Kreativität und Innovation

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Hauptseminar: Logik des Lehrens-Unterricht als Erkenntnisprozess
Seminarleiter: PD Dr. M Geuting
Referent: Detlef Hamm, Matr.-Nr. 158799
Kreativität und Innovation
1) Definitionen (nach Brockhaus):
a) Kreativität:
Das Wort Kreativität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: die Fähigkeit,
originelle, ungewöhnliche Einfälle zu entwickeln und sie produktiv umzusetzen.
b) Innovation:
Dieses Wort kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und heißt: die Entwicklung neuer
Techniken, Ideen und Produkte.
Innovationen sind ebenfalls kreativ, bauen auf Kreativität auf, bewegen sich jedoch auf
einer höheren Stufe der Professionalität.
2. Was ist Kreativität?
Fast täglich werden wir mit dem Wort Kreativität konfrontiert. Sei es beim Kochen,
Basteln oder Handwerken. Kreativität ist in der Wirtschaft die Voraussetzung für den
Erhalt von Arbeitsplätzen und erforderlich in der Sicherung der jeweiligen Industriestandorte. Aber auch die Psychologen und Erziehungswissenschaftler bedienen sich der
Kreativität, um neue Erkenntnisse und Einsichten über Persönlichkeit und Verhalten zu
gewinnen. Zuletzt lassen uns Wissenschaftler glauben, Kreativität sei trainierbar.
Zur Klärung des Begriffs Kreativität fallen uns oft und schnell wiederum Begriffe ein, die
unmittelbar mit Kreativität assoziiert werden: Spontaneität, Einfallsreichtum, Phantasie,
künstlerische Begabung etc.. Bei einer Umfrage der Universität Koblenz-Landau zu den
Eigenschaften und Verhaltensweisen hochkreativer Menschen antworteten die Studenten
unter anderem:
- spontane Dinge machen
- aktiv sein, keine Langeweile kennen
- stets beschäftigt sein, mit der Freizeit etwas anfangen können
- Wohn- und Arbeitsraum gestalten, individuelle Gegenstände kreieren, z.B. Möbel
- ungewöhnliche Dinge machen, unkonventionelle Methoden benutzen
usw..
Die Aussagen zeigen, dass die Handhabung dieses Begriffes sehr unterschiedlich ist.
Seine Vielfalt ist damit jedoch nicht erschöpft, denn nicht nur im Alltag und Studium,
sondern auch in der Wissenschaft gibt es Definitonen für Kreativität. Die Psychologie
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bezeichnet Kreativität als produktives, schöpferisches oder divergentes Denken. Während
produktives und schöpferisches Denken noch klare, vorstellbare Bezeichnungen sind,
sollte das divergente Denken kurz dargestellt werden:
Vor etwas mehr als fünfzig Jahren stellte der US-amerikanische Psychologe Joy Paul
Guilford ein Modell des menschlichen Verstandes vor. Dabei unterschied er zwischen
konvergentem und divergentem Denken. Konvergentes Denken ist charakterisiert durch
das Lösen eines Problems mittels einer einzigen Idee, wohingegen divergentes Denken
die Möglichkeit vieler Ideen oder Problemlösungsvorschläge bevorzugt. Divergentes
Denken zeichnet sich also durch eine gewisse Kreativität aus, die sechs kennzeichnende
Merkmale besitzt:
-
Flüssigkeit, Menge (viele Wörter, Ideen, Assoziationen werden produziert)
Flexibilität (eine Vielzahl verschiedener Ideen wird produziert)
Originalität ( die Einfälle sind, statistisch gesehen, selten)
Elaboration (die Einfälle werden schon ausgearbeitet)
Problemsensitivität ( Bewußtsein für Schwierigkeiten)
Re-definition (ein Problem wird neu definiert)
Die ersten drei Punkte sind weitestgehend einleuchtend und bedürfen keiner weiteren
Erläuterung. Die zweite Gruppe ist jedoch weniger bekannt, man kann allerdings den
Begriff `Re-definition´ beispielsweise so erklären, dass ein Problem zunächst als
solches erkannt werden muß. Um es aber lösen zu können, sollte es in Teilprobleme
aufgeteilt werden. Diesen Vorgang beschreibt man als Neu- oder Re-definition.
Kann man divergentes Denken mit Kreativität gleichsetzen, entspricht konvergentes
Denken eher der Intelligenz. Dies führte bei einigen Wissenschaftlern zu der
Überzeugung, dass konvergentes und divergentes Denken etwas Gegensätzliches,
voneinander Unabhängiges zu sein schien. Übersahen sie doch, dass erst beide,
zusammen mit den Faktoren Wissen und Motivation, den menschlichen Intellekt, d.h.
sein Denk- und Erkenntnisvermögen, ausmachen. Joy Paul Guilford geht noch etwas
weiter: Kreativität ist personenabhängig, das Umfeld bleibt außen vor.
Andere Theorien wiederum sagen, gerade die Umwelt beeinflußt die Kreativität des
Individuums in sehr hohem Maße, denn schließlich entscheiden Experten (die Umwelt)
darüber, ob ein Werk, eine Idee, kreativ ist. Dabei sei die Kreativität von fördernden
oder hemmenden Einflüssen abhängig. Darunter versteht man u.a. die Familie, den
Freundeskreis, die Arbeitswelt, insbesondere die Kollegen.
Eine dritte Theorie ist der Auffassung, Kreativität entstehe durch das Zusammenwirken
von Personen- und Umweltfaktoren, d.h. die Person interagiert mit der Umwelt und
umgekehrt. Dies bedeutet, die Person beeinflußt die Umwelt und wird im Gegenzug von
der Umwelt beeinflußt. Interessanterweise wird diese These von den Biographien vieler
namhafter Forscher, Erfinder, Denker oder Künstler gestützt.
3. Wie funktioniert Kreativität?
3.1 Das Person – Umwelt - Modell
Ein Ansatz, der diese Frage beantworten kann, baut auf das Modell `Person – Umwelt´,
wie es im vorigen Abschnitt kurz erwähnt wurde:
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Modell zur Erklärung, wie Kreativität funktioniert:
Kreativität
Gesellschaft
Anforderung
Intelligenz
Beruf
Person
Umwelt
Wissen
Familie
Produkt
Motivation
Freunde
Dieses Modell besteht aus den zentralen Grundelementen Person – Umwelt – Produkt
– Anforderung. Sie sind alle miteinander verknüpft. Person und Umwelt interagieren
über Anforderung und Produkt. Die Person ist gekennzeichnet durch Kreativität,
Intelligenz, Wissen und Motivation, die in unterschiedlichem Maße und individuell
vorliegen. Die Umwelt hingegen setzt sich aus Gesellschaft, Beruf, Familie und
Freunde zusammen. Auch hier ist die Gewichtung sehr unterschiedlich, da auch vom
jeweiligen Individuum bestimmt.
Betrachten wir folgendes Beispiel:
Eine Anforderung, wie etwa eine Aufgabe, ein technisches Problem oder ein innerer
Konflikt, bilden den Ausgangspunkt für die Schaffung eines kreativen Produkts oder
Werks. Das Gelingen dieses kreativen Produktes oder Werkes ist jedoch von Faktoren
abhängig, die einerseits bei der Umwelt (Gesellschaft, Familie, Beruf, Freunde),
andererseits auch in der Person (Kreativität, Intelligenz, Wissen, Motivation) selbst zu
suchen sind.
An dieser Stelle möchte ich die Faktoren der Person etwas näher betrachten:
3.2 Kreativität als Teil der Persönlichkeit
Kreativität ist die Fähigkeit eines Menschen, viele verschiedene und möglichst seltene
Einfälle zu haben und auszudrücken. Intelligenz hingegen ist das Vermögen, eine
Aufgabe zu analysieren, die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten zu prüfen und
Konsequenzen daraus zu ziehen. Um ein kreatives Produkt zu entwickeln, braucht der
Mensch Intelligenz, um relevante Sachverhalte, die der Lösung der Aufgabe dienen,
zu erkennen, sie mit Bekanntem zu vergleichen und die Teillösungen zu einem
Ganzen sinnvoll zu ergänzen. Verglichen werden kann dies mit der Arbeitsmethode
eines Arztes, der mit einem Krankheitsbild konfrontiert wird. Aus den Symptomen
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leitet er die entsprechende Krankheit ab und bestimmt dadurch die Behandlungsmöglichkeiten.
Zum kreativen Prozess gehört weiterhin Wissen, respektive Erfahrung. Ein Mensch
kann zwar etwas erschaffen oder ausdenken was er für kreativ hält, aber ohne
entsprechendes Wissen fehlt ihm die entscheidende Information, ob es nicht schon
erschaffen oder ausgedacht worden ist. Somit wäre seine Kreation nichts Neues.
Zuviel Wissen bedeutet andererseits auch eine Blockade für Kreativität: zu viele
Denkprozeduren zur Lösung von Problemen können zu Automatismen in der Denkstruktur führen. Dies behindert aber im höchsten Maße die Flexibilität. Ausgehend
davon, dass die gewählte Entscheidung die Richtige ist, kann es durchaus zu
Schwierigkeiten führen, ein neues Problem als ein solches erkennen zu können.
Das letzte Element ist die Motivation. Ohne sie besteht keine Veranlassung, überhaupt
zu handeln oder zu schaffen. Dabei ist die Motivation von der Sache her, nämlich
etwas wirklich tuen zu wollen, wichtiger als die Motivation durch Belohnung oder
Entgeld. Die vier personengebundenen Elemente sind ausbaubar und lassen sich
trainieren und weiterentwickeln. Dazu mehr im Abschnitt 4.
3.3 Die vier Elemente der Umwelt
Die andere Seite, die der Umwelt, beleuchtet die Elemente Gesellschaft, Beruf,
Familie und Freunde. Die Arbeitsumgebung, sei es zu Hause, im Büro, in einer
Produktionsstätte oder in der Schule, beeinflußt das kreative Ausschöpfungspotential
eines Menschen. Selbst die Gestaltung des Arbeitsplatzes, das Vorhandensein
entsprechender Werkzeuge, Faktoren wie Lärm und Schmutz oder die Wohnverhältnisse haben entscheidenden Einfluß auf die Denkergebnisse. Weiterhin ist eine
gewisse Mensch – Mensch – Beziehung von Bedeutung: die Familie, die Freunde und
das Sozialklima unter Arbeitskollegen können behindern oder fördern. Letztlich sind
auch soziale Normen und kulturelle Werte der Gesellschaft Faktoren, die über
kreatives Handeln entscheiden. Die Umweltfaktoren können, im Gegensatz zu den
persönlichen, schwer oder garnicht verändert werden. Berücksichtigt man jedoch die
Interaktion Mensch – Umwelt, sind unter gewissen Umständen Vorraussetzungen
gegeben, auch hier etwas zu bewegen.
4. Wie kann man Kreativität beeinflussen ?
Die Möglichkeit, seine Kreativität zu steigern, sind vielfältigster Natur. So empfiehlt
Michaly Csikszentmichalyi, Psychologe an der Universität Chicago: „Zu den
Aktivitäten, die unbewußte, kreative Prozesse fördern, gehören normalerweise
Spazierengehen, Duschen, Schwimmen, Gartenarbeit, Weben oder Holzarbeiten.“
Zugegebenerweise recht profane Dinge. So weiß man zum Beispiel von Schiller zu
berichten, daß er angeblich nur mit einem faulen Apfel auf dem Stehpult schrieb. Die
Erklärung klingt logisch: durch Ausdünstung von Ethylen, einer Vorstufe des
Trinkalkohols Ethylalkohol könnte das Denken des Dichters angeregt worden sein.
Ohnehin soll Alkohol in kleinen Mengen tatsächlich „die individuellen, assoziativen
Prozesse etwas erleichtern“, so der Psychologe Morris Stein von der Universität New
York. Dies konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden.
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Auf einer anderen Ebene bewegen sich diese Maßnahmen, die Kreativität des
Individuums zu fördern und zu trainieren: Selbsterfahrungs- und Ausstauschseminare,
in denen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten gemeinsam ihre Kreativität
entdecken und ausleben können. In diesen Seminaren werden die Teilnehmer mit
individuellen oder innerhalb der Gruppe zu lösenden Aufgaben konfrontiert, die mit
Hilfe kreativen Denkens gelöst werden sollen.
Literaturhinweise:
- >Bild der Wissenschaft< special Kreativität, DVA (Deutsche Verlagsanstalt
GmbH), 2000
- W. Klafki, G. M. Rückriem, W. Wolf, R. Freudenstein, H.-K. Beckmann u.a..
Erziehungswissenschaft Band 1, Fischer Taschenbuchverlag, 1977
- Munzel: Ökologische Innovation, FHTW Berlin, 1998
- Der Brockhaus, 2. neu bearbeitete Auflage, Leipzig-Mannheim, 1995
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