Einführung in die Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre 2

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Einführung in die
Volkswirtschaftslehre
2. Semester
Prof. Dr. Elke Wolf
Wirtschaftsingenieurwesen Bachelor
Logistikmanagement Bachelor
Automobilwirtschaft Bachelor
Inhaltsverzeichnis
Wachstum und Beschäftigung
–
–
–
–
Reine Außenhandelstheorie
–
–
–
BIP, Wirtschaftswachstum und Wohlstand
Wie entsteht Wachstum?
Was ist technischer Fortschritt?
Technischer Fortschritt und Beschäftigung
Absolute und komparative Kostenvorteile
Weltmarktpreise bei Außenhandel
Zölle und Wohlfahrt
Zinssätze und Geldpolitik
Monetäre Außenhandelstheorie
– Devisenmarkt und Wechselkurse
– Zinsparitätentheorie
– Kaufkraftparitätentheorie
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Literaturhinweise
Peter Bofinger: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ Pearson
Verlag.
Olivier Blanchard und Gerhard Illing: Makroökonomie; Pearson
Verlag.
Paul Krugman und Maurice Obstfeld: Internationale Wirtschaft,
Theorie und Politik der Außenwirtschaft, Pearson Verlag.
ALLE BÜCHER KÖNNEN AUS DEM PRÄSENZBESTAND
DER ZENTRALBIBLIOTHEK ZUM KOPIEREN AUSGELIEHEN
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Kapitel 5:
Wachstum und Beschäftigung
5.1 BIP, Wirtschaftswachstum und Wohlstand
5.2 Wie entsteht Wachstum?
5.3 Was ist technischer Fortschritt?
5.4 Technischer Fortschritt und Beschäftigung
Literatur: Blanchard/Illing: Kapitel 6, 10 und 13
Mankiw: Kapitel 22.
5.1 Wirtschaftswachstum und Wohlstand
Wie wird Wachstum gemessen?
(1) Veränderung des BIP (Bruttoinlandsprodukt):
Erfasst alle in einer VWS (z.B. Deutschland) von Inländern und Ausländern
produzierten Gütern und DL (unabhängig davon, ob sie für den Konsum,
Investition oder den Austausch mit dem Ausland verwendet werden).
(2) Veränderung des BSP/BNE (Bruttosozialprodukt, Bruttonationaleinkommen):
Erfasst die wirtschaftliche Leistung aller Inländer
BSP = BIP + Auslandseinkommen der Inländer – Inlandseinkommen der
Ausländer
Wird erfasst mit Hilfe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
durch das Statistische Bundesamt und das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
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Wachstum und Konjunktur
Wachstum bezieht sich auf die langfristige Perspektive, in der
kurzfristige Schwankungen keine Rolle spielen.
Wachstum wird gemessen anhand der langfristigen Entwicklung des
Produktionspotentials, welches die wirtschaftliche Leistung einer
Volkswirtschaft unter Normalauslastung der Produktionsfaktoren
(Arbeit, Kapital, technischer Fortschritt, Humankapital usw.) erfasst.
Zyklische Schwankungen um das Produktionspotential werden als
Konjunktur bezeichnet. Sie beschreiben die Auf- und
Abwärtsbewegungen der Nachfrage.
Konjunkturzyklus ist der vollständige Bewegungsablauf von
Aufschwung über Abschwung bis zum nächsten Aufschwung
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Produktionspotenzial und Bruttoinlandsprodukt
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Trendwachstum und tatsächliche Veränderung des BIP
0,06
0,05
0,04
0,03
0,02
0,01
0
-0,01 1989
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
-0,02
Trendwachstum
tatsächliches Wachstum
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Ist das BIP ein guter Wohlstandsindikator?
Konsum von einigen Gütern wirkt sind nicht auf BIP aus
– Freizeit
– Umwelt
Ökonomische Aktivitäten, die nicht am Markt gehandelt werden
bleiben unerfasst
– Hausarbeit
– Schwarzarbeit
Soziale Ungleichheit wird nicht berücksichtigt
Private „Vorleistungen“ werden als wohlstandssteigernden Konsum
erfasst
– Benzinkosten für den Weg zur Arbeit
– Kinderbetreuungskosten
BIP sagt wenig über die Qualität des Gesundheits- und
Bildungssystems aus
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Warum ist Wachstum dennoch wünschenswert?
BSP (BIP) gilt trotz gewisser Probleme als wichtiger
Wohlstandsindikator
Bei wachsender Bevölkerung dient Wirtschaftswachstum der
Bestandssicherung
Wachstum wirkt sich tendenziell positiv auf die Beschäftigung
aus
Strukturwandel lässt sich leichter bei Wirtschaftswachstum
vollzeihen
Umverteilung fällt bei wachsender Wirtschaft leichter
ABER: zu schnelles Wachstum birg die Gefahr von großen
strukturellen Anpassungen, Zerstörung der Lebensgrundlage
und Störung der Preisstabilität
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5.2 Grundlagen der Wachstumstheorie
Die gesamtwirtschaftliche Produktion ergibt sich aus der
aggregierten Produktionsfunktion: Y = F(K,N) mit
Y: gesamtwirtschaftliche Produktion
K: Kapital (Maschinen, Bürogebäude, …)
N: Beschäftigte
F: Technologie (Produktionsfunktion, Organisationsstruktur)
Annahmen:
- abnehmendes Grenzprodukt des Kapitals: YK > 0, YKK < 0
- abnehmendes Grenzprodukt der Arbeit: YN > 0, YNN < 0
- konstanten Skalenerträge: tY = F(tK,tN)
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Die Produktion pro Beschäftigten
Y
K 
K
K N
= F  ,  = F  ,1 = f  
N
N N
N 
N
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Was bestimmt das Produktionspotential Y?
Arbeitseinsatz (wirkt sich aber nicht auf das Pro-Kopf-Wachstum
und das Pro-Kopf-BIP aus)
Arbeitsproduktivität
– Investitionen erhöhen die Kapitalintensität (K/N):
– Forschung erhöht den technischer Fortschritt (TF):
Langfristig wird die Volkswirtschaft, die die höchste Rate des technischen
Fortschritts aufweist, die höchsten Wachstumsraten erzielen.
– Motivation
– Bildung erhöht das Humankapital
• Wirkt wie Erhöhung des Arbeitseinsatzes N und wirkt somit dem sinkenden
Grenzprodukt des Kapitals (bei steigender Kapitalintensität) entgegen.
• Beschleunigt den technischen Forschritt
– Sozialkapital (formelle und informelle Institutionen, Ethik, …)
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Stilisierte Fakten
Quelle: Ritschl, A. und Spoerer, M.: Das BIP in Deutschland nach den amtlichen Volkseinkommens- und
Sozialproduktstatistiken 1901-1995, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1997(2), 51-53.
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Durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Std.
(inkl. Teilzeitbeschäftigte)
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5.3 Was ist technischer Fortschritt?
Technischer Fortschritt ist die flächendeckende
Anwendung und Nutzung neuen technologischen
Wissens (d.h. einer Innovation).
Eine Innovation ist die erstmalige Anwendung einer
neuen Technologie in Form von neuen oder
verbesserten Produkten oder Produktionsprozessen
(Schumpeter, 1939).
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Was bestimmt den technischen Fortschritt?
Idee: TF wird „produziert“ wie jedes andere Gut
Arbeitseinsatz
Produktivität des Forschungsprozesses
–
–
–
–
Investitionen in F&E ( Erhöhung der Kapitalintensität)
Bildung steigert die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft
Interaktion von Grundlagen- und angewandter Forschung
Markteinführung (gelingt es den Unternehmen die Innovation
flächendeckend nutzbar zu machen?
Rechtliche Rahmenbedingungen
– Patentschutz (erhöht die erwarteten Gewinne der Unternehmen,
aber erzeugt evtl. Wohlfahrtsverluste aufgrund Monopolstellung)
– Gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich Forschungsverbote
(z.B. Embrionale Stammzellenforschung, Genforschung)
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Wie kann der Staat technischen Fortschritt
fördern?
Selbst in Forschung & Entwicklung investieren
Unternehmen fördern
– Finanzielle Förderprogramme für Forschung in Unternehmen
– Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft fördern (z.B.
„SACHEN MACHEN“, Frauenhofer Gesellschaften)
Zugang zu Kapital erleichtern
– Kapitalbeteiligungsgesellschaften (Private Equity Gesellschaften)
– Wagnisfinanzierungsgesellschaften (Venture Capital Gesellschaften)
Rahmenbedingungen verbessern
– MoRaKG - Gesetz zur Modernisierung der Rahmenbedingungen für
Kapitalbeteiligungen
•
•
•
•
Enthält Ausnahmen zu den Verlustabzugsbeschränkungen
Transparente Besteuerung
Höherer Einkommensteuerfreibetrag für Business Angels
Absenkung der Mindestbeteiligungssumme
– Risikobegrenzungsgesetz: stärkt die Rechte der Unternehmen im
Umgang mit Finanzinvestoren
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März 2009
Wie wird technischer Fortschritt gemessen?
F&E Aufwendungen
Patentstatistiken
Innovationszählungen durch
Unternehmensbefragungen
(z.B. Mannheimer Innovationspanel, ifo-Unternehmenspanel)
Verbreitung neuer Technologien (z.B. Computern)
Residualwachstum: Veränderung des BIP, das nicht
durch die Erhöhung der Inputfaktoren oder des BildungsNiveaus erklärt werden kann („Solow residual“).
Jahresbericht zur Technologischen Leistungsfähigkeit
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Ergebnisse der Mannheimer Innovationserhebung
2007 des ZEW: (1) Innovatorenquote
Innovatoren: Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen.
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(2) Innovationsaufwendungen
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(3) Innovationsintensität
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März 2009
F&E-Aufwendungen und Wirtschaftswachstum in
F&Ewichtigen Industrienationen (1994(1994-2004)
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März 2009
F&E--Intensität und ProF&E
Pro-KopfKopf-Einkommen
Quelle: Projektbericht des RWI 2005
Quelle: Beschäftigungswirkungen von Forschung und Innovation 2005, Projektbericht
des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung.
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Seite 25
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Märzvon
2009
RWI-Gutachten: Beschäftigungswirkungen
Forschung und Innovation, 2005.
F&E--Intensität (Ausgaben in % des BIP) in
F&E
ausgewählten Regionen
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März 2009
5.4 Technischer Fortschritt – Bonus oder
Malus für den Arbeitsmarkt ?
5.4.1 Definitionen und Beschreibung der Entwicklung
auf dem Arbeitsmarkt
5.4.2 Quantitative Beschäftigungseffekte (mittelfristig)
Modell der natürlichen Arbeitslosenquote
5.4.3 Qualitative Beschäftigungseffekte des TF
5.4.4 Lohneffekte des TF
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5.4.1 Arbeitslose und Arbeitslosenquote
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Standardisierte ALQ der OECD 2006
at
St
15
EU
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d
ng
Un
Ki
d
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Re
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16
14
12
10
8
6
4
2
0
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März 2009
Arbeitslosigkeit nach Definition der BA
(§§ 16 und 119 SGB III)
Basis: amtliche Daten der Bundesagentur
Arbeitslos laut BA sind alle, die
in der Bundesrepublik wohnen und 15-64 alt sind
als arbeitslos gemeldet und derzeit nicht bzw. nur
geringfügig beschäftigt sind (< 15 Std./Woche)
nicht als Student an einer Hochschule eingeschrieben sind
(Ausnahme: berufsbegleitendes Studium)
für eine Arbeit sofort zur Verfügung stehen
Eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit von
mindestens 15 Std./Woche für mindestens 3 Monate suchen
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März 2009
Arbeitslosigkeit (nach Definition der ILO International Labor Org.)
Basis: Befragung von Privathaushalten
(Mikrozensus)
Arbeitslos sind alle, die
in der Bundesrepublik wohnen und 15-74 Jahre alt sind,
in den vergangenen 4 Wochen aktiv eine Arbeit gesucht haben,
derzeit weniger als 1 Std. /Woche arbeiten (für Lohn),
nach spätestens 2 Wochen für eine Arbeit zur Verfügung stehen,
eine Tätigkeit von mindestens 1 Std./Woche
(auch als Selbständiger) suchen
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Arbeitslos e
Arbeitslos enquote =
Erwerbsper sonen
Erwerbspersonen nach der Definition der BA:
„zivilen abhängigen Erwerbspersonen“, d.h. alle
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zwischen 15
und 64 Jahren, einschließlich Auszubildende,
geringfügig Beschäftigte und Beamte (ohne Soldaten)
sowie alle gemeldeten Arbeitslosen.
Erwerbspersonen nach der Definition der ILO:
abhängig Beschäftigte, Selbständige und mithelfende
Familienangehörige die Arbeit haben oder suchen.
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März 2009
Übungsaufgabe 5.1
1)
In Deutschland leben 3,5 Mio. Menschen, die bei der Agentur für Arbeit
arbeitslos gemeldet sind. Weiterhin leben:
- 36 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zwischen 15 und
64 Jahren,
- 2 Mio. Auszubildende,
- 1,75 Mio. geringfügig Beschäftigte,
- 4 Mio. Beamte und
- 1 Mio. Soldaten in Deutschland.
Wie hoch ist die von der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesene
Arbeitslosenquote?
2)
10% der Arbeitslosen bekommen die Möglichkeit, eine 6-monatige
Weiterbildung zur Erhöhung ihrer Arbeitsmarktchancen zu machen. Ändert
sich während dieser Zeit die Arbeitslosenquote? Wenn ja, wie?
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Die Entwicklung der Arbeitslosenquoten in
Deutschland und den USA
Quelle: Blanchard/Illing: Makroökonomie
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Langzeitarbeitslosenquoten im internationalen
Vergleich
Anteil Langzeitarbeitslose am Arbeitsangebot (in %)
12
Deutschland
10
Griechenland
8
Spanien
Frankreich
6
Niederlande
4
Polen
Vereinigtes
Königreich
2
Vereinigte
Staaten
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
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2004
2005
2006
2007
Seite 35
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Hypothesen zu den Beschäftigungseffekten
von ProduktProdukt- und Prozessinnovationen
Produktinnovation
– Neue Produkte stimulieren die Nachfrage Beschäftigung ↑
– Erzeugt Innovationen bei komplementären Gütern Beschäftigung ↑
– Neues Produkt ist Substitut für bestehendes Produkt
(Verdrängungseffekt) Beschäftigung ?
– Monopolstellung beim Innovator Beschäftigung ↓
Prozessinnovation
– Bisheriger Output kann mit weniger Arbeitskräften produziert werden Beschäftigung ↓
– Sinkende Grenzkosten werden im Falle von Konkurrenz an die
Konsumenten weitergegeben Nachfrage ↑ Beschäftigung↑
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Seite 36
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5.4.2 Quantitative Beschäftigungseffekte (mittelfristig)
oder: das Modell der „natürlichen“ Arbeitslosenquote
Wie werden die Löhne bestimmt ? Oder: Warum schafft
der Lohn keinen Ausgleich von Angebot und Nachfrage ?
Lohnverhandlungen (zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden)
1)
-
2)
Verhandlungslösung abhängig von den „Wiederbeschaffungskosten“ der Arbeit für das
Unternehmen und den alternativen Beschäftigungschancen des Arbeitnehmers.
Verhandlungsmacht hängt ab von der:
- Qualifikation der Arbeitnehmer
- Arbeitslosenquote (u)
Effizienzlöhne
werden gezahlt um Arbeitnehmer zu motivieren. Variieren ebenfalls mit der Arbeitsmarktlage
und der Art der Beschäftigung
3)
Soziale Sicherung (in Form von Lohnersatzleistungen) (z)
Erhöht den Reservationslohn und senkt das Arbeitsangebot
4)
5)
Produktivität (A)
Preisniveau (P)
W = P ∗ A ∗ F(u,z), mit
δW/δP > 0, δW/δA > 0, δW/δu < 0, δW/δz > 0.
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Seite 37
März 2009
Wie werden die Preise bestimmt ?
Güterpreise werden durch die Höhe der Produktionskosten bestimmt.
Kostenfunktion resultiert aus der Produktionsfunktion Y = AN
Kostenfunktion: K = WN = WY/A
Bei vollkommener Konkurrenz: P = GK = W/A
Bei unvollkommener Konkurrenz: P = (1+µ)GK = (1+µ)W/A
µ steigt mit der Marktmacht des U. und sinkt mit dem Grad des
Wettbewerbs.
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Seite 38
März 2009
Die „natürliche“ ALQ
Wird durch die Lohn- und Preissetzungsgleichung definiert
Auflösen beider Gleichungen nach W/P
W/P = AF(u,z) = A/(1+µ)
Reallohn W/P
Preissetzung
A
1+ µ
Lohnsetzung A*F(u,z)
un
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Arbeitslosenquote u
Seite 39
März 2009
Beschäftigungseffekte des TF im Modell der
natürliche ALQ
Szenario: A↑ auf A‘
Reallohn W/P
A'
1+ µ
A
1+ µ
Preissetzung
A‘*F(u,z)
Lohnsetzung
A*F(u,z)
u
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Arbeitslosenquote u
Seite 40
März 2009
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Seite 41
März 2009
Sachverständigengutachten 2005
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Seite 42
März 2009
Übungsaufgabe 5.2
Die Produktionsfunktion einer Volkswirtschaft kann im
Durchschnitt folgendermaßen beschrieben werden: Y = 100N2,
wobei N der Produktionsfaktor Arbeit und Y die produzierte Menge
ist. Die Marktstruktur erlaubt es den Unternehmen einen
Gewinnaufschlag von 5% zu verlangen.
a) Welche Marktform herrscht in dieser Volkswirtschaft vor?
b) Wie lautet die Preissetzungsfunktion, die sich im Modell der
natürlichen Arbeitslosenquote ergeben würde?
c) Die Lohnsetzungsfunktion laute: W = P(19,05/u). Wie groß ist
die natürliche Arbeitslosenquote? Unterstellen Sie dabei, dass
die natürliche Outputmenge 100 Einheiten beträgt. (Hinweis:
Wenn Sie bei b) keine Lösung finden konnten, dann gehen
Sie von folgender Preissetzungsgleichung aus: P = (1/100) *
W)
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März 2009
Übungsaufgabe 5.3
Wie wirken sich im Rahmen des Modells der natürlichen
Arbeitslosigkeit folgende Ereignisse auf die relevanten Kurven und
das Niveau der natürlichen Arbeitslosenquote aus?
a)
b)
c)
d)
e)
f)
Mitgliederschwund der Gewerkschaften
Internationaler Abbau der Handelshemmnisse
Einführung des ALG II
Lockerung des Kündigungsschutzes
Trotz der Bedenken des Bundeskartellamtes erteilt der Minister
die Genehmigung für die Fusion von Springer und Pro Sieben
Sat1. Wie würde sich diese Entscheidung auf das natürliche
Arbeitslosenniveau in dieser Branche auswirken?
Die Arbeitsproduktivität steigt aufgrund technischer Innovationen
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Seite 44
März 2009
Übungsaufgabe 5.4
In kollektiven Lohnverhandlungen bildet sich der Nominallohn W in Abhängigkeit vom
Preisniveau P und der Arbeitslosenquote u gemäß der Lohnbildungsfunktion W = P ⋅ A ⋅ F (u , z ).
Die Unternehmungen produzieren den Output Y mit der Produktionsfunktion Y = AN
(N: Beschäftigung). Das Arbeitsangebot ist gegeben durch L = 1000.
a)
b)
c)
d)
e)
f)
Erläutern Sie kurz, warum P, A und z einen Einfluss auf den Nominallohn W haben.
Welche Ereignisse können den Lohnsatz auf diesem Wege beeinflussen? Nennen Sie
jeweils ein Beispiel und erläutern sie, in welche Richtung sich durch ihr Beispiel der
Nominallohn ändert.
Die Unternehmen kalkulieren den Outputpreis P mit Hilfe eines Aufschlags von 25% auf
ihre Grenzkosten. Wie lautet demnach die Preissetzungsgleichung?
Nehmen Sie an, F (u, z ) sei gegeben durch F (u , z ) = (0,7 − u + 0,2 z ) , wobei z den Wert 1
und A den Wert 2 annimmt. Berechnen Sie die natürliche Arbeitslosenquote der
Volkswirtschaft. Wie groß ist im Gleichgewicht die Beschäftigung?
Die Zunahme des internationalen Wettbewerbsdrucks führt dazu, dass die Unternehmen
auf ihren Absatzmärkten nur noch einen Aufschlag von 20% auf ihre Grenzkosten
durchsetzen können. Wie ändert sich dadurch die natürliche Arbeitslosenquote?
Durch technische Innovationen steigt der A um 10%. Wie ändert sich dadurch die
natürliche Arbeitslosenquote?
Illustrieren Sie Ihre Ergebnisse aus c), bis e) mit einer Graphik (nicht maßstabsgetreu!).
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März 2009
Empirische Evidenz: Welchen Einfluss haben
Innovationen auf das Beschäftigungswachstum?
Quelle: Lachenmaier/Rottmann 2007
Grundgesamtheit: Ifo Innovationspanel (jährliche Umfrage bei 1500 Unternehmen des
Verarbeitenden Gewerbes, erste Befragung 1982, seit 1991 auch in den neuen Bundesländern)
Permanent Innovators: firms that reported an innovation for all years in which they were observed.
Occasional Innovators: firms that switched at least once between innovation or no innovation (or
vice versa. No Innovators: firms that never reported any innovation.
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Seite 46
März 2009
Ergebnisse der multivariaten Analyse
Quelle: Lachenmaier/Rottmann 2007
Produktinnovationen haben keinen signifikanten Effekt
auf die Beschäftigungsentwicklung
Prozessinnovation erhöhen die Beschäftigung (sehr
ähnliche Effekte wie in Studien aus Großbritannien und
den USA).
Ähnliche Ergebnisse, wenn Innovationen anhand der
Ausgaben für F&E gemessen werden.
Patente auf Produktinnovationen haben hingegen
positivere Effekte auf die Beschäftigung als Patente auf
Prozessinnovationen
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Seite 47
März 2009
Forschungsintensität und Erwerbsquote 2002
Quelle: Projektbericht des RWI 2005
Quelle: Beschäftigungswirkungen von Forschung und Innovation 2005, Projektbericht
des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung.
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Seite 48
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Märzvon
2009
RWI-Gutachten: Beschäftigungswirkungen
Forschung und Innovation, 2005.
5.4.3 Qualitative Beschäftigungseffekte
„Skill biased technological change“ !!
– Arbeitsnachfrage verschiebt sich zugunsten der
Hochqualifizierten (Fachkräftemangel)
– bestimmte Berufsgruppen werden überhaupt nicht mehr
nachgefragt (z.B. Technische Zeichner)
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Seite 49
März 2009
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Seite 50
März 2009
Qualifikationsspezifische ALQ (1975(1975-2005)
Arbeitsnachfrage nach Qualifikation
(Personen in Tsd.)
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Seite 52
März 2009
Arbeitslosenquote (nach ILO) für
verschiedene Qualifikationsgruppen
Anmerkung: Arbeitslose gemäß ILO Konzept in Prozent aller 25 bis 64-Jährigen
Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung.
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Seite 53
März 2009
5.4.4 Technischer Fortschritt und Löhne
Positiver Effekt auf das Lohnniveau
Theorie: Löhne reagieren auf die Verschiebung der
Arbeitsnachfrage
- Lohn für Hochqualifizierte ↑
- Lohn für Geringqualifizierte ↓
Praxis: Lohnungleichheit in Deutschland hat lange Zeit
wenig auf die Unterschiede in der Nachfrage reagiert
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März 2009
Entwicklung der Reallöhne in Westdeutschland
(gemessen am 10%10%-, 50%
50%--, 90%
90%--Quantil)
Datenbasis: SOEP 1984-2005
Quelle: Gernandt und Pfeiffer 2007
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März 2009
Entwicklung der Reallöhne in Ostdeutschland
(gemessen am 10%10%-, 50%
50%--, 90%
90%--Quantil)
Datenbasis: SOEP 1984-2005
Quelle: Gernandt und Pfeiffer 2007
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Entwicklung der Lohnungleichheit im
internationalen Vergleich
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Kapitel 6:
Die reine Außenhandelstheorie
6.1 Absolute und komparative Kostenvorteile
6.2 Weltmarktpreise bei Außenhandel
6.3 Zölle und Wohlfahrt
Literatur: Bofinger, Kapitel 3.
6.1 Grundlagen der reinen Theorie des
Außenhandels
Ursachen des Außenhandels
Unterschiedliche bzw. mangelnde Verfügbarkeit von
Rohstoffen, Naturprodukten, technologischem Wissen
oder ausgebildeten Arbeitskräften
Preisdifferenzen (z.B. verursacht durch unterschiedliche
Löhne, Steuern, Rohstoffpreise)
Produktdifferenzierung auf unvollkommenen Märkten
(unterschiedliche Präferenzen)
Transportkosten
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Annahmen des Modells
Perfekter Wettbewerb
2 Staaten produzieren 2 Güter mit unterschiedlicher Technologie
Technologie ist unveränderlich
Arbeit ist einziger Produktionsfaktor
Produktionskosten bestimmen die Preise
Arbeitsangebot ist konstant
Sektorale Arbeitsmobilität innerhalb eines Landes
Keine Mobilität des Faktors Arbeit zwischen den beiden Ländern
Keine Transportkosten
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Das Grundprinzip der absoluten Vorteile
(Adam Smith, 17231723-1790)
Absoluter Vorteil (basiert auf dem Vergleich der Inputs):
Produktivitätsvorteil eines Landes/Produzenten bei der Erzeugung
eines Gutes
Können sich auf ein Land/Produzenten konzentrieren
Arbeitszeit für 1 Pfund
Produktionsmenge in
8 Stunden
Fleisch
Kartoffeln
Fleisch
Kartoffeln
Land 1
60 Min.
15 Min.
8 Pfund
32 Pfund
Land 2
20 Min
20 Min
24 Pfund
24 Pfund
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Das Grundprinzip der komparativen Vorteile
(David Ricardo, 1817)
Komparativer Vorteil (basiert auf dem Vergleich der Opportunitätskosten)
Opportunitätskostenvorteil eines Landes/Produzenten bei der
Erzeugung eines Gutes
Führen immer zur Spezialisierung auf das Produkt, bei dem man
den absolut größeren Vorteil hat, bzw. den geringsten Nachteil hat.
Arbeitszeit für 1 Pfund
Produktionsmenge in
8 Stunden
Fleisch
Kartoffeln
Fleisch
Kartoffeln
Land 1
60 Min.
15 Min.
8 Pfund
32 Pfund
Land 2
20 Min
10 Min
24 Pfund
48 Pfund
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März 2009
Opportunitätskosten
Opportunitätskosten des Fleischs (ausgedrückt in Einheiten von
Kartoffeln):
– Wie viele Kartoffeln muss man aufgeben, wenn man eine Einheit
Fleisch produzieren will?
(Annahme: die zur Verfügung stehende Menge an Inputfaktoren konstant)
Opportunitätskosten der Kartoffel (ausgedrückt in Einheiten von
Fleisch):
– Wie viele Einheiten des Fleischs muss man aufgeben, wenn man eine
Einheit von Kartoffeln produzieren will?
Ein Land verfügt bei der Herstellung eines Gutes dann über einen
komparativen Vorteil, wenn die Opportunitätskosten für dessen
Produktion, ausgedrückt in anderen Gütern, in diesem Land
niedriger sind als in anderen Ländern.
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Anwendungsbeispiel: Happy Valentine
Am Valentinstag werden in den USA etwa 10 Millionen Rosen
nachgefragt.
– Sollte die USA diese Rosen selber züchten?
In den USA erfordert die Produktion von 10 Millionen Rosen die
gleiche Menge an Ressourcen wie die Herstellung von 100.000
Computern. In Mexiko erfordert die Produktion von 10 Millionen
Rosen die gleiche Menge an Ressourcen wie die Herstellung von
30.000 Computern.
Frage: - Welches Land hat den komparativen Vorteil bei der Produktion
von Rosen?
- Wie ändert sich das gemeinsame Produktionsvolumen von
Rosen und Computern, wenn die USA auf die eigene
Produktion der Rosen verzichtet.
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6.2 Auswirkungen des internationalen Handels
auf die Preise
Preise im In- und Ausland gleichen sich an.
Preisrelation des Weltmarktes entspricht nicht mehr den
nationalen Transformationskurven
Weltmarktpreis schafft Ausgleich zwischen Angebot und
Nachfrage (Export und Import) auf dem Weltmarkt
Die Präferenzen bestimmen das Weltmarktpreisverhältnis und ob
und zu welchem Ausmaß sich die Länder spezialisieren.
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Empirische Evidenz für das Modell der
komparativen Vorteile
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6.3 Zwischenstaatlicher Handel und
Wohlfahrt: Gewinne eines Exportlandes
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Die Wohlfahrtseffekte eines Importzolls
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März 2009
Warum gibt es dennoch
Handelsbeschränkungen ?
Beschäftigungssicherung
Wahrung der Unabhängigkeit
Schutz von jungen Industrien
Ausgleich von unterschiedlichen
Produktionsbedingungen
Verbesserung der internationalen
Verhandlungsposition
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Beispiele von Handelshemmnissen
innerhalb der EU
Insbesondere nicht-tarifäre Handelshemmnisse
nationale technische Vorschriften bezüglich
Sicherheitsstandards, Design, Verpackungsgrößen oder
der Benennung der Ware.
– Soll für Fahrräder ein Dynamo-betriebenes Licht und zwei
Handbremsen vorgeschrieben werden?
– Sollen/dürfen Produkte mit sehr hohem Vitamingehalt als
Arzneimittel eingestuft werden?
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Multilaterale Vereinbarungen zum Abbau von
Handelsbarrieren:
Das GATT
Nach dem 2. Weltkrieg (1947) mit 23 Vertragsländer gegründet.
Deutschland trat am 1. Oktober 1951 diesem Vertragssystem bei.
Ziele: wesentlicher Abbau der Zölle und anderer Handelsschranken sowie
die Beseitigung der Diskriminierung im internationalen Handel. Hierzu
zählen auch der Abbau von Subventionen, die Liberalisierung des
internationalen Dienstleistungshandels und Regelungen zu den
Immaterialgüterrechten.
Acht Handelsrunden (1947: Genf, 1949: Annecy, 1950/51: Torquay,
1955/56: Genf, 1961/62: Dillon-Runde, 1964-67: Kennedy-Runde, 1973-79:
Tokio-Runde, 1986-94: Uruguay-Runde mit 123 Vertragsländern).
Durchschnittszoll sank dadurch von 40% auf 5%
Letzte Runde endete 1994 mit der Marrakesh-Erklärung, mit der die
Welthandelsorganisation (WTO) gegründet wurde, die 1995 ihre Arbeit
aufnahm (GATT wurde daraufhin aufgelöst !)
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März 2009
Multilaterale Zusammenschlüsse zum Abbau von
Handelsbarrieren:
Die WTO
1994 in Marrakesch gegründet, seit 1.1.1995 in Kraft
Dachorganisation des GATT, GATS und TRIPS
Ziel: Abbau von Handelshemmnissen
Wichtigstes Entscheidungsorgan sind die Ministerkonferenzen (mindestens alle 2
Jahre), Generaldirektor: Pascal Lamy
1999 Seattle/USA: Verhandlungen werden abgebrochen. Hauptstreitpunkt ist der
Agrarbereich in USA und der EU
2001: Doha/Katar: China und Taiwan werden als Mitglieder aufgenommen. Abbau
von Agrarsubventionen zu Gunsten von Entwicklungsländern.
2003 Cancún/Mexiko: keine weiteren Vereinbarungen
erste Einigung am 31. Juli 2004: Rahmenvereinbarung für die Fortsetzung der
Welthandelsrunde und der Liberalisierung des Agrarhandels zu einem noch zu
vereinbarenden Zeitpunkt
2005 Hongkong: Agrarexportstützungen sollen in den entwickelten Ländern (v.a. EU,
USA, Kanada) bis 2013 abgebaut werden. Die industriell am wenigsten entwickelten
Staaten sollen für 97% ihrer Produkte bis 2008 einen weitgehend zoll- und
quotenfreien Zugang zum Weltmarkt erhalten.
Letztes Treffen im Juli 2008 wurde ergebnislos abgebrochen (Uneinigkeit im
Agrarbereicht zwischen den USA und Indien)
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Seite 74
März 2009
Übungsaufgabe 6.1
a)
b)
c)
d)
e)
Das Inland verfügt über 1200 Einheiten Arbeit. Für die Herstellung von 1 kg
Äpfeln benötigt es 3 Einheiten Arbeit, während mit 2 Arbeitseinheiten 1 kg
Bananen erzeugt werden können.
Stellen Sie die Produktionsmöglichkeiten des Inlands graphisch und als
Funktion dar. Wie hoch sind in Bananen ausgedrückt die
Opportunitätskosten der Äpfel? Welcher Relativpreis herrscht bei Autarkie?
Das Ausland verfügt über 800 Einheit Arbeit und benötigt 5 Einheiten zur
Herstellung von Äpfeln und 1 Einheit für Bananen. Stellen Sie die
Produktionsmöglichkeiten des Auslands graphisch und als Funktion dar.
Wie hoch ist der Relativpreis?
Welches Land weist komparative Vorteile bei der Produktion von Äpfeln
auf?
Welches Preisverhältnis ergibt sich, wenn das Inland 200 kg Äpfel
exportiert und dafür 600 kg Bananen importiert?
Wie ändert sich das Ergebnis in a) und c), wenn das Inland durch
Zuwanderung nun 2400 Arbeitseinheiten zur Verfügung hat.
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März 2009
Übungsaufgabe 6.2
In einer 2-Länder-Welt verfügt Frankreich über 800 Arbeitskräfte und Finnland über 240
Arbeitskräfte. Beide Länder können zwei Güter mit konstanten Arbeitskoeffizienten
(Arbeitseinsatz pro Outputeinheit) gemäß folgender Tabelle herstellen:
Autos
Mobiltelefone
Frankreich
8
8
Finnland
6
2
a) Angenommen, sowohl die Franzosen, als auch die Finnen wollen genauso viel
Mobiles wie Autos konsumieren. Welche Konsumpunkte wählen sie bei Autarkie? Wie
lauten die internen Preisverhältnisse (PMobiles: PAuto)?
b) Wer hat wo die absoluten und komparativen Vorteile?
c) Angenommen Frankreich und Finnland betrieben Außenhandel und Frankreich
konzentriere sich voll auf seinen komparativen Vorteil. Frankreich exportiere 25 Autos an
Finnland und importiere dafür 75 Einheiten Mobiles. Ist es aus Sicht Finnlands in dieser
Situation sinnvoll, sich ebenfalls vollkommen zu spezialisieren? Bestimmen Sie
Finnlands Produktions- und Konsumpunkt bei Außenhandel, welche sicherstellen, dass
sich die Bewohner des Landes nicht schlechter stellen. Beachten Sie dabei, dass die
Franzosen und Finnen genauso viele Autos wie Mobiles konsumieren wollen.
d) Welches Weltmarktpreisverhältnis ergibt sich nun?
Aufgabe 6.3
Das Preisniveau von Cashew-Nüssen ist in Mozambique niedriger
als auf dem Weltmarkt und Mozambique exportiert daher einen Teil
seiner Nüsse.
– Stellen Sie diese Situation anhand einer geeigneten Grafik dar. Tragen
Sie auch die Konsumenten und Produzentenrente ein.
Die Regierung erwägt nun Exportzölle auf die Ausfuhr von CashewNüssen zu erheben.
– Welche Wohlfahrtseffekte ergäben sich aus dieser Maßnahme für die
inländischen Konsumenten, Produzenten und den Staat? Lösen Sie
diese Aufgabe mit Hilfe einer Grafik.
Nennen Sie einen Grund, den Mozambique zu dem
handelspolitischen Eingriff veranlassen könnte.
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März 2009
Kapitel 7:
Zinssätze und Geldpolitik
7.1 Was ist Geld? Und was ist der Geldmarkt?
7.2 Geldnachfrage und Geldangebot
7.3 Die eigentliche Aufgabe der EZB
7.4 Ursachen der Inflation
7.5 Regeln zur Vermeidung von Inflation
7.6 Wie wirken geldpolitische Entscheidungen auf die Inflation?
Literatur: Krugman/Obstfeld: Kapitel 14
7.1 Was ist Geld ?
Tauschmittel, welches sich von anderen Tauschmitteln dadurch
unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines
Tauschpartners befriedigt, sondern aufgrund allgemeiner
Anerkennung zum weiteren Tausch eingesetzt werden kann.
Bargeld (Banknoten, Münzen)
Giralgeld (Buchgeld)
Sichtguthaben bei den Geschäftsbanken und der
Zentralbank. Girokonten
Schecks (Barscheck, Verrechnungsscheck)
Kartensysteme (Kreditkarte, EC-Karte, Kundenkarten)
Chip-Systeme (aufladbare Geldchips mit weitgehenden
Bargeldeigenschaften)
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März 2009
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März 2009
Was passiert auf GeldGeld-, KapitalKapital-, KreditKredit-, und Devisenmärkten?
Was wird
gehandelt
Laufzeit
Marktteilnehmer
Motivation der Marktteilnehmer
Geldmarkt
Geld
< 1 Jahr
Private Unternehmen (Banken,
Versicherungen, Fondsgesellschaften sowie andere große
Unternehmen), Zentralbank
Private Unternehmen wollen
kurzfristig größere Geldsummen
anlegen bzw. ausleihen.
Zentralbank betreibt Geldpolitik
Kapitalmarkt
Aktien,
Anleihen,
Investmentfonds
> 1 Jahr
langfristig
Private Anleger, Unternehmen
Kapitalgeber wollen eine gute
Verzinsung des Kapitals,
Kapitalnehmer finanzieren damit
Investitionen Transformation
von Geld- in Realkapital
Kreditmarkt
Unverbriefte
Kredite
kurz- und
langfristig
Unternehmen, private Haushalte
Kapitalgeber (Banken) wollen
Verzinsung des Kapitals,
Kapitalnehmer finanzieren damit
private Investitionen (Häuser).
Devisenmarkt
Währungen
kurz- und
langfristig
Unternehmen, Zentralbanken,
private Konsumenten.
Unternehmen, die im Ausland
investieren brauchen Devisen,
Außenhändler sichern ihre
Geschäfte ab oder tauschen Geld,
Zentralbank stabilisiert WK durch
Devisenmarktinterventionen
7.2 Angebot und Nachfrage auf dem Geldmarkt
Wer fragt Geld nach?
1. Unternehmen
2. Private Haushalte
} Geldnachfrage sinkt mit dem Zinssatz
Wer bietet das Geld an ?
1. Zentralbank Geldangebot basiert auf der Entscheidung
der EZB
2. Geschäftsbanken Geldangebot steigt mit dem Zinssatz
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7.2.1 Die Geldnachfrage
Zu welchen Zwecken wird Geld nachgefragt ?
Transaktionsmotiv: Synchronisation von Zahlungsströmen.
Je höher das Einkommen, desto mehr Geld benötigen die
Transaktionen
Vorsichtsmotiv: Unvollkommene Information über Ein- und
Ausgabenströme reduziert die Erträge des angelegten
Vermögens (Risikofaktor).
Je höher der Zinssatz, desto höher die Opportunitätskosten der
Geldhaltung
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März 2009
7.2.2 Das Geldangebot seitens der EZB:
Zuteilung in Zinstenderverfahren
Wer will einen
Kredit?
Zentralbank
1 000 000
zu 4%
Geschäftsbank A
1 500 000
zu 3,5%
Geschäftsbank B
2 000 000
zu 3,25 %
Geschäftsbank C
1 000 000
zu 3 %
Geschäftsbank D
Wir vergeben
2 000 000
Zentralbank
1 000 000
zu 4%
1 000 000
zu 4%
Geschäftsbank A
1 000 000
zu 3,5 %
1 500 000
zu 3,5%
Geschäftsbank B
2 000 000
zu 3,25 %
Geschäftsbank C
1 000 000
zu 3 %
Geschäftsbank D
19
99
19 -01
99
19 -05
99
20 -09
00
20 -01
00
20 -05
00
20 -09
01
20 -01
01
20 -05
01
20 -09
02
20 -01
02
20 -05
02
20 -09
03
20 -01
03
20 -05
03
20 -09
04
20 -01
04
20 -05
04
20 -09
05
20 -01
05
20 -05
05
20 -09
06
20 -01
06
20 -05
06
20 -09
07
20 -01
07
20 -05
07
20 -09
08
20 -01
08
20 -05
08
-0
9
Leitzins in %
Entwicklung der EZBEZB-Leitzinsen
7
6
5
Einlagefazilität
Spitzenrefinanzierungsfazilität
Hauptrefinanzierungsgeschäft
4
3
2
1
0
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März 2009
Entwicklung der EZB Transaktionen zu
Zeiten der Finanzkrise
400
Einlagefazilität
350
Spitzenrefinanzierungsfazilität
Hauptrefinanzierungsgeschäft
250
200
150
100
50
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05.12.2008
28.11.2008
21.11.2008
14.11.2008
07.11.2008
31.10.2008
24.10.2008
17.10.2008
10.10.2008
03.10.2008
26.09.2008
19.09.2008
12.09.2008
05.09.2008
29.08.2008
22.08.2008
15.08.2008
08.08.2008
0
01.08.2008
in Mrd. €
300
Seite 87
März 2009
7.2.3 Die Geldschöpfung seitens der
Geschäftsbanken
Die Geldmenge wird durch Vergabe von Krediten bzw. Ankauf von
Aktiva durch Banken vermehrt (Geldschöpfung) und durch
Rückzahlung von Krediten bzw. Verkauf von Aktiva von Banken
vermindert (Geldvernichtung).
Alternativ zu der Finanzierung bei der EZB, leihen sich die Banken
untereinander Geld um kurzfristig Liquidität bereitstellen zu können.
– Handel wird überwiegend bilateral (am Telefon) abgewickelt
– Kredite werden entweder unbesichert oder gegen die Überlassung von
Sicherheiten in Form von festverzinslichen Wertpapieren mit hoher
Bonität vergeben (Repo-Geschäfte).
– Zinssätze:
• EURIBOR (EURO InterBank Offered Rate)
• EONIA (EURO Overnight Index Average)
• Zinsdifferenz zwischen den Interbanken- und EZB-Zinssätzen kann als
Risikoaufschlag für das geschätzte Kreditausfallrisiko interpretiert werden.
– Kreditvolumen des Interbankenhandels wird in der Bankenbilanz
ausgewiesen
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Seite 88
März 2009
Entwicklung des EURIBORs (2008)
6
1 Woche
1 Monat
6 Monate
5
12 Monate
4
3
02.01.08
01.02.08
02.03.08
01.04.08
01.05.08
31.05.08
30.06.08
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30.07.08
29.08.08
28.09.08
28.10.08
Seite 89
März 2009
7.3 Was ist das eigentliche Ziel der EZB?
Art. 105 des EG-Vertrages
„Das vorrangige Ziel des EZBS ist es, die Preisstabilität zu
gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles
der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das EZBS die
allgemeine Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft, ...“
Wie wird Preisniveaustabilität auf europäischer Ebene gemessen?
Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI):
basiert auf der Entwicklung der Verbraucherpreise in allen Mitgliedstaaten. Der
zugrunde liegende Warenkorb unterscheidet sich zwischen den Ländern, wird
aber auf die gleiche Art und Weise erhoben.
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Seite 90
März 2009
Warum ist Preisniveaustabilität so wichtig?
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Seite 91
März 2009
Die Europäische Zentralbank
Zuständigkeit für die Geldpolitik wurde mit Beginn der Europäischen Währungsunion
(1.1.1999) an die EZB übertragen.
Unabhängig von politischen Weisungen der nationalen Regierungen.
– Operative Unabhängigkeit: EZB hat Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Methoden
– Institutionelle Unabhängigkeit: EZB ist frei von Weisungen der politischen Instanzen
– Finanzielle Unabhängigkeit: EZB kann uneingeschränkt über Ihre finanziellen Mittel
verfügen.
– Personelle Unabhängigkeit: EZB-Ratsmitglieder werden nur für eine Amtszeit
eingesetzt.
ABER: Wechselkurspolitik ist Angelegenheit der politischen Institutionen. EZB kann die
Wechselkursziele der Politiker nur ablehnen, wenn die Preisstabilität gefährdet ist.
EZB hat das ausschließliche Recht, Banknoten zu drucken und die Prägung von Münzen
(nationalen Regierungen) zu genehmigen.
Entscheidungen über die Geldpolitik werden von EZB-Rat getroffen: Mitglieder:
– alle Präsidenten der Zentralbanken der Teilnehmerländer (Bundesbank: Axel Weber)
– Präsident (Jean Claude Trichet) und Vizepräsident (Lucas D. Papademos) der EZB
– Max.4 weitere Mitglieder (aus Wissenschaft, Politik und Praxis)
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Seite 92
März 2009
7.4 Ursachen für Inflation
Geldmenge wächst schneller als Sozialprodukt
– z.B. Staatsfinanzierung über die Notenpresse
Nachfrageüberhang (bei festem Angebot)
Ursache: Exportsog, erhöhte Staats- oder Investitionsgüternachfrage,
steigende Einkommen.
– z.B. Wohnungsmarkt in München (Preisdruck kann auch bei
Vollauslastung in einzelnen Branchen entstehen: s. Baubranche in 70ern)
Angebotsinduzierte Inflation
Ursache: Überwälzung gestiegener Faktorkosten
– z.B. Erdölkrisen (1973-75, 1980-81)
Steuererhöhungen und staatliche verursachte Preissteigerungen
– Z.B. durch erhöhte Zuzahlungen im Gesundheitswesen
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Seite 93
März 2009
Weitere Ursachen der Inflation
Inflation in den Ländern der Handelspartner
bei flexiblen Wechselkursen kein Problem !!
Sinkende Arbeitslosigkeit Einkommen ↑ Nachfrage ↑ Preise ↑
(sofern einige Branchen voll ausgelastet sind) höhere
Lohnforderungen Preise ↑ .
Lange Zeit wurde eine negative Korrelation zwischen
Arbeitslosigkeit und Inflationsrate beobachtet (Phillips-Kurve)
Schmidt 1972): "Mir scheint, dass das Deutsche Volk – zugespitzt
– 5% Preisanstieg eher vertragen kann, als 5% Arbeitslosigkeit." Süddeutsche Zeitung vom 28.7.1972, S. 8.
Problem: hinter der Korrelation besteht eine Kausalität, die man
nicht einfach umdrehen kann !!
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Seite 94
März 2009
7.5. Regeln zur Vermeidung von Inflation:
Die ZweiZwei-Säulen
Säulen--Strategie der EZB
Vorrangiges Ziel: Preisstabilität
EZB-Rat sammelt systematisch alle Informationen
als Grundlage für seine geldpolitischen Beschlüsse
Erste
Säule
Analyse mit Schwerpunkt
auf der Geldmenge
(wie dies in der Bekanntgabe für das M3-Wachstum
zum Ausdruck kommt)
ÜberPrüfung
Auf eine Reihe
Wirtschafts- und Finanzindikatoren ausgerichtete
Analyse
Zweite
Säule
Volkswirtschaftliche Daten
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März 2009
7.6
Wie wirken geldpolitische Entscheidungen auf
die Inflation?
Hauptrefinanzierungsfazilität steigt
Geldmarktzins (EURIBOR) steigt, da die Refinanzierung bei der
Notenbank teurer wird.
Geschäftsbanken erhöhen Kredit- und Einlagezinsen (teilweise
sogar überproportional, da das Kreditausfallrisiko für laufende
Kredite steigt)
Nachfrage nach teuren Krediten sinkt (Investitionsentscheidung
hängt vom Barwert (abdiskontierte Beträge) aller Erträge und
Kosten einer Investition ab.) Investitionsgüternachfrage sinkt.
Konsumgüternachfrage sinkt aufgrund höherer Opportunitätskosten
des heutigen Konsums (Sparen lohnt sich wieder)
Preise sinken (oder steigen weniger schnell !!)
Problem: bremst die Konjunktur !!
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März 2009
Exkurs Finanzmarktkrise:
Welche realwirtschaftlichen Effekte sind zu
erwarten? Antworten aus dem SVG 2008/2009
Wachstum?
– Realwirtschaftliche Effekte sind bei dieser Dimension der Finanzmarktkrise nicht
zu vermeiden. Aber: eine Weltwirtschaftskrise wie in den 30er-Jahren wird es
nicht geben. Grund: Geldpolitik kann schneller und massiver eingreifen, da die
Geldmenge heute nicht mehr durch Goldreserven gedeckt sein muss
– Belebung der Weltkonjunktur wird sehr langsam sein. Grund: Probleme des
Immobiliensektors und der Banken lassen sich nicht kurzfristig lösen, große
Vermögensverluste bei Haushalten, Banken werden in Zukunft deutlich
risikoaverser agieren.
Beschäftigung?
– Bleibt vermutlich nicht verschont. Aber: Positive Effekte der strukturellen
Veränderungen am Arbeitsmarkt werden die Auswirkungen auf die
Beschäftigung begrenzen.
Inflation?
– Unwahrscheinlich. Grund: EZB-Geld substituiert derzeit nur den fehlenden
Interbankenhandel. Geldmenge die von Unternehmen und Haushalten gehalten
wird wächst derzeit langsamer als sonst.
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Seite 97
März 2009
Kapitel 8:
Monetäre Außenhandelstheorien
8.1 Devisenmarkt und Wechselkurse
8.2 Zinsparitätentheorie
8.3 Kaufkraftparitätentheorie
Literatur: Krugman/Obstfeld: Kapitel 13, 14 und 15.
8.1 Der Devisenmarkt
Wer handelt am Devisenmarkt?
– Geschäftsbanken (stehen im Zentrum des Devisenmarktes, da
praktisch bei jeder größeren internationalen Transaktion Gutschriften
oder Lasten bei Konten der Banken in den verschiedenen
Finanzzentren vorgenommen werden)
– Unternehmen (um laufende oder zukünftige Rechnungen
ausländischer Handelspartner zu begleichen)
– Zentralbanken
– Privatpersonen (z. B. Touristen)
Was wird gehandelt?
– Devisen: Sichtguthaben (täglich fällige Guthaben bei einer Bank, die
gering oder gar nicht verzinslich sind), die auf fremde Währung lauten
– Sorten: Ausländische Banknoten und Münzen in Händen von Inländern
Welche Marktform beschreibt den Devisenmarkt ?
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März 2009
Zu welchem Preis werden Devisen gehandelt?
Bilateraler nominaler Wechselkurs S
– Kurs (nominales Austauschverhältnis) zwischen zwei Währungen
– Wie viele USD bekomme/bezahle ich für 1 EUR?
– 1,55 USD= 1 EUR, E$/€ = 1,55 USD/EUR
Eine Aufwertung des EUR führt dazu, dass der Kurs steigt (bspw.
von 1,55 USD/EUR auf 1,80 USD/EUR).
Kassakurs (spot rate)
– Die Lieferung der gekauften Währung erfolgt i.d.R. zwei Werktage nach
Abschluss der Transaktion
Terminkurs (forward rate)
– Heute vereinbarte Kurs für den Austausch von Devisen zu einem
späteren Zeitpunkt (z.B. in einem Monat oder 1 Jahr).
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Volumen des Devisenmarktes (in $)
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März 2009
Bedeutung verschiedener Währungen im
Devisenhandels (in %)
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Seite 102
März 2009
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Seite 103
März 2009
Übersicht alternativer Wechselkurse
Einbeziehung des Preisniveaus
Anzahl
der
Länder
nominal
real
Bilateral
Nominaler bilateraler
Wechselkurs
Realer bilateraler
Wechselkurs
multilateral
Nominaler effektiver
Wechselkurs
Realer effektiver
Wechselkurs
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Alternative Definitionen des Wechselkurses
Bilateraler realer Wechselkurs Q
– Um die Preisrelation bereinigte Wechselkurse
– Entspricht einem Vergleich der Kaufkraft zwischen zwei Währungen
–
–
–
–
–
Q=
PE$ / €
P*
P : Preisindex für inländisches Güterbündel
P*: Preisindex für ausländisches Güterbündel
Q hat keine Einheit (Index)
bei identischer Kaufkraft in beiden Ländern: Q=1
Nominaler effektiver Wechselkurs
– Gewichteter Wechselkurse (mit dem Außenhandelsumsatz) einer Währung
gegenüber ihren wichtigsten Handelspartnern
Realer effektiver Wechselkurs
– Effektiver Wechselkurs, der die Unterschiede im Preisniveau im Inland und in
den wichtigsten Außenhandelsländern berücksichtigt
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Gewichte des effektiven
Wechselkurses
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Effektive und bilaterale Wechselkurse des €
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Realer und nominaler effektiver
Wechselkurs (REER und NEER)
Germany
140
130
120
110
Ind
dex
100
90
80
70
60
50
70
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
06
08
BIS, Real Narrow Effective Exchange Rate Index, Average
BIS, Nominal Narrow Effective Exchange Rate Index, Average
Source: Reuters EcoWin
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Seite 108
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8.2 Wie ergibt sich der Kassakurs?
Währungen sind eine Art von Vermögenswert, womit
Kaufkraft in die Zukunft verlagert werden kann.
Angebot und Nachfrage einer Währung hängt von der
Erwartung hinsichtlich ihres zukünftigen Wertes, d.h.
der Rendite ab.
Welche Faktoren beeinflussen die Rendite?
– erwartete Wechselkursentwicklung
– Verzinsung (bzw. Dividende bei Aktien) – hängt wiederum stark
von nationalen Zinsniveau und somit von der Politik der
Zentralbanken ab.
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Vergleich der Renditen von $ und € Anlagen
Rendite, wenn $ in $-Anlage
R€ investiert werden
Rendite, wenn $ in €-Anlage
investiert werden
X − Xt
R$ = t +1
Xt
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( E$e/ € − E$ / € )
R€ +
E$ / €
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Der Devisenmarkt im Gleichgewicht
Gleichgewichtsbedingung: Zinsparität
– Der Devisenmarkt befindet sich im GG, wenn die Einlagen in
allen Währungen dieselbe erwartete Rendite bieten:
R$ = R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€
Ist die Zinsparität ein stabiles Gleichgewicht?
– R$ < R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ : Nachfrage nach € steigt E$/€ steigt
erwartete Abwertungsrate sinkt bis das GG erreicht ist (unter
der Annahme, dass die Erwartungen bzgl. des Wechselkurses konstant sind).
– R$ > R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ : Nachfrage nach $ steigt E$/€ sinkt
erwartete Abwertungsrate steigt bis das GG erreicht ist.
Die Anpassung der Wechselkurse dient stets der
Wahrung der Zinsparität
ABER: jeder hat andere Erwartungen
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März 2009
Der Gleichgewichtswechselkurs
Wechselkurs, E$/€
E2$/€
E1$/€
Rendite auf
Dollareinlagen
2
1
3
E3$/€
Erwartete Rendite
auf Euroeinlagen
R$
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Renditen
(in Dollar)
Seite 112
März 2009
Zinsdifferenzen und Wechselkurse
2 2 .5
1 .0 0
1 .2 5
2 0 .0
1 .5 0
1 7 .5
1 .7 5
1 5 .0
Percent
1 2 .5
2 .2 5
USD/DEM
U
2 .0 0
1 0 .0
2 .5 0
7 .5
2 .7 5
5 .0
3 .0 0
2 .5
3 .2 5
3 .5 0
0 .0
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
06
08
G e rm a n y, In te rb a n k R a te s , E U R IB O R , 1 M o n th , F i xi n g , E U R
U n i te d S ta te s , D e p o s i t R a te s , E u ro d o lla r, 1 M o n th , Yi e ld , A ve ra g e , U S D
G e rm a n y, S p o t R a te s , U S D /D E M , C lo s e
S o u r c e : R e u te rs E c o W i n
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Seite 113
März 2009
Zinsdifferenzen und Wechselkurse
100
50
0
-5 0
Percent
-1 0 0
-1 5 0
-2 0 0
-2 5 0
-3 0 0
-3 5 0
-4 0 0
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
06
08
U n i te d S ta te s , D e p o s it R a te s , E u ro d o lla r , 1 M o n th , Yi e ld , A ve r a g e , U S D [ - G e rm a n y, In te r b a n k R a te s , E U R IB O R , 1 M o n th , F i xi n g , E U R ]
G e r m a n y, S p o t R a te s , U S D /D E M , C lo s e [a r 1 m o n th , * -1 ]
S o u rc e : R e u te rs E c o W i n
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März 2009
Übungsaufgaben
Krugman/Obstfeld, Kapitel 13, Aufgabe 4
Krugman/Obstfeld, Kapitel 13, Aufgabe 6
Krugman/Obstfeld, Kapitel 13, Aufgabe 10
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März 2009
Übungsaufgabe 8.1
Geben Sie bitte an, ob die Aussagen richtig oder falsch sind und erklären Sie kurz ihre Antwort.
Der Devisenmarkt befinde sich im Gleichgewicht. Der erwartete Wk (Ee$/€) sei unverändert. Eine
unerwartete Erhöhung von E$/€ führt zu einer Erhöhung der erwarteten Rendite von Dollars in €Anlagen.
Die Theorie der ungedeckten Zinsparität ist ein gutes Instrument zur Prognose der Entwicklung
der Wechselkurse.
Sie werden von ihrem Freund gefragt, ob er lieber einen Bundesschatzbrief (i€ = 6%) oder eine
amerikanische Staatsanleihe kaufen soll (i$ = 4%). Angesichts der aktuellen Ereignisse
gehen Sie von einer Abwertungsrate des € von 3% aus. Daher empfehlen Sie ihm, die
amerikanische Staatsanleihe zu kaufen.
Der Terminkurs hängt von der erwarteten Wechselkursentwicklung ab.
Das Zinsniveau in der Schweiz war in der Vergangenheit häufig niedriger als in Deutschland.
Derzeit betragen die Kreditzinsen in der Schweiz 5% und in Deutschland 8%. Sie wollen Sich
ein Haus kaufen und ihr Anlageberater schlägt ihnen eine Finanzierung in der Schweiz vor.
–
Wenn Sie nur die Zinsdifferenz betrachten könnten Sie bei einem Kreditvolumen von
200.000€ jährlich 5000€ Zinsen sparen.
–
Sie sollten sich also in jedem Fall auf dieses Geschäft einlassen.
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Seite 116
März 2009
Übungsaufgabe 8.2
Betrachten Sie die jüngste Entwicklung (seit Anfang des
Jahres 2008) des Wechselkurses ($/€) auf der
homepage der EZB:
http://www.ecb.eu/stats/exchange/eurofxref/html/eurofxr
ef-graph-usd.en.html
Wie ist die Aufwertung des € im Dezember 2008 zu
erklären? Nutzen Sie bei Ihrer Antwort die theoretischen
Überlegungen zu den Determinanten des
Wechselkurses.
Hilft ihnen diese Theorie auch den Fall des Dollars
zwischen Juli und November 2008 zu erklären?
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Seite 117
März 2009
Übungsaufgabe 8.3
Berechnen Sie die Eurorenditen folgender Vermögenswerte:
Eine Aktie, deren Kurs innerhalb eines Jahres von 100 € auf 70 €
fällt. Die Dividende (Gewinnausschüttung an die Aktionäre)
beträgt 5€ pro Aktie.
Eine Einlage in Höhe von 1000 Euro bei einer New Yorker Bank
die zunächst zu einem Wechselkurs E$/€ von $1,50/1€ in USDollar umgetauscht werden muss. Der Zinssatz der
amerikanischen Einlage beträgt Zinssatz 6% pro Jahr. Der
Wechselkurs steigt im Verlaufe des Jahres auf $1,59/1€.
Eine Anlage in Form eines Sparbriefs in Höhe von 1.000 Euro mit
einer Verzinsung von 4%. Am Ende der Laufzeit des Sparbriefs
ist eine Bearbeitungsgebühr von 10 Euro zu zahlen.
Sie kaufen in Deutschland ein Bild im Wert von 10.000€. Nach
einem Jahr verkaufen Sie das Bild in London für 9999 Pfund. Der
Wechselkurs EPfund/€ beträgt zu der Zeit 0,9. Wie hoch ist die
Eurorendite des Geschäfts?
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Seite 118
März 2009
Wie ergibt sich der Terminkurs?
Annahme:
Wenn mit $ eine €-Anlage gekauft wird, wird mit Hilfe eines
Devisenterminhandels im Vorfeld der Preis für den Rückkauf von $
festgelegt.
der Kauf der €-Anlage ist gedeckt, d.h. gegen unerwartete
Kursschwankungen abgesichert.
Der Terminkurs wird durch folgendes Gleichgewicht herbeiführen:
R$ = R€ + (F$/€ - E$/€)/E$/€
(gedeckte Zinsparität)
Im Gegensatz zur ungedeckten Zinsparität (siehe vorne) ist die
gedeckte Zinsparität zwangsläufig immer erfüllt
Warum?
Wenn die gedeckte Zinsparität nicht erfüllt ist, dann wären risikolose
Arbitragegewinne möglich. Sobald diese Gewinne realisiert werden,
findet eine Anpassung der WK und somit eine Bewegung hin zur
gedeckten Zinsparität statt.
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Seite 119
März 2009
Arbitragegewinne: Grundidee
Anlage eines Betrags X in € auf ein Jahr muss den
gleichen Ertrag bringen wie
(1) Umtausch des Betrags in $ zum Kassakurs E$/€
(2) Anlage des $-Betrags auf ein Jahr und
(3) Verkauf der $ gegen € heute per Termin zum Terminkurs in
einem Jahr
Wenn die Anlage in $ einen geringeren Ertrag erbringt,
wird niemand mehr $-Anlagen kaufen
€ wird aufgewertet (weil heute mehr € nachgefragt werden) und
der Terminkurs sinkt (da morgen mehr € verkauft werden)
Evtl. reagieren auch die Zinsen (R€ sinkt und R$ steigt)
Wechselkursanpassungen führen zum Ausgleich der Renditen
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Seite 120
März 2009
Arbitrage: Konkretes Beispiel
i€ = 3,25 %
i$ = 5,25 %
E = 1,25 $/€
Frage 1: Gibt es Arbitragegewinne, wenn der Terminkurs F$/€ = 1,3
beträgt?
Frage 2: Wie werden sich der Kassa- und der Terminkurs
anpassen?
Frage 3: Wie hoch muss der Terminkurs sein (bei gegebenem
Kassakurs), damit die Anleger keine Arbitragegeschäfte mehr
machen können?
Frage 4: Warum gibt es immer nur einen Kassa- und Terminkurs?
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester
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Seite 121
März 2009
Zusammenfassung der Zinsparitätentheorie
dient der kurzfristigen Bestimmung der Wechselkurse
Gedeckte Zinsparitätentheorie (covered interest parity; CIP).
–
–
–
–
–
R$ = R€ + (F$/€ - E$/€)/E$/€
Transaktionen sind keinem Wechselkursrisiko ausgesetzt
Empirisch immer nahezu perfekt erfüllt.
Terminkurse werden aus Zinsdifferenzen errechnet.
Abweichungen würden risikolose, hohe Gewinne erzeugen, durch die
das Gleichgewicht über Arbitragehandlungen sofort wieder
herbeigeführt werden würde.
Ungedeckte Zinsparitätentheorie (uncovered interest parity; UIP).
–
–
–
–
R$ = R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€
Transaktionen unterliegen dem Wechselkursrisiko
Empirisch nicht immer erfüllt
Ursachen ?
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester
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Seite 123
März 2009
Zinsen und WK ($/ Peso) in USA und Mexiko
180%
18.0
160%
16.0
140%
14.0
120%
12.0
100%
10.0
80%
8.0
60%
6.0
40%
4.0
20%
2.0
0.0
0%
1984 M12
1986 M12
1988 M12
1990 M12
1992 M12
USA
1994 M12
1996 M12
Mexico
1998 M12
2000 M12
2002 M12
2004 M12
WK ($/ Peso)
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Seite 124
März 2009
8.3 Kaufkraftparitätentheorie
dient der langfristigen Bestimmung der Wechselkurse
„Law of one price“
– Gesetz der Preisunterschiedslosigkeit eines homogenen Gutes unter
Berücksichtigung von Transportkosten
– Abweichungen führen zu Arbitrage-Prozessen (Handel), die den Ausgleich
wieder herbeiführen
Bei unterschiedlichen Währung gilt:
pi,€ = (1/E$/€) pi,$
– Jeans in Frankfurt: 80 EUR, E$/€= 1,25 USD/EUR, Jeans in New York: 100 $
– Annahme: keine Transportkosten, keine Zölle, handelbar
Wenn zwei Länder identische Warenkörbe haben, die Transportkosten und
Zölle gleich Null sind und wenn alle Güter handelbar sind, lässt sich aus
dem „law of one price“ eine „purchasing power parity“ (PPP) herleiten:
–
–
–
–
P = (1/E$/€) P*
P = Preis des inländischen Warenkorbs in EUR
P* = Preis des ausländischen Warenkorbs in USD
E$/€ = P*/P
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester
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Seite 125
März 2009
Der Big Mac Index
Preisunterschiede in % des USUS-Big Macs
-16.0
Portugal
-8.1
Griechenland
-8.1
Italien
-6.5
Niederlande
Österreich
-5.6
-5.3
Deutschland
1.4
Spanien
1.4
Frankreich
7.7
Belgien
9.3
Luxemburg
Irland
10.9
18.8
25
20
Finnland
15
10
5
0
http://www.auslandsjahr.eu/2007/04/01/big-mac-index-fur-europa-was-ist-ihr-geld-in-der-eu-wert/
-5
-10
-15
-20
Preisunterschiede innerhalb Europa (Stand 1.1.2008)
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Seite 127
März 2009
Ist die PPP ein stabiles Gleichgewicht?
Ja, solange Arbitrage-Handel stattfindet
Wenn die Produkte in den USA teurer werden (Inflation)
⇒ verschlechtert sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes
(US-Produkte werden im Ausland weniger nachgefragt, USA kauft mehr
im Ausland ein)
⇒ Nachfrage nach amerikanischen Produkten sinkt P sinkt.
⇒ es kommt zu einem Defizit in der Leistungsbilanz (Exporte der USA
sinken relativ zu den Importen)
⇒ und damit zu einer Abwertung des Dollar.
Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester
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Seite 128
März 2009
Zurück zu den realen Wechselkursen
Absolute Version:
– Q= E$/€ (P/P*)
– Aufwertung des realen Wechselkurses bedeutet schlechtere
Wettbewerbsfähigkeit.
– Bei Gültigkeit der PPP ist Q immer gleich 1.
Relative Version:
–
–
–
–
∆q= ∆ E$/€ + π – π*
Reale Aufwertung bedeutet schlechtere Wettbewerbsfähigkeit.
Bei Gültigkeit der relativen PPP ist ∆q immer gleich 0.
Relative PPP lässt Kaufkraftunterschiede zu
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Seite 129
März 2009
Inflationsraten in Deutschland und den USA
CPI = consumer price in index = Inflationsrate
550
500
450
400
197
70=100
350
300
250
200
150
100
50
70
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
06
Germany, DEW/DEU CPI All items [rebase 1970 = 100.0]
United States, All items [rebase 1970 = 100.0]
Source: Reuters EcoWin
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Seite 130
März 2009
Tatsächlicher $/€
$/€-Wechselkurs und
Kaufkraft--ParitätenKaufkraft
Paritäten-Wechselkurs
0.6
0.7
0.8
0.9
1.0
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
1.9
70
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
06
08
Purchasing power parity, local currency per USD
Exchange rate, local currency per USD
Source: Reuters EcoWin
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Seite 131
März 2009
Gründe für die Abweichungen von der PPP
Anteil der nicht handelbaren Güter am Verbraucherpreisindex ist
hoch (→ Big Mac-Index)
Preisindizes unterscheiden sich zwischen den Ländern
Transportkosten werden vernachlässigt
Zölle (sehr hoch im Textilbereich)
Exporteure halten die Preise in Währung des Ziellandes konstant,
auch wenn sich die Wechselkurse ändern („Pricing-to-market“)
– Verlust von Marktanteilen soll vermieden werden (exportierte Menge
bleibt gleich).
– Wechselkursänderungen schlagen sich auf Einnahmen in heimischer
Währung nieder.
– Eröffnet die Möglichkeit für Arbitrage (sofern diese nicht durch
Handelsbeschränkungen unterbunden werden)
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Seite 132
März 2009
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März 2009
Übungsaufgabe 8.4
Geben Sie an, ob die Aussagen richtig oder falsch sind.
Es kann durchaus sein, dass die inländische Währung gegenüber
der Währung eines anderen Landes nominal
abwertet, real jedoch aufwertet.
Eine Aufwertung des realen Wechselkurses verschlechtert die
internationale Wettbewerbsfähigkeit
Das Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt, das sich im Sinne der
gedeckten Zinsparität ergibt, kann aufgrund des massiven und
anhaltenden Exportrückgangs (siehe Außenhandelsdefizit der
USA) und der damit verbundenen sinkenden Nachfrage nach
Dollar langfristig gestört sein.
Wenn die Kaufkraftparitätentheorie gilt, ist die Kaufkraft in allen
Ländern identisch.
Der Terminkurs F$/€ für den 1.8.2009, der sich am 1.8.2008 an
den Devisenmärkten gebildet hat, ist gleich dem Kassakurs E$/€
vom 1.8.2009.
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Seite 134
März 2009
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