26. Januar 2006

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Gliederung der Vorlesung
1. Chemische Zusammensetzung der Atmosphäre
2. Auswirkungen auf physikalische Prozesse der Erdatmosphäre
2.1 Fluchtgeschwindigkeit
2.2 Vertikalprofil der Temperatur
2.3 Treibhauseffekt
2.4 Einfluss der Dynamik auf Verteilung von Spurenstoffen
3. Chemische Grundlagen
3.1 Allgemeine Grundlagen
3.2 Photochemie
3.2.1 Photodissoziation
3.2.2 Photoionisation
3.3 Reaktionskinetik
4. Chemie der Stratosphäre
4.1 Sauerstoffchemie
4.2 Katalytische Abbauzyklen
4.3 Antarktisches Ozonloch
4.4 Ozontrends
4.5 Ozonmessungen?
5. Chemie der Troposphäre
4.1 Bedeutung des OH-Radikals
4.2 Photosmog und Ozon
4.3 Saurer Regen
6. Umweltchemische Modelle
Lerninhalte 9. Vorlesung
ƒ Was ist der Chapmann-Zyklus?
ƒ Was bedeutet die ungrade Sauerstofffamilie?
ƒ Welche Lebensdauer haben O3 und O in der Stratosphäre?
ƒ Welche katalytischen Abbauzyklen des Ozons gibt es?
ƒ Wo hat Ozon sein Maximum?
ƒ Was ist ein Dobson-unit?
ƒ Wie ist Wasserdampf in der Stratosphäre
verteilt?
ƒ Was sind die Reservoirgase?
ƒ Wie ist die Temperaturabhängigkeit von
Reaktionen 2. und 3.ter Ordnung?
ƒ In welcher Höhe ist der Chlorzyklus
besonders bedeutsam?
Temperaturabhängigkeit
NO + O3 → NO2 + O2
O + O2 + M → O3 + M
NOx = 2.0 x109 Molek./cm3.
21. März am Äquator (Zenit
p= 2 hPa (~40 km)
Vertikale Variation des
katalytischer Ozonabbau
Katalytischer Ozonabbau
nach Brasseur
Quellgase
Radikale
Reservoirgase
4.3 Antarktisches Ozonloch
Polares Ozon
Antarktis vs Arktis
Woher resultiert das Ozonloch?
Ozonabbau findet in der Antarktis zwischen 10-25 km statt
ƒ Flugzeugmessungen (ER-2) zeigen stark erhöhte ClO
Konzentration in polarer Stratosphäre
ƒ Würde der Ozonabbau durch den ClOx Zyklus bewirkt, würde der
Abbau vorallem in den mittleren und niedrigen Breiten und in
Höhen zwischen 35 und 45 km auftreten
ƒ Für den ClOx Zyklus werden O Atome
benötigt, aber in der polaren Stratosphäre ist die Elevation der Sonne
so niedrig, dass im wesentlichen
keine Photodissoziation von O2
stattfindet.
ClOx Abbaumechanismus
erklärt Ozonloch nicht!
Korrelation Ozonabbau/Chlormonoxid
Polare stratosphärische Wolken (PSC)
ƒ Abbau des Ozons beschränkt sich auf Höhen von 12-25 km
ƒ Korrelation des Ozonabbaus mit Auftreten von PSC
Polare Stratosphärische Wolken
Ozonabbau nach Molina&Molina[87]
Rapider Ozonabbau
2(Cl + O3 → ClO + O2 )
ClO + ClO + M → Cl2O2 + M
katalytischer
ClO-Dimer Mechanismus
nach Molina&Molina [1987]
Cl2O2 + hν → Cl + OClO
OClO + M → Cl + O2 + M
netto : 2O3 + hν → 3O2
Cl + O3 → ClO + O2
Br + O3 → BrO + O2
BrO + ClO → Br + OClO
OClO + M → Cl + O2 + M
netto : 2O3 + hν → 3O2
keine Sauerstoffatome nötig
verursacht ca. 75 % des rapiden
Ozonabbaus im Ozonloch
Kopplung von Chlor- und
Bromzyklus
Mc Elroy et al. [1986] und
Tung et al. [1986]
verursacht ca. 20 % des rapiden
Ozonabbaus im Ozonloch
Woher kommt das freie Chlor?
Heterogene Chemie
Reaktion zwischen
Stoffen verschiedener Phase
Reaktionen an der Oberfläche
polarer stratosphärischer
Wolken
Heterogene Reaktionen
N 2O5 ( g ) + H 2O( f ) → 2 HNO3 ( f )
N O ( g ) + H O( f ) → 2 HNO ( f )
2 5 (g) + H
2 O ( f ) → HNO (3 f ) + HOCl ( g )
ClONO
2
2
3
HOCl ( g ) + HCl ( f ) → H 2O( f ) + Cl2 ( g )
ClONO2 ( g ) + HCl ( f ) → HNO3 ( f ) + Cl ( g )
N 2O5 ( g ) + HCl ( f ) → HNO3 ( f ) + ClNO2 ( g )
Wie wird ClO-Dimer Zyklus gestoppt?
Eispartikel schmelzen, so daß HNO3 wieder gasförmig vorliegt
HNO3 + hν → OH + NO2
NO2 + ClO → ClONO2
g – gas
f – fest
Besondere Bedingungen
ƒ Während der Polarnacht erreicht kein Sonnenlicht den Pol.
ƒ In der unteren und mittleren Stratophäre entwickelt sich eine starke
zirkumpolare Strömung – der Polarwirbel (polar vortex)
ƒ Im Winter und Anfang des Frühjahrs ist der Polarwirbel extrem stabil und
separiert die Luft innerhalb des Wirbels von den mittleren Breiten
ƒ Als Resultat kann die Luft innerhalb des Wirbels in 15-20 km Höhe kälter als
183 K (-93oC) werden, so daß polare stratosphärische Wolken (reine
Eiswolken) gebildet werden können
ƒ Die Stratosphäre enthält zwischen 12 und 30 km eine natürliche
Aerosolschicht.
Bildung von PSC's
Wenn die Temperatur unter 193 K fällt,
bilden sich PSC Typ I, die aus
Salpetersäure-Trihydrat bestehen
(HNO3·3H2O). Nitric acid trihydrate (NAT)
Bei Temperaturen unter ca. 183 K können
Eiswolken entstehen (PSC Typ II), in
denen Salpetersäure gelöst ist.
PSC beschleunigen den ClO-Zyklus durch
Denitrifikation: gasförmiger Stickstoff
(auch aus Reservoiren) wird in PSC
gebunden.
Werden PSC größer, können sie
sedimentieren und Stickstoff irreversibel
aus Stratosphäre entfernen
Beobachtungen 17. September 1992
UARS
Upper
Atmospheric
Research
Satellite
Θ=460 K
Microwave Limb Sounder (MLS)
Cryogenic Limb Array Etalon Spectrometer (CLAES)
Ozonloch-Schema
zeitliche Entwicklung
4.4 Ozon in der Arktis
Temperaturen SH/NH
Ozonverluste in der Arktis
Durch unterschiedliche Land/Meerverteilung und Orographie gibt es mehr
Wellenstörungen auf der Nordhalbkugel, die zu einem wärmeren, weniger
symmetrischen Polarwirbel führen.
Gleichzeitiges Auftreten von kalten Temperaturen und Sonnenlicht
ist in der Arktis viel seltener und Ozonabbau findet nur in einzelnen
Episoden statt.
Ozon in der Arktis
Potentielle Vorticity (PV)
4.5 Ozontrends
Ozon nimmt nicht nur in den
polaren Breiten ab.
WMO
60S - 60N
1979-1995
Ozontrend in der Schweiz
Ozon nimmt nicht nur in den
polaren Breiten ab.
Natürliche Einflüsse aufs Ozon
ƒ Variation der solaren Einstrahlung beeinflusst Photochemie
- 11,5 jähriger Sonnenfleckenzyklus
- einzelne Ausbrüche
ƒ Quasi-biennalle Oszilation (QBO)
ƒ Vulkanausbrüche
27-tägige Rotationsperiode der Sonne
Sonnenfleckenzyklus
ƒ Sonnenfleckenmaxima → viele dunkle Flecken → aktive Sonne
ƒ höherer UV Output der Sonne (8 % Anstieg bei 200 nm; 0.2 % bei 300 nm)
ƒ Strahlung mit Wellenlängen <240 nm bestimmen O2 Photolyse;
ƒ Strahlung mit Wellenlängen zwischen 240 und 320 nm bestimmen O3 Photolyse
ƒ Höhere Produktion von Ozon über O2+O → O3 als Verluste durch
vermehrte Ozon-Photolyse durch vermehrte UV Strahlung
Bei vermehrter Sonnenfleckenzahl gibt es vermehrt Ozon in der
oberen Stratosphäre.
Aerosolgehalt der Stratosphäre
Modellierung des Ozontrends
Modelle zur Vorhersage der Ozonkonzentration enthalten:
ƒ Strahlungsroutinen
externes Forcing für Photochemie, langwellige Austrahlung
ƒ Gasphasenchemie
Emissionen (Szenarien) der verschiedenen Quellgase, Konversion zu
Reservoirgasen, Aktivierung von Radikale
ƒ Heterogene Chemie
Betrachtung von Aerosolen; Bildung von PSC
ƒ atmosphärische Dynamik
Transporte und Vermischung der verschiedenen Gase (unterschiedliche
Lebenszeiten); Temperaturverteilung kritisch für Reaktionsraten
Kopplung der Problematik des Treibhauseffekts und des Ozonabbaus durch
Umstellung von Zirkulationen und Temperaturverteilung
Modellierung des Ozontrends
( )
( )
r r
∂X dX r r
=
− v ⋅ ∇ X = ∑ Pi − ∑ Li − v ⋅ ∇ X
∂t dT
i
i
Produktion P
Ox
Verluste L
Transporte
τtrans > τchem
Ox
τtrans ~ τchem
Ox
τtrans > τchem
Ox
Verschiedene Modelle
Boxmodelle
ƒ isolierte Luftmasse in einer abgeschlossenen Box
ƒ Modellierer bestimmt Anzahl der Gase und der Reaktionen
ƒ Berechnung des photochemisches Gleichgewicht bei gegebener solarer
Einstrahlung innerhalb der Box (Konzentration der Gase ist konstant)
ƒ Berechnung der zeitliche Entwicklung der verschiedenen Komponenten
ƒ Sensivitätsstudien bzgl. Störungen der Anfangsbedingungen
Boxmodell
Boxmodelle mit Tagesgang
ƒ solare Einstrahlung variiert
entsprechend einer vorgebenen
geographischen Breite, Tageszeit
und Datum
Nachteil: Da Boxmodelle keine Advektion und Vermischung mit anderen
Luftmassen enthalten sind sie nur für die Betrachtung kürzerer Zeiträume oder
für prinzipielle Gleichgewichtsstudien relevant
Boxmodelle werden vornehmlich zur Interpretation von Beobachtungen genutzt
Beispiel: Boxmodelle
Genauigkeit der Photolyseraten
kann überprüft werden
Beispiel: Boxmodelle
Verschiedene Modelle
Trajektorienmodelle
ƒ Boxmodell, bei dem sich das Luftpaket entlang eines realistischen Weg
(Trajektorie) durch die Atmosphäre bewegt
ƒ Informationen über den Weg des Pakets (Zeit, Position) können aus
meteorologischen Vorhersagemodellen abgeleitet werden
ƒ zusätzlich können zu jedem Zeitpunkt andere äußere Gegebenheiten
(Temperatur, Druck) berücksichtigt werden
Nachteil: Auch im Trajektorienmodell wird keine Vermischung mit anderen
Luftmassen berücksichtigt. Nutzung nur für wenige Tage möglichh
Trajektorienmodelle werden genutzt
- um die Historie einer Luftmasse zu untersuchen
- um Beobachtungen an verschiedenen Orten zu kombinieren
Beispiel: Trajektorienmodell
Verschiedene Modelle
2D Modelle Plot 12.07
Höhe
Breite
ƒ Annahme zonal symmetrischer Strömungen,
Abhängigkeit von der geographischen Länge wird vernachlässigt
ƒ enthält Strahlungs- und Chemiemodul, die Berechnungen für jeden
Gitterpunkt durchführen
ƒ Dynamik advehiert Luftmassen in der Vertikalen und in der Breite
ƒ Diffussive Transporte durch die Residuumszirkulation
Nachteil: Nur 3D-Modelle erlauben umfassende Vergleiche. Diese sind sehr
Rechenzeitintensiv.
2D-Modelle werden genutzt
- um Verständnis der vertikalen und zonalen Verteilung von Spurengasen zu testen
- um die Wirkung anthropogener und natürlicher Störungen zu testen
Beispiel: 2D-Modelle
Beispiel: 2D-Modelle
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