Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf Wirtschaftsingenieurwesen Bachelor Logistikmanagement Bachelor Automobilwirtschaft Bachelor Inhaltsverzeichnis Wachstum und Beschäftigung – – – – Reine Außenhandelstheorie – – – BIP, Wirtschaftswachstum und Wohlstand Wie entsteht Wachstum? Was ist technischer Fortschritt? Technischer Fortschritt und Beschäftigung Absolute und komparative Kostenvorteile Weltmarktpreise bei Außenhandel Zölle und Wohlfahrt Zinssätze und Geldpolitik Monetäre Außenhandelstheorie – Devisenmarkt und Wechselkurse – Zinsparitätentheorie – Kaufkraftparitätentheorie Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 2 März 2009 Literaturhinweise Peter Bofinger: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ Pearson Verlag. Olivier Blanchard und Gerhard Illing: Makroökonomie; Pearson Verlag. Paul Krugman und Maurice Obstfeld: Internationale Wirtschaft, Theorie und Politik der Außenwirtschaft, Pearson Verlag. ALLE BÜCHER KÖNNEN AUS DEM PRÄSENZBESTAND DER ZENTRALBIBLIOTHEK ZUM KOPIEREN AUSGELIEHEN WERDEN !! Skript Homepage http://w3.wi.hm.edu/~wolf/ Passwort: wolf009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 3 März 2009 Kapitel 5: Wachstum und Beschäftigung 5.1 BIP, Wirtschaftswachstum und Wohlstand 5.2 Wie entsteht Wachstum? 5.3 Was ist technischer Fortschritt? 5.4 Technischer Fortschritt und Beschäftigung Literatur: Blanchard/Illing: Kapitel 6, 10 und 13 Mankiw: Kapitel 22. 5.1 Wirtschaftswachstum und Wohlstand Wie wird Wachstum gemessen? (1) Veränderung des BIP (Bruttoinlandsprodukt): Erfasst alle in einer VWS (z.B. Deutschland) von Inländern und Ausländern produzierten Gütern und DL (unabhängig davon, ob sie für den Konsum, Investition oder den Austausch mit dem Ausland verwendet werden). (2) Veränderung des BSP/BNE (Bruttosozialprodukt, Bruttonationaleinkommen): Erfasst die wirtschaftliche Leistung aller Inländer BSP = BIP + Auslandseinkommen der Inländer – Inlandseinkommen der Ausländer Wird erfasst mit Hilfe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung durch das Statistische Bundesamt und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 5 März 2009 Wachstum und Konjunktur Wachstum bezieht sich auf die langfristige Perspektive, in der kurzfristige Schwankungen keine Rolle spielen. Wachstum wird gemessen anhand der langfristigen Entwicklung des Produktionspotentials, welches die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft unter Normalauslastung der Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, technischer Fortschritt, Humankapital usw.) erfasst. Zyklische Schwankungen um das Produktionspotential werden als Konjunktur bezeichnet. Sie beschreiben die Auf- und Abwärtsbewegungen der Nachfrage. Konjunkturzyklus ist der vollständige Bewegungsablauf von Aufschwung über Abschwung bis zum nächsten Aufschwung Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 7 März 2009 Produktionspotenzial und Bruttoinlandsprodukt Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 8 März 2009 Trendwachstum und tatsächliche Veränderung des BIP 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0 -0,01 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 -0,02 Trendwachstum tatsächliches Wachstum Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 9 März 2009 Ist das BIP ein guter Wohlstandsindikator? Konsum von einigen Gütern wirkt sind nicht auf BIP aus – Freizeit – Umwelt Ökonomische Aktivitäten, die nicht am Markt gehandelt werden bleiben unerfasst – Hausarbeit – Schwarzarbeit Soziale Ungleichheit wird nicht berücksichtigt Private „Vorleistungen“ werden als wohlstandssteigernden Konsum erfasst – Benzinkosten für den Weg zur Arbeit – Kinderbetreuungskosten BIP sagt wenig über die Qualität des Gesundheits- und Bildungssystems aus Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 10 März 2009 Warum ist Wachstum dennoch wünschenswert? BSP (BIP) gilt trotz gewisser Probleme als wichtiger Wohlstandsindikator Bei wachsender Bevölkerung dient Wirtschaftswachstum der Bestandssicherung Wachstum wirkt sich tendenziell positiv auf die Beschäftigung aus Strukturwandel lässt sich leichter bei Wirtschaftswachstum vollzeihen Umverteilung fällt bei wachsender Wirtschaft leichter ABER: zu schnelles Wachstum birg die Gefahr von großen strukturellen Anpassungen, Zerstörung der Lebensgrundlage und Störung der Preisstabilität Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 11 März 2009 5.2 Grundlagen der Wachstumstheorie Die gesamtwirtschaftliche Produktion ergibt sich aus der aggregierten Produktionsfunktion: Y = F(K,N) mit Y: gesamtwirtschaftliche Produktion K: Kapital (Maschinen, Bürogebäude, …) N: Beschäftigte F: Technologie (Produktionsfunktion, Organisationsstruktur) Annahmen: - abnehmendes Grenzprodukt des Kapitals: YK > 0, YKK < 0 - abnehmendes Grenzprodukt der Arbeit: YN > 0, YNN < 0 - konstanten Skalenerträge: tY = F(tK,tN) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 12 März 2009 Die Produktion pro Beschäftigten Y K K K N = F , = F ,1 = f N N N N N Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 13 März 2009 Was bestimmt das Produktionspotential Y? Arbeitseinsatz (wirkt sich aber nicht auf das Pro-Kopf-Wachstum und das Pro-Kopf-BIP aus) Arbeitsproduktivität – Investitionen erhöhen die Kapitalintensität (K/N): – Forschung erhöht den technischer Fortschritt (TF): Langfristig wird die Volkswirtschaft, die die höchste Rate des technischen Fortschritts aufweist, die höchsten Wachstumsraten erzielen. – Motivation – Bildung erhöht das Humankapital • Wirkt wie Erhöhung des Arbeitseinsatzes N und wirkt somit dem sinkenden Grenzprodukt des Kapitals (bei steigender Kapitalintensität) entgegen. • Beschleunigt den technischen Forschritt – Sozialkapital (formelle und informelle Institutionen, Ethik, …) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 14 März 2009 Stilisierte Fakten Quelle: Ritschl, A. und Spoerer, M.: Das BIP in Deutschland nach den amtlichen Volkseinkommens- und Sozialproduktstatistiken 1901-1995, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1997(2), 51-53. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 15 März 2009 Durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Std. (inkl. Teilzeitbeschäftigte) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 16 März 2009 5.3 Was ist technischer Fortschritt? Technischer Fortschritt ist die flächendeckende Anwendung und Nutzung neuen technologischen Wissens (d.h. einer Innovation). Eine Innovation ist die erstmalige Anwendung einer neuen Technologie in Form von neuen oder verbesserten Produkten oder Produktionsprozessen (Schumpeter, 1939). Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 17 März 2009 Was bestimmt den technischen Fortschritt? Idee: TF wird „produziert“ wie jedes andere Gut Arbeitseinsatz Produktivität des Forschungsprozesses – – – – Investitionen in F&E ( Erhöhung der Kapitalintensität) Bildung steigert die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft Interaktion von Grundlagen- und angewandter Forschung Markteinführung (gelingt es den Unternehmen die Innovation flächendeckend nutzbar zu machen? Rechtliche Rahmenbedingungen – Patentschutz (erhöht die erwarteten Gewinne der Unternehmen, aber erzeugt evtl. Wohlfahrtsverluste aufgrund Monopolstellung) – Gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich Forschungsverbote (z.B. Embrionale Stammzellenforschung, Genforschung) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 18 März 2009 Wie kann der Staat technischen Fortschritt fördern? Selbst in Forschung & Entwicklung investieren Unternehmen fördern – Finanzielle Förderprogramme für Forschung in Unternehmen – Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft fördern (z.B. „SACHEN MACHEN“, Frauenhofer Gesellschaften) Zugang zu Kapital erleichtern – Kapitalbeteiligungsgesellschaften (Private Equity Gesellschaften) – Wagnisfinanzierungsgesellschaften (Venture Capital Gesellschaften) Rahmenbedingungen verbessern – MoRaKG - Gesetz zur Modernisierung der Rahmenbedingungen für Kapitalbeteiligungen • • • • Enthält Ausnahmen zu den Verlustabzugsbeschränkungen Transparente Besteuerung Höherer Einkommensteuerfreibetrag für Business Angels Absenkung der Mindestbeteiligungssumme – Risikobegrenzungsgesetz: stärkt die Rechte der Unternehmen im Umgang mit Finanzinvestoren Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 19 März 2009 Wie wird technischer Fortschritt gemessen? F&E Aufwendungen Patentstatistiken Innovationszählungen durch Unternehmensbefragungen (z.B. Mannheimer Innovationspanel, ifo-Unternehmenspanel) Verbreitung neuer Technologien (z.B. Computern) Residualwachstum: Veränderung des BIP, das nicht durch die Erhöhung der Inputfaktoren oder des BildungsNiveaus erklärt werden kann („Solow residual“). Jahresbericht zur Technologischen Leistungsfähigkeit Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 20 März 2009 Ergebnisse der Mannheimer Innovationserhebung 2007 des ZEW: (1) Innovatorenquote Innovatoren: Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 21 März 2009 (2) Innovationsaufwendungen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 22 März 2009 (3) Innovationsintensität Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 23 März 2009 F&E-Aufwendungen und Wirtschaftswachstum in F&Ewichtigen Industrienationen (1994(1994-2004) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 24 März 2009 F&E--Intensität und ProF&E Pro-KopfKopf-Einkommen Quelle: Projektbericht des RWI 2005 Quelle: Beschäftigungswirkungen von Forschung und Innovation 2005, Projektbericht des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Seite 25 Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Märzvon 2009 RWI-Gutachten: Beschäftigungswirkungen Forschung und Innovation, 2005. F&E--Intensität (Ausgaben in % des BIP) in F&E ausgewählten Regionen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 26 März 2009 5.4 Technischer Fortschritt – Bonus oder Malus für den Arbeitsmarkt ? 5.4.1 Definitionen und Beschreibung der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt 5.4.2 Quantitative Beschäftigungseffekte (mittelfristig) Modell der natürlichen Arbeitslosenquote 5.4.3 Qualitative Beschäftigungseffekte des TF 5.4.4 Lohneffekte des TF Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 27 März 2009 5.4.1 Arbeitslose und Arbeitslosenquote Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 28 März 2009 Standardisierte ALQ der OECD 2006 at St 15 EU es m it e d ng Un Ki d it e Un do en ed n ai Sw Sp ic bl pu ak ov Sl Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Re Po la nd ay rw No Ne th er la nd s n pa Ja ly Ita ng ar y y an Hu G er m an ce k Fr nm ar da De na Ca Au st r ia 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Seite 29 März 2009 Arbeitslosigkeit nach Definition der BA (§§ 16 und 119 SGB III) Basis: amtliche Daten der Bundesagentur Arbeitslos laut BA sind alle, die in der Bundesrepublik wohnen und 15-64 alt sind als arbeitslos gemeldet und derzeit nicht bzw. nur geringfügig beschäftigt sind (< 15 Std./Woche) nicht als Student an einer Hochschule eingeschrieben sind (Ausnahme: berufsbegleitendes Studium) für eine Arbeit sofort zur Verfügung stehen Eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit von mindestens 15 Std./Woche für mindestens 3 Monate suchen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 30 März 2009 Arbeitslosigkeit (nach Definition der ILO International Labor Org.) Basis: Befragung von Privathaushalten (Mikrozensus) Arbeitslos sind alle, die in der Bundesrepublik wohnen und 15-74 Jahre alt sind, in den vergangenen 4 Wochen aktiv eine Arbeit gesucht haben, derzeit weniger als 1 Std. /Woche arbeiten (für Lohn), nach spätestens 2 Wochen für eine Arbeit zur Verfügung stehen, eine Tätigkeit von mindestens 1 Std./Woche (auch als Selbständiger) suchen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 31 März 2009 Arbeitslos e Arbeitslos enquote = Erwerbsper sonen Erwerbspersonen nach der Definition der BA: „zivilen abhängigen Erwerbspersonen“, d.h. alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zwischen 15 und 64 Jahren, einschließlich Auszubildende, geringfügig Beschäftigte und Beamte (ohne Soldaten) sowie alle gemeldeten Arbeitslosen. Erwerbspersonen nach der Definition der ILO: abhängig Beschäftigte, Selbständige und mithelfende Familienangehörige die Arbeit haben oder suchen. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 32 März 2009 Übungsaufgabe 5.1 1) In Deutschland leben 3,5 Mio. Menschen, die bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet sind. Weiterhin leben: - 36 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zwischen 15 und 64 Jahren, - 2 Mio. Auszubildende, - 1,75 Mio. geringfügig Beschäftigte, - 4 Mio. Beamte und - 1 Mio. Soldaten in Deutschland. Wie hoch ist die von der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesene Arbeitslosenquote? 2) 10% der Arbeitslosen bekommen die Möglichkeit, eine 6-monatige Weiterbildung zur Erhöhung ihrer Arbeitsmarktchancen zu machen. Ändert sich während dieser Zeit die Arbeitslosenquote? Wenn ja, wie? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 33 März 2009 Die Entwicklung der Arbeitslosenquoten in Deutschland und den USA Quelle: Blanchard/Illing: Makroökonomie Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 34 März 2009 Langzeitarbeitslosenquoten im internationalen Vergleich Anteil Langzeitarbeitslose am Arbeitsangebot (in %) 12 Deutschland 10 Griechenland 8 Spanien Frankreich 6 Niederlande 4 Polen Vereinigtes Königreich 2 Vereinigte Staaten 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] 2004 2005 2006 2007 Seite 35 März 2009 Hypothesen zu den Beschäftigungseffekten von ProduktProdukt- und Prozessinnovationen Produktinnovation – Neue Produkte stimulieren die Nachfrage Beschäftigung ↑ – Erzeugt Innovationen bei komplementären Gütern Beschäftigung ↑ – Neues Produkt ist Substitut für bestehendes Produkt (Verdrängungseffekt) Beschäftigung ? – Monopolstellung beim Innovator Beschäftigung ↓ Prozessinnovation – Bisheriger Output kann mit weniger Arbeitskräften produziert werden Beschäftigung ↓ – Sinkende Grenzkosten werden im Falle von Konkurrenz an die Konsumenten weitergegeben Nachfrage ↑ Beschäftigung↑ Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 36 März 2009 5.4.2 Quantitative Beschäftigungseffekte (mittelfristig) oder: das Modell der „natürlichen“ Arbeitslosenquote Wie werden die Löhne bestimmt ? Oder: Warum schafft der Lohn keinen Ausgleich von Angebot und Nachfrage ? Lohnverhandlungen (zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden) 1) - 2) Verhandlungslösung abhängig von den „Wiederbeschaffungskosten“ der Arbeit für das Unternehmen und den alternativen Beschäftigungschancen des Arbeitnehmers. Verhandlungsmacht hängt ab von der: - Qualifikation der Arbeitnehmer - Arbeitslosenquote (u) Effizienzlöhne werden gezahlt um Arbeitnehmer zu motivieren. Variieren ebenfalls mit der Arbeitsmarktlage und der Art der Beschäftigung 3) Soziale Sicherung (in Form von Lohnersatzleistungen) (z) Erhöht den Reservationslohn und senkt das Arbeitsangebot 4) 5) Produktivität (A) Preisniveau (P) W = P ∗ A ∗ F(u,z), mit δW/δP > 0, δW/δA > 0, δW/δu < 0, δW/δz > 0. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 37 März 2009 Wie werden die Preise bestimmt ? Güterpreise werden durch die Höhe der Produktionskosten bestimmt. Kostenfunktion resultiert aus der Produktionsfunktion Y = AN Kostenfunktion: K = WN = WY/A Bei vollkommener Konkurrenz: P = GK = W/A Bei unvollkommener Konkurrenz: P = (1+µ)GK = (1+µ)W/A µ steigt mit der Marktmacht des U. und sinkt mit dem Grad des Wettbewerbs. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 38 März 2009 Die „natürliche“ ALQ Wird durch die Lohn- und Preissetzungsgleichung definiert Auflösen beider Gleichungen nach W/P W/P = AF(u,z) = A/(1+µ) Reallohn W/P Preissetzung A 1+ µ Lohnsetzung A*F(u,z) un Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Arbeitslosenquote u Seite 39 März 2009 Beschäftigungseffekte des TF im Modell der natürliche ALQ Szenario: A↑ auf A‘ Reallohn W/P A' 1+ µ A 1+ µ Preissetzung A‘*F(u,z) Lohnsetzung A*F(u,z) u Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Arbeitslosenquote u Seite 40 März 2009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 41 März 2009 Sachverständigengutachten 2005 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 42 März 2009 Übungsaufgabe 5.2 Die Produktionsfunktion einer Volkswirtschaft kann im Durchschnitt folgendermaßen beschrieben werden: Y = 100N2, wobei N der Produktionsfaktor Arbeit und Y die produzierte Menge ist. Die Marktstruktur erlaubt es den Unternehmen einen Gewinnaufschlag von 5% zu verlangen. a) Welche Marktform herrscht in dieser Volkswirtschaft vor? b) Wie lautet die Preissetzungsfunktion, die sich im Modell der natürlichen Arbeitslosenquote ergeben würde? c) Die Lohnsetzungsfunktion laute: W = P(19,05/u). Wie groß ist die natürliche Arbeitslosenquote? Unterstellen Sie dabei, dass die natürliche Outputmenge 100 Einheiten beträgt. (Hinweis: Wenn Sie bei b) keine Lösung finden konnten, dann gehen Sie von folgender Preissetzungsgleichung aus: P = (1/100) * W) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 43 März 2009 Übungsaufgabe 5.3 Wie wirken sich im Rahmen des Modells der natürlichen Arbeitslosigkeit folgende Ereignisse auf die relevanten Kurven und das Niveau der natürlichen Arbeitslosenquote aus? a) b) c) d) e) f) Mitgliederschwund der Gewerkschaften Internationaler Abbau der Handelshemmnisse Einführung des ALG II Lockerung des Kündigungsschutzes Trotz der Bedenken des Bundeskartellamtes erteilt der Minister die Genehmigung für die Fusion von Springer und Pro Sieben Sat1. Wie würde sich diese Entscheidung auf das natürliche Arbeitslosenniveau in dieser Branche auswirken? Die Arbeitsproduktivität steigt aufgrund technischer Innovationen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 44 März 2009 Übungsaufgabe 5.4 In kollektiven Lohnverhandlungen bildet sich der Nominallohn W in Abhängigkeit vom Preisniveau P und der Arbeitslosenquote u gemäß der Lohnbildungsfunktion W = P ⋅ A ⋅ F (u , z ). Die Unternehmungen produzieren den Output Y mit der Produktionsfunktion Y = AN (N: Beschäftigung). Das Arbeitsangebot ist gegeben durch L = 1000. a) b) c) d) e) f) Erläutern Sie kurz, warum P, A und z einen Einfluss auf den Nominallohn W haben. Welche Ereignisse können den Lohnsatz auf diesem Wege beeinflussen? Nennen Sie jeweils ein Beispiel und erläutern sie, in welche Richtung sich durch ihr Beispiel der Nominallohn ändert. Die Unternehmen kalkulieren den Outputpreis P mit Hilfe eines Aufschlags von 25% auf ihre Grenzkosten. Wie lautet demnach die Preissetzungsgleichung? Nehmen Sie an, F (u, z ) sei gegeben durch F (u , z ) = (0,7 − u + 0,2 z ) , wobei z den Wert 1 und A den Wert 2 annimmt. Berechnen Sie die natürliche Arbeitslosenquote der Volkswirtschaft. Wie groß ist im Gleichgewicht die Beschäftigung? Die Zunahme des internationalen Wettbewerbsdrucks führt dazu, dass die Unternehmen auf ihren Absatzmärkten nur noch einen Aufschlag von 20% auf ihre Grenzkosten durchsetzen können. Wie ändert sich dadurch die natürliche Arbeitslosenquote? Durch technische Innovationen steigt der A um 10%. Wie ändert sich dadurch die natürliche Arbeitslosenquote? Illustrieren Sie Ihre Ergebnisse aus c), bis e) mit einer Graphik (nicht maßstabsgetreu!). Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 45 März 2009 Empirische Evidenz: Welchen Einfluss haben Innovationen auf das Beschäftigungswachstum? Quelle: Lachenmaier/Rottmann 2007 Grundgesamtheit: Ifo Innovationspanel (jährliche Umfrage bei 1500 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, erste Befragung 1982, seit 1991 auch in den neuen Bundesländern) Permanent Innovators: firms that reported an innovation for all years in which they were observed. Occasional Innovators: firms that switched at least once between innovation or no innovation (or vice versa. No Innovators: firms that never reported any innovation. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 46 März 2009 Ergebnisse der multivariaten Analyse Quelle: Lachenmaier/Rottmann 2007 Produktinnovationen haben keinen signifikanten Effekt auf die Beschäftigungsentwicklung Prozessinnovation erhöhen die Beschäftigung (sehr ähnliche Effekte wie in Studien aus Großbritannien und den USA). Ähnliche Ergebnisse, wenn Innovationen anhand der Ausgaben für F&E gemessen werden. Patente auf Produktinnovationen haben hingegen positivere Effekte auf die Beschäftigung als Patente auf Prozessinnovationen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 47 März 2009 Forschungsintensität und Erwerbsquote 2002 Quelle: Projektbericht des RWI 2005 Quelle: Beschäftigungswirkungen von Forschung und Innovation 2005, Projektbericht des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Seite 48 Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Märzvon 2009 RWI-Gutachten: Beschäftigungswirkungen Forschung und Innovation, 2005. 5.4.3 Qualitative Beschäftigungseffekte „Skill biased technological change“ !! – Arbeitsnachfrage verschiebt sich zugunsten der Hochqualifizierten (Fachkräftemangel) – bestimmte Berufsgruppen werden überhaupt nicht mehr nachgefragt (z.B. Technische Zeichner) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 49 März 2009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 50 März 2009 Qualifikationsspezifische ALQ (1975(1975-2005) Arbeitsnachfrage nach Qualifikation (Personen in Tsd.) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 52 März 2009 Arbeitslosenquote (nach ILO) für verschiedene Qualifikationsgruppen Anmerkung: Arbeitslose gemäß ILO Konzept in Prozent aller 25 bis 64-Jährigen Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 53 März 2009 5.4.4 Technischer Fortschritt und Löhne Positiver Effekt auf das Lohnniveau Theorie: Löhne reagieren auf die Verschiebung der Arbeitsnachfrage - Lohn für Hochqualifizierte ↑ - Lohn für Geringqualifizierte ↓ Praxis: Lohnungleichheit in Deutschland hat lange Zeit wenig auf die Unterschiede in der Nachfrage reagiert Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 54 März 2009 Entwicklung der Reallöhne in Westdeutschland (gemessen am 10%10%-, 50% 50%--, 90% 90%--Quantil) Datenbasis: SOEP 1984-2005 Quelle: Gernandt und Pfeiffer 2007 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 55 März 2009 Entwicklung der Reallöhne in Ostdeutschland (gemessen am 10%10%-, 50% 50%--, 90% 90%--Quantil) Datenbasis: SOEP 1984-2005 Quelle: Gernandt und Pfeiffer 2007 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 56 März 2009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 57 März 2009 Entwicklung der Lohnungleichheit im internationalen Vergleich Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 58 März 2009 Kapitel 6: Die reine Außenhandelstheorie 6.1 Absolute und komparative Kostenvorteile 6.2 Weltmarktpreise bei Außenhandel 6.3 Zölle und Wohlfahrt Literatur: Bofinger, Kapitel 3. 6.1 Grundlagen der reinen Theorie des Außenhandels Ursachen des Außenhandels Unterschiedliche bzw. mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen, Naturprodukten, technologischem Wissen oder ausgebildeten Arbeitskräften Preisdifferenzen (z.B. verursacht durch unterschiedliche Löhne, Steuern, Rohstoffpreise) Produktdifferenzierung auf unvollkommenen Märkten (unterschiedliche Präferenzen) Transportkosten Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 60 März 2009 Annahmen des Modells Perfekter Wettbewerb 2 Staaten produzieren 2 Güter mit unterschiedlicher Technologie Technologie ist unveränderlich Arbeit ist einziger Produktionsfaktor Produktionskosten bestimmen die Preise Arbeitsangebot ist konstant Sektorale Arbeitsmobilität innerhalb eines Landes Keine Mobilität des Faktors Arbeit zwischen den beiden Ländern Keine Transportkosten Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 61 März 2009 Das Grundprinzip der absoluten Vorteile (Adam Smith, 17231723-1790) Absoluter Vorteil (basiert auf dem Vergleich der Inputs): Produktivitätsvorteil eines Landes/Produzenten bei der Erzeugung eines Gutes Können sich auf ein Land/Produzenten konzentrieren Arbeitszeit für 1 Pfund Produktionsmenge in 8 Stunden Fleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln Land 1 60 Min. 15 Min. 8 Pfund 32 Pfund Land 2 20 Min 20 Min 24 Pfund 24 Pfund Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 62 März 2009 Das Grundprinzip der komparativen Vorteile (David Ricardo, 1817) Komparativer Vorteil (basiert auf dem Vergleich der Opportunitätskosten) Opportunitätskostenvorteil eines Landes/Produzenten bei der Erzeugung eines Gutes Führen immer zur Spezialisierung auf das Produkt, bei dem man den absolut größeren Vorteil hat, bzw. den geringsten Nachteil hat. Arbeitszeit für 1 Pfund Produktionsmenge in 8 Stunden Fleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln Land 1 60 Min. 15 Min. 8 Pfund 32 Pfund Land 2 20 Min 10 Min 24 Pfund 48 Pfund Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 63 März 2009 Opportunitätskosten Opportunitätskosten des Fleischs (ausgedrückt in Einheiten von Kartoffeln): – Wie viele Kartoffeln muss man aufgeben, wenn man eine Einheit Fleisch produzieren will? (Annahme: die zur Verfügung stehende Menge an Inputfaktoren konstant) Opportunitätskosten der Kartoffel (ausgedrückt in Einheiten von Fleisch): – Wie viele Einheiten des Fleischs muss man aufgeben, wenn man eine Einheit von Kartoffeln produzieren will? Ein Land verfügt bei der Herstellung eines Gutes dann über einen komparativen Vorteil, wenn die Opportunitätskosten für dessen Produktion, ausgedrückt in anderen Gütern, in diesem Land niedriger sind als in anderen Ländern. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 64 März 2009 Anwendungsbeispiel: Happy Valentine Am Valentinstag werden in den USA etwa 10 Millionen Rosen nachgefragt. – Sollte die USA diese Rosen selber züchten? In den USA erfordert die Produktion von 10 Millionen Rosen die gleiche Menge an Ressourcen wie die Herstellung von 100.000 Computern. In Mexiko erfordert die Produktion von 10 Millionen Rosen die gleiche Menge an Ressourcen wie die Herstellung von 30.000 Computern. Frage: - Welches Land hat den komparativen Vorteil bei der Produktion von Rosen? - Wie ändert sich das gemeinsame Produktionsvolumen von Rosen und Computern, wenn die USA auf die eigene Produktion der Rosen verzichtet. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 65 März 2009 6.2 Auswirkungen des internationalen Handels auf die Preise Preise im In- und Ausland gleichen sich an. Preisrelation des Weltmarktes entspricht nicht mehr den nationalen Transformationskurven Weltmarktpreis schafft Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage (Export und Import) auf dem Weltmarkt Die Präferenzen bestimmen das Weltmarktpreisverhältnis und ob und zu welchem Ausmaß sich die Länder spezialisieren. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 66 März 2009 Empirische Evidenz für das Modell der komparativen Vorteile Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 67 März 2009 6.3 Zwischenstaatlicher Handel und Wohlfahrt: Gewinne eines Exportlandes Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 68 März 2009 Die Wohlfahrtseffekte eines Importzolls Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 69 März 2009 Warum gibt es dennoch Handelsbeschränkungen ? Beschäftigungssicherung Wahrung der Unabhängigkeit Schutz von jungen Industrien Ausgleich von unterschiedlichen Produktionsbedingungen Verbesserung der internationalen Verhandlungsposition Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 70 März 2009 Beispiele von Handelshemmnissen innerhalb der EU Insbesondere nicht-tarifäre Handelshemmnisse nationale technische Vorschriften bezüglich Sicherheitsstandards, Design, Verpackungsgrößen oder der Benennung der Ware. – Soll für Fahrräder ein Dynamo-betriebenes Licht und zwei Handbremsen vorgeschrieben werden? – Sollen/dürfen Produkte mit sehr hohem Vitamingehalt als Arzneimittel eingestuft werden? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 71 März 2009 Multilaterale Vereinbarungen zum Abbau von Handelsbarrieren: Das GATT Nach dem 2. Weltkrieg (1947) mit 23 Vertragsländer gegründet. Deutschland trat am 1. Oktober 1951 diesem Vertragssystem bei. Ziele: wesentlicher Abbau der Zölle und anderer Handelsschranken sowie die Beseitigung der Diskriminierung im internationalen Handel. Hierzu zählen auch der Abbau von Subventionen, die Liberalisierung des internationalen Dienstleistungshandels und Regelungen zu den Immaterialgüterrechten. Acht Handelsrunden (1947: Genf, 1949: Annecy, 1950/51: Torquay, 1955/56: Genf, 1961/62: Dillon-Runde, 1964-67: Kennedy-Runde, 1973-79: Tokio-Runde, 1986-94: Uruguay-Runde mit 123 Vertragsländern). Durchschnittszoll sank dadurch von 40% auf 5% Letzte Runde endete 1994 mit der Marrakesh-Erklärung, mit der die Welthandelsorganisation (WTO) gegründet wurde, die 1995 ihre Arbeit aufnahm (GATT wurde daraufhin aufgelöst !) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 72 März 2009 Multilaterale Zusammenschlüsse zum Abbau von Handelsbarrieren: Die WTO 1994 in Marrakesch gegründet, seit 1.1.1995 in Kraft Dachorganisation des GATT, GATS und TRIPS Ziel: Abbau von Handelshemmnissen Wichtigstes Entscheidungsorgan sind die Ministerkonferenzen (mindestens alle 2 Jahre), Generaldirektor: Pascal Lamy 1999 Seattle/USA: Verhandlungen werden abgebrochen. Hauptstreitpunkt ist der Agrarbereich in USA und der EU 2001: Doha/Katar: China und Taiwan werden als Mitglieder aufgenommen. Abbau von Agrarsubventionen zu Gunsten von Entwicklungsländern. 2003 Cancún/Mexiko: keine weiteren Vereinbarungen erste Einigung am 31. Juli 2004: Rahmenvereinbarung für die Fortsetzung der Welthandelsrunde und der Liberalisierung des Agrarhandels zu einem noch zu vereinbarenden Zeitpunkt 2005 Hongkong: Agrarexportstützungen sollen in den entwickelten Ländern (v.a. EU, USA, Kanada) bis 2013 abgebaut werden. Die industriell am wenigsten entwickelten Staaten sollen für 97% ihrer Produkte bis 2008 einen weitgehend zoll- und quotenfreien Zugang zum Weltmarkt erhalten. Letztes Treffen im Juli 2008 wurde ergebnislos abgebrochen (Uneinigkeit im Agrarbereicht zwischen den USA und Indien) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 74 März 2009 Übungsaufgabe 6.1 a) b) c) d) e) Das Inland verfügt über 1200 Einheiten Arbeit. Für die Herstellung von 1 kg Äpfeln benötigt es 3 Einheiten Arbeit, während mit 2 Arbeitseinheiten 1 kg Bananen erzeugt werden können. Stellen Sie die Produktionsmöglichkeiten des Inlands graphisch und als Funktion dar. Wie hoch sind in Bananen ausgedrückt die Opportunitätskosten der Äpfel? Welcher Relativpreis herrscht bei Autarkie? Das Ausland verfügt über 800 Einheit Arbeit und benötigt 5 Einheiten zur Herstellung von Äpfeln und 1 Einheit für Bananen. Stellen Sie die Produktionsmöglichkeiten des Auslands graphisch und als Funktion dar. Wie hoch ist der Relativpreis? Welches Land weist komparative Vorteile bei der Produktion von Äpfeln auf? Welches Preisverhältnis ergibt sich, wenn das Inland 200 kg Äpfel exportiert und dafür 600 kg Bananen importiert? Wie ändert sich das Ergebnis in a) und c), wenn das Inland durch Zuwanderung nun 2400 Arbeitseinheiten zur Verfügung hat. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 75 März 2009 Übungsaufgabe 6.2 In einer 2-Länder-Welt verfügt Frankreich über 800 Arbeitskräfte und Finnland über 240 Arbeitskräfte. Beide Länder können zwei Güter mit konstanten Arbeitskoeffizienten (Arbeitseinsatz pro Outputeinheit) gemäß folgender Tabelle herstellen: Autos Mobiltelefone Frankreich 8 8 Finnland 6 2 a) Angenommen, sowohl die Franzosen, als auch die Finnen wollen genauso viel Mobiles wie Autos konsumieren. Welche Konsumpunkte wählen sie bei Autarkie? Wie lauten die internen Preisverhältnisse (PMobiles: PAuto)? b) Wer hat wo die absoluten und komparativen Vorteile? c) Angenommen Frankreich und Finnland betrieben Außenhandel und Frankreich konzentriere sich voll auf seinen komparativen Vorteil. Frankreich exportiere 25 Autos an Finnland und importiere dafür 75 Einheiten Mobiles. Ist es aus Sicht Finnlands in dieser Situation sinnvoll, sich ebenfalls vollkommen zu spezialisieren? Bestimmen Sie Finnlands Produktions- und Konsumpunkt bei Außenhandel, welche sicherstellen, dass sich die Bewohner des Landes nicht schlechter stellen. Beachten Sie dabei, dass die Franzosen und Finnen genauso viele Autos wie Mobiles konsumieren wollen. d) Welches Weltmarktpreisverhältnis ergibt sich nun? Aufgabe 6.3 Das Preisniveau von Cashew-Nüssen ist in Mozambique niedriger als auf dem Weltmarkt und Mozambique exportiert daher einen Teil seiner Nüsse. – Stellen Sie diese Situation anhand einer geeigneten Grafik dar. Tragen Sie auch die Konsumenten und Produzentenrente ein. Die Regierung erwägt nun Exportzölle auf die Ausfuhr von CashewNüssen zu erheben. – Welche Wohlfahrtseffekte ergäben sich aus dieser Maßnahme für die inländischen Konsumenten, Produzenten und den Staat? Lösen Sie diese Aufgabe mit Hilfe einer Grafik. Nennen Sie einen Grund, den Mozambique zu dem handelspolitischen Eingriff veranlassen könnte. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 77 März 2009 Kapitel 7: Zinssätze und Geldpolitik 7.1 Was ist Geld? Und was ist der Geldmarkt? 7.2 Geldnachfrage und Geldangebot 7.3 Die eigentliche Aufgabe der EZB 7.4 Ursachen der Inflation 7.5 Regeln zur Vermeidung von Inflation 7.6 Wie wirken geldpolitische Entscheidungen auf die Inflation? Literatur: Krugman/Obstfeld: Kapitel 14 7.1 Was ist Geld ? Tauschmittel, welches sich von anderen Tauschmitteln dadurch unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern aufgrund allgemeiner Anerkennung zum weiteren Tausch eingesetzt werden kann. Bargeld (Banknoten, Münzen) Giralgeld (Buchgeld) Sichtguthaben bei den Geschäftsbanken und der Zentralbank. Girokonten Schecks (Barscheck, Verrechnungsscheck) Kartensysteme (Kreditkarte, EC-Karte, Kundenkarten) Chip-Systeme (aufladbare Geldchips mit weitgehenden Bargeldeigenschaften) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 79 März 2009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 80 März 2009 Was passiert auf GeldGeld-, KapitalKapital-, KreditKredit-, und Devisenmärkten? Was wird gehandelt Laufzeit Marktteilnehmer Motivation der Marktteilnehmer Geldmarkt Geld < 1 Jahr Private Unternehmen (Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften sowie andere große Unternehmen), Zentralbank Private Unternehmen wollen kurzfristig größere Geldsummen anlegen bzw. ausleihen. Zentralbank betreibt Geldpolitik Kapitalmarkt Aktien, Anleihen, Investmentfonds > 1 Jahr langfristig Private Anleger, Unternehmen Kapitalgeber wollen eine gute Verzinsung des Kapitals, Kapitalnehmer finanzieren damit Investitionen Transformation von Geld- in Realkapital Kreditmarkt Unverbriefte Kredite kurz- und langfristig Unternehmen, private Haushalte Kapitalgeber (Banken) wollen Verzinsung des Kapitals, Kapitalnehmer finanzieren damit private Investitionen (Häuser). Devisenmarkt Währungen kurz- und langfristig Unternehmen, Zentralbanken, private Konsumenten. Unternehmen, die im Ausland investieren brauchen Devisen, Außenhändler sichern ihre Geschäfte ab oder tauschen Geld, Zentralbank stabilisiert WK durch Devisenmarktinterventionen 7.2 Angebot und Nachfrage auf dem Geldmarkt Wer fragt Geld nach? 1. Unternehmen 2. Private Haushalte } Geldnachfrage sinkt mit dem Zinssatz Wer bietet das Geld an ? 1. Zentralbank Geldangebot basiert auf der Entscheidung der EZB 2. Geschäftsbanken Geldangebot steigt mit dem Zinssatz Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 82 März 2009 7.2.1 Die Geldnachfrage Zu welchen Zwecken wird Geld nachgefragt ? Transaktionsmotiv: Synchronisation von Zahlungsströmen. Je höher das Einkommen, desto mehr Geld benötigen die Transaktionen Vorsichtsmotiv: Unvollkommene Information über Ein- und Ausgabenströme reduziert die Erträge des angelegten Vermögens (Risikofaktor). Je höher der Zinssatz, desto höher die Opportunitätskosten der Geldhaltung Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 83 März 2009 7.2.2 Das Geldangebot seitens der EZB: Zuteilung in Zinstenderverfahren Wer will einen Kredit? Zentralbank 1 000 000 zu 4% Geschäftsbank A 1 500 000 zu 3,5% Geschäftsbank B 2 000 000 zu 3,25 % Geschäftsbank C 1 000 000 zu 3 % Geschäftsbank D Wir vergeben 2 000 000 Zentralbank 1 000 000 zu 4% 1 000 000 zu 4% Geschäftsbank A 1 000 000 zu 3,5 % 1 500 000 zu 3,5% Geschäftsbank B 2 000 000 zu 3,25 % Geschäftsbank C 1 000 000 zu 3 % Geschäftsbank D 19 99 19 -01 99 19 -05 99 20 -09 00 20 -01 00 20 -05 00 20 -09 01 20 -01 01 20 -05 01 20 -09 02 20 -01 02 20 -05 02 20 -09 03 20 -01 03 20 -05 03 20 -09 04 20 -01 04 20 -05 04 20 -09 05 20 -01 05 20 -05 05 20 -09 06 20 -01 06 20 -05 06 20 -09 07 20 -01 07 20 -05 07 20 -09 08 20 -01 08 20 -05 08 -0 9 Leitzins in % Entwicklung der EZBEZB-Leitzinsen 7 6 5 Einlagefazilität Spitzenrefinanzierungsfazilität Hauptrefinanzierungsgeschäft 4 3 2 1 0 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 86 März 2009 Entwicklung der EZB Transaktionen zu Zeiten der Finanzkrise 400 Einlagefazilität 350 Spitzenrefinanzierungsfazilität Hauptrefinanzierungsgeschäft 250 200 150 100 50 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] 05.12.2008 28.11.2008 21.11.2008 14.11.2008 07.11.2008 31.10.2008 24.10.2008 17.10.2008 10.10.2008 03.10.2008 26.09.2008 19.09.2008 12.09.2008 05.09.2008 29.08.2008 22.08.2008 15.08.2008 08.08.2008 0 01.08.2008 in Mrd. € 300 Seite 87 März 2009 7.2.3 Die Geldschöpfung seitens der Geschäftsbanken Die Geldmenge wird durch Vergabe von Krediten bzw. Ankauf von Aktiva durch Banken vermehrt (Geldschöpfung) und durch Rückzahlung von Krediten bzw. Verkauf von Aktiva von Banken vermindert (Geldvernichtung). Alternativ zu der Finanzierung bei der EZB, leihen sich die Banken untereinander Geld um kurzfristig Liquidität bereitstellen zu können. – Handel wird überwiegend bilateral (am Telefon) abgewickelt – Kredite werden entweder unbesichert oder gegen die Überlassung von Sicherheiten in Form von festverzinslichen Wertpapieren mit hoher Bonität vergeben (Repo-Geschäfte). – Zinssätze: • EURIBOR (EURO InterBank Offered Rate) • EONIA (EURO Overnight Index Average) • Zinsdifferenz zwischen den Interbanken- und EZB-Zinssätzen kann als Risikoaufschlag für das geschätzte Kreditausfallrisiko interpretiert werden. – Kreditvolumen des Interbankenhandels wird in der Bankenbilanz ausgewiesen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 88 März 2009 Entwicklung des EURIBORs (2008) 6 1 Woche 1 Monat 6 Monate 5 12 Monate 4 3 02.01.08 01.02.08 02.03.08 01.04.08 01.05.08 31.05.08 30.06.08 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] 30.07.08 29.08.08 28.09.08 28.10.08 Seite 89 März 2009 7.3 Was ist das eigentliche Ziel der EZB? Art. 105 des EG-Vertrages „Das vorrangige Ziel des EZBS ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das EZBS die allgemeine Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft, ...“ Wie wird Preisniveaustabilität auf europäischer Ebene gemessen? Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI): basiert auf der Entwicklung der Verbraucherpreise in allen Mitgliedstaaten. Der zugrunde liegende Warenkorb unterscheidet sich zwischen den Ländern, wird aber auf die gleiche Art und Weise erhoben. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 90 März 2009 Warum ist Preisniveaustabilität so wichtig? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 91 März 2009 Die Europäische Zentralbank Zuständigkeit für die Geldpolitik wurde mit Beginn der Europäischen Währungsunion (1.1.1999) an die EZB übertragen. Unabhängig von politischen Weisungen der nationalen Regierungen. – Operative Unabhängigkeit: EZB hat Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Methoden – Institutionelle Unabhängigkeit: EZB ist frei von Weisungen der politischen Instanzen – Finanzielle Unabhängigkeit: EZB kann uneingeschränkt über Ihre finanziellen Mittel verfügen. – Personelle Unabhängigkeit: EZB-Ratsmitglieder werden nur für eine Amtszeit eingesetzt. ABER: Wechselkurspolitik ist Angelegenheit der politischen Institutionen. EZB kann die Wechselkursziele der Politiker nur ablehnen, wenn die Preisstabilität gefährdet ist. EZB hat das ausschließliche Recht, Banknoten zu drucken und die Prägung von Münzen (nationalen Regierungen) zu genehmigen. Entscheidungen über die Geldpolitik werden von EZB-Rat getroffen: Mitglieder: – alle Präsidenten der Zentralbanken der Teilnehmerländer (Bundesbank: Axel Weber) – Präsident (Jean Claude Trichet) und Vizepräsident (Lucas D. Papademos) der EZB – Max.4 weitere Mitglieder (aus Wissenschaft, Politik und Praxis) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 92 März 2009 7.4 Ursachen für Inflation Geldmenge wächst schneller als Sozialprodukt – z.B. Staatsfinanzierung über die Notenpresse Nachfrageüberhang (bei festem Angebot) Ursache: Exportsog, erhöhte Staats- oder Investitionsgüternachfrage, steigende Einkommen. – z.B. Wohnungsmarkt in München (Preisdruck kann auch bei Vollauslastung in einzelnen Branchen entstehen: s. Baubranche in 70ern) Angebotsinduzierte Inflation Ursache: Überwälzung gestiegener Faktorkosten – z.B. Erdölkrisen (1973-75, 1980-81) Steuererhöhungen und staatliche verursachte Preissteigerungen – Z.B. durch erhöhte Zuzahlungen im Gesundheitswesen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 93 März 2009 Weitere Ursachen der Inflation Inflation in den Ländern der Handelspartner bei flexiblen Wechselkursen kein Problem !! Sinkende Arbeitslosigkeit Einkommen ↑ Nachfrage ↑ Preise ↑ (sofern einige Branchen voll ausgelastet sind) höhere Lohnforderungen Preise ↑ . Lange Zeit wurde eine negative Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit und Inflationsrate beobachtet (Phillips-Kurve) Schmidt 1972): "Mir scheint, dass das Deutsche Volk – zugespitzt – 5% Preisanstieg eher vertragen kann, als 5% Arbeitslosigkeit." Süddeutsche Zeitung vom 28.7.1972, S. 8. Problem: hinter der Korrelation besteht eine Kausalität, die man nicht einfach umdrehen kann !! Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 94 März 2009 7.5. Regeln zur Vermeidung von Inflation: Die ZweiZwei-Säulen Säulen--Strategie der EZB Vorrangiges Ziel: Preisstabilität EZB-Rat sammelt systematisch alle Informationen als Grundlage für seine geldpolitischen Beschlüsse Erste Säule Analyse mit Schwerpunkt auf der Geldmenge (wie dies in der Bekanntgabe für das M3-Wachstum zum Ausdruck kommt) ÜberPrüfung Auf eine Reihe Wirtschafts- und Finanzindikatoren ausgerichtete Analyse Zweite Säule Volkswirtschaftliche Daten Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 95 März 2009 7.6 Wie wirken geldpolitische Entscheidungen auf die Inflation? Hauptrefinanzierungsfazilität steigt Geldmarktzins (EURIBOR) steigt, da die Refinanzierung bei der Notenbank teurer wird. Geschäftsbanken erhöhen Kredit- und Einlagezinsen (teilweise sogar überproportional, da das Kreditausfallrisiko für laufende Kredite steigt) Nachfrage nach teuren Krediten sinkt (Investitionsentscheidung hängt vom Barwert (abdiskontierte Beträge) aller Erträge und Kosten einer Investition ab.) Investitionsgüternachfrage sinkt. Konsumgüternachfrage sinkt aufgrund höherer Opportunitätskosten des heutigen Konsums (Sparen lohnt sich wieder) Preise sinken (oder steigen weniger schnell !!) Problem: bremst die Konjunktur !! Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 96 März 2009 Exkurs Finanzmarktkrise: Welche realwirtschaftlichen Effekte sind zu erwarten? Antworten aus dem SVG 2008/2009 Wachstum? – Realwirtschaftliche Effekte sind bei dieser Dimension der Finanzmarktkrise nicht zu vermeiden. Aber: eine Weltwirtschaftskrise wie in den 30er-Jahren wird es nicht geben. Grund: Geldpolitik kann schneller und massiver eingreifen, da die Geldmenge heute nicht mehr durch Goldreserven gedeckt sein muss – Belebung der Weltkonjunktur wird sehr langsam sein. Grund: Probleme des Immobiliensektors und der Banken lassen sich nicht kurzfristig lösen, große Vermögensverluste bei Haushalten, Banken werden in Zukunft deutlich risikoaverser agieren. Beschäftigung? – Bleibt vermutlich nicht verschont. Aber: Positive Effekte der strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt werden die Auswirkungen auf die Beschäftigung begrenzen. Inflation? – Unwahrscheinlich. Grund: EZB-Geld substituiert derzeit nur den fehlenden Interbankenhandel. Geldmenge die von Unternehmen und Haushalten gehalten wird wächst derzeit langsamer als sonst. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 97 März 2009 Kapitel 8: Monetäre Außenhandelstheorien 8.1 Devisenmarkt und Wechselkurse 8.2 Zinsparitätentheorie 8.3 Kaufkraftparitätentheorie Literatur: Krugman/Obstfeld: Kapitel 13, 14 und 15. 8.1 Der Devisenmarkt Wer handelt am Devisenmarkt? – Geschäftsbanken (stehen im Zentrum des Devisenmarktes, da praktisch bei jeder größeren internationalen Transaktion Gutschriften oder Lasten bei Konten der Banken in den verschiedenen Finanzzentren vorgenommen werden) – Unternehmen (um laufende oder zukünftige Rechnungen ausländischer Handelspartner zu begleichen) – Zentralbanken – Privatpersonen (z. B. Touristen) Was wird gehandelt? – Devisen: Sichtguthaben (täglich fällige Guthaben bei einer Bank, die gering oder gar nicht verzinslich sind), die auf fremde Währung lauten – Sorten: Ausländische Banknoten und Münzen in Händen von Inländern Welche Marktform beschreibt den Devisenmarkt ? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 99 März 2009 Zu welchem Preis werden Devisen gehandelt? Bilateraler nominaler Wechselkurs S – Kurs (nominales Austauschverhältnis) zwischen zwei Währungen – Wie viele USD bekomme/bezahle ich für 1 EUR? – 1,55 USD= 1 EUR, E$/€ = 1,55 USD/EUR Eine Aufwertung des EUR führt dazu, dass der Kurs steigt (bspw. von 1,55 USD/EUR auf 1,80 USD/EUR). Kassakurs (spot rate) – Die Lieferung der gekauften Währung erfolgt i.d.R. zwei Werktage nach Abschluss der Transaktion Terminkurs (forward rate) – Heute vereinbarte Kurs für den Austausch von Devisen zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. in einem Monat oder 1 Jahr). Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 100 März 2009 Volumen des Devisenmarktes (in $) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 101 März 2009 Bedeutung verschiedener Währungen im Devisenhandels (in %) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 102 März 2009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 103 März 2009 Übersicht alternativer Wechselkurse Einbeziehung des Preisniveaus Anzahl der Länder nominal real Bilateral Nominaler bilateraler Wechselkurs Realer bilateraler Wechselkurs multilateral Nominaler effektiver Wechselkurs Realer effektiver Wechselkurs Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 104 März 2009 Alternative Definitionen des Wechselkurses Bilateraler realer Wechselkurs Q – Um die Preisrelation bereinigte Wechselkurse – Entspricht einem Vergleich der Kaufkraft zwischen zwei Währungen – – – – – Q= PE$ / € P* P : Preisindex für inländisches Güterbündel P*: Preisindex für ausländisches Güterbündel Q hat keine Einheit (Index) bei identischer Kaufkraft in beiden Ländern: Q=1 Nominaler effektiver Wechselkurs – Gewichteter Wechselkurse (mit dem Außenhandelsumsatz) einer Währung gegenüber ihren wichtigsten Handelspartnern Realer effektiver Wechselkurs – Effektiver Wechselkurs, der die Unterschiede im Preisniveau im Inland und in den wichtigsten Außenhandelsländern berücksichtigt Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 105 März 2009 Gewichte des effektiven Wechselkurses Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 106 März 2009 Effektive und bilaterale Wechselkurse des € Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 107 März 2009 Realer und nominaler effektiver Wechselkurs (REER und NEER) Germany 140 130 120 110 Ind dex 100 90 80 70 60 50 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 BIS, Real Narrow Effective Exchange Rate Index, Average BIS, Nominal Narrow Effective Exchange Rate Index, Average Source: Reuters EcoWin Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 108 März 2009 8.2 Wie ergibt sich der Kassakurs? Währungen sind eine Art von Vermögenswert, womit Kaufkraft in die Zukunft verlagert werden kann. Angebot und Nachfrage einer Währung hängt von der Erwartung hinsichtlich ihres zukünftigen Wertes, d.h. der Rendite ab. Welche Faktoren beeinflussen die Rendite? – erwartete Wechselkursentwicklung – Verzinsung (bzw. Dividende bei Aktien) – hängt wiederum stark von nationalen Zinsniveau und somit von der Politik der Zentralbanken ab. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 109 März 2009 Vergleich der Renditen von $ und € Anlagen Rendite, wenn $ in $-Anlage R€ investiert werden Rendite, wenn $ in €-Anlage investiert werden X − Xt R$ = t +1 Xt Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] ( E$e/ € − E$ / € ) R€ + E$ / € Seite 110 März 2009 Der Devisenmarkt im Gleichgewicht Gleichgewichtsbedingung: Zinsparität – Der Devisenmarkt befindet sich im GG, wenn die Einlagen in allen Währungen dieselbe erwartete Rendite bieten: R$ = R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ Ist die Zinsparität ein stabiles Gleichgewicht? – R$ < R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ : Nachfrage nach € steigt E$/€ steigt erwartete Abwertungsrate sinkt bis das GG erreicht ist (unter der Annahme, dass die Erwartungen bzgl. des Wechselkurses konstant sind). – R$ > R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ : Nachfrage nach $ steigt E$/€ sinkt erwartete Abwertungsrate steigt bis das GG erreicht ist. Die Anpassung der Wechselkurse dient stets der Wahrung der Zinsparität ABER: jeder hat andere Erwartungen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 111 März 2009 Der Gleichgewichtswechselkurs Wechselkurs, E$/€ E2$/€ E1$/€ Rendite auf Dollareinlagen 2 1 3 E3$/€ Erwartete Rendite auf Euroeinlagen R$ Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Renditen (in Dollar) Seite 112 März 2009 Zinsdifferenzen und Wechselkurse 2 2 .5 1 .0 0 1 .2 5 2 0 .0 1 .5 0 1 7 .5 1 .7 5 1 5 .0 Percent 1 2 .5 2 .2 5 USD/DEM U 2 .0 0 1 0 .0 2 .5 0 7 .5 2 .7 5 5 .0 3 .0 0 2 .5 3 .2 5 3 .5 0 0 .0 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 G e rm a n y, In te rb a n k R a te s , E U R IB O R , 1 M o n th , F i xi n g , E U R U n i te d S ta te s , D e p o s i t R a te s , E u ro d o lla r, 1 M o n th , Yi e ld , A ve ra g e , U S D G e rm a n y, S p o t R a te s , U S D /D E M , C lo s e S o u r c e : R e u te rs E c o W i n Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 113 März 2009 Zinsdifferenzen und Wechselkurse 100 50 0 -5 0 Percent -1 0 0 -1 5 0 -2 0 0 -2 5 0 -3 0 0 -3 5 0 -4 0 0 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 U n i te d S ta te s , D e p o s it R a te s , E u ro d o lla r , 1 M o n th , Yi e ld , A ve r a g e , U S D [ - G e rm a n y, In te r b a n k R a te s , E U R IB O R , 1 M o n th , F i xi n g , E U R ] G e r m a n y, S p o t R a te s , U S D /D E M , C lo s e [a r 1 m o n th , * -1 ] S o u rc e : R e u te rs E c o W i n Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 114 März 2009 Übungsaufgaben Krugman/Obstfeld, Kapitel 13, Aufgabe 4 Krugman/Obstfeld, Kapitel 13, Aufgabe 6 Krugman/Obstfeld, Kapitel 13, Aufgabe 10 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 115 März 2009 Übungsaufgabe 8.1 Geben Sie bitte an, ob die Aussagen richtig oder falsch sind und erklären Sie kurz ihre Antwort. Der Devisenmarkt befinde sich im Gleichgewicht. Der erwartete Wk (Ee$/€) sei unverändert. Eine unerwartete Erhöhung von E$/€ führt zu einer Erhöhung der erwarteten Rendite von Dollars in €Anlagen. Die Theorie der ungedeckten Zinsparität ist ein gutes Instrument zur Prognose der Entwicklung der Wechselkurse. Sie werden von ihrem Freund gefragt, ob er lieber einen Bundesschatzbrief (i€ = 6%) oder eine amerikanische Staatsanleihe kaufen soll (i$ = 4%). Angesichts der aktuellen Ereignisse gehen Sie von einer Abwertungsrate des € von 3% aus. Daher empfehlen Sie ihm, die amerikanische Staatsanleihe zu kaufen. Der Terminkurs hängt von der erwarteten Wechselkursentwicklung ab. Das Zinsniveau in der Schweiz war in der Vergangenheit häufig niedriger als in Deutschland. Derzeit betragen die Kreditzinsen in der Schweiz 5% und in Deutschland 8%. Sie wollen Sich ein Haus kaufen und ihr Anlageberater schlägt ihnen eine Finanzierung in der Schweiz vor. – Wenn Sie nur die Zinsdifferenz betrachten könnten Sie bei einem Kreditvolumen von 200.000€ jährlich 5000€ Zinsen sparen. – Sie sollten sich also in jedem Fall auf dieses Geschäft einlassen. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 116 März 2009 Übungsaufgabe 8.2 Betrachten Sie die jüngste Entwicklung (seit Anfang des Jahres 2008) des Wechselkurses ($/€) auf der homepage der EZB: http://www.ecb.eu/stats/exchange/eurofxref/html/eurofxr ef-graph-usd.en.html Wie ist die Aufwertung des € im Dezember 2008 zu erklären? Nutzen Sie bei Ihrer Antwort die theoretischen Überlegungen zu den Determinanten des Wechselkurses. Hilft ihnen diese Theorie auch den Fall des Dollars zwischen Juli und November 2008 zu erklären? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 117 März 2009 Übungsaufgabe 8.3 Berechnen Sie die Eurorenditen folgender Vermögenswerte: Eine Aktie, deren Kurs innerhalb eines Jahres von 100 € auf 70 € fällt. Die Dividende (Gewinnausschüttung an die Aktionäre) beträgt 5€ pro Aktie. Eine Einlage in Höhe von 1000 Euro bei einer New Yorker Bank die zunächst zu einem Wechselkurs E$/€ von $1,50/1€ in USDollar umgetauscht werden muss. Der Zinssatz der amerikanischen Einlage beträgt Zinssatz 6% pro Jahr. Der Wechselkurs steigt im Verlaufe des Jahres auf $1,59/1€. Eine Anlage in Form eines Sparbriefs in Höhe von 1.000 Euro mit einer Verzinsung von 4%. Am Ende der Laufzeit des Sparbriefs ist eine Bearbeitungsgebühr von 10 Euro zu zahlen. Sie kaufen in Deutschland ein Bild im Wert von 10.000€. Nach einem Jahr verkaufen Sie das Bild in London für 9999 Pfund. Der Wechselkurs EPfund/€ beträgt zu der Zeit 0,9. Wie hoch ist die Eurorendite des Geschäfts? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 118 März 2009 Wie ergibt sich der Terminkurs? Annahme: Wenn mit $ eine €-Anlage gekauft wird, wird mit Hilfe eines Devisenterminhandels im Vorfeld der Preis für den Rückkauf von $ festgelegt. der Kauf der €-Anlage ist gedeckt, d.h. gegen unerwartete Kursschwankungen abgesichert. Der Terminkurs wird durch folgendes Gleichgewicht herbeiführen: R$ = R€ + (F$/€ - E$/€)/E$/€ (gedeckte Zinsparität) Im Gegensatz zur ungedeckten Zinsparität (siehe vorne) ist die gedeckte Zinsparität zwangsläufig immer erfüllt Warum? Wenn die gedeckte Zinsparität nicht erfüllt ist, dann wären risikolose Arbitragegewinne möglich. Sobald diese Gewinne realisiert werden, findet eine Anpassung der WK und somit eine Bewegung hin zur gedeckten Zinsparität statt. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 119 März 2009 Arbitragegewinne: Grundidee Anlage eines Betrags X in € auf ein Jahr muss den gleichen Ertrag bringen wie (1) Umtausch des Betrags in $ zum Kassakurs E$/€ (2) Anlage des $-Betrags auf ein Jahr und (3) Verkauf der $ gegen € heute per Termin zum Terminkurs in einem Jahr Wenn die Anlage in $ einen geringeren Ertrag erbringt, wird niemand mehr $-Anlagen kaufen € wird aufgewertet (weil heute mehr € nachgefragt werden) und der Terminkurs sinkt (da morgen mehr € verkauft werden) Evtl. reagieren auch die Zinsen (R€ sinkt und R$ steigt) Wechselkursanpassungen führen zum Ausgleich der Renditen Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 120 März 2009 Arbitrage: Konkretes Beispiel i€ = 3,25 % i$ = 5,25 % E = 1,25 $/€ Frage 1: Gibt es Arbitragegewinne, wenn der Terminkurs F$/€ = 1,3 beträgt? Frage 2: Wie werden sich der Kassa- und der Terminkurs anpassen? Frage 3: Wie hoch muss der Terminkurs sein (bei gegebenem Kassakurs), damit die Anleger keine Arbitragegeschäfte mehr machen können? Frage 4: Warum gibt es immer nur einen Kassa- und Terminkurs? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 121 März 2009 Zusammenfassung der Zinsparitätentheorie dient der kurzfristigen Bestimmung der Wechselkurse Gedeckte Zinsparitätentheorie (covered interest parity; CIP). – – – – – R$ = R€ + (F$/€ - E$/€)/E$/€ Transaktionen sind keinem Wechselkursrisiko ausgesetzt Empirisch immer nahezu perfekt erfüllt. Terminkurse werden aus Zinsdifferenzen errechnet. Abweichungen würden risikolose, hohe Gewinne erzeugen, durch die das Gleichgewicht über Arbitragehandlungen sofort wieder herbeigeführt werden würde. Ungedeckte Zinsparitätentheorie (uncovered interest parity; UIP). – – – – R$ = R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ Transaktionen unterliegen dem Wechselkursrisiko Empirisch nicht immer erfüllt Ursachen ? Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 123 März 2009 Zinsen und WK ($/ Peso) in USA und Mexiko 180% 18.0 160% 16.0 140% 14.0 120% 12.0 100% 10.0 80% 8.0 60% 6.0 40% 4.0 20% 2.0 0.0 0% 1984 M12 1986 M12 1988 M12 1990 M12 1992 M12 USA 1994 M12 1996 M12 Mexico 1998 M12 2000 M12 2002 M12 2004 M12 WK ($/ Peso) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 124 März 2009 8.3 Kaufkraftparitätentheorie dient der langfristigen Bestimmung der Wechselkurse „Law of one price“ – Gesetz der Preisunterschiedslosigkeit eines homogenen Gutes unter Berücksichtigung von Transportkosten – Abweichungen führen zu Arbitrage-Prozessen (Handel), die den Ausgleich wieder herbeiführen Bei unterschiedlichen Währung gilt: pi,€ = (1/E$/€) pi,$ – Jeans in Frankfurt: 80 EUR, E$/€= 1,25 USD/EUR, Jeans in New York: 100 $ – Annahme: keine Transportkosten, keine Zölle, handelbar Wenn zwei Länder identische Warenkörbe haben, die Transportkosten und Zölle gleich Null sind und wenn alle Güter handelbar sind, lässt sich aus dem „law of one price“ eine „purchasing power parity“ (PPP) herleiten: – – – – P = (1/E$/€) P* P = Preis des inländischen Warenkorbs in EUR P* = Preis des ausländischen Warenkorbs in USD E$/€ = P*/P Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 125 März 2009 Der Big Mac Index Preisunterschiede in % des USUS-Big Macs -16.0 Portugal -8.1 Griechenland -8.1 Italien -6.5 Niederlande Österreich -5.6 -5.3 Deutschland 1.4 Spanien 1.4 Frankreich 7.7 Belgien 9.3 Luxemburg Irland 10.9 18.8 25 20 Finnland 15 10 5 0 http://www.auslandsjahr.eu/2007/04/01/big-mac-index-fur-europa-was-ist-ihr-geld-in-der-eu-wert/ -5 -10 -15 -20 Preisunterschiede innerhalb Europa (Stand 1.1.2008) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 127 März 2009 Ist die PPP ein stabiles Gleichgewicht? Ja, solange Arbitrage-Handel stattfindet Wenn die Produkte in den USA teurer werden (Inflation) ⇒ verschlechtert sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes (US-Produkte werden im Ausland weniger nachgefragt, USA kauft mehr im Ausland ein) ⇒ Nachfrage nach amerikanischen Produkten sinkt P sinkt. ⇒ es kommt zu einem Defizit in der Leistungsbilanz (Exporte der USA sinken relativ zu den Importen) ⇒ und damit zu einer Abwertung des Dollar. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 128 März 2009 Zurück zu den realen Wechselkursen Absolute Version: – Q= E$/€ (P/P*) – Aufwertung des realen Wechselkurses bedeutet schlechtere Wettbewerbsfähigkeit. – Bei Gültigkeit der PPP ist Q immer gleich 1. Relative Version: – – – – ∆q= ∆ E$/€ + π – π* Reale Aufwertung bedeutet schlechtere Wettbewerbsfähigkeit. Bei Gültigkeit der relativen PPP ist ∆q immer gleich 0. Relative PPP lässt Kaufkraftunterschiede zu Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 129 März 2009 Inflationsraten in Deutschland und den USA CPI = consumer price in index = Inflationsrate 550 500 450 400 197 70=100 350 300 250 200 150 100 50 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 Germany, DEW/DEU CPI All items [rebase 1970 = 100.0] United States, All items [rebase 1970 = 100.0] Source: Reuters EcoWin Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 130 März 2009 Tatsächlicher $/€ $/€-Wechselkurs und Kaufkraft--ParitätenKaufkraft Paritäten-Wechselkurs 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 Purchasing power parity, local currency per USD Exchange rate, local currency per USD Source: Reuters EcoWin Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 131 März 2009 Gründe für die Abweichungen von der PPP Anteil der nicht handelbaren Güter am Verbraucherpreisindex ist hoch (→ Big Mac-Index) Preisindizes unterscheiden sich zwischen den Ländern Transportkosten werden vernachlässigt Zölle (sehr hoch im Textilbereich) Exporteure halten die Preise in Währung des Ziellandes konstant, auch wenn sich die Wechselkurse ändern („Pricing-to-market“) – Verlust von Marktanteilen soll vermieden werden (exportierte Menge bleibt gleich). – Wechselkursänderungen schlagen sich auf Einnahmen in heimischer Währung nieder. – Eröffnet die Möglichkeit für Arbitrage (sofern diese nicht durch Handelsbeschränkungen unterbunden werden) Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 132 März 2009 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 133 März 2009 Übungsaufgabe 8.4 Geben Sie an, ob die Aussagen richtig oder falsch sind. Es kann durchaus sein, dass die inländische Währung gegenüber der Währung eines anderen Landes nominal abwertet, real jedoch aufwertet. Eine Aufwertung des realen Wechselkurses verschlechtert die internationale Wettbewerbsfähigkeit Das Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt, das sich im Sinne der gedeckten Zinsparität ergibt, kann aufgrund des massiven und anhaltenden Exportrückgangs (siehe Außenhandelsdefizit der USA) und der damit verbundenen sinkenden Nachfrage nach Dollar langfristig gestört sein. Wenn die Kaufkraftparitätentheorie gilt, ist die Kaufkraft in allen Ländern identisch. Der Terminkurs F$/€ für den 1.8.2009, der sich am 1.8.2008 an den Devisenmärkten gebildet hat, ist gleich dem Kassakurs E$/€ vom 1.8.2009. Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Semester Prof. Dr. Elke Wolf, Fakultät 09, [email protected] Seite 134 März 2009