Pressekonferenz 4. Europäischer Depressionstag 26. September 2007 Katholische Akademie Berlin Slow Stroke® Massage – Prof. em. Bruno Müller-Oerlinghausen Pressemitteilung Slow Stroke® Massage – ein körpertherapeutischer Ansatz bei Depressionen Positive Effekte auf Stimmung, Angst, Spannung bei depressiven Patienten Berlin/Hannover, 26. September 2007 – Slow Stroke® Massagen zeigen positive Effekte bei stationären depressiven Patienten und sollten deshalb häufiger als körpertherapeutischer Ansatz bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2004 belegen, dass Stimmung, Angst- und Spannungsgefühle bei depressiven Patienten durch eine solche Massage gemildert werden können. „Wir haben festgestellt, dass diese besondere Art der Massage für eine tiefe Entspannung und Möglichkeiten vielfältiger Selbstwahrnehmung sorgen kann,“ sagt Universitätsprofessor em. Bruno Müller-Oerlinghausen, der die Studie betreute. Es handelt sich bei dieser Behandlung um eine einstündige Massage, die eine sehr sanfte Technik mit langen, langsamen Ausstreichungen beinhaltet. Sie wird in einem ruhigen Raum mit leiser Hintergrundmusik und mit Hilfe von warmem Öl ausgeführt. Die Massage gilt primär dem Zielorgan Haut, dem größten und ältesten menschlichen Sinnesorgan (Haut und Gehirn entstehen übrigens in der Embryogenese aus dem gleichen Keimblatt, dem Ektoderm) ,- das konstitutiv ist für unsere Identität. Die Studie finden Sie unter http://www.slowstrokemassage.de/pdf/sesetrastudie_dmw.pdf Die Depression ist eine körperlich-seelische Erkrankung. Bei depressiven Patienten werden häufig starke Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich sowie an der Rückenstreckermuskulatur beobachtet. Die Patienten haben den Kopf eingezogen und sind fest im Oberkörper. Sie zeigen zum Teil eine flache Atmung, haben kalte Glieder und klagen über Beklemmungen im Brustkorb. Die körperlichen Störungen des Depressiven können aus Sicht der Autoren als eine allgemeine „seelisch-körperliche Ich-Schrumpfung“ beschrieben werden. Eine ihrer Patientinnen schilderte es so:“Ich zog mich innerlich immer mehr zusammen, bekam sogar körperliche Schmerzen von der Verkrümmung und Verkrampfung.“ Der Dichter Vladimir Iljine schreibt: „Habe ich meinen Körper verloren, so habe ich mich selbst verloren. Finde ich meinen Körper, so finde ich mich selbst.“ Die insgesamt positiven Effekte der Slow Stroke® Massage auf Stimmung, Angst/Spannung etc. waren signifikant stärker bei der Massage als bei der Kontrollbedingung und ebenso 1 Pressekonferenz 4. Europäischer Depressionstag 26. September 2007 Katholische Akademie Berlin Slow Stroke® Massage – Prof. em. Bruno Müller-Oerlinghausen deutlicher bei Depressiven als bei gesunden Versuchspersonen. Die Publikation der Ergebnisse von Prof. Müller-Oerlinghausen und Mitarbeiter/innen, darunter vor allem Claudia Berg, hat insbesondere im Bereich der deutschen Physiotherapie eine positive Resonanz gefunden. Seitdem wird das Verfahren in Form von meist acht aufeinander folgenden Behandlungen jetzt erfolgreich bei Patienten einer psychiatrischen Praxis eingesetzt. Beispielsweise bei Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen, Fibromyalgie, Zustand nach sexuellem Missbrauch etc. Die eindrucksvollen Effekte dieser sanften Massagetechnik weisen hin auf neue Forschungen über die Existenz bestimmter C-Fasern mit direkter Projektion ins limbische System, die nur auf langsame sanfte Berührung ansprechen sowie auf die Befunde zur Bedeutung des Hormons Oxytocin. Ausschüttung von Oxytocin reduziert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, das heutzutage in Theorien über die Pathogenese der Depression eine große Rolle spielt. Streicheln bzw. die rhythmische, sanfte Berührung der Haut setzt bei Mensch und Säugetieren Oxytocin frei. Und interessanterweise finden sich bei Patienten mit Depressionen, Angststörungen oder chronischen Schmerzsyndromen erniedrigte Oxytocinspiegel. In einem Brief an einen Freund schrieb Nietzsche:“ Die Behauptung Platos, dass man sogar Gewissensbisse mit Massage heilen könne, verdiente, erprobt zu werden.“ Wussten die alten Philosophen mehr über die breite Palette von Behandlungsmöglichkeiten bei der Volkskrankheit Depression als unsere moderne, sehr verkopft und sehr pharmakologisch gewordene und therapeutisch doch auch nur mäßig erfolgreiche Psychiatrie? Depression ist primär charakterisiert durch die „Anhedonie“, das heißt, das Unvermögen, lustvolle, für den Gesunden positiv gefärbte Reize als solche wahrnehmen zu können. Dies betrifft nicht nur den Kopf, sondern das gesamte Sensorium und bedingt einen zutiefst glücklosen Zustand. Depression ist somit eine den ganzen Menschen attackierende Störung, die den Leib ebenso betrifft wie das Erleben und Verhalten. Die große Bedeutung der veränderten Leiblichkeit hat die Autoren bei ihrer Studie über die Wirkungen von „Therapeutischer Berührung“ bei depressiven Krankenhauspatienten und der Umsetzung der Ergebnisse in die Versorgungspraxis geleitet. Weitere Informationen: Prof. em. Bruno Müller-Oerlinghausen Studie unter http://www.slowstrokemassage.de/pdf/sesetra-studie_dmw.pdf 2 Pressekonferenz 4. Europäischer Depressionstag 26. September 2007 Katholische Akademie Berlin Slow Stroke® Massage – Prof. em. Bruno Müller-Oerlinghausen www.slowstrokemassage.de [email protected] 3