Titel: Arbeitsblatt aus der Reihe „School-Scout – aktuell“ Der 9. November – Ein Schicksalstag der deutschen Geschichte Bestellnummer: Kurzvorstellung: Inhaltsübersicht: 52562 Diese Arbeitsblattsammlung für den direkten Einsatz im Geschichtsunterricht behandelt den 9. November als sog. Schicksalstag der deutschen Geschichte. Der 9. November stellt in der deutschen Geschichte ein besonderes Datum dar. Auf dieses Datum fallen vier entscheidende Ereignisse, die unsere Gegenwart mitbestimmen. In diesem Material erhalten die Schüler die Möglichkeit, sich mit diesen Ereignissen (zweifache Ausrufung der Republik 1918, Hitler-Ludendorff-Putsch 1923, Reichspogromnacht 1938, Mauerfall 1989) vertraut zu machen. Bei aller gebotenen Kürze wird auch der historische Kontext beleuchtet, ohne den die einzelnen Ereignisse in ihrer Bedeutung kaum begreifbar sind. Kurze Vororientierung Der 9. November 1918 inkl. Bilderrätsel Der 9. November 1923 inkl. Bilderrätsel Der 9. November 1938 Der 9. November 1989 Aufgaben inkl. Lösungsansätzen Quiz zur Festigung des erlangten Wissens Internet: http://www.School-Scout.de E-Mail: [email protected] SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 2 Welches Bild zeigt was? Ordnet den Bildern die richtigen Jahreszahlen und Begriffe zu. Achtung! Ihr müsst auch den Jahreszahlen die richtigen Begriffe zuordnen. ___________________________ ___________________________ ___________________________ ___________________________ ___________________________ ___________________________ ___________________________ ___________________________ 09.11.1918 Fall der Berliner Mauer 09.11.1923 Novemberpogrome 09.11.1938 Ausrufung der Weimar Republik 09.11.1989 Hitler-Ludendorff-Putsch School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 3 Welches Bild zeigt was? – Lösungen Ordnet den Bildern die richtigen Jahreszahlen und Begriffe zu. Achtung! Ihr müsst auch den Jahreszahlen die richtigen Begriffe zuordnen. 09.11.1989 09.11.1923 Fall der Berliner Mauer Hitler-Ludendorff-Putsch 09.11.1938 Novemberpogrome 09.11.1918 Ausrufung der Weimarer Republik School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 4 Der 9. November 1918 Was war der historische Kontext? Seit 1914 befand sich das 1871 gegründete deutsche Kaiserreich zusammen mit dem verbündeten Österreich-Ungarn im Krieg gegen die Entente-Mächte Frankreich, Großbritannien und Russland. Nach und nach waren weitere Mächte in den Krieg eingetreten, so etwa Italien an der Seite der Entente und das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn. Dadurch wurde dieser Krieg schließlich zum Weltkrieg. 1917 traten schließlich dann auch die USA an der Seite der Entente in den Ersten Weltkrieg ein, was die Niederlage der Mittelmächte unausweichlich machte. Die Gründung des zweiten deutschen Kaiserreichs 1871 hatte einen autokratisch regierten Staat mit einer konstitutionellen Verfassung geschaffen, in dem das Militär eine dominierende Rolle spielte. Faktisch wurde das Reich durch den Reichskanzler regiert und dieser war nur dem Kaiser und nicht dem Parlament gegenüber verantwortlich. Was ist passiert? Am 9. November 1918 befand sich das Deutsche Reich bereits in Verhandlungen zu einem Waffenstillstand. Der Erste Weltkrieg war faktisch verloren, die letzten deutschen Offensiven des Sommers waren fehlgeschlagen und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis britische, amerikanische und französische Soldaten tief ins Reichsgebiet vorgedrungen wären. Bereits Ende Oktober 1918 waren im Reich Reformen beschlossen worden, die Deutschland in eine parlamentarische Monarchie umwandelten. Der Reichstag hatte nun viel mehr Kontrolle über den Reichskanzler und den Kaiser. Prinz Max von Baden wurde in diesem System der neue Reichskanzler. Die Reformen waren einerseits Bedingung für weitere Waffenstillstandsverhandlungen. Zum anderen wollte die deutsche Heeresführung dafür sorgen, dass die Schuld für die Niederlage den demokratischen Parteien zugeschoben würde. Schließlich waren es nun Vertreter des Parlaments, die die Niederlage mit einer Unterschrift besiegeln mussten. Die deutsche Flottenführung wollte die Bedingungen der Alliierten allerdings nicht ohne Weiteres akzeptieren. Im Gegensatz zur Infanterie hatte die Marine den Krieg ohne große Verluste überstanden. Deshalb hoffte die Admiralität, durch eine Entscheidungsschlacht gegen die englische Flotte bessere Kapitulationsbedingungen herausschlagen zu können. Die Matrosen der Marine sahen das allerdings anders: Sie wollten ihr Leben nicht in einem Krieg opfern, der ohnehin schon verloren war. Zudem war die englische Flotte der deutschen um ein Vielfaches überlegen. Der Flottenbefehl zum Auslaufen vom 24.10.1918 wurde verweigert – die Matrosen meuterten. Aus diesem „Kieler Matrosenaufstand“ wurde schnell ein Flächenbrand, weil nun überall im Reich Arbeiter und Soldaten aufbegehrten. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 5 Um eine Revolution oder gar einen Bürgerkrieg zu vermeiden, verkündete Reichskanzler Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers und übertrug seine eigenen Amtsgeschäfte an das SPD-Mitglied Friedrich Ebert. Nun galt es schnell zu handeln. Während die SPD eine parlamentarische Demokratie einführen wollte, waren die Kommunisten im Reich für die Schaffung einer Räterepublik wie in der Sowjetunion. Deshalb ergriff der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Initiative und rief vom Balkon des Reichstags die deutsche Republik aus. Fast zeitgleich aber weniger beachtet verkündete allerdings der Kommunist Karl Liebknecht eine sozialistische Republik. Am 9.11.1918 wurde also gleich zweimal eine Republik ausgerufen. Allerdings setzte sich die SPD durch: Die erste parlamentarische Demokratie auf deutschem Boden – die spätere Weimarer Republik – war geboren. 1. Recherchiert in der Schulbibliothek oder im Internet: Was ist der Unterschied zwischen einer parlamentarischen Republik und einer Räterepublik? 2. Warum ist der 9.11.1918 bedeutend für die deutsche Geschichte? School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 6 Wer könnte was gesagt haben? Wie war das jetzt noch einmal genau mit dem 9.11.1918? Ordnet den Bildern auf dieser Seite die passenden Aussprüche zu! ____________________ ____________________ ___________________ ___________________ Karl Liebknecht Wilhelm II. ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ Max von Baden Philipp Scheidemann ___________________ ___________________ Kieler Matrosen Aussprüche: 1. Der Kaiser hat abgedankt! 2. Wir wollen eine Parlamentarische Republik! 3. Wir wollen nicht sinnlos unser Leben opfern! 4. Wir wollen eine Räterepublik! 5. Ich will nicht abdanken. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 7 Wer könnte was gesagt haben? Lösungen Wie war das jetzt noch einmal genau mit dem 9.11.1918? Ordnet den Bildern auf dieser Seite die passenden Aussprüche zu! Wir wollen eine Räterepublik! Ich will nicht abdanken. Wilhelm II Karl Liebknecht Der Kaiser hat abgedankt! Wir wollen eine Parlamentarische Republik! Max von Baden Philipp Scheidemann Wir wollen nicht sinnlos unser Leben opfern! Kieler Matrosen School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 8 Der 9. November 1923 Was war der historische Kontext? 1923 bestand die Weimarer Republik bereits vier Jahre, aber sie stand noch lange nicht auf sicheren Füßen. Dies hatte gleich mehrere Gründe: Zum einen litten die deutsche Wirtschaft und vor allem auch das Selbstwertgefühl der Bevölkerung an den Bedingungen, die im Vertrag von Versailles von 1919 festgelegt worden waren. Im Friedensvertrag, der den ersten Weltkrieg beendete und Deutschland die alleinige Kriegsschuld gab, wurden dem Deutschen Reich sehr hohe Reparationskosten auferlegt. Als Deutschland nicht mehr zahlen konnte, wurde 1923 das Ruhrgebiet von französischen und belgischen Truppen vorläufig besetzt. Zum anderen war die Bevölkerung keineswegs demokratiefreundlich gesinnt. Zahlreiche Menschen, insbesondere aus wohlhabenderen und einflussreichen Kreisen, verabscheuten das neue System. Aber auch Kommunisten und die stärker werdenden Nationalsozialisten wollten jeweils ihr eigenes politisches System durchsetzen. Deshalb waren auch die Arbeiter nicht geschlossen pro-demokratisch gesinnt. Hinzu kam, dass unter nationalistischen Kreisen und Militärs die sog. „Dolchstoßlegende“ kursierte: Angeblich wären insbesondere die Sozialisten der Armee in den Rücken gefallen. Sie hätten eine Kapitulation aus dem Inland erzwungen, obwohl das Heer angeblich noch hätte weiterkämpfen (und womöglich siegen) können, und somit im übertragenden Sinne den Soldaten einen Dolch in den Rücken gestoßen. Die junge Republik konnte also nicht auf einen stabilen Rückhalt in der Bevölkerung setzen. Zuletzt war auch die politische Lage sehr instabil: Demokratische, kommunistische, nationalistische und kaisertreue bzw. konservative Parteien kämpften erbittert um Einfluss und trugen diese Konflikte teils auch auf der Straße aus. Als schließlich das Ruhrgebiet besetzt wurde, wollte sich die bayrische Regierung zunächst vom Reichsverband lossagen. Hierzu wurden Notstandsgesetze in Kraft gesetzt, welche die Bürgerrechte massiv einschränkten. Bald schon wurde der Plan gefasst, von Berlin aus sogar eine deutschlandweite nationale Diktatur durchzusetzen. All dies geschah zwischen September und Oktober 1923. „Es heißt für uns nicht: Los von Berlin! Wir sind keine Separatisten. Es heißt für uns: Auf nach Berlin! Wir sind seit zwei Monaten von Berlin in einer unerhörten Weise belogen worden. Das ist auch nicht anders zu erwarten von dieser Judenregierung, an deren Spitze ein Matratzeningenieur [damit ist Reichspräsident Friedrich Ebert gemeint] steht. Ich habe seinerzeit gesagt: In Berlin ist alles verebert und versaut, und ich halte das auch heute noch aufrecht.“ Freiherr von und zu Aufseß, Stellvertreter des bayrischen Generalstabskommissars Gustav Ritter von Kahr am 20.10.1923 School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 9 Was ist passiert? Die NSDAP unter Adolf Hitler war 1923 vor allem in Bayern bereits eine feste Größe mit 55.000 Mitgliedern. Hitler hatte schon für September einen Putsch geplant, wartete dann aber die Entwicklungen ab und sah seinen Moment am 8.11. gekommen. Im Bürgerbräukeller war für den Abend eine Kundgebung der bayrischen separatistischen Regierung geplant. Gemeinsam mit dem ehemaligen Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff ließ Hitler den Keller von SA-Leuten umstellen und überredete die Anführer der Bewegung zum sofortigen Aufstand – angeblich wurden sie mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen. In jedem Fall behauptete Gustav Ritter von Kahr, der Generalstabskommissar der bayrischen Regierung, noch in der selben Nacht über Rundfunk, er und die anderen seien von Hitler gezwungen worden, einen Putsch zu unterstützen, und wiederrief sofort alle gemachten Zusagen. Ohne die Unterstützung der bayrischen Regierung schien die Lage für Hitler und seine Verbündeten aussichtslos. Dennoch rückten sie am 9.11. gegen 12 Uhr aus dem Bürgerbräukeller aus, um einen Marsch auf die Feldherrenhalle zu beginnen. Vorbild hierfür war Mussolini mit seinem Marsch auf Rom, durch den er seine faschistische Diktatur in Italien hatte installieren können. Allerdings hatten die Aufrührer keine Chance. Der Putsch wurde nach nur einer knappen Stunde von der Polizei blutig niedergeschlagen. Hitler konnte zwar fliehen, wurde aber gefasst und als Organisator des sog. HitlerLudendorff-Putsches zu fünf Jahren milder Festungs-Haft verurteilt. In dieser Zeit schrieb er sein Buch „Mein Kampf“. Die NSDAP wurde verboten. Allerdings kam Hitler bereits Ende 1924 wieder frei und gründete bald darauf die Partei neu. Dabei änderte er auch seine Strategie: Anstatt weitere Umsturzversuche zu planen, wollte er nun auf legalem Wege durch Wahlerfolge an die Macht kommen. 1. Auch wenn ein Erfolg letztlich unrealistisch war: Warum hatte Hitler gute Gründe, daran zu glauben, dass die deutsche Bevölkerung einen nationalen Umsturz unterstützt hätte? 2. Warum ist der Hitler-Ludendorff-Putsch bedeutend für die deutsche Geschichte? School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 10 Die „Novemberverbrecher“ 1. Schaut euch die Abbildungen unten an. Wer ist mit den „Novemberverbrechern“ gemeint? Benutzt auch die Informationen zum 9.11.1918, um die Frage zu beantworten! 2. Erkennt Ihr den Mann mit dem Dolch in der Hand auf den Bildern zu 1918 wieder? School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 11 Die „Novemberverbrecher“ - Lösungen 1. Schaut euch die Abbildungen unten an. Wer ist mit den „Novemberverbrechern“ gemeint? Benutzt auch die Informationen zum 9.11.1918, um die Frage zu beantworten! 2. Erkennt Ihr den Mann mit dem Dolch in der Hand auf den Bildern zu 1918 wieder? Zu 1.: Mit der „Regierung der Novemberverbrecher“ sind diejenigen Politiker gemeint, die im November 1918 in Folge der Novemberrevolution in Deutschland die Macht übernahmen und den Friedensvertrag von Versailles unterzeichneten, vor allem Philipp Scheidemann, Friedrich Ebert, Walter Rathenau und Matthias Erzberger. Die beiden letzteren wurden später von Rechtsextremisten ermordet. Zu 2.: Bei dem Mann mit Dolch könnte es sich aufgrund von Kleidung und Frisur um Philipp Scheidemann handeln, der am 9. November 1918 vom Balkon des Berliner Reichstages die Republik ausgerufen hat. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 12 Der 9. November 1938 Was war der historische Kontext? Hitler gelang es nach dem gescheiterten Putsch von 1923, auf die politische Bühne zurückzukehren. Am 30.1.1933 wurde er zum Reichskanzler ernannt, seit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes vom 23.3.1933 konnte seine Regierung ohne das Parlament Gesetze erlassen. Hitler war nun faktisch Diktator und konnte damit seine antisemitische Politik vorantreiben. Schon 1933 begannen Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte. 1935 wurden schließlich die Nürnberger Rassegesetze erlassen, durch die den Juden u.a. das Recht auf die Ehe mit Nicht-Juden und das Wahlrecht entzogen wurden. Hinzu kamen alltägliche Repressionen und Gewaltakte durch Schlägertrupps. Als der in Paris wohnende Jude Herschel Grynszpan erfuhr, dass seine Eltern nach Polen ausgewiesen worden waren, besorgte er sich einen Revolver und schoss am 7.11.1938 auf den deutschen Botschaftssekretär in Paris, Ernst vom Rath. Dieser erlag am 9. November seinen Verletzungen. Was ist passiert? Das Attentat spielte der nationalsozialistischen Führung in die Hände. – Nun hatte sie einen geeigneten Vorwand, um die jüdische Bevölkerung endgültig aus dem wirtschaftlichen Leben Deutschlands zu verdrängen. Flankiert von antijüdischen Zeitungsartikeln wurden bereits am 8.11.1938 einzelne Übergriffe organisiert. „Es ist klar, daß das deutsche Volk aus dieser neuen Tat seine Folgerungen ziehen wird. Es ist ein unmöglicher Zustand, daß in unseren Grenzen Hunderttausende von Juden noch ganze Ladenstraßen beherrschen, Vergnügungsstätten bevölkern und als 'ausländische' Hausbesitzer das Geld deutscher Mieter einstecken, während ihre Rassegenossen draußen zum Krieg gegen Deutschland auffordern und deutsche Beamte niederschießen. […] Die Schüsse in der deutschen Botschaft in Paris werden nicht nur den Beginn einer neuen deutschen Haltung in der Judenfrage bedeuten, sondern hoffentlich auch ein Signal für diejenigen Ausländer sein, die bisher nicht erkannten, daß zwischen der Verständigung der Völker letztlich nur der internationale Jude steht.“ – Völkischer Beobachter vom 8.11.1938 zum Attentat Grynszpans auf einen deutschen Diplomaten Am 9.11. erfuhr Hitler bei einer abendlichen Gedenkfeier zum Hitler-Ludendorff-Putsch vom Tod des Attentatsopfers. Sofort beauftragte er Reichspropagandaminister Josef Goebbels, zu handeln. Dieser gab den anwesenden Parteifunktionären und den SA- und SS-Führern zu verstehen, organisiert und gewaltsam gegen Juden vorzugehen. Noch am Abend wurden entsprechende Telegramme an die regionalen Führungen verschickt. „Sämtliche jüdische Geschäfte sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören. Nach der Zerstörung hat eine SA-Wache aufzuziehen, die dafür zu sorgen hat, dass keinerlei Wertgegenstände entwendet werden können. […] Die Presse ist heranzuziehen. Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu stecken, jüdische Symbole sind sicherzustellen. Die Feuerwehr darf nicht eingreifen. Es sind nur Wohnhäuser arischer Deutscher zu schützen, allerdings müssen die Juden raus, da Arier in den nächsten Tagen dort einziehen werden. […] Der Führer wünscht, dass die Polizei nicht eingreift. Sämtliche Juden sind zu entwaffnen. Bei Widerstand sofort über den Haufen schießen. An den zerstörten jüdischen Geschäften, Synagogen usw. sind Schilder anzubringen, mit etwa folgendem Text: ‚Rache für Mord an vom Rath. Tod dem internationalen Judentum. Keine Verständigung mit Völkern, die judenhörig sind.‘ Dies kann auch erweitert werden auf die Freimaurerei.“ – Befehl der SA-Stelle „Nordsee“ am Abend des 9.11.1938 School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 13 Gegen 23.00 Uhr begannen die im ganzen Reich angeordneten Pogrome. Auch wenn das Regime sie als „spontanen Volkszorn“ darzustellen versuchte, steht fest, dass sie organisiert waren. Neben der Zerstörung von Wohnungen, Geschäften und Synagogen ging es vor allem auch darum, jüdisches Vermögen zu konfiszieren. Desweiteren sollten 20-30.000 Juden festgenommen werden, wie in einem Telegramm um Mitternacht befohlen wurde. Auch am Folgetag gingen die Verfolgungen weiter. Im Anschluss an die Pogrome wurden die Juden schließlich noch gezwungen, für die angerichteten Schäden Reparationskosten in einer Gesamthöhe von 1 Milliarde Reichsmark an den Staat zu leisten. Von den Nationalsozialisten durch die vielfach zerschlagenen Fensterscheiben als „Reichskristallnacht“ verherrlicht, sind die Novemberpogrome eines der düstersten Kapitel der deutschen Geschichte. „Zuerst kamen die großen Ladengeschäfte dran; mit mitgebrachten Stangen wurden die Schaufenster eingeschlagen, und der am Abend bereits verständigte Pöbel plünderte unter Anführung der SA die Läden aus. Dann ging es in die von Juden bewohnten Häuser. Schon vorher informierte nichtjüdische Hausbewohner öffneten die Türen. Wurde auf das Läuten die Wohnung nicht sofort geöffnet, schlug man die Wohnungstür ein. Viele der ‚spontanen‘ Rächer waren mit Revolver und Dolchen ausgestattet; jede Gruppe hatte die nötigen Einbrecherwerkzeuge wie Äxte, große Hammer und Brechstangen dabei. Einige SA-Leute trugen einen Brotbeutel zur Sicherstellung von Geld, Schmuck, Fotos und sonstigen Wertgegenständen, die auf einen Mitnehmer warteten. Die Wohnungen wurden angeblich nach Waffen durchsucht, weil am Tage vorher ein Waffenverbot für Juden veröffentlicht worden war. Glastüren, Spiegel, Bilder wurden eingeschlagen, Ölbilder mit den Dolchen zerschnitten, Betten, Schuhe, Kleider aufgeschlitzt, es wurde alles kurz und klein geschlagen. Die betroffenen Familien hatten am Morgen des 10. November meistens keine Kaffeetasse, keinen Löffel, kein Messer, nichts mehr. Vorgefundene Geldbeträge wurden konfisziert, Wertpapiere und Sparkassenbücher mitgenommen. Das schlimmste dabei waren die schweren Ausschreitungen gegen die Wohnungsinhaber, wobei anwesende Frauen oft ebenso mißhandelt wurden wie die Männer. Eine Anzahl von Männern wurde von den SA-Leuten unter ständigen Mißhandlungen und unter dem Gejohle der Menge zum Polizeigefängnis getrieben. […] Am anderen Morgen wurden gegen 4 Uhr morgens alle [der zuvor inhaftierten] Personen unter 60 Jahren nach Dachau [ein KZ] abtransportiert.“ – Augenzeugenbericht aus Nürnberg zur Reichspogromnacht 1. Welche Ziele wollte das NS-Regime durch die Judenpogrome erreichen? Erläutere! 2. Warum ist die Reichspogromnacht bedeutend für die deutsche Geschichte? Begründe! School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 14 Was passierte wann? Ordne den Bildern auf dieser Seite die richtigen Daten zu! Hermann Göring veranlasste, dass den Juden auch noch die Kosten auferlegt wurden, die durch die Pogrome entstanden waren. Herschel Grynszpan verübte das Attentat auf einen deutschen Diplomaten. _________________ ________________ Deutschland ordnete die Ausweisung der polnischen Juden aus Deutschland an. Hitler und Goebbels befahlen Pogrome gegen Juden. ________________ _________________ Brennende Synagoge in Baden-Baden während der Reichspogromnacht. ___________________________________ Daten 09.11.1938 27.10.1938 07.11.1938 12.11.1938 School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download 08.11.1938 SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 15 Was passierte wann? Lösungen Ordne den Bildern auf dieser Seite die richtigen Daten zu! Hermann Göring veranlasste, dass den Juden auch noch die Kosten auferlegt wurden, die durch die Pogrome entstanden waren. Herschel Grynszpan verübte das Attentat auf einen deutschen Diplomaten. 07.11.1938 12.11.1938 Deutschland ordnete die Ausweisung der polnischen Juden aus Deutschland an. Hitler und Goebbels befahlen Pogrome gegen Juden. 08.11.1938 27.10.1938 Brennende Synagoge in Baden-Baden während der Reichspogromnacht. 09.11.1938 School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 16 Der 9. November 1989 Was war der historische Kontext? Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs teilten die vier Siegermächte (England, Frankreich, USA und UDSSR) Deutschland in Besatzungszonen auf. Bald darauf schon wurde Deutschland zu einer der wichtigsten „Fronten“ im nun beginnenden Kalten Krieg. Die demokratisch-marktwirtschaftlich gesinnten westlichen Alliierten und die totalitärplanwirtschaftliche Sowjetunion entfremdeten sich immer mehr voneinander und wurden zu politischen Gegnern. Spätestens mit der Gründung der Bundesrepublik und der DDR wurde Deutschland 1949 in einen demokratischen Staat im Westen und einen sozialistischen Osten geteilt. Als sich in der Folge immer mehr unzufriedene DDR-Bürger in den Westen absetzten, wurde 1961 die Berliner Mauer errichtet. Entlang der innerdeutschen Grenze wurden nun bewachte Grenzanlagen gebaut. Die DDR wollte damit die Auswanderung (vor allen von Fachkräften) in den Westen verhindern. In den 1970er und 1980er Jahren hatten sich Viele schon mit einer dauerhaften Teilung Deutschlands abgefunden. Allerdings geriet der sozialistische Ostblock in Bewegung: Ausgehend von Polen entstanden in vielen Ländern oppositionelle Bewegungen, die mehr persönliche Freiheiten für die Bevölkerung einforderten. Zugleich war mit Michail Gorbatschow ein Generalsekretär an die Spitze der Sowjetunion gelangt, der dringend benötigte Reformen durchsetzen wollte. Er wollte damit den drohenden finanziellen Kollaps der angeschlagenen sowjetischen Wirtschaft verhindern. Diese Reformen gingen als „Glasnost und Perestroika“ in die Geschichte ein. Im September 1989 öffnete schließlich Ungarn seine Grenzen zu Österreich. Nun flohen auch tausende DDR-Bürger über Ungarn in den Westen. Zeitgleich stieg die Anzahl der Teilnehmer an den sog. Montagsdemonstrationen (Demonstrationen für eine liberalere DDR, die traditionell montags und ohne Genehmigung in zahlreichen ostdeutschen Städten durchgeführt wurden) dramatisch an. Zusätzlich flüchteten viele DDR-Bürger in westdeutsche Botschaften, etwa in die Prager Botschaft, um von dort aus in den Westen zu reisen. Um den Demonstrationen und der Flüchtlingswelle ein Ende zu setzen, wurde in der DDR-Führung bereits Ende Oktober 1989 diskutiert, eine allgemeine Reisefreiheit einzuführen. Was ist passiert? Am 9. November stand zwar schon fest, dass es ein neues Reisegesetz geben sollte. Aber es existierte nur als Vorlage, war also noch nicht in Kraft getreten. Auf einer Pressekonferenz am Abend unterlief Günter Schabowski, dem Sekretär für Information des ZKs der SED, ein folgenschwerer Fehler. Auf Nachfragen von Journalisten informierte er die Anwesenden über das neue geplante Ausreisegesetz: „Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.“ - „Ab wann tritt das in Kraft? Ab Sofort?“ - „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Die zuständigen Abteilungen Pass- und Meldewesen der VPKÄ – der Volkspolizeikreisämter – in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne dass dafür noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 17 Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen […]“ - „Wann tritt das in Kraft?“ - „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“ Grabowski hatte soeben die sofortige Öffnung der Mauer verkündet. Die Konferenz war in Fernsehen und Radio übertragen worden. Schon bald versammelten sich tausende Menschen an den Grenzübergänge zu Westberlin. Die überforderten Grenzwachen öffneten schließlich angesichts der Massen die Schranken – am Abend des 9. November 1989 war damit die Mauer gefallen. Noch in derselben Nacht trafen Ost- und Westberliner aufeinander und feierten ausgelassen die wieder gewonnene Freiheit. Deutschland war damit zwar noch nicht wieder vereint, aber der Fall der Mauer war der erste wichtige Schritt zur Wiedervereinigung. 1. Warum ist der Mauerfall bedeutend für die deutsche Geschichte? Begründe! 2. Warum wurde die Berliner Mauer gebaut? Erläutere! 3. Auch wenn die Mauer schon am 9.11.1989 fiel, konnte die Wiedervereinigung aus politischen Gründen (Verhandlungen mit der DDR und den Alliierten) erst am 3.10.1990 vollzogen werden. Einige Menschen sprachen sich damals dafür aus, die Vereinigung auf den 9.11.1990 zu legen, da dieses Datum, wie ihr inzwischen wisst, sehr eng mit der deutschen Geschichte verknüpft ist. Dies sollte dann, so wie heute der 3. Oktober, der neue deutsche Nationalfeiertag werden. Man hat sich dagegen entschieden. Könnt ihr verstehen, warum? Diskutiert, ob und warum der 9.11. als Festtag ein Problem sein könnte. 4. Schreibt einen Zeitungskommentar, in dem ihr begründet, warum der 9.11. der neue deutsche Nationalfeiertag werden sollte. 5. In der Literatur gibt es ein Genre, das man counterfactual history nennt. Hier schreiben Autoren Romane darüber, wie unsere Welt aussehen würde, wenn bestimmte Dinge nicht oder anders passiert wären. Sucht euch eines von den vier Ereignissen am 9.11. aus und schreibt eine Kurzgeschichte: Wie könnte Deutschland heute aussehen, wenn dieses Ereignis gar nicht oder anders stattgefunden hätte? 6. Warum nennt man den 9.11. auch den Schicksalstag der deutschen Geschichte? School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 18 Aufgaben und Lösungsvorschläge Der 9. November 1918 Frage: 1. Recherchiert in der Schulbibliothek oder im Internet: Was ist der Unterschied zwischen einer parlamentarischen Republik und einer Räterepublik? Antwort: In einer parlamentarischen Republik werden die Volksvertreter, bzw. Parlamentarier mit der Aufgabe betraut als Abgeordnete ihrer Wähler politisch tätig zu werden. In einer Räterepublik wählt das Volk keine Abgeordneten, sondern trifft in den Volksversammlungen („Räte“) selbst die notwendigen politischen Entscheidungen. Frage: 2. Warum ist der 9.11.1918 bedeutend für die deutsche Geschichte? Antwort: Mit der Novemberrevolution wurde die erste deutsche Demokratie begründet. Der 9. November 1923 Frage: 1. Auch wenn ein Erfolg letztlich unrealistisch war: warum hatte Hitler gute Gründe, daran zu glauben, dass die deutsche Bevölkerung einen nationalen Umsturz unterstützt hätte? Antwort: Aufgrund des Misstrauens gegenüber der demokratischen Staatsform, die in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung herrschte. Frage: 2. Warum ist der Hitler-Ludendorff-Putsch bedeutend für die deutsche Geschichte? Antwort: Nach dem Scheitern des Putsches änderten die Nationalsozialisten erfolgreich ihre Taktik und konnten die Macht auf legalem Wege, durch die Wahlerfolge, ergreifen. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 19 Der 9. November 1938 Frage: 1. Welche Ziele wollte das NS-Regime durch die Judenpogrome erreichen? Antwort: Juden enteignen und aus Deutschland vertreiben. Frage: 2. Warum ist die Reichspogromnacht bedeutend für die deutsche Geschichte? Antwort: Die Reichspogromnacht gilt als der Auftakt zum Holocaust, dem nationalsozialistischen Völkermord an den Juden Europas im Zweien Weltkrieg. Aufgabe: 3. Bring die Bilder auf folgenden Seiten in die chronologische Reihenfolge! Lösung: A) Hitler ordnete die Ausweisung der polnischen Juden aus Deutschland an. B) Herschel Grynszpan verübte das Attentat auf einen deutschen Diplomaten. C) Hitler befahl Pogrome gegen Juden. D) Brennende Synagoge in Baden-Baden während der Reichspogromnacht. E) Hermann Göring veranlasste, dass den Juden auch noch die Kosten auferlegt wurden, die durch die Pogrome entstanden. Der 9. November 1989 Frage: 1. Warum ist der Mauerfall bedeutend für die deutsche Geschichte?Begründe! Antwort: Nach dem Mauerfall wurde die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands vollzogen. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte nach dem Untergang der Weimarer Republik lebten alle Deutschen in einem einheitlichen und zugleich freiheitlich-demokratisch verfassten Staatswesen. Frage: 2. Warum wurde die Berliner Mauer gebaut? Erläutere! Antwort: Um DDR-Bürger an der Auswanderung zu hindern und dadurch den Fachkräftemangel vorzubeugen. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 20 Frage: 3. Welche politische Forderung lässt sich dem obigen Bild entnehmen? Antwort: Die Menschen fordern die Wiedervereinigung Deutschlands. Frage: 5. Warum nennt man den 9. November auch den Schicksalstag der deutschen Geschichte? Antwort: An diesem Datum ereigneten sich mehrere bedeutende Ereignisse in der neuesten Geschichte: 1918 Ausrufung der Republik, 1923 Hitler-Ludendorff-Putsch, 1939 Judenpogrome, 1989 Fall der Berliner Mauer School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 21 Kleines Quiz zum Thema „9. November“ 1.) Wer rief am 9.11.1918 vom Reichstagsbalkon die parlamentarische Demokratie aus? A: Friedrich Ebert B: Karl Liebknecht C: Philipp Scheidemann 2.) Nach welchem Vorbild wollten deutsche Kommunisten 1918 eine Räterepublik einführen? A: Nach dem Vorbild der französischen Revolution B: Nach dem Vorbild des antiken Athens C: Nach dem Vorbild der Sowjetunion 3.) Wieso nannten die Anhänger Hitlers in ihren Proklamationen zum Putsch 1923 die sozialdemokratische Regierung „Novemberverbrecher“? A: Weil der Putsch im November war. B: Angeblicher Verrat durch Ausrufung der Republik und Kapitulation im Herbst 1918 C: Weil die SPD im November gegründet worden ist 4.) Zur Zeit des Hitler-Ludendorff-Putsches war eines der vielen Probleme Weimars: A: Die Eurokrise B: Demokratiefeindlichkeit in der Bevölkerung C: Die demographische Entwicklung 5.) Wie viele jüdische Geschäfte waren von den Ausschreitungen und Beschädigungen durch Mitglieder von NSDAP und SA am 9.11.1938 etwa betroffen? A: 700 B: 7000 C: 70 6.) Der Politiker Hermann Göring kam nach der Reichspogromnacht auf die Idee, die Juden die angerichteten Schäden in Form einer Sondersteuer selbst bezahlen zu lassen. Wie hoch war die Gesamtsumme, die sie zahlen sollten? A: 1 Milliarde Reichsmark B: 1 Millionen Reichsmark C: 100.000 Reichsmark 7.) Warum beschlagnahmten die Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht das Vermögen jüdischer Geschäftsleute und verlangten später noch eine Sondersteuer? A: Um die Juden zu demütigen B: Staatsschulden begleichen C: Um das Geld Hitler als Privatvermögen zu geben 8.) Die Öffnung der Mauer am 9.11.1989 war… A: …genau so geplant. B: …ein Versehen. C: …bewusst auf den 9.11. gelegt worden. 9.) Wie hieß der russische Staatsmann, dessen Politik die Öffnung der Mauer 1989 und die Wiedervereinigung von 1990 überhaupt erst möglich machte? A: Breschnew B: Gorbatschow C: Jelzin 10.) Seit wann gab es die Berliner Mauer, die 1989 ihre Funktion als hermetischer Grenzwall verlor? A: 1945 B: 1955 School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download C: 1961 SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 22 Lösungshinweise zum Quiz zum Thema „9. November“ 1.) Wer hat am 9.11.1918 vom Balkon des Reichstags die parlamentarische Demokratie ausgerufen? A: Friedrich Ebert B: Karl Liebknecht C: Philipp Scheidemann Friedrich Ebert war zwar auch Mitglied der SPD und außerdem bis zu seinem Tod 1925 der erste Reichspräsident der Weimarer Republik, aber die parlamentarische Demokratie wurde von seinem Parteigenossen Philipp Scheidemann ausgerufen. Karl Liebknecht war hingegen Kommunist und Mitglied des Spartacus-Bundes. Er rief nur wenig später die Räterepublik aus. 2.) Nach welchem Vorbild wollten die Kommunisten in Deutschland 1918 eine Räterepublik einführen? A: Nach dem Vorbild der französischen Revolution B: Nach dem Vorbild des antiken Athens C: Nach dem Vorbild der Sowjetunion Da die Schüler im Aufgabenteil eine entsprechende Frage zur Räterepublik beantworten mussten, dürfte diese Quizfrage nicht allzu schwer zu beantworten sein. Im antiken Athen herrschte eine Basisdemokratie, in Frankreich wiederum ein parlamentarisches Modell in Form der Nationalversammlung. Die deutschen Kommunisten orientierten sich an der Sowjetunion. In einer solchen Räterepublik wird die Bevölkerung in Betriebe, Wohnblocks oder nach anderen Kriterien organisiert (es gibt z.B. auch Soldatenräte) und wählt auf dieser sehr lokalen Ebene einen Rat aus mehreren Personen. Diese Räte kennen gewöhnlich keine Gewaltenteilung, d.h. sie vereinen Gerichtsbarkeit, Gesetzgebung und Exekutivgewalt in sich, aber sie sind ihren Wählern Rechenschaft schuldig und können von ihnen abgewählt werden. Aus den lokalen Räten werden wiederum überregionale Räte bis hin zum Zentralrat gebildet. Wir haben es hier also mit einem von unten her pyramidenartig gestaffelten System zu tun. 3.) Wieso nannten die Anhänger Hitlers in ihren Proklamationen zum Putsch 1923 die sozialdemokratische Regierung „Novemberverbrecher“? A: Weil der Putsch November war. im B: Weil sie mit der Ausrufung der Republik und der Kapitulation im November 1918 Deutschland angeblich verraten hatten C: Weil die SPD im November gegründet worden ist Da die SPD aus Vorgängerorganisationen entstanden ist, kann man verschiedene plausible Gründungsjahre anbringen. Kein Datum fällt dabei allerdings in den November. Der Zeitpunkt des Putschversuches spielt ebenfalls keine Rolle. Die Mitglieder der Regierung wurden vielmehr als Novemberverbrecher bezeichnet, um Bezug auf die Absetzung des Kaisers, die Ausrufung der Republik und insbesondere auf die Kapitulation zu nehmen. Der Begriff Novemberverbrecher ist also eng mit der Dolchstoßlegende verknüpft. 4.) Zur Zeit des Hitler-Ludendorff-Putsches war eines der vielen Probleme Weimars: A: Die Eurokrise B: Demokratiefeindlichkeit in der Bevölkerung C: Die demographische Entwicklung School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte Seite 23 Die demographische Entwicklung ist ein aktuelles Problem. Den Euro gab es damals noch gar nicht. Neben wirtschaftlichen Faktoren und politischer Instabilität war ein Hauptproblem der Weimarer Republik, dass sie in der Bevölkerung nicht flächendeckend akzeptiert wurde. Insbesondere reaktionäre und nationalistische Kräfte, aber auch die an der Sowjetunion orientierten Kommunisten waren mindestens skeptisch gegenüber dem neuen System eingestellt. Dies machte es demokratiefeindlichen Bewegungen wie z.B. Hitlers Nationalsozialisten leichter, Fuß zu fassen und politischen Einfluss zu gewinnen. Auch wenn er niedergeschlagen wurde, sagt der Hitler-Ludendorff-Putsch somit zumindest auf einer symbolischen Ebene viel über die Mentalität vieler Menschen in der Weimarer Republik aus. 5.) Wie viele jüdische Geschäfte waren von den Ausschreitungen und Beschädigungen durch Mitglieder von NSDAP und SA am 9.11.1938 etwa betroffen? A: 700 B: 7000 C: 70 Hier wird deutlich, in welchem Ausmaß die Aktion organisiert war – es handelte sich keinesfalls um die Äußerung spontanen Volkszorns. Hitler wiederum hatte einen besonderen Hass auf jüdische Geschäftsleute, die er als Ausbeuter ansah. sie konnte man sehr gut Ressentiments von Leuten lenken konnte, die in wirtschaftliche Not geraten waren. 6.) Der Politiker Hermann Göring kam nach der Reichspogromnacht auf die Idee, die Juden die angerichteten Schäden in Form einer Sondersteuer selbst bezahlen zu lassen. Wie hoch war die Gesamtsumme, die sie zahlen sollten? A: 1 Milliarde Reichsmark B: 1 Millionen Reichsmark C: 100.000 Reichsmark Es war tatsächlich 1 Milliarde Reichsmark. Warum diese Summe gefordert wurde, erklärt sich aus der nächsten Frage. 7.) Warum beschlagnahmten die Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht das Vermögen jüdischer Geschäftsleute und verlangten später noch eine Sondersteuer? A: Um die demütigen Juden zu B: Um Staatsschulden zu begleichen C: Um das Geld Hitler als Privatvermögen zu geben Das deutsche Reich hatte 1938 ein massives Schuldenproblem, was nicht zuletzt an den enormen Kosten für die militärische Aufrüstungsbemühung lag. Durch die Sondersteuer und das konfiszierte Vermögen erhoffte man sich, die Staatshaushalte ein wenig sanieren zu können. Dies war zwar nicht das Hauptmotiv für die Organisierung der Pogrome, aber so bot sich die Chance, quasi nebenbei noch Geld zu verdienen. 8.) Die Öffnung der Mauer am 9.11.1989 war… A: …genau so geplant. B: …ein Versehen. C: …bewusst auf den 9.11. gelegt worden. Zwar war die Öffnung der Mauer bzw. die Einführung der Reisefreiheit geplant, aber nicht schon am 9.11., sodass auch Antwort C als Möglichkeit wegfällt. Die Mauer wurde nur deshalb schon am 9.11. geöffnet, weil Grabowski auf der Pressekonferenz ein Fehler unterlaufen war. Aufgrund mangelnder Informationen gab er an, das neue Gesetz trete ab sofort in Kraft. So gesehen war der Mauerfall also ein Versehen. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download SCHOOL-SCOUT 9. November – Schicksalstag der deutschen Geschichte 9.) Seite 24 Wie hieß der russische Staatsmann, dessen Politik die Öffnung der Mauer 1989 und die Wiedervereinigung von 1990 überhaupt erst möglich machte? A: Breschnew B: Gorbatschow C: Jelzin Es war Gorbatschow, der erkannt hatte, dass das System der Planwirtschaft am Ende angekommen war und Glasnost und Perestroika nötig waren. Breschnew war dagegen ein Vertreter des alten Systems, der 1968 in der Tschechoslowakei die Bemühungen um mehr Freiheit militärisch niederschlagen ließ. Jelzin war von 1991 bis 1999 der erste Präsident Russlands. Außerdem war er das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands und der Vorgänger Putins. 10.) Seit wann gab es die Berliner Mauer, die am 9.11.1989 ihre Funktion als undurchlässiger Grenzwall verlor? A: 1945 B: 1955 C: 1961 Das Kriegsende ist sicher erst mal ein verführerisches Datum, aber es dauerte noch vier Jahre bis zur Teilung Deutschlands in zwei Staaten. Um 1955 gliederten sich beide in die jeweiligen Bündnissysteme ein, 1961 ließ die DDR die Mauer bauen, um zu verhindern, dass immer mehr ihrer Bürger in den Westen übersiedelten. School-Scout.de Unterrichtsmaterialien zum Download