Die Anatomie des Hundes Teil 1: Der Bewegungsapparat Der Bewegungsapparat jedes Wesens dient der Stabilität seines Körpers und bildet die Voraussetzung für spontane Bewegungen. Dabei unterscheidet man den passiven Teil des Bewegungsapparates, bestehend aus Skelett, Gelenken und Bändern und den aktiven Teil, das Muskelsystem. Teil 2: Die inneren Organe Die Art und Funktion der Organe im Körper ist sehr vielfältig, es würde den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen, wollte man alle besprechen. Das Ziel ist vielmehr, jene Organe vorzustellen, die leider bei Hund und Katze immer wieder zu Problemen führen. Der Knochen Das Skelett besteht aus Einzelknochen, die je nach Lokalisation und Funktion kurz (Wirbel, Knochen von Vorderfusswurzel- und Sprunggelenk), platt (Schädelknochen, Schulterblatt) oder röhrenförmig (die meisten Gliedmassenknochen) sein können. Abbildung Skelett eines Hundes 1 Am Röhrenknochen umfasst die stabile Knochenrinde (Kompakta) die Markhöhle. In der Markhöhle befindet sich das Knochenmark, das zur Zeit der Geburt in allen Knochen der Bildung von roten Blutkörperchen dient. Später sind nur noch wenige Knochen (Rippen, Brustbein, Wirbel, Becken) zur Blutbildung befähigt, in den übrigen Knochen wird das rote Knochenmark durch gelbes Fettmark ersetzt. Zwischen dem Mittel- und den beiden Endstücken des Knochens befindet sich je eine Wachstumsfuge aus Knorpel. Wenn diese knorplige Zone verknöchert, ist das Lä¤ngenwachstum eines Knochens abgeschlossen. Der Anteil der einzelnen Wachstumszonen auf das Gesamtwachstum des Knochens ist sehr unterschiedlich, an der Elle beispielsweise trägt die untere Wachstumsfuge 85%, die obere nur 15% zum Längenwachstum bei. Der Bereich der Wachstumsfuge ist speziell anfällig, Schäden beeinträchtigen das Längenwachstum eines Knochens. Wenn nur eine Wachstumsfuge betroffen ist, so wird nach Möglichkeit die andere Wachstumsfuge desselben Knochens kompensatorisch vermehrt wachsen. Nicht überall laufen jedoch derartige Störungen so problemlos ab: da Speiche und Elle parallel verlaufen, kommt es bei einer Wachstumsfugenschädigung des einen Knochens zu Verkrümmungen, da auch das Wachstum des andern Knochens beeinträchtigt wird. Bei den chondrodystrophen Rassen Dackel und Basset schliessen sich die Wachstumsfugen aus noch nicht bekannten Gründen zu früh und es kommt damit zu einem gestörten Längenwachstum mit normalem Dickenwachstum des Knochens. Die Knochen bleiben in der Folge kurz und plump. Ganz aussen wird der Knochen von der Knochenhaut umgeben, die Gefässe und Nerven an den Knochen bringt. Mit Hilfe dieser Gefässe erfolgt die Heilung nach Frakturen. Dazu ist jedoch eine ausreichende Ruhigstellung der Fragmente unabdingbar, da sonst das Einsprossen von Gefässen verhindert wird. Von den Zellen der Knochenhaut aus erfolgt zudem die Zunahme an Durchmesser eines Knochens. Knochen befinden sich in einem ständigen Umbau, Auf- und Abbau verhalten sich etwas gleichmässig, je nach Belastung kann es aber auch zu einer Knochenverstärkung oder zu einem zu starken Abbau kommen. Das Gelenk Überall, wo Bewegungen zwischen zwei Knochen erfolgen sollen, sind die Knochen durch Gelenke verbunden. In diesem Bereich sind die Knochenenden von stossdämpfenden Gelenkknorpeln überzogen. Die bindegewebige Gelenkskapsel verbindet die Knochenenden und umfasst die Gelenkshöhle. Die zähflüssige und fadenziehende Gelenksschmiere in der Gelenkshöhle wird von den Zellen der Gelenkskapsel gebildet und dient neben der Verringerung der Reibung auch der Ernährung des Gelenksknorpels. An den meisten Gelenken führen Seitenbänder das Gelenk und verhindern somit allzu ausgedehnte Bewegungen. Verletzungen von Bändern, Gelenkskapseln und Knochenhaut sind sehr schmerzempfindlich! Abbildung 2: Schema eines Gelenks: b c d e f g Knochenenden Gelenksknorpel Gelenkskapsel Gelenkshöhle mit Gelenksschmiere Knochenhaut Seitenband Das Skelett Zum Skelett gehören der Schädel, die Vorder- und Hintergliedmasse und die Wirbelsäule. Die Vordergliedmasse des Hundes setzt sich aus dem Schulterblatt, dem Oberarm, Speiche und Elle, den Vorderfusswurzelknöchelchen, den Mittelhandknochen und den Zehenknochen zusammen. Die Verbindung mit dem Brustkorb ist nicht gelenkig, das Vorderbein ist gewissermassen nur durch Muskeln und Faszien am Rumpf aufgehängt. Dies steht im Zusammenhang mit der Biomechanik der Fortbewegung, indem der Antrieb allein aus der Hintergliedmasse kommt und die Vordergliedmasse den von hinten kommenden Schub möglichst dynamisch auffangen sollte. Dass das Vorderbein in erster Linie statische Aufgaben zu Erfüllen hat zeigt sich auch in der Anordnung der Gelenke: Vom Ellbogen abwärts ist die Vordergliedmasse gestreckt. Der Schultergürtel ist bei Hund und Katze, die die Vordergliedmasse nur zum Gehen und nicht wie wir Menschen für gezielte Aktionen gebrauchen, reduziert. So fehlt das Schlüsselbein und das Rabenschnabelbein. Zwischen Schulterblatt und Oberarm liegt das Schultergelenk. Dieses Gelenk wird nicht durch Seitenbänder geführt, an ihre Stelle treten Muskeln mit ihren Endsehnen. Diese Muskeln verhindern Seitwärtsbewegungen im Schultergelenk. Der Oberarm ist ein kräftiger Knochen, der beim Dackel und bei kurzbeinigen Terriern stark gebogen ist. Der Unterarm besteht aus Speiche (Radius) und Elle (Ulna). Bei Hund und Katze kreuzen sich diese zwei Knochen, so dass ähnlich wie beim Menschen noch ein leichtes Drehvermögen des Unterarms vorhanden ist. Im Ellbogen weist die Elle nahe der Gelenksfläche zum Oberarm verschiedene Fortsätze auf (Abb. 3): den Processus anconaeus und innen und aussen einen Kronenfortsatz (Processus coronoideus). Bei der Ellbogengelenksdysplasie macht meistens ein fragmentierter Proc. anconaeus Probleme. Der bis zur 11. Lebenswoche rein knorplige Proc. anconaeus hat ein eigenes Verknöcherungszentrum. Verknöchert seine Wachstumsfuge im Alter von 18-24 Wochen, verliert der Proc. anconaeus an Elastizität und kann durch einwirkende Kräfte abreissen. Auch am Proc. coronoideus findet man häufig krankhafte Veränderungen. Abbildung 3: Der Ellbogen mit Oberarm, Elle (Ulna) (mit Proc. anconaeus und Proc. coronoideus) und Speiche (Radius) Die Knochen des Vorderfusses entsprechen der Hand des Menschen. Das Vorderfusswurzelgelenk setzt sich aus 7 Einzelknochen zusammen, was vor allem bei Röntgenaufnahmen zu beachten ist. Der Hund hat 5 Mittelhandknochen und 5 Zehen, wobei der Daumen viel kürzer ist. Im Gegensatz zum Vorderbein ist das Hinterbein durch das Kreuzdarmbeingelenk mit der Wirbelsäule verbunden. Dadurch erfolgt eine direkte Kraftübertragung vom "Heckmotor" Hinterbeine auf die Wirbelsäule und nach vorne. Das Becken besteht aus der Verwachsung von Darmbein, Schambein und Sitzbein. Zwischen Beckenpfanne und dem Oberschenkelkopf ist das Hüftgelenk (Abb. 4) ausgebildet. Der Rand der Beckenpfanne ist dabei durch Faserknorpel vergrössert, so dass der Oberschenkelkopf besser in der Pfanne hält. Die Beckenpfanne umgreift so den Oberschenkelkopf mehr als zur Hälfte. Beim Hund sind recht grosse Bewegungen im Hüftgelenk möglich, im Gegensatz z.B. zum Pferd, welches das Hüftgelenk nur Strecken und Beugen kann. Die Beweglichkeit wird dann v.a. durch die Gesäss- und Oberschenkelmuskeln eingeschränkt. Bei der Hüftgelenksdysplasie (HD) ist die Beckenpfanne zu flach und es kommt zu Instabilitäten und Arthrose. Abbildung 4: Das Hüftgelenk mit Becken, Beckenpfanne und Oberschenkelkopf Das Kniegelenk (Abb. 5) besteht genau genommen aus zwei Gelenken: nämlich dem Gelenk zwischen Oberschenkel und Schienbein (Kniekehlgelenk) und dem Gelenk zwischen Oberschenkel und Kniescheibe (Kniescheibengelenk). Da die Gelenkflächen von Ober- und Unterschenkel nicht genau aufeinanderpassen, ist als Puffer auf jeder Seite ein faserknorpliger Meniskus zwischengelagert. Die Menisken haben die Form von Mandarinenscheiben. Sie sind durch Bänder am Schienbein und am Oberschenkel fixiert. Der innere Meniskus ist auch noch mit dem Seitenband verwachsen. Wegen der stärkeren Befestigung ist seine Verletzungsgefahr grösser als die des äusseren Meniskus. Das Kniegelenk wird aussen durch Seitenbänder stabilisiert, innen durch die Kreuzbänder. Eine häufige Lahmheitsursache beim erwachsenen Hund ist ein Kreuzbandriss, eventuell begleitet von einer Meniskusverletzung. Kreuzbandrisse führen zu Instabilität und, falls nicht behandelt, zu Arthrose im Kniegelenk. Einem Kreuzbandriss beim Hund gehen aber meist Degenerationen des Kreuzbandes durch übermässige Belastung, Übergewicht, Fehlstellungen oder Alter voraus. Dann braucht es nur noch ganz kleine Einwirkungen von aussen, bis das Band reisst. Abbildung 5: Knochen des Kniegelenks: Oberschenkel, Kniescheibe, Unterschenkel aus Schienbein und Wadenbein Der Unterschenkel wird durch das dickere Schienbein (Tibia) und das dünne Wadenbein (Fibula) verkörpert. Im Sprunggelenk sind 7 einzelne Knöchelchen ausgebildet. Bei Hund und Katze sind prinzipiell 5 Hintermittelfussknochen und Zehen ausgebildet, wobei die "grosse Zehe" bei der Katze meist fehlt, beim Hund ist sie gelegentlich als Wolfskralle ausgebildet. Zum Skelettsystem gehört auch die Wirbelsäule. Sie dient als tragendes Element für Kopf, Rippen und innere Organe und bildet den Schutz für das Rückenmark und die daraus weggehenden Nerven. Ebenso ist sie für die Schubübertragung in der Vorwärtsbewegung verantwortlich. Jeder Abschnitt der Wirbelsäule besteht aus einer Kette von Wirbeln, die untereinander durch Gelenke und Bandscheiben verbunden sind: Hals- (7 Wirbel), Brust- (13 Wirbel), Lendenwirbelsäule (7 Wirbel), Kreuzbein (3 verschmolzene Wirbel) und Schwanzwirbelsäule (bis 20 Wirbel). Jeder Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper, einem Wirbelbogen und verschiedenen Fortsätzen. Wirbelkörper und Wirbelbogen begrenzen zusammen das Wirbelloch, diese formen aneinandergereiht den Kanal für das Rückenmark. Die das Rückenmark verlassenden Spinalnerven treten entspringen und enden, wird durch den Muskelzug auch der Knochen mitbewegt. So kommt es zu einer Vergrösserung (Strecken) oder Verkleinerung (Beugen) des Gelenkwinkels und zur Fortbewegung. Der Muskelursprung liegt immer näher beim Körperschwerpunkt als der Muskelansatz. Muskeln gehen im allgemeinen vor ihrem Ansatz am Knochen in eine Sehne über. Kein Muskel arbeitet alleine, eine Bewegung ist immer das Resultat von mehreren aktiven Muskelbäuchen. Dabei gibt es Muskeln, die miteinander arbeiten und Muskeln, die gegenteilig wirken, sogenannte Antagonisten. So gibt es genau wie beim Mensch den Beuger des Ellbogens (Biceps) und den Strecker des Ellbogens (Triceps). Abbildung Die oberflächliche Muskulatur des Hundes 6: Muskelgewebe ist im Gegensatz zum Sehnengewebe sehr gut durchblutet. Sehnen sind überall da, wo sie erhöhtem Druck ausgesetzt sind oder wo sehr starke Kräfte einwirken, von Sehnenscheiden eingehüllt oder von Schleimbeuteln unterlagert. Der Verdauungsapparat Der Verdauungsapparat beginnt mit der Maulhöhle. Das Futter passiert dann den Rachen, um durch die enge Speiseröhre in den Magen zu gelangen. Nachdem die verwertbaren Substanzen im Dünn- und Dickdarm aufgenommen wurden, werden die vom Körper nicht brauchbaren Stoffe beim After wieder ausgeschieden. Die Maulhöhle wird zum grössten Teil von der Zunge und den Zähnen ausgefüllt. Bei den Zähnen unterscheidet man die Schneidezähne (Incisivi), den Eckzahn (Caninus), die vorderen Backenzähne (Praemolaren) und die hinteren Backenzähne (Molaren). Bei den Milchzähnen, die mit etwa halbjährig gewechselt werden, gibt es noch keine Molaren. Der Eckzahn ist am schwierigsten zu behandeln und auch zu ziehen, da er gebogen ist und eine lange, gebogene Wurzel hat. Alle Backenzähne sind mehrwurzlige Zähne. Bei Hund und Katze setzt sich häufig, v.a. im Backenzahnbereich, wo der Ausführgang der Ohrspeicheldrüse mündet, Zahnstein an. Da starker Zahnstein Zahnfleischentzündungen nach sich ziehen kann und sogar soweit führen kann, dass das Tier die Nahrung verweigert, sollte der Zahnstein vom Tierarzt entfernt werden. Dazu ist jedoch eine Narkose erforderlich. Eine gute Prophylaxe ist das Verfüttern von Trockenfutter . Abbildung Milchgebiss des heranwachsenden Hundes 7: In der linken und der rechten Hälfte sind oben und unten je 3 Schneidezähne (Jd 1-3), 1 Eckzahn (Cd) und 3 vordere Backenzähne (Pd 2-4) ausgebildet. Hintere Backenzähne gibt es erst im Erwachsenengebiss. Abbildung Oberkiefer eines erwachsenen Hundes mit Sicht auf die Zahnwurzeln. 8: Beiderseits sind je 4 vordere und 2 hintere Backenzä¤hne vorhanden. Abbildung Unterkiefer eines erwachsenen Hundes mit Sicht auf die Zahnwurzeln. 9: In beiden Kieferhälften sind je 4 vordere und 3 hintere Backenzähne ausgebildet. Der Magen des Hundes hat im ganzen Bereich Drüsenschleimhaut, das heisst es wird Salzsäure produziert, zur Eiweissverdauung. Chronisches Erbrechen kann durch ein Magengeschwür verursacht werden, was bei einer Magenspiegelung erkennbar wird. Der Magen des Hundes ist sehr schlecht befestigt, vor allem bei grossen und flachbrüstigen Hunderassen kann er deshalb aufgasen und zu drehen beginnen. Eine Magendrehung ist ein absoluter Notfall! Der 2-5 m lange Darm besteht grob aus Dünndarm und Dickdarm. Diese lassen sich nochmals unterteilen in Zwölffingerdarm, Leerdarm und Hüftdarm (alles Dünndärme) und in Blinddarm, Grimmdarm und Mastdarm (alles Dickdärme). Den Blinddarm als Wurmfortsatz, wie er bei uns Menschen ausgebildet ist, gibt es bei Hund und Katze nicht. Der Dünndarm ist sehr viel länger als der Dickdarm, in ihm werden die leichter verdaulichen Stoffe abgebaut und resorbiert. Im Dickdarm verweilt der Futterbrei länger, hier werden die schwerer verdaulichen Stoffe abgebaut und aufgenommen, ebenso wird dem Kot Wasser entzogen. Die für die Futteraufschlüsselung wichtigen Verdauungssäfte werden von den Drüsen der Darmschleimhaut, von der Bauchspeicheldrüse und von der Leber (Galle) produziert. In der Magen- und Darmschleimhaut hat es viele Nerven; Entzündungen und Blähungen sind deshalb sehr schmerzhaft. Abbildung Schema der Darmschlingen des Hundes A B C D Magen Zwölffingerdarm Leerdarm Hüftdarm 10: E F-H J Blinddarm Grimmdarm Enddarm Die Blutgefässe (schwarz) verlaufen im Aufhängeband des Darmes (grau). Schräg unterhalb der Afteröffnung befinden sich die beiden Afterdrüsen oder Analbeutel. Sie geben dem Kot eine bestimmte Duftnote und dienen zur gegenseitigen Erkennung. Leider können diese Drüsen verstopfen und sich entzünden, was der Hund mit Schlittenfahren auf dem Hinterteil zeigt. Ihr Tierarzt kann dem Hund durch Ausdrücken der Analbeutel Linderung verschaffen. Der Atmungsapparat Die Luft wird durch die Nasenlöcher eingesogen und gelangt durch die Nasenhöhle, den Rachen, den Kehlkopf und die Luftröhre zur Lunge. Hier erfolgt die Verzweigung der Luftröhre in die zwei Hauptbronchien für die beiden Lungenflügel. Die Hauptbronchien teilen sich dann in kleinere Bronchien und schliesslich in die Lungenbläschen, ähnlich wie ein Baumstamm sich in Äste und Zweige aufteilt. Der Nasenhöhle sind die Nasennebenhöhlen (Kieferhöhle, Stirnhöhle) angeschlossen. Vereiterungen kommen vor, z.B. als Folge einer Zahnfachvereiterung. Bei Reizungen der Nasenschleimhaut wird ein Niesreflex ausgelöst. Das Riechen erfolgt nur im allerhintersten Teil der Nasenhöhle; nur hier sind spezielle Sinneszellen vorhanden, die Gerüche aufnehmen und an das Hirn weiterleiten, wo sie bewusst wahrgenommen werden. Die Riechschleimhaut des Hundes ist dabei etwa 30x so gross wie diejenige des Menschen, Hunde riechen deshalb viel besser als wir. Im Rachen kreuzen sich Atmungsweg und Nahrungsweg. Es ist deshalb wichtig, dass hier beim Schlucken ein Bissen in die Speiseröhre und nicht fälschlicherweise in die Luftröhre gelangt. Dazu wird der Eingang zur Luftröhre beim Schlucken durch den Kehldeckel verschlossen. Auch Hunde und Katzen können Schluckweh haben und werden in der Folge zwar Interesse an der Nahrung zeigen, aber kein Futter fressen. Die Luftröhre wird durch einzelne Knorpelringe gestützt, damit ihr Durchmesser immer etwa gleich bleibt. Auch die grösseren Bronchien sind noch durch Knorpel gestützt. Die kleinen Lungenbläschen sind von Auge nicht mehr sichtbar und haben eine ganz dünne Wand. Hier erfolgt der Gasaustausch, d.h. Sauerstoff wechselt von den Lungenbläschen in die Blutbahn und verbrauchtes CO2 wird dafür aus der Blutbahn an die Lungenbläschen abgegeben und ausgeatmet. Bei einer Bronchitis ist die Bronchialschleimhaut entzündet, bei einer Lungenentzündung ist auch das Lungengewebe betroffen; das Lungengewebe wird durch Bindegewebe ersetzt, was zur Folge hat, dass ganze Lungenteile nicht mehr richtig belüftet werden. Herz und Kreislauf Das Herz ist die zentrale Pumpe für den Kreislauf. Es hat die Aufgabe, das Blut mittels Gefässen in die weiter weg liegenden Körperteile zu pumpen. Gefässe, die das Blut weg vom Herz bringen, nennt man Arterien, Gefässe, die das Blut zum Herz bringen, Venen. Die grossen Arterien verzweigen sich weiter in Arteriolen und gehen schliesslich in Kapillaren (Haargefässe) über, welche für den Stoffaustausch in den Geweben verantwortlich sind. Die Kapillaren sammeln sich danach wieder zu Venolen und fliessen dann zu Venen zusammen, die das Blut zum Herz zurück transportieren. Am Herz unterscheidet man eine linke und eine rechte Hälfte, wobei die zwei Hälften beim Tier etwas verschoben zueinander sind, so dass die rechte Herzhälfte vor der linken Herzhälfte liegt. Jede Hälfte besteht aus einer Herzvorkammer und einer Herzkammer. Dazwischen liegen die Herzklappen. Weitere Herzklappen (Aortenklappe, Pulmonalklappe) befinden sich an den Gefässen, welche das Herz verlassen. Abbildung Lage der Brustorgane des Hundes 11: (Ansicht von rechts) horizontal gestreift = Herz, schwarz = Lungenfeld, überlagert das Herz teilweise. Einige Bauchorgane, so z.B. die gepunktet dargestellte Leber und der Magen, befinden sich ebenfalls noch innerhalb des rippengestützten Brustkorbes. Das Blut von Kopf, Hals und Vorderbeinen wird durch die vordere Hohlvene, das Blut von Rücken, Bauchorganen und Hinterbeinen durch die hintere Hohlvene zur rechten Herzvorkammer gebracht. Dieses Blut ist sauerstoffarm, weil der Sauerstoff in den Geweben verbraucht wurde. Von der rechten Herzvorkammer fliesst das Blut zur rechten Herzkammer und von da geht es in die Lungenarterie. Dieses Gefäss bringt das sauerstoffarme Blut zur Lunge, wo es wieder neu mit Sauerstoff beladen wird. Von der Lunge fliesst das nun sauerstoffreiche Blut im kleinen Kreislauf über Lungenvenen zum Herz zurück und gelangt in die linke Herzvorkammer. Von da geht es weiter in die linke Herzkammer, von wo aus das sauerstoffreiche Blut über die Hauptschlagader (Aorta) wieder in den Körper hinaus gebracht wird. Abbildung Röntgenaufnahme der Brusthöhle des Hundes 12: (der Kopf schaut nach rechts) Am linken Bildrand ist das Zwerchfell sichtbar, welches die Brusthöhle von der Bauchhöhle trennt. In der Bildmitte ist der Herzschatten zu erkennen, darum herum liegt schwarz, d.h. strahlendurchlässig das Lungenfeld. Knochen absorbieren die meisten Strahlen und stellen sich deshalb weiss dar: oben die Brustwirbelsäule, unten das Brustbein. Die Herzklappen arbeiten in diesem Kreislauf wie Ventile. Wenn das Blut die Herzkammern verlassen hat, müssen diese neu mit Blut gefüllt werden, folglich schliessen sich die Klappen am Ausgang in die Hauptschlagader und in die Lungenarterie. Die Klappen zwischen Herzvorkammer und Herzkammer sind offen. Wenn die Herzwand sich beim nächsten Kontraktionszyklus zusammenzieht, um das Blut aus dem Herz hinaus zu pumpen, so öffnen sich die Klappen am Ausgang in die Hauptschlagader und die Lungenarterie. Damit das Blut in die richtige Richtung fliesst, verschliessen sich die Klappen zwischen Herzvorkammer und Herzkammer. Die Harnorgane Die Nieren liegen beiderseits in der Lendengegend, eingepackt in viel schützendes Fettgewebe. Sie sind wichtige Ausscheidungsorgane. Sie scheiden den Harnstoff aus, der in der Leber aus dem für den Kö¶rper giftigen Ammoniak gebildet wurde. Die Nieren sind aber auch an der Regulation des Wasser- und Mineralstoffhaushaltes und des Blutdruckes beteiligt. Der Urin wird in den Nieren aus dem Blut filtriert. Die kleinen Nierenkörperchen bilden eine Art Trichter, in welchem Gefässschlingen verlaufen. Niedermolekulare Stoffe können durch die Trichtermembranen hindurchschleichen und so aus dem Blut in die harnführenden Kanälchen wechseln. Durch diese Kanälchen tröpfelt der Urin ins Nierenbecken und gelangt über die Harnleiter in die Harnblase. Die Harnblase ist ein Speicherorgan, ihr Verschluss erfolgt durch Muskulatur am Blasenhals. Wenn die Blase voll ist, wird ihre Wand ganz dünn. Dies kann beispielsweise bei Autounfällen zu Problemen führen, weil die Blase platzen kann. Dann gelangt der Urin in die Bauchhöhle, es kommt zu einer inneren Vergiftung mit Harnstoff. Von der Harnblase gelangt der Urin durch die Harnröhre in die Aussenwelt. Die Harnröhre ist bei der Hündin viel kürzer als beim Rüden, deshalb sind Hündinnen anfälliger auf Blasenentzündungen. Diese Erkrankung äussert sich dadurch, dass die Hündin sich sehr oft hinsetzt, um Harn abzusetzen, es kommen aber nur ein paar Tropfen. Davon unterschieden werden muss Urin, der ausfliesst ohne dass die Hündin die typische Harnabsatzstellung zeigt. Unbewusstes Harnträufeln (Harninkontinenz) kommt bei 20% der kastrierten Hündinnen vor. Risikopatienten sind vor allem Rassen mit einem Körpergewicht über 20 kg. Abbildung Längsschnitt durch die Niere eines Hundes 13: Ganz aussen in der Rinde befinden sich die Nierenkörperchen, in denen der Urin aus dem Blut filtriert wird. Der Urin fliesst dann durch die Kanälchen im heller werdenden Mark zum Nierenbecken. Unten am Bild verlässt der Harnleiter das Nierenbecken. Leider kommt es bei älteren Tieren nicht selten zu Nierenerkrankungen. Bei Katzen ist eine der häufigsten Todesursachen eine chronische Niereninsuffizienz. Erste Symptome sind vermehrtes Trinken, vermehrter Harnabsatz und gelegentliches Erbrechen. Leider ist aber ein Grossteil der Niere bereits zerstört, wenn die ersten Symptome auftreten. Die Geschlechtsorgane Beim männlichen Tier werden die Spermien in den Hoden gebildet, reifen im Nebenhoden aus und gelangen bei der Ejakulation über die Samenleiter in die Harnröhre, die im Penis verläuft. Kurz vor der Einmündung der Samenleiter in die Harnröhre sind die Geschlechtsdrüsen angelagert, besonders bekannt die Prostata (Vorsteherdrüse). Erst wenn das Sekret dieser Drüsen zu den Spermien hinzukommt, sind diese befruchtungsfähig. Entzündungen der Prostata sind sehr schmerzhaft. Bei älteren Rüden kann die Prostata vergrössert sein, was der Hund dadurch zeigt, dass er kaum Kot absetzen kann. Sowohl bei Entzündungen wie auch bei Entartungen der Prostata hilft eine Kastration des Rüden. Die Hoden entwickeln sich in der Bauchhöhle und steigen in den ersten Wochen nach der Geburt in den Hodensack hinab. Unterbleibt dieser Abstieg, ist der Hund ein "Kryptorchide". Dabei kann ein Hode oder beide Hoden entweder in der Leistengegend oder in der Bauchhöhle stecken bleiben. Der Rüde ist dann nicht zeugungsfähig, da die Temperatur in der Bauchhöhle zu gross für lebensfähige Spermien ist. Er wird aber das normale Rüdenverhalten zeigen, da von den Hoden trotzdem männliches Geschlechtshormon, Testosteron, gebildet wird. Bei Kryptorchiden besteht jedoch das Risiko, dass die Hoden krebsig entarten. Die Eierstöcke der Hündin liegen hinter den Nieren. Sie haben beim Hund ein kleineres Aufhängeband als bei der Katze, weshalb die Kastration bei der Hündin aufwendiger als bei der Kätzin ist. Bei der Kätzin werden meist nur die Eierstöcke entfernt, bei der Hündin wird oft auch die Gebärmutter herausoperiert, um zu verhindern, dass sie später vereitert. Bei apathischen unkastrierten Hündinnen, die viel trinken, muss immer auch an eine Vereiterung der Gebärmutter (Pyometra) gedacht werden! Die Gebärmutter hat einen kurzen Körper und eileiterwärts zwei bleistiftartige Hörner. Bei einer Trächtigkeit entwickeln sich die Welpen gleichmässig in beiden Hörnern. Der Gebärmutterhals ragt in die Scheide vor, in die auch die Harnröhre mündet, das heisst es gibt anders als bei der Frau, eine gemeinsame Harn- und Geschlechtsöffnung. Auge und Ohr Die wichtigste Schicht des Auges ist die Netzhaut (Retina). In ihr werden Lichtimpulse in elektrische Potentiale umgewandelt, die dann über die Sehnerven zum Gehirn gelangen, wo die Seheindrücke bewusst wahrgenommen werden. Das Licht gelangt durch die transparente Hornhaut und durch die dahinterliegende Pupillenöffnung der Iris (Regenbogenhaut) zum Augenhintergrund auf die Netzhaut. Je nach Lichteinfall ist die Pupille gross oder klein. Die Feinregulierung der Lichtbrechung wird dahinter von der Linse besorgt. Die Iris ist meist braun gefärbt, kann aber bei gewissen Rassen auch blau sein. Dies ist eine Frage der Pigment- und Fettverteilung. Darum herum liegt zum Schutz der inneren Strukturen noch die weisse äussere Augenhaut (Sklera). Die Bindehäute sollten hellrosa sein, bei Augenentzündungen, die durch Zugluft entstehen können, sind sie manchmal dunkelrot gefärbt. Die meisten Tiere haben ein 3. Augenlid, die Nickhaut, die im nasenseitigen Augenwinkel liegt. Bei starkem Wurmbefall bei Katzen kann das 3. Augenlid vorfallen, man sieht dann ein weisses Häutchen über dem Auge. Jede Augenveränderung sollte von einem Tierarzt untersucht werden, um nicht das Sehvermögen des Tieres zu gefährden! Es ist gefährlich, menschliche Augentropfen beim Tier anzuwenden, da beispielsweise bei Hornhautverletzungen keine cortisonhaltigen Produkte zur Anwendung kommen sollten. Das Ohr besteht aus äusserem Ohr, Mittelohr und Innenohr. Mittel- und Innenohr sind der klinischen Untersuchung nicht zugänglich und können nur röntgenologisch oder mittels Computertomographie dargestellt werden. Das Mittelohr wird durch das Trommelfell vom äusseren Ohr getrennt. Im äusseren Ohr verläuft der äussere Gehörgang zuerst senkrecht im knorpeligen Teil, dann waagrecht im Schädel. Beim Putzen der Ohren kann nur der senkrecht verlaufende Teil gereinigt werden, den waagrechten erreicht man nur durch "Langziehen" der Ohren. Dabei muss man bei Abwehrbewegungen des Hundes aufpassen, dass das Trommelfell nicht verletzt wird. Abbildung Schnitt durch das Ohr 14: linkes Bild: Stehohr mit weitem äusserem Gehörgang. rechtes Bild: Hängeohr mit engem äusserem Gehörgang -> schlechtere Belüftung -> gehäufte Enzündungen. Beim Hörvorgang kommt das Trommelfell durch Schallwellen in Schwingung. Seine Schwingungen werden im Mittelohr über die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) auf das Innenohr übertragen, wo sich spezielle Rezeptoren befinden. Von da gelangen die Reize zum Gehirn, wo sie bewusst wahrgenommen werden. Von den verschiedenen Tierarten werden unterschiedliche Schallfrequenzen wahrgenommen.