Der amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) Vor allem aus geographischen und klimatischen Gründen war der Süden durch den Anbau von Baumwolle und Tabak geprägt. Es entstanden riesige Plantagen (Monokulturen), die mit Hilfe von Sklaven bewirtschaftet wurden. Im Norden entstanden dagegen die Industrie- und Wirtschaftszentren, in denen man qualifizierte Arbeitskräfte benötigte und sich deshalb Lohnarbeit durchsetzte. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts traten die strukturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Nord- und Südstaaten immer deutlicher zutage: NORDEN SÜDEN soziologisch-geistig: freiheitlich progressive Denkart (durch konservativ, erbliche Aristokratie Neuankömmlinge) Entstehung von Klassengesellschaft wirtschaftlich: Kapitalbildung durch Industrialisierung Kapitalanhäufung in Landwirtschaft nicht möglich Industrie, Handel, Banken Plantagen (Monokulturen) Lohnarbeit Sklaven politisch: Republikanische Partei Demokratische Partei Die Spannungen zwischen Norden und Süden entzündeten sich immer wieder am Kernproblem, nämlich der Sklaverei. Weiterer Streitpunkt war die Forderung des Nordens nach Schutzzöllen, um die entstehende eigene Wirtschaft vor dem ausländischen Markt zu schützen. Der Süden hingegen wollte keine oder möglichst geringe Schutzzölle, da er vom Export lebte (wegen Monokulturen). Mühsame Kompromisse verhinderten zunächst den Zerfall der Union, so z. B. der Missouri-Kompromiß von 1820 (der ein Gleichgewicht von sklavenhaltenden und sklavenlosen Staaten schaffen sollte). Als der Republikaner Abraham Lincoln, dessen Ziel zwar die Abschaffung der Sklaverei war, aber vorrangig die Erhaltung der Union, 1860 zum Präsident gewählt wurde, nahmen die Südstaaten dies zum Anlaß für ihren Austritt aus der Union. Sie gründen die konföderierten Staaten von Amerika (eigene Verfassung und Präsident: J. Davis). Als die Südstaaten am 12. April 1861 das mit Unionstruppen besetzte Fort Sumter in South Carolina angriffen, lösten sie damit den Bürgerkrieg aus. Anfangs verzeichneten die Südstaaten aufgrund ihres ideologischen Vorteils erste Siege, doch ab 1863 setzten sich die Nordstaaten aufgrund ihres deutlichen Übergewichts an Menschen, unter anderem bedingt durch den Anschluß der Weststaaten an den Norden (da die Lebensmittel produzierenden Farmen im Westen ebenfalls ohne Sklaven wirtschafteten), und Kriegsmaterial durch. Am 1.1. 1863 tritt die Emanzipationserklärung A. Lincolns in Kraft, in der er die Freiheit für die Sklaven in den konföderierten Staaten verkündet. Im April des Jahres 1865 kapitulierte der Süden bedingungslos. Es folgt die militärische Besetzung einiger Südstaaten und die "Period of Reconstruction" (1865-1877). Die besiegten Staaten wurden bis zu ihrer Wiederaufnahmen in die Union, die an eine Erfüllung bestimmter Auflagen geknüpft war, von Militärs oder landfremden Politikern geführt. Auflagen = Verfassungszusätze (Amendments 13 - 15): - Befreiung der Sklaven (13./1865) - Bürgerrecht (14./1868) - Wahlrecht (15./1870) Ergebnis: Die Einheit der Union bleibt erhalten; unter Führung des Nordens wandeln sich die USA zur industrielle Wirtschaftsmacht. formale Herstellung der bürgerlichen Freiheit und Gleichheit; Einfluß und wirtschaftliche Bedeutung des Südens sinken (Verlagerung der Baumwollproduktion nach Ägypten und Indien); einzelne Südstaaten umgehen die Verfassung; ehemalige Sklaven geraten als "share croppers" wieder in die Abhängigkeit ihrer Herrn, da sie zwar frei waren aber keine Existenzgrundlage hatten. Bildung von Terrororganisationen in den Südstaaten, z. B. Ku-Klux-Klan; die Sklavenfrage wird zum Rassenproblem (Rassentrennung "separate but equal". Grundlagen der freien Marktwirtschaft: 1. Recht auf freies Eigentum (ist die Grundvoraussetzung) 2. Preis bildet sich auf dem freien Markt durch Angebot und Nachfrage, Qualität wird durch Konkurrenz bestimmt. 3. Freihandel: Staat darf sich nicht in wirtschaftliche Verhältnisse einmischen (Wirtschaftsliberalismus. Diesem Prinzip widersprechen Steuern und Zölle) 4. Freies Unternehmertum: Freie Unternehmerinitiative (Adam Smith: "Freie Bahn dem Tüchtigen") 5. Industrialisierung: Erst mit der Industrialisierung wurde die Kapitalanhäufung möglich. In der Landwirtschaft ist dies nicht möglich. Gewinnorientiertes Wirtschaftssystem, erste moderne Ellbogen- und Leistungsgesellschaft, Folgen/Schattenseiten: 1. Tendenz zur Monopolbildung (Trusts, Konzerne) Preisdiktat, Monopolbildung steht im Widerspruch dazu, daß alle schöpferisch Initiative ergreifen können/sollen. 2. Soziale Auswirkungen: Kluft zwischen Arm und Reich (kein soziales Netz, keine Absicherung im Krankheitsfall oder Alter), "Schere" 3. Anfälligkeit für Krisen (Überproduktion) 4. Einfluß der Wirtschaft auf die Politik (Lobbyismus) (Außenpolitik des Dollarimperialismus, denn vor allem die imperialistische Phase der amerikanischen Außenpolitik der USA stand ganz unter dem Einfluß wirtschaftlich orientierter Kreise. Gesinnung: 1. Calvinistische Erwerbsethik (calivinistisch-puritanisch geprägte Wirtschaftsethik) bereitete den Boden für ein leistungsorientiertes Wirtschaftsverhalten, das den Profit zur Richtschnur des Handelns machte. 2. Frontier Spirit führt zur Unternehmergeist, privater Initiative, Pioniergeist und innovativer, mobiler Gesellschaft, alle Neuerungen werden sofort aufgegriffen.. (Risikobereitschaft, Selbstverantwortlichkeit, Individualität) 3. Fortschrittsglaube (Optimismus) 4. Aufsteigermentalität - nur Leistung gilt 5. Freiheitsbewußtsein (von demokratischer Ideologie gerprägt, sowohl politisch als auch wirtschaftlich) - Individualismus - "jeder ist seines Glückes Schmied" Gründe für schnelle Entwicklung der USA zur Wirtschaftsgroßmacht: - Gesinnnung (Sozialdarwinismus im wirtschaftlichen) - Natürliche Beschaffenheit des Landes (Größe und Vielfalt des Landes, Rohstoffe vorhanden, alle Klimate) - Wirtschaftlicher Aufschwung während Sezessionskrieg - Erschließung der natürlichen Rohstoffgebiete durch Eisenbahnlinien. - Rapides Ansteigen der Einwanderungszahlen ( großer Absatzmarkt. Außerdem sind die Einwanderer motiviert und risikobereit. BIG BUSINESS: Im Jahre 1890 war die Westerschließung abgeschlossen. (Neue materielle, geistige und unternehmerische Energien wurden freigesetzt. Die Initiative verlagerte sich von der Westwanderung auf die Hochindustriealisierung. - Schrankenloser Wirtschaftsliberalismus ermöglicht Entstehen einer Schicht von Industriekapitänen. Konzentration in Bereichen Stahl, Eisenbahn und Öl (Carnegie, Morgan, Rockefeller). - Neues Unternehmertum. Unternehmenskonzentration und Kapitalkonzentration. - 1890: Sherman Act, der Monopole und Kartellabsprachen verbot, aber dessen Wirkung sehr gering blieb. Bewertung der Großindustriellen: Ambivalent: Einerseits Ausbeuter der unteren Bevölkerungsschichten, andererseits Heroisierung des freien Unternehmertums. Sie waren wichtig für Aufschwung, politisches Engagement. Der amerikanische Imperialismus: Sobald der Westen erschlossen war, ging Amerika von der Expansion in den Imperialismus über, der im wesentlichen durch Geld und Investitionen betrieben wurde. (Dollarimperialismus; da Amerika als ehemalige Kolonie und Hort der Demokratie und Freiheit, das Erwerben von Kolonien ideologisch nicht vertreten konnte, versuchte man über Geld und Investitionen Einflußsphären und neue Märkte zu gewinnen. Zunächst handelte es sich nur um eine Expansionspolitik, die neue Märkte zu erschließen suchte, doch ab 1889,, mit dem span.-amer. Krieg kam die Wende zum echten Imperialismus. Mit dem Amtsantritt T. Roosevelts 1901 griff der amerikanische Imperialismus noch weiter aus. Der Gegensatz zwischen zögernden Präsidenten und den Ansprüchen des Kapitals war aufgehoben. Roosevelt betrieb seine sog. "big-stickpolicy", die davon ausging , "sanft zu reden und einen dicken Knüppel zu tragen". Insgesamt handelte Roosevelt, der die Stellung des Präsidenten sehr ausbaute, ganz im Zuge des "Big Business". Während seiner Amtszeit gehörten 12 der 14 Richter des Supreme Court der Republikanischen Partei an oder standen dem Big Business nahe. Amerika setzte im Gegensatz zu den Europäischen Kolonialmächten keine landesfremde Regierung ein, sondern griff nur ein, wenn Ruhe und Ordnung oder amerikanische (Kapital)Interessen gefährdet waren. Dieses Interventionsrecht rechtfertigte T. Roosevelt, indem er die MonroeDoktrin den Verhältnissen entsprechend auf Gebiete außerhalb der USA ausdehnte (1904). (Ausweitung der Monroe-Doktrin: Aus der Zurückweisung europäischer Einmischung in Amerika wird Interventionsrecht überall dort, wo (Kapital)Interessen Amerikas tangiert sind Amerika gab den zuvor gepflegten Isolationismus, außer gegenüber Europa, mit dem man in keinen Konflikt kommen möchte (("Open Door Policy" in China) praktisch auf. Bedingungsfaktoren des amerikanischen Imperialismus: Erschließung des Westens war 1890 abgeschlossen, wodurch neue unternehmerische, geistige und materielle Energien freigesetzt wurden. ( Big Business. Nun mußten neue Rohstoff- und Absatzmärkte gefunden werden. Es ging also vornehmlich um neue Märkte und Handelsmöglichkeiten und nicht unbedingt um die Ausweitung des Territoriums. Ein ausgeprägter Missionsdrang und ein starkes Sendungsbewußtsein lieferten die moralische Grundlage für diese Politik. ("Manifest Destiny") Beispiele für den amerikanischen Imperialismus: Schon im Jahre 1854 erzwang die USA durch Androhung von Gewalt die Öffnung der japanischen Häfen für den amerikanischen Handel . 1867 wurde Alaska von Rußland abgekauft (erster Schritt , den Pazifik zu einem amerikanischen Wirtschaftsgebiet zu machen. Außerdem wurden die Midway-Inseln besetzt und einverleibt. 1898 vollzog sich der Wandel vom Expansionismus zum Imperialismus: Es wurden nicht mehr nur Stützpunkte, sondern Kolonien erworben. Im spanisch - amerikanischen Krieg, der nur 4 Monate dauerte, und von einem Freund des Präsidenten "splendid little war" genannt wurde, nahm Amerika den Spaniern Kuba, Puerto Rico, Guam, die Insel Wake und die Philipinen ab. All diese Gebiete wurden zunächst besetzt und gerieten in Abhängigkeit der USA (in Kuba wurden z.B. Raffinerien aufgebaut, und die gesamte Zuckerproduktion wurde in die USA exportiert.). Hawaii wurde annektiert. 1899 schlugen die europäischen Mächte in China den Boxeraufstand nieder und meldeten Interesse an China an. Die USA erklärten China kurzerhand zur Freihandelszone, um mit den Europäischen Mächten nicht in Streitigkeiten zu kommen. ("Open Door Policy") 1903 inszenierte Amerika eine Revolution in Panama und proklamierte die Unabhängigkeit Panamas von Kolumbien, da Kolumbien sich geweigert hatte, Amerika die Rechte für den Bau des Panama-Kanals zu überlassen. Von Panama erwarben die USA nun das Recht zur "immerwährenden Nutzung, Besatzung und Kontrolle" einer zehn Meilen breiten Zone beiderseits des zu bauenden Kanals; der Kanal wurde von 1904-1914 gebaut.