An apple a day keeps the doctor away: wertvolle Pflanzenstoffe Der Karotte verleihen sie das leuchtende Orange, andere Pflanzen schützen sie vor Insekten und UV-Strahlen oder steuern ihr Wachstum: sekundäre Pflanzenstoffe. Immer mehr zeigt sich, welche wertvolle Funktion sekundäre Pflanzenstoffe in der Ernährung des Menschen haben. In winzigen Mengen schützen sie uns vor den unterschiedlichsten Krankheiten wie beispielsweise Krebs. Kann ich meine Gesundheit gezielt durch meine Ernährung positiv beeinflussen? Vorkommen und Bioverfügbarkeit Sekundärer Pflanzenstoffe Sekundäre Pflanzenstoffe (SPS) dienen Pflanzen als Farb-, Duft- oder Aromastoff, regulieren das Wachstum der Pflanzen oder dienen als Abwehrstoffe gegen Schädlinge und Krankheiten. Wir nehmen pro Tag etwa 1,5 g dieser Stoffe mit der Nahrung auf und profitieren damit ebenfalls von den positiven Eigenschaften der SPS. SPS sind vorwiegend in Früchten, Gemüsen, aber auch in Nüssen und Getreide zu finden. SPS werden in verschiedene Gruppen unterteilt. Die bekanntesten SPS sind Carotinoide. Diese sind beispielsweise in orangefarbigen Gemüsen (Karotten, Paprika …) oder Früchten (Grapefruit, Aprikosen …) zu finden. Interessanterweise enthalten Dosenfrüchte einen höheren Anteil an Carotinoiden als frische Früchte. Dies liegt daran, dass bei der Verarbeitung der Früchte die pflanzlichen Strukturen besser aufgeschlossen werden und so für den Körper besser verfügbar sind. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der gesunden Ellagsäure, welche sich vor 1 allem in frischen Beeren findet und zu den Phenolsäuren zählt, in Konfitüre wesentlich geringer als in frischen Früchten. Wie gut SPS vom Körper absorbiert und zum Zielorgan transportiert werden, wird durch die Bioverfügbarkeit angegeben. Hier gibt es grosse Unterschiede bei den verschiedenen Gruppen. Carotinoide sind, im Gegensatz zu Phenolsäuren, roh und ohne Zugabe von Fett nur sehr schlecht verfügbar. Dies erklärt auch, warum Dosenaprikosen gesünder sind als frische Früchte. Die gesunden Wirkstoffe werden also stark von der Bioverfügbarkeit und der Art der Zubereitung beeinflusst. Weitere Einflussfaktoren betreffen die Lagerung der Lebensmittel, die Transportbedingungen, Umweltfaktoren oder die Verarbeitung. Ist es gesünder, einen Apfel mit oder ohne Schale zu essen? Ein Apfel mit Kern hält den Doktor fern. Was ist dran an dieser These? Forscher haben nachgewiesen, dass SPS den Apfel so gesund machen. Äpfel enthalten einen hohen Anteil an Flavonoiden und Flavonen. Doch wer seinen Apfel schält, verliert jede Menge der wertvollen Substanzen. Denn Flavonoide befinden sich vorwiegend in der Schale. Apfelsaft enthält daher beispielsweise nur noch 10 % der gesunden SPS. Dies liegt daran, dass SPS der Pflanze helfen, sich vor Fressfeinden zu schützen, und diese greifen in erster Linie von aussen an. Wie wirken sich SPS auf unsere Gesundheit aus? Carotinoide, Phenolsäuren, Flavonoide oder Monoterpene besitzen eine antikanzerogene, die Krebsentstehung hemmende, Wirkung. Forscher konnten nachweisen, dass SPS Reparaturmechanismen fördern, welche Schäden an der DNA, unserem Erbgut, beseitigen. In manchen Fällen können Veränderungen in unseren Genen den Effekt der antikarzinogenen Wirkung beeinflussen, in anderen Fällen spielen genetische Veranlagungen keine Rolle. Die Aufnahme von Brokkoli schützte beispielsweise unabhängig vom Genotyp gegen Brustkrebs. Übermässiger Verzehr von SPS ist allerdings nicht zu empfehlen, denn die Schutzwirkung kann dadurch wieder verloren gehen. Es kommt also auf die richtige Menge an! 2 Neben der antikanzerogenen Wirkung besitzen SPS auch eine antioxidative Wirkung: In unserem Körper entstehen aufgrund von Umwelteinflüssen (Hitze, UV-Strahlung …) freie Radikale. Diese können unsere Zellen und insbesondere die darin liegenden Chromosomen schädigen. Dies kann dazu führen, dass manche Zellen entarten und Krebs bilden. Freie Radikale werden unter anderen auch für das Altern, für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Entzündungen verantwortlich gemacht. Antioxidantien besitzen die Fähigkeit, freie Radikale abzufangen und unschädlich zu machen. Massgeschneiderte Ernährung Unsere Ernährungsbedürfnisse sind sehr unterschiedlich und hängen von unserem Geschlecht, Alter, der erblichen Veranlagung und unserem Gesundheitszustand ab. Eine Wissenschaft, die erforscht, wie eine bestimmte Ernährung unser Erbgut beeinflusst, nennt sich Nutrigenomik. Die Nutrigenomik analysiert, wie unsere Gene reguliert und unser Stoffwechsel durch unsere Ernährung beeinflusst werden. Eine bestimmte Ernährung kann sich positiv auf unseren Körper auswirken und uns beispielsweise vor altersbedingten Erkrankungen schützen. Mit Hilfe der «Genom-Sequenzierung» oder der «Proteomik» können biologische «Fingerabdrücke» von gesunden, gefährdeten oder erkrankten Menschen erstellt werden. So lassen sich Krankheiten möglicherweise früher erkennen oder das Risiko, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, besser einschätzen. Personen mit ähnlichen genetischen Hintergründen können dann einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden, für die eine massgeschneiderte Ernährung entwickelt wird, welche sich positiv auf ihre Bedürfnisse auswirkt. Fünf am Tag Um möglichst viele, aber nicht zu viele der gesunden SPS mit der Nahrung aufzunehmen, wird empfohlen, täglich etwa fünf Gemüse- (400 g) oder Früchtesorten (250 g) unterschiedlicher Farbe zu verzehren. Karotten immer mit etwas Fett geniessen und am besten weich dämpfen, Äpfel und Birnen mit Schale essen und den Brokkoli ruhig auch mal roh essen. Möchten Sie mehr wissen? Dieses Thema kann auch als Schulbesuch gebucht werden! Anna Bozzi Nising: An apple a day keeps the doctor away 3