AUSWERTUNG UND ANALYSE DER UNTERNEHMENSBEFRAGUNG 2014 Stadt Minden INHALTSVERZEICHNIS Einleitung ........................................................................................................ 3 Ausgangslage ....................................................................................... 4 1. 2. Indikatoren der Wirtschaftsförderung ................................................. 4 3. Methodisches Vorgehen ....................................................................... 5 3.1 Ziel und Zielgruppe der Befragung ....................................................... 5 3.2 Methodisches Vorgehen ....................................................................... 5 3.3 Fragebogenstruktur ............................................................................. 5 4. Auswertung der Umfrage 2014 ............................................................ 7 4.1 Informationen über die Unternehmen .................................................. 7 4.2 Beurteilung des Betriebsstandortes ................................................... 11 4.3 Beurteilung der Wirtschaftsförderung ................................................ 16 5. Fazit ................................................................................................... 17 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: Beteiligung an der Umfrage im Vergleich 2012/2014 ...........................7 Unternehmensgrößen der teilnehmenden Betriebe 2014 ......................7 Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Standort im Vergleich 2012/2014 ......................................................................8 Probleme bei der Stellenbesetzung 2012/2014 ...................................9 Gewünschte Qualifikation bei Auszubildenden 2014 .......................... 10 Systematisierung von Standortfaktoren ........................................... 11 Die 10 wichtigsten Mindener Standortfaktoren 2014 ......................... 12 Die Plätze 11-25 der bewerteten Mindener Standortfaktoren 2014 ...... 13 Vergleich der TOP 5 der Zufriedenheit 2012-2014............................. 13 Zufriedenheit mit den Standortbedingungen insgesamt 2012-2014 ..... 14 Cluster Standortspezifischer Probleme 2014 ..................................... 14 Gründe für eine positive Entwicklung des Wirtschaftsraumes 2014 ...... 15 Gründe für eine negative Entwicklung des Wirtschaftsraumes 2014..... 15 Gewünschte Aktivitäten der Wirtschaftsförderung 2014 ..................... 16 2 Einleitung „Die wirtschaftliche Entwicklung Mindens kommt den Unternehmen ebenso wie den Menschen zugute. Bürgerinnen und Bürger, Politik, Verwaltung und Unternehmen entwickeln partnerschaftlich Werte für Wirtschaft und Arbeit der Zukunft und setzen sie gemeinsam um.“ So lautet die Vision zum Kapitel „Aktive Gestaltung der Wirtschafts- und Arbeitswelt“ im Leitbild für die Stadt Minden, die die Stadtverordnetenversammlung am 15. Dezember 2000 beschlossen hat. Sie macht zweierlei deutlich: Die Schaffung guter Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Arbeit in unserer Stadt wird als gemeinsame Gestaltungsaufgabe der Kommune und ihrer Akteure begriffen. Erfolg oder Misserfolg dabei beeinflussen unmittelbar die Lebensqualität der Menschen, die hier leben. Und: Auch Wirtschafts- und Standortentwicklung sollen sich an gemeinsamen Werten orientieren und sind kein Selbstzweck. Im Mittelpunkt steht auch hier der Mensch. Vor diesem Hintergrund basiert auch das Wirtschaftsförderungskonzept der Stadt Minden auf einem stadtgesellschaftlichen Dialog der Akteure und knüpft am strategischen Zielsystem der Stadt an. In diesem Kontext soll es weiterentwickelt werden und ist insoweit ein dynamisches Konzept. Es will damit auch künftig sich verändernde Rahmenbedingungen berücksichtigen und sich grundsätzlich an den spezifischen Stärken des Standortes orientieren. Minden ist ein ausgezeichneter Standort zum Leben und Arbeiten – und das soll auch so bleiben. Damit dies so bleibt, gilt es, im Dialog mit den Unternehmen die richtigen Dinge richtig zu tun. Wenn man wissen will, ob man die richtigen Dinge tut, muss man den Blick auf die Ergebnisse des Handelns richten. Die jetzt zum zweiten Mal durchgeführte Befragung der Mindener Unternehmen stellt hierfür eine gute Grundlage dar. Michael Buhre Bürgermeister 3 1. Ausgangslage Im Rahmen der Aufstellung des Wirtschaftsförderungskonzeptes wurden die Unternehmen im Jahr 2012 über verschiedene Aspekte des Wirtschaftsstandortes Minden befragt. Verwertbares Datenmaterial lag bis zu diesem Zeitpunkt nicht vor. Eine letzte Befragung über Aspekte des Wirtschaftsstandortes erfolgte durch die Industrie- und Handelskammer im Jahr 2003. Die Ergebnisse der durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Minden im Jahr 2012 durchgeführten Befragung flossen in den weiteren Prozess ein und bilden neben dem Dialog mit Unternehmen, Instituten, Verbänden und Politik eine der wichtigsten Grundlagen für das Handeln der städtischen Wirtschaftsförderung auf der Basis des gemeinsam erarbeiteten Wirtschaftsförderungskonzeptes. Im Wirtschaftsförderungskonzept ist die Umfrage unter dem Punkt 3.1.1 „Bestandspflege“ als Maßnahme zu finden. 2. Indikatoren der Wirtschaftsförderung Wichtige Hinweise für die Wirtschaftsförderung über die allgemeine Standortentwicklung ergeben sich aus den Statistiken zur Erwerbstätigkeit, Arbeitslosenquote, Pendelerrechnung und Gewerbesteuereinnahmen sowie anderen Indikatoren. Diese werden zum Teil im Wirtschaftsförderungskonzept eingehend diskutiert und fortgeschrieben. Bei zahlreichen Kennzahlen der Wirtschaft sind Wechselwirkungen und Zielkonflikte unter den Kennzahlen zu berücksichtigen. Eine Erfolgskontrolle kommunaler Wirtschaftsförderung stellt aufgrund der komplexen Wirkungszusammenhänge und der schwer steuerbaren Einflüsse in diesem Bereich eine Herausforderung dar, da es zunächst gilt, geeignete Indikatoren und Kennzahlen zu definieren.1 Die positive Entwicklung in den oben genannten Statistiken stellt jedoch zumindest einen Trend dar. Diese Kennzahlen beschreiben den Standort und die Entwicklung im Allgemeinen. Ein direkter unmittelbarer Einfluss auf den Verlauf kann durch die Tätigkeiten der Wirtschaftsförderung nicht nachgewiesen werden. Diese unterliegen dem unternehmerischen Handeln vor Ort. Die Wirtschaftsförderung kann aber die Rahmenbedingungen für das unternehmerische Handeln positiv beeinflussen und damit ihren Beitrag zu einer erfolgreichen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Minden leisten. Um diese Leistung erbringen zu können, sind Kenntnisse über die Bedürfnisse der Wirtschaft notwendig. Dazu dient neben anderen Instrumenten der Bestandspflege die Umfrage. 1 Vgl.: Inauguraldissertation „Erfolgskontrolle in der kommunalen Wirtschaftsförderung – Analyse und Modifikation einer fragwürdigen Forderung, Gabrielle Ackermann, JohannesGutenberg Universität Mainz, 2012 4 3. Methodisches Vorgehen 3.1 Ziel und Zielgruppe der Befragung Ziel der Untersuchung war zum einen, eine empirische Grundlage für die Aufstellung des Wirtschaftsförderungskonzeptes zu erhalten; zum anderen dient die zweijährige Wiederholung der Befragung der Weiterentwicklung des Konzeptes und ist ein Controlling-Instrument für die Arbeit in der Wirtschaftsförderung. Als Grundgesamtheit für die Fragestellungen der Wirtschaftsförderung wurde eine Stichprobe aus Mindener Unternehmen sowie Unternehmen mit einem Standort in Minden definiert. Andere Auswahlkriterien wurden seitens der Wirtschaftsförderung nicht festgelegt. In der Teilerhebung wurden jedoch die größten Arbeitgeber in dem Grundgesamt als gesetzt definiert. 3.2 Methodisches Vorgehen Der Fragebogen „Ihre Meinung zählt für eine starke Wirtschaft!“ wurde im Jahr 2012 entwickelt und inhaltlich für die beiden Umfragerunden in den Jahren 2012 und 2014 genutzt. Für die Umfrage wurde ein sechswöchiger Zeitraum von Mitte August bis Ende September gewählt. Der Fragebogen wurde mit einem Rückumschlag postalisch an die Unternehmen versandt. Mitte September wurde noch einmal bei den Unternehmen telefonisch an die Umfrage erinnert und der Befragungszeitraum bis zum 15. Oktober 2014 erweitert. Die Auswertung der Fragebögen ergab u. a., dass vereinzelt die Digitalisierung des Verfahrens gewünscht wird. Entsprechendes ist seitens der Wirtschaftsförderung für die nächste Umfragerunde im Jahr 2016 zu prüfen. 3.3 Fragebogenstruktur Insgesamt beinhaltet der Fragebogen neben den allgemeinen Adressinformationen 20 Fragen, die sich in drei Haupteile untergliedern lassen. Es handelt sich um eine Kombination aus geschlossenen2 und offenen Fragestellungen. 2 Bei geschlossenen Fragen sind die Antwortmöglichkeiten vorgegeben (z. B. ja/nein/weiß nicht) bzw. definiert, entweder durch die Frage selbst, oder durch die explizite Nennung der zur Auswahl stehenden Antworten. 5 Im ersten Teil werden allgemeine Informationen über das Unternehmen erfragt, wie beispielsweise die Branchenzugehörigkeit und die Beschäftigtenanzahl sowie Fragen nach der Fachkräfteentwicklung in den Unternehmen, betrachtet nach Fachkräften und zukünftigen Fachkräften, sprich Auszubildenden, gestellt. Im zweiten Teil werden die Unternehmen gebeten, ihren Betriebsstandort zu bewerten. Insgesamt sind hierbei 24 Standortfaktoren durch die Teilnehmer zu gewichten und bewerten. Dieser Teil beinhaltet des Weiteren die Fragen nach standortspezifischen Problemen und nach der Einschätzung zur Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Minden. Im abschließenden Teil wird die Frage nach dem Handeln der Wirtschaftsförderung der Stadt Minden gestellt. 6 4. Auswertung der Umfrage 2014 4.1 Informationen über die Unternehmen Im Rahmen der zweiten Umfrage „Ihre Meinung zählt für eine starke Wirtschaft“ wurden insgesamt 740 Betriebe angeschrieben. 112 Unternehmen haben einen ausgefüllten Fragebogen zurückgesandt. Dieses entspricht einer Rücklaufquote von 15,14 %. Im Vergleich zur ersten Befragung ist die Rücklaufquote um 0,86 % gesunken. In absoluten Zahlen hat sich die Beteiligungsquote von 72 auf 112 Fragebogen erhöht. 50 % der Unternehmen, die 2012 an der Umfrage teilgenommen haben, waren auch im Jahr 2014 Teilnehmer. Abbildung 1: Beteiligung an der Umfrage im Vergleich 2012/2014 Die Unternehmensgrößen der Umfrageteilnehmer beginnen beim Ein-PersonenUnternehmen und reichen bis hin zum größten privatwirtschaftlichen Arbeitgeber mit rund 2.150 Angestellten. 11 k.A. 3 Betriebe über 500 Mitarbeitern Betriebe mit bis zu 499 Mitarbeitern 13 Betriebe mit bis zu 100 Mitarbeitern 13 35 Betriebe mit bis zu 50 Mitarbeitern 37 Betriebe mit bis zu 10 Mitarbeitern 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Abbildung 2: Unternehmensgrößen der teilnehmenden Betriebe 2014 7 Die 112 Unternehmen beschäftigen insgesamt 18.184 Arbeitnehmer. Am Standort Minden sind 9.250 Personen tätig. Dieses entspricht einem Anteil von rund 26 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Minden. Mehr als jedes vierte Beschäftigungsverhältnis, rund 28 %, wird in Teilzeit ausgeübt. Insgesamt bilden die Unternehmen 716 Jugendliche zu Fachkräften aus. 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 9.250 4.781 Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ca. 26 % 2.589 1.811 477 Anzahl der Beschäftigten am Standort davon Teilzeitbeschäftigte 716 davon Auszubildende Abbildung 3: Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Standort im Vergleich 2012/2014 34,82 % der Unternehmen hatten im Umfragezeitraum offene Stellen zu besetzen. Die Qualitätsanforderungen bei den offenen Stellen sind im Vergleich zum Jahr 2012 relativ stabil geblieben. So sind 13 % der offenen Stellen für Hilfsarbeiter ausgeschrieben, 65 % der Stellen setzen eine abgeschlossene Berufsausbildung voraus und für 22 % der Stellen ist ein abgeschlossenes Fachhochschul- oder Universitätsstudium notwendig. 8 Die Frage Nr. 6 „Konnten Sie alle ausgeschriebenen Stellen besetzen?“ haben 30 Unternehmensrepräsentanten mit „Nein“ beantwortet. Die Hindernisse, die genannt wurden, sind in Abbildung 3 dargestellt. Unter die Formulierung „Mangelnde Qualifikation“ wurde die fehlende Qualität einer ausgebildeten Fachkraft subsummiert. Dem Bereich „Mangelnde Quantität“ wurde die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen zugeordnet. Als weitere Gründe für die Nichtbesetzung von ausgeschriebenen Stellen wurden Fachkräftemangel (fehlende Ausbildung), persönliche Kompetenz des Bewerbers und der Standortnachteil Minden benannt. 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 37% 35% 31% n2012=20 n2014=35 Mehrfachnennungen 30% 15% 14% 14% 10% 10% 3% Mangelnde Qualifikation Mangelnde Quantität Fachkräftemangel 2012 Persönliche Kompetenz Standortnachteil Minden 2014 Abbildung 4: Probleme bei der Stellenbesetzung 2012/2014 9 Ein probates Mittel zur Vorbeugung des Fachkräftemangels ist die eigene Ausbildung. 70,5 % der Befragten sind Ausbildungsbetriebe. Jeder fünfte Betrieb (20,11 %) bietet Ausbildungsberufe für Bewerber mit einem Hauptschulabschluss an. Für 38,51 % der Ausbildungsbetriebe ist die mittlere Reife entscheidend. Die Studienberechtigung wird von 41,37 % als Mindestqualifikation angesehen. Neben den rein schulischen Qualifikationen bezieht sich die Umfrage auch auf die erforderlichen persönlichen Kompetenzen potentieller Bewerber. Abbildung 5 zeigt die vielfältigen Anforderungen an einen Auszubildenden auf. Zuverlässigkeit Gewissenhaftigkeit und genaues Arbeiten Interesse und Aufgeschlossenheit Lern-und Leistungsbereitschaft Engagement und Eigeninititative Kooperatives Verhalten im Team Rechenfertigkeit angemessenes Sozial- und Umgangsverhalten Belastbarkeit Ausrucksfähigkeit Selbständiges Arbeiten Konfliktfähigkeit Kritikfähigkeit Konstruktiver Umgang mit Problemen 0% sehr wichtig 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% wichtig eher unwichtig unwichtig Abbildung 5: Gewünschte Kompetenzen bei Auszubildenden 2014 10 4.2 Beurteilung des Betriebsstandortes Wie bereits in Abschnitt 2 „Indikatoren der Wirtschaftsförderung“ beschrieben, kann die Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für das unternehmerische Handeln aktiv positiv beeinflussen. Standortfaktoren sind entscheidend für die Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes. Die Standortfaktoren können nach dem Grad der Spezifität in allgemeine und spezielle sowie nach Grad der Quantifizierbarkeit in harte und weiche unterschieden werden. Allgemeine Standortfaktoren haben eine branchenübergreifender Bedeutung, spezielle Standortfaktoren sind von sektrospezifischer Bedeutung. Die harten Standortfaktoren schlagen sich unmittelbar in Kosten für den Wirtschaftstreibenden nieder. Die weichen Standortfaktoren lassen sich nicht unmittelbar in Kosten-Nutzen-Analysen quantifizieren, sondern stellen alle Faktoren dar, die auf dem individuellen Raumempfinden der Menschen in ihrer Lebens- und Arbeitswelt basieren3. Standortfaktoren Systematisierung Grad der Quantifizierbarkeit Grad der Spezifität Allgemeine Standortfaktoren Spezielle Standortfaktoren Transportbedingungen, Verkehrsanbindung, Fläche und Gebäude, Verfügbarkeit und Kosten der Arbeitskräfte. Infrastruktur, Höhe von Steuern und Gebühren etc. Primärerer Sektor: Qualität und Beschaffenheit des Bodens, Marktnähe Sekundärer Sektor: Qualität der Arbeitskräfte, Verkehrsanbindung, Umweltschutzauflagen Tertiärer Sektor: Absatzmärkte, Kundenkontakt, Erreichbarkeit etc. Harte Standortfaktoren Nähe zum Kunden und Lieferanten sowie Unternehmen der gleichen Branche, Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten, Angebot an Betriebsflächen, Grundstücksressourcen, Lohnkosten, Entsorgungseinrichtungen, kommunale Wirtschaftsförderung, Gewerbesteuer Weiche Standortfaktoren Wohnqualität, kulturelles und Freizeitangebot, Umweltqualität, Zugang zu Naherholungsgebieten, gastronomisches Angebot, Kriminalitätsrate, Weiterbildungsmöglichke iten, soziale Einrichtungen, etc. Abbildung 6: Systematisierung von Standortfaktoren 3 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon; http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/standortfaktoren.html 11 Für die Umfrage der Mindener Wirtschaftsförderung wurden insgesamt 24 Standortfaktoren festgehalten. Des Weiteren wurde nach der Zufriedenheit mit den Standortfaktoren insgesamt gefragt. Aus den Antworten der Mindener Unternehmerschaft ergab sich folgendes Bild für die 10 der wichtigsten Standortfaktoren vor Ort: 69 1. Internetanbindung 2. Medizinische Versorgung 16 3. Nähe zu Hauptkunden 14 55 48 19 sehr gut 22 51 gut 20% 30% schlecht 30 40% 4 30 41 10% 12 0 63 14 0% 19 73 21 10. Preisniveau der Wohnflächen 7 28 18 9. Service der Stadtverwaltung 16 22 42 23 7. Mit dem Standort insgesamt 8. Lohn- und Gehaltsniveau 30 24 31 6. Überregionale Verkehrsanbindung 9 35 53 5. Örtliche Verkehrserschließung 31 26 14 13 4. Schulangebot 36 50% 60% 70% 6 21 80% 90% 100% sehr schlecht Abbildung 7: Die 10 wichtigsten Mindener Standortfaktoren 2014 Beispiel für die Leseart: Die Internetanbindung ist für die Umfrageteilnehmer der wichtigste Standortfaktor. Insgesamt sind mit der Internetanbindung am Standort rund 96 % der Unternehmen zufrieden, zirka 4 % der Betriebe bewerten den Standortfaktor als schlecht bis sehr schlecht. 69 Betriebe bewerten die Internetanbindung als sehr gut und 36 Betriebe als gut. Nur 3 Unternehmen bewerteten die Breitbandleistung vor Ort als schlecht, ein Unternehmen sogar als sehr schlecht. 12 Die Plätze 11 bis 25 der gewichteten Standortfaktoren 2014 sind Abbildung 8 zu entnehmen: 14 11. Verfügbarkeit von Wohnflächen 12. Kinderbetreuungsangebot 18 13. Preisniveau der Gewerbeflächen 18 29 33 37 28 43 14. Aus- und Weiterbildungsangebot 15 49 15. Angebot und Erreichbarkeit von Berufsschulen 13 53 16 16. Verfügbarkeit sonstiger Arbeitskräfte 20. Kultur- und Freizeitangebot 14 6 21. Angebot und Erreichbarkeit von Hochschulen 45 7 17 31 18 39 29 36 33 29 44 29 1 30 42 25 25. Nähe zu Forschungseinrichtungen 12 1 35 29 24. ÖPNV 13 43 26 25 23. Image der Stadt 13 50 14 22. Verfügbarkeit der Gewerbeflächen 5 28 47 19. Nähe zu Hauptlieferanten 21 37 44 18. Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte 22 26 34 17. Beiträge, Gebühren und kommunale Abgaben 14 29 21 40 12 29 39 56 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr gut gut schlecht sehr schlecht Abbildung 8: Die Plätze 11-25 der bewerteten Mindener Standortfaktoren 2014 Im Vergleich zu der ersten Umfrage im Jahr 2012 stellen sich die Top 5 der Zufriedenheit wie folgt dar: TOP 5 - Zufriedenheit mit den Standortfaktoren 2012 TOP 5 - Zufriedenheit mit den Standortfaktoren 2014 Platzierung nach Gewichtung 2014 1.Medizinsche Versorgung 1. Internetanbindung 1 2. Schulangebot 2. Beiträge, Gebühren und kommunale Abgaben 7 3. Nähe zum Hauptkunden 3. Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften 17 4. Internetanbindung 4. Preisniveau der Wohnflächen 5. Verfügbarkeit von Wohnflächen 4. Zufriedenheit mit dem Standort insgesamt 18 5. Örtliche Verkehrserschließung 5 Abbildung 9: Vergleich der TOP 5 der Zufriedenheit 2012-2014 13 Die kumulative Bewertung aller Standortfaktoren ist innerhalb der Unternehmerschaft gestiegen. Haben im Jahr 2012 noch 4 % die Gesamtheit der Standortbedingungen mit „sehr gut“ bewertet, so waren es im Jahr 2014 21 %. Mehr als jedes fünfte Unternehmen bewertet somit die Gesamtheit der Standortbedingungen mit „sehr gut“. Dieser positive Trend setzt sich ebenfalls bei der Bewertung „sehr schlecht“ fort. 81% 90% 80% 68% 70% 60% 50% 40% 21% 30% 20% 10% 11% 11% 4% 4% 0% 0% sehr gut gut schlecht 2012 sehr schlecht 2014 Abbildung 10: Zufriedenheit mit den Standortbedingungen insgesamt 2012-2014 Die Frage „ Gibt es standortspezifische Probleme, die Sie in Ihrer Unternehmenstätigkeit behindern?“ haben zirka 73 % der Unternehmer verneint. Rund 27 % der Teilnehmer, insgesamt 29 Unternehmen, haben vielfältige Antworten genannt. Aus diesen konnte folgendes Cluster gebildet werden: Cluster Absolute Nennungen Öffentliche Infrastruktur (meist fehlende kostenfreie Parkplätze) Standortattraktivität/Image Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Gebühren, Steuern, Abgaben Sauberkeit Baurechtliche Einschränkungen Fachkräftemangel Wertschätzung des Unternehmen vor Ort Schlechtes politisches Management 20 6 6 4 3 1 1 1 1 Abbildung 11: Cluster Standortspezifischer Probleme 2014 14 Diese positive Momentaufnahme wird jedoch durch die Erwartungen der zukünftigen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes getrübt. Zwar erwarten 37 % der Umfrageteilnehmer eine positive Weiterentwicklung des Standortes, was einer 3 %-igen Steigerung gegenüber dem Vergleichsjahr 2012 entspricht, jedoch erwarten 54 % der Unternehmen eine negative Entwicklung für den Wirtschaftsraum Minden. Von 9 % der Wirtschaftstreibenden wurde keine Angabe zu dieser Fragestellung gemacht. Für eine positive Entwicklung des Wirtschaftsraumes Minden sprechen neben der guten Stimmung in der Mindener Wirtschaft die städtischen Aktivitäten rund um die Verkehrsinfrastruktur, speziell der RegioPort Weser als auch der Fachhochschulstandort Campus Minden. Kriterien Stimmung in der Wirtschaft Verkehrsinfrastruktur, insb. RegioPort Weser Service der Stadtverwaltung Gute Gewerbe- und Industrieflächen Campus Minden Gute Unternehmenslandschaft Absolut 7 5 2 2 1 1 Abbildung 12: Gründe für eine positive Entwicklung des Wirtschaftsraumes 2014 Die negative Bewertung der Standortentwicklung wird maßgeblich durch die Innenstadt beeinflusst. Ebenso werden fehlende Ansiedlungen, schlechtes politisches Management, fehlende Angebote eines regionalen Zentrums, wie auch Abwanderungen4, Stillstand und das Verwaltungshandeln als Faktoren für einen negativen Trend genannt. Kriterien Innenstadtentwicklung Absolut 22 Keine/kaum Ansiedlungen 9 Schlechtes politisches Management 7 Angebote eines regionalen Zentrums fehlen 6 Verwaltungshandeln, incl. WiFö 4 Stillstand 4 Abwanderung 4 Steuern, Abgaben, Gebühren 3 Schlechtes Image 2 Förderung Kleinst- und Kleinunternehmen 1 Verkehrsinfrastruktur 1 Soziale Brennpunkte 1 Abbildung 13: Gründe für eine negative Entwicklung des Wirtschaftsraumes 2014 4 Meistnennung des Logistikbereichs der EDEKA 15 4.3 Beurteilung der Wirtschaftsförderung Der Bekanntheitsgrad der Wirtschaftsförderung der Stadt Minden ist seit der ersten Befragung im Jahr 2012 gestiegen: Waren im Jahr 2012 noch 65 % der Unternehmen mit der Wirtschaftsförderung vertraut, so sind es zwei Jahre später bereits 71 % der Unternehmen. Um einen Abgleich zwischen dem Handeln der Mindener Wirtschaftsförderung auf der Grundlage des Wirtschaftsförderungskonzeptes und den veränderten Anforderungen der Wirtschaft herzustellen, ist es sinnvoll die „gewünschten Aktivitäten der Wirtschaftsförderung“ abzufragen. Im Zusammenspiel mit den Ergebnissen aus den vorangegangenen Abschnitten müssen diese Resultate Einfluss auf das Handeln der Wirtschaftsförderung haben. 1. Investorenwerbung 2. Imagewerbung für die Stadt Minden 3. Beratung von Existenzgründern 4. Lotsenfunktion 5. Fördermittelberatung 6. Anwerbung von Arbeitskräften 7. Aufbau von Unternehmensnetzwerken 8. Energieberatung 9. Präsentation der Stadt auf Messen 10. Hilfe bei der Suche nach Gewerbeflächen/-immobilien 11. Kostenlose Produkt- und Dienstleistungsbörse im Internet 12. Organisation von Informationsveranstaltungen 13. Bereitstellung regionaler Struktur- und Wirtschaftsdaten 14. Präsentation gewerblicher Immobilienangebote im Internet 15. Unterstützung bei der Suche nach Kooperationenspartnern 0% sehr wichtig eher wichtig 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% eher unwichtig völlig unwichtig Abbildung 14: Gewünschte Aktivitäten der Wirtschaftsförderung 2014 Neben der Frage, welche Aktivitäten der Wirtschaftsförderung in der Stadt Minden zukünftig als wichtig erachtet werden, wurde in der Umfrage 2014 auch der aktuelle Bedarf des jeweiligen Unternehmens abgefragt. Diesbezüglich sind im Nachgang zu der Umfrage entsprechend zielgerichtete Ansprachen durchzuführen. 16 5. Fazit Die Mindener Unternehmen sind bei der Bewertung der Standortfaktoren in Summe zufrieden mit den Standortbedingungen in ihrer Stadt und das mit zunehmender Tendenz. Dies ist unter anderem auch eine Folge der Aktivitäten der Wirtschaftsförderung. Insbesondere am Beispiel des am höchsten gewichteten Standortfaktors „Internetanbindung“ zeigt sich dieses Wirken. So waren im Jahr 2012 „nur“ rund 80 % mit der Breitbandleistung am Standort zufrieden. Durch entsprechende Ausbaumaßnahmen der Breitbandinfrastruktur konnte die Zufriedenheit mit der „Vierten Infrastruktur“ von einem schon guten Wert auf jetzt sehr gute 96 % gesteigert werden. Dies entspricht Platz eins der Zufriedenheitsrangfolge. Aber auch die von vielen befürchtete negative Entwicklung des Standortes lässt sich analysieren. Hier zeigt sich eine Folge der schwierigen Diskussion um die Entwicklung des Einzelhandels in der Innenstadt. Die schwierigen Eigentumsverhältnisse, die uneinigen Akteure und Institutionen mit häufig konträren Interessen, die bei eigentlich gleicher Zielvorstellung zu mehr Gegen- als Miteinander führten und führen, geben hier Anlass zu Skepsis. Dies wird jedenfalls von rund 36 % der Befragten, die eine negative Entwicklung des Standortes befürchten, so beurteilt. Hier muss die Wirtschaftsförderung, insbesondere vor dem Hintergrund der letztendlich nicht erfolgreichen großen Einzelhandelsprojekte der letzten Jahre (z.B., Domhofgalerie und Einkaufszentrum Wesertor-Quartier), im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter „am Ball“ bleiben. Die Aktivität und Reichweite der Wirtschafts- und Standortförderung ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Bekanntheit der Wirtschaftsförderung soll aber noch deutlich steigen. Ein Zielwert von rund 85 % ist erstrebenswert und sollte in den nächsten vier Jahren durch kontinuierliches Arbeiten erreicht werden. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Unternehmensumfrage ein geeignetes Steuerungsinstrument der Wirtschaftsförderung darstellt, anhand dessen Erkenntnisse über die Standortfaktoren gewonnen und Verbesserungspotentiale abgeleitet werden können. Zusammen mit der dynamischen Fortschreibung des Wirtschaftsförderungskonzeptes im Dialog mit Politik, Unternehmen und Institutionen sowie dem jährlichen Bericht im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Minden sind hier geeignete Steuerungsinstrumente entstanden, die eine Erfolgskontrolle bis zu einem gewissen Grad ermöglichen. Es gibt Überlegungen, die Befragung im Jahr 2016 digital durchzuführen, um ggf. noch größere Rücklaufquoten zu erreichen. Eine Überarbeitung des Fragenkataloges sollte immer nur behutsam erfolgen, um auch künftig aussagekräftige Zeitreihen darstellen zu können. 17