BDI II - Pearson Assessment

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BDI II
Beck Depressions-Inventar
Revision
Martin Hautzinser' Ferdinand Keller' Christine Kühner
Manual
PEARSON
Inhaltsverzeichnis
Vorworl
Kapitel
Ziel der
I
Entwicklung
.7
.l
.8
.8
.9
. 13
Re r ision
Gesch ichte
Beschreibu ng de" BDI ll
KlinischeAnrvendung ....
Bisherige Studien und psychometrische Befunde zum BDI II
Zu.ammenfassung ......
Kapitel
2
Durchführung und Auswertung
.
.
.
.
.
.
.
Allgemeine Überlegungen
Testbed ingu ngen
Bearbeitu ng.zeit
Tndir iduelle Bearbeit u ng
Mündliche Vorgabe der llems . .
GedächtnisundAntworttendenzen
A
.
..........
usu errung
3
Psychometrische Eigenschaften des deutschen BDI
Stichproben
Skalenwerte und Werteverteilungen . .
.
Objelt i\ iräl
Reliabilität
Trennschär[en
Interne Konsislent
.. . ..
.
Ordinalität der Antwortkategonen
Wiederholungsreliabilität . .
Validirär
Inhrltsr rlidirät
Konvergente und diskriminante
Validität . . . .
Dilfererrzierungsfähigkeit . .
Anderung'sensirivitäl ....
Frkrorielle Validität
Zusammenhänge mit Stichprobenmerkmalen
.
Kapitel
4
t5
15
15
15
16
t6
.16
Interpretation der Ergebn isse
Kapitel
15
II
.19
.20
.zl
.27
.22
.22
.22
,,n
at
') /l
.26
.26
.26
.28
Normwerte
Pro/entränge
Rel iable Veränderungen (RCI)
Fazit . . .
29
Literatur
33
29
30
Vorwort
Das Beck Depressionsinventar (Beck, Ward, Mendelson, Mock & Erbaugh, t96l) ist ein Selbst
beurteilungsinstrument zur Erfassung der Schrvere
depressiver Symptomatik. Es r.vird seit nunmehr fast
50 Jahren im englischen Sprachraum eingesetzt und
hat Ubcrsetzungen in alle Kultulsprachen der Welt
erfahren. Tausende von Arbeiten haben sich diesem
Fragebogen angenommen und damit zur rveiten Verbreitung des Instruments beigetragen. Seit fast 40
Jahren liegt eine deutsche Ubersetzung des BDI vor
(Blaser, Löw & Schäublein, 1968), die nach mehreren Uberarbeitungen und veränderten Vorschlägen
(Lukesch, 1974; Kammer. 1983; Hautzinger, 1991)
schließlich in eine verbindliche Form gebracht wurdc (Hautzinger, Bailer, Wolrall & Keller, 1994).
Mit einiger Verzögerung wird nun diese Re
vision des BDI unter dem Begriff des ,,BDI II" hier
eingefülirt und durch psychomctrische Analysen,
Interpretations- und Auswertungshilfen ergänzt.
2001.
Dafür wurden unterschiedlichste klinische
und
nichtklinische Stichproben untersucht bzrv. um Be
antwortung des BDI lI gebeten. Ohne die Bereit.
schafi dieser vielen hundeft Menschen wäre es uns
nicht möglich gewesen, die präsentierten Analysen
durchzuführen. Wir sind ferner vielen Kolleginnen
und Kollegen zu Dank verpflichtet, dazu gehören
Marcella Rietschel, Christin Bürger, Julia Camara,
Claudia Höppner, Birgit Schwär'zler, Andrea Horn,
Mantred Wolfersdorf , Andrca Heindl, Martin Jandl
und Thomas D. Meyer. Ohne deren Kooperation und
Die Dominanz der heutigen psychiatrischen Diagnosesysteme (DSM IV ICD l0) mit ihrer zeitlichen
Vorgabe (2 Wochen) bezüglich der Dauer depres
siver Symptome führte dazu, dass bereits Mitte der
90iger Jahre Versuche zurAnpassung des BDI unterr.rommen wurden. Das sog. BDI lI (Beck, Steer &
Brown, 1996) wurde sprachlich überarbeitet, durch
neue Merkmale ergänzt und durch den zeitlichen
Bezugszeitraum auf die heute üblichen Diagnosemerkmale für depressive Episoden angepasst. Erste
deutsche Übersetzungen des BDI Il existieren seit
Juli 2006
Hilfe wäre das nun vorliegende Testhandbuch nicht
möglich gewesen.
Schließlich möchten rvir uns bci Dr. Ralf Horn.
Harcourt Test Services, bedanken. Er hat unsele Ar
beit geschätzt, gefördeft und der einfachen übersetzung des Handbuchs zum amerikanischen Original
vorgezogen. Wir meinen, dass durch die hier durchgeführten Skalenanalysen angenressenere und gültigere Aussagen zu dem Instrument und zur Einordnung einzelner Testwcrte möglich werden.
Martin Hatrtzinger, Ferdinand Keller, CI.Lristine Kühner
Kapitel
1
Entwicklung
Ziel der Revision
Geschichte
Die revidierte Version des Beck Depressions Inventars (BDI II) ist ein Selbstbeurteilungstiagebogen
mit 2l Fragen. der bei Jugendlichen ab 13 Jahren
und Erwachsenen die Bestimmung der Schwere
einer Depression ermöglicht. Diese Version des In
ventars (BDI Ii) rvurde zur Erfassung von Sympto-
Das Beck Depressions-lnventar (BDI Beck et al.,
I 961 ; Beck & Steer, 1987) ist eines der rveltweit am
häufigsten eingesetzten Selbstbeurteilungsinstrumente zur Beurteilung der Depressionsschwere bei
Patienten mit einer entsprechenden Diagnose und
zum Screening möglicher Depressionen in der Nor-
men entwickelt, die den Kriterien zur Diagnose
einer Depression cntsprechen, die im Diagnos
tischen und Statistischen Manual Psychischer
Störungen (DSM IV APA 1994) aufgeführt sind.
Nach 35 Jahren Erfahrung und Forschung mit dem
ulsprünglichen BDI (Beck, Ward. Mendelson.
Mock & Erbaugh. 1961) und dem ergänzten BDI-IA
& Steer, 1987) legten Beck, Steer
(1996) die vorliegendc Revision vor
(Beck
malbevölkerung (Piotrowsky
& Keller,
1992). Es
existieren verschiedene Versionen des Fragebogens,
die bislang im deutschen Sprachraum verwendete
Fassung (Hautzinger. Bailer, Worall & Keller, 1994)
orientieft sich an der von Beck et al. ( I979), welche
mit der Testpublikation von Beck und Steer ( 1987)
identisch ist.
& Brown
Für die neue, revidiefte Form (BDI II) wurden vier
Items (Gewichtsverlust, Veränderung des Körper
bilds, intensive Beschäftigung mit körperlichen
Symptomen, Arbeitsschrvieligkeiten) gestrichen
und durch vier neue (Unruhe, Getühl der Wertlosigkeit, Konzentrationsschrvierigkciten und Energieverlust) ersetzt, um auch solche Symptome anzusprechen. die für eine schr.vere Depression typisch
sind oder auf eine Depression zutreff'en, die zur
Klin ikeinweisung führt. Zrvei Items wurden so abgeändeft, dass sie nun sowohl die Zunahme als auch
die Abnahme von Appetit und Schlaf erfässen.
Schließlich wurden viele Aussagcn zu anderen
Symptombereichen neu formuliert. Damit stellt das
II eine umfassende Revision des ursprüng-
Die ursprüngliche Version des BDI (Beck et a]. 196 I )
beruhte auf typischen Aussagen übel Symptome. die
häufig von psychiatrischen Patienten mit Depression
und selten von nichtdepressiven psychiatrischen
Patienten geäußeft wurden. Dies führte zu einer
Zusammenstellung von 2l ltems, die depressionscharakteristische Symptome und Einstellungen erfässen sollten. Die meisten Items rvaren durch eine
vierstufige Antwortskala (0-3) nit inhaltlich ausformulierten Aussagen repräsentieft, die durch aufsteigende Schwere der Symptomatik charakterisien sind.
Diese ursprüngliche Version rvar konzipiert für den
Einsatz durch trainierle Interviewer. die den Patienten
die einzelnen Aussagen pro Item vorlasen. Die Patienten lvählten dann diejenige Aussage aus, die am
ehesten ihr gegenwärtiges Befinden beschrieb.
BDI
lichen BDI dar.
Während das BDI II in englischsprach igen Ländern
bereits seit 1996 in Anrvendung ist. wird mit dem
vorliegenden Manual die deutsche Version des
Fragebogens vorgestellt. Ein Kernstück des Manuals stellt die Untcrsuchung der psychometrischen
Eigenschaften des deutschen BDI II an klinischen
und nichtklinischen Stichproben dar, die an verschiedenen Zentren (Mannheim, Tübingen, Ulm,
Lübeck, Kiel, Bayreuth und Weissenau) mit dem
Verfahren untersucht wurden (siehe Kapitel 3).
2 | items des BDI (Beck et al. 1961;Hautzinger
et al., l99rt) und die dazugehörigen Aussagcn beruhten auf klinischen Symptombeschreibungen und
waren keiner bestimmten Theorie der Depression
verpflichtet. Diese Items waren:
1 Depressive Stimmung,
Die
2. Pessimismus,
3. Versagensgefühle,
4. Selbstunzufiiedenheit,
5. Schuldgefühle,
6. Bestrafung,
7. Selbstablehnung,
8. Selbstbeschuldigungen,
9. Suizidvorstellungen.
10. Weinen,
11. Reizbarkeit,
12. sozialer Rückzug,
3. Entschlusslosigkeit.
l4. Veränderung des Körperbilds,
I 5. Arbeitsscliwierigkeiten,
16. Schlafstörungen,
I
17. Ermüdbarkeit,
18.
Appetitverlust,
Diese Uberlegungen führten schließlich zur Ent
rvicklung des BDI II, das 1996 von dcrArbcitsgruppe um Beck publiziert rvurcle. Hauptanliegen war
eine Verbesserung der inhaltlichen Validität des Ver
fährens durch Aufnahmc ncucr diagnoscrclcvantcr
und Ausschluss diagnoseirrelevanter Items (Beck et
al., 1996).
19. Gervichtsverlust,
20. Beschäftigung mit körperlichen Symptomcn,
Il
2l . Libidoverlust.
Beschreibung des BDI
Das ursprünglich als standardisiertes Interview konzipierte BDI lvurde in späteren Arbeiten zunehmend
in Fragebogenform verwendet und hat sich schlielJ
lich auch in dieser Form durchgesetzt (CIPS,2005).
Beck und Mitarbeiter begannen mit den Arbeiten
zun BDI II bereits 1994. Bestimmte Items, die sich
speziell auf die Depressionskrilerien des DSM IV
bezogen, rvie Unruhe. Wertlosigkeit, Konzentrationsschrvierigkeiten und Energieverlust, rvaren im
BDI nicht enthalten und rvurden neu kol'lstruiert. Bei
anderen BDI ltems wurden Formulierungen der
Aussagen in Hinblick auf bessere Verständlich
keit verändert. Die Items Schlat'mangel und Appetif
verlust wurden dcutlich verändert, um sorvohl die
Zunahme wie auch die Verminderung von Schlaf
und Appetit zu erfassen. Psychometrische Analysen
an 193 ambulant psychiatrischen Patienten führten schließlich zul endgültigen Velsion des BDI II.
Ab l97l begannen Beck, Rush, Shaw und Emery
mit einer Revision des BDI (BDI-IA, Beck et al.,
1919), zu der 1987 ein Manual publiziert rvurde
(Beck & Steer, 1987). Ziel dcr Revision war es, altemative Formulierungen für dieselbe Symptom
intensität zu ersetzen und doppelte Verneinungen zu
vermeiden. Die Antwortalternativen rvurde n ftir jedes ltem auf vier Aussagen beschränkt, einige Items
im Wortlaut verändert und der Zeitrahmen
von
jetzt, im Moment" auf ,,letzte Woche einschließlich
heute" ausgeweitet (Beck & Steer, 1987).
,
I zeigt die Verändcrungcn dcs BDI ll gegenüber der Vorläufervelsion sorvie die den Items
zugeordneten DSM IV Kriterien. Wie daraus hervor
geht, rvurden nur drei Items des ursprünglichen BDI
nicht veränder1: Bestrafungsgefühle, Suizidgedanken und Libidoverlust. Vier Items rvurden komplett
gestrichen (Veränderungen des Körperbilds. intensive Beschäftigung rnit körperlichen Symptomen, GeTabelle
Eine große Zahl von Studien an klinischen und
nichtklinischen Stichproben untersuchte die psychometrischcn Gtitekriterien dieser früheren Versio
nen des BDI. Sie bescheinigten dem Vedahren gute
interne Konsistenz, stabile Wiederholungsreliabilität, gute Konstruktvalidität, eindeutige Differenzie
rungsfähigkeit bei der Unterscheidung depressiver
und nichtdepressiver Personen solvie Anderungssensitivität unter Behandlung (Ubersichten z.B. bei
&
Garbrn, 1988i Hautzinger, l99l;
Richter, Werner & Bastine, 1994).
Beck, Steer
Mit
der Veröffentlichung der dritten Revision des
Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM nI, APA 1980) und seiner
Nachfblgeversionen kam jedoch eine Diskussion
darüber auf, inwieweit das BDI geeignet ist, Depressionsschwere in Anlehnung an die diagnostischen Kriterien einer Major Depression abzubil
den. So erfasst das Instrument nur sechs der neun
Kriteriensymptome nach DSM adäquat, zwei Krite-
wichtsverlust und Arbeitsschrvierigkeiten) und bei
den restlichen Items mindestens eine Antwortalter
native umformuliert. Auch die Benennung einzehrer
Items wurde verändert (2.8. ,,sozialer Rückzug" -
,,Interesselosigkeit",,,lnsomnie" --+,,Veränderung
des Schlafverhaltens",,,Appetitverlust"
- Veränderung des Appetits"). Die ltems aus den Bereichen
Appetit und Schlafrvurden umjerveils drei Antrvort
alternativen erweitert, die nach Zunahme beider
Verhaltensaspekte fragen. Das ursprüngliche ltem
,,sozialer Rückzug" schließt nun als Item ,,Interes
sensverlust" neben Beziehungcn zu anderen Menschen auch sonstige Aktivitäten eln.
rien (Schlaf. Appetit) sind nur teihveise, ein Kriteri-
um (psychomotorische Unruhe) ist überhaupt nicht
edasst. Dagegen enthält das BDI Items, die für die
Diagnosestellung nach DSM irrelevant sind (Verän
derung des Körperbilds, intensive Beschäfiigung
mit körperlichen Symptomen) oder für die Diagnose
inzrvischen als rveniger brauchbar erachtet werden
(vgl. Beck et al., 1996).
Klinische Anwendung
Das BDI
II stellt ein
InstrLrment zur Beurteilung der
Sch."vere der Depression bei psychiatrisch diagnos-
tizierten Jugendlichen ab l3 Jahren und Errvachse
nen dar. Das BDI II rvurde als Indikator tür das Vor
handensein und die Schrvere depressiver Symptome
Tabelle
l:
BDI ll Veränderunscn gcgcnüber dem urspfiinglichcn BDI
BDI II-Item
Traurigkeit
2. Pessimisnrus
3. Versagensgefühle
L
Verändcrungen zum BDI
DSM IV-Kriterium
vefändeft
drci Altcrnativeit verändeft
drci Alternativen veränden
l.
zwci Altcrnativen
dcpressive Verstimmung
L deprcssive Verstimnlltng
7.
We
losigkeit/Llnangenessene
Schuldgefühle
4. Verlust an
Frcude
Schuldgefühle
vicrAlternaliven
5-
eine Alrernativc
6.
Bestratirngsgelähle
verändcrt
verände
2. Interessen /Frcudcm inder
ur r-l
7 Wertlosigkeit/unangemesscnc
Schuldgeliihle
'7.
Weftlosigkci unangenlessenc
Schuldgelühle
7.
Selbstableh,rung
vier Alternativen
vcrändert
7. Wenlosigkcit/unangenessene
8.
Sclbstkritik
dreiAlremariven
verändert
7. Weftlosigkcit/unangemessenc
Schuldgefiihle
Schuldgefiihle
Suizidgcdanken
l0- Weinen
11. Unruhe
-
Intercsscnsverlust
13- Entschlussunfähigkeit
vier Altenativen
9.
9. Suizidalität
verändeft
aulgenommen
vief Altcrnativen
L dcprcssive Ver.stimmung
rreu
5. psychomotorischc Unruhe/
VerlangsamLrng
12.
14.
Wcrdosigkeit
vcrändcrt
vier Alternativcn verände
2. Inleressen /Frclldenindet
8_
Konzcntrations-/
Enl,LlteiJr r:',.c1
\
u
oe
icr !lerlcn
neu
aufgenommcn
7. Wer.tlosigkcit/unangemessenc
neu
aulgenonmcn
6. Erschijpfung/EneagieverlLtst
Schuldgefühle
Encrgicvellust
16. Veränderungen der
15.
dlei ncuc Altenativen zu
Schlafcxzcss
4. lnsomnie/Hypersonlnie
Schlafgervohnheiten
17.
18.
ReiThrrkeit
Appetitvcränderung
vier Altcrnativen
verändert
Appetitexzess
drei neue Allernativen zu
L deprcssive Verslimmung
3. Gewichlszunahmc/ -verlust/
Appetitsvcränderung
Konzentfationssch\\'ierigkeiten
20. Müdigkcit
2l. Verlust an sexuellem
19.
ncll
autgenommen
8. Konzentmtions
/
Entscheidungsscl.lwierigkcrtcn
vicr Alternativen
verändcn
6. Erschöplirng/Energicvcrlust
2. lnteresscn,/Freudeminderurs
Intercsse
in Übereinstimmung mit DSM IV cntlvickelt und
nicht als Verfahren zur Erstellung einer klinischen
Diagnose. Es empfiehlt sich deshalb nicht, das BDI
II als einziges Instrument einzusetzen, da eine Depression Begleiterscheinung einer Vielzahl anderer
Primärdiagnosen sein kann, wie z.B. Panikstörung,
Z uvangsstörungen, Generalisierte Angststörung
oder
izids einhergehen, ist es wichtig, dass der beur'teilende Kliniker mit einer Reihe gezielter Inter
ventionen reagieren kann (2.8. Klinikeinweisung).
Darüber hinaus sollte der Kliniker besondere Aufmerksamkeit auf die Antworten zu Item 2 (Pessi
mismus) und Item 9 (Suizidgedanken) als mögliche
Indikatoren eines Suizidrisikos richten.
gar Schizophrenie.
Obwohl die Durchführung und Auswertung des Bisherige Studien und psychoBDI II sehr eintach ist, sollten die Testwerte nur von metfis6he BefUnde zum BDI II
Experten mit ausreichender klinischer Ausbildung
und Edahrung interpretiert werden. Anwender soll- Neben unseren Analysen zum deutschsprachigen
ten mit den Standards für pädagogisches und psy- BDI II. die ausführlich in Kapitel 3 erläutert rverden.
chologisches Testen (2.B. Häcker, Leutner & Ame- liegen Publikationen zu Gtitekriterien des BDI II
lang, 2000) vertraut sein. Da Depressionen bei derzeit aus dem englischen, spanischen, arabischen
psychiatrischen Patienten mit dem Risiko eines Su- und chinesischen Sprachraum vor. Für das amerika-
nische BDI
II Handbuch (Beck et al..
1996) rvurden
Stichproben von vier psychiatrischen Ambulanzen
(n-500, mittlercs Alter 37.2 Jahre (SD 15.9),63%
Frauen) und einer Gruppe Studenten (n= I 20, mittleres Alter 19.6 Jahre (SD Lt3).567c Fraucn) hcrangezogen. Die psychiatrische Stichprobe bestand zu
537c aus Patienter mit Affektiven Störungen. l8olr
Angststörungen, l6olc Anpassungsstörungen und
l,+c/c andere psychischc Störungen. Andere Studien
zurn BDI lI untelsuchten depressive und sonstige
psychiatrische Pätienten sorvie Patienten mit körperlichen Sttirungen, als gesunde Vergleichs-eruppcn wurden bislang hauptsächlich Studentenstichproben elngesetzt.
psychiatrischen Stichprobel lag die interne Konsistenz im Bereich von .89 s o s.9zl, in nichtklini
schen Stichproben im Bcrcich von .8,1 < cr < .91 .
Retest-Reliabilit(it
In dcr Studie von Beck et al. (1996) resultiefie bei
26 Patienten. die im Abstand von einer Woche untersucht wurden, ein Retestkoellizient von rrr - .93.
Aus Studcntcnstichproben rverden für ein- bis zrvei-
rvöchige Zeiträume Koeffizienten von r. =.74.96
berichtet (Leigh & Antony-Tolbert. 2001 ; AI-Musa
rvi, 2001: Sprinkle. Lude, lnsko et al., 2002: Ghasscmzadeh, Moltabai. Karamghadiri & Ebrahimkha-
ni,2005).
Im Folgenden wcrden Befunde zur internen Konsis
tenz und Retest Reliabilität sowie zur faktoriellen.
konvergenten und diskrirninantcn Validität und diagnostischen Diskriminielungsfähigkeit der interna
tionalen Versionen des BDI II überblicksartig dar-
Validität
Konyergenf e uul (lisldminante Valitlittit
gestellt.
Interne Konsistena.
Mit cier früheren BDI Version korrelierte der BDI
II im Bereich zwischcn r = .8zl und r =.93 (Beck et
al., 1996; Dozois, Dobson & Ahnberg. 1998), da
bei lagen die durchschnittlichen BDI ll-Werte um
2-3 Punktc hölicr als die BDI-Werte. Höhere BDI
In Tabelle 2 sind bisherige Ergcbr.rissc zur internen
Konsistenz (Cronbacli's cr) des BDI lI aufgelistet. In
Il-Summenrverte von einem bis clrei Punkten irn
Vergleich zur früheren Version fanden auch ande
re Autoren (2.8. Steer, Ball, Ranicri & Bcck.
Reliabilität
Tabcllc 2: Ersebnissc 7ur intcrncn Konsistcnz des BDI II aus intemationalen Studlen
Stichprobe
Studie
Psychiatrische Stichproben
5(X) ambulantc Patienten
Beck el al. ( 19961
Beck. Stecr ct al. ( I996)
Steer el al. ( l99E)
Stccr ct al. ( 1999)
Steer et al. (2000)
Arnau et al. (2001)
Krcfctz et al. (2002)
Kumar et al. (2002)
Kretetz et al. (2003)
140
ambula te Patienten
ambulante Patienten
210 ambulante Patienten
I 30 station:irc Gcriat|iepatienten
340 ambulante Patierten
100 stationärcjLrgcndliche Patienten (12 l7 Jahfe)
100 stalionäre jLrgendliche Palienten ( l2- l7 lahre)
200jngcndlichc Paticntcn (13 l7 Jahre)
E:10
Nichtpsychiatrischc Stichproben
Osman ct al- ( 1997)
Steer & Clark ( 1997)
DoTios ct al. ( 1999)
Whisman et al. (2000)
Leigh&Anthorry-Tolbcrt
(2(X) I )
Grothe ct al. (2005)
Nichtenglischsprachige Stichproben
Al-Musawi (2(X) I )
Coellro et.rl. (2002)
Kojima ct al. (2(X)2)
Bonilla et al. (200.1)
Ghassemzadeh et al. (2005)
t0
230 Stlrdenten
160 Studenten
1022 Studenten
576 Stlldcntcn
36 taube Studenten
220 medizinischc Ambulanzpatienten
200 arabische Stlrdenten
775 portugiesische Erwachsene
766 japaniscl're Er!vachsene
spanischc Studenten
125 iranische Studenlen
l5l
Cronbuch's
cr
Tabelle 3: Intcrnationale Studien zu Konelatioien des BDI II mit andcrcn Skalerr
Deprcssionsskalen
Beck et al. (1996)
Krcfctz ct al. (2002)
Arnau et al. (2001)
Osman et al. (1997)
Bonilla et al. (2004)
Kojima et al. (2002)
Steer et al. (1997)
Storch et al. (2004)
Di Bendefto et al. (2005)
Stichprobe
lnstrument
Korrelation
Patienten
HRSD
BHS
RADS
SF 20 MH
.71
DASS D
MASQ-D
.1'7
CES D
CES-D
.69
.69
.89
.76
Patienten
Patienten
Be
vijlkerung
Studenten
Bevölkemng
Studenlen
Patientcn mit Koronarsyndronen
SCL 90 D
STAI-D
CD VAS
.68
.8'7
.65
.11
.81
Angstskalcn
Beck et al. (1996)
Patienten
HARS
BAI
Steer et al. (1998)
Steer & Clafk (1997)
Osman et al. (1997)
AI Musarvi
(200J )
Srorch ct al. (200,1)
Sonstige Skalen
Beck et al. ( 1996)
Bonilla et al. (2004)
Patienten
Studentcn
BAI
BAI
DASS.A
MASQ A
.47
.60
.59
.56
BAI
.41
.56
StLldeote
STAI
.3'1
Studenten
STAI A
.69
Patienlen
SSI
Studl:ntcn
DAS
.37
.40
.52
IBT
. .11
Anmerkungen. BHS = Beck-Hoffnungslosigkeit Skah. HRSD = Hamihon RatinS Scale for Depression. RADS = Re).olds Adolescent Depression
Scale. SF 20 MH = Sboft Forln General Health Su.vey. Srbskala psychische Gesundheit. DASS-D = Depressio. An,{iel} Slress Scale. Subskaln
Depression. MASQ D = Mood and Anxiety Symptom Queslionnaire. SLrbskala Depression. CES-D = Center tor Epidcmiological Srudies Depressjon Scale. SCL 90 D = Sympk)m Checklist 90 lt. Subskala Deprc\sion. STAI = Strit'Tfait-Anxiety Invenrory . D = Subskala Depression.
A = Srbskala Angsl. CD VAS = Cardiac Depfession Visual Analogue Scale. HRSA = Hamilton Ratin.p Sc.rle for Anxiety. BAI = Bcck Anxiety In!entor\'. DASS A = Depr€ssion ADxiety Stress Scale. SLrbskala Angst. MASQ A = Mood and Anxiety Symptom Questionnairc. Srbskaltr Angsr.
S'fAI = Stail Trait Anxicty Inventory. SSI = Skala liir Selbstrnordidee.. DAS = Dlsfunctional Attitude Scale. IB I'= Inational Bclicf Irventory
(Litemtu.quellen zu dcD eiDzelnen Instrumenten sind in den jeweiligen PlrblikarioDen aul-{efiibfi)
li d i t (it
1999). Dies korrespondiert auch mit einer vorgeschlagenen Erhöhung der Schwellenwerte zur Ein
F akt o r i e I I e
schätzung der Depressionsschwere (vgl. Kapitel
Einen Uberblick internationaler Studien zur fäktor iellen Validität des BDI II gibt Tabelle 4. ln der Un,
tersuchung von Beck et al. (1996) Iegten Scree-Tests
aus explorativen Faktorenanalysen sowohl für die
Patientenstichprobe als auch für' die Studentenstich
probe die Extraktion zweier Faktoren nahe. Nach
parallel durchgeführten Hauptachsenanalysen mit
anschließender obliquer (Plomax-) Rotation resul
tierte für die Patientenstichprobe ein Faktor, den die
Autoren als,,somatisch-affektiven" Faktor bezeichneten, auf einem zweiten Faktor luden v.a. kognitive ltems des BDI II, er rvurde demnach als,,kog
nitiver" Faktor bezeichnet. Die beiden obliquen
Faktoren korrelierten miteinander zu r = .66. In der
Studentenstichprobe repräsentiefie dagegen der
erste Faktor die ,,kognitiv-afl'ektive", der zweite
Faktor die ,.somatische" Dimension. Hier betrug die
Korrelation der beiden Faktoren r = .62. Beck et al.
(1996) führen dazu an, dass das BDI ll zrvei hoch
2).
In Tabelle 3 sind Studien zum Zusammenhang des
BDI lI mit anderen Selbst und Fremdbeurteilungsskalen aufgeführt. Wie daraus hervorgeht, korreliert
das Verfähren mit anderen Depressionsskalen zwi,
schen r = .68 bis r = .89, etwas geringer mit selbstund fremdbeurteilter Angst/Angstlichkeit (.37 s r
< .60) sowie im ähnlichen Bereich mit konstrukt
nahen kognitiven Skalen (.37 < r < .68). Die Differenzierungsfähigkeit bezüglich Depression und
Angst anhand des BDI II ist eingeschränkt und abhängig von der Methode: fremdbeurteilte Angst anhand der HRSA korreliert niedriger mit dem BDI II
als selbstbeufteilte Angst anhand des BAI (vgl. Tabelle 3). Bislang fehlen Studien, die Zusammenhän
ge zwischen BDI II und konstruktfernen Verfahren
(2.8. symptomfcrne Persönlichkeitstraits) erfassen.
V(r
lt
Tabelle 4: lnlernationale Studicn zur fakroriellen \raiidität des BDI II
Anzahl
Stichprobe
Benennung
Faktoren
Psychiatrische Stichproben
Beck et al. (1996)
Stccr. Kurnal et al. (1998)
Steer et al. ( 1999)
Steer ct al. (2000)
Amau et al. (2001)
Bedi ct al. (2{X)l)
Buckley et al. (2001)
Viljoen ct al. (2003)
500 amblllante Patienten
2 l0 ambulante jugendlichc Patienten
210 anbulantc Pat'enten
I 30 stationäle Geriatf iepatientcn
340 anbulanlc Paticnten
390 weibliche SlLrdenten
,1 l6 drogenabhängige münnliche Patienten
I 27 ambulanle Patienten
2
2
2
2
2
l
kognitiv.
kognitiv.
kognitiv.
kognitiv,
kognitiv,
kognitiv,
sonulisch-aflektiv
somatisch affektiv
somatisch allekti!
sometisch aftcktiv
somatisch affekliv
somatisch-attckliv
ko-qnitiv- somatisch,
allekli!
')
kogniliv, somatisch-atlcktiv
)
koltnitiv affekliv. sonatisch
3
regative Sclbstcinstcllung.
Leistungsbeeinträchligung.
Nichtpsychiatrische Stichproben
Beck et al. (1996)
Osman ct al. (1997)
120 Studcntcn
230 Studenten
somatlsch
Steer
& Clafk et al. ( 1997)
Dozios ct al. ( 1999)
Whisman et al. (2000)
Perley ct al. (2003)
Sbrch et a]. (2004)
Grothe et al. (2005)
Carmociy et al. (2005)
160 Studcntcn
2
I022 Studenlen
2
576 Studenten
Hämodialysepalienten
414 Studenten
220 mcdizinische Ambulanzpatienten
502 Studenten
2
2
2
2
3
kognitiv aflektiv. sonltisch
kognitiv-atltktiv. somatisch
kognitiv aflektiv. sonalisch
kogoitiv. somatisch atliktiv
kogritiv affektiv, sonalisch
kognitiv, somatisch
ncgativc Selbsteinstellung.
LeisrLrngsbeeintrilchti gun g.
somatisch
Nichtenglischsprachige Stichprobcn
Al Musawi
et al. (2001)
Kojima ct al. (2002)
Bonilla et al. (200,1)
200 ambische Studentcn
kognitiv affektiv, Gefiihls
766 japanische Erwachscnc
stijrung. somalisch
kognitiv. somatisch aftektiv
Solnatisch, Trau gkeit,
351 spanischc Studenten
geringcs Sclbstwcrtgctüh1.
negative Gedanken
konelierende Faktoren repräsentiert und es daher
möglich ist, dass einzelne affektive Items (wie
,,Traurigkeit" oder ,,Weinen") in Abhängigkeit von
der untersuchten Stichprobe einmal auf dem einen,
ker' & Heggie, 2001 ; Al-Musarvi, 2001; Bonilla,
Bernal, Santos & Santos, 200.1). Zusammenfassend
legen die Betunde zur faktoriellen Validität des BDI
II nahe, dass dessen Struktur durch zrvei hoch kor-
ein anderes Mal auf dem andelen Fäktor substanzieller laden.
relierte Faktoren gut beschreibbar ist, dulch die sich
die kognitiven und somatischen ltems zufrieden
stellend trennen lassen. Je nach Stichprobe laden be-
Die von anderen Autoren durchgeführten Faktorenanalysen (vgl. Tabelle 4) replizierten die Befunde
stimmte affektive ltems eher mit den kognitiven
oder den somatischen Items.
von Beck et al. (1996) relativ klar. Für psychiatrische Stichproben ergibt sich einheitlich ein ,,kog-
nitiver" und ein ,.somatisch-affektiver" Faktor, fü[
Studentenstichproben ein,,kognitiv-affektiver" und
ein ,,somatischer" Faktor. Dagegen fanden Studien,
die mit nichtklinischen. nichtstudentischen Stichproben arbeiteten, eine ähnliche Aut.splittung rvie
Beck et al. ( 1996) in der psychiatrischen Stichprobe,
nämlich einen,,kognitiven" und einen,,somatischaffektiven" Faktor (Kojima, Furukarva, Takahashi et
al., 2002; Penley, Wiebe & Nrvosu, 2003: Grothe.
Dutton, Jores et al., 2005). Einige wenige Studien
präferierten Drei- bzrv. Vier-Faktoren-Lösungen
(Osman, Downs, Barrios et al.. 1991 Buckley, Par-
t2
D iag no
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krimi nationsJiihi
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In der Untersuchung von Beck et al. (1996) hatten
psychiatrische Patienten hochsignifikant höhere
BDI II Werte als Studenten (M = 22.5 (SD I 2.8) vs.
M = 12.6 (SD 9.9). (618) = Z.q, p < .001). Andere
Untersuchungen zeigten, dass das BDI II zwischen
depressiven und Patienten mit anderen psychiatri
schen Störungen (Amau, Meagher, Norris & Bramson, 2001; Kumar, Steer, Teitelman & Villacis,
2002; Krefetz, Steer, Gulab & Beck. 2002), zvi
schen depressiven und nichtdepressiven Personen
(Di Benedetto, Lindner, Hare & Kent, 2005) und
zwischen verschiedenen Schweregraden einer Depression (Steer, Brown, Beck & Sanderson, 2001;
Ball & Steer. 2003) trennt.
Ände run
g s s e ns
it i v itiit
Hiroe, Kojima, Mamamoto et al. (2005) berichten
über eine gute Anderungssensitivität rles BDI II.
Demnach entsprach eine 5-Punkte Differenz einer
minimal relevanten klinischen Veränderung, t0-19
Punkte einer moderaten und 20 und mehr Punkte einer großen Veränderung. Weitere Untersuchungen
zur Anderungssensitivität des BDI II stehen noch
widersprüchlich sind die Befunde zu Geschlechtsunterschieden. Während eine Reihe von Studien
höhere BDI II-Werte bei Frauen fanden (Beck et al.,
1996; Osman et al., 1997; Steer, Ball, Ranieri &
Beck, 1997; Steer, Kumar, Ranieri & Beck, 1998;
Steer et al., 1999, Arnau et al., 2001; Kumar et al.,
2002; Kojima et a|.,2002). konnten andere Auroren
dies nicht bestätigen (Steer & Clark, 1997; Dozios et
al.. 1998: Steer er al.. 2001: Krefetz et el.. 2002;
Hunt, Auriemma & Cashaw, 2003).
Zusammenfassung
aus.
Zusammenhänge mit
soziodemographischen Merkmalen
In der Mehrzahl der Arbeiten wurde kein Zusam
menhang zrvischen BDI II und Alter identifiziert,
Zusammenfassend kann festgehalten rverden, dass
die bislang durchgeführten internationalen Studien
dem BDI Ii gute Reliabilitäts- und Validirätskenn
werte bescheinigen. Befunde zu den psychometrischen Gütekriterien der deutschsprachigen Version
des BDI II werden in Kapitel 3 berichtet.
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