Balanced Scorecard Die Unternehmen befinden sich heute in einem revolutionären Veränderungsprozess. Die Wettbewerbssituation des Industriezeitalters verändert sich in die des Informationszeitalters. Im Industriezeitalter basierte Wirtschaftlichkeit vor allem auf der Massenproduktion. Technologie war zwar wichtig, doch letzten Endes war der Erfolg denen beschert, die die neuen Technologien in Sachanlagegüter umwandeln konnten, die eine effiziente Produktion von Standardprodukten gewährleisteten und es war nicht nötig auf andere Werte als die finanziellen einzugehen. Mit dem Anbruch des Informationszeitalters jedoch wurden während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts viele fundamentale Bedingungen und Umstände der Wettbewerbssituation des Industriezeitalters obsolet. Ein Unternehmen konnte keinen dauerhaften Wettbewerbsvorsprung erlangen, indem es lediglich neue Technologien schnell in Sachanlagevermögen umwandelte oder indem es ein hervorragendes Management finanzieller Vermögenswert und Verbindlichkeiten vorwies. Die Auswirkungen des Informationszeitalters sind für Dienstleister noch weitaus revolutionärer als für die Industrie. Viele Dienstleistungsunternehmen, besonders in den Bereichen Transport, Energie, Kommunikation, Finanzen und im Gesundheitswesen waren jahrzehntelang keinerlei Konkurrenz ausgesetzt und lebten daher ziemlich bequem. Sie hatten wenig Spielraum hinsichtlich neuer Geschäftsmöglichkeiten und der Preisbildung. Dafür wurden sie von der Regierung unterstützt und vor möglich innovativeren oder effizienteren Konkurrenten geschützt. Das Wettbewerbsumfeld im Informationszeitalter verlangt von Industrieunternehmen und Dienstleistern neue Ideen für den Wettbewerbserfolg. Das Geschick eines Unternehmens, seine Sachanlagen oder nicht physischen Vermögenswert zu mobilisieren und zu verwerten, ist viel wichtiger geworden, als in Sachanlagen zu investieren und deren Nutzung zu steuern. Aus diesen Gründen gestaltet es sich zunehmend schwieriger, moderne Organisationen durch das Wettbewerbsumfeld zu steuern. Aus diesem Grund benötigen Manager ein immer umfangreicheres Instrumentarium um ihre Unternehmen zu steuern. Dieses Instrumentarium soll die unterschiedlichen Aspekte der Umgebung abbilden können und so die Grundlage für einen andauernden Unternehmenserfolg bereitstellen. Die Balanced Scorecard (BSC) erfüllt genau diese Aufgabe und versorgt das Management mit dem für den Wettbewerbserfolg notwendigen Instrumentarium. Die Balanced Scorecard übersetzt die Unternehmensmission und –strategie in ein übersichtliches System zur Leistungsmessung, welches den Rahmen für ein strategisches Leistungsmessungs- und Managementsystem bildet. Die Balanced Scorecard betont zwar die finanziellen Ziele, beinhaltet jedoch auch die Leistungstreiber dieser finanziellen Ziele. Die Balanced Scorecard misst die Leistung des Unternehmens aus vier ausgewogenen Perspektiven: Finanzielle Perspektive Kundenperspektive Interne Perspektive Innovationsperspektive Das traditionelle Rechnungswesenmodell All die neuen Programme und Initiativen im Informationszeitalter werden in einem Unfeld umgesetzt, das von Jahres- und Quartalsbilanzen regiert wird, das heißt der Erfolg eines Unternehmens oder eines Projektes wird am gegenwärtigen finanziellen Erfolg gemessen. Finanzielle Berichterstattung bleibt in einem Rechnungswesen verankert, dass vor Jahrhunderten für kleine Transaktionen zwischen unabhängigen Organisationen entwickelt wurde. Dieses System wird noch immer in Unternehmen des Informationszeitalters verwendet, die versuchen immaterielle Werte zu schaffen und Verbindungen und strategische Allianzen mit externen Partnern herzustellen. Da diese Probleme zur Zeit der Entstehung nicht aktuell waren bzw. großteils auch nicht existierten, bietet das traditionelle Rechnungswesenmodell keine Bewertung des immateriellen Anlagevermögens und der Unternehmensmöglichkeiten. Das Problem das daraus resultiert ist, dass das immaterielle Anlagevermögen für Unternehmen des Informationszeitalters ein wesentlich größeres Risiko darstellen, als die materiellen Analgegüter. Die Balanced Scorecard Die Kollision zwischen dem Zwang zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen und dem unverrückbaren Ziel eines an historischen Werten orientierten Rechnungswesenmodells hat eine neue Synthese hervorgebracht: die Balanced Scorecard. Sie enthält durchaus traditionelle Kennzahlen. Doch diese traditionellen finanziellen Kennzahlen werden um die treibenden Faktoren zukünftiger Leistungen erweitert. Die Ziele und Kennzahlen dieses Berichtsbogens werden von der Vision und Strategie des Unternehmens abgeleitet. Die Ziele und Kennzahlen fokussieren die Unternehmensleistung aus vier Perspektiven: Finanzielle Perspektive Kundenperspektive Perspektive der internen Geschäftsprozesse Innovationsperspektive Diese vier Perspektiven schaffen den Rahmen für die Balanced Scorecard. Bereichsleiter können nun messen, inwieweit ihre Geschäftseinheiten für gegenwärtige und zukünftige Kunden wertschöpfend arbeiten und inwieweit sie ihre internen Möglichkeiten und Investitionen in Personal, Systeme und Abläufe aufrechterhalten müssen, um in Zukunft ihre Leistung noch zu steigern. Die Balanced Scorecard erfasst die kritischen Wertschöpfungsaktivitäten, die durch ausgebildete motivierte Mitarbeiter geschaffen werden. Während die Balanced Scorecard durch die finanzielle Perspektive das Interesse an kurzfristig orientierter Leistung aufrecht erhält, offenbart sie die Werttreiber für wichtige, langfristige und wettbewerbsfähige Leistungen. Finanzielle Perspektive Die Balanced Scorecard enthält eine finanzwirtschaftliche Perspektive, da klassische finanzielle Kennzahlen für einen Überblick über die wirtschaftlichen Konsequenzen früherer Aktionen wertvoll sind. Finanzkennzahlen zeigen an, ob die Unternehmensstrategie, ihre Umsetzung und Durchführung überhaupt eine grundsätzliche Ergebnisverbesserung bewirken. Finanzwirtschaftliche Ziele sind immer mit Rentabilität verbunden. Es wird allerdings auch kritisiert, dass die finanziellen Kennzahlen eine schlechte Erfolgsrichtlinie darstellen, und dass wenn sich die Manager auf höhere Kundenzufriedenheit, Durchlaufzeiten sowie Weiterbildung der Mitarbeiter und Motivation konzentrieren, die finanzwirtschaftlichen Zahlen von ganz alleine Stimmen. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele von Unternehmen, die sich in diesen Bereichen stark verbessert haben, denen es allerdings nicht möglich war die finanziellen Kennzahlen zu verbessern. Das Problem hierbei ist, dass sich beispielsweise durch die Verbesserung der Qualität Leerpotentiale in der Reparatur ergeben, allerdings immer noch dieselben Fixkosten bestehen. Somit kommt es zu einer Verringerung der Auslastung und somit auch des Ertrages und gleichzeitig bleiben aber die Fixkosten gleich, wodurch der Gewinn des Unternehmens rückläufig wird, wenn es den Kunden nicht möglich ist mehr Aufträge zu erteilen. Aus diesem Grund ist es auch in Zukunft nötig die finanzwirtschaftlichen Kennzahlen zu beobachten, um den Unternehmensgewinn nicht aus den Augen zu verlieren. Beispiele für finanzielle Kennzahlen sind die Rentabilität des Eigenkapitals, der Fremdkapitalanteil oder die Materialintensität. Kundenperspektive In der Kundenperspektive der Balanced Scorecard identifiziert das Management Kunden- und Marktsegmente, in denen das Unternehmen konkurrieren soll, sowie Kennzahlen zur Leistung der Geschäftseinheit in diesen Marktsegmenten. Diese Perspektive beinhaltet normalerweise einige allgemeine, segmentübergreifende Kennzahlen für den Erfolg einer gut formulierten und umgesetzten Strategie. Die allgemeinen Ergebnisgrößen beinhalten Kundenzufriedenheit, Kundentreue, Kundenrentabilität sowie Gewinn- und Marktanteile in den Zielsegmenten. Die Kundenperspektive sollte jedoch auch spezifische Kennzahlen für Wertvorgaben, welche das Unternehmen in den spezifischen Marktsegmenten erreichen will, enthalten. Die segmentspezifischen Leistungstreiber für die kundenbezogenen Ergebnisse stehen stellvertretend für diejenigen Faktoren, die dafür ausschlaggebend sind, dass Kunden abwandern oder dem Unternehmen treu bleiben. Beispielsweise schätzen Kunden kurze Durchlaufzeiten und pünktliche Lieferung. Die Kundenperspektive befähigt das Management der Geschäftseinheit dazu, die kunden- und marktspezifische und letztlich zu Gewinn führende Strategie zu formulieren. Die interne Prozessperspektive Die interne Prozessperspektive identifiziert die kritischen Prozesse, in denen die Organisation ihre Verbesserungsschwerpunkte setzen muss. Diese Prozesse befähigen das Unternehmen einerseits dazu die Wertvorgaben zu liefern, die von Kunden der Zielmarktsegmente gewünscht werden und daher zur Kundentreue betragen, und andererseits die Erwartungen der Anteilseigner in Bezug auf hervorragende finanzielle Gewinne zu befriedigen. Die Kennzahlen der internen Perspektive konzentrieren sich auf diejenigen internen Prozesse, welche den größten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit und die Unternehmenszielerreichung haben. Die interne Prozessperspektive offenbart zwei grundlegende Unterschiede zwischen dem herkömmlichen Rechnnungswesenmodell und der Balanced Scorecard. Herkömmliche Ansätze richten ihr Hauptaugenmerk normalerweise auf die Verbesserung und Überwachung existierender Prozesse. Der Balanced Scorecard-Ansatz identifiziert jedoch neue Prozesse, die ein Unternehmen zur Erreichung optimaler Kundenzufriedenheit schaffen muss. Ein Unternehmen kann es beispielsweise als notwendig erachten, einen Prozess zu entwickeln, um Kundenwünsche zu erkennen oder neue Dienstleistungen anzubieten. Die Ziele der internen Geschäftsprozesse der Balanced Scorecard stellen diejenigen Prozesse heraus, die am erfolgskritischsten für eine Unternehmensstrategie sind, unter Umständen im Unternehmen im Moment jedoch noch gar nicht umgesetzt werden. Der zweite Ausgangspunkt des Balanced Scorecard-Ansatzes ist, Innovationsprozesse in die interne Prozessperspektive zu integrieren. Herkömmliche Systeme stellen die Prozesse von gegenwärtigen Produkten und Dienstleistungen an Kunden von Heute in den Vordergrund. Sie versuchen, bereits existierende Aktivitäten zu steuern und zu verbessern, die die kurzfristigen Aspekte der Wertschöpfung vertreten. Diese Sicht der Wertschöpfung beginnt mit dem Bestelleingang eines Kunden für ein existierendes Produkt, und endet mit der Auslieferung des Produktes an den Kunden. Die Wertschöpfung für die Unternehmung besteht darin, dass sie das Produkt unter dem Preis, den sie dafür bekommt, produziert, liefert und wartet. Doch die langfristigen finanziellen Erfolgstreiber können es von einem Unternehmen erforderlich machen, dass es völlig neue Produkte und Dienstleistung schafft, welche neue Wünsche gegenwärtiger und zukünftiger Kunden erfüllen können. Der Innovationsprozess als langfristiger Aspekt der Wertschöpfung ist für viele Unternehmen für zukünftige finanzielle Leistungen wirkungsvoller als der kurzfristige Handlungszyklus. Für viele Unternehmen kann es für zukünftige wirtschaftliche Leistungen erfolgskritischer sein, einen mehrjährigen Produktenwicklungsprozess effizient bewältigen zu können oder ein Potential zur Erreichung völlig neuer Kundengruppen zu entwickeln, als existierende Aktivitäten effizient, kontinuierlich und schnell zu gestalten. Manager haben jedoch meistens keine Wahl zwischen diesen beiden wichtigen internen Prozessen. Die interne Prozessperspektive auf der Balanced Scorecard beinhaltet Ziele und Maßnahmen für den langfristigen Innovationszyklus und den kurzfristigen Produktionszyklus. Die Innovationsperspektive Die vierte Perspektive der Balanced Scorecard, die Innovationsperspektive, identifiziert diejenige Infrastruktur, welche die Organisation schaffen muss, um langfristig Wachstum und Verbesserung zu sichern. Die Kunden- und die interne Prozessperspektive identifizieren die für den gegenwärtigen und zukünftigen Erfolg kritischsten Faktoren. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Unternehmen mit heutigen Technologien und Potentialen langfristige Ziele in Bezug auf Kunden und interne Prozesse erreichen können. Intensiver globaler Wettbewerb verlang auch, dass Unternehmen ihre Potentiale kontinuierlich ausbauen, um für Kunden und Anteilseigner wertschöpfend wirken zu können. Die lernende und wachsende Organisation hat drei Ursprünge: Menschen Systeme Prozesse Die finanzwirtschaftlichen, internen und Kundenziele der Balanced Scorecard werden normalerweise große Lücken zwischen den vorhandenen Potentialen an Menschen, Systemen und Prozessen und den zur Höchstleistung notwendigen Faktoren aufzeigen. Um diese Lücken zu schließen, muss das Unternehmen in Weiterbildung, Informationstechnologien und Systeme investieren und Prozesse damit in Einklang bringen. Diese Ziele werden bei der Innovations- und Wissensperspektive formuliert. Ebenso wie bei der Kundenperspektive beinhalten Personalkennzahlen eine Mischung von allgemeinen Wirkungskennzahlen kombiniert mit den spezifischen treibenden Faktoren dieser allgemeinen Messgrößen wie detaillierte, geschäftspezifische Indizes der speziellen Fähigkeiten, die im neuen Wettbewerbsumfeld benötigt werden. Informationssysteme können daran gemessen werden, ob kritische Informationen über kritische Kunden und interne Prozesse zeitgleich an alle Mitarbeiter weitergegeben werden können. Prozesse können helfen herauszufinden, ob Anreizsysteme noch im Einklang mit den Erfolgsfaktoren und den messbaren Verbesserungsraten in Bezug auf kritische kundenorientierte und interne Prozesse des gesamten Unternehmens sind. Die Balanced Scorecard als Managementsystem Viele Unternehmen besitzen schon Leistungsmessungssysteme, die sowohl finanzielle als auch nicht finanzielle Kennzahl beinhalten. Allerdings werden in diesen Unternehmen meistens die nicht finanziellen Kennzahlen lediglich für operative Verbesserungen in der Produktion um im Vertrieb auf lokaler Ebene verwendet. Die Balanced Scorecard betont, dass finanzielle und nicht finanzielle Kennzahlen ein Teil des Informationssystems für Mitarbeiter aller Organisationsebenen sein müssen. Ausführende Mitarbeiter müssen die finanzielle Konsequenz ihrer Handlungen kennen, die Geschäftsleitung muss die treibenden Faktoren für langfristigen finanziellen Erfolg kennen. Die Ziele und Kennzahlen der Balanced Scorecard sind mehr als eine ad hoc-Sammlung von finanziellen und nicht finanziellen Leistungsmessern. Sie werden aus einem Top-down Prozess hergeleitet, dessen Mission und Strategie der Geschäftseinheit der treibende Faktor ist. Die Balanced Scorecard sollte die Mission und Strategie einer Geschäftseinheit in materielle Ziele und Kennzahlen übersetzen können. Diese Kennzahlen sind eine Balance zwischen extern orientierten Messgrößen für Teilhaber und Kunden und internen Messgroßen für kritische Geschäftsprozesse, Innovationen sowie Lernen und Wachstum. Die Kennzahlen halten die Balance zwischen den Messgroßen der Ergebnisse vergangener Tätigkeiten und den Kennzahlen, welche zukünftige Leistungen antreiben. Innovative Unternehmen verwenden die Balanced Scorecard als ein strategisches Managementsystem, um ihre Strategie langfristig verfolgen zu können. Sie verwenden den Blickwinkel der Balanced Scorecard um kritische Managementprozesse zu meistern. Folgende Schritte sind notwendig um die Balanced Scorecard in einem Unternehmen umzusetzen: Klärung und Herunterbrechen von Vision und Strategie Kommunikation und Verknüpfung von strategischen Zielen und Maßnahmen Planung, Festlegung von Zielen und Abstimmung strategischer Initiativen Verbesserung von strategischem Feedback und Lernen Formulierung und Umsetzung von Visionund Strategie Strategisches Feedback und Lernen Balanced Scorecard Kommunikation und Verbindung Planung und Vorgaben Klärung und Herunterbrechen von Vision und Strategie Der Balanced Scorecard-Prozess beginnt mit der Teamarbeit des Top-Managements, um die Strategien der jeweiligen Geschäftseinheit in spezifische strategische Ziele zu übersetzen. Zur Formulierung finanzieller Ziele muss das Team überlegen, ob Umsatzerlöse und Marktwachstum, Rentabilität oder Cash Flow betont werden soll. Doch besonders in Bezug auf die Kundenperspektive muss das Management sich genau festlegen, welche Kunden und Marktsegmente ausgewählt werden sollen, da es hier oft sehr unterschiedliche Vorstellungen der einzelnen Manager gibt. Wenn die finanziellen Ziele und die Kundenziele festgelegt sind, identifiziert das Unternehmen nun die Ziele und Kennzahlen für ihre internen Geschäftsprozesse, das heißt die Balanced Scorecard beleuchtet die Prozesse, die für eine bahnbrechende Leitung für Kunden und Teilhaber am kritischsten sind. Diese Identifizierung offenbart, auf welche neuen internen Prozesse sich ein Unternehmen konzentrieren muss, damit seine Strategie erfolgreich sein kann. Das Bindeglied zu den Lern- und Wachstumszielen schließlich zeigt die Gründe für wichtige Investitionen in Personalweiterbildung, Informationstechnologie und –systeme und in andere Organisationsabläufe. Diese Investitionen in Menschen, Systeme und Abläufe hat große Innovationen und Verbesserungen von internen Geschäftsprozessen für Kunden und letztendlich auch für Teilhaber zur Folge. Kommunizieren und Verknüpfen von strategischen Zielen und Maßnahmen Die strategischen Ziele der Balanced Scorecard werden im ganzen Unternehmen durch Firmenzeitschriften, Aushänge, Videos und interne Mailing-Systeme kommuniziert und verbreitet. Diese Form der Kommunikation dient dazu, allen Mitarbeitern zu signalisieren, welche strategischen Ziele für den Erfolg des Unternehmens angestrebt werden müssen. Es gibt Unternehmen, welche die Scorecard der Geschäftseinheit in spezifische Maßnahmen auf der operativen Ebene aufsplitten wollen. Wenn alle Mitarbeiter die von der oberen Führungsebene formulierten Ziele und Maßnahmen erst einmal verstanden haben, können sie geschäftseinheitsinterne Ziele festlegen, welche die weltweite Strategie einer Geschäftseinheit unterstützen und vorantreiben. Die Balanced Scorecard liefert auch die Grundlage, um die Strategie einer Geschäftseinheit zu kommunizieren und ein Commitment bei der Geschäftsleitungs- und Vorstandsebene zu erreichen. Sie fordert den Dialog zwischen Geschäftseinheiten, Bereichsleitern und Vorständen, nicht nur in Bezug auf kurzfristige finanzielle Ziele, sondern auch in Bezug auf Formulierung und Durchführung einer bahnbrechenden Strategie der Zukunft. Bei Vollendung des Kommunikations- und Verknüpfungsprozesses sollte jeder in der Organisation die langfristigen Ziele und Strategien seiner Geschäftseinheit verstehen. Planung, Festlegen von Zielen und Abstimmung strategischer Initiativen Die Balanced Scorecard hat dann die größte Wirkung, wenn sie zu Veränderungen in der gesamten Organisation beiträgt. Das Management sollte Ziele für die Balanced ScorecardKennzahlen drei bis fünf Jahre im Voraus festlegen, die bei ihrer Erreichung das gesamte Unternehmen verändern können. Diese Ziele sollten eine außerordentliche Leistung für die Geschäfteinheit darstellen, da die Gefahr besteht, dass die Balanced Scorecard dem Unternehmen nicht weiterhelfen würde, wenn Ziele formuliert werden, die ohnehin mit nur einem geringen Aufwand erreicht werden können. In Folge dessen würde sich das Unternehmen nicht mehr oder nur wenig weiterentwickeln und würde auf Dauer unrentabel werden. Um ehrgeizige finanzielle Ziele zu verwirklichen, müssen sich Manager langfristige Ziele in Bezug auf ihre Kunden, ihre internen Geschäftsprozesse und ihre Lern- und Wachstumsziele setzen. Diese Langfristziele können von unterschiedlichen Quellen stammen. Im Idealfall sollten die Ziele für die Kunden-Kennzahlen aus dem Bedürfnis entstehen, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen oder noch zu übertreffen. Verbesserung von strategischem Feedback und Lernen In sich ständig verändernden Umfeldern können sich neue Strategien aus günstigen Gelegenheiten oder Herausforderungen, die zum Zeitpunkt der Strategieformulierung nicht vorhersehbar waren, ergeben. Oftmals kommen neue Ideen gerade aus den unteren Hierarchiestufen des Managements. Herkömmliche Managementsysteme allerdings fördern die Formulierung, Umsetzung und Prüfung von Strategien in sich ständig veränderndem Umfeld nicht gerade. Organisationen benötigen die Möglichkeit des „double-loop-Lernens“. Ein „double-loop-Effekt“ tritt auf, wenn Manager Voraussetzungen in Frage stellen und überlegen, ob die Annahmen, nach denen sie bisher gehandelt haben, unter den jetzigen Voraussetzungen, Beobachtungen und Erfahrungen noch aufrecht erhalten werden können. Natürlich braucht das Management über die planmäßige Umsetzung seiner Strategie ständig Rückkoppelung – das „single-loop-Lernen“. Doch es ist noch wichtiger, dass die Strategie auch in Zukunft noch erfolgreich und lebensfähig bleibt – der „double-loop-Lernprozess“. Das Management braucht Informationen darüber, ob die Voraussetzungen für die Strategie, die verfolgt wird, noch gültig sind. Wenn Mitarbeiter und Manager einer Organisation die Leistungstreiber verbessert haben und die erwarteten Ergebnisse jedoch nicht erzielt wurden so wird dadurch signalisiert, dass die der Strategie zugrunde liegende Theorie nicht mehr gültig ist. Derartige Phänomene sollten ernst genommen werden. Manager müssen sodann in einen intensiven Dialog treten, um die Marktbedingungen und Wertvorgaben zu überprüfen, die sie in Bezug auf die Kundenzielgruppe, auf das Konkurrentenverhalten und auf interne Potentiale als gegeben annehmen. Das Ergebnis davon ist, den Glauben in die Strategie zwar zu festigen, die quantitativen Beziehungen zwischen den strategischen Kennzahlen auf der Balanced Scorecard jedoch anzupassen. Als Alternative dazu können intensive Strategie-Reviews aufzeigen, dass eine völlig neue Strategie gefordert ist im Lichte dessen, was über neue Marktbedingungen und interne Potentiale bekannt ist. In jedem Fall wird die Balanced Scorecard den Lernprozess über die Lebensfähigkeit und Gültigkeit der Strategie im oberen Management gefördert haben. Der strategische Lernprozess führt in den nächsten Prozess der Visions- und Strategiefindung, in dem die Ziele aus den verschiedenen Perspektiven überdacht, aktualisiert und ersetzt werden und auf diese Weise die aktuellsten Erkenntnisse aus den strategischen Ergebnissen mit den für die nächsten Perioden benötigten Leistungstreibern in Einklang gebracht werden, was es möglich macht in Zukunft noch effizienter mit Hilfe der Balanced Scorecard zu arbeiten und das Unternehmen immer weiterzuentwickeln. Die vier Perspektiven der Balanced Scorecard haben sich in vielen Firmen und Branchen als nützlich und stabil erwiesen. Man sollte jedoch bedenken, dass die Balanced Scorecard als Schablone und nicht als Zwangsjacke gedacht ist. Es gibt keine mathematische Formel, die beweist, dass vier Perspektiven notwendig und ausreichend sind. Es muss noch beobachtet werden, wie Unternehmen mit weniger als vier Perspektiven zurechtkommen. Je nach Branchenbedingungen und Geschäftseinheitsstrategie könnte sogar eine weitere Perspektive notwendig werden. Beispielsweise gibt es in der Balanced Scorecard keine Perspektive die etwas über Zulieferer oder die Gesellschaft aussagt.