Einführung Internationale Beziehungen

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Vorlesung
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Prof. Dr. Stefan A. Schirm
Prof. Dr. Stefan A. Schirm: Einführung in die Internationalen Beziehungen
1
1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
(Neo-)Realismus: Grundannahmen
•
•
Vertreter: Thukydides (455-396 a. Chr.), Machiavelli (1469-1527),
Hobbes (1588-1679), Morgenthau (1891-1967)
Grundannahmen:
• Gesetzmäßigkeiten
• Staat = Black Box
• Macht = Zwang
• Anarchie des internationalen Systems
• High Politics: Sicherheit
• Low Politics: Wirtschaft
• Balance-of-Power-Konzept
• Hegemoniale Stabilität
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2
1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
(Neo-)Realismus:
Methodik und Kritik
•
•
Methodik
• Vergleich historischer Ereignisse
• Machtressourcen in bestimmten Konstellationen
• Untersuchung von Hierarchien
• Normative Postulate (Machtstreben)
Kritik
• Analytisch-empirisch oder normativ präskriptiv
• Ökonomische Faktoren vernachlässigt
• Demokratischer Staat keine Black Box
• Internationale Institutionen
• Ahistorisch
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Gefangenendilemma
•
Unvollkommene Information
•
Präferenzbildung:
– Abnehmender Nutzen 4 - 1:
4 = A verrät, B schweigt
3 = beide schweigen
2 = beide „singen“
1= B schweigt, A verrät
•
Wiederholung der Spiele
•
Kooperation
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4
1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Gefangendilemma
Gefangener 1
schweigen
verraten
Gefangener 2
schweigen
verraten
3/3
4/1
1/4
2/2
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Neorealismus versus Interdependenz
1.
Sicherheit
2.
Anarchie
3.
Staat (black box)
4.
Gewinne
5.
Institutionen = neutral
1.
2.
3.
4.
5.
Sicherheit UND Ökonomie
Verflechtung
Nichtstaatliche Akteure
Kein Nullsummenspiel
Regime, Int. Organisation
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Interdependenz
Charakter:
•
Empfindlichkeit
•
Verletzlichkeit
Kritik:
•
Interdependenz verschleiert Abhängigkeiten
•
Regelfall: asymmetrische Interdependenz
•
Beschreibung, keine Kausalzusammenhänge
•
Analyseebene: Internationales System, keine Differenzierung
nach innen
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Institutionalismus
•
•
Gegenentwurf zum Neorealismus
Institutionen ≠ neutral
•
Keohane (1988), Institutionen:
„persistent and connected sets of rules (formal + informal)
that prescribe behavioral roles, constrain activity and
shape expectations“
•
Beispiele: G20, UNO, Souveränität, NPT/GATT, EU Aquis
(Osterweiterung ≠ Stabilitätspakt...) - Ehe, Studium...
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Institutionalismus: Grundannahmen
•
•
•
Machtasymmetrien verringern sich
Institutionalismus <-> Realismus
– Gesetze, Normen <-> Macht
– Institutionen <-> Staaten
– Keine Anarchie
– zusätzliche Politikfelder zu Sicherheit
Stärkung oder Schwächung des Staates ?
– Regierung nach Innen/Außen?
– Bsp. Internationales „burden sharing“ (EU-Kosten, NATO)
– „tied-hands“-Argument
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Institutionalismus
•
Rationaler Institutionalismus
– Akteure = rationale
Gewinnmaximierer
– Kooperationsdilemmata
(Wettrüsten USA-UdSSR)
– worst case szenario
– Regeln für Vertrauen
– Informationen, Sanktionen
• Reflexiver Institutionalismus
– Was ist „rational“?
– Kooperationsdilemma löst sich
durch gemeinsame Normen
– Fokussierung auf kulturelle,
historische, politische
Unterschiede
=> Angleichung & Vertrauen
Institutionen senken Transaktionskosten
Dauerhafte Kooperation
path dependency
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1. Sitzung: (Neo-) Realismus, Interdependenz und Institutionalismus
Institutionalismus: Kritik
•
Internationales System?
•
Gesellschaft?
•
Reflexiver Institutionalismus kaum operationalisierbar (wie Kausalitäten
erforschen?)
•
...
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2. Sitzung: Liberalismus und Konstruktivismus
Societal Approach/Liberalismus I
•
•
Gesellschaftsorientierte Theorie der IB (Kant)
Außenpolitik als Reflex der Innenpolitik
•
Präferenzbildung der Regierung entsteht endogen:
– Responsivität gegenüber gesellschaftlichen Ideen und Interessen
– (Wieder-) Wahlinteresse der Politik
– Unabhängige Variable: Gesellschaftliche Ideen, materielle
Interessen, Institutionen
– Abhängige Variable: Positionen/Verhalten von Regierungen
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2. Sitzung: Liberalismus und Konstruktivismus
Societal Approach/Liberalismus II
•
Materielle Interessen, wert-basierte Ideen: Definitionen…
– Rationalismus / Nutzenmaximierung  Diskurs / Reflexivität
– Content ideas (Politikinhalte), process ideas (Entscheidungsregeln)
•
Öffentliche Meinung, Medien, Verbände, Lobbying
•
(Partei-) Koalitionen, politisches System
•
Moravcsik: Ideational, Commercial, Republican Liberalism
•
P. Katzenstein, R. Putnam (Two Level Game), R. Rogowski, O. Fioretos
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2. Sitzung: Liberalismus und Konstruktivismus
Konstruktivismus
•
Alle Realität ist sozial konstruiert
•
Subjektivität, Intersubjektivität (A  B)
•
Keine Kausalitätsannahme möglich => Beschreibung, nicht Analyse
(Wendt, Risse etc.: Brücke zu Analyse)
•
Reflexiver Institutionalismus
•
Interessen entstehen endogen
•
Sozialisation, Rollenmuster
•
Kommunikation, Signale + Interpretation
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
•
Klassik/Neoklassik:
Adam Smith (1723-1790), David Ricardo (1772-1823),
– Markt: Selbstregulierung „invisible hand“
– Angebotsökonomik, Nachtwächterstaat
– Effizienz, Spezialisierung, Wettbewerb
– Komparative Kostenvorteile
– Verteilung der Produktionsverfahren nach dem Markt
– Methodischer Individualismus
– Choice & Constraint
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
David Ricardo: Theorie der komparativen Kostenvorteile
1 Einheit Tuch
1 Einheit Wein
Benötigte Arbeitseinheiten (AE)
bei Eigenproduktion ohne Handel
(je 1 Einheit Tuch und Wein)
Benötigte Arbeitseinheiten bei
Spezialisierung auf das
billigere Produkt und Handel
mit dem anderen Staat
England
50 AE
100 AE
50+100=150
2 Einheiten Tuch = 100
Arbeitseinheiten
Portugal
170 AE
120 AE
170+120=290
2 Einheiten Wein = 240
Arbeitseinheiten
150+290=440
100+240=340
Gesamtproduktionskosten für 2 Einheiten Tuch
und 2 Einheiten Wein
Bei Freihandel zwischen den Ländern werden 100 Arbeitseinheiten weniger
benötigt, als in einem System der Eigenproduktion.
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
•
Neokeynesianismus
John M. Keynes (1883-1946): „In the long run we are all dead“
– Marktversagen (Weltwirtschaftskrise 1929)
– Nachfrageökonomik
– Staatsintervention: antizyklisches „Deficit spending“
(Rent seeker)
– Nachholende Industrialisierung (D 19. Jhdt, EL 20. Jhdt),
Zollschranken, Staatsinvestitionen
– Demand management
– Trade-off inflation & growth
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
IPÖ: Neuere Handelstheorien
•
Paul Krugman, Jagdish Bhagwati, Stolper/Samuelson-Theorem:
•
Faktorausstattung (Kapital, Technologie, Arbeit etc.) bedingt sektoral
unterschiedliche Auswirkung von Liberalisierung
•
Interessengruppen und politischer Prozess bedingen Handelspolitik
(nicht (nur) Kostenvorteile)
•
Intrasektoraler Handel zwischen Industrieländern wegen
Konsumentenpräferenzen
•
Förderung von „National/Regional Champions“ (Flugzeugindustrie,
Bankenfusionen) können ökonomisch als sinnvoll erachtet werden.
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
•
Monetarismus
Milton Friedman (1912-2006)
– Niedrige Inflation
– Rückzug des Staates aus der Wirtschaft als Akteur
– Stabilität durch Geldmengensteuerung (Zinsen, M1, M2...)
– Philosophische Grundlage für EMU-Stabilitätspakt
•
Neue Institutionenökonomie
- Regeln bestimmen Transaktionskosten, Verhaltensanreize
- Douglas North, Ronald Coase, John Adam
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
•
Dependencia
Fernando H. Cardoso, Dieter Senghaas...
• Exogene Entwicklungshemmnisse
• Zentrum – Peripherie
• Imperialismustheorien
• „Mehrwert“ in Industrieländern
• Industrialisierung für die Substitution von Importen (ISI)
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
•
Modernisierung
• Endogene Entwicklungshemmnisse
• Feudale Gesellschaftsstrukturen
• Liberalisierung, Marktwirtschaft
• Demokratisierung
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3. Sitzung: IPÖ – Klassiker und Außenhandel
Internationale Politische Ökonomie
•
Regionale Wirtschaftsintegration:
•
•
•
•
Freihandel
Zollunion
Binnenmarkt
Währungsunion
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4. Sitzung: IPÖ - Finanzmärkte und Finanzmarktkrisen
Internationale Politische Ökonomie
•
Ursachen der Finanzkrise 2008-heute
– Immobilienhypotheken, Banker, mangelhafte Regulierung,
Finanzprodukte (CDO, Derivate), Verflechtung Wall Street & Politik
•
Entwicklung der Finanzkrise
– Börsencrash, staatl. Bankenrettung, Firmenpleiten, Rezession
– Staatsschulden infolge Bankenrettung: Verschuldung/Eurokrise
•
Management der Finanzkrise
– Rettung für sog. „systemisch relevante“ Banken, Konjunkturstimuli
– Governance national (Dodd-Frank), regional (EU), global (G20)
•
Regulierungs- und Präventionsdebatte
– „Too big to fail“: Zerschlagung; Banker: regulieren, besteuern
– Standortkonkurrenz: Finanzaktivitätssteuer, multilaterale Regeln
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5. Sitzung: Theorie & Empirie regionaler Kooperation
Neo-Funktionalismus
(Institutionalismus)
• Vertreter: Ernst Haas, Joseph Nye ...
• Grundannahmen:
• Funktionale Effizienz
• Spill-over (technisch, politisch)
• Rolle der Institutionen
• Path dependency
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5. Sitzung: Theorie & Empirie regionaler Kooperation
Neo-Funktionalismus (Institutionalismus)
• Erklärungsdefizite:
• Nationale Interessen / Macht
• Zeitpunkt regionaler Kooperation (EU-Binnenmarkt / EWU /
NAFTA)
• Regionale Kooperation ohne vorherige Zusammenarbeit
(MERCOSUR)
• Inhaltliche Strategie (liberal?, neokeynesianisch?)
= analytischer Rahmen, keine Motivbenennung
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5. Sitzung: Theorie & Empirie regionaler Kooperation
Liberaler Intergouvernementalismus
Vertreter: Andrew Moravcsik
Grundannahmen:
Öffnung der neorealistischen Black Box
• Liberal:
– Nationale Interessensformierung
– Demand for Cooperation, Supply of Cooperation
– Motiv: Externalitäten von Interdependenz
• Intergouvernemental:
– Verhandlungen (grand bargains)
– Macht: Autonomie, Alternativen, package deals...
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5. Sitzung: Theorie & Empirie regionaler Kooperation
Liberaler Intergouvernementalismus
• Erklärungsdefizite:
• nur analytischer Rahmen
= warum Zeitpunkt und Strategie?
• vernachlässigt Institutionen (Autonomie?)
• transnationale Ebene fehlt (Globalisierung)
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5. Sitzung: Theorie & Empirie regionaler Kooperation
Globale-Märkte-Ansatz
• Ergänzt die bisherigen Integrationstheorien (Schirm)
• Sucht nach Ursachen für Kooperation unter Bedingungen von
Globalisierung (seit 1980er)
• Krisen, Interessen, Instrumente – Wirkungsebenen von
Globalisierung
• Stimulierung marktliberaler Reformen
• Regionale Kooperation als Instrument zu höherer
• ökonomischen Effizienz marktliberaler Reformen
• politischen Akzeptanz (Selbstbindung/ „tied hands“)
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6. Sitzung: Ost-West-Konflikt
Neue NATO-Strategie
1.
Out of Area...
2.
Verteidigung + Krisenmanagement
2.
Menschenrechte: „wertegesteuerte“ Politik?
3.
Völkerrechtlich: UNO-Mandat?
4.
Humanitäre Intervention (Libyen 2011,…)
Prof. Dr. Stefan A. Schirm: Einführung in die Internationalen Beziehungen
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6. Sitzung: Ost-West-Konflikt
NATO nach dem Ende des OWK?
• Neo-Realismus (Link)
• IO spiegeln Machtverhältnisse wieder
• IO sind bedingt selbständige Akteure
• Sicherheitsdilemma: Balance of Power
• Nationale Interessen
• „Institutioneller Konstruktivismus“ (Pradetto)
• Aufhebung der OWK-„Beschränkungen“
• Paradigmenwechsel, Generationen-Werte
• Schurkenstaaten als Bedrohung
• Menschenrechte
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6. Sitzung: Ost-West-Konflikt
Theorien & NATO–Osterweiterung
1. Realismus
Allianz gegen Feind
Staaten: Instrumentalisierung internat. Org. im nationalen Interesse
Hegemon D? Rolle Russlands und der USA?
2. Institutionalismus
Erwartungen, Verhaltenssicherheit
Senkung innenpolitischer „Kosten“
Vertrauen, Lösung des Sicherheitsdilemmas
3. Konstruktivismus
Zugehörigkeit zum „Westen“ / gemeinsame Werte
Wahrnehmung / Vertrauen
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7. Sitzung: Nord-Süd-Konflikt / Entwicklungstheorien
Entwicklungstheorien
Politische Ökonomie
•
Dependencia -> Abkopplung
•
Modernisierung -> Integration
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7. Sitzung: Nord-Süd-Konflikt / Entwicklungstheorien
Entwicklungstheorien
•
•
•
•
•
•
•
•
Terms of Trade
Rent Seeker
Strukturelle Heterogenität
Eliten
Transnationale Unternehmen (TNU)
Verschuldungskrisen
Entwicklungshilfe („brain drain“)
Außenpolitik
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7. Sitzung: Nord-Süd-Konflikt / Entwicklungstheorien
Entwicklungsländer – Historie
1.
Entkolonialisierung – Befreiungskriege
2.
CEPAL / ISI
3.
Blockfreie 1955
4.
G 77 60er Jahre
5.
OPEC-Kartell
6.
Neue Weltwirtschaftsordnung: IO buffer-stocks 70er
7.
Verschuldungskrise 80er
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7. Sitzung: Nord-Süd-Konflikt / Entwicklungstheorien
Entwicklungsländer – Historie
8. Diversifizierung
–
NICs etc.
–
Schwellenländer, Emerging Markets (BRICs)
–
Afrika
9. heute:
–
extreme Unterschiede im Entwicklungsniveau
–
Marktwirtschaftliche Reformen +/-
–
Renaissance der Religion/Kultur als Herrschaftsinstrument
–
“Beijing Consensus” vs “Washington Consensus”
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8. Sitzung: Globalisierung und Staat
Staat & Markt
Globalisierung: „Zunehmende grenzüberschreitende Aktivitäten privater
Wirtschaftsakteure an der gesamten Wirtschaftsleistung“
Staat: Territorialität, Regierung/Machterhalt, Gemeinwohl, „Wohlfahrt“
Markt: Globale Aktivitäten, Private Akteure/Gewinnmaximierer,
Partikularinteresse
Globale Märkte: Handel, Finanzen, Produktion/Investition
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8. Sitzung: Globalisierung und Staat
Wirkungen von Globalisierung
•
•
•
Krisen
–
Standortwettbewerb, binnenorientierte versus
weltmarktorientierte Politik, exit/voice von TNU
Interessen
– Orientierung der Firmen am Weltmarkt
– tradables, non-tradables; Wettbewerbsfähigkeit
entscheidet über Interessen (Arbeitgeber/-nehmer)
– Marktliberalisierung
Instrumente
– Nachfragestimulierung: „Import leakages“
– Devisenmarktintervention
– Zölle / Intra-Firmenhandel
– Steuern / Quellensteuer, E-commerce
– Deficit Spending = Inflation/Finanzmärkte
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8. Sitzung: Globalisierung und Staat
Charakteristika von Globalisierung
•
Interdependenz zu Staat und Gesellschaft
– Entstanden durch GATT/WTO, Finanzmarktreformen
– Ziel der Staaten: Wachstum/Wohlstand, mit Erfolg
•
Historisch nicht neu, seit 1970ern
– Wirkungen heute im Gegensatz zu Bretton-Woods-&
Keynes-Dekaden 1940er-1970er (Prozesscharakter!)
•
Nicht „global“, sondern „globalisierend“
– Triade, OECD-Plus
•
Transnationale Ökonomie ist auch in OECD-Staaten nicht dominant,
sondern wachsend
– Konsum, Investitionen, Sparquote, Zinsdifferenzen etc.
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8. Sitzung: Globalisierung und Staat
Antworten auf Globalisierung
Divergenz und Konvergenz
• Marktliberale Konvergenz vs. Varieties of Capitalism
• Vergleich USA/GB und D/F sowie NL/DK: Reformen
• Institutionen: Liberal vs. Coordinated Market Economies
• Ideen: Solidarität vs. Eigenverantwortung, Wettbewerb vs. Konsens
(Korporatismus etc.)
Relativierung der Exit-Drohung
• Unternehmen wandern nicht „einfach“ ab? Standortvorteil: Infrastruktur,
Umverteilung/Stabilität, Bildung
Öffentliche Güter/Institutionelle Vorteile
• Comparative institutional advantages
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8. Sitzung: Globalisierung und Staat
Globalisierungs-Mythen
„Schwächung des Staates“: Was ist ein „starker Staat“?
• Power over Resources (Steuern, BSP-Anteil) z.B. außenwirtschaftl.
Offenheit & Wachstum in Skandinavien NL, GB etc. verglichen mit D, F
• Power over Outcomes (Wachstum, Arbeitslosigkeit) z.B. außenwirt.
Offenheit & Wachstum/AL: SK, NL, GB, D
• keynesianischer Staat geschwächt, liberaler gestärkt?
„Race to the Bottom“
• Steuern/Sozialstaat: Hohes Steueraufkommen & großer Sozialstaat bei
hoher Integration in Weltmarkt möglich?
• Umwelt- & Sozialstandards: Schwellenländer passen sich eher nach
oben an, als Industrieländer nach unten (WTO, NAFTA, EU etc.)
• Interne Verteilung der Gewinne durch Weltmarktintegration ungleich
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9. Sitzung: Außenpolitik der BRD
Agenda der deutschen Außenpolitik
•
Europäische Union
•
Transatlantische Beziehungen
•
Multilateralismus
•
Entwicklungshilfe
•
Handelsstaat
•
Zivilmacht
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9. Sitzung: Außenpolitik der BRD
Deutsche Außenpolitik & Theorien
•
•
•
Neorealismus:
– Anarchie: Verbündete, Rivalen und Balancing?
– Geopolitische „Lage“: Hegemon in Osteuropa?
– Staaten => IO wenig relevant: EU, NATO?
Interdependenz und Institutionalismus
– Nationale Interessen = Internationale Interessen?
– Stabilität durch Kooperation + gemeinsame Interessen?
– Welt heute „Wirtschaftswelt/Gesellschaftswelt“?
– Verschmelzung Staaten in Regime kollektiver Sicherheit?
Konstruktivismus:
– Identität: „Auschwitz“ und der Kosovo (Fischer)?
– Rollenverständnis Zivilmacht out of area?
– Normen, Werte im Wandel?
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10. Sitzung: Außenpolitik der USA
Charakteristika der US-Außenpolitik
1.
Checks and Balances
2.
Innenpolitik
3.
Missionarisches Sendungsbewußtsein
4.
Unilateralismus
5.
Hegemonic-Decline, soft power
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10. Sitzung: Außenpolitik der USA
Entwicklung der US-Außenpolitik
1.
Sicherheitspolitik
•
Wilson (14 Punkte), Völkerbund
•
Atlantik-Charta, UNO, Bretton-Woods
•
Ost-West-Konflikt: Containment
•
Vietnam
•
Détente (1970er, SALT)
•
Reagan: UdSSR = „evil empire“
•
Clinton: Multilateralismus
•
Bush (W): New World Order
•
Obama?
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10. Sitzung: Außenpolitik der USA
Entwicklung der US-Außenpolitik
2. Wirtschaftspolitik
• Multilateralismus, Freihandel (GATT)
• 1980er: fair trade statt free trade
• 1990er: Multilateralismus, Regionalismus, Protektion
• Innenpolitik (Agrar, Stahl...)
• WTO
• NAFTA/FTAA
• Pazifikorientierung?
• Currency War mit China
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10. Sitzung: Außenpolitik der USA
Theorien & US-Außenpolitik
Macht – Neorealismus:
•
Power over resources, power over outcomes?
Interessen – liberaler Ansatz:
•
Interessengruppen, Kongress, Öffentlichkeit
Ideen – Konstruktivismus:
•
Kulturelle Attraktivität, „Jihad vs. Big Mac“?, Marktwirtschaft, Freiheit
und Demokratie?
Prof. Dr. Stefan A. Schirm: Einführung in die Internationalen Beziehungen
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11. Sitzung: Die Europäische Union
EU I: Binnenmarkt
•
•
•
•
•
Vollendung 1992
„4 Freiheiten“: ?
Ziele: Wachstum, Wettbewerb, economies of scale
Mittel:
– „Gegenseitige Anerkennung“ (Cassis de Dijon)
– Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik
Theoretische Erklärungen:
• Liberaler Intergouvernementalismus
• Institutionalismus/Funktionalismus
• Globale Märkte Ansatz
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11. Sitzung: Die Europäische Union
EU II: Währungsunion
•
Grundlagen EMU/Euro:
– EZB-Statut
– Stabilitätspakt
– Optimal Currency Areas (Mundell)
•
Ursachen Krise der öffentlichen Verschuldung in Euro-Ländern:
Staatshaushalte/Defizit, Finanzkrise/Bankenrettung, Immobilienblasen,
Spekulation/Ratingagenturen, …
•
Lösungsmodelle aktuelle Euro-Krise:
– Ausschluss vs. Vertragsreform?
– Schuldenbremse/EU-Wirtschaftsregierung
– Haircut/Beteiligung privater Gläubiger
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11. Sitzung: Die Europäische Union
EU III: Gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitik (GASP)
•
•
Aktivitäten:
–
–
–
–
–
Stabilitätspakt MOE
Gaza-Jericho
Wahlbeobachtung Südafrika, Russland, …
Ex-Jugoslawien Mostar, Bosnien
Stabilitätspakt
Schwächen:
– Divergierende nationale Interessen
– Unklare Strategie?
– Unzureichende Institutionen?
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11. Sitzung: Die Europäische Union
EU III: GASP
•
Was kann die EU, was die NATO nicht kann?
•
Neue Eingreiftruppe
•
Welche GASP ist
• Notwendig
• Durchsetzbar
• Adäquat?
Prof. Dr. Stefan A. Schirm: Einführung in die Internationalen Beziehungen
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12. Sitzung: Global Governance, UNO, IWF, WTO
Vereinte Nationen (UNO)
•
Gegründet 1945 in San Francisco
•
Generalversammlung; 193 Mitglieder (Stand: 2014)
•
Sicherheitsrat: F, GB, USA, Rus, China + 10 auf 2 Jahre gewählte
Mitglieder
•
Grundsatz: Gewaltverbot / Nichteinmischung
•
System kollektiver Sicherheit
– Anarchie / Sicherheitsdilemma
– Institutionen schaffen Informationsaustausch
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12. Sitzung: Global Governance, UNO, IWF, WTO
Vereinte Nationen (UNO)
Probleme:
1.
große Konflikte wurden ohne UNO gelöst
2.
Konflikte sind heute eher innerstaatlich
3.
Zivilgesellschaft ist nicht in der UNO vertreten
4.
Generalversammlung nicht in der Lage Entscheidungen finanziell
zu tragen
5.
Reformunfähig? (UNSC)
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12. Sitzung: Global Governance, UNO, IWF, WTO
Internationaler Währungsfonds (IWF)
•
Gegründet 1944 als Teil des Bretton Woods Systems
•
Ziele: Zahlungsfähigkeit der Mitglieder, Stabilität der Finanzmärkte
•
188 Mitglieder (Stand: 2014): Stimmanteile nach Einzahlung (Quoten)
•
Mittel: Kredite mit der Kondition marktwirtschaftlich-stabiler
Wirtschaftspolitik (Zahlungsfähigkeit!)
•
Kritik:
• „Diktat“ der Industrieländer
• Länderspezifika nicht berücksichtigt
• „moral hazard“ für private Akteure, Regierungen
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12. Sitzung: Global Governance, UNO, IWF, WTO
Welthandelsorganisation (WTO)
•
1995 hervorgegangen aus dem GATT (1947)
•
160 Mitglieder (Stand: 2014)
•
Ziele: Freihandel (Wachstum), Meistbegünstigung, Reziprozität,
Liberalisierung
•
Mittel: Dispute Settlement, Beobachtung nationaler Handelspolitik,
Unterstützung von EL
•
Probleme:
• Bsp. Seattle / Doha Development Agenda (DDA)
• Umwelt/Sozialstandards IL versus EL
• Rent Seeker / Lobby-Gruppen (Standards als Vorwand?)
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12. Sitzung: Global Governance, UNO, IWF, WTO
Vorschläge für Global Governance
•
Strategien:
– Aufsicht über Globale Märkte
– Demokratisierung
– Reglementierung
– Zivilgesellschaft
•
Evaluierungskriterien:
– Problemlösungsfähigkeit
– Realisierungschancen
– Legitimität
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