6.1 Fundamentalanalyse 1. Wert und Preis Wert Preis Grad der

Werbung
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 214 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
6.1 Fundamentalanalyse
1. Wert und Preis
Wert
Grad der Brauchbarkeit eines
Mittels zur Erfüllung eines
Zwecks
Preis
Mengenrelation in tatsächlich zwischen selbständig
vertragsfähigen Parteien
abgeschlossenen Verträgen
über den Austausch von
Gütern
Menge der hergegebenen Güter
z.B. Anschaffungspreis = 
Menge der erlangten Güter
Wert eines Gutes
- kein im Gut selbst steckender Wert
- keine rein subjektive Wertschätzung
- sondern: Ergebnis eines Alternativ-Kalküls des
Entscheidungsträgers
Das gleiche Gut kann zur gleichen Zeit für den gleichen Entscheidungsträger unterschiedliche Werte haben, je nachdem,
welche Handlungsalternativen er in sein Entscheidungsfeld
aufnimmt.
Die Handlungsalternativen determinieren den Wert eines
Gutes.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 215 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Differenzen zwischen Wert und Preis
(1) Konsumentenrente / Produzentenrente
Konsumentenrente
Differenz zwischen dem höheren Wert für den Käufer und
dem darunter liegenden Preis
Produzentenrente
Differenz zwischen dem Abgabepreis und dem darunter
liegenden Wert
(2) Schadenersatzbewertung
positives Interesse ./. negatives Interesse =
⇓
⇓
Käufer wird so
Käufer wird so gegestellt, als hätte
stellt, als wäre der
der Verkäufer
Vertrag nie zustande
vertragsgemäß
gekommen
erfüllt
Konsumentenrente
(3) Konkretes Vertragsinteresse
- für den Käufer:
Wert ./. Preis
- für den Verkäufer:
Preis ./. Wert
Wert und konkretes Vertragsinteresse je Mengeneinheit sind
regelmäßig umso höher, je größer die Gütermenge ist, die uno
actu zur Verhandlung gestellt wird.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
- 216 -
2. Techniken der Fundamentalanalyse
Top-Down-Approach
Bottom-Up-Approach
⇓
⇓
Übergang von der höheren
zur niedrigeren Betrachtungsebene
Übergang von der niedrigeren zur höheren Betrachtungsebene
Bestandteile der Top-Down-Technik
1. Globalanalyse
2. Branchenanalyse
3. Unternehmensanalyse
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 217 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
1. Globalanalyse
- Betrachtung der nationalen und internationalen Wirtschaftslage
- Beschränkung auf die Analyse der binnenwirtschaftlichen
Situation ist mit Blick auf die intensive internationale Verflechtung im Wertschöpfungsprozeß unzureichend
- Kriterien:
• Konjunkturverlauf
• Wechselkurse
• Zinsentwicklung
• Geldmengenentwicklung
• Inflation
• fiskalpolitische Vorhaben
vorlaufende Indikatoren ⇔ nachlaufende Indikatoren
Erst das Beobachten des Zusammenspiels der einzelnen Indikatoren, deren Aussagen vielfach gegensätzlich sind, ermöglicht eine Interpretation des Gesamttrends.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
- 218 -
2. Branchenanalyse
- Zielsetzung: Erkennen branchenspezifischer Entwicklungen
- Kriterien:
• Geschäftsklima-Indices
• Auftragseingänge
• Auftragsbestände
• Lagerbestände
• Produktionspläne
• Marktstruktur / Wettbewerbsumfeld
• staatliche Eingriffe
- steuerlich
- administrativ
- legislativ
Top-DownApproach
⇔
internationale
Branchenanalyse
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 219 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3. Unternehmensanalyse
qualitative Elemente
⇔ quantitative Elemente
Qualitative Elemente
- Qualität des Managements
- Güte der angebotenen Produkte
- Standing des Unternehmens am Markt
etc.
Quantitative Elemente
- Jahresüberschuß
- Cash Flow
- Dividende
- Dividendenrendite
- KGV
- KCV
- Momentum der Gewinnentwicklung
etc.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
- 220 -
3. Modelle zur Unternehmensbewertung
Substanzwertansatz
3.1
⇔
Ertragswertansatz
Substanzwertansatz
Ermittlung des Substanzwertes
• aus der Alternative Reproduktion
- vollständige Reproduktion
- Reproduktion des betriebsnotwendigen
Nettovermögens
• aus der Alternative Liquidation
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
3.1.1
- 221 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Ermittlung des Substanzwertes aus der Alternative
Reproduktion
3.1.1.1 vollständige Reproduktion
Umlaufvermögen
+
jederzeit wiederbeschaffbares
Anlagevermögen
(zu Buchwerten)
+ spezielles Anlagevermögen (zu Anschaffungskosten · Index)
./. Verbindlichkeiten mit Zinsfestschreibung (unter Berücksichtigung des Wertes der eingegangenen Festzinsposition)
./. sonstige Fremdkapitalpositionen (zu Rückzahlungsbeträgen)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 222 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.1.1.2 Reproduktion des betriebsnotwendigen
Nettovermögens
Umlaufvermögen
+
jederzeit wiederbeschaffbares
Anlagevermögen
(zu Buchwerten)
+ spezielles Anlagevermögen (zu Anschaffungskosten · Index)
./. Verbindlichkeiten mit Zinsfestschreibung (unter Berücksichtigung des Wertes der eingegangenen Festzinsposition)
./. sonstige Fremdkapitalpositionen (zu Rückzahlungsbeträgen)
./. Überbestände in Anlage- und Umlaufvermögen (zu
Liquidationswerten)
./. nicht betriebsnotwendige Vermögenstitel (zu
Liquidationswerten)
3.1.2
Ermittlung des Substanzwertes aus der Alternative
Liquidation
Vermögen zu Liquidationswerten
./. Verbindlichkeiten (zu Ablösebedingungen)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
These:
- 223 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Alternative 3.1.1.1 begünstigt den Verkäufer, 3.1.1.2
den Käufer
Argumentation:
- Betrachtung wird in allen Alternativen aus Käufersicht geführt
- der tatsächliche Preis dürfte zwischen Beschaffungspreisobergrenze und Abgabepreisuntergrenze liegen
- nicht betriebsnotwendiges Vermögen ist für den Käufer
ohnehin nicht von Interesse
- der Begriff „Begünstigung“ impliziert, daß es einen „gerechten“ Wert gibt, Werte sind indes Ergebnis eines Alternativkalküls
- auch bei Anwendung des gleichen Bewertungsverfahrens
dürften zwei Käufer i.a.R. zu unterschiedlichen Wertansätzen gelangen
• divergierende Einschätzung der Liquidationsmöglichkeiten
• unterschiedliche Abgrenzung der betriebsnotwendigen
Aktiva
• Beziehungen
etc.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 224 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.2 Ertragswertansatz
3.2.1 Grundmodell: Barwertansatz
Z1
Z2
Z3
Zn
W0 =
+
+
+L+
2
3
(1 + r ) (1 + r )
(1 + r )
(1 + r ) n
mit
W0
Zt
r
Barwert des Erfolgsstroms Z1 bis Zn
Erfolgsstrom in t
risikoadäquater Diskontierungssatz
Bezug zur Werttheorie
- Die Erfolgsströme in den Perioden t stellen den Nutzen dar,
den ein Anteilseigner aus seiner Anlage in dem betreffenden
Unternehmen erzielt.
- Die Handlungsalternativen des Anlegers kommen im risikoadäquaten Diskontierungssatz r zum Ausdruck.
Erfolgsströme
• Dividenden
• Gewinne
• Ergebnis nach DVFA/SG
• Cash-Flow
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 225 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Problem 1: Abschätzung des Erfolgsstroms in der Zukunft
a) Annahme im Zeitablauf konstanter Erfolgsströme
Z
Z
Z
Z
+
+
+
L
+
(1 + r ) (1 + r ) 2 (1 + r )3
(1 + r ) n
(1)
 1
1
1
1 
W0 = Z ⋅ 
+
+
+
L
+
2
3
(1 + r ) n 
 (1 + r ) (1 + r ) (1 + r )
(2)
W0 =


1
1
1
+
+
+
(1 + r ) ⋅ W0 = Z ⋅ 1 +
L
2
(1 + r ) n−1  (3)
 (1 + r ) (1 + r )
(3) - (2)

1 
(1 + r − 1) ⋅ W0 = Z ⋅ 1 −
n
 (1 + r ) 
W0 =
Z
r
lim
n→∞

1 
⋅ 1 −
n
 (1 + r ) 
W0 =
(4)
(5)
Z
r
(kfm. Kapitalisierungsformel/ Ewige Rente i.S.v. Koch)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 226 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Annahmen der kfm. Kapitalisierungsformel
- unbegrenzter Unternehmensfortbestand
- konstanter Erfolgsstrom
- konstanter risikoadäquater Diskontierungssatz
b) Annahme im Zeitablauf mit konstanter Rate g wachsender
Erfolgsströme
W0 =
Z3
Zn
Z1
Z2
+
+
+
L
+
(1 + r ) (1 + r ) 2 (1 + r ) 3
(1 + r ) n
(1)
Z 0 (1 + g ) Z 0 (1 + g ) 2 Z 0 (1 + g )3
Z 0 (1 + g ) n
W0 =
+L+
+
+
3
2
(1 + r )
(1 + r )
(1 + r )
(1 + r ) n
(2)
 (1 + g ) (1 + g ) 2 (1 + g )3
(1 + g ) n 
+L+
+
W0 = Z 0 ⋅ 
+
n 
2
3
+
+
+
+
(
1
r
)
(
1
r
)
(
1
r
)
(
1
r
)


(3)
 (1 + g ) (1 + g ) 2
(1 + r )
(1 + g ) n−1 
⋅W0 = Z 0 ⋅ 1 +
+
+L+
2
(1 + g )
(
1
r
)
(
1
r
)
(1 + r ) n−1 
+
+

(4)
(4) - (3)
 (1 + g ) n 
 (1 + r ) 
 (1 + g ) − 1 ⋅W0 = Z 0 ⋅ 1 − (1 + r ) n 




(5)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 227 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
 (1 + g ) n 
1 + r − 1 − g 
 1 + g  ⋅W0 = Z 0 ⋅ 1 − (1 + r ) n 




(6)
 (1 + g ) n 
r − g 
 1 + g  ⋅W0 = Z 0 ⋅ 1 − (1 + r ) n 




(7)
Z 0 ⋅ (1 + g )  (1 + g ) n 
W0 =
⋅ 1 −
n 
r−g
 (1 + r ) 
(8)
Z1  (1 + g ) n 
⋅ 1 −
W0 =
r − g  (1 + r ) n 
(9)
lim
n→∞
W0 =
Z1
r−g
Annahmen
- unbegrenzter Unternehmensfortbestand
- mit konstanter Rate wachsender Erfolgsstrom
- konstanter risikoadäquater Diskontierungssatz
- r>g
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 228 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
c) Annahme zunächst überdurchschnittlicher Wachstumsraten
gü, später „normaler“ Wachstumsraten g
∞
Z 0 (1 + g ü ) t
Z n (1 + g ) t −n
+ ∑
W0 = ∑
t
(1 + r )
(1 + r ) t
t =1
t = n +1
n
Z 0 (1 + g ü )t
Z n+1
1
W0 = ∑
+
⋅
(1 + r )t
(r − g ) (1 + r ) n
t =1
n
Annahmen
- unbegrenzter Unternehmensfortbestand
- Erfolgsstrom wächst zunächst mit überdurchschnittlicher,
später mit „normaler“ Wachstumsrate
- konstanter risikoadäquater Diskontierungssatz
-r>g
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 229 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Exkurs: Anwendung der kaufmännischen Kapitalisierungsformel bei zeitlich begrenzter Anlagedauer
Ergänzende Annahmen
- Unternehmensfortbestand:
Periode 1 bis ∞
- Anlagedauer:
Periode 1 bis m
- effizienter Markt
m
W0 = ∑
t =1
Zt
Pm
+
(1 + r )t (1 + r ) m
mit Pm =
∞
Zt
∑
t −m
t = m+1 (1 + r )
 ∞

Zt
Zt
1


W0 = ∑
+
⋅
∑
t
t −m 
m

t =1 (1 + r )
 t =m+1 (1 + r )  (1 + r )
m
∞
Zt
Zt
W0 = ∑
+
∑
t
t
t =1 (1 + r )
t =m+1 (1 + r )
m
∞
W0 = ∑
t =1
Zt
(1 + r )t
(q.e.d.)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 230 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Problem 2: Ermittlung der Wachstumsrate
Die Wachstumsrate der Dividende wird auf lange Sicht durch
die Wachstumsrate der Gewinne determiniert, lediglich auf
kurze Sicht sind Abweichungen möglich.
g = Retention Rate x ROE
mit ROE =
Net Income
Equity
ROE =
Net Income Sales
⋅
Sales
Equity
ROE =
Net Income
Sales
Total Assets
⋅
⋅
Sales
Total Assets
Equity
ROE = Profit Margin ⋅ Total Assets Turnover ⋅ Leverage
(DuPont Modell)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Problem 3:
- 231 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Ermittlung des risikoadäquaten Diskontierungssatzes
Weighted Average Cost of Capital
⇓
Eigenkapitalkostensatz
1) CAPM
k EK = r f + ( E (rm ) − r f ) ⋅ β EK
2) Rendite langfristiger
Staatsanleihen + Risikoprämie
3) Langfristige realisierte
Rendite aus Aktienanlagen
- eine Aktie
- Portefeuille
(Anm: langfristig gelte:
erwartete
durchschnittlich
Rendite
= erzielte Rendite)
4) Ermittlung aus Dividendendiskontierungsmodell
P0 =
D1
k EK − g
k EK =
D1
+g
P0
⇓
Fremdkapitalkostensatz
1) Ermittlung aus Summe von
risikofreiem Zins und
Risikoprämie
2) Ermittlung über versprochene yield-to-maturity (unter Einbeziehung
der steuerlichen Abzugsfähigkeit)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 232 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Ermittlung der Weighted Average Cost of Capital
kWACC =
EK MW
FK MW
⋅ k EK +
⋅ k FK
EK MW + FK MW
EK MW + FK MW
Exkurs-Ende
Probleme des Barwertansatzes
- Prognose der zukünftigen Zahlungsreihen und ihrer Wachstumsraten ist mit erheblicher Unsicherheit behaftet
- vielfach Annahme eines unbegrenzten Unternehmensfortbestandes
- Bestimmung des risikoadäquaten Diskontierungssatzes hat
maßgeblichen Einfluß auf die Höhe des Bewertungsansatzes
- Zahlungsströme der zu beurteilenden Anlage müssen den
gleichen Steuerstatus aufweisen wie die der Vergleichsanlage
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 233 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.2.2 Erfolgsströme
3.2.2.1 Dividenden
- Prognose zukünftiger Dividenden ist nicht ohne die Abschätzung der zukünftigen Gewinnentwicklung möglich
- Höhe der Dividendenzahlung wird maßgeblich von der
Ausschüttungspolitik beeinflußt
- positive Gewinnentwicklungen sind nicht zwingend mit einer Dividendenzahlung verbunden,
die Thesaurierung von Gewinnen führt beim Dividendendiskontierungsmodell c.p. zu einem geringeren Unternehmenswert,
bei vollständiger Thesaurierung der Gewinne ergibt sich ein
rechnerischer Unternehmenswert von Null
- Eingriffe von Großaktionären (z.B. Austausch des Managements) bleiben unberücksichtigt bzw. sind schwer prognostizierbar
- Modell steht indes im Einklang mit der Werttheorie
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 234 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Exkurs: Barwertansatz bei teilweiser Thesaurierung von
Gewinnen
Annahmen
- konstante Thesaurierungsquote e
- einbehaltene Gewinne verzinsen sich mit r
Dt = Gt ⋅ (1 − e)
t
mit Gt = G0 ⋅ (1 + g )
Dt = G0 (1 + g )t ⋅ (1 − e)
∞
W0 = ∑
t =1
Dt
(1 + r )t
G0 (1 + g )t ⋅ (1 − e)
W0 = ∑
(1 + r )t
t =1
∞
(1 + g )t
W0 = G0 ⋅ (1 − e) ⋅ ∑
t
t =1 (1 + r )
∞
W0 =
G0 ⋅ (1 − e) ⋅ (1 + g ) G1 ⋅ (1 − e)
D
=
= 1
r−g
r−g
r−g
Ist die Thesaurierungsquote e bekannt, so ist es irrelevant, ob
die Bewertung über die Kapitalisierung von Gewinnen oder
Dividenden vorgenommen wird.
Exkurs-Ende
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 235 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.2.2.2 Gewinn
Diskontierung von Gewinnen statt Dividenden
pro
es gibt eine Reihe von Unternehmen, die langfristig keine
Dividenden zahlen, weil sie
ihr Wachstum über thesaurierte Gewinne zu finanzieren
trachten
umgekehrt existieren Unternehmen, die langfristig keine
Gewinne erwarten lassen,
dennoch aber Dividenden ausschütten
vollthesaurierende Unternehmen werden bewertbar
Loslösung von Änderungen in
der Ausschüttungspolitik
contra
Dividenden sind zahlungswirksam und leicht zu ermitteln
Problematik der bilanziellen
Gewinngröße (s.u.)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 236 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.2.2.3 Ergebnis nach DVFA/SG
Mit dem Ergebnis nach DVFA/SG wird angestrebt, ein von
Sondereinflüssen bereinigtes Jahresergebnis darzustellen, das
besser als der ausgewiesene Jahresüberschuß in der Lage ist,
auf möglichst vergleichbarer Basis
• den Ergebnistrend eines Unternehmens im Zeitablauf
aufzuzeigen,
• eine zuverlässige Ausgangsposition für die Abschätzung der zukünftigen Ergebnisentwicklung darzustellen,
• Vergleiche des wirtschaftlichen Erfolges zwischen
verschiedenen Unternehmen zu ermöglichen.
Zur Ermittlung einer für den Zeit- und Unternehmensvergleich
geeigneten Ergebnisgröße ist es erforderlich, den ausgewiesenen Jahresüberschuß/-fehlbetrag um außerordentliche, ungewöhnliche und dispositionsbedingte Aufwendungen und Erträge zu bereinigen.
• außerordentlich
• ungewöhnlich / periodenfremd
• dispositionsbedingt
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 237 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Probleme des Ergebnisses nach DVFA/SG
1. Eine Vielzahl detaillierter Angaben, die für die Ergebnisbereinigung nach der DVFA/SG-Methode erforderlich sind,
sind aus dem Jahresabschluß nicht ersichtlich.
2. Das Ergebnis nach DVFA/SG ist für internationale Vergleiche untauglich.
3. Wird das Ergebnis nach DVFA/SG vom betroffenen Unternehmen selbst ermittelt, so sind Manipulationen vorstellbar.
4. Das Testat des Wirtschaftsprüfers erstreckt sich regelmäßig
nicht auf das Ergebnis nach DVFA/SG.
5. Die Trennung außerordentlicher, ungewöhnlicher und dispositionsbedingter Aufwendungen und Erträge von normalen Vorgängen ist nur schwer möglich.
6. Das Ergebnis nach DVFA/SG ist eine vergangenheitsorientierte Größe.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 238 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.2.2.4 Cash-Flow
Der Cash-Flow soll die einem Unternehmen im Laufe eines
Geschäftsjahres zugeflossenen Nettoeinzahlungen erfassen,
soweit diese aus der Produktions- und Absatztätigkeit des
Unternehmens stammen (Drukarczyk).
Nicht erfaßt werden:
• Auszahlungen mit investivem Charakter
• Zahlungsbewegungen zwischen Unternehmen und
Kapitalmarkt
Ermittlung des Cash-Flow
Jahresüberschuß
+ Aufwendungen, die nicht Auszahlungen der Periode sind
./. Erträge, die nicht Einzahlungen der Periode sind
+ Einzahlungen aus lfd. Betriebstätigkeit, die nicht Ertrag der
Periode sind (wegperiodisierte Einzahlungen)
./. Auszahlungen aus lfd. Betriebstätigkeit, die nicht Aufwand
der Periode sind (wegperiodisierte Auszahlungen)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 239 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Der Cash-Flow stellt den Betrag dar, der in der abgelaufenen
Periode zu
- Ausschüttung,
- Schuldentilgung,
- Finanzierung von Investitionen
zur Verfügung stand.
Kennzahlen auf Basis des Cash-Flow
- Cash-Flow in Prozent der Investitionen einer Periode
- Effektivverschuldung in Relation zum Cash-Flow
- Kurs-Cash-Flow-Verhältnis
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 240 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Beurteilung des Cash-Flow
- weniger anfällig für bilanzpolitische Maßnahmen
- Ausgleich international divergierender Rechnungslegungsvorschriften
- basiert die Ermittlung des Cash-Flow auf dem bilanziell
ausgewiesenen Jahresüberschuß, so kann sie dessen Informationsgrenzen nicht überspringen,
der Cash-Flow kann die vorhandenen Informationen lediglich zielkonform und benutzerfreundlich darstellen
- erhöhter Abschreibungsbedarf infolge einer Fehlinvestition
führt zu wachsendem Cash-Flow und abnehmendem KCV,
die Unternehmensentwicklung wird fälschlicherweise positiv dargestellt,
eine Verbesserung der Aussagekraft wird durch Kombination des KCV und des Cash-Flows mit anderen Kennziffern
(z.B. dem KGV) erreicht
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 241 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
3.3 Bewertung mit Gewinnmultiplikatoren
Zielsetzung:
• Variation des einfachen Barwertmodells
• Wert als Produkt von Gewinn und Gewinnmultiplikator GM
• Sicherheit in der Kenntnis der Kursdeterminanten
W0 = G1 · GM
wobei der Gewinnmultiplikator aus den Gewinn- bzw. Dividendendiskontierungsmodellen abgeleitet werden kann.
z.B. Dividendendiskontierungsmodell unter Annahme einer
konstant wachsenden Dividende:
W0 =
D1
r−g
W0 =
G1 ⋅ (1 − e)
r−g
W0 1 − e
=
G1 r − g
GM =
1− e
r−g
mit D1 = G1 ⋅ (1 − e)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 242 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Folgerungen
- je größer die Thesaurierungsquote, desto kleiner ist c.p. der
Gewinnmultiplikator
- je größer die Wachstumsrate g, desto größer ist c.p. der
Gewinnmultiplikator
- je kleiner der risikoadäquate Diskontierungssatz, desto
größer ist c.p. der Gewinnmultiplikator
Wertermittlung einer Aktie y ohne explizite Kenntnis der GMDeterminanten
P0x
V0x
G1y
GMx
KGVx
WGVx
WGVy
Kurs der Aktie x
Wert der Aktie x
Gewinn des Unternehmens y in Periode 1
Gewinnmultiplikator des Unternehmens x
Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie x
Wert-Gewinn-Verhältnis der Aktie x
Wert-Gewinn-Verhältnis der Aktie y
Voraussetzungen
• effizienter Markt, d.h. P0x = V0x
• G1y ist bekannt
• die Gewinnmultiplikator-Determinanten des zu
bewertenden Titels y entsprechen denen des börslich
gehandelten Titels x
• in den Unternehmen x und y kommen identische
Verfahren der Gewinnermittlung zur Anwendung
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 243 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Der Gewinnmultiplikator für das Unternehmen x (GMx) ergibt
sich aus dem Quotienten des Kurses der Aktie von x (P0x) und
dem Gewinn der Unternehmung x in der Periode 1 (G1x):
P0X
GM x = x
G1
Da ein effizienter Markt vorliegt, entspricht GMx sowohl dem
Wert-Gewinn-Verhältnis als auch dem Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie des Unternehmens x.
GMx = KGVx = WGVx
Aufgrund der Ähnlichkeit der GM-Determinanten der Titel x
und y gilt ferner:
WGVx = WGVy
Der Wert des Unternehmens y ergibt sich nun aus dem Produkt des von y in der Periode 1 erzielten Gewinnes und dem
Wert-Gewinn-Verhältnis von y.
Voy = G1y · WGVy
Beurteilung des KGV
- Vergleich von Aktien unterschiedlicher Branchen anhand
des KGVs ist problematisch
- Gewinnreihe bzw. Wachstumsrate des Gewinns sind
schwierig abzuschätzen
- KGV schwankt mit dem Kurs der betreffenden Aktie
- aber: geringer finanzmathematischer Aufwand
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 244 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
4. Kritik an der Fundamentalanalyse
- Nachhaltige Kurssteigerungen setzen vielfach erst dann ein,
wenn der fundamental orientierte Anleger bereits längere
Zeit investiert ist.
- Fundamentalanalyse erfordert neben dem Einsatz monetärer
auch den erheblichen Einsatz nicht-monetärer Ressourcen.
- aufwendige Datenerfassung und -aufbereitung
- Vollständigkeit des vorhandenen Datenmaterials?
- Verläßlichkeit des vorhandenen Datenmaterials?
- Gefahr einer Veralterung des Datenmaterials während der
Auswertungsarbeiten
- Auswahl eines geeigneten KGV
- Unterbewertungen können, müssen aber keine Käufer
anziehen,
trotz Überbewertungen können Käufer auftreten
- keine Berücksichtigung psychologischer Einflußfaktoren
- Gültigkeit der mittelstarken Form der Efficient Market
Hypothesis
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 245 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
DCF-Methoden zur Unternehmensbewertung
Annahmen von Modigliani / Miller
• Es
exisitiert ein vollkommener Kapitalmarkt bei Unsicherheit
• Es bestehen keine Illiquiditätsrisiken
• Unternehmen und Anteilseigner können finanzielle Mittel
zum Zins auf risikofreie Anlagen i anlegen und aufnehmen
• Investitions- und Finanzierungsentscheidungen sind unabhängig voneinander
• Anteilseigner nehmen die Erfolge der Unternehmen in Form
von Wahrscheinlichkeitsverteilungen wahr und erkennen,
daß es am Markt perfekte Substitute für diese Wahrscheinlichkeitsverteilungen gibt: Unternehmen (Wahrscheinlichkeitsverteilungen) lassen sich in Risikoklassen einteilen.
• Investoren sind risikoavers und verlangen für höheres Risiko höhere Rendite. Je höher die Risikoklasse des Unternehmens ist, desto höher ist die von den Anteilseignern geforderte Rendite
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
- 246 -
Modigliani/Miller-Welt ð Irrelevanz der Kapitalstruktur
MM-Theorem I:
Die Kapitalstruktur hat keinen Einfluß auf den Unternehmenswert. Dieser ergibt sich, indem die zukünftigen erwarteten Erfolge des Unternehmens E(X) mit den dem Risiko X
adäquaten Kapitalkosten abgezinst werden.
~
E( X )
V =
= E+F
k
MM-Theorem II:
Die Kapitalkosten eines fremdfinanzierten Unternehmens sind
eine lineare Funktion des Verschuldungsgrades:
k F = k E + ( k E − i) ⋅
F
E
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 247 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Verwendete Symbole
E
=
Marktwert des Eigenkapitals bei reiner
Eigenfinanzierung
EF
=
Marktwert des Eigenkapitals bei anteiliger
Fremdfinanzierung
F
=
Marktwert des Fremdkapitals
VE
=
Unternehmenswert bei reiner Eigenfinanzierung
VF
=
Unternehmenswert bei anteiliger
Fremdfinanzierung
s
=
einheitlicher Gewinnsteuersatz
E(X)
=
erwarteter Zahlungsüberschuß
i
=
risikoloser Zinssatz
kE
=
Eigenkapitalkostensatz (nach Steuern) bei
reiner Eigenfinanzierung
kF
=
Eigenkapitalkostensatz (nach Steuern) bei
anteiliger Fremdfinanzierung
WACC =
gewichteter Kapitalkostensatz (Weighted
Average Cost of Capital)
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 248 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Welt mit einer einfachen Gewinnsteuer
•
Unternehmensgewinne werden mit dem konstanten Steuersatz s besteuert, steuerliche Bemessungsgrundlage ist der
entziehbare Zahlungsüberschuß.
•
Zinszahlungen des Unternehmens verkürzen die steuerliche Bemessungsgrundlage, Ausschüttungen dagegen
nicht.
•
Anteilseigner werden nicht besteuert: Dividenden und
Kursgewinne sind steuerfrei.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 249 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Welt mit einer einfachen Gewinnsteuer
Durch die anteilige Fremdfinanzierung wird der erwartete
Zahlungsüberschuß pro Periode (im Vergleich zur reinen
Eigenfinanzierung) um den Term s·i·F erhöht.
Im Rentenfall gilt:
VF = VE + s·F
Der Unternehmensgesamtwert VF ist gleich der Summe von
Unternehmenswert bei Eigenfinanzierung (VE) und Barwert
der durch die anteilige Fremdfinanzierung bewirkten Steuervorteile (s·F).
Nach Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals erhält man den
Wert des Eigenkapitals.
Diese Vorgehensweise wird als APV-Methode bezeichnet.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 250 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
APV-Methode im Rentenmodell
1. Schritt: Ermittlung des Unternehmenswerts bei fingierter
Eigenfinanzierung:
~
E ( X ) ⋅ (1 − s)
(1) VE =
kE
2. Schritt: Ermittlung des Steuervorteils durch die anteilige
Fremdfinanzierung (Wert des Tax Shield):
(2) V St =
siF
= sF
i
Summe aus (1) und (2) bildet den Unternehmensgesamtwert:
VF = VE + V St
3. Schritt: Ermittlung des Werts des Eigenkapitals durch
Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals:
(3) EF = VF − F
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 251 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Welt mit einer einfachen Gewinnsteuer
Durch die anteilige Fremdfinanzierung wird der Zahlungsüberschuß pro Periode um den Term siF erhöht. Gleichzeitig
erhöht sich aufgrund des Finanzierungsrisikos die von den
Anteilseignern geforderte Rendite: Im Rentenfall gilt:
~
( E ( X ) − i ⋅ F ) ⋅ (1 − s)
kF =
EF
~
E ( X ) ⋅ (1 − s )
und VF = VE + s ⋅ F = EF + F
Mit VE =
kE
F
k
=
k
+
(
k
−
i
)(
1
−
s
)
E
E
folgt: F
E
F
Der Wert des Eigenkapitals bei anteiliger Fremdfinanzierung
entspricht dem Barwert der an die Anteilseigner fließenden
Zahlungsüberschüsse, diskontiert mit den Eigenkapitalkosten
bei anteiliger Fremdfinanzierung.
Diese Vorgehensweise wird als Equity-Methode bezeichnet.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 252 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Equity-Methode im Rentenmodell
1. Schritt: Ermittlung des Werts des Eigenkapitals bei anteiliger Fremdfinanzierung:
(1)
~
( E ( X ) − i ⋅ F ) ⋅ (1 − s )
EF =
kF
Die an die Anteilseignern fließenden erwarteten Zahlungsüberschüsse (also unter Berücksichtigung der anteiligen
Fremdfinanzierung) werden mit den Eigenkapitalkosten bei
anteiliger Fremdfinanzierung diskontiert. Diese ergeben sich
in Abhängigkeit vom Verschuldungsgrad:
k F = k E + (k E − i )(1 − s )
F
EF
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
- 253 -
Welt mit einer einfachen Gewinnsteuer
Für die gewichteten Kapitalkosten (WACC) gilt:
WACC = k F
EF
F
+ i (1 − s)
VF
VF
Setzt man für die von den Anteilseignern geforderte Rendite
bei anteiliger Fremdfinanzierung k F = k E + (k E − i )(1 − s ) F
EF
ein, so ergibt sich:
WACC = k E (1 − s
F
k V − k E sF
)= E F
VF
VF
~
E ( X ) ⋅ (1 − s )
Mit VF = VE + s·F und VE =
kE
gilt:
~
E ( X ) ⋅ (1 − s )
WACC =
VF
Diese Vorgehensweise wird als Entity-Methode bezeichnet.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 254 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Entity-Methode im Rentenmodell
1. Schritt: Ermittlung des Unternehmensgesamtwerts:
~
E ( X ) ⋅ (1 − s)
(1) VF =
WACC
Der entziehbare Überschuß bei fingierter Eigenfinanzierung
wird mit den gewichteten Kapitalkosten diskontiert. Die mit
der anteiligen Fremdfinanzierung verbundenen steuerlichen
Vorteile werden im Zinssatz berücksichtigt.
2. Schritt: Ermittlung des Werts des Eigenkapitals durch
Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals:
(2) EF = VF − F
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 255 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Vergleich von Entity- APV- und Equity-Methode
•
Alle drei Methoden bilden die Fremdfinanzierung und
somit den werterhöhenden Tax Shield unterschiedlich
ab:
Bei der APV-Methode werden die durch die anteilige
Fremdfinanzierung entstandenen Steuervorteile getrennt
ermittelt.
Bei der Equity-Methode wirkt sich die Fremdfinanzierung
reduzierend auf den erwarteten Zahlungsüberschuß nach
Steuern aus und der Diskontierungssatz wird für das
erhöhte Risiko aus der Fremdfinanzierung angepaßt.
Bei der Entity-Methode werden die Steuervorteile nur
durch Anpassung des Diskontierungssatzes erfaßt.
•
Im Rentenmodell mit einer einfachen Gewinnsteuer führen alle drei Methoden zum gleichen Ergebnis.
•
Finanzierungsprämissen bilden Anwendungsgrenzen: Die
Verfahren führen in der Realität zu unterschiedlichen
Ergebnissen, weil die Finanzierungsprämissen nicht eingehalten werden.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 256 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Anwendungsgrenzen der Entity- und Equity-Methode
•
Zirkularitätsproblem:
Entity-Methode: Es wird der Marktwert des Eigenkapitals
benötigt, um die gewichteten Kapitalkosten zu ermitteln,
mit denen der Unternehmenswert und, daraus abgeleitet,
der Wert des Eigenkapitals bestimmt wird. EquityMethode: analog
è Problem bei im Zeitablauf unterschiedlicher Kapitalstruktur
•
Lösungsmöglichkeiten:
1) Iterative Ermittlung von WACC und E bzw.VF in jeder
Periode über die Erstellung eines Finanzplans
à hoher Arbeitsaufwand
2) Vorgabe einer konstanten Zielkapitalstruktur
à Die reale Kapitalstruktur wird davon abweichen, da
Investitionen oder Tilgungen die Kapitalstruktur
verändern.
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
- 257 -
Anwendungsgrenzen der APV-Methode
•
Der Unternehmensgesamtwert entspricht nur dann der
Summe aus VE und VSt, wenn der Fremdkapitalbestand im
Zeitablauf konstant ist.
•
Um Änderungen des Fremdkapitalbestands im Wert des
Tax Shield zu erfassen, muß ein Finanzplan erstellt werden, damit die absolute Höhe der Zinszahlungen und
damit des steuerlichen Vorteils in jeder Periode feststeht
à hoher Arbeitsaufwand, Problem der Info-Beschaffung
•
Problem, Eigenkapitalkosten des Unternehmens bei fingierter Eigenfinanzierung zu ermitteln:
Anwendung des CAPM: E (ri ) = r f + β i ( E (rM ) − rf )
Der empirisch ermittelte ß-Wert (Levered Beta) ist ein Maß
für die systematischen Investitions- und Finanzierungsrisiken
des Unternehmens. Theoretisch läßt sich folgende Beziehung
zwischen diesem und einem ß-Wert herstellen, welcher um
den Einfluß der Kapitalstruktur bereinigt wurde:
β F = β E (1 + (1 − s )
F
)
EF
è Zirkularitätsproblem auch bei der APV-Methode!
Institut für Geld- und Kapitalverkehr
der Universität Hamburg
- 258 -
Examenskurs BBL
6.1 Fundamentalanalyse
Literatur
Frank K. Reilly, Investment Analysis and Portfolio Management. 3. Aufl., Chicago/Ill. 1989, S. 306-340.
Frank Richter, DCF-Methoden und Unternehmensbewertung: Analyse der systematischen Abweichungen der Bewertungsergebnisse. In: Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft (ZBB), 9. Jg. (1997), Heft 3, S. 226-237.
Manfred Steiner; Christoph Bruns, Wertpapier-Management. Stuttgart 1993, S. 260-275.
Wolfgang Stützel, Wert und Preis. In: Handwörterbuch der
Betriebswirtschaft, Bd. I/3, Hrsg. E. Grochla; W. Wittmann,
4., völlig neu gestaltete Aufl., Stuttgart 1976, Sp. 4404-4425.
Fred J. Weston; Thomas E. Copeland, Managerial Finance.
9. Aufl., Orlando 1992, S. 606- 614.
Vertiefend
Jochen Drukarczyk, Unternehmensbewertung, 2., überarbeitete und erweiterte Aufl., München 1998.
Aufgaben
WS 99/00 (7a,b,c), SS 99 (6), WS 98/99 (1), WS 97/98 (7),
SS 97 (9), SS 96 (4)
Herunterladen