von Henrik Meinardus 1 Probabilistische Argumente nach dem Text „Probability makes counting (sometimes) easy“ aus dem Werk „Proofs from the BOOK“ (Kapitel 30) von Martin Aigner und Günther M. Ziegler (Zusammenfassung) von Henrik Meinardus 2 Der hier behandelte Text „Probability makes counting (sometimes) easy“ beschäftigt sich hauptsächlich mit der Beweistechnik der probabilistischen Methode, die erstmals von Paul Erdős und Alfred Renyi beschrieben wurde. Dabei stehen vier Theoreme aus der Graphentheorie im Vordergrund, die jeweils anschließend mit Hilfe jener Methode bewiesen werden. Im Rahmen dieses Referats werde ich drei davon näher betrachten. Die einfachste Formulierung der probabilistischen Methode ist in dem Text bereits gegeben und lautet übersetzt: Wenn in einer gegebenen Menge von Objekten die Wahrscheinlichkeit, dass ein Objekt nicht eine bestimmte Eigenschaft P hat, kleiner als 1 ist, dann muss ein Objekt mit dieser Eigenschaft existieren. Das erste Beispiel, das nun folgt, ist noch sehr einfach und beschäftigt sich mit der 2-Färbbarkeit einer Familie von Mengen. Eine Familie ist 2-färbbar, wenn es für die Basismenge eine Einfärbung mit zwei Farben gibt, sodass bei dieser Färbung in jeder Menge aus der Familie beide Farben vorkommen. Da offenbar nicht jede Familie entsprechend eingefärbt werden kann, aber gleichzeitig jede Unterfamilie einer 2-färbbaren Familie selbst 2-färbbar ist, interessiert die kleinste Zahl m d , die uns garantiert, dass jede Familie mit weniger als m d d-Mengen 2-färbbar ist. Eine d-Menge sei hier eine Menge mit d Elementen, wobei d 2 . Das führt zu Theorem 1. Jede Familie von höchstens 2d-1 d-Mengen ist 2-färbbar, also m d 2d −1 . ● Beweis. Sei F eine Familie von d-Mengen mit höchstens 2 d −1 Mengen. Färbe X zufällig mit zwei Farben, alle Einfärbungen seien gleich wahrscheinlich. Für jede Menge A∈F sei E A das Ereignis, dass alle Elemente von A gleich gefärbt sind. Wegen ∣A∣=d und da es genau zwei solcher Einfärbungen gibt, haben wir d d −1 1 1 , Prob E A =2 = 2 2 und mit m=∣F∣2d −1 (Ereignisse E A nicht disjunkt) d −1 1 Prob U E A ∑ Prob E A =m⋅ 1 . 2 A∈F A∈F Es gibt also eine 2-Färbung von X ohne eine einfach gefärbte Menge, und dies ist gerade unsere Bedingung von 2-Färbbarkeit. Als nächstes Beispiel werden die Ramsey-Zahlen angeführt. Nach dem Satz von Ramsey enthält jeder hinreichend große, vollständige Graph über N Knoten mit gefärbten Kanten einen vollständigen roten (m-) oder einen vollständigen blauen (n-) Teilgraphen. Die kleinstmögliche Zahl, die hierbei für N gewählt werden kann, ist die Ramsey-Zahl R m , n . Insbesondere interessiert eine untere Grenze für R k , k . Das führt uns zu von Henrik Meinardus 3 Theorem 2. Für alle k 2 ist die folgende untere Grenze für Ramsey-Zahlen gültig: R k , k 2 ● k 2 Beweis. Es ist recht offensichtlich, dass R 2,2=2 gilt. Eine Einfärbung der Kanten des vollständigen Graphen K 5 zeigt uns außerdem R3,3=6 1. Sei also k 4 . k Angenommen N 2 2 und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kante rot bzw. blau gefärbt 1 wird, sei . Also sind alle Einfärbungen gleich wahrscheinlich mit der 2 Wahrscheinlichkeit 2− 2 . Sei A eine Menge von Knoten und habe die Größe k. Die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A R , dass alle Kanten in A rot gefärbt sind ist N dann 2− 2 . Daraus folgt, dass die Wahrscheinlichkeit p R für irgendeine k-Menge, vollständig rot gefärbt zu werden, begrenzt ist durch k − p R=Prob U AR ∑ Prob AR = N 2 2 . ∣A∣=k k ∣A∣=k Mit N 2 k 2 und k 4 , sowie 2 N k N 2 − k 2 Also p R k 2 k−1 2 2 − k 2 k 2 − k 2 k k N N für k 2 erhalten wir k 2 k−1 k2 − − k1 − 1 ⋅2 2 2 1 =2 =2 2 . k−1 2 2 k k 1 1 und durch Symmetrie p B für die Wahrscheinlichkeit der Existenz einer 2 2 Menge von k Knoten, sodass alle Kanten zwischen ihnen blau gefärbt sind. Wir schließen k daraus, dass p R p B1 für N 2 2 , also muss es eine Einfärbung ohne roten oder blauen K k geben, was bedeutet, dass K N nicht die Eigenschaft (k,k) hat. Das letzte Theorem behandelt die geometrische Graphentheorie. Genauer die Einbettung eines einfachen2 Graphen G=(V,E) in eine Ebene. Die Kreuzungszahl cr(G) ist dann die kleinste Anzahl von Kreuzungen, die für eine Einbettung von G möglich ist. Also cr(G) = 0 nur dann, wenn G planar3 ist. In einer minimalen Einbettung kann keine Kante sich selbst kreuzen, Kanten mit gemeinsamen Endknoten können sich nicht kreuzen und keine zwei Kanten können sich zweimal kreuzen. Dafür lässt sich mit etwas Wissen über planare Graphen sofort eine untere Grenze für die 1 siehe auch die entsprechende Abbildung in der Präsentation 2 ein einfacher Graph ist ungerichtet und hat weder Mehrfachkanten noch Schlingen 3 ein planarer Graph kann so in der Ebene dargestellt werden, dass sich die Kanten nicht schneiden von Henrik Meinardus 4 Kreuzungszahl in Abhängigkeit von der Anzahl der Knoten m und Kanten n herleiten, solange m linear zu n ist: Definiere den Graphen H=(V',E') wie folgt: Die Knoten von H seien die von G zuzüglich aller Kreuzungspunkte und die Kanten von H alle Teile der Kanten von G. H ist also einfach und planar und es gilt für die Anzahl der Knoten ncr G und für die Anzahl der Kanten m2 crG . Ein einfacher planarer Graph mit n Knoten kann höchstens 3 n−6 Kanten haben, das bedeutet im Falle von H m2 cr G3 ncr G −6 , umgeformt cr G m−3 n6 . Diese Grenze ist jedoch nicht mehr gut genug, wenn m im Verhältnis zu n größer wird. Eine elegante Lösung ist das Kreuzungslemma Theorem 3. Sei G ein einfacher Graph mit n Knoten und m Kanten, wobei m4 n . Dann cr G ● 1 m3 64 n2 Beweis. Betrachte eine minimale Einbettung von G und sei p eine Zahl zwischen 0 und 1. Wähle unabhängig jeden Knoten mit Wahrscheinlichkeit p und bezeichne mit G p den Graphen, der durch die Knoten induziert wird, die aus G gewählt werden. Seien n p , m p , X p die zufälligen Variablen, welche die Knoten, die Kanten und die Kreuzungen in G p zählen. Da cr G−m3 n0 für jeden Graphen stimmt (ergibt sich durch Umformung von cr G m−3 n6 ), gilt für den Erwartungswert E X p−m p3 n p0 . Nun werden die einzelnen Erwartungswerte E n p , E m p und E X p berechnet. Klar ist, dass E n p = p n sowie E m p = p 2 m , da eine Kante in G p nur auftaucht, wenn beide beteiligten Knoten vorhanden sind. Genauso gilt E X p = p 4 cr G , da eine Kreuzung nur mitgenommen wird, wenn alle vier Knoten, die mitwirken, da sind. Durch die Linearität der Erwartungswerte erhalten wir so 4 2 0E X p −E m p3 E n p= p cr G− p m3 p n , umgeformt cr G Setze p= p 2 m−3 p m 3 n = 2− 3 . p4 p p 4n (höchstens 1, da m4 n ) und wir erhalten m cr G [ ] 3 1 4m 3n 1 m − = , 2 3 64 n/m n /m 64 n2 und sind damit fertig.