6.2 Schwarzer Strahler , Plancksche Strahlungsformel Sehr knappe Herleitung der Planckschen Strahlungsformel Ziel: Berechnung der Energieverteilung der Strahlung im thermischen Gleichgewicht bei der Temperatur T. 500 L(E,T)dE Energieverteilungsfunktion L(E,T) Energieverteilung L(E,T) 400 Energie der Strahlung im Intervall E, E+dE. E E+dE 300 Diese Energieverteilung L(E,T) war gegen Ende des 19. Jahrhunderts experimentell sorgfältig bestimmt worden. 200 100 0 0 20 40 60 80 Energie E (willk. Einh.) 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 100 energieverteilung.opj Denninger Schwarzkörperstrahlung. Strahlung des schwarzen Körpers Grundideen: 1) Berechnung der Zahl der Schwingungsmöglichkeiten (Moden) von elektromagnetischen Wellen in einem Hohlraum, Volumen V = L·L·L, mit perfekt elektrisch leitfähigen Wänden. 2) Multiplikation dieser Modenverteilung mit der Wahrscheinlichkeit, daß diese Schwingungsmode der Energie E = h·ν bei der Temperatur T besetzt ist. Die Herleitung benutzt in 1) das Wellenbild zur Berechnung der Modendichte. In 2) wird dann die Lichtquantenvorstellung E = h·ν entscheidend eingesetzt. Ex , Ey 1.5 1.0 Licht: 0.5 Transversale elektromagnetische Welle 0.0 E ⊥ Ausbreitungsrichtung Randbedingung für Schwingungen (stehende Wellen) entlang x: -0.5 -1.0 Ey , Ez ≡ 0 für x = 0 und x = L -1.5 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 moden01.opj x/L 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger Strahlung des schwarzen Körpers Die Maxwell-Gleichungen lassen als Lösungen harmonische Schwingungen zu: Ey ( x, t ) = Ay⋅ sin(k x⋅ x ) ⋅ sin(ω t + ϕ) Ey(x,t): elektrische Feldstärke kx: k-Vektor der Welle Beliebige Anfangsphase ϕ ω = 2πν Kreisfrequenz Eine analoge Lösung ergibt sich auch für Ez(x,t) Durch die Wahl sin(kx·x) ist automatisch Ey(0,t) = 0 Ey(L,t) wird dann 0, wenn sin(kx·L) = 0 wird. kx·L = nx·π , nx = 1,2,3, etc. D.h. die durch die elektrisch leitfähigen Wände bei x = 0 und x = L aufgezwungenen Randbedingungen führen zu ganz bestimmten erlaubten Werten des Wellenvektors kx: kx = n x ⋅ π L n x ∈ N n x = 1,2,3, etc Da k = 2π/λ ist , kann man die Beziehung für die Wellenlänge λ formulieren: 2π L 1 λ x = π ⋅ n = 2nL x x 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger Strahlung des schwarzen Körpers Für die zweite Polarisationsrichtung Ez(x,t) gelten die gleichen Randbedingungen. Für die Schwingungen entlang der y-Richtung und entlang der z-Richtung macht man die gleichen Überlegungen und erkennt, daß für den k-Vektor k nur folgende Lösungen in Frage kommen (nur diese erfüllen die Randbedingungen auf den Begrenzungsebenen): k kz ⎛ kx ⎞ ⎜ ⎟ = ⎜ ky ⎟ ⎜ kz ⎟ ⎝ ⎠ = ⎛ nx⎞ ⎜ ⎟ ⎛π⎞ ⎜ n y⎟ ⋅ ⎜ ⎟ ⎜ n z⎟ ⎝ L ⎠ ⎝ ⎠ nx , ny , nz = 1,2,3,... Im k-Raum spannen die möglichen Lösungen ein einfaches kubisches Punktgitter auf. Ein Punkt im k-Raum nimmt das –Raum Volumen ky Vk kx 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger ⎛π⎞ = ⎜ ⎟ ⎝L⎠ 3 ein. Strahlung des schwarzen Körpers Der Zusammenhang zwischen k und der Frequenz ν ist eine direkte Proportionalität: 2π k = = 2π ⋅ ν c λ ν = c ⋅k 2π Zur Berechnung der Zahl der Schwingungsmoden mit Frequenzen ν im Bereich ν , ν +d ν geht man von einer Summation zu einer Integration im k-Raum über, weil die Moden im k-Raum sehr dicht liegen. Man kann L sehr groß machen, dann ist das Volumen Vk sehr klein. Formal kann man L → ∞ gehen lassen, denn L ist beliebig. Man integriert über eine Kugelschale 4πk2dk im k-Raum. kz Im Bereich k, k+dk liegen N(k)dk Zustände: dk N (k )dk = 1 ⋅ 2 ⋅ 4π k dk 8 Vk 2 Nur positive Werte von nx,ny,nz 21/05/2004 k ky 2 Polarisationsrichtungen Teilchen & Wellen SS2004 Denninger kx Strahlung des schwarzen Körpers 8π k dkL N (k )dk = 1 ⋅ 8 π3 2 3 2 k dk L3 = π2 Das Volumen im Ortsraum ist V = L3. Berechnet man jetzt die Ortsraumdichte der Moden, so muß man durch das Volumen V dividieren, und wird von L unabhängig! N (k ) N (k ) k 2 dk n( k ) = = = 3 V L π2 Für die Umrechnung auf Frequenzen ν benutzt man k = (2π)/c·ν und dk = (2π)/c·dν n(ν)dν = 8π3 ⋅ ν 2dν c n(ν)dν ist die Zahl der Schwingungsmoden/Volumeneinheit im Bereich ν, ν + dν n(ν) ist also die Modendichte: 21/05/2004 n(ν) = Teilchen & Wellen SS2004 Schwingungsmoden Volumen·Frequenzeinheit Denninger Strahlung des schwarzen Körpers n(ν)dν = 8π3 ⋅ ν 2dν c n(ν) Das quadratische Anwachsen der Modenzustandsdichte ist charakteristisch für die Zustandsdichte von Photonen (ganz allgemein von Teilchen der Ruhemasse 0). Frequenz ν Werte als Beispiele: 1) Im Bereich ν = f = 100 MHz (UKW-Sender): n(100 MHz) = 9.3 ⋅10 2) Im Bereich des sichtbaren Lichtes, λ = 500 nm, ν = 6·1014Hz 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 n(6 ⋅10 Hz) = 3.35⋅ 10 14 Denninger 5 −9 Moden 1 ⋅ m 3 Hz Moden 1 ⋅ 3 Hz m Strahlung des schwarzen Körpers Zur Energiedichte der Hohlraumstrahlung gelangt man durch die Quantenhypothese, Max Planck (1900). In moderner Ausdrucksweise postuliert man: 1) Die Energie einer Mode ist mit der Frequenz einer Mode über E = h·ν verknüpft. Diese Energie h·ν eines Photons kann nur insgesamt absorbiert oder emittiert werden. 2) Im thermischen Gleichgewicht bei der Temperatur T ist eine Schwingungsmode der Energie E = h·ν mit folgender Wahrscheinlichkeit besetzt: 1 f ( E, T ) = BE e E kT 1 f (ν , T ) = −1 BE e hν kT −1 Diese fundamentale Besetzungswahrscheinlichkeit fBE(E,T) ist die Bose-Einstein Statistik. Sie gilt nicht nur für Photonen, sondern für alle Bosonen (Teilchen mit ganzzahligem Spin). Es gibt in der Physik nur zwei fundamentale Verteilungsfunktion: Bose-Einstein Statistik für Bosonen 21/05/2004 und Teilchen & Wellen SS2004 Fermi-Dirac Statistik für Fermionen Denninger Strahlung des schwarzen Körpers 10 Bose-Einstein Verteilung fBE(E,T) 8 1 f ( E, T ) = 6 BE e E kT −1 4 2 0 0 1 2 3 4 5 BoseEinstein01.opj E/kT Die Bose-Einstein Verteilungsfunktion beschreibt die Besetzungswahrscheinlichkeit für Bosonen-Zustände der Energie E im thermischen Gleichgewicht bei der Temperatur T 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger Strahlung des schwarzen Körpers Näherungen: kleine Energien E<<kT : exp(E/kT) ≈ 1 +E/kT fBE(E,T) ≈ kT/E fBE(E,T) ≈ exp(-E/kT) große Energien E >>kT: exp(E/kT) >>1 10 Näherungslösungen: fBE(E,T) 8 E << kT : kT/E E >> kT : exp(-E/kT) 6 x10 4 x10 2 0 0 1 2 3 4 5 BoseEinstein02.opj E/kT 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger Strahlung des schwarzen Körpers Die Energiedichte u(ν,T) der Strahlung des schwarzen Körpers ist dann: u (ν, T ) = ( h ⋅ν ) ⋅ n(ν) ⋅ fBE (ν, T ) Energie pro Mode Verteilungsfunktion Modendichte 8π h 3 1 u (ν, T ) = 3 ⋅ ν ⋅ hν c exp( kT ) −1 Dies ist die Plancksche Strahlungsformel, welche die Energieverteilung der Hohlraumstrahlung (Schwarzkörperstrahlung) vollständig quantitativ beschreibt. Zur Energieverteilung L(E,T) kommt man durch: E = h·ν und L(E,T) = Volumen*u(E/h,T) u(ν,T) ist im wesentlichen die Energiedichte (Energie pro Volumeneinheit) 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger Strahlung des schwarzen Körpers 0.12 T = 5000 K Energieverteilung 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 T = 2500 K 0.00 0 2 4 6 8 10 Planck01.opj Energie (eV) 21/05/2004 Teilchen & Wellen SS2004 Denninger Strahlung des schwarzen Körpers