauen zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten. 25 Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Fertilitätsrate1 (2008) Belgien 1.82 Sozialausgaben für Familien u. Kinder in % gemessen am Bruttoinlandsprodukt2 2,0 Gesetzliche Mutterschutzfrist2 Leistung bei Mutterschaft2 Elternzeit staatl. finanziert Kindergeld2 Ergänzungen2 6 Wochen vor ET (5 davon fakultativ) bis Während der ersten 30 Tage des Mutterschutzes 82% des unbegrenzten Bruttolohns, ab dem 31. Tag bis Ende der Mutterschutzfrist 75% des begrenzten Bruttolohns Drei Monate pro Elternteil/pro Kind bis zum 6. Geburtstag des Kindes. Zeitl. Variationen möglich 1. Kind 80,77€ mtl. Unter bestimmten Voraussetzungen spezielle Zulagen für Ein-Eltern Familien und Kinder mit einer Erkrankung oder Behinderung 26 9 Wochen nach der Geburt (kann um die Wochen, die vor der Geburt nicht beansprucht wurden, verlängert werden. Bei Mehrlingen Zeiträume jeweils 2 Wochen länger Ab dem 6. Schwangerschaftsmonat kann eine einmalige Zahlung Geburtsbeihilfe beantragt werden. 2. Kind 151,30€ mtl. 3. und alle weiteren Kinder 225,90€ mtl. Bis zum 18. Lebensjahr, max. Unter finanzieller Beteiligung des Staates Recht auf Vaterschaftsurlaub von 10 Tagen, der dann innerhalb der ersten 30 Tage genommen werden muss (zusätzl. Quelle Föderaler Öffentlicher Dienst Soziale Sicherheit 2008) 1. Geburt 1.170,80€ Für alle weiteren Geburten nach dem 6. Schwangerschaftsmonat 833,49€ Dänemark 1.89 3,9 4 Wochen vor der Geburt und 14 Wochen nach der Geburt. Nicht obligat auf die Mutter bezogen (s. Anmerkungen) 100% täglichen BruttoEinkommens, jedoch max. 92,00€ pro Tag während der Zeit des Mutterschutzes 30 Wochen bis das Kind 48 Wochen alt ist. Unter finanzieller Beteiligung des Staates Voraussetzung: es wurden in den 13 Wochen vor Beginn der Schutzfrist bzw. vor Beginn einer schwangerschaftsbedingten Krankschreibung 120 Stunden innerhalb von 13 Wochen gearbeitet Für jedes Kind zwischen 0 und 2 Jahren 155,00€ mtl. Für jedes Kind zwischen 3 und 6 Jahren 140,00€ mtl. Für jedes Kind zwischen 7 und 17 Jahren 110,00€ mtl. Bis zum 17. Lebensjahr Ein-Eltern-Familien erhalten pro Jahr und pro Kind zwischen 0 und 17 Jahren einen Zuschlag von 557,35€ zuzüglich einem jährlichen Zuschlag von 567,00€ (unabhängig von der Kinderzahl) Leben die Eltern eines Kindes nicht gemeinsam und zahlt der andere Elternteil keinen Unterhalt erhält ein Kind 1607,17€ pro Jahr unabhängig davon, ob der versorgende Elternteil eine neue Partnerschaft eingegangen ist Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Fertilitätsrate1 (2008) Sozialausgaben für Familien u. Kinder in % gemessen am Bruttoinlandsprodukt2 Gesetzliche Mutterschutzfrist2 Leistung bei Mutterschaft2 Elternzeit staatl. finanziert Kindergeld2 Ergänzungen2 Bei Mehrlingen erhalten die Eltern 687,80€ für das erste Kind und 917,10€ für jedes weitere Kind in den ersten 6 Lebensjahren Die Mutterschutzfrist gilt eher als Geburtsschutzfrist. Sie muss nicht zwingend von der Mutter eingehalten werden, sondern kann vom Vater oder von beiden abwechselnd beansprucht werden 27 Deutschland 1.38 2,0 6 Wochen vor der Geburt und 8 Wochen nach der Geburt, wobei nur die 8 Wochen nach der Geburt verpflichtend sind Bei Mehrlings- und Frühgeburt (vor vollendeter 37.SSW) erhöht sich die Schutzfrist nach der Geburt auf 12 Wochen 100% des monatlichen Einkommens während der Schutzfrist Maximal drei Jahre. Das letzte Jahr muss bis zum 8. Geburtstag des Kindes beantragt werden. Beide Eltern können gleichzeitig Elternzeit beantragen seit 1.Januar 20103 1. Kind 184,00€ mtl. 2. Kind 184,00€ mtl. 3. Kind 190,00€ mtl. 4. und jedes weitere Kind 215,00€ mtl. Unter finanzieller Beteiligung des Staates Bis zum 18. Lebensjahr, max. bis 25. Lebensjahr Leben die Eltern eines Kindes nicht gemeinsam und zahlt der andere Elternteil keinen Unterhalt erhält ein Kind bis zum 6. Lebensjahr 117,00€ mtl. und bis zum 12. Lebensjahr 158,00€ mtl. ob der versorgende Elternteil eine neue Partnerschaft eingegangen ist Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Fertilitätsrate1 (2008) Frankreich Großbritannien 2.0 1.96 Sozialausgaben für Familien u. Kinder in % gemessen am Bruttoinlandsprodukt2 2,5 1,7 Gesetzliche Mutterschutzfrist2 Leistung bei Mutterschaft2 Elternzeit staatl. finanziert Kindergeld2 3 Wochen vor der Geburt und 10 Wochen nach der Geburt. Über weitere 3 Wochen kann frei bestimmt werden, ob sie vor oder nach der Geburt beansprucht werden 100% des monatl. Einkommens bis zu einer Grenze von 2682,00€ während der Schutzfrist 6 Monate beim ersten Kind im Anschluss der Mutterschutzfrist bis maximal zum 3. Geburtstag des betreffenden Kindes. Ein Jahr mit Möglichkeit der Erweiterung bei jedem weiteren Kind 2 Kinder 120,32€ mtl. Maximal 39 Wochen. Beginn frühestens 11 Wochen vor dem errechneten Termin Nach vier Monaten Schwangerschaft und nachgewiesener medizinischer Betreuung erhält die Schwangere bis zu einer gewissen Obergrenze des Haushaltseinkommens 855,25€ 28 Während der ersten 6 Wochen der Schutzfrist 90% des durchschnittl. wöchentl. Einkommens. 33 Wochen lang dann 132,42€ (£117,18) pro Woche. Die letzten 13 Wochen werden nicht bezahlt. Unter finanzieller Beteiligung des Staates 13 Wochen bis zum 5. Geburtstag. Maximal vier Wochen pro Kalenderjahr. Ohne finanzielle Beteiligung des Staates Ergänzungen2 3 Kinder 274,47€ mtl. 4 Kinder 430,76€ mtl. 5 Kinder 585,68€ mtl. Jedes weitere Kind 154,92€ mtl. Pro Kind erfolgt eine Erhöhung nach dem 14. Lebensjahr von 60,16€ mtl. Bis zum 20. Lebensjahr 1. Kind 21,25€ pro Woche (£18,80) Für jedes weitere Kind 14.18€ pro Woche (£12,55) bis zum 16. Lebensjahr, max. 20. Lebensjahr Jedes Kind erhält bei der Geburt vom Staat £250,00, worüber es erst ab dem 18. Lebensjahr verfügen kann. Kinder aus Einkommensschwachen Familien erhalten das Doppelte, zuzüglich einer erneuten Zahlung von £250,00 bei Erreichung des 7. Lebensjahres Für jede (erwartete) Geburt erhält die Frau bzw. die Familie 565,00€ (£500,00) Luxemburg 1.60 3,8 8 Wochen vor der Geburt und 8 Wochen danach. Bei Adoptionen 8 Wochen nachdem die Adoption amtlich Geburtenzulage: Insgesamt 4542,90€ gegliedert in die Abschnitte vorgeburtliche Zulage, eigentliche Geburtenzulage und nachgeburtliche Zulage mit jeweils 1.514,30€ 6 Monate 1. Kind 185,60€ mtl. 2. Kind 440,62€ mtl. Unter finanzieller Beteiligung des Staates 3. Kind 802,74€ mtl. 4. und jedes mtl. weitere 361,82€ mtl. Bis zum 18. Lebensjahr, max. Für Kinder mit Behinderung erhalten Familien zusätzlich 185,60€ Zuzüglich zum Kindergeld werden Alterspauschalen gezahlt Vom 6.Lebensjahr bis zum 12. Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Fertilitätsrate1 (2008) Sozialausgaben für Familien u. Kinder in % gemessen am Bruttoinlandsprodukt2 Gesetzliche Mutterschutzfrist2 Leistung bei Mutterschaft2 Elternzeit staatl. finanziert registriert ist Bei Frühgeburten verlängert sich die Frist nach der Geburt auf 20 Wochen Kindergeld2 Ergänzungen2 27.Lebensjahr Lebensjahr 16,70€ pro Kind Ab dem 12. Lebensjahr 48,52€ Bedingung: Die Frau muss sich in medizinischer Betreuung befinden Zuzüglich zum Kindergeld werden Alterspauschalen gezahlt Vom 6.Lebensjahr bis zum 12. Lebensjahr 16,70€ pro Kind Ab dem 12. Lebensjahr 48,52€ 29 Niederlande 1.77 3,0 6 Wochen vor der Geburt und 10 Wochen danach 100% des Bruttotagesentgelds bis zu einer Grenze von 172,00€ während der Schutzfrist Angestellte Frauen müssen spätestens vier Wochen vor der Geburt die Schutzfrist beginnen Österreich 1.41 3,0 8 Wochen vor der Geburt und 8 Wochen nach der Geburt Bei Früh- und Mehrlingsgeburten verlängert sich die Zeit nach der Geburt auf 12 Wochen Dreizehnmal die wöchentliche Arbeitszeit bis zum 8. Geburtstag des Kindes. Unter finanzieller Beteiligung des Staates 100% des durchschnittlichen Einkommens in den letzten drei Monaten vor Beginn des Mutterschutzes bzw. vor Beginn einer schwangerschaftsbedingten Krankschreibung während der Mutterschutzfrist Maximal 2 Jahre Unter finanzieller Beteiligung des Staates Jedes Kind unter 6 Jahren 193,73€ Jedes Kind zwischen 6 und 11 Jahren 235,24€ Jedes Kind zwischen 12 und 17 Jahren 276.75€ Für Kinder von 0 bis 3 Jahren 105,40€ Von 4 bis 10 Jahre 130,90€ Von 11-bis 18. 152,70€. Lebensjahr Max. bis zum 27. Lebensjahr Mehrkindzuschläge von 38,40€ mtl. Ab dem dritten Kind Zulage bei schwerst behinderten Kindern 138,30€ mtl. Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Fertilitätsrate1 (2008) Polen 1.39 Sozialausgaben für Familien u. Kinder in % gemessen am Bruttoinlandsprodukt2 0,9 Gesetzliche Mutterschutzfrist2 Leistung bei Mutterschaft2 Elternzeit staatl. finanziert Kindergeld2 18 Wochen für die erste Geburt, 20 Wochen für alle weiteren Geburten 100% des monatl. Einkommens der letzten 12 Monate vor der Geburt Maximal 3 Jahre bis zum 4. Geburtstag des Kindes Einmalig zur Geburt des Kindes 261,00€ Unter finanzieller Beteiligung des Staates Kinder unter 5 Jahren 13,00€ mtl. 28 Wochen bei Mehrlingsgeburten Kinder von 5-18 Jahren 17,00€ mtl. Kinder von 18-24 Jahre (Maximum bei Studium) 18,00€ mtl. Beginn kann frei gewählt werden. Bis zu 2 Wochen vor der Geburt sind möglich Schweiz 1.48 1,3 30 Tschechien 1,5 1.5 14 Wochen nach der Geburt des Kindes, im Kanton von Genf 16 Wochen 28 Wochen, 6 Wochen können davon vor der Geburt genommen werden, mehr als 8 Wochen vor der Geburt sind nicht möglich Bei Mehrlingen 37 Regional unterschiedlich wird ein Zuschlag pro Geburt bezahlt. In 9 Kantonen zwischen 560,00€ (800,00CHF) und 1102,50 € (1575,75CHF). In 5 der 9 Kantone wird dieser Zuschlag auch bei Adoptionen gezahlt. Weder Elternzeit noch staatliche Finanzierung Prozentual Einkommensabhängig: Bei Tageseinkommen unter 22,00€ 100%. Bei Tageseinkommen zwischen 22,00€und 31,00€ 60%. Über einem Tageseinkommen von 31,00€ wird kein Mutterschaftsgeld gezahlt Bis zum dritten Geburtstag des Kindes. Kann von beiden Elternteilen abwechselnd beansprucht werden. Elternzeit kann individuell modifiziert und dadurch verlängert werden Regional unterschiedlich 147,00€ (210,00CHF) pro Kind in den Gebirgskantonen 133,00€ (190,00€CHF) pro Kind in den Kantonen des Flachlandes bis zum vollendeten 16. Lebensjahr, max. 24. Lebensjahr Verstirbt das Kind verkürzt sich die Frist. Mindestschutzfrist in diesem Fall 14 Wochen Alleinstehende Eltern haben eine Elternzeitgarantie von drei Jah- Ergänzungen2 Finanzielle Unterstützung im Übergang zur Elternschaft in Deutschland, seinen angrenzenden Staaten und Großbritannien Fertilitätsrate1 (2008) Sozialausgaben für Familien u. Kinder in % gemessen am Bruttoinlandsprodukt2 Gesetzliche Mutterschutzfrist2 Wochen Quellen: 1 OECD Factbook 2010 2 Council of Europe Family Policy Database 2009 3 Bundeszentralamt für Steuern 2010 Leistung bei Mutterschaft2 Elternzeit staatl. finanziert Kindergeld2 Unter finanzieller Beteiligung des Staates ren Ergänzungen2 31 Literatur Literatur Berry WD. Understanding regression assumptions. Newbury Park, Calif. [u.a.]: Sage Publ 2005. Council of Europe Family Policy Database. Goverment Financial Policies Towards Families. Family/Child Allowances. 2009c. http://www.coe.int/t/dg3/familypolicy/Source/2_1_i%20System%20of%20family%20allowances.pdf (12.08.2010). Council of Europe Family Policy Database. Reconciliation of Work and Family life. Leave arrangements/time off for parents - maternity leave. 2009a. http://www.coe.int/t/dg3/familypolicy/Source/3_3_1%20Maternity%20leave.pdf (12.08.2010). Council of Europe Family Policy Database. Reconciliation of Work and Family life. Service Provision - Childcare services. 2009b. http://www.coe.int/t/dg3/familypolicy/Source/3_4_1%20Child%20care%20services.pdf (12.08.2010). Fayers PM & Machin D. Quality of life. The assessment, analysis and interpretation of patient-reported outcomes. 2. Auflage. Chichester: Wiley 2007. Föderaler Öffentlicher Dienst Soziale Sicherheit. Alles was Sie schon immer über die Soziale Sicherheit wissen wollten. 2008 http://www.socialsecurity.fgov.be/docs/de/alwa2008_de.pdf (12.08.2010). Lance C, Butts M & Michels L. The Sources of Four Commonly Reported Cutoff Criteria. What Did They Really Say? Organizational Research Methods 2006; 2: 202-220. Sayn-Wittgenstein Fz & Schäfers R. Das Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal im Spiegel wissenschaftlicher Erkenntnisse. Neue Versorgungsform in der Geburtshilfe – Das Konzept Hebammenkreißsaal. Vortrag anlässlich einer Informationsveranstaltung des Bremer Senats, Bremen 20. Januar 2011. 32