BIO SUISSE Vereinigung Schweizer Biolandbau-Organisationen Association suisse des organisations d’agriculture biologique Associazione svizzera delle organizzazioni per l’agricoltura biologica Associaziun svizra da las organisaziuns d’agricultura biologica Basel, 20.4.2001/oe Pressemitteilung BIO SUISSE, DEMETER und FiBL zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS) Von vielen Seiten wird derzeit die Bekämpfungsstrategie der in Europa galoppierenden Maulund Klauenseuche kritisiert, insbesondere die Keulung betroffener und angrenzender Bestände. Aus ethischen Gründen hat für die Bio-Organisationen die Gesunderhaltung und das Wohlergehen aller europäischen Klauentiere (inkl. Wildtiere) erste Priorität. Primäres Ziel jeder Aktion im Rahmen der MKS-Bekämpfung sollte sein, möglichst viele Tiere vor dieser Erkrankung zu bewahren. Dieses primäre Ziel ist weder durch das Durchseuchen noch durch die Impfung aller mitteleuropäischen Klauentierbestände zu erreichen. Für die Schweiz fordern die Bio-Organisationen je nach regionaler und struktureller Gegebenheit Ringimpfungen oder Ring-Quarantäne. Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine schwere und hochansteckende Infektionskrankheit der Klauentiere, die für die betroffenen Individuen mit erheblichen Leiden verbunden ist. Die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche ist äusserst schwierig: Das MKS-Virus ist widerstandsfähig gegenüber Austrocknung, Kälte und hoher Salzkonzentration (Pökeln). Unter solchen Bedingungen können sich Viren monatelang halten. In Stallschmutz, Mist und Jauche bleiben die Erreger bis zu zwei Wochen infektiös. Eine Inaktivierung erfolgt bei pH <6.0 und bei Temperaturen > 60°C. Der Erreger der MKS kommt weltweit in sieben verschiedenen Arten (Serotypen) vor. Das bedeutet, ein Tier, das gegen einen Serotypen (oder eine Variante) geimpft ist, kann dennoch an einem anderen Serotypen (oder einer anderen Variante) erkranken. Ist die MKS-Impfung eine Prophylaxemassnahme? Sowohl geimpfte Tiere als auch Tiere, die eine MKS-Erkrankung durchgemacht haben, können lange Zeit das Virus ausscheiden und andere Tiere anstecken. In der Vergangenheit kam es durch den Einsatz von Impfstoffen mit nicht genügend inaktivierten Viren immer wieder zum Seuchenausbruch. Die Impfstoffherstellung birgt nachgewiesenermassen Risiken. Während der Impfzeit der 60er und 80er Jahre wurden die meisten Ausbrüche der MKS in unmittelbarer Nähe zu Impfstoff-Werken verzeichnet. Nach Impfungen benötigen Tiere eine gewisse Zeit bis zum Aufbau eines ausreichenden Schutzes. Ob im Zuge eines Seuchenausbruches die Zeit reicht, um die Tiere eines Bezirkes um den Seuchenherd tatsächlich vor einer Erkrankung zu schützen, ist fraglich. Nach dem jetzigen Kenntnisstand ist es nicht möglich, alle Klauentiere mit den zur Verfügung stehenden Impfstoffmengen zu impfen, zumal ein ausreichender Impfschutz nur durch wiederholte Impfungen zu erzielen ist. Die EU-weit geforderte und wahrscheinlich geplante Etablierung von sogenannten Markerimpfstoffen, mit denen man geimpfte von infizierten Tieren unterscheiden kann, ist nur möglich unter Verwendung von gentechnisch manipulierten Viren. Eine Verimpfung solcher Mikroorganismen mit unabsehbaren Folgen und Gefahren kann nicht im Sinne des Biolandbaus sein. Seite 1 von 2 Missionsstrasse 60 CH-4055 Basel Tel. 0041-061 385 96 10 Fax 0041-061 385 96 11 www.bio-suisse.ch e-mail: [email protected] Kann die MKS-Durchseuchung zur Schadensbegrenzung beitragen? Durchseuchen heisst, dass alle Tiere eines Bestandes nach einem Ausbruch der Erkrankung dem Virus ausgesetzt bleiben und ein grosser Teil der Tiere auch tatsächlich erkrankt. Während der Durchseuchung würden Erreger in grossem Umfang ausgeschieden, darüber hinaus ist absehbar, dass einzelne Tiere über Jahre den Erreger ausscheiden. Eine Durchseuchung ist auch aus Gründen des Wohlergehens der Tiere kritisch. Fachleute sind sich einig, dass betroffene Bestände im Seuchenfall getötet werden müssen, um die Ausbreitung der Seuche zu begrenzen. Kernfrage ist, was mit den umliegenden Betrieben geschieht. Für die Bio-Organisationen ist die Tötung dieser Bestände keine Lösung, zur Diskussion stehen Quarantäne oder Impfung ausschliesslich unmittelbar gefährdeter Bestände (Ringimpfung). An erster Stelle steht jedoch die Verhinderung der MKS-Ansteckung. Die Bio-Organisationen und das FiBL fordern folgende Massnahmen: Kurzfristige Massnahmen: 1. Drastisch(er)e Einschränkungen des Vieh- und Personenverkehrs („Stand-Still“). Ausnahmebewilligungen sollten nur mit grösster Restriktion erteilt werden. Verbot von Langstreckentransporten. 2. Intensivierung der Hygienemassnahmen an allen mit Klauentieren in Berührung kommenden Orten. 3. Keulung betroffener Bestände. 4. Gegebenenfalls und in Abhängigkeit von Einzelfall und Situation regionale oder betriebsspezifische Impf- und/oder Quarantäneprogramme, deren Umfang nicht durch starre Festlegung der Radien des Restriktions- und Impfgebietes, sondern durch die jeweiligen regionalen und strukturellen Gegebenheiten bestimmt werden sollte. Langfristige Massnahmen: 1. Regionalisierung und Ökologisierung der Landwirtschaft. Dabei steht die dezentrale Haltung von Tieren in artgerechten Ställen und mit ständigem Zugang zu freiem Auslauf im Vordergrund. 2. Eine Verminderung der allgemeinen Viehdichte und alle Massnahmen zur Förderung der Tiergesundheit führen zu einer erheblichen Risikominimierung. Wenn um einen Seuchenherd herum Tiere geimpft werden, müssen diese Tiere dem Markt zugänglich gemacht werden können, vorausgesetzt, dass das Risiko einer Seuchenausbreitung nicht wesentlich erhöht wird. Eine entsprechende Logistik ist schnellstmöglich aufzubauen, damit keine Tiere sinnlos getötet werden, deren Fleisch für den Menschen unbedenklich ist. Die vollständige Stellungnahme des FibL zur Problematik der Bekämpfung von Maul- und Klauenseuche kann über die Homepage von www.fibl.ch abgerufen werden. Für weitere Fragen: Nicole Oehninger, Qualitätssicherung (BIO SUISSE), Tel. 061 385 96 10 Frau S. Küffer (Demeter Produzentenverein), Tel. 061 / 416 06 43 Dr. med. vet. Peter Klocke, Animal Health Division, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 062 865 72 72 BIO SUISSE ist die Vereinigung der Biolandbau-Organisationen in der Schweiz. Sie vergibt die Knospe als Qualitätslabel an Produzenten und Verarbeiter. In der Schweiz produzieren rund 5300 Bäuerinnen und Bauern nach den Richtlinien der BIO SUISSE. Seite 2 von 2 Missionsstrasse 60 CH-4055 Basel Tel. 0041-061 385 96 10 Fax 0041-061 385 96 11 www.bio-suisse.ch e-mail: [email protected]