DataMining oder das Umwandeln von Daten in Informationen und Wissen. Im Kampf um den Kunden sind heute alle marktstrategischen Mittel und Wege willkommen. Deshalb wird ständig nach neuen und möglichst effektiven Wegen und Methoden gesucht, den Vorsprung vor Mitbewerbern zu halten bzw. zu vergrößern. Viele werbeaktive Unternehmen besitzen große Mengen an Daten von ihren Kunden, deren Kaufverhalten und Reaktionen. Das große Potential an Informationen und Wissen, das in diesen Daten liegt, wird oft in seinen Möglichkeiten nicht erkannt und auch in seiner strategischen Potenz nicht ausgeschöpft. Ein wichtiges Werkzeug zur Generierung dieser Informationen und des Wissens stellt das „Schürfen“ in den vorhandenen Daten, das DataMining dar. Es ist eine wesentliche Voraussetzung und die wichtige Vorstufe, um ein erfolgreiches CRM (Customer - Relationship - Management) durchführen zu können. In der Definition ist DataMining: die Untersuchung und Analyse von großen Datenmengen mit automatischen und semi-automatischen Prozessen, um vorher unbekannte, interessante und nützliche Abhängigkeiten zu finden. 2 Die Zielsetzung des DataMining im DialogMarketing Die Strategie, um Kunden zu gewinnen und zu binden, beruht auf dem Einsatz von persönlichen Daten und dem Erkennen von Verhaltensweisen, ohne die sich ein individueller Dialog nur sehr schwer durchführen lässt. Ausgereifte DataMining-Strategien analysieren die Kundeninformationen, ermitteln Kernzielgruppen und können damit den Dialog durch Einsatz unterschiedlicher Werbemaßnahmen optimieren. Im Idealfall des DataMining sollte sich auf der Suche nach Kunden oder Interessenten eine kongruente Musterbildung innerhalb der Datenbank zu vergleichbaren Daten und Adressengruppen ergeben. Doch eine komplette Deckungsgleichheit der Kernzielgruppe mit der Realzielgruppe hat den Nachteil, dass das Adressenpotential bis zur Unwirtschaftlichkeit schrumpfen kann. Das Ziel sollte es sein, mit DataMining eine möglichst große Annäherung an das Muster zu finden was dennoch genügend Raum lässt, neues, größeres Potential zu generieren um damit wirtschaftlichere, effizientere und bessere Ergebnisse zu erzielen. Der DataMining-Prozess. Die Anforderung an einen erfolgreichen DataMining–Prozess ist es, neue, handlungsrelevante Informationen aus Datenbanken zu gewinnen, um durch diese Erkenntnisse die optimalen markt-strategischen Entscheidungen zu treffen. Die einzelnen Phasen eines DataMining-Prozesses, die in intensiver Interaktion und im Dialog zwischen Unternehmen und Durchführendem ablaufen, können (nach Wilde 2000) aufgegliedert werden in: • • • • • • • Aufgabendefinition Auswahl der relevanten Datenbestände Datenaufbereitung Auswahl von DataMining-Methoden und deren Anwendung Interpretation und Evaluation der Ergebnisse (Mustererkennung) Anwendung der DataMining Ergebnisse (Kommunikation) Ständige Prozessoptimierung durch Änderungen und Bewertungen 3 Aufgabenstellung: DataMining im Direktmarketing Die DataMining-Prozesse lassen sich in einem Unternehmen in die unterschiedlichsten Entscheidungsebenen bzw. Bereiche einsetzen. Die Aufgabenstellung in dem Bereich Direktmarketing könnte lauten: • • • Wer sind die typischen Käufer eines bestimmten Produktes oder einer Produktgruppe? Ä (Versandhandel ) Was kennzeichnet die Abonnenten einer bestimmten Zeitschrift? Ä (Verlage) Wie unterscheiden sich die Nutzer bestimmter Dienstleistungsprodukte? Ä (Banken, Versicherungen, Makler, Reiseanbieter) Auswahl der relevanten Datenbestände Bei einer Vielzahl werbeaktiver Unternehmen stehen oft mehrere Datenbestände aus den unterschiedlichsten Abteilungen zur Verfügung. Diese sind zu sichten, um dann die richtige Auswahl der zielrelevanten Datenbestände zu treffen. Anschließend sollten die Bestände der zu Untersuchenden database zusammengeführt werden. Auf der Basis der vorgegebenen Aufgabenstellung erfolgt die Profilerstellung innerhalb dieser Database. Aus den Erfahrungen früherer Aktionen als auch aus Testaktionen mit kleineren Datenmengen die bereits durchgeführt wurden, können dann bedeutungsvolle Muster entdeckt werden die sich so als Strukturprofil auf große Datenmengen übertragen lassen. Nach der Profilierung erfolgt die Qualifizierung einer Kundendatenbank soweit die Datenfaktoren die zur Interpretation benötigt werden auch in der Datenstruktur der Database vorhanden sind. Hier ist auch festzulegen, welches Potential erreicht werden soll und wo die wirtschaftliche Grenze von Aufwand zum Ergebnispotential liegt, d.h., hier ist zu bestimmen, welche Selektionsfaktoren noch zusätzlich zu generieren sind oder auch, welche weniger zum Einsatz kommen und vernachlässigt werden können. 4 Datenaufbereitung Die Datenfaktoren oder Selektionsmerkmale die zur Interpretation und Optimierung in der Database vorhanden sind oder sein sollten sind sehr vielschichtig. Datenfaktoren zur Interpretation und Optimierung einer privaten Kundendatei, z.B.: • • • • • • • • • • • Geschlecht Besitz (Wohnung, Haus, Garten, Ferienbesitz) PLZ, Ort, Land, Region Mobile Situation (PKW, Lim. Marke) Wohngegend, soziales Umfeld Einstellung (konservativ, risikobereit) Gewohnheiten (Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten) Alter Familienstand Beruf Einkommen • • • • • • • • • • Kunde, Interessent (seit, einfach, mehrfach) Adressenquelle (Gewinnungsweg) Bestellmedien (Mailing, Print, E-Commerce, Telefon, TV) Interessen (Auto, Sport, Reisen, usw.) Kauf (Wert, Zahlungsweise) Kommunikation (Telefon, Fax, Email) Reaktionen (Reklamation, Korrespondenz) letzte Ansprache über Medien (Datum) Adress- und Situationsänderungen Kaufverhaltensmerkmale (wann wurde bestellt bzw. retourniert) Die Basis, auf der sich jede Strategie zum Kunden aufbaut, ist der Einsatz von persönlichen Daten und Verhaltensweisen, ohne die sich ein individueller Dialog nur sehr schwer durchführen lässt. Schon eine oberflächliche Aufzählung der Einflussfaktoren innerhalb einer Database, in welchem Umfang auch immer vorhanden, zeigt, wie aus einer Fülle von Faktoren eine Zielvorgabe zur Musterbildung für den DataMining-Prozess erstellt werden kann. Dabei sollte man bedenken, dass die Datenaufbereitung und Ergebnisnachbearbeitung mit sehr hohem zeitlichen Aufwand verbunden ist (ca. 80 % des gesamten Zeitaufwandes für einen DataMining-Prozess). Die im Unternehmen vorhandenen Daten lassen sich in einem hohen Maße als strategische Waffe nutzen, wenn es gelingt, die marktgerichteten Aktivitäten des Unternehmens bereichsübergreifend und damit ganzheitlich zu betrachten, zu analysieren und zu optimieren. Die Voraussetzung dafür ist, dass die in den unterschiedlichsten Bereichen des Unternehmens anfallenden Daten zu einem Datenmodell zusammengeführt werden. 5 DataMining-Methoden und deren Anwendung Beim DataMining werden die Datenbestände nach Regelmäßigkeiten, Mustern, Strukturen, Abweichungen und jeglicher Art von Beziehungen und gegenseitiger Beeinflussung untersucht. In diesem kreativen DataMining-Prozess werden in dem fortschreitenden Vorgang Hypothesen entwickelt und dann überprüft. Aus den verschiedenen DataMining–Verfahren sind diejenigen einzusetzen, die die jeweilige Aufgabenstellung: z.B. Optimierung des Einsatzes am besten erfüllen. Hier seien nur einige Verfahren aufgeführt: • Clusteranalyse • Faktorenanalyse • Assoziationsanalyse • Klassifikation o Diskriminanzanalyse o Entscheidungsbäume, o Regressionsanalyse o künstliche neuronale Netze. Die Anwendungsgebiete bezogen auf das Direktmarketing können sein: • Kundensegmentierung im Marketing für gezielte Werbemaßnahmen • Management von Kundenbeziehungen ( CRM) • Selektion von Zielgruppen für Marketingaktionen und Kampagnenmanagement • Web Usage Mining ( Personalisierung von Internetpräsenzen) • Wissensanalyse innerhalb von Database 6 Interpretation der Ergebnisse und Mustererkennung Die Herausforderung für die Unternehmen, die DataMining einsetzen, liegt nun darin, aus dem umfangreichen, oft nicht aufgearbeiteten Datenmaterial nützliche, für das Erkennen zukünftiger Strategien interessante und eindeutige Informationen zu erhalten. Mit der Auswertung der Ergebnisse aus den DataMining-Prozess können aus großen Datenbeständen Muster bzw. statistische Auffälligkeiten aufgespürt werden. So lassen sich z.B. Änderungen im Verhalten von Kunden- und Interessentengruppen aufspüren. Auch abweichendes Verhalten kann erkannt werden, worauf dann neue Kommunikationsstrategien auszurichten und anzuwenden sind. Diese Erkenntnisse aus Profilierung, Information und Wissen aus vorhandenen Datenstrukturen auch auf weitere Adressenlisten (innerhalb des Listbroking) zu projizieren wird die erweiterte Anforderung an das DataMining sein. 7 Fazit DataMining hat sich inzwischen zu einem der wichtigsten Managementthemen entwickelt und spielt als Instrument in der Wertschöpfung eines Unternehmens als Wissens- und Erkenntnisquelle, was durch die zukunftsweisende Strukturerkennung zu einer gut gepflegten CRM-Datenbank führt, eine entscheidende Rolle. Je genauer ein Angebot auf eine Kundenzielgruppe zugeschnitten wird, je präziser die Verwendungsgewohnheiten, Bedürfnisse, Reaktionsmuster und Verhaltensmerkmale vorhergesagt und als Wissen angewendet werden, desto besser ist die Kaufreaktion eines Kunden einzuschätzen. Damit entsteht ein Kunde, dessen Konsumpotential effizient und optimal durch gesteuerte Kommunikationsaktionen geweckt werden kann. Die automatische Gewinnung von Wissen kann durch das DataMining wirkliche Erkenntnisschätze zu Tage fördern. Ob und inwieweit sich das grundlegende Schürfen im eigenen „ Datenbergwerk“ lohnt, wird man jedoch immer erst nach der Ergebnis- und Responseanalyse wissen.