Datenbank - HG13-bkal

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Einführung Datenbanksystem
6 Informationswirtschaft mit Hilfe eines Datenbanksystems
6.1 Informationen konventionell verwalten und auswerten
Einführungsfall
Peter arbeitet in der Einkaufsabteilung der Firma Baum + Partner. B+P ist ein Holzgroßhandel, der mit Paneelen und Täfelbretter einschließlich Zubehör handelt.
Peter wird vom Abteilungsleiter in die Arbeiten der Einkaufsabteilung eingeführt: „Der Beschaffungsmarkt ist
recht unübersichtlich. Eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Furnier- und Holzwerke bieten diese Artikel an. Die
Nachfrage nach Paneelen und Profilbrettern ist stark modischen Schwankungen unterworfen. Deshalb steht die
Firma Baum und Partner in einem ständigen Dilemma. Auf der einen Seite muss sie stets lieferfähig sein. Das
setzt entsprechend hohe Lagerbestände voraus. Auf der anderen Seite verlieren die Artikel aufgrund von modischen Verschiebungen an Marktwert und sind kaum noch absetzbar. Wir führen Paneele in unterschiedlichsten
Ausführungen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Profil, Länge, Breite und Dekor. Die Längen und Breiten
werden bei uns übrigens in Millimeter angegeben.“
Ausschnitt aus der Artikelliste
Artikelnummer
Artikelbe-zeichnung
Dekornummer
Dekor
Profilnummer
Profil
Länge
Breite
2511
2616
2716
2819
2521
2529
3220
3312
3415
3541
Echtholz-Paneele
Echtholz-Paneele
Echtholz-Paneele
Echtholz-Paneele
Echtholz-Paneele
Echtholz-Paneele
Deko-Paneele
Deko-Paneele
Deko-Paneele
Deko-Paneele
1
1
2
3
1
3
1
2
4
3
Eiche
Eiche
Esche
Birke
Eiche
Birke
Eiche
Esche
Fichte
Birke
2
2
3
1
1
2
2
3
3
1
Rund
Rund
Stab
Glatt
Glatt
Rund
Rund
Stab
Rund
Glatt
2600
2600
2600
2600
2200
2200
3000
3000
3500
4100
200
250
250
200
200
200
200
200
200
220
Listenverkaufspreis
pro m2
58,00
61,00
58,50
56,50
48,00
47,00
35,00
37,00
36,50
38,50
Der Abteilungsleiter erklärt weiter, dass man bislang noch keine systematische Lagerverwaltung eingerichtet
habe. Das solle jetzt anders werden. Auf den Artikelkarten sollten Spalten eingerichtet sein für Anfangsbestand,
Zugang, Abgang und Istbestand. Ferner sollte der Meldebestand eingetragen werden können. Peter fragt:
„Meldebestand, was ist das“? Der Abteilungsleiter erläutert:“Erreicht oder unterschreitet der Istbestand den
Meldebestand, dann muss möglicherweise die Nachbestellung eingeleitet werden“.
Um Bestellungen vornehmen zu können, muss zum einen bekannt sein, welche Artikel nachzubestellen sind. Zum anderen muss man wissen, wer die Ware zu welchem Preis liefert. Vereinfachend wird
angenommen, dass alle Lieferanten 2 % Skonto gewähren. Sie räumen jedoch unterschiedlich hohe
Rabattsätze ein. Die Lieferzeiten seien bei allen Lieferanten gleich.
Die Lieferanten von B+P sind
Liefnr
122
133
144
155
166
177
Lieferant
Holzwerk Wilanowski
Funierwerk Steinkaup KG
Ritter Import GmbH
Holz Wella KG
Kerner Funier
Keller Funier KG
Straße
Weserstr. 12 - 14
Industriestr. 12
Zitterweg 23 - 25
Bayernstr. 12
Schwabenstr. 12
Friesenring 12
PLZ
32221
22222
48686
98888
77777
23232
Ort
Kassel
Dresden
Ahaus
Hof
Stuttgart
Emden
Rabatt-%
23
25
20
17
18
24
© Gregor Kuhlmann; Heinz-G. Borkens
Einführung Datenbank
113
Die nachstehende Aufstellung zeigt ausschnittsweise, zu welchen Preisen die verschiedenen Lieferanten liefern. Sie wird hier Artikel-Lieferer-Liste genannt.

5.
6.
7.
8.
Übungen
1. Aus welchen Gründen sind die Artikel
mit einer Artikelnummer versehen
worden?
2. Entwickeln Sie eine Artikelkarte!
3. Entwerfen Sie eine Liefererkarte!
4. In der Einkaufsabteilung diskutiert
man darüber, ob die Artikel-LiefererListe beibehalten werden soll oder ob
sie durch Karteikarten zu ersetzen ist.
a) Entwerfen Sie eine entsprechende
Karteikarte.
b) Die Daten in der Artikel-LiefererListe werden dazu benötigt, rasch den
günstigsten Lieferer für einen
bestimmten Artikel herauszufinden.
Entsprechend müssen Änderungen in den Angebotspreisen rasch eingetragen werden können.
Prüfen Sie, ob für diese Tätigkeiten Karteikarten oder Listen besser sind.
Welche Bedeutung hat die Bestellnummer für B+P und für den Lieferanten?
Warum führt B+P eigene Artikelnummern und übernimmt nicht die Bestellnummern als Artikelnummern?
Bei Daten unterscheidet man Ordnungsdaten und Rechendaten. Welche der obigen Daten sind
Ordnungsdaten?
Peter soll all die Artikel heraussuchen, bei denen der Istbestand geringer ist als das 1,5fache des
Meldebestandes. Ferner soll er ermitteln, bei welchen Lieferanten am günstigsten eingekauft werden kann. Führen Sie den Arbeitsauftrag durch! Beschreiben Sie Ihre Vorgehensweise! Angaben
zu den Ist- und Meldebeständen:
Artikelnummer
2511
2616
2716
2819
2521
2529
3220
3312
3415
3541
Istbestand
1200
1500
1000
1800
800
1900
2300
2000
1500
2400
© Gregor Kuhlmann; Heinz-G. Borkens
Meldebestand
1400
1100
1100
1700
500
1500
2500
1700
1000
2000
114
6.2
Einführung Datenbanksystem
Struktur einer Datenbank
6.2.1 Begriffliche Einordnung
Datenbank
Ein Datenbankprogramm wird zur
 Verwaltung und
 Auswertung
von Daten in einer Datenbank verwendet. Eine Datenbank ist eine Sammlung von Daten, die logisch
zusammengehören. Die Daten sind in Sätzen zusammengefasst. Die Sätze ergeben eine Tabelle. Die
Tabellen stellen in ihrer Gesamtheit die Datenbank dar.
Beispiel:
Die im ersten Kapitel aufgeführte Artikelliste lässt sich als Tabelle einer Datenbank darstellen.
Tabelle Artikel
Artikelbezeichnung
EchtholzPaneele
EchtholzPaneele
Dekornummer
1
Dekor
Profilnummer
Profil
Länge
Breite
Eiche
2
Rund
2600
200
Listenverkaufspreis pro m2
58,00
1
Eiche
2
Rund
2600
250
61,00
Entität
In einer Tabelle wird eine Entität abgebildet. Unter Entität versteht man etwas, was in der Wirklichkeit oder in der Welt der Vorstellung existiert. Die Gesamtheit der Artikel der Firma B+P stellt somit
eine Entität dar. Aber auch die Gesamtheit der Grundstücksverträge kann als Entität betrachtet werden.
Attribut
Eine Entität wird durch ihre Eigenschaften, Attribute, beschrieben. Bei der Entität Artikel sind es die
Attribute Artikelbezeichnung, Dekor, Profil, usw. Welche Attribute eine Entität kennzeichnen, hängt
vom Verarbeitungszweck ab. Über eine junge Person beispielsweise werden in der Datenbank einer
Schule andere Daten erfasst als in der eines Krankenhauses. Die Attribute werden in den Spalten der
Tabelle dargestellt. In jeder Spalte gibt es zu einer Eigenschaft stets nur eine Angabe. Auch enthält
eine Tabelle nie mehrere Spalten mit denselben Attributen.
Tupel
Die Gegenstände bzw. Objekte, die aufgrund ihrer Eigenschaften zu einer Entität gehören, werden
Tupel genannt. Ein Artikel ist somit im Sinne der Fachsprache ein Tupel. Tupel werden in den Zeilen
der Tabelle dargestellt. Die Angaben zu einem Tupel stellen einen Datensatz dar, der spaltengerecht
in einer Tabellenzeile eingetragen wird.
Entität Artikel
© Gregor Kuhlmann; Heinz-G. Borkens
Einführung Datenbank
115
Schlüsselattribute
In einer Tabelle dürfen nicht mehrere identische Zeilen (Tupel) enthalten sein. Treten zwei oder mehrere gleichlautende Zeilen auf, kann man nicht mehr von einem Tabelleneintrag eindeutig auf ein
bestimmtes Objekt schließen. Folgendes Beispiel mag das verdeutlichen.
Beispiel:
In der Schülertabelle einer Schuldatenbank werden Name, Vorname, Geburtsdatum und die Noten gespeichert.
Nun kann es vorkommen, dass zwei Schüler einer Schule denselben Namen und dasselbe Geburtsdatum haben.
Bei der Zeugnisschreibung tritt nun das Problem auf, wie die Noten den namensgleichen Personen zuzuordnen
sind.
Um identische Zeilen zu vermeiden, wird die Tabelle um ein Attribut erweitert, das für eindeutige
Unterscheidbarkeit sorgt. Im Fall der Artikeltabelle ist es das Attribut Artikelnummer. Jeder Artikel
hat eine andere Artikelnummer. Dadurch wird eine eindeutige Unterscheidbarkeit erzielt, auch wenn
die übrigen Attribute gleichlautend sind. Das zeigt die nachstehende verkürzte Artikeltabelle.
Artikelnummer
2511
2616
Artikelbezeichnung
Echtholz-Paneele
Echtholz-Paneele
Dekornummer
1
1
Dekor
Eiche
Eiche
Profilnummer
2
2
Profil
Rund
Rund
Das Attribut, das die eindeutige Unterscheidbarkeit garantiert, bezeichnet man als Schlüsselattribut.
Im Falle der Artikeltabelle ist die Artikelnummer das Schlüsselattribut. Der Schlüssel ermöglicht den
korrekten Zugriff auf einen bestimmten Datensatz.
6.2.2 Schlüsselarten
In einer Datenbank werden mehrere Arten von Schlüsseln unterschieden. Den Schlüssel, der ein Tupel
eindeutig kennzeichnet, bezeichnet man als Primärschlüssel.
Beispiel:
Die Artikelnummer in der Tabelle Artikel ist ein Primärschlüssel. Er ist genau einem Artikel zugeordnet.
Entsprechend stellt auch die Lieferantennummer einen Primärschlüssel dar.
In der oben angeführten Artikel-Lieferer-Liste, die im Grunde eine Datenbank-Tabelle darstellt, werden zwei Schlüssel benötigt, um zu verdeutlichen, welcher Lieferer welchen Artikel zu einem bestimmten Preis anbietet. Es sind dies die Lieferantennummer und Artikelnummer. Die Kombination
aus zwei Schlüsseln stellt die Unterscheidbarkeit der Tupel sicher. Einen solchen Schlüssel bezeichnet man als Kombinationsschlüssel.
Tabelle Artikel-Lieferer
Liefnr
122
122
122
122
Artnr
2511
2616
2716
2819
Bestell-Nr
52411
52413
52547
52647
AngDatum
16.02.95
14.02.95
13.02.95
14.01.95
AngPreis
43,50
49,00
48,50
47,50
Die Lieferantennummer und Artikelnummer kennzeichnen aber auch eine Beziehung. Über die Artikelnummer wird die Beziehung zur Artikeltabelle, über die Lieferantennummer die zur Lieferantentabelle hergestellt. Die Schlüssel, die die Beziehungen zwischen den Tabellen herstellen, nennt man
auch Beziehungs- oder Referenzschlüssel. Auch ist der Begriff Sekundärschlüssel gebräuchlich.
© Gregor Kuhlmann; Heinz-G. Borkens
116
Einführung Datenbanksystem
Um Schlüsselattribute im Schriftbild kenntlich zu machen, werden Primärschlüssel unterstrichen,
Referenzschlüssel unterstrichelt. Aus drucktechnischen Gründen wird in diesem Buch der Referenzschlüssel kursiv geschrieben.
Wie die nachstehende Abbildung verdeutlicht, werden die Beziehungen zwischen den verschiedenen
Tabellen durch Schlüssel hergestellt. Daher bezeichnet man diesen Datenbanktyp relationale Datenbank. Der Begriff relational kommt vom Substantiv Relation, das die gleiche Bedeutung hat wie das
Wort Beziehung.
Tabelle Artikel
Artikel- Artikelbe- Dekornummer
nummer zeichnung
2511
Echtholz- 1
Paneele
2616
Echtholz- 1
Paneele
Dekor Profilnummer
Eiche 2
Profil Länge Breite Listenverkaufspreis
Rund 2600 200
58,00
Eiche 2
Rund 2600
250
61,00
Tabelle Artikel-Lieferer
Liefnr
122
122
Artnr
2511
2616
Bestell-Nr
52411
52413
AngDatum
16.02.95
14.02.95
AngPreis
43,50
49,00
Liefnr
122
133
Lieferant
Holzwerk Wilanowski
Funierwerk Steinkaup KG
6.2.3
Sichten eines Datenbankprogramms
Tabelle Lieferant
Straße
Weserstr. 12 - 14
Industriestr. 12
PLZ
32221
22222
Ort
Kassel
Dresden
Rabatt-%
23
25
Ein Datenbankprogramm ist ein sehr komplexes Programmpaket. Wie es intern die Daten speichert
und die Zugriffe regelt, ist für den Benutzer und Entwickler eines Datenbanksystems nicht wichtig.
Das ist Aufgabe der Programmierer, deren Ziel es ist, ein möglichst schnelles und fehlerfrei arbeitendes Datenbankprogramm zu programmieren.
Für den Entwickler einer Datenbankanwendung ist es bedeutsam, welcher Typ von Datenbankprogramm eingesetzt werden soll. Neben dem relationalen System gibt es noch weitere, die aber im
kaufmännisch-verwaltenden Bereich keine große Bedeutung haben. Soll die Datenbankanwendung
auf einem relationalen System verwirklicht werden, so muss der Entwickler bei seiner konzeptionellen Arbeit die oben dargelegten Grundsätze berücksichtigen. Er muss den Tabellenaufbau festlegen
und die Beziehungen zwischen den Tabellen definieren.
Der Benutzer formuliert seine Informationswünsche in einem Datenbankabfragebefehl. Wie seine
Anweisung in maschineninterne Befehle umgesetzt und die Suchvorgänge gesteuert werden, braucht
er nicht zu wissen. Für Umsetzung und Ausführung ist das Programmsystem zuständig. Der Nutzer
muss aber wohl den Tabellenaufbau und die Tabellenverknüpfung kennen, um die Abfragen sachgerecht gestalten zu können.
Entsprechend der unterschiedlichen Sicht, die Datenbankprogrammierer, Entwickler von Datenbankanwendungen und Datenbanknutzer gegenüber einem Datenbankprogramm einnehmen, unterteilt man
ein Datenbankprogramm in drei Ebenen:
 interne Sicht,
 konzeptionelle Sicht und
 externe Sicht.
© Gregor Kuhlmann; Heinz-G. Borkens
Einführung Datenbank
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Den Benutzer interessiert vor allem die externe Sicht. Von diesem Programmteil erwartet er, das es
ihm auf einfache Weise Zugriff auf die in der Datenbank gespeicherten Daten ermöglicht.
6.2.4 Aufgaben
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Was versteht man unter einer Entität
Was ist ein Tupel, was ein Attribut?
Warum werden Datensätze um einen Schlüssel erweitert?
Nennen Sie die Elemente einer Datenbank.
Welche Attribute kennzeichnen gemäß der obigen Lieferantenliste einen Lieferanten?
Durch welche Attribute wird die Entität Schüler in einer Schuldatenbank gekennzeichnet?
Welche Attribute beschreiben ein Fachbuch?
Auf welche Weise werden in einer relationalen Datenbank die Beziehungen zwischen den Tabellen hergestellt?
© Gregor Kuhlmann; Heinz-G. Borkens
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