Was ist Manuelle Lymphdrainage

Werbung
Was ist Manuelle Lymphdrainage?
Das A und O jeder Lymphstauungsbehandlung, gleichgültig in welchem Stadium das
Lymphödem festgestellt wird, ist eine entstauende Massnahme durch die Manuelle
Lymphdrainage. Sie kann nicht Lymphmassage heissen, denn die Vorstellung, das man
Wasser einfach wegmassieren könnte, ist falsch. Das Wort Drainage erklärt, das es hier
ähnlich wie bei einem Sumpf um die Trockenlegung eines Gebietes, geht.
Dies geht nur über natürliche Wege oder durch eine Verbesserung des Transportweges. Das
heisst, die Manuelle
Lymphdrainage ist eine ganz sanfte, geringfügig drückende Anwendung, mit zum Teil
kreisenden Bewegungen der Hände, die zuerst einmal die Lymphwege von Kopf bis
Peripherie anregen soll, schneller zu arbeiten.
Die Lymphbahnen haben eine eigene Muskulatur, die in einem gewissen Mass auch schneller
arbeiten kann. Dieses schnelle Arbeiten, das schnelle Zusammenziehen der Muskulatur, lässt
sich durch äussere Massnahmen bewerkstelligen. So wird zunächst bei der Manuellen
Lymphdrainage die gesunde Körperregion schneller arbeiten. Erst danach, und eigentlich
fast zum Schluss, wird die befallene Körperpartie behandelt, indem man die Flüssigkeit in
eine Gegend hinein bewegt, die auf einen verstärkten Anfall von Schlacken und Wasser ect.
Schon vorbereitet ist. Darin ist also das ganze Geheimnis der Manuellen Lymphdrainage zu
suchen.
Manche Patienten sind enttäuscht, wenn der Therapeut nicht sofort die eigentliche
Körperpartie behandelt, sondern am Hals (Basisbehandlung) mit der Behandlung beginnt.
Erstaunlich ist immer wieder, in welchem Umfang Flüssigkeit dann vom Körper
aufgenommen und ausgeschieden wird. Die Gewichtsverluste betragen manchmal mehrere
Kilo und die Wasserausscheidung ist zumindest in den Anfängen ganz enorm. Wenn ein
solches Lymphödem frühzeitig entdeckt wird und es sich um eine erste Form handelt, so sind
ambulante Lymphdrainagebehandlungen in der Regel am Anfang - 15 bis 20 Stück - aus
reichend und durch Messung der Umfänge, z.B, am Bein, ist der Erfolg ablesbar. Eine
konsequente und eine ein bis zweimal im Jahr durchgeführte wird wiederholt werden müssen.
Bei Patienten, die sehr spät zur Untersuchung gehen, und deren Schwellung schon stark
fortgeschritten ist und bei denen durch Eiweisseinlagerungen Verhärtungen vorliegen, dauert
die Behandlung wesentlich länger und sie ist auch meistens nur stationär einzuleiten. Bei der
stationären Behandlung ist eine Vielzahl von Lymphdrainagebehandlungen, meist täglich,
notwendig, um einen Behandlungserfolg zu sehen. Zusätzliche Entstauungsmassnahmen,
durch die Physikalische Entstauungstherapie, durch schwimmen ect. Können den Erfolg nur
verbessern. Dies ist eine ganz konsequente Therapie, die den Behandler, wie auch den
Patienten ganz beansprucht.
Technik der Manuellen Lymphdrainge
Die Beschreibung der Grifftechnik ist nur dazu gedacht, den theoretischen Hintergrund zur
Praxis zu bilden, die, wie die Erfahrung gezeigt hat, äusserst mühsam erlernt werden
muss.Sie kann selbstverständlich nicht dazu dienen, diese Behandlungstechnik durch lesen in
praktische Anwendung umzusetzen.
Die Manuelle Lymphdrainage zeichnet sich gegenüber anderen manuellen Therapien vor
allem durch ihre "Sanftheit" aus. Diese Bezeichnung stellt den Versuch dar, die
charakteristischen Griffeigenschaften dieser Therapieform zu beschreiben, die sich lediglich
an den physiologischen Gegebenheiten des Lymphsystems, des Gewebes, der
Gewebsflüssigkeit als "träge Masse" sowie der Kräfteverhältnisse an der terminalen
Strombahn orientiert.
Das Ziel dieser Grifftechnik ist es vor allem, den Abfluss aus dem Gewebe zu fördern, ohne
gleichzeitig den Zustrom zu verstärken. Nur dadurch lässt sich der enorme Aufwand, in der
Ödembehandlung bespielsweise rechtfertigen.
Die Theorie dieser Grifftechnik lässt sich am besten anhand folgender typischen
Griffeigenschaften erläutern
Druckstärke
In dieser Eigenschaft unterscheidet sich die Manuelle Lymphdrainage am augenfälligsten von
vielen manuellen Techniken der physikalischen Therapie.
Rein theoretisch darf die Druckstärke nur jeweils so gross sein, dass sie im
Kräftegleichgewicht an der Blutkapillare keine Verschiebung zu gunsten der Filtration,
sondern möglichst zugunsten der Reabsorbtion hervorruft (Starlins'sche Gleichgewicht).
Gleichzeitig muss allerdings eine ausreichende Gewebsverformung des Haut/Unterhautbereiches hervorgerufen werden, da nur damit beispielsweise auf die
Kontraktionsfähigkeit der Lymphgefässe eingewirkt werden kann.
In der praktischen Ausbildung wird dies durch intensives Üben vermittelt, so das der
zukünftige Lymphtherapeut in der Lage ist, die jeweils richtige Druckstärke/-intensität
anzuwenden.
Druckzeit
Auf den Zustand der Gewebsflüssigkeit lässt sich das Gesetz der "trägen Masse" anwenden
(Lösungen sowohl im Sol- als auch im Gelzustand), so dass eine Mindesteinwirkzeit der
einzelnen Griffe von - erfahrungsgemäss - 1 Sekunde notwendig ist, um einen "Fluss" zu
bewirken.
Druckablauf
Zusammen mit der Mindesteinwirkzeit von 1 Sekunde erfordert es der
Gewebsflüssigkeitszustand zusätzlich, dass der Druck stufenlos zu- und wieder abnehmen
muss. Dadurch lassen sich gleichzeitig unerwünschte Scherkräfte vermeiden.
Druckperiode
Der übliche 5er- und 7er- Rythums hat sich durch experimentelle Untersuchungen von
MISLIN u.a. als richtig erwiesen und stellt zusammen mit den vorab erwähnten
Griffcharakteristiken den adäquaten Reiz dar, auf den die Angione der Lymphgefässe mit
anhaltender Eigenmotorik ANTWORTEN ("Automatie der Lymphgefässe"). Neueste
Untersuchungen beschäftigen sich mit der Motorik im Lymphangion vor und nach
Lymphknotenextension unter Einwirkung der Manuellen Lymphdrainage. Folgendes wurde
dabei festgestellt. Die - an Schafen durchgeführten - Untersuchungen lassen erkennen,
".....dass der Lympgdruck unabhängig von Lymphknotenexzision während der Manuellen
Lymphdrainage zu steigen beginnt und dass er über die Dauer der Anwendung hinaus noch
eine geraume zeit erhalten bleibt".
Auch hat man während dieser Untersuchung festgestellt, dass ein zu hoher Behandlungsdruck
einen "....vorübergehenden Stillstand der Lyphmotorik" hervorruft. Damit wurde erstmaks die
von MISLIN erwarteten Frequenz- und Amplitudenänderung unter der Grifftechnik der
Manuellen Lymphdrainage in einem sogenannten "in-vivo-Versuch" nachgewiesen.
Möglichst grossflächige und kreisförmige Griffausführung
Die an der jeweiligen Körperstelle grossflächigste Griffausführung erleichtert die Forderung
an Druckstärke, Druckzeit und Druckablauf zu erfüllen und ist daneben natürlich ökonomisch
erwünscht.
Die typisch kreisförmige Grifftechnik (kreisförmig, spiralig, korkenzieherartig verschieben)
ruft neben der Anregung der Lymphgefässmotorik durch Füllung der Angione (Fülldehnung)
sozusagen von Aussen eine "Längsdehnung" hervor, die nachweisbar die Eigenmotorik in
Richtung "Automatie" fördert.
Arbeiten in "Abflussrichtung"
Die Grifftechnik orientiert sich an den grösseren, ableitenden Lymphgefässen sowie der Lage,
der ihnen zugeordneten Lymphknotenansammlungen eines jeweiligen Körperabschnittes. Der
Lymphdrainagetherapeut wendet seine Griffe so an, dass der "Abfluss" in diese Richtung
gefördert wird.
Bei Insuffizienz bestimmter "Abflussgebiete" ändert sich die Arbeitsrichtung so, dass sie unter
Umständen in die entgegengesetzte Richtung (in intakte"Abflussgebiete") führt.
Griffreihenfolge
Die Behandlungsgebiete bauen sich von zentral (Hals- oder Basisbehandlung) nach peripher
auf. Erst die Optimierung der Transportkapazität der Einmündung des Lymphgefässsystems
in den venösen Kreislauf am nächsten gelegenen Gefässabschnitt gewährleistet die
Entsorgung herzferner Gebiete.
Die Griffe im jeweiligen Behandlungsgebiet werden meist von distal nach proximal
ausgeführt, wobei vorher die zuständigen proximalen Lymphknoten "freigemacht werden"
Wirkungsweise der Lymphdrainagegriffe
Neben der "selbstverständlichen" Wirkung der Manuellen Lymphdrainage auf das
Lymphgefässsystem lässt sich die Einwirkung auf andere Gewebsstrukturen nicht vermeiden,
sie ist sogar erwünscht.
Es lassen sich folgende Wirkungsweisen der Manuellen Lymphdrainage als relativ gesichert
darstellen:
Entödematisierung auf mehrfachem Wege
Über das intakte Lymphgefässsystem.
Über den venösen Schenkel der Blutkapillare auf dem Wege der Verbesserung der
Reabsorbtion.
Durch Verschiebung der lymphpflichtigen Last aus dem Ödemgebiet in mögliche
Ödemabflussgebiete mit intakten Lymphgefässen.
Einwirkung auf das Nervensystem
Umstimmung der vegetativen Lage durch Beeinflussung des Parasympathikus im Sinne einer
Beruhigung. Neuste Untersuchungen konnten diese Wirkung eindeutig bestätigen.
Wirkung auf pathische Bahnen in Sinne einer Hemmung d.h. Schmerzlinderung.
Beeinflussung der Muskulatur
Die quergestreifte, hypertone Skelettmuskulatur zeigt deutlich Tendenzen zur Entspannung.
Glatte Muskulatur reagiert auf die Dehnreize mit Kontraktionen, die bis zur Automatie führen
können. Am augenscheinlichsten lässt sich dies bei der Beeinflussung des Darmes
demonstrieren, jedoch gelang auch der Nachweis bei der Gefässwandmuskulatur.
Begünstigung der immunologischen Abwehr
Durch beschleunigten Abtransport der relativ eiweissreichen Ödemsubstanz, womit der
chronischen Gewebsentzündung entgegengewirkt wird.
Die Beeinflussung eines Gefässsystems, welches in engem Zusammenhang mit dem
Immunsystem zu sehen ist, lässt eine Wirkung erscheinen, die im positiven als auch unter
Umständen im negativen Sinne zu sehen ist.
Universaltherapie ?
Die recht weitgreifgenden Wirkungsmechanismen der Manuellen Lymphdrainage dürfen nun
allerdings nicht dazu verführen, in unbegrenzter Weise Indikationen im Sinne einer
"Universaltherapie" abzuleiten.
Die Technik der Manuellen Lymphdrainage hat sich in manchen Indikationsbereichen (z.B.
Ödeme) als Mittel der Wahl herausgestellt, in anderen entweder als Alternativtherapie (z.B.
Migräne) oder auch als Baustein in einem komplexen Behandlungsprogramm (z.B.
Sportphysiotherapie oder in derReumatologie u. ä.).
Ein Vergleich der Grifftechniken und der Wirkungsweisen der Klassischen Massage mit den
Griffen der Manuellen Lymphdrainage zeigt die wesentlichen Unterschiede, obwohl immer
wieder behauptet wird, durch "leichte Ausstreichungen" liesse sich ebenfalls eine
resorptionsfördernde Wirkung erzielen. Ohne die Ergänzung, dass dies nur bei gesundem
Gewebe zutrifft, muss diese Behauptung jedoch zurückgewiesen werden.
Die schon vorhin zitierten Untersuchungen kommen zu folgenden Ergebnis:
"Die Reaktivierung der tiefen Lympfkollektoren mit der Manuellen Lymphdrainage bis zum
21. Postoperativen Tag weist uns darauf hin, dass eine präventiv durchgeführte manuelle
Lymphdrainage nach diagnostischer oder therapeutischer Lymphknotenexzision einen Beitrag
zur vermeidung eines sekundären Lymphödems darstellt, dass jene Manuelle
Lymphdrainagedrucktechnik angewendet wird, die dann zu einer Frequenzerhöhung und zu
einer Tonisierung des Lymphkollektors führt".
Ödeme lassen sich nun einmal am gesichertsten und gezieltesten durch die entsprechende
"Komplexe Physikalische Entstauungstherapie" behandeln, wobei die Manuelle
Lymphdrainage eine Hauptrolle spielt, solange keine Kontraindikationen vorliegen. Es tut der
klassischen Massage auch keinen Abbruch, wenn dies ganz klar herausgestellt wird.
Kontraindikationen
-
malige Tumorgeschehen (bösartige)
akute bakterielle oder virusbedingte Entzündungen (mit Fieber)
Thrombose
Herzinsufizienz (dekompensierte)
Relative, d.h. eingeschränkte bzw. bedingte Kontraindikationen
Erkrankungen und Zustände, bei denen die Manuelle Lymphdrainage unter Beachtung
verschiedener Vorsichts-, Vorbeuge- und Verhaltensmassnahmen anwendbar ist (absprache
mit dem behandelnden Arzt).
-
Herzinsuffizienz (kompensierte)
Behandelnder Krebs
Präkanzerose der Haut, Naevus
Schilddrüsenfunktionsstörungen
Asthma bronchiale
Hypotonie
Herunterladen