CME DER MMW ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG– FOLGE 350 – Dr. med. Andreas Liebl Diabetes- und Stoffwechselzentrum, m&i-Fachklinik Bad Heilbrunn In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesärztekammer Teilnahme unter www.springermedizin.de/ kurse-mmw Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes Von einfach bis flexibel – zur Auswahl stehen drei Strategien Jeder dritte Typ-2-Diabetiker braucht Insulin. Nun haben Sie die Wahl zwischen basaler Insulintherapie, Mischinsulintherapie und prandialer Insulintherapie. Bei der Therapieentscheidung ist natürlich die optimale Blutzuckereinstellung, aber auch die Fähigkeiten und Vorstellungen der Patienten zu berücksichtigen. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Beitrag. Die normnahe Blutglukoseeinstellung unter gleichzeitiger Vermeidung schwe­ rer Hypoglykämien und übermäßiger Gewichtszunahme bleibt eines der Haupttherapieziele bei Typ-2-Diabetes. Metaanalysen unter Berücksichtigung der umfangreichen Interven­tions­studien ACCORD, ADVANCE, UKPDS, VADT und PROactive unterstreichen den pro­ tektiven Effekt einer nahe-normoglyk­ ämischen Blutglukoseeinstellung nicht nur auf mikrovaskuläre, sondern auch auf makrovaskuläre Komplikationen [1]. Vor diesem Hintergrund sind die HbA1c-Ziele der internationalen Fach­ gesellschaften nach wie vor streng und bewegen sich zwischen < 6,5% (DDG, AACE) und < 7% (ADA, EASD, IDF), müssen aber selbstverständlich indivi­ dualisiert werden. In den aktuellen Leitlinien der Inter­ national Diabetes Federation (IDF) aus dem Jahr 2011 wird erneut die große Bedeutung der postprandialen Glukose­ regulation unterstrichen. Hier wird ein Zielwert von unter 160 mg/dl (9,0 mmol/l) für den Blutglukosewert ein bis 66 zwei Stunden nach einer Mahlzeit ange­ geben (Tab. 1) [2]. Aufgrund der strengen Blutglukose­ ziele und der progredienten Pathophy­ siologie des Typ-2-Diabetes ist zu er­ warten, dass bei ausreichend langer Dia­ betesdauer früher oder später die meis­ ten Patienten mit Typ-2-Diabetes mit Insulin behandelt werden müssen. Zah­ len der UKPD-Studie machen deutlich, dass nach fünf bis sechs Jahren Thera­ piedauer mit Sulfonylharnstoffen bereits bei mehr als 50% der Patienten mit einer Insulinbedürftigkeit zu rechnen ist [3]. Es wird im Allgemeinen davon ausge­ gangen, dass in Deutschland derzeit et­ wa ein Drittel der Patienten mit be­ kanntem Typ-2-Diabetes mit Insulin behandelt wird. Tabelle 1 Zielwerte der International Diabetes Federation (IDF) HbA1c-Wert ≤ 7% Nüchtern-/präprandiale Blutglukosekonzentration < 110 mg/dl (6 mmol/l) 2-h-postprandiale Blutglukosekonzentration < 160 mg/dl (9 mmol/l) MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) Nach [5] _ Pathophysiologische Überlegungen Einer der ersten feststellbaren und wichtigsten pathophysiologischen De­ fekte des Typ-2-Diabetes ist der Mangel an rascher prandialer Insulinproduk­ tion und -sekretion durch das Pankreas, wohingegen die basale Produktion nachts und zwischen den Mahlzeiten zunächst in den meisten Fällen noch ausreichend ist (Abb. 1) [4]. Erst später kommt es meist auch zum Insulinman­ gel während der Nachtstunden und be­ sonders in den frühen Morgenstunden (Dawn-Phänomen). Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes ist beim Typ-2-Diabe­ tes eine basale Insulinsubstitution wäh­ rend der Tagesstunden nur in Ausnah­ mefällen bei bereits sehr weit zurückge­ gangener Insulineigenproduktion erfor­ derlich. Der Mangel an prandia­lem Insulin führt zu erhöhten Glukagonspiegeln und einer verringerten Suppression der hepatischen Glukoneogenese während der Mahlzeiten. Daraus resultiert ein überschießender Blutglukoseanstieg postprandial. FORTBILDUNG – ÜBERSICHT Postprandiale Blutglukosespitzen scheinen nicht nur eine Schrittmacher­ rolle bei der Entstehung schwerer vasku­ lärer Komplikationen zu spielen [6], sondern sie beeinflussen auch maßgeb­ lich das erreichbare HbA 1c-Ergebnis. Gerade bei zielwertnahen HbA1c-Wer­ ten ist eine gezielte Absenkung der post­ prandialen Blutglukose entscheidend, weil in diesen HbA 1c-Bereichen die postprandialen Werte im Vergleich zu den Nüchternblutglukosewerten den weitaus größten Anteil an der Glykämie haben [7]. Basale Insulintherapie Die basale Insulintherapie ist besonders einfach für den Einstieg in eine Insulin­ therapie. Die Patienten schätzen die Tat­ sache, dass täglich nur eine Injektion beim Zubettgehen erforderlich ist (Abb. MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) 800 Stoffwechselgesunde Patienten mit Typ-2-Diabetes 700 Insulinsekretion (pmol/min) 600 500 400 300 200 100 0 Nach [5] Insulinschemata Mehr oder weniger an der Pathophysio­ logie orientiert konkurrieren derzeit drei prinzipielle Insulinschemata bei der Therapie des Typ-2-Diabetes: ■ Die basale Insulintherapie in Kombi­ nation mit oralen Antidiabetika zielt in erster Linie auf die Nüchternblutgluko­ se, das prandiale Insulindefizit wird nicht direkt verringert. Die wichtigen postprandialen Blutglukosewerte nach dem Frühstück können sich auch hier oft verbessern, weil die Betazellen sich nachts durch die Basalinsulingabe „er­ holen“ können („beta-cell rest“), und die metabolisch bedingte Insulinresistenz im Rahmen der generellen Blutglukose­ verbesserung sinkt (Verringerung der Glukosetoxizität). ■ Die Mischinsulintherapie erfolgt durch meist zweimal tägliche Injektion von biphasischem Insulin, wodurch zu­ mindest am Morgen und am Abend eine prandiale Komponente substituiert wird. Im Sinn einer Kompromissthera­ pie deckt die langwirksame Komponen­ te der morgendlichen Injektion häufig den Insulinbedarf des Mittagessens ab. ■ Die prandiale Insulintherapie ohne oder mit nächtlicher Basalinsulinsubs­ titution orientiert sich weitgehend an den pathophysiologischen Defekten der Insulinsekretion. Abbildung 1 6.00 10.00 14.00 18.00 22.00 2.00 6.00 Uhrzeit Abb. 1 Prandialer Insulinmangel bei frühem Typ-2-Diabetes. 2). Ärzte profitieren vom relativ gerin­ gen Schulungsaufwand, den diese The­ rapie erfordert, und vom relativ gerin­ gen Risiko für Unterzuckerungen. Für die basale Insulintherapie stehen derzeit drei verschiedene Verzögerungs­ insuline zur Auswahl [8]. Von wenigen regionalen Besonderheiten abgesehen (z. B. kein Insulin glargin für AOK-Versi­ cherte in Bayern, kein Insulin detemir für AOK-Versicherte in Baden-Württem­ berg) sind aufgrund von Rabattverträgen in Deutschland die Preise aller Insuline – Humaninsuline wie Insulin­ana­loga – gleich. Kostenüber­legungen spielen daher bei der Entscheidung für ein bestimmtes Insulin in der Regel keine Rolle mehr. NPH-Verzögerungsinsulin NPH-Verzögerungsinsulin ist seit Jahr­ zehnten in Gebrauch und erprobt. Nachteile dieses Insulins sind z. T. uner­ wünschte Wirkungsspitzen mit der Ge­ fahr nächtlicher Unterzuckerungen so­ wie eine erhebliche Schwankung der er­ zielbaren Nüchternblutglukosewerte. Insulin glargin Insulin glargin weist im Vergleich zum NPH-Insulin einen flacheren Wirkungs­ verlauf mit einem geringeren Risiko für nächtliche Unterzuckerungen auf. In Studien sind gute HbA1c-Werte erzielt worden, die sogar aufwändigen pran­ dialen Mehrfach-Spritzen-Therapien gleich­wertig sein können [9, 10]. Insulin detemir Insulin detemir weist Vorteile im Hin­ blick auf die Gewichtsentwicklung auf und durch ein innovatives Verzöge­ rungsprinzip eine noch bessere Re­ produzierbarkeit der Nüchternblutglu­ kosewerte [11]. Daher ist es möglich, besonders niedrige Blutglukosewerte zu erzielen, ohne dass das Hypoglykämie­ risiko in der Nacht stark ansteigt. In neueren pharmakodynamischen Unter­ su­c hun­g en an Patienten mit Typ-2Dia­b etes zeigten sich jedoch nahezu deckungsgleiche Wirkungskurven für Insulin glargin und Insulin detemir [12]. Dosierung Der Beginn einer nächtlichen Insulinsub­ stitution, die ihre Berechtigung in erster Linie bei erhöhten Nüchternblutglukose­ werten hat, erfolgt meist mit einer Dosis von etwa zehn Einheiten (oder 0,2 Ein­ heiten pro kg Körpergewicht, wenn das Therapieziel rascher erreicht werden soll). Gespritzt wird das Insulin meist beim Zu­ bettgehen. Insulin glargin und Insulin de­ temir können auch zum Abendessen oder morgens injiziert werden. Die weitere Dosissteigerung sollte anhand von validierten Titrationssche­ mata erfolgen (Beispiel: Tab. 2). Beson­ 67 FORTBILDUNG – ÜBERSICHT ders einfach, effektiv und sicher ist die Titration von Insulin detemir nach dem 3–0–3-Schema [13]: Alle drei Tage wird die Dosis um drei Einheiten erhöht, bis der individuelle Zielnüchternblutgluko­ sewert erreicht ist. Wird der Zielwert unterschritten oder treten Hypoglyk­ ämien auf, wird die Dosis um drei Ein­ heiten verringert. Dieses Schema eignet sich auch besonders gut zur Selbsttitra­ tion durch die Patienten. Für die Titra­ tion ist nur die Messung des Nüchtern­ blutglukosewerts erforderlich. Wenn normnahe Nüchternblutglukosewerte erreicht sind, sollte sporadisch auch eine nächtliche Blutglukosemessung gegen 2.00 Uhr erfolgen, um Unterzuckerun­ gen auszuschließen. Vorgehen bei unzureichender Wirkung Falls trotz guter Nüchternblutglukose der HbA1c-Wert nicht erwartungsge­ mäß abfällt, sollte ein Blutglukose­ den mit einer relativ geringen Insulin­ dosis, geringer Hypoglykämierate und unter Beibehaltung des gewichts­ reduzieren­den Effekts der Inkretinmi­ metika trotz Insulintherapie. tagesprofil mit postprandialen Werten vom Patienten erstellt werden. Bei die­ sen Patienten sind dann meist auch die postprandialen Werte deutlich zu hoch. Dann sollte eine Intensivierung der Therapie durch Einführung einer pran­ dialen Insulinkomponente (Basis-BolusPrinzip oder Mischinsulin) erfolgen. Dies ist nach dem Beginn einer Basalin­ sulintherapie in der Regel nach relativ kurzer Zeit erforderlich und darf nicht zu lang hinausgeschoben werden. Nach Berechnungen von Monnier ist eine Er­ höhung von Basalinsulindosen über 0,5 Einheiten pro kg Körpergewicht hinaus nicht sinnvoll. Kombination mit Inkretinmimetika Seit Kurzem ist die Kombination von in­ jizierbarem Inkretinmimetika mit Ba­ salinsulin erlaubt. Diese Kombinatio­nen sind ein zukunftsweisendes Konzept, bei dem gute Blutglukosewerte erreicht wer­ Abbildung 2 Sulfonylharnstoff (SH) Lang wirksames Insulin (Analogon) Physiologischer Insulinspiegel SH 7.00 12.00 Uhrzeit 19.00 Nach [5] Seruminsulinspiegel Abb. 2 Insulinspiegel bei einer basalen Insulintherapie (Insulin glargin oder Insulin detemir) in Kombination mit einem oralen Antidiabetikum (Sulfonylharnstoff). Tabelle 2 Nüchternblutglukosewert Anpassung der Insulindosis < 80 mg/dl (< 4,4 mmol/l) −2 Einheiten 80–110 mg/dl (4,4–6,1 mmol/l) Keine Änderung 111–140 mg/dl (6,2–7,8 mmol/l) +2 Einheiten 141–180 mg/dl (7,8–10 mmol/l) +4 Einheiten > 180 mg/dl (> 10 mmol/l) +6 Einheiten Beginn mit zehn Einheiten (oder 0,2 IE/kg KG) Basalinsulin beim Zubettgehen oder vor dem Abendessen (nur bei lang wirkenden Insulinanaloga). Ziel ist die Nüchternblutglukosekonzentration vor dem Frühstück: ideal < 110 mg/dl (< 6,1 mmol/l). 68 Nach [5] Titrationsschema für die basale Insulintherapie in Kombination mit oralen Antidiabetika (Beispiel) Mischinsulintherapie Die Verwendung von Mischinsulinen hat in Deutschland eine lange Tradition. Mischinsuline erlauben einfache Insu­ linschemata mit meist zwei Injektionen täglich. Der Beginn ist auch hier für Arzt und Patient einfach. Die morgendliche Injektion deckt über den kurz wirk­ samen Anteil das Frühstück und über den lang wirksamen Anteil das Mitta­ gessen ab (Abb. 3). Daher ist der Tages­ ablauf nach der Injektion weitgehend vorbestimmt. Insbesondere das Mittag­ essen muss innerhalb eines festgelegten Zeitfensters und in der üblichen Menge eingenommen werden. Die schon im Verlauf des Vormittags einsetzende Wirkung des Verzögerungsanteils er­ höht die Hypoglykämiegefahr vor dem Mittagessen, weshalb eine Zwischen­ mahlzeit am Vormittag in der Regel un­ abdingbar ist. Bei früh eingenommenem Abend­ essen reicht der Anteil an Verzögerungs­ insulin oft nicht aus, um die Glukoneo­ genese der Leber bis in die Morgenstun­ den hinein zu unterdrücken. Eine hohe Nüchternblutglukose ist die Folge. Häu­ fig ist eine erhebliche Zunahme des Kör­ pergewichts zu beklagen. Um einen Teil der geschilderten Nachteile konventioneller Mischinsuline zu vermeiden, wurden in den letzten Jahren Mischinsuline entwickelt, deren schnell wirksamer Anteil aus einem kurz wirksamen Insulinanalogon besteht [9]. Durch diese Modifikation resultiert eine verbesserte Pharmakodynamik (Abb. 3). Die für die Gefäßschäden verantwort­ lichen postprandialen Blutglukosewerte sinken im Vergleich zu konventionellem Misch­insulin, und die Neigung zu Hy­ poglykämien geht sowohl tagsüber als auch nachts zurück. Dies führt häufig zu günstigeren Gewichtsverläufen. Die un­ geliebten und zu Fehlern führenden Spritz-Ess-Abstände (bei konventio­ nellen Mischinsulinen morgens oft MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) FORTBILDUNG – ÜBERSICHT Abbildung 3 Analoges Mischinsulin Physiologischer Insulinspiegel Seruminsulinspiegel 7.00 Prandiale Insulintherapie und Basis-Bolus-Therapie Die Substitution kurz wirksamer Insu­ line vor den Hauptmahlzeiten, oft er­ gänzt durch eine nächtliche Gabe von Verzögerungsinsulin (Basis-Bolus-The­ rapie), wird meist prandiale oder sup­ plementäre Insulintherapie genannt. Der Ausdruck „intensivierte Insulinthe­ rapie“ oder „intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)“ sollte dem Typ1-Diabetes vorbehalten bleiben. Die prandiale Therapie orientiert sich im Wesentlichen an der Pathophysiologie, bei der der Insulinmangel zum Essen im Vordergrund steht. Prandiale Insulintherapien können sowohl mit Normalinsulin als auch mit kurz wirksamen Analoga durchgeführt werden. Nachdem mittlerweile in ganz Deutschland auch die Kosten für kurz wirksame Analoginsuline denen der Normalinsuline angeglichen wurden, dürfte die weitere Verbreitung von kurz MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) 19.00 Uhrzeit 1.00 7.00 Abb. 3 Insulinspiegel unter Verwendung analoger Mischinsuline (25/75 oder 30/70). Tabelle 3 Dosierung Titrationsschema für analoge Mischinsuline (Beispiel) Nach [5] Mit analogen Mischinsulinen empfiehlt sich entsprechend der Studien ein Be­ ginn mit zehn Einheiten vor dem Abendessen (eine Injektion täglich) bzw. sechs Einheiten vor dem Frühstück und sechs Einheiten vor dem Abendessen (zwei Injektionen täglich) [16]. Die Titration erfolgt anhand von ein­ fachen Titrationsschemata (Beispiel: Tab. 3). Auf Hypoglykämien vor dem Mittagessen ist bei morgendlicher Insu­ lingabe zu achten. Meistens ist morgens ungefähr ebenso viel Insulin erforder­ lich wie abends (1 : 1). 12.00 Nach [5] mehr als 30 Minuten) können weitge­ hend wegfallen. Aktuelle Studien zeigen, dass mit mo­ dernen analogen Mischinsulinen ein Großteil der Typ-2-Diabetiker HbA1cWerte von unter 7% erreichen kann [14]. Die Therapie mit analogen Misch­ insulinen zweimal täglich kann auch durch eine dritte Injektion des selben In­ sulins vor dem Mittagessen intensiviert werden [15]. Die Flexibilität im Alltag ist aber nach wie vor gering, und der Ge­ wichtsverlauf (insbesondere im Vergleich zu Insulin detemir) ist ungüns­tiger. Nüchternblutglukosewert Insulindosisanpassung < 80 mg/dl (< 4,4 mmol/l) −2 Einheiten 80–110 mg/dl (4,4–6,1 mmol/l) Keine Änderung 111–140 mg/dl (6,2–7,8 mmol/l) +2 Einheiten 141–180 mg/dl (7,8–10 mmol/l) +4 Einheiten > 180 mg/dl (> 10 mmol/l) +6 Einheiten Beginn mit zehn Einheiten vor dem Abendessen oder jeweils sechs Einheiten vor dem Frühstück und dem Abendessen. Zielwert für die abendliche Injektion ist der Nüchternblutzucker vor dem Frühstück, für die morgendliche Injektion der präprandiale Blutzucker vor dem Abendessen: ideal < 110 mg/dl (< 6,1 mmol/l). wirksamen Insulinanaloga kaum mehr aufzuhalten sein. Die überwiegende Mehrzahl der Pa­ tienten kann bei flexiblem Lebensstil mit den kurz wirksamen Insulinanaloga ein besseres Therapieergebnis erzielen: Die postprandialen Blutglukosewerte und damit auch die HbA1c-Werte wer­ den besser. Ob mikro- und makrovasku­ läre Komplikationen damit reduziert werden können, ist bisher nicht eindeu­ tig belegt. Die ungeliebten Spritz-EssAbstände und Zwischenmahlzeiten sind weitgehend überflüssig, Hypoglyk­ämien gehen zurück, und die Gewichtskontrol­ le ist erleichtert. Postprandiale Injek­ tionen sind ohne wesentliche Nachteile möglich. Die Flexibilität und Spontanei­ tät im täglichen Leben ist besser mög­ lich, womit für Patienten, denen diese Möglichkeiten wichtig sind und die sie auch ausnutzen können, eine bessere Lebensqualität resultiert. Die metabolische (Hypoglykämien und Gewichtszunahme) und die mole­ kulare (Mitogenität) Sicherheit von In­ sulinanaloga ist hoch [17]. Daher sind Insulin aspart und Insulin lispro nicht nur für Kinder, sondern auch in allen Phasen der Schwangerschaft zugelassen. In der Praxis bestehen keine nen­ nenswerten Unterschiede zwischen den drei im Handel befindlichen kurz wirk­ samen Insulinanaloga Insulin aspart, In­ sulin lispro und Insulin Glulisin. Die in­ dividuelle Auswahl kann daher auf­ grund der unterschiedlichen Handha­ bung der Insulinpens erfolgen. Dosierung Weit verbreitet hat sich der vorsichtige Beginn einer prandialen Insulintherapie unter Verwendung von Normalinsulin oder besser eines kurz wirksamen Insu­ lin­analogons in der Dosierung 12–4–8 Einheiten jeweils vor dem Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Weil aber von einer Insulingesamtdosis von 0,5–1 Einheit pro kg Körpergewicht (und z. T. noch viel mehr) ausgegangen werden 69 FORTBILDUNG – ÜBERSICHT muss, dauert die Titration bis zur End­ dosis bei dieser Variante oft sehr lang. Daher ist es günstiger, mit einer Rechen­ regel eine realistischere Startdosis zu be­ stimmen: Tagesinsulindosis = Nüch­ ternblutglukose in mg/dl x 0,2 (bei aus­ geprägter abdomineller Adipositas x 0,3). Diese Tagesinsulindosis wird dann im Verhältnis 3 : 1 : 2 auf die drei Haupt­ mahlzeiten aufgeteilt, bei Verwendung von Insulinanaloga besser im Verhältnis 1 : 1 : 1. Nach dem Start der prandialen In­ sulintherapie müssen die einzelnen Do­ sen um jeweils 10–20% erhöht werden, bis die postprandialen Blutglukoseziel­ werte erreicht sind (nach den aktuellen Leitlinien der IDF möglichst < 160 mg/ dl) [2]. Die prozentuale Erhöhung der Insulindosis ist wichtig, um in vertret­ barer Zeit die Therapieziele zu errei­ chen. Das bedeutet, dass bei einer ak­ tuel­len Dosis von z. B. 30 Einheiten vor dem Frühstück die nächste Dosisstufe 34 oder 36 Einheiten beträgt, und nicht 32 Einheiten. Bei Verwendung moderner kurz wirksamer Insulinanaloga hat sich ge­ zeigt, dass die resultierenden Enddosen zu den jeweiligen Mahlzeiten bei durch­ schnittlichen mitteleuropäischen Essge­ wohnheiten sich nahezu bei einer Ver­ teilung von 1 : 1 : 1 bewegen [14], auch wenn mit 3 : 1 : 2 begonnen wurde. Abendessen bzw. beim Zubettgehen im­ mer noch hohe Nüchternblutglukose­ werte auftreten, muss zusätzlich nächt­ liches Verzögerungsinsulin gespritzt werden (Basis-Bolus-Therapie, Abb. 4). Bei Typ-2-Diabetikern ist eine Substitu­ tion von Basalinsulin tagsüber meist nicht erforderlich. Für die Auswahl des Verzögerungsin­ sulins gelten die gleichen Überlegungen wie für die basale Insulintherapie in Kombination mit oralen Antidiabetika. In der 4-T-Studie wurden beispielsweise mit der Analoga-Kombination Insulin aspart und Insulin detemir gute Thera­ pieresultate erreicht, insbesondere wenn die Therapie zunächst mit Insulin dete­ mir begonnen und dann im zweiten Schritt durch Zugabe von Insulin aspart intensiviert wurde [18]. Die ungüns­ti­ geren Ergebnisse (Zunahme von Unter­ zuckerungen und Gewicht) bei umge­ kehrter Reihenfolge, d. h. Beginn mit Insulin aspart und Zugeben von Insulin detemir, dürften u. a. durch das dann deutliche Überwiegen der Dosis des kurz wirksamem Insulins verursacht sein. Daher sollte beim Standardpati­ enten mit einer Basis-Bolus-Therapie auf ähnliche Gesamtmengen von ba­ salem und kurz wirksamem Insulin ge­ achtet werden. Vorgehen bei unzureichender Wirkung Ein häufiger Irrtum besteht in der Über­ tragung typischer Regeln der intensi­ viert konventionellen Insulintherapie Wenn nach Erreichen guter postpran­ dia­l er Blutglukosewerte nach dem (ICT) bei Typ-1-Diabetikern auf die prandiale Therapie bei Typ-2-Diabeti­ kern. Im Rahmen üblicher Variationen des Kohlenhydratgehalts der Mahlzeiten ist es nicht erforderlich, Broteinheiten (BE) exakt zu zählen und mit BE-Insu­ lin-Faktoren zu multiplizieren [19]. Nur bei Abweichungen zu sehr viel mehr oder sehr viel weniger Broteinheiten als normalerweise vom Patienten gewohnt, müssen die prandialen Insulindosen er­ höht oder erniedrigt werden, z. B. um ein Drittel. Dies erklärt sich durch die Tatsache, dass mit der prandialen The­ rapie in erster Linie die Glukoneogenese der Leber unterdrückt wird. Die dafür erforderliche Insulindosis ist abhängig von der individuellen Insulinresistenz; die Menge der aufgenommenen Kohlen­ hydrate spielt nur eine untergeordnete Rolle. Dies erleichtert den Schulungs­ aufwand erheblich. Auch Blutglukosemessungen sind nicht in dem Maß erforderlich wie bei Typ-1-Diabetes. Nur während der Ein­ stellungs- und Umstellungsphasen sind engmaschige Blutglukoseprofile mit prä- und postprandialen Messungen er­ forderlich, oft ergänzt durch eine nächt­ liche Messung gegen 2.00 Uhr. Nach dem Abschluss der Einstellung sind bei stabilem Verlauf und Fehlen von Stör­ faktoren (z. B. Krankheit, Essfehler usw.) nur im Abstand von mehreren Tagen vollständige Profile nötig (Frequenz in­ dividuell festzulegen), ergänzt durch einzelne Messungen nach Bedarf an den anderen Tagen [19]. Broteinheiten, Insulindosis und Blutzuckerprofile Abbildung 4 Kurz wirksames Insulinanalogon Physiologischer Insulinspiegel NPH-Insulin zur Nacht 7.00 9.00 11.00 13.00 15.00 17.00 19.00 21.00 23.00 Uhrzeit Kurz wirksames Insulinanalogon 1.00 3.00 5.00 7.00 NPH-Insulin Abb. 4 Insulinspiegel bei einer prandialen Therapie unter Verwendung kurz wirksamer Insulinanaloga und Basalinsulin (NPH-Insulin) zur Nacht. 70 Nach [5] Seruminsulinspiegel Kombination mit oralen Antidiabetika Bei jeder der geschilderten Insulinthera­ pien sollte möglichst eine Kombination mit Metformin erfolgen. Diese grund­ sätzliche Feststellung wurde auch in den evidenzbasierten Analysen des Cochra­neInstituts bestätigt [20]. Dadurch verrin­ gert sich der Insulinbedarf, insbesonde­ re nachts, und die Gewichtszunahme fällt geringer aus. Selbstverständlich sind die Kontraindikationen für Metfor­ min zu beachten, wobei in letzter Zeit zunehmend Daten publiziert wurden, nach denen praktisch ausschließlich der eingeschränkten Nierenfunktion eine Bedeutung zukommt. MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) FORTBILDUNG – ÜBERSICHT Fazit für die Praxis Die basale Insulintherapie mit oralen Antidiabetika beeinflusst besonders die Nüchternblutglukosewerte. Sie ist eine einfache Einstiegstherapie bei Typ-2-Diabetes, die frühzeitig mit prandialem Insulin zur Basis-BolusTherapie intensiviert werden muss. Mischinsulintherapien verringern sowohl die Nüchternblutglukose als auch die pathophysiologisch und für Spätschäden wichtigen postprandialen Blutglukosewerte. Bei dieser ebenfalls einfachen Therapie ist die Flexibilität im täglichen Leben eingeschränkt und der Gewichtsverlauf oft ungünstiger. Basis-Bolus-Therapien orientieren sich an der Pathophysiologie und führen bei professioneller Schulung und Durchführung zu hervorragenden Ergebnissen bei großer Flexibilität im Alltag. Alle Insulinanaloga bieten im Vergleich zu Humaninsulinen Vorteile hinsichtlich Therapieergebnis, Sicherheit und Patientenfreundlichkeit ohne zusätzliche Kosten in Deutschland. Für alle Therapien existieren einfache praktische Schemata zur Durchführung. Solange die Insulindosis noch niedrig ist (bis etwa 30 Einheiten pro Tag) und nur eine Injektion täglich durchgeführt wird, kann auch eine Kombination mit einem Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) empfehlenswert sein und den metabolischen Therapieerfolg unterstützen. Pathophysiologisch sinnvoller, insbe­ sondere in Kombination mit nächt­ lichem Basalinsulin, sind kurz wirksame Sekretagoga (Nateglinid oder Repagli­ nid). Hierbei ist aber zu klären, ob die Compliance des Patienten für die regel­ mäßige Einnahme der Glinide vor jeder Hauptmahlzeit ausreicht. Prinzipielle Vorbehalte gegen lang wirksame Sulfonylharnstoffe (rascherer Abfall der Insulinsekretionskapazität der Betazellen) wurden in der ADOPTStudie bestätigt [21], darüber hinaus sind das erhöhte Hypoglykämierisiko und die weitere Gewichtszunahme kri­ tisch zu bewerten. Die neuerdings für die Insulinkombi­ nation zugelassenen DPP-4-Inhibitoren (Sitagliptin und Saxagliptin) sind in die­ ser Hinsicht wesentlich positiver zu be­ trachten, führen zu einer Verringerung der Insulindosis und der Gewichtszu­ MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) nahme und dürften daher im weiteren Verlauf den Sulfonylharnstoffen den Rang ablaufen. Auswahl des Insulinschemas Vor dem Beginn einer Insulintherapie sollte ein Blutglukosetagesprofil mit präund postprandialen Werten erstellt, mindestens aber die Werte vor und nach dem Frühstück erfasst werden. Dabei ist zu beachten, dass etwa 25–30% der Menschen in Deutschland nicht früh­ stücken. Bei der Auswahl des Insulinschemas ist zu berücksichtigen, dass eine Thera­ pie mit Basalinsulin und oralen Antidia­ betika in erster Linie auf erhöhte Nüch­ ternblutglukosewerte zielt, eine prandia­ le Therapie auf erhöhte postprandiale Werte. Wird die prandiale Therapie mit nächtlichem Basalinsulin kombiniert (Basis-Bolus-Therapie), werden sowohl die postprandialen Werte als auch die Nüchternblutglukose wirkungsvoll ge­ senkt. Gleiches gilt für die zwei- bis drei­ mal tägliche Injektion von Mischinsulin. Mit Basalinsulin allein ist nur eine li­ mitierte HbA1c-Senkung zu erreichen. Bei hohen HbA1c-Ausgangwerten ist da­ her i. d. R. von vornherein bzw. sehr früh auch eine prandiale Insulinkomponente erforderlich, um normnahe Zielwerte zu erreichen [18]. Neben diesen metabolischen Para­ metern spielen in erster Linie die Wün­ sche und Fähigkeiten des Patienten und seine Multimorbidität eine entschei­ dende Rolle. Die Therapie mit Basalin­ sulin in Kombination mit oralen Anti­ dia­betika und die Mischinsulintherapie sind einfache Varianten mit konstanten Insulindosen und einer geringen Anzahl von Injektionen und Blutglukosemes­ sungen. Sie eignen sich daher auch für schlecht schulbare oder pflegebedürftige Patienten mit angehobenem HbA 1cZielwert oder auch bei anfänglich ableh­ nender Haltung des Patienten gegen­ über einer Insulintherapie. Die Flexibili­ tät im Alltag und bei der Ernährung ist mit diesen Therapien eher gering, der zeitliche Erfolg oft kurz. Die prandiale Therapie bzw. die Ba­ sis-Bolus-Therapie ist aufwändiger, er­ fordert eine bessere Compliance des Pa­ tienten im Hinblick auf Injektionen und Blutglukosekontrollen, bietet dafür aber die größte Flexibilität und sichert beim geeigneten Patienten und professioneller medizinischer Betreuung einen langfris­ tigen Erfolg mit normnahen Blutgluko­ sewerten. Angesichts der verschiedenen ein­ fach strukturierten Therapieschemata, der hohen metabolischen und moleku­ laren Sicherheit moderner Insuline und der bedienungsfreundlichen Pens spielt das rein kalendarische Alter kaum mehr eine Rolle bei der Auswahl der geeig­ neten Insulintherapie. Letztendlich sind es gerade bei einer Insulintherapie das vertrauensvolle und ehrliche Gespräch mit dem Patienten, das optimale individuelle angepasste Trai­ ning und der langfristige Kontakt mit professionellen, erfahrenen Diabetologen und Diabetesberaterinnen, die den nach­ haltigen Erfolg der Therapie sichern. Literatur unter mmw.de Anschrift des Verfassers: Dr. med. Andreas Liebl Diabetes- und Stoffwechselzentrum, m&i-Fachklinik Bad Heilbrunn Wörnerweg 30 D-83670 Bad Heilbrunn E-Mail: [email protected] Keywords Insulin therapy of typ 2 diabetes: From simple to flexible – three strategies are available Insulin therapy – type 2 diabetes – insulin analogues – premixed insulin – prandial therapy Interessenkonflikt Der Autor erklärt, dass er sich bei der Erstellung des Beitrages von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließ. Er legt folgende potenzielle Interessenkonflikte offen: Vortragstätigkeit, Mitwirkung in Advisory Boards, Unterstützung für wissenschaftliche Projekte durch Berlin-Chemie, Lilly, Novo Nordisk, Sanofi-Aventis, AstraZeneca, MSD, Roche, Medtronic. Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags von zwei unabhängigen Gutachtern geprüft wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CME-Fragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des dargestellten Krankheitsbildes geeignet sind. 71 springermedizin.de/eAkademie CME-Fragebogen FIN MM1225oB Teilnehmen und Punkte sammeln, können Sie gültig bis 22.11.2012 •Teilnehmen als e.Med-Abonnent an alle Kurse der e.Akademie, und Punkte sammeln, können Sie •• als einer Fachzeitschrift an den der abonnierten Zeitschrift oder alsAbonnent e.Med-Abonnent an allen Kursen der Kursen e.Akademie, •• als Leser dieses Magazins – zeitlich begrenzt – unter FIN. oder als Abonnent einer Fachzeitschrift an den Kursen derVerwendung abonniertender Zeitschrift • als Leser dieses Magazins – zeitlich begrenzt – unter Verwendung der FIN. 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Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes Welche Zielwerte für die postprandialen Blutglukosewerte sind nach den aktuellen Leitlinien der International Diabetes Federation (IDF) aus 2011 empfohlen? ☐☐ < 100 mg/dl (< 5,5 mmol/l) ☐☐ < 120 mg/dl (< 6,7 mmol/l) ☐☐ < 145 mg/dl (< 8,1 mmol/l) ☐☐ < 160 mg/dl (< 9 mmol/l) ☐☐ < 180 mg/dl (< 10 mmol/l) Wie hoch ist der Anteil der Typ-2-Diabetiker, bei denen laut den Ergebnissen der UKPDS nach fünf- bis sechsjähriger Therapiedauer mit Sulfonylharnstoffen mit einer Insulinbedürftigkeit gerechnet werden muss? ☐☐ 20% ☐☐ 30% ☐☐ 50% ☐☐ 90% ☐☐ 100% Welche der folgenden Aussagen zu post­ prandialen Blutglukosewerten ist falsch? ☐☐ Die postprandialen Blutglukosewerte besitzen eine Assoziation zu den typischen makrovaskulären Diabetesfolgeschäden. ☐☐ Gerade für das Erreichen normnaher HbA1c-Werte ist die Absenkung der postprandialen Blutglukosewerte wichtig. ☐☐ Im Bereich normnaher HbA1c-Werte ist der Beitrag der postprandialen Werte zum HbA1c-Ergebnis wesentlich höher 72 als der Beitrag der Nüchternblutglukosewerte. ☐☐ Mikrovaskuläre Schäden sind mit post­ prandialen Blutglukosewerten assoziiert. ☐☐ Postprandiale Blutglukosespitzen führen zur Suppression der hepatischen Glukoneogenese. Welche Aussage zur Kombination von Inkretinmimetika mit einer Insulintherapie trifft nicht zu? ☐☐ Möglich ist der Einsatz von kurz und lang wirksamen Insulinen. ☐☐ Der gewichtsreduzierende Effekt von Inkretinmimetika bleibt auch in Kombination mit Insulin weitgehend erhalten. ☐☐ Die notwendige Insulindosis ist in der Regel gering. ☐☐ Die Hypoglykämierate einer solchen Kombination ist sehr gering. ☐☐ Es handelt sich um eine sinnvolle und zugelassene Kombinationstherapie. Ein Patient mit Typ-2-Diabetes wird mit einer basalen Insulintherapie unter Verwendung von NPH-Insulin zur Nacht in Kombination mit Metformin tagsüber behandelt. Obwohl er mit 108 mg/dl (6 mmol/l) durchschnittlich gute Nüchternblutglukosewerte erreicht hat, sinkt der HbA1c-Wert nicht unter 7,8%. Was ist die wahrscheinlichste Ursache für das mangelhafte Therapieergebnis? ☐☐ Falsch gemessene Nüchternblutglukosespiegel. ☐☐ Fehler in der HbA1c-Bestimmung. ☐☐ Hohe postprandiale Anstiege der Blutglukose tagsüber. ☐☐ Nächtliche Hypoglykämien mit gegen­ regulatorischen Blutglukosespitzen während der Nachtstunden. ☐☐ Unkontrolliertes und verheimlichtes ☐ Essen des Patienten in der Nacht. Welche Aussage trifft für Therapie mit analogen Mischinsulinen zu? ☐☐ Bei normalem Essverhalten beträgt das Mengenverhältnis des erforderlichen ☐ Insulins bei Frühstück und Abendessen meist 3 : 1. ☐☐ Der HbA1c-Wert ist bei den meisten Patienten schlechter als bei einer abendlichen Basalinsulintherapie in Kombina­ tion mit einem oralen Antidiabetikum tagsüber. ☐☐ Bei einer Intensivierung dieser Therapie können bis zu drei präprandiale Injektionen täglich erfolgen. ☐☐ Ein Spritz-Ess-Abstand von 15–30 Minuten sollte berücksichtigt werden. ☐☐ Es besteht keine Hypoglykämiegefahr im Verlauf des Vormittags. Bei einer prandialen Insulintherapie zeigen sich bei Verwendung von kurz wirk­ samen Insulinanaloga im Vergleich zu MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) humanem Normalinsulin Unterschiede. Welche Aussage ist falsch? ☐☐ Die Kosten der Therapie nehmen zu. ☐☐ Die postprandialen Werte sind niedriger. ☐☐ Es sind in der Regel weniger Zwischenmahlzeiten erforderlich. ☐☐ Hypoglykämien gehen zurück. ☐☐ In besonderen Fällen kann das Analogon auch nach dem Essen gespritzt werden. Welche Aussage zur prandialen Insulintherapie bei einem Typ-2-Diabetiker trifft zu? ☐☐ Blutglukosemessungen müssen ebenso häufig wie bei einer Insulintherapie des Typ-1-Diabetes durchgeführt werden. ☐☐ Der Patient soll in der Lage sein, wie beim Typ-1-Diabetes den Kohlenhydratgehalt seiner Mahlzeit richtig abzuschätzen, um die erforderliche Insulindosis errechnen zu können. ☐☐ Im Rahmen einer Therapie mit kurz wirksamen Insulin, das vor den Mahlzeiten injiziert wird, darf abends nie ein Verzögerungsinsulin verabreicht werden. ☐☐ Die meisten Patienten profitieren von ☐ einer zusätzlichen Gabe von Metformin. ☐☐ Die typischen Essenszeiten müssen möglichst exakt eingehalten werden. Welche Aussage zur Kombination von oralen Antidiabetika mit einer Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 ist richtig? ☐☐ Die DPP-4-Hemmer Sitagliptin und Saxagliptin sind in Kombination mit Insulin kontraindiziert. ☐☐ Die Kombination von Metformin mit einer Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 ist bei sehr langer Diabetesdauer (mehr als 15 Jahre) nicht mehr sinnvoll. ☐☐ Metformin kann in Kombination mit einer Insulintherapie auch bei schwerer Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min) noch gegeben werden. ☐☐ Wenn hohe prandiale Insulindosen erforderlich sind, sollte zusätzlich mit Glimepirid therapiert werden. ☐☐ Lang wirkende Sulfonylharnstoffe (z. B. Glimepirid) können bei geringen Insulin- dosen und nur einer Injektion täglich eine sinnvolle Ergänzung zum Insulin sein. Welche Aussage zur basalen Insulintherapie ist richtig? ☐☐ Die Patienten müssen nur einmal täglich Insulin injizieren. ☐☐ Die basale Insulintherapie ist eine der kompliziertesten Insulintherapien des Typ-2- Diabetes. ☐☐ Die Körpergewichtszunahme der Patienten ist mit einer basalen Insulintherapie im Vergleich zu einer Mischinsulintherapie besonders hoch. ☐☐ Die Insulindosisanpassung erfolgt aufgrund der postprandialen Werte, die nach den Leitlinien der IDF < 160 mg/dl (< 9 mmol/l) liegen sollten. ☐☐ Zu Beginn einer Basalinsulintherapie dürfen vor dem Zubettgehen höchstens fünf Einheiten verabreicht werden. e.Akademie – mehr Service für alle! Die e.Akademie macht es Ihnen noch einfacher, Ihre Fortbildung zu planen, Ihren Lernerfolg zu messen und zu dokumentieren: Die Kursübersicht umfasst alle Fortbildungen der e.Akademie. Hier können Sie die gewünschten Kurse starten, für die spätere Teilnahme vormerken und die Kursdetails einsehen. Auf Wunsch können Sie die Kursübersicht auch nach Zeitschriften oder Fachgebieten einschränken. Mein Kursplaner zeigt alle Kurse an, die Sie vorgemerkt oder bereits begonnen haben. Mein Kursarchiv/Punktekonto bietet Ihnen jederzeit einen Überblick über die Ergebnisse Ihrer Kursteilnahme und Ihr persönliches Punktekonto. Darüber hinaus haben Sie die MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 3 / 2012 (154. Jg.) Möglichkeit, Ihre Teilnahmebescheinigungen einzusehen und Kurse zu Übungszwecken zu wiederholen. e.Akademie aktuell informiert Sie über aktuelle Fortbildungsthemen. Sie können diesen kostenlosen monatlichen Newsletter bestellen unter springermedizin.de/Newsletter Teilnehmen und weitere Informationen unter: springermedizin.de/eAkademie Unser Tipp: Noch mehr Fortbildung bietet das e.Med-Komplettpaket. Hier stehen Ihnen in der e.Akademie alle Kurse der Fachzeitschriften von Springer Medizin zur Verfügung. Testen Sie e.Med gratis und unverbindlich unter springermedizin.de/eMed 73 FORTBILDUNG – ÜBERSICHT Literatur 1. Ray KK, Seshasai SR, Wijesuriya S et al. (2009) Effect of intensive control of glucose on cardiovascular outcomes and death in patients with diabetes mellitus: a meta-analysis of randomized controlled trials. Lancet 373: 1765-1772 2. Guideline for Management of Post Meal Glucose in Diabetes. International Diabetes Federation (IDF), Brussels, 2011 3. Wright A, Burden AC, Paisey RB et al. (2002) Sulfonylurea inadequacy: efficacy of addition of insulin over 6 years in patients with type 2 diabetes in the U.K. Prospective Diabetes Study (UKPDS 57). Diabetes Care 25: 330–336 4. Mitrakou A, Kelley D, Mokan M et al. (1992) Role of reduced suppression of glucose production and diminished early insulin release in impaired glucose tolerance. N Engl J Med 326: 22–29 5. Liebl A (2008) Differenzierte Insulintherapie des Typ-2-Diabetes. Diabetologe 4:516–524 6. 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