Schönheit im alten

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Schönheit im alten Ägypten
Schon im alten Ägypten war Schönheit und ihre Herstellung ein wichtiges Thema. Der
Gedanke der Schönheit war eng verbunden mit Vollkommenheit in jeglicher Hinsicht und
bezog Menschen wie Götter mit ein. Götter, Könige und normal Sterbliche, sie alle wurden
gesalbt, gekleidet und geschminkt. Die äußere Schönheit spiegelt innere Vollkommenheit und
Zufriedenheit wieder, sowohl im religiösen Kult als auch im profanen Alltag. Uns sind die
altägyptischen Schönheitsvorstellungen durch die Kunst überliefert, durch die erhaltenen
Statuen, Malereien, Reliefs und Texte. Die Zeugnisse dieser Kultur zeigen anschaulich, wie
wichtig Schönheit und Kosmetik für die ägyptische Gesellschaft waren und sie haben bewirkt,
daß für uns heute das alte Ägypten und menschliche Schönheit nahezu untrennbar
miteinander verbunden sind.
Viele Objekte der altägyptischen Schönheit, die wir kennen, stammen aus dem Bereich des
Totenkultes, sind Grabmalereien, die detailliert und idealisiert die Schönheit der Toten
darstellen und nützliche Grabbeigaben, wie Spiegel, Schminkbehälter, Kämme,
Waschgeschirre und andere Toilettengegenstände. Die Wiedergabe verschiedener
Schminktechniken liefert heutzutage sogar Kriterien für die Datierung altägyptischer
Denkmäler. Auch unterschiedliche Bekleidungsarten und wechselnde Haarmoden, lassen
Rückschlüsse auf die jeweilige Zeit zu, in der die Kunstwerke entstanden. So zeigen sich zum
Beispiel modische Einflüsse in dem Wechsel von glatten, eng anliegenden Gewändern der
Damen und ebenso schlichten Kleidern der Herren hin zu weich fließenden, reich plissierten
Kleidungsstücken aus hochfeinem Leinen für beide Geschlechter.
Die bekanntesten Funde aus der altägyptischen Zeit sind sicherlich die Mumien. Die Ägypter
hatten hochentwickelte Verfahren für die Mumifizierung der Toten. Das Hauptziel war den
toten Körper möglichst vollkommen und in seiner Schönheit für das Leben nach dem Tod zu
erhalten. Dafür nutzte man auch kosmetische Praktiken, die der alltäglichen Verschönerung
der Lebenden dienten und sparte nicht mit Salben und Ölen. Anders als in späteren
europäischen Epochen, war bei den Ägyptern der Gedanke körperlicher Reinheit und Hygiene
sehr wichtig. In Texten des ägyptischen Totenbuches finden sich Hinweise auf
Reinheitsvorschriften, Salbungen und Dampfreinigungen und auf rituelles Kauen von
Kräutern zur Mundreinigung. Viele Wandmalereien zeigen Szenen in denen jemand
gewaschen, frisiert und gesalbt wird. Man weiß, daß reiche Häuser über richtige Badezimmer
mit Steinwannen verfügte. Die Ärmeren nutzten wohl den Nil und Teiche zum Waschen.
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Körperpflege und Kosmetik war eine Angelegenheit von Männern und Frauen. Es galt
keineswegs als unmännlich sich schön zu machen. Auch Frisuren und Haarpflege waren in
Ägypten sehr wichtig. Wie in vielen Kulturen bis heute, hatten im alten Ägypten Haare eine
erotische Funktion, waren ein sexuelles Symbol. Sie waren aber auch Ausdruck der
gesellschaftlichen Stellung und dienten Repräsentationszwecken. Die unterschiedlichsten
Haarmoden lassen sich an den Statuen und Malereien ablesen. Kurzhaarig, schulterlang,
gelockt, mit Zöpfen, gesträhnt, langhaarig, es findet sich im Lauf der Zeiten eine erstaunliche
Vielfalt an Frisuren. Unentbehrlich waren die Perücken. Kunstvolle Gebilde, mit
Bienenwachs gefestigt, das auch im heißen Ägypten nicht dahinschmolz, von Dienerinnen
sorgfältig mit Ölen und Kämmen gepflegt, waren sie wichtiger Bestandteil der Bekleidung der
oberen Schichten. Alle anderen konnten sich diesen exklusiven Haarschmuck nicht leisten
und bildeten daher die Perückenfrisuren mit ihrem eigenen Langhaar nach.
Nicht nur die Haare wurden zum Schutz gegen die Trockenheit geölt, sondern auch die Haut
mußte gegen die Belastungen des Klimas geschützt werden.Die Pflege mit Salben und Ölen,
die nach den verschiedensten Rezepten zubereitet wurden, war sehr wichtig für Frauen und
Männer. Die Haut sollte jung und straff gehalten werden und der Körper gut duften. Darüber
trug man saubere, weiße Leinengewänder. Notzeiten waren unter anderem auch durch den
Mangel an Kleidung und den gewohnten Kosmetika gekennzeichnet.
"...Es gibt keine Kleider zum Bekleiden,
und nicht können die Kinder der Vornehmen
geschmückt werden.
Es gibt weder Augenschminke und Salbe,
und der ohne Haare leidet Not,
denn keiner kann gesalbt werden."
(Text aus dem Nilhymnus)
(Nach: Sylvia Schoske, 1990, S.30)
Mit ägyptischer Kosmetik verbinden wir heute vor allem die stark geschminkten Augen.
Unterstützt durch Hollywoodfilme sind die charakteristisch umrandeten Augenlieder zu einer
Sinnbild für das alte Ägypten geworden. Tatsächlich zeigen fast alle uns überlieferten
Gesichtsabbildungen die Ägypter geschminkt. Schwarze oder grüne Farbe betont die Augen,
eine kosmetische Maßnahme, die neben der ästhetischen Wirkung möglicherweise auch eine
medizinische Wirkung gegen Augenkrankheiten haben sollte. Auch Rouge und Puder fanden
Verwendung, spielten aber wohl eher eine untergeordnete Rolle. Einiges aus der ägyptischen
Welt der Schönheitspflege hat die Jahrhunderte überdauert, auch wenn der rituelle Kontext
verloren gegangen ist. Allerdings sehen auch wir heute wieder zunehmend die Verbindung
von innerer Ausgeglichenheit und äußerer Schönheit, auch wenn wir dabei nicht mehr in
Kategorien von göttlicher Vollkommenheit denken.
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