Bedeutung der Kennzahlen: Kapitalumschlag Rentabilität des Eigenkapitals (Unternehmer-Rentabilität) Rentabilität des Gesamtkapitals (Unternehmungs-Rentabiltät) Umsatzrentabilität (Umsatzverdienstrate) Cash-flow Beurteilung der Anlagenfinanzierung (Investierung) Beurteilung der Zahlungsfähigkeit (Liquidität) _________________________________________________________________ Kapitalumschlag Zur Ermittlung der Kapitalumschlagshäufigkeit wird der Umsatz mit dem Eigen- oder Gesamtkapital (Eigen- und Fremdkapital) in Beziehung gesetzt: = Umsatzerlöse Eigenkapital Umschlagshäufigkeit des Gesamtkapitals = Umsatzerlöse Gesamtkapital Durchschnittliche Kapitalumschlagsdauer = __________360________ Kapitalumschlagshäufigkeit Umschlagshäufigkeit des Eigenkapitals Die Kapitalumschlagshäufigkeit gibt an, wie oft das eingesetzte Kapital über die Umsatzerlöse zurückgeflossen ist. Je rascher der Umschlagsprozess vor sich geht, desto geringer ist der erforderliche Kapitaleinsatz, da in kürzeren Abständen immer wieder Kapital vom Markt zurückfließt. Bei hoher Kapitalumschlagshäufigkeit kann man deshalb mit einem verhältnismäßig niedrigen Kapitaleinsatz zu einer entsprechend hohen Rendite und infolge des raschen Kapitalrückflusses zu einer günstigen Liquidität gelangen. Rentabilität des Eigenkapitals (Unternehmer-Rentabilität) Sie wird ermittelt, indem man den bereinigten Jahresgewinn zum durchschnittlich eingesetzten Eigenkapital in Beziehung setzt: Eigenkapital-Rentabilität = Gewinn * 100 Eigenkapital Risikoprämie. Vergleicht man die Eigenkapital-Rentabilität mit dem landesüblichen Zinssatz für langfristig angelegte Gelder, so stellt der Überschuss der Eigenkapitalverzinsung die Prämie für das Risiko (Unternehmerwagnis) dar: Eigenkapital-Rentabilität Zinssatz für langfristige Kapitalanlage = Risikoprämie (Unternehmerwagnisprämie) Die Eigenkapitalrentabilität sollte über die landesübliche Verzinsung hinaus zumindest auch das Unternehmerrisiko (Risikoprämie) abdecken Rentabilität des Gesamtkapitals (Unternehmungs-Rentabiltät) Das Gesamtkapital der Unternehmung wird in Beziehung gesetzt zum Gewinn zuzüglich der als Aufwand gebuchten Zinsen für das Fremdkapital. Das Gesamtkapital "erwirtschaftet" nämlich nicht nur einen Gewinn auf das investierte Eigenkapital, sondern darüber hinaus auch die Zinsen für das Fremdkapital: Gesamtkapital-Rentabilität = (Gewinn + Fremdkapitalszinsen) * 100 Gesamtkapital Steigerung der Eigenkapitalrendite durch zusätzliches Fremdkapital. Die Rentabilität des Gesamtkapitals wird ermittelt, um festzustellen, ob es sich lohnt, zusätzliches Fremdkapital für bestimmte Investitionen aufzunehmen. Solange der zu zahlende Fremdkapitalzins unter der Gesamtkapital-Rentabilität liegt, erhöht sich die Eigenkapitalverzinsung durch die Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals. In diesem Fall wirkt das zusätzliche Fremdkapital zugleich als "Hebel" für Steigerung der Eigenkapital-Rentabilität (Hebelwirkung). Ertrag (Verzinsung) des Gesamtkapitals = Gesamtkapital-Rendite * Gesamtkapital Ertrag des GK – Fremdkapitalszinsen = Ertrag (Verzinsung) des Eigenkapitals bei Aufnahme eines Kredites unter der Voraussetzung Fremdkapitalzins < GK-Rendite: Ertrag des GK ↑↑ Fremdkapitalszinsen ↑ Ertrag des EK ↑ bzw. EK-Rendite ↑ (Ertrag GK wächst schneller als FK-Zinsen....) Umsatzrentabilität (Umsatzverdienstrate) Die Kennzahl zeigt, wie viel Prozent der Umsatzerlöse dem Unternehmen als Gewinn für Investitionszwecke und Gewinnausschüttung zugeflossen sind; oder: wie viel € je 100€ Umsatzerlöse verdient wurden (Umsatzverdienstrate): Umsatz-Rentabilität = Bereinigter Jahresgewinn * 100 Umsatzerlöse Cash-flow Messziffer für die Selbstfinanzierungskraft des Unternehmens ist der Cash-flow (Kassenzufluss bzw. Kassenüberschuss). Sie gibt an, welche im Geschäftsjahr selbsterwirtschafteten Mittel dem Unternehmen zur Verfügung stehen für die - Finanzierung von Investitionen - Schuldentilgung - Gewinnausschüttung Zum Cash-flow zählen deshalb der Jahresüberschuss und alle nicht auszahlungswirksamen Aufwendungen des Geschäftsjahres, wie z.B. die Abschreibungen auf Anlagen und die Zuführung zu langfristigen Rückstellungen, vor allem Pensionsrückstellungen. Letztere stellen zwar juristisch Fremdkapital, wirtschaftlich jedoch eigenkapitalähnliche Mittel dar, da sie dem Unternehmen langfristig und zinslos zur Verfügung stehen + + = Jahresüberschuss Abschreibungen auf Anlagen Zuführungen zu langfristigen Rückstellungen Cash-flow Aussagefähigkeit. Der Cash-flow lässt erkennen, in welchem Umfang sich ein Unternehmen aus eigener Kraft finanziert. Aus Höhe und Entwicklung des Cash-flow können Rückschlüsse auf die Ertragskraft, Selbstfinanzierungskraft, Kreditwürdigkeit und Expansionsfähigkeit gezogen werden. Der Cash-flow ist deshalb aussagefähiger als die rein gewinnorientierten Rentabilitätskennziffern. Cash-flow-Kennzahlen. Sehr aussagefähig ist der Cash-flow, wenn man ihn zu den Umsatzerlösen in Beziehung setzt. In diesem Fall wird erkennbar, wie viel Prozent der Umsatzerlöse frei für Investitionszwecke, Kredittilgung und Dividendenausschüttung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus kann der Cash-flow auf das Nominalkapital, Eigen-, Fremdoder Gesamtkapital bezogen werden. Cash-flow-Umsatzverdienstrate = Cash-flow * 100 Umsatzerlöse Beurteilung der Anlagenfinanzierung (Investierung) Die Deckung (Finanzierung) des Anlagevermögens durch Eigenkapital (Deckungsgrad I) und durch das gesamte langfristige Kapital, also durch Eigen- und langfristiges Fremdkapital (Deckungsgrad II), ist zugleich ein wichtiger Maßstab zur Beurteilung der Kapitalausstattung und damit der finanziellen Stabilität des Unternehmens. Deckungsgrad I = Eigenkapital * 100 Anlagevermögen Deckungsgrad II = Langfristiges Kapital (EK + lgfr. FK) * 100 Anlagevermögen Goldene Bilanzregel. Das Anlagevermögen stellt in jedem Unternehmen langfristig gebundenes Vermögen dar. Es muss daher auch durch entsprechend langfristiges Kapital (Eigenkapital, Hypotheken, Darlehen u. a. ) finanziert werden. Damit wird sichergestellt, dass im Falle einer Krise keine Anlagegüter veräußert werden müssen, um den Tilgungsverpflichtungen termingerecht nachzukommen. Den Grundsatz der Fristengleichheit bezeichnet man auch als "Goldene Bilanzregel" oder "Goldene Bankregel". Deckungsgrad I. Die sicherste Deckung des Anlagevermögens ist natürlich das Kapital, das von den Gläubigern nicht zurückgefordert werden kann. Die Anlagendeckung ist daher als sehr gut zu beurteilen, wenn das Eigenkapital das Anlagevermögen voll deckt. Ausgezeichnet ist die Deckung, wenn das Eigenkapital darüber hinaus auch noch den "eisernen Bestand" des Vorratsvermögens finanziert. In der Praxis gibt es aber nur wenige Industriezweige, in denen das Anlagevermögen ganz durch Eigenkapital finanziert ist (z.B. Elektroindustrie). Deckungsgrad II. Reicht das Eigenkapital zur Finanzierung des Anlagevermögens nicht aus, so darf zusätzlich nur langfristiges Fremdkapital herangezogen werden (Goldene Bilanzregel!). Der Quotient der Anlagendeckung II muss dann mindestens 100% betragen, wenn eine volle Deckung durch langfristiges Kapital gegeben sein soll. Je mehr dieser Mindestwert überschritten wird, um so größer ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens. In diesem Fall finanzieren die langfristigen Mittel dann noch einen Teil des Umlaufvermögens. In jedem Fall müsste noch der eiserne Bestand des Vorratsvermögens langfristig finanziert sein. Beurteilung der Zahlungsfähigkeit (Liquidität) Liquidität ist die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens, die sich aus dem Verhältnis der flüssigen (liquiden) Mittel zu den fälligen Verbindlichkeiten ermitteln lässt. Es ist zu prüfen, ob die liquiden Mittel ausreichen, das kurzfristig fällige Fremdkapital zu decken. Denn Zahlungsunfähigkeit (Illiquidität) führt meist zum Konkurs. Die Liquiditätskennzahlen berücksichtigen den Grad der Liquidität. Die Liquidität I (1. Grades), auch Barliquidität genannt, setzt die flüssigen Mittel (Kasse, Bank- und Postbankguthaben, diskontfähige Besitzwechsel, börsenfähige Wertpapiere des Umlaufvermögens) ins Verhältnis zu den kurzfristigen Fremdmitteln. Die Liquidität II auch einzugsbedingte Liquidität genannt, berücksichtigt zusätzlich die Forderungen. Die umsatzbedingte Liquidität III setzt schließlich das gesamte Umlaufvermögen zum kurzfristigen Fremdkapital in Beziehung. Nach einer Erfahrungsregel sollte mindestens die Liquidität II eine volle Deckung des kurzfristigen Fremdkapitals bringen. Die Liquidität III müsste mindesten zu einer zweifachen Deckung (200%) führen. Liquidität I = flüssige Mittel * 100_____ kurzfristiges Fremdkapital Liquidität II = (flüssige Mittel + Forderungen) * 100 kurzfristiges Fremdkapital Liquidität III = Umlaufvermögen * 100__ kurzfristiges Fremdkapital Copyright © 2003 by Felizitas Ottemeier