Erworbene Aortenklappenfehler Angeborene Aortenstenose • Angeborene Fehlbildung (60%) – Kommisurenverschmelzung – Segelasymmetrie – Bikuspide Klappenanlage • Folgen – abnorme Strömungsbedingungen – Fibrose – Verkalkung Erworbene Aortenstenose • Erworbene Degeneration (40%) – Rheumatische Entzündung (15%) • Folgen – Abgeheilter Entzündungsprozess – Fibrose, Schrumpfung, Verklebung der Segel – Verkalkung – Arteriosklerotischer Prozess (25%) • Folgen – Verkalkung – Kombiniertes Aortenvitium – Endokarditis (= Klappenentzündung) Klappen-Endokarditis • Häufigste Erreger sind – Streptokokken – Staphylokokken – Enterokokken Aortenklappen-Pathologie • Normale Öffnungsfläche 2,5-3,5cm2 • < 1cm2: Ausflusswiderstand des linken Ventrikels erhöht Pathopysiologie der Aortenklappenstenose Ausflusswiderstand des linken Ventrikels erhöht Systolischer linksventrikulärer Druckanstieg Konzentrische Hypertrophie Dehnbarkeit (Commpliance) der Kammerwand nimmt ab Enddiastolischer Druckanstieg Diastolische Koronarperfusion vermindert (bei eigentlich erhöhtem Bedarf!) Subendokardiale Infarkte (Angina pectoris) Ischämiebedingte Rhythmusstörungen (bis hin zum Kammerflimmern) Periphere Vasodilatation (nicht beliebig kompensierbar wegen verengter Klappe) Episoden zerebraler Minderperfusion Synkopen (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust) Pathophysiologie der Aortenklappenstenose • Blutflusszeit über die Klappe verlängert (Diagnostik: Hahnenkammphänomen in der Karotispulskurve) • Bei Anstieg der Herzfrequenz – Steigt der Kammerdruck – Sinkt die periphere Perfusion (Symptom: Dyspnoe und periphere Erschöpfung bei Belastung) Bei maximaler Myokardhypertrophie kommt es zur Dekompensation, die Ventrikelfunktion nimmt ab, das enddiastolische Volumen durch Dilatation nimmt zu. Es kommt zur pulmonalen Stauung bis zum biventrikulären Versagen. Diagnostik der Aortenstenose • Niedriger Blutdruck mit kleiner Blutdruckamplitude (Pulsus parvus et tardus) • Spindelförmiges, rauhes Systolikum • Frühsystolischer „Austreibungsklick kann dem 1. Herzton folgen • Zeichen der Linksherzhypertrophie im EKG • Aortalkonfiguriertes Herz im Röntgenbild • Verdickte, bewegungsreduzierte Aortenklappensegel in der Echokardiografie (typische „Domstellung“) • Druckdifferenz in der Herzkatheteruntersuchung Aortalkonfiguriertes Herz im Röntgenbild Prominenter Aortenknopf Poststenotische Dilatation der A. ascendens Linksbetontes Herz Symptome der Aortenstenose • • • • • • • Lange Zeit asymtomatisch Müdigkeit Eingeschränkte Belastbarkeit Schwindelanfälle Synkopen Angina pectoris Rhythmusstörungen Verkalkte bikuspide Aortenklappe Aortenstenose - Operationsindikation Operationsindikation besteht bei einem Druckgradienten über 50mmHg zwischen linkem Ventrikel und Aorta ascendens. Arrhythmien können den plötzlichen Herztod auslösen. Symptomatische Patienten sollten immer operiert werden. Verkalkte Aortenklappen Aorteninsuffizienz Ursachen für Aortenklappeninsuffizienz sind • rheumatische Entzündungsprozesse – Führen zu Fibrose und Schrumpfung der Klappensegel – und konsekutiver Schließunfähigkeit der Klappen • Angeborene Aortenwandanomalien, wie – Zystische Medianekrose – Marfansyndrom – Klappenendokarditis Pathophysiologie der Aortenklappeninsuffizienz Aortenklappeninsuffizienz Volumenbelastung des li Ventrikels Zunahme des Schlagvolumens (Frank-Starling-Mechanismus) Zunehmender Anstieg des enddiastolischen Druckes Zunehmende Dilatation der li. Kammer Zunehmende Wandspannung (Laplace-Gesetz) Erhöhter myokardialer Sauerstoffverbrauch Myokardiale Dekompensation Symptome der Aorteninsuffizienz • Chronische Aorteninsuffizienz – lange ohne Symptome – Zeichen der Hyperzirkulation • • • • • • Schweißneigung Hitzeunverträglichkeit Unruhe Dermografismus Herzklopfen Schlaflosigkeit – pulssynchrones Dröhnen im Kopf – nächtliche Asthma-cardiale-Anfälle • Akute Aorteninsuffizienz – Sehr schnell Linksherzversagen (da keine Kompensationsmechanismen) Diagnostik der Aorteninsuffizienz • Pulsus celer et altus • Pulsation der Karotiden • Kapillarpuls (am Fingernagel) • Pulssynchrones Kopfnicken (Musset) Operatives Vorgehen bei Aortenklappenersatz • Vollständige oder partielle mediane Sternotomie • Kardioplegisch stillgelegtes herz • Eröffnung der A. ascendens • Abtrennung der Aortenklappensegel vom Ring • Entfernung von Verkalkungen in der unmittelbaren Umgebung • Klappenprothese, fixiert mit filzverstärkten Nähten am Klappenring Minimal invasive Zugänge – alternative Thorakotomien Abbildung Operationsgebiet a Aortenklappenersatz a, b Aorta ascendens c,d Mitralklappe Tricuspidalklappe Vorhofseptum e Rechte Koronararterie f LAD der linken Koronararterie Ergebnisse nach Aortenklappenersatz • Operationsletalität 1-Jahres-Überlebensrate 5-Jahres-Überlebensrate 10-Jahres-Überlebensrate 1-4% 90% 75% 60% • Bei ausgedehnten Verkalkungen kann es zu einer Schädigung des Reizleitungssystems kommen.