Wie man Apfelwickler-Männchen den Kopf verdreht

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Wie man Apfelwickler-Männchen den Kopf verdreht
Beratungsring testet neue Verwirrungstechnik zur Schädlingsabwehr
Terlan, 21. Mai 2015: Apfelwickler-Weibchen wissen sich zu helfen: Um Männchen zur
Befruchtung anzulocken, setzen sie einen eigenen Duftstoff – ein Sexualpheromon – frei. Doch
mit vielen Wickler-Nachkommen haben Obstbauern wenig Freude. Die jungen Raupen fressen
sich nämlich in die Früchte und zerstören sie so. Diese Schäden werden in Südtirols Obstwiesen
mit der Verwirrungsmethode verhindert. Der Beratungsring testet derzeit ein neues Verfahren
mit Duftstoffen, die die Männchen des Apfelwicklers und eines weiteren Schädlings auf die
falsche Fährte locken.
„Wir sind laufend auf der Suche nach innovativen Verfahren zur Schädlingsbekämpfung und
testen sie in den Obstwiesen unter Freiland-Bedingungen, denn es ist seit jeher unser Ziel
Pflanzenschutzbehandlungen möglichst gering zu halten“, sagt Robert Wiedmer, Leiter des
Südtiroler Beratungsringes für Obst- und Weinbau. „Mit der Verwirrungsmethode – einem
biotechnischen Verfahren – haben wir im integrierten Anbau seit Jahrzehnten sehr gute
Erfahrungen gemacht. Mit diesen Methoden wird die Fortpflanzung von Schädlingen verhindert
bzw. stark reduziert; unzählige Pflanzenschutz-Behandlungen konnten dadurch vermieden
werden.“
So funktioniert die Verwirrung
Ein synthetisch hergestellter Duftstoff, der dem Lockstoff des Wickler-Weibchens
nachempfunden wird, wird in Plastikampullen, sogenannte Dispenser, gefüllt und auf die Bäume
gehängt. Dadurch entsteht in der Apfelanlage eine gleichmäßige Duftwolke, die es dem
Männchen unmöglich macht ein Weibchen zu finden. Die Folge: keine Paarung – keine
Nachkommen – keine Fruchtschäden.
Neue-Verwirrungstechnik in der Praxis eingesetzt
Die Verwirrungstechnik mit den sogenannten Aerosoldispensern wurde in den letzten Jahren
auf mehreren Versuchsparzellen getestet. Nach guten Ergebnissen kommt diese Technik heuer
bereits auf etwa 4.000 ha zum Einsatz. Bei den Aerosoldispensern werden nicht Ampullen,
sondern kleine Behälter mit Duftstoffen, in der Apfelanlage verteilt. Diese sind mit einem Timer
versehen und geben in periodischen Abständen in den Abend- und Nachtstunden Duftstoffe ab.
Wesentlich für den Erfolg ist nämlich eine gleichmäßige und kontinuierliche Abgabe des
Duftstoffes.
Erstmals auch gegen Fruchtschalenwickler-Männchen im Einsatz
Heuer testet der Südtiroler Beratungsring dieses neue Verfahren erstmals auch bei der
Verwirrung des Fruchtschalenwicklers. Auf einer etwa 9 Hektar großen Fläche bei Schlanders
kommt diese neue Duftstoffkombination zum Einsatz. Neben dem Apfelwickler-Pheromon
enthält der Aerosoldispenser nämlich auch ein Fruchtschalenwickler-Pheromon, sodass die zwei
wichtigsten Wickler-Arten gleichzeitig abwehrt werden. „Es gab bereits in Vergangenheit
sogenannte kombinierte Dispenser gegen beide Schädlinge. Wir möchten nun erheben, ob diese
Kombination auch mit dieser neuen Verwirrungstechnik funktioniert“, sagt Robert Wiedmer.
Umweltfreundliche Bekämpfungsmaßnahme seit Jahrzehnten Standard
„Diese umweltfreundliche Bekämpfungsmaßnahme ist in integriert wirtschaftenden Betrieben
seit Jahrzehnten Standard“, sagt Harald Weis, der Obmann der Arbeitsgruppe für den
Integrierten Anbau (AGRIOS). „Auf einer Fläche von etwa 16.000 Hektar hängen die Dispenser
und wehren einen Frucht-Befall erfolgreich ab. Pheromone hinterlassen keine Rückstände und
sind eine wesentliche Hilfe im naturnahen Anbau.“ Mit der Verwirrungsmethode konnten die
Behandlungen gegen diesen Schädling auf ein Drittel reduziert werden. In vielen Anlagen sind
dadurch auch gar keine Behandlungen mehr notwendig.
Foto: © Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau: Neue Verwirrungsmethode zur
Schädlingsabwehr wird getestet
Kontakte
Südtiroler Apfelkonsortium
Jakobistraße 1/A
I- 39018 Terlan
Telefon | +39 0471 054 066
Fax | +39 0471 054 067
Mail | [email protected]
Web| www.suedtirolerapfel.com
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