SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet Liebe Kolleginnen und Kollegen, Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung über ein Interview „SWR2 Tagesgespräch“, das heute, 21.10.2008, Telefon Telefax 07221/929-3981 07221/929-2050 Internet www.swr2.de PRESSE Information Matthias Machnig (SPD), Staatssekretär im Bundesumweltministerium im Gespräch mit Claus Heinrich dem Südwestrundfunk gab. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Datum: 07.04.2017 Umweltstaatssekretär Machnig: EU wird sich beim Klimaschutz einigen Baden-Baden: Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Matthias Machnig, zeigte sich im Südwestrundfunk (SWR) optimistisch, dass sich die Umweltminister der EU bis Dezember auf eine gemeinsame Klimapolitik verständigen werden. Machnig zeigte Verständnis für den Wunsch der osteuropäischen Länder mehr CO2-Verschutzungsrechte zu bekommen. Die entwickelten Staaten im Westen müssten hier aus ökonomischen Gründen Solidarität leisten. Europa sei als Vorreiter in der Pflicht bis zur Kyoto-Nachfolgekonferenz 2009 in Kopenhagen eine Einigung zu erzielen. Wortlaut des Live-Gesprächs: Claus Heinrich: Die Umweltminister der Europäischen Union verhandeln seit gestern über den Klimaschutz. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel befürchtet, dass diejenigen, die sowieso noch nie bereit waren, die Belastung der Umwelt durch die Industrie und den Verkehr zu verringern, nun die Finanzkrise als Ausrede nutzen, um die Klimaziele der EU aufzuweichen. Hat sich diese Befürchtung bei den Verhandlungen schon bestätigt? Matthias Machnig: Also, es war nicht zu erwarten, dass es gestern und heute zu einer Verständigung der Sache kommt. Aber alle haben betont, dass sie die Notwendigkeit sehen, dass im Dezember abschließend entschieden wird. Ich will auch sagen warum. Es geht hier um die Glaubwürdigkeit europäischer Politik. Im Dezember 2009 ist die Internationale Klimakonferenz in Kopenhagen. Dort soll über ein Post-Kyoto-Abkommen verhandelt werden. Europa hat eine Führungsrolle übernommen – auch mit seinen Vorschlägen von 2007. Auch Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) aus diesem Grund müssen wir zur Entscheidung im Dezember kommen. Ich sehe nach wie vor die Chance dafür. Claus Heinrich: Italien und Polen sind ja auf der Bremse. Die Osteuropäer wollen eine Art Soldaritätszuschlag, damit die heimische Industrie nicht so sehr vom Handel mit den Verschmutzungszertifikaten belastet wird. Wie weit ist Deutschland bzw. wie weit sind die westlichen Länder bereit, da entgegen zu kommen? Matthias Machnig: Ja, das ist zunächst mal auch ein Vorschlag der Kommission. Die Kommission hat da vorgeschlagen, dass zehn Prozent der Zertifikate herausgenommen, umverteilt werden und insbesondere in osteuropäischen Ländern zur Verfügung gestellt wird. Ich glaube, am Ende wird man so etwas machen müssen. Die wirtschaftichen Bedingungen der neuen Mitgliedstaaten der EU, also in Osteuropa, und im Westen sind unterschiedlich. Wir brauchen dort auch einen Solidaritätsmechanismus. Im übrigen fußt das gesamte Emissionshandelssystem und die Minderungsziele auf einem Solidaritätsmechanismus. Deutschland als ein entwickeltes Land als andere übernimmt höhere CO2Minderungsverpflichtungen als andere. Das ist das Grundprinzip und ich glaube, das Grundprinzip ist richtig. Und wir werden uns auf der Grundlage auch verständigen. Claus Heinrich: Sonderwünsche haben ja alle, auch die Deutschen beispielsweise. Die Bundesregierung, insbesondere die SPD, setzt ja weiter auf den Bau weiterer Kohlekraftwerke und großzügige Sonderregelungen ausgerechnet für die energieintensiven Betriebe. Ist das nicht schizophren? Matthias Machnig: Nein, es gibt ja zwei unterschiedliche Dinge. Zunächst mal sind wir dafür, dass hundert Prozent der CO2-Zertifikate im Energiesektor auktioniert werden. Wir brauchen zusätzlich Kohlekraftwerke - das ist überhaupt nicht strittig, das ist notwendig, weil wir einen Anteil von Erneuerbaren im Jahre 2020 von 30 Prozent erreichen wollen. Und wir eine weitere Steigerung ohne Energieeffizienz erreichen, verbleibt immer noch ein gewisses Delta und dazu brauchen wir sehr effiziente Kohlekraftwerke, die alte Ineffiziente ersetzen sollen. Beim Thema Industrie haben wir eine andere Situation. Natürlich gibt es Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb sich befinden und besonders energieintesiv sind. Und wir können kein Interesse daran haben, dass das was die Kommission das Abwandern von Industrien nennt, stattfindet. Und deswegen glauben wir, dass die und zwar nur diejenigen Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb sind und energieintensiv sind, bei der Auktionierung keine hundert Prozent, sondern deutlich niedrigere oder sogar eine Herausnahme aus der Auktionierung stattfinden soll. Darüber reden wir. Dieser Vorschlag wird auch von einer Reihe von Ländern geteilt, aber wir sind noch nicht durch mit dem Thema. Claus Henrich: Eigentlich ist die Finanzkrise ja ein ganz gutes Bild, um die globalen ökologischen Zusammenhänge zu verstehen. Ein komplexes System Menschheit nimmt bei der Natur faule Kredite auf, jahrzehntelang in Form übermäßiger CO2-Belastung und jetzt ist sie nicht bereit, die fälligen Zinsen zu zahlen, etwa in Form alternativer Energiegewinnung. Es wäre, wie beim Bankensystem, Sache der Politik, die Spielregeln auch bei der globalen Ökologie zu organisieren, damit es nicht zum Kollaps kommt. Schafft die internationale Politik das? Matthias Machnig: Ich glaube, alle sind sich ihrer Verantwortung bewusst, alle wissen, nicht handeln jetzt hat enorme ökonomische Konsequenzen, wir werden fünf bis 20 Prozent, so hat es Stern das einmal berechnet, des globalen Brutto-Inlandsproduktes verlieren können, wenn wir jetzt nicht handeln. Und deswegen ist es, glaube ich, notwendig, jetzt zu handeln. Und das hat auch Chancen, weil Greentech ist ein Wachstumsmarkt. Gerade jetzt, wo die virtuelle Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Ökonomie vorbei ist, bieten Klima, Gebäudesanierung und ähnliche Maßnahmen erhebliche Chancen auch für Beschäftigung, für neue Produkte und für neue Märkte und deswegen sollten wir diese real-ökonomische Entwicklung auch unterstützen. Wir haben einmal errechnet, dass das Klima- und Energiepaket der Bundesregierung, das wir verabschiedet haben, bringt bis zum Jahre 2020 400 Milliarden an zusätzlichen Investitionen und 500-tausend Jobs. Das zeigt, Klimapolitik ist nicht nur Umweltpolitik, sondern auch eine vernünftige Wirtschaftspolitik. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)