politische_lyrik

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

Zum Inhaltsverzeichnis

Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

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Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 2

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

Zum Inhaltsverzeichnis

Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 3

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
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 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
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kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

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Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

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Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

Zum Inhaltsverzeichnis


Slide 5

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 6

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

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Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
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Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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 dass...

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

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Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

Zum Inhaltsverzeichnis


Slide 8

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 9

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Lyrik nach 1945

Umwelt

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1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
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Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

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Interpretation ...

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Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

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Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

Zum Inhaltsverzeichnis


Slide 11

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 12

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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 dass...

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
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Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

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Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

Zum Inhaltsverzeichnis

Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

Zum Inhaltsverzeichnis


Slide 14

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

Zum Inhaltsverzeichnis

Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
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 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 15

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
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Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

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Liedermacher
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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


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kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
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SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

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Interpretation ...

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Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

Zum Inhaltsverzeichnis

Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 17

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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Zum Inhaltsverzeichnis

POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

Zum Inhaltsverzeichnis

Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
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 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

Zum Inhaltsverzeichnis

Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 18

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

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Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
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 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

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Lyrik nach 1945

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1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

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weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
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Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

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1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


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kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
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Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

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Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

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Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
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Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 20

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

Zum Inhaltsverzeichnis

1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

Zum Inhaltsverzeichnis

Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
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 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 21

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

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Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
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Lyrik nach 1945

Umwelt

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* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
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Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

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Slide 22

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
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BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
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SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

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Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

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Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
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Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

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Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

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Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

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Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

Zum Inhaltsverzeichnis

Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 23

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

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„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
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Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

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Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

Zum Inhaltsverzeichnis

Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
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 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

Zum Inhaltsverzeichnis

Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

Zum Inhaltsverzeichnis


Slide 24

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

Zurück

Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

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Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

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Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

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Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

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Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
Wir suchen passende Hyperlinks:
[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 25

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

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Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

Weiter

 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

Zurück

Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

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Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Zurück

Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

Zurück

weiter

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
[anklicken}

Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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[als WORD Dokument gestalten!]

1. Hyperlink:

2. Hyperlink:

Mein Kernsatz dazu :
[als WORD Dokument gestalten!]

 dass...

zum Arbeiterlied

Weiter

Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

Weiter

Zum Inhaltsverzeichnis

... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
Weiter

Zurück

1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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Slide 26

POLITISCHE LYRIK
Politische Dichtung Versuch einer Annäherung

von Peter Mittermüller

Inhalt*
Politische Dichtung – Versuch einer Definition
Zur Interpretation politischer Texte
Einüben ins Lesen politischer Lyrik
Zwei Gedichte im Vergleich



Heinrich Heine: „Die schlesischen Weber“
Clemens Brentano: „Der Spinnerin Lied“
Die soziale Situation der Weber um 1850
Melancholische Harmonisierung

Die Zeit – Auch ein politisches Problem?


Exkurs: Arbeiterlieder

Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen Herrschaft


Gedichte über den „Führer“

Politische Lyrik nach 1945


Paul Celan: „Todesfuge“

Ein Gedicht zur Umwelt



Exkurs: Liedermacher
Jugendkultur und kritische Texte 1960 bis heute
* nach: Rainer, Gerald, Norbert Kern, Eva Rainer: Stichwort Literatur. Geschichte der
deutschsprachigen Literatur.- Linz: Veritas 2000

Politische Dichtung –
Versuch einer Definition


Bemühe dich, nachdem du die weiterführenden Erläuterungen studiert und
erarbeitet hast, die hier dargestellte Graphik zu verbalisieren! [hier klicken]

kritische Tendenz
BEWUSSTSEIN

affirmierende Tendenz
1. alle Texte, die politische Ideen, Vorgänge,
Aspekte oder soziale Stoffe und Probleme
thematisieren.
Weiter ...

SEIN

2. diejenigen Werke, die politisch – soziale
Verhältnisse beeinflussen, verändern wollen.
Weiter ...

Spiegel
(Umwelt) / (melancholische
Harmonisierung)

3. Zusatz - Definition

Vorwärts:

Interpretation ...

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Zur Interpretation politischer Texte
Bekannt:

Der Autor / Der Titel / Das Erscheinungsjahr ...

Gesucht:
a) in welchem historisch-politisch-sozialen Kontext steht der Text?
b) wie und mit welchen sprachlichen und poetischen Mitteln wird diese Realität
wiedergegeben?
c) was will der Autor bewirken (z.B. Einsichten, Handlungen ...)?
d) Welche Verbindung kann der Leser vom Text zu seiner eigenen politisch –
sozialen Realität und zu seinem sozialen Handeln ziehen?

ACHTUNG

!

Politische Dichtung nicht nur unter zeitlosen,
rein ästhetischen Gesichtspunkten betrachten !
[Ästhetik: Lehre von der Kunst und vom Schönen]

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Weiter: zum Einüben ins Lesen ...

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Einüben ins Lesen politischer
Lyrik
Volker von Törne: Amtliche Mitteilung

Bertolt Brecht: Vom Sprengen des Gartens

Die Suppe ist eingebrockt:
wir werden nicht hungern.

O Sprengen des Gartens, das Grün zu ermutigen!
Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und
Vergiss nicht das Strauchwerk, auch
Das beerenlose nicht, das ermattete
Geizige! Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch
Durst hat. Noch gieße nur
Den frischen Rasen oder den versengten nur:
Auch den nackten Boden erfrische du.

Wasser steht uns am Hals:
wir werden nicht dürsten.
Wir spielen mit dem Feuer:
wir werden nicht frieren.
Für uns ist gesorgt.

Günter Kunert: Über einige Davongekommene

Arnfried Astel: Vorsprung

Als der Mensch
unter den Trümmern
Seines
Bombardierten Hauses
Hervorgezogen wurde,
Schüttelte er sich
Und sagte:
Nie wieder.

Im Winter
fährt der Metzger
die Kuh im offenen Wagen
zum Schlachthaus.
Das macht nichts.
sagt er,
sie erkältet sich zwar,
doch bevor sie stirbt;
wird sie geschlachtet.

Jedenfalls nicht gleich.
Zurück

Zwei Gedichte im Vergleich

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Zurück
Situation der Weber

Zwei Gedichte im Vergleich
Aufgabe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal
ungeordnet aufschreiben

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein einen dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Zum Inhaltsverzeichnis

Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall;
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.

Heine

Themenvertiefung

Brentano

Ich sing und kann nicht weinen
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Da wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
Sooft der Mond mag scheinen,
Gedenk ich dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen!
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing und möchte weinen!

Melancholische Harmonisierung
Mittlerweile kannst du diese
Graphik bereits anwenden;
wenn nicht: zurück

Im Kontrast zu „Die schlesischen
Weber“ steht der volksliedhafte
Text „Der Spinnerin Lied“ von
Brentano, einem Dichter der

Bewusstsein
S
e
i
n
Deine Aufgaben:

Romantik.

O Untersuche Wort- und Bildwahl, vergleiche sie mit der in Heines Gedicht
O Wie zeigen sich Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft des lyrischen Ichs?
O In welcher Beziehung steht die Naturkulisse zu den Zwängen des sozialen
Standes bzw. zum Unglück des jungen Mädchens?
O Wo und wie findet das lyrische Ich Trost? Welche Bedeutung hat Gott?

Zurück: Vergleich ...

Weiter

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POLITISCHE LYRIK

(Tendenzlyrik)

Zeitgedichte des
19. und 20. Jahrhunderts

August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben
„Das Lied der Deutschen“ (1841)
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält,
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
(...)
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand blüh im Glanze dieses Glückes
blühe, deutsches Vaterland!

Theodor Körner
„Aufruf“ (1813)

Frisch auf, mein Volk! Die
Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der
Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in
Feindesherzen tauchen;
(...)
Das höchste Heil, das letzte,
liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue
Herz hinein:
Der Freiheit eine Gasse! Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit
deinem Blute rein!

Arbeiterlieder
Der Gesellschaftsumbruch in Deutschland im 19. Jahrhundert, der von
der Industrialisierung in Gang gesetzt wurde, traf vor allem die
Arbeiterschaft mit einem Leben im Elend.

Die Soziale Frage

Oberstes Ziel der organisierten Arbeiterschaft waren Versammlungsund Vereinsfreiheit und die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen.

Revolution

Reform

Georg Herwegh: „Bundeslied für den Allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein“

weiter

Georg Herwegh: „Mann der Arbeit aufgewacht“

weiter

Radin / Scherchen:„Brüder zur Sonne zur Freiheit“

weiter

„Die Arbeiter von Wien“ (Februar 1934)
weiter

Die Internationale

Exkurs: Liedermacher

Weiter: Zeit ein Problem ?

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Die Zeit – Auch ein politisches Problem?
Richard Dehmel (1863 – 1920): „Der Arbeitsmann“
entstanden am Ende des 19. Jh.s. (Naturalismus)
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!
Thema (weiter: Arbeitsblatt!)

Wenn wir sonntags durch die Felder gehen,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bisschen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit!

Arbeiterlied

Weiter: ... unter faschistischer Herrschaft

Naturbilder (Metaphern,
Vergleiche) – was drücken sie aus?

Welche Bedürfnisse des
arbeitenden Menschen werden
dargestellt?
Nur noch ein Zeitdokument?

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Politische Lyrik in der Zeit der faschistischen
Herrschaft
 Besprich die Bedingungen, unter denen Lyrik in der Zeit der
nationalsozialistischen Diktatur entstehen kann!

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 Informiere dich über die politische Situation in Deutschland vor 1933, die es
Hitler erlaubte, an die Macht zu kommen!
Bertolt Brecht: „Schlechte Zeit für Lyrik“
Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
Der verkrüppelte Baum im Hof
zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Vor allem
Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
Warum rede ich nur davon
Dass die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
sind warm wie ehedem.
Führer

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.
In mir streiten sich
Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.

Lyrik nach 1945

(Celan)

Zum Inhaltsverzeichnis

Der „Führer“
Bertolt Brecht: „Das Lied vom Anstreicher“ / Carl Maria Holzapfel: „SA-Weihnacht“
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Liebe Leute, lasst mich ran!
Und er nahm einen Kübel frischer Tünche
Und strich das deutsche Haus neu an.
Das ganze deutsche Haus neu an.
Der Anstreicher Hitler
Sagte: Diesen Neubau hat`s im Nu!
Und die Löcher und die Risse und die Sprünge
Das strich er einfach alles zu.
Die ganze Scheiße strich er zu.
O Anstreicher Hitler
Warum warst du kein Maurer? Dein Haus
Wenn die Tünche in den Regen kommt
Kommt der Dreck drunter wieder raus.
Kommt das ganze Scheißhaus wieder raus.
Der Anstreicher Hitler
Hatte bis auf Farbe nichts studiert
Und als man ihn nun eben ranließ
Da hat er alles angeschmiert.
Ganz Deutschland hat er angeschmiert.

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Lyrik nach 1945

Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
Zu schirmen seine Fahrt!
Es durch die Nacht zu führen,
Dass ihm kein Leid geschieht
Durch Mord vor dunklen Türen,
Wenn es durch Deutschland zieht!
Es klopft an alle Räume,
Begehrt in jedes Haus,
Es strahlt durch Weihnachtsbäume
Heute die Botschaft aus:
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
Wacht auf, schlafende Toren!
Auf! um den Baum geschart!
Seht, wie es grünt am Holze,
Trotz Winter und trotz Not,
Wie er im Lichterstolze
Nicht Dunkel scheut und Tod!
Es ist ein Licht geboren,
Deutsch und von selt`ner Art!
S.A. ist auserkoren,
S.A. schirmt seine Fahrt!

Gegenüberstellung
Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
zu: Paul Celan

Paul Celan:
„Todesfuge“
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt aus dem Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine
Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befielt uns spielt auf nun zum Tanz
.. weiter

(Sachs)

Zum Inhaltsverzeichnis

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt
man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
weiter
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Zurück

Politische Lyrik nach 1945
Das „Furchtbarste“ in Worte gefasst
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch auf in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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Und weiter ,,,

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1. Fortsetzung
 Viele Gedichte entstehen im Ausland (England, USA
...), wohin die Dichter nach der Machtübernahme
Hitlers emigrieren mussten
EXILLYRIK
 Theodor Kramer (1897 – 1958)
„Wer läutet draußen vor der Tür“

 Nelly Sachs (1891 – 1970) ! Literaturnobelpreis 1966 !
„O der weinenden Kinder“

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2. Fortsetzung
Wer läutet draußen vor der Tür?
Wer läutet draußen vor der Tür?
kaum dass es sich erhellt?
Ich geh schon, Schatz. Der Bub hat nur
die Semmeln hingestellt.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Bleib nur; ich geh, mein Kind.
Es war ein Mann, der fragte an
beim Nachbarn, wer wir sind.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Lass ruhig die Wanne voll.
Die Post ist da; der Brief ist nicht
dabei, der kommen soll.
Wer läutet draußen vor der Tür?
Leg die Betten aus.
Der Hausbesorger war`s; wir solln
am Ersten aus dem Haus
Wer läutet draußen vor der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
und wein nicht, sie sind da.

Zurück

Umwelt

O der weinenden Kinder
O der weinenden Kinder Nacht!
Der zum Tode gezeichneten Kinder Nacht!
Der Schlag hat keinen Eingang mehr.
Schreckliche Wärterinnen
sind an die Stelle der Mütter getreten,
haben den falschen Tod in ihre Handmuskeln gespannt,
säen ihn in die Wände und ins Gebälk –
überall brütet es in den Nestern des Grauens.
Angst säugt die Kleinen statt der Muttermilch
Zog die Mutter noch gestern
wie ein weißer Mond den Schlaf heran,
kam die Puppe mit dem fortgeküssten Wangenrot
in den einen Arm,
kam das ausgestopfte Tier, lebendig
in der Liebe schon geworden,
in den andern Arm, weht nun der Wind des Sterbens,
bläst die Hemden über die Haare fort,
die niemand mehr kämmen wird.

Exkurs: Liedermacher

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Ein Gedicht zur Umwelt
Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929)
„das ende der eulen“ (1960)
weiter ...
Enzensberger:
 Literaturwissenschaftler
 Mitglied der „Gruppe 47“

 seit 1957 freier Schriftsteller

Wir stellen nun Überlegungen an:
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Der Begriff „politisch“ bzw. „sozial“ ist jetzt (Texte der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) in weitem Sinn
umweltbezogen gemeint !

Exkurs: Liedermacher

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Liedermacher
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Mein Kernsatz dazu :
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 dass...

zum Arbeiterlied

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Lyrik nach 1945

Umwelt

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Jugendkultur und Kritische Texte
1960 bis heute

* Englisch (Folk – Rock)

* Deutsch
Bundesdeutscher Schnulzenbetrieb
(Reime von Sonne - Wonne und Herz - Schmerz)

(… und noch ein Beispiel)

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... und Satiren dagegen!

Georg Kreisler:
„Mütterlein“


verspottet die Ideologie, dass man sein Mütterlein
immer zu lieben und zu ehren habe, weil vom
Mütterlein ja nur Gutes zu lernen sei …
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1970: Wolfgang Ambros „Da Hofa“
Sigi Maron, die Schmetterlinge, die Erste Allgemeine
Verunsicherung

Glück:

weniger eine Frage von Mondphasen als der
Arbeits- und Lebensumstände

Darüber singen die
kritischen Liedermacher und Bands
(deutschsprachige Texte bzw. Texte in österreichischem
Dialekt)
Weiter

Kultur von jungen Leuten und Managern für
breite Schichten von Schülern, Lehrlingen und
Studenten
wurde gezielt Jugendlichen angeboten

– eine neue Jugendkultur entsteht!

Weiter

1967: der ORF-Sender Ö3 wurde gegründet
sein Anliegen:

* ein Sender für Jugendliche und junge Leute sein
* qualitätsvollen Pop mit guten Texten bringen
* die österreichischen Jugendlichen mit den neuesten Entwicklungen in den
Mutterländern der Pop-Musik (Großbritannien, USA) bekannt machen –
Rock ´n` Roll, Beatles, Stones
* richtete sich gegen die anderen Programme des Rundfunks
(was dort gespielt wurde, war auf Ö 3 nicht zu hören)

Weiter

die deutschsprachigen Schlager der 60er Jahre waren aus dem
Programm verbannt:
* seichte Melodien, seichte Texte, Herz-Schmerz-Reime, Südsee- und
Cowboy-Romantik
* gaukelten eine heile Welt voll Liebe und romantischer Abenteuer vor
* nicht einmal besonders witzig waren sie
(wie etwa viele Schlager der 20er Jahre)

ENDE

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