DAS JOHANNES-KEPLER-GYMNASIUM INFORMIERT Kepler-Info 2006/2007 § § § Die lateinische Sprache: Tor zur europäischen Kultur Einstieg in das wissenschaftliche Denken Grundlage vieler Sprachen Latein lebt! Reparo! In allen Bereichen unseres täglichen Lebens verwenden wir täglich – häufig unbemerkt – Fremd- und Lehnwörter aus dem Lateinischen: „Leider haben wir gestern das Finale knapp verpasst. In der Qualifikation haben wir unser komplettes Sturmduo verloren: Barbara musste nach einer rüden Attacke von den Sanitätern mit der Ambulanz ins Hospital gebracht werden. Diagnose: Wadenbeinfraktur. Beate erlitt eine Adduktorenzerrung." Ob Medizin, Politik, Musik, Sport, Technik, Werbung …– Latein lebt! Sehr viele wissenschaftliche Zentralbegriffe gehen auf das Lateinische bzw. Griechische zurück – das gilt auch heute noch für neue Begriffe. Wer Latein kann, dem kommt die wissenschaftliche Terminologie nicht „spanisch“ oder „chinesisch“ vor – und der versteht auch Harry Potters Zaubersprüche! Weitere Beispiele? - Medizin, Vene, Muskel, Infarkt, Rezept, Diagnose, Patient, Inkubationszeit, Fraktur, … - Partei, Fraktion, Republik, Kandidat, Senat, Minister, Legislative, Präsident … - Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division, Tangente, Sekante, plus, minus… - Computer, Monitor, Virus, Programm, Cursor, Prozessor, digitale Signatur, Server… - Alete, Nivea, Penaten, Audi, Focus, Astra, Volvo, Magnum, Actimel, Duracell, Lux … Latein – Mutter vieler Sprachen Direkt aus dem Lateinischen haben sich die europäischen Fremdsprachen Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch entwickelt. Grammatik und Vokabular dieser Sprachen sind daher wesentlich vom Lateinischen geprägt. Wer Latein kann, lernt diese Sprachen nachweislich leichter. Selbst im Englischen – es zählt nicht zu den romanischen Sprachen – haben über 50% der Wörter lateinischen Ursprung. Je anspruchsvoller englische Texte sind, desto höher ist der Anteil ihrer lateinischen Wörter: Er kann über 60% betragen! Ein kleiner Sprachenvergleich: lateinisch portus repetere flos populus libertas terribilis französisch port répéter fleur peuple liberté terrible spanisch puerto repetir flor pueblo libertad terrible englisch port repeat flower people liberty terrible deutsch Hafen wiederholen Blume Volk Freiheit schrecklich Wie man Latein lernt – und was es bringt ü ü ü ü ü ü Latein schreibt und spricht man, wie man es liest. Im Lateinunterricht übersetzt man lateinische Texte und bespricht sie auf Deutsch. Latein trainiert das eigene Deutsch, weil man sich beim Übersetzen ständig um gute Formulierungen bemühen muss. Latein übersetzen heißt: sich Zeit lassen und auf Details achten. Latein trägt wesentlich zum besseren Verständnis der deutschen Grammatik bei. Mit Latein geht´s auf Ausflüge und Exkursionen in die Römerzeit: z. B. nach Kalkriese, nach Haltern, ins Römerlager, in die Römerstädte Köln und Trier. Was für die Wahl noch bedenkenswert ist § § § § § Latein duldet keine Ungenauigkeiten. Latein fordert und fördert die Konzentration und Exaktheit. Lateinunterricht bedeutet Textreflexion und das Lösen sprachlicher Probleme. Latein erfordert Geduld und analytisches Vorgehen beim Entschlüsseln von Sätzen. In Latein geht’s um Themen, die niemals an Bedeutung verlieren: Geschichte, Philosophie, Religion, Recht, Politik … Wahlmöglichkeiten Latein am Kepler ab Klasse 6 (neu) und 7: verpflichtend bis Ende der Klasse 10, Latinum für L 6 / L 7 am Ende der 10 / 11, Weiterführung als Grundkurs, auch als 3./4. Abiturfach ab Klasse 9: Latinum am Ende der 12, kann als Grundkurs fortgeführt werden, auch als 3./4. Abiturfach möglich. ab Klasse 11: Latinum durch Zusatzunterricht und Erweiterungsprüfung am Ende der 13 möglich, auch als 3./4. Abiturfach wählbar Latein und Latinum für Uni und Wissenschaft Für zahlreiche Studiengänge sind Kenntnisse im Lateinischen sinnvoll und hilfreich. Teilweise ist deshalb der Nachweis des Latinum (L) sogar vorgeschrieben: § § § § § § § Anglistik (L) Germanistik (L) Geschichte (L) Archäologie (L) Romanistik (L) Philosophie (L) Theologie (L) § § § § § § Kunstgeschichte Musikwissenschaften Linguistik Medizin Jura et cetera Auch wenn Latein heute nicht mehr die Kommunikationssprache der Wissenschaft ist, gilt: Wissenschaftliche Zentralbegriffe sind und werden bis heute häufig dem Lateinischen entnommen. So gesehen ist Latein auch heute noch die Sprache der Wissenschaft. cogito – ergo sum! Latein lehrt Geschichte und Kultur verstehen Viele wesentliche Gedanken der letzten 2000 Jahre wurden in lateinischer Sprache niedergeschrieben. In dieser Sprache wurden z. B. alle Werke von Gelehrten und Wissenschaftlern des christlichen Mittelalters bis in die Neuzeit geschrieben: die Bibel, Luthers Thesen, die Theorien des Kopernikus, Newtons und Keplers Gesetze, Galileis Entdeckungen... Latein ist die Grundlagensprache der europäischen Kultur. Ohne diese Sprache ist ein Studium der geistigen Traditionen, ist ein Quellenstudium nicht möglich. Mit Latein werden die archäologischen Denkmäler des Mittelmeerraumes, die antiken Sagen und viele Kunstwerke erst richtig verständlich. Daher ist auch das Latinum für diese Studiengänge vorgeschrieben. Latein – geistiges Band Europas Das vereinte Europa darf nicht nur als Verband wirtschaftlicher Interessen gesehen werden. Bei der Vielfalt der nationalen europäischen Kulturen ist die internationale lateinische Tradition das entscheidende Band, das die europäischen Völker zusammenhält. Der Lateinunterricht führt in besonderer Weise in diese Tradition ein – ist doch die Historische Kommunikation ein zentrales Lernziel des Lateinunterrichts. So kannst du z. B. im Lateinunterricht die Herkunft und Bedeutung zahlreicher Redewendungen kennen lernen: roter Faden, Fass ohne Boden, Zankapfel, Achillesferse, Ödipuskomplex, Sisyphusarbeit, Tantalusqualen, Damoklesschwert, Pyrrhussieg, tabula rasa … Liebe Schülerinnen und Schüler, sehr geehrte Eltern, wir wünschen euch und Ihnen die richtige Entscheidung bei der Sprachenwahl! Die Lateinlehrer des Johannes-Kepler-Gymnasiums