0. Aufgabenstellung 1. Messen Sie die U-I-Kennlinie des Versuchsrohres für verschiedene Werte der Kathodentemperatur und des Hg-Dampfdrucks, und ermitteln Sie die optimalen Betriebsbedingungen ! 2. Bestimmen Sie das erste Anregungsniveau von Quecksilber und geben Sie die Wellenlänge der entsprechenden Spektrallinie an ! 3. Bestimmen Sie die Kontaktspannung zwischen Katode und Gitter ! 4. Diskutieren Sie den Einfluß von Katodentemperatur und Hg-Dampfdruck auf die Meßergebnisse ! 5. Bestimmen Sie die Ionisierungsspannung der Hg-Atome ! 1. Theoretische Grundlagen Ziel des Franck-Hertz-Versuches ist der Nachweis der Existenz diskreter Energieniveaus in den Atomen. Im Mittelpunkt steht also die experimentelle Bestätigung der Bohrschen Postulate1 : 1. In einem Atom bewegt sich ein Elektron nach den Gesetzen der klassischen Mechanik auf diskreten Kreisbahnen mit den Energien En. 2. Die Bewegung des Elektrons erfolgt strahlungslos. Beim Übergang des Elektrons von einem stationären Zustand mit Energie Ea in einen stationären Zustand niedrigerer Energie Ee wird ein Photon der Frequenz ν = Ea − Ee c = h λ emittiert. 3. Der Drehimpuls eines Elektrons in einem stationären Zustand nimmt nur die diskreten Werte m vh = nh 2π an, wobei n eine natürliche Zahl ist. Die Idee zur Bestätigung der Bohrschen Theorie lag darin, Wechselwirkungen zwischen frei beweglichen Elektronen und Atomen (bzw. Molekülen) zu beobachten. Durch eine Katoden (Glühkatode) - Anoden - Röhre lassen sich frei bewegliche Elektronen mittels eines elektrischen Feldes beschleunigen. Dringen diese durch ein Medium, kommt es zu elastischen oder unelastischen Zusammenstößen mit den Atomen. Von einem elastischem Stoß spricht man dann, wenn die gesamte kinetische Energie der beiden Stoßpartner konstant bleibt. Im Gegensatz dazu ändert sich die Bewegungsenergie bei einem unelastischen Stoß. Die dabei frei werdende Energie wird beim Franck-Hertz-Versuch in innere Energie der Atome umgewandelt. 2. Meßmethoden und Meßapparatur Verwendete Geräte : • Franck-Hertz-Röhre • Thermostat • Gleichspannungsregler (Heizung : Typ 3203 {30 V, 10 A}; Gitterspannung : Typ 3207 {30 V, 1 A}; Gegenspannung : Tg 20/1 {20 V, 1 A}) • Vielfach-Meßgeräte • XY-Schreiber (Meßbereich : X : 20 V; Y : 100 mV) In einem evakuierten Glaskolben befindet sich ein Tropfen Quecksilber. Durch Erhitzen des Glaskolbens auf etwa 373 K wird eine Quecksilberdampfatmosphäre erzeugt. Aus der Glühkatode werden Elektronen emittiert, die durch die Beschleunigungsspannung UKG in Richtung Gitter forciert werden. Da die Masse der Hg-Atome um ein Vielfaches größer als die Elektronenmasse ist, wird bei elastischen Stößen von Elektronen auf Hg-Atome praktisch keine Energie übertragen (Die mittlere freie Weglänge ist klein gegenüber dem Abstand Katode-Gitter bei obigen Bedingungen.). Wenn jedoch die Elektronen eine gewisse Mindestenergie erreicht haben, können sie ein Hg-Atom bei einem Stoß anregen und die kinetische Energie des Elektrons wird in innere Energie des Hg-Atoms umgewandelt. Wie schon unter 1. erwähnt, handelt es sich hierbei um einen unelastischen Stoß. Die aufgenommene Energie wird kurze Zeit später in Form eines Photons (Strahlung der Wellenlänge λ, Berechnung mit Hilfe der Beziehung im 2. Bohrschen Postulat) abgegeben. Zwischen dem Gitter und der Auffangelektrode wird eine Gegenspannung UG von 1,5 V angelegt. Es gelangen also nur die Elektronen zur Auffangelektrode, deren kinetische Energie am Gitter größer als eUG ist (e - Elementarladung). Der Anodenstrom IA wird in Abhängigkeit von der Beschleunigungsspannnung UKG gemessen. Der Verlauf der UKG - IA - Charakteristik wird dann mittels des XY-Schreibers dargestellt. Bei dieser Messung wird die IA(UKG)-Kennlinie periodischen Schwankungen unterliegen. Bei einer kontinuierlichen Erhöhung der Beschleunigungsspannung wird der Stromfluß immer dann abnehmen, wenn die Elektronen ein ganzes Vielfaches der Mindestenergie zur Anregung eines Hg-Atoms besitzen. Ansteigen wird die gemessene Stromstärke wieder nach jedem lokalen Minimum, da dann wieder mehr Elektronen die nötige kinetische Energie besitzen, den Raum zwischen Gitter und Auffangelektrode zu überwinden. K G A I U UG UKG Abb. 1 Schema der Anordnung von Franck und Hertz zum Nachweis der diskreten Energieniveaus von Atomen (A - Auffangelektrode, G - Gitter, K - Glühkatode, I - Amperemeter, U - Voltmeter) Der oben beschriebene Franck-Hertz-Versuch nutzt mechanische Anregung aus, um den Nachweis der diskreten Energieniveaus zu führen. Man kann auch durch optische Anregung zeigen, daß die Grundbehauptung der Bohrschen Postulate richtig ist. (Optische Anregung liegt dann vor, wenn ein Atom durch Licht im ultraroten, sichtbaren oder ultravioletten Spektralbereich angeregt wird.) Bei der optischen Anregung schließt man aus den Emissions- und Absorptionsspektren auf die Energieübergänge in Atomen (Spektroskopie). Eine weitere Möglichkeit, Atome anzuregen, ist die thermische Anregung, bei der es zu Stoßprozessen durch Wärmewirkung kommt. Für die Bestimmung des ersten Anregungsniveaus von Quecksilber wird der Gitter-AnodenStrom gemessen. Der Verlauf der Kurve gibt dabei Auskunft, wann es zu elastischen und zu unelastischen Stößen der Elektronen mit den Atomen kommt. Dagegen wird zur Bestimmung der Ionisierungsspannung der Katoden-Anoden-Strom gemessen, der rapide ansteigt, wenn es in der Röhre zu einer Gasentladung kommt. 3. Meßergebnisse In unserem Versuch haben wir insgesamt 4 Meßdiagramme aufgenommen. Dabei haben wir mit Röhrentemperaturen von 355 K bis 399 K (Siehe Tabelle 1 .. 4 , genaue Werte: 355, 367, 384 und 399 K) gearbeitet. Der Katodenheizstrom wurde jeweils von 3,0 bis 4,0 Ampere (3.0 A, 3.2 A, 3.4 A, 3.6 A, 3.8 A, 4.0 A) geregelt. Mit Hilfe eines XY-Schreibers wurde der Verlauf des Gitter-Anoden-Stromes (siehe Diagramme 2 bis 5) ermittelt. Tabelle 1 Katodenheizstrom in A 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 (Temperatur in der Franck-Hertz-Röhre: 355 K) 1. Maximum 4,9 4,8 5,0 5,1 Mittelwert Standardabweichung Vertrauensgrenze Differenz der Maxima : (Angaben in V) Tabelle 2 Katodenheizstrom in A 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 Differenz der Maxima : (Angaben in V) Gitterspannung in V für 2. Maximum 3. Maximum 10,1 15,0 10,1 15,0 9,8 14,7 9,8 14,7 Differenz der Maxima in V 2. - 1. 3. - 2. 5,2 4,9 5,3 4,9 4,8 4,9 4,7 4,9 4,95 0,20 0,07 (Temperatur in der Franck-Hertz-Röhre: 367 K) 1. Maximum 5,2 5,2 5,3 5,4 Gitterspannung in V für 2. Maximum 3. Maximum 10,5 15,5 10,5 15,2 10,2 15,1 9,8 14,7 Mittelwert Standardabweichung Vertrauensgrenze Differenz der Maxima in V 2. - 1. 3. - 2. 5,3 5,0 5,3 4,7 4,9 4,9 4,4 4,9 4,93 0,30 0,10 Tabelle 3 Katodenheizstrom in A 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 (Temperatur in der Franck-Hertz-Röhre: 384 K) 1. Maximum 5,2 5,1 4,9 5,1 Mittelwert Standardabweichung Vertrauensgrenze Differenz der Maxima : (Angaben in V) Tabelle 4 Katodenheizstrom in A 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 Differenz der Maxima : (Angaben in V) Gitterspannung in V für 2. Maximum 3. Maximum 10,5 15,4 10,4 15,0 9,9 15,1 9,8 15,1 Differenz der Maxima in V 2. - 1. 3. - 2. 5,3 4,9 5,3 4,6 5,0 5,2 4,7 5,3 5,04 0,28 0,10 (Temperatur in der Franck-Hertz-Röhre: 399 K) 1. Maximum 4,8 4,9 4,8 4,7 Gitterspannung in V für 2. Maximum 3. Maximum 10,2 15,2 10,1 14,9 9,8 14,8 9,9 15,0 Mittelwert Standardabweichung Vertrauensgrenze Differenz der Maxima in V 2. - 1. 3. - 2. 5,4 5,0 5,2 4,8 5,0 5,0 5,2 5,1 5,09 0,18 0,06 Das erste Strom-Maximum (bei verschiedenen Temperaturen) lag etwa zwischen 4.8 und 5.2 Volt Gitterspannung, das zweite zwischen 9.8 und 10.5 Volt und das dritte zwischen 14.8 und 15.2 Volt. Diesem Anstieg folgte ein rapider Abfall der Kurve aufgrund der Energieübertragung vom Elektron zum Atom. Die Anzahl der beobachteten Maxima hing empfindlich von dem Katodenheizstrom (Steuerung der Elektronen-Emission der Katode) und von der Temperatur der Röhre ab. Die optimalen Messungen erzielten wir bei einem Katodenheizstrom von 3.8 A bis 4.0 A und bei einer Röhrentemperatur von 367 K. Diese Kurve liefert also die genauesten Meßwerte (∆U=4.93 eV± 0.2 eV). Bei zu niedriger Temperatur und damit zu geringem Hg-Dampfdruck ist die mittlere freie Weglänge der Elektronen so groß, daß viele Elektronen vor dem ersten Stoß schon ein Hg-Atom ionisieren können (Gasentladung). Zu hohe Temperatur führt zu einem hohen Druck, die mittlere freie Weglänge wird klein. Es kommt zu so vielen elastischen Stößen, daß der ein geringer Anodenstrom entsteht, bei dem Maxima und Minima schlecht auszumachen sind. Das Diagramm 1 stellt eine Auswertung der UKG - IA - Kennlinie dar. Die kinetische Energie der aus der Klühkatode herausbeschleunigten Elektronen ergibt sich aus der Gitterspannung UKG und der Elementarladung e. EKin = (1.) 1 mv 2 = eUKG 2 Im Diagramm 1 ist die kinetische Energie der Elektronen über die Ordnungszahl der Maxima aufgetragen. Aus dem Anstieg der Geraden ergibt sich die Anregungsenergie der Hg-Atome. Der Schnittpunkt mit der Ordinatenachse liefert uns die Kontaktspannung zwischen Katode und Gitter. 16 14 kinetische Energie in eV 12 10 8 6 4 2 0 0 1 2 Ordnungszahl der Maxima Diagramm 1: Auswertung der UKG - IA - Kennlinie zur Bestimmung der 3 Anregungsenergie der Hg-Atome Aus dem Schnittpunkt mit der Ordinatenachse ergibt sich zwischen Katode und Gitter eine Kontaktspannung von 0.3 eV. Die erhaltene Anregungsenergie von (4.93 ± 0.2) eV ziehen wir jetzt zur Berechnung der Wellenlänge der Spektrallinie heran. Nach den Formeln: (2.) E A − E E = h ν = hc ν = (3.) λ= hc eUKG hc = eU KG λ [Einheit in Elektronenvolt] [Einheit in Metern ] Nach Einsetzen der Werte: h = 6.626176 10-34 Js e = 1.6021892 10-19 C c = 299792458 m/s UKG= (4.93 ± 0.2) eV erhalten wir für λ 251.9 nm ±10.2 nm. Zur Bestimmung der Ionisierungspannung haben wir mit einem Heizstrom von 4 A und einer Röhrentemperatur von 374 K gearbeitet. Bei einer Gitterspannung von 11.0 V wuchs der Katoden-Anoden-Strom plötzlich stark an (siehe Diagramm 6). Diese Gitterspannung entspricht also der Ionisierungspannung, da der Anstieg auf eine Gasentladung in der Röhre hinweist. 4. Diskussion Die von uns bestimmte Anregungsenergie von (4.93 ± 0.2) eV liegt recht nahe an dem in der Literatur angegebenen Wert2 von 4.9 eV. Die einfache Messung mit dem XY-Schreiber fiel also recht genau aus. Besser wäre jedoch gewesen, die Lage der Maxima mit einem Spannungsmeßgerät explizit zu bestimmen. Genauere Meßergebnisse erhält man, wenn man den Raum, in dem die Elektronen beschleunigt werden, von dem Raum, in dem die Zusammenstöße zwischen den Elektronen und Hg-Atomen stattfinden, trennt. Die Elektronen wurden im Gegensatz zu solch einer Versuchsanordnung, bei der von uns benutzten Meßapparatur nach den Zusammenstößen durch die Katoden-Gitter-Spannung weiter beschleunigt. Es waren hier also mehr Elektronen in der Lage, die Gegenspannung zu überwinden, obwohl sie nicht mehr die nötige kinetische Energie besitzen dürften. Abschließend kann man aber sagen, daß die Meßergebnisse zufriedenstellende Ergebnisse lieferten. 5. Zusammenfassung Mit dem Franck-Hertz-Versuch wurden das erste Anregungsniveau von Quecksilber, die Wellenlänge der entsprechende Spektrallinie, die Kontaktspannung zwischen Katode und Gitter der Versuchsapparatur und die Ionisierungsspannung der Hg-Atome bestimmt, in dem gezeigt wurde, daß Atome durch Elektronenstoß nur quantenhaft Energiebeträge aufnehmen können. Dieser Versuch ist also eine Bestätigung für die Bohrsche Theorie, der Existenz diskreter Energieniveaus. 1 Tipler, Paul A.: Physik. (Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, Oxford 1994), S. 1208 und 1209 2 Spolski, E.W. : Atomphysik 1 (VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1979), S. 285