Umschlag BMELV Heft 522 02.09.2009 9:04 Uhr Seite 1 522 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Angewandte Wissenschaft Heft 522 Herausgeber: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft u n d V e r b r a u c h e r s c h u t z ( B M E LV ) Wilhelmstraße 54 10117 Berlin Stand: September 2009 Gesamtherstellung: Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann e. K., 70773 Filderstadt, Postfach 1207 Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.bmelv.de ISBN 978-3-921262-52-8 Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futterund vom Tier stammenden Lebensmitteln VERBRAUCHERSCHUTZ ERNÄHRUNG LANDWIRTSCHAFT Innentitel_Impr Heft 522 02.09.2009 9:06 Uhr Seite 1 Schriftenreihe des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Reihe A: Angewandte Wissenschaft Heft 522 Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futterund vom Tier stammenden Lebensmitteln Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Max Rubner-Instituts zur Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Verlags gesellschaft W.E.Weinmann e.K. Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann e.K. Innentitel_Impr Heft 522 02.09.2009 9:06 Uhr Seite 2 Alle Rechte, auch die der fotomechanischen Vervielfältigung und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten durch Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Die inhaltliche Verantwortung für diese Studie liegt bei den Autoren, deren Meinung nicht notwendigerweise mit der des BMELV identisch sein muss. Gesamtherstellung: Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann e. K., 70773 Filderstadt, Postfach 1207. Diese Veröffentlichung kann zum Preis von 20,60 € bei der Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann e. K., Karl-Benz-Straße 19, 70794 Filderstadt oder über den Internetshop unter www.verlag-weinmann.com bezogen werden. 09/2009 ISBN 978-3-921262-52-8 Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Max Rubner - Instituts zur Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Dr. K.-H. Schwind Dr. W. Jira Dr. H. Karl Dr. U. Ruoff Prof. Dr. S. Dänicke 1) Kulmbach (Koordinator) 1) Kulmbach 1) Hamburg 2) 3) Kiel 4) Braunschweig Arbeitsgruppe Analytik Max Rubner – Institut, Standort Kulmbach Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel 2) Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner – Institut, Standort Hamburg Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel 3) Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner – Institut, Standort Kiel Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel 4) Institut für Tierernährung Friedrich – Löffler – Institut, Standort Braunschweig Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit 2009 2 Vorwort: Dioxine gelten seit dem Seveso-Unglück als Ultragift und stehen seit mehr als drei Jahrzehnten auf der Tagesordnung der Politik. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) hat deshalb von Anfang an die vielfältigen wissenschaftlichen Arbeiten zu Dioxinen und PCB im Bereich der Bundesforschung unterstützt. Besondere Bedeutung erlangte in einer Kette von Ereignissen der belgische Dioxinfall, bei dem durch mit Transformatorenöl verunreinigte Futtermittel eine Vielzahl von Lebensmitteln mit Dioxinen und PCB kontaminiert wurden. Dieser Skandal war ausschlaggebend dafür, dass die Europäische Kommission in ihrem Weißbuch im Jahr 2000 einen neuen Regelungsansatz - „vom Stall zum Tisch“ - für die gesamte Futtermittel- und Lebensmittelkette entwickelte. Das besondere öffentliche Interesse hat auch dazu geführt, dass die Kommission und die Mitgliedstaaten die Festsetzung von Höchstgehalten für Dioxine im Jahr 2001 und später auch für nicht dioxinähnliche PCB 2006 vorantrieben. Diese Regelungen sollten bereits 2008 mit dem Ziel der weiteren Minimierung überprüft werden. Wichtige Voraussetzung dafür ist eine solide Datenbasis; daran wird noch gearbeitet. Zur wissenschaftlichen Bewertung der Minimierungsbemühungen hat das BMELV bereits 2004 eine nationale Statuserhebung für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Futtermitteln und in vom Tier stammenden Lebensmitteln initiiert. Das Forschungsprojekt wurde von der Arbeitsgruppe „Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln“ beim BMELV konzipiert und wissenschaftlich begleitet. Diese multidisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppe, in der Sachverständige aus Bundesforschungsinstituten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeiten, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Fragen des Übergangs (Carry over) unerwünschter Stoffe aus Futtermitteln in Lebensmittel tierischen Ursprungs. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, das BMELV im Hinblick auf Maßnahmen zur Gewährleistung der Lebens- und Futtermittelsicherheit und der Tiergesundheit zu beraten. Zu diesem Zweck verfolgt die Arbeitsgruppe den Stand der Wissenschaft, initiiert die Durchführung zielgerichteter Forschungsprojekte und berät das BMELV insbesondere in Form von Stellungnahmen mit konkreten Problemanalysen und Handlungsempfehlungen. Ziel des Forschungsprojekts „Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futter - und vom Tier stammenden Lebensmitteln“ war es, ein repräsentatives Datenmaterial über die Dioxinund PCB - Gehalte in Futtermitteln und in Lebensmitteln tierischer Herkunft zusammenzutragen und im Vergleich mit einer Studie aus 1995/96 zu vergleichen. Auf dieser Basis sollen die Entwicklung der täglichen Aufnahme der Verbraucherinnen und Verbraucher beurteilt und Wege zur weiteren Minimierung aufgezeigt werden. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 3 Inhaltverzeichnis: Seite Vorwort 2 Inhaltsverzeichnis 3 Teil 1 Allgemeine Einführung 4 Teil 2 Analytik 5 - 23 Teil 3 Futtermittel 24 - 46 Teil 4 Fleisch und Fleischerzeugnisse 47 - 83 Teil 5 Fische und Fischereierzeugnisse 84 - 125 Teil 6 Eier 126 - 152 Teil 7 Milcherzeugnisse 153 - 176 Teil 8 Zusammenfassung 176 - 178 Danksagung 179 4 Teil 1: Allgemeine Einführung Mit der Verordnung EG Nr. 466/2001 der Kommission zur Festlegung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln vom 8. März 2001 (Kontaminanten-VO) hat die Kommission der Europäischen Union Grenzwerte für Dioxine (PCDD/F) in verschiedenen Lebensmitteln festgelegt. Die Begrenzung der Gehalte auf toxikologisch vertretbare Werte dient dem Schutz der öffentlichen Gesundheit. In der Verordnung wird darauf hingewiesen, dass die bisher nur für Dioxine festgelegten Höchstgehalte spätestens bis zum 31. Dezember 2004 anhand neuer Daten über den Gehalt an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (polychlorierte Biphenyle) erstmals überprüft werden sollen, insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung der dioxinähnlichen PCB in die festzusetzenden Werte. Seit 2002 wurde der EU von den einzelnen Mitgliedsstaaten umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung gestellt, sodass auf der Basis dieser Ergebnisse mit der Verordnung EG Nr. 199/2006 auch für dioxinähnliche PCB Höchstmengenregelungen eingeführt wurden. Während die Dioxingehalte in vom Tier stammenden Lebensmitteln auf dem deutschen Markt im Zeitraum von 1996 – 1999 in einem vom Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) geförderten Projekt intensiv untersucht wurden, lagen Daten über dioxinähnliche PCB-Verbindungen bislang nur unzureichend vor. Daher wurden in einem neuen Forschungsvorhaben des BMELV die Gehalte von dioxinähnlichen PCB im Vergleich zu Dioxinen in Futtermitteln, Fleisch und Fleischerzeugnissen, Fisch, Butter und Milchprodukten sowie Eiern mituntersucht. Zusätzlich wurden auch die gesetzlich geregelten, nicht dioxinähnlichen PCB (Indikator-PCB) erfasst. Ziel der Untersuchungen des Gesamtvorhabens war eine möglichst repräsentative Erfassung der Belastungssituationen der Futtermittel sowie der vom Tier stammenden Lebensmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Unter Berücksichtigung der Verzehrsgewohnheiten kann so die tägliche Aufnahme des Bundesbürgers an Dioxinen, dioxinähnlichen PCB und Indikator -PCB abgeschätzt werden. Die vorliegende Statuserhebung ermöglicht zudem für die Lebensmittel Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch sowie Butter und Milchprodukte eine Gegenüberstellung der Dioxingehalte mit den Mitte der 1990er Jahre ermittelten Werten und lässt somit eine Trendabschätzung der Dioxingehalte in diesen Lebensmittelgruppen zu. 5 Teil 2: Analytik Analysenverfahren und Qualitätssicherungsmaßnahmen Durchführende Stellen: Arbeitsgruppe Analytik Max Rubner – Institut, Standort Kulmbach Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner – Institut, Standort Hamburg Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner – Institut, Standort Kiel Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Verantwortlich: Dr. K.-H. Schwind Dr. H. Karl Dr. U. Ruoff Kulmbach (Koordinator) Hamburg Kiel 6 Inhaltsverzeichnis Teil 2: Analytik 1. Analysierte Verbindungen 7 1.1 Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PCDD/F) 7 1.2 Dioxinähnliche PCB (dl-PCB) 7 1.3 Gesetzlich geregelte PCB (Indikator-PCB) 8 2. Analytische Verfahren Fisch und Milch 9 2.1 Methoden 9 2.1.1 dl-PCB- und Indikator-PCB-Analytik 9 2.1.2 PCDD/F-Analytik 9 2.1.3 Fett- und Wasserbestimmungen 10 3. Analytische Verfahren Futtermittel, Fleisch und Eier 10 3.1 10 3.2 Anforderungen an die Analytik von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Futtermitteln, Fleisch(erzeugnissen) und Eiern Analysenverfahren 4. Qualitätskontrollen der PCB- und Dioxinanalytik 14 4.1 Vergleichsuntersuchungen 14 4.1.1 PCB-Vergleichsuntersuchungen von 6 Futtermitteln (MRI–Kulmbach und MRI–Hamburg) Teilnahme am FAPAS- Ringversuch (Proficiency Test 063; Cod liver oil) 14 4.1.2 4.1.3 11 15 16 4.2 Dioxin-Vergleichsuntersuchungen von 5 Futtermitteln (Staatliches Lebensmitteluntersuchungsamt Oldenburg, MRI–Kulmbach und MRI–Kiel) Ringversuch „Interlaboratory Comparison on Dioxins in Food 2007“ des Norwegian Institute of Public Health, Oslo Weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen 4.2.1 Standort Hamburg (Fisch) 19 4.2.1.1 19 4.2.1.2 Indikator-PCB und dl-PCB (NIST-Standardreferenzmaterial SRM 1588b (Cod liver oil)) WHO-PCB (FAPAS control material 0628 (Cod liver oil)) 4.2.2 Standort Kulmbach 20 4.2.2.1 Indikator-PCB (NIST-Standardreferenzmaterial „ Mussel Tissue“) 20 4.2.2.2 21 4.2.3 dl-PCB und Dioxine (NIST-Standardreferenzmaterial SRM 1588 a (Cod liver oil) Standort Kiel 4.2.3.1 Dioxine (Standardreferenzmaterial CRM 607) 22 5. Literatur 22 4.1.4 17 19 20 22 7 Analysierte Verbindungen 1.1 Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PCDD/F) Bestimmt wurden in allen Proben die 17 Einzelkongenere, für die von der WHO entsprechende Toxizitätsäquivalenzfaktoren (WHO-TEF) festgelegt wurden (Tab. 1) [1]. Diese 17 Einzelverbindungen setzen sich zusammen aus 7 Dibenzodioxinen und 10 Dibenzofuranen. Tab. 1: Verwendete WHO-Toxizitätsäquivalenzfaktoren (WHO-TEF) für Dioxin- und Dibenzofuran-Kongenere (IUPAC u.) Ballschmiter Nr. D 48 F 83 F 94 D 54 F 114 F 118 F 121 D 66 D 67 D 70 F 130 F 124 F 134 D 73 F 131 D 75 F 135 1.2 Chemische Bezeichnung 2,3,7,8 – TCDD 2,3,7,8 – TCDF 1,2,3,7,8 – PeCDF 1,2,3,7,8 – PeCDD 2,3,4,7,8 – PeCDF 1,2,3,4,7,8 - HxCDF 1,2,3,6,7,8 - HxCDF 1,2,3,4,7,8 - HxCDD 1,2,3,6,7,8 - HxCDD 1,2,3,7,8,9 - HxCDD 2,3,4,6,7,8 - HxCDF 1,2,3,7,8,9 - HxCDF 1,2,3,4,7,8,9 - HpCDF 1,2,3,4,6,7,8 - HpCDD 1,2,3,4,6,7,8 - HpDCF 1,2,3,4,6,7,8,9 - OCDD 1,2,3,4,6,7,8,9 - OCDF WHO-TEF 1998 1,0 0,1 0,05 1,0 0,5 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,01 0,01 0,01 0,0001 0,0001 1 9 8 O 2 7 O 3 6 Cl n 4 C12H(8-n)O2Cln 1 9 2 8 7 3 O 6 Cl n 4 C12H(8-n)OCln Dioxinähnliche PCB (dl-PCB) Bestimmt wurden die in Tabelle 2 mit den entsprechenden Toxizitätsäquivalenzfaktoren angeführten 4 non-ortho-PCB-Kongenere und 8 mono-ortho-PCB-Verbindungen. Tab. 2: Verwendete WHO-Toxizitätsäquivalenzfaktoren (WHO-TEF) für dioxinähnliche PCB IUPAC-Code non-ortho PCB 77 PCB 81 PCB 126 PCB 169 3' Chemische Bezeichnung WHO-TEF 1998 2' 2 3 4 4' 3,3`,4,4`-Tetra-CB 3,4,4`,5- Tetra-CB 3,3`,4,4`,5-Penta-CB 3,3`,4,4`,5,5`-Hexa-CB 0,0001 0,0001 0,1 0,01 5' 6' 6 Cln C12H(10-n)Cln 5 8 IUPAC-Code mono-ortho PCB 105 PCB 114 PCB 118 PCB 123 PCB 156 PCB 157 PCB 167 PCB 189 1.3 3' Chemische Bezeichnung WHO-TEF 1998 2' 2 3 4 4' 2,3,3´,4,4´-Penta-CB 2,3,4,4´,5- Penta-CB 2,3´,4,4´,5-Penta-CB 2´,3,4,4´,5-Penta-CB 2,3,3´,4,4´,5-Hexa-CB 2,3,3´,4,4´,5´-Hexa-CB 2,3´,4,4´,5,5´-Hexa-CB 2,3,3´,4,4´,5,5´-Hepta-CB 0,0001 0,0005 0,0001 0,0001 0,0005 0,0005 0,00001 0,0001 5' 6' 6 5 Cln C12H(10-n)Cln Gesetzlich geregelte PCB (Indikator - PCB) In der Schadstoffhöchstmengen-Verordnung [2] sind Höchstwerte für die in Tabelle 3 angeführten sogenannten 6 Indikator-PCB festgelegt. Bestimmt wurden alle Verbindungen. Bei der Analyse von Fisch und Milch ließ sich unter den gewählten analytischen Bedingungen PCB 28 nicht vom PCB 31 trennen. Daher wurde in diesen Fällen auf die Angabe der PCB 28-Gehalte verzichtet. Tabelle 3: Gesetzlich geregelte Indikator-PCB - Verbindungen und festgelegte Höchstgehalte IUPAC-Code Chemische Bezeichnung Höchstmenge µg/kg 28 2,4,4`-Tri - CB 80 1) 200 1) 400 1) 8 1) 80 2) 52 101 180 138 2,2`,5,5`-Tetra-CB 2,2`,4,5,5`-Penta-CB 2,2´,3,4,5,5´-Hepta-CB 2,2´,3,4,4´,5-Hexa-CB 40 2) s. PCB 28 s. PCB 28 s. PCB 28 100 1) 300 1) 600 1) 10 1) 100 2) 153 Bezug: 1) 2,2´,4,4´,5,5´-Hexa-CB FS = Frischsubstanz 2) Fett 50 2) s. PCB 138 Lebensmittel Seefische, Krebs- u. Weichtiere Süßwasserfische Dorschleber Fleisch vom Kalb und von warmblütigen Schlachttieren < 10 % Fett warmblütigen Schlachttieren > 10 % Fett Milch und Milcherzeugnisse s. PCB 28 s. PCB 28 s. PCB 28 Seefische, Krebs- u. Weichtiere Süßwasserfische Dorschleber Fleisch vom Kalb und von warmblütigen Schlachttieren < 10 % Fett warmblütigen Schlachttieren > 10 % Fett Milch und Milcherzeugnisse s. PCB 138 9 2. Analytische Verfahren Fisch und Milch Die Auswahl der Proben, die Aufarbeitung und Bestimmung der PCB-Indikator- und dioxinähnlichen PCB Verbindungen - erfolgte am Standort Hamburg des MRI, die Dioxinanalytik wurde am Standort Kiel durchgeführt. Die PCB- und Dioxin-Bestimmungen erfolgten in Anlehnung an die Richtlinie 2002/69/EG der Kommission vom 26. Juli 2002 zur Festlegung der Probenahme- und Untersuchungsverfahren für die amtliche Kontrolle von Dioxinen sowie zur Bestimmung von dioxinähnlichen PCB in Lebensmitteln (Abl. L 209/5 vom 6.8.02) und der Entscheidung der Kommission von 12. August 2002 zur Umsetzung der Richtlinie 96/23/EG des Rates betreffend die Durchführung von Analysenmethoden und die Auswertung von Ergebnissen (Abl. L 121/8 vom 17.08.02). 2.1 Methoden 2.1.1 dl-PCB- und Indikator-PCB-Analytik Zur PCB-Bestimmung in Fischen wird soviel homogenisiertes Probenmaterial eingesetzt, dass dieses ca. 3 g Fett ergibt. Bei Milch werden ca. 9 g Fett eingesetzt. Vor der Fettextraktion werden alle zwölf Standards und die sechs 13 13 C-markierten internen dioxinähnlichen PCB- C-markierten Indikator-PCB in geeigneten Konzentrationen zugegeben. Die Fettextraktion erfolgt mit Dichlormethan und Methanol nach einer modifizierten Methode von Bligh und Dyer [3]. Nach der Fettabtrennung über ein automatisches GPC-Cleanup-System der Fa. Antec (Bio-Beads SX-3) verläuft die weitere Aufreinigung und Fraktionierung über Bond Elut PCB- und ENVI-Carb-SPE-Säulen. Als Wiederfindungsstandards werden 13 C-PCB 141 und das deuterierte PCB 77 (D6) zugesetzt. Die Identifizierung der PCB erfolgt nach gaschromatografischer Trennung an einer 30 m FactorFour-VF-5ms-Säule massenspektrometrisch im Full Scan über die Massenspektren mit einem Ion-Trapsystem (Varian Saturn 2200). Die Quantifizierung der di- und der monoortho-PCB 105 und 118 erfolgt anhand dreier Massen nach der Isotopen- verdünnungsmethode. Die restlichen mono-ortho und non-ortho-PCB werden mittels GC-MSMS bestimmt. Die genaue Aufarbeitung ist bei Karl und Ruoff [5] beschrieben. 2.1.2 PCDD/F-Analytik Die Dioxinbestimmung (PCDD/F-Analytik) erfolgt mit einer modifizierten Methode nach Fürst et al. [4]. Die genaue Aufarbeitung wurde bereits bei Karl et al. [6] ausführlich beschrieben. Quantifiziert werden die siebzehn Dioxin – und Furankongenere nach gaschromatografischer Trennung mit hochauflösender Massenspektrometrie. 10 2.1.3 Fett- und Wasserbestimmungen Die Fettbestimmung bei Fisch erfolgte gravimetrisch nach Extraktion mit Dichlormethan und Methanol nach einer modifizierten Methode von Bligh und Dyer [3]. Der Wassergehalt wurde durch Trocknen der homogenisierten Proben bei 105 °C bestimmt. 3. Analytische Verfahren Futtermittel, Fleisch und Eier 3.1 Anforderungen an die Analytik von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Futtermitteln, Fleisch(erzeugnissen) und Eiern Grundlage für die im Rahmen der Untersuchungen gestellten Anforderungen an die Analytik von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB sind die in Richtlinie 2002/70/EG der Kommission vom 26. Juli 2002 niedergelegten analytischen Anforderungen für die Bestimmung der Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Futtermitteln und die in Richtlinie 2002/69/EG der Kommission vom 26. Juli 2002 [7] niedergelegten analytischen Anforderungen für die Bestimmung der Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Lebensmitteln. Diese Richtlinien sehen eine Bestimmungsgrenze (limit of quantification (LOQ)) „im Bereich von einem Fünftel der interessierenden Konzentration“ vor. Im Rahmen einer Projektbesprechung, die am 1. April 2004 an der FAL in Braunschweig stattfand, wurde von den Anwesenden aus den beteiligten MRI–Untersuchungslabors in den Standorten Kiel, Hamburg und Kulmbach übereinstimmend die Auffassung vertreten, dass unter der „interessierenden Konzentration“ der zulässige Höchstgehalt zu verstehen ist. Dieser liegt für Dioxine in Mischfuttermitteln (mit Ausnahme von Futtermitteln für Pelztiere, Heimtiere und Fische) bei 0,75 ng WHO-PCDD/F-TEQ / kg (88% TM). Nach der Verordnung (EG) Nr. 199/2006 vom 3. Februar 2006 gilt seit dem 4. November 2006 ein sog. „WHO-PCDD/FPCB-TEQ“ (Gesamt-TEQ) unter Einbindung der WHO-PCB- und WHO-PCDD/F-Kongenere von 1,25 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ / kg (88% TM). Theoretisch würde demnach der PCB-Anteil am Höchstgehalt 0,5 ng WHO-PCB-TEQ / kg (88% TM) betragen. Für die Analytik von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Futtermitteln wurde daher als Minimalanforderung für jede untersuchte Probe eine Bestimmungsgrenze von 0,1 ng WHOPCDD/F-TEQ / kg (88% TM) und 0,1 ng WHO-PCB-TEQ / kg (88% TM) festgelegt. Der zulässige Höchstgehalt für Fleisch liegt für Dioxine im Fett von Schweinen mit 1 ng WHO-PCDD/F-TEQ / kg Fett am niedrigsten. Nach der Verordnung (EG) Nr. 199/2006 vom 3. Februar 2006 gilt seit dem 4. November 2006 ein sog. „WHO-PCDD/F-PCB-TEQ“ (Gesamt-TEQ) unter Einbindung der WHO-PCB- und WHO-PCDD/F-Kongenere von 1,5 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ / kg Fett für Fett von Schweinen. Theoretisch würde demnach der 11 PCB-Anteil am Höchstgehalt 0,5 ng WHO-PCB-TEQ / kg Fett betragen. Für die Analytik von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Fleisch und Fleischerzeugnissen wurde daher als Minimalanforderung für jede untersuchte Probe eine Bestimmungsgrenze von 0,1 ng WHOPCDD/F-TEQ / kg Fett und 0,1 ng WHO-PCB-TEQ / kg Fett festgelegt. Diese Bestimmungsgrenzen wurden auch für die Untersuchung der Eier- (Schaleneier) und Eiproduktproben übernommen. Alle zu bestimmenden PCB- und Dioxin-Verbindungen wurden mit Hilfe der entsprechenden 13 C12-markierten internen Standardverbindungen quantifiziert. Die in Richtlinie 2002/70/EG geforderte Wiederfindungsrate von 60% bis 120% wurde für die Dioxinanalytik mit drei Wiederfindungsstandards, bei der PCB-Analytik mit zwei Wiederfindungsstandards kontrolliert und lag bei allen untersuchten Proben innerhalb des vorgegebenen tolerierbaren Bereichs. Die Anforderung einer ausreichenden gaschromatographischen Trennung der beiden Kongenere 1,2,3,4,7,8-HxCDF und 1,2,3,6,7,8-HxCDF (< 25%) konnte ebenfalls erfüllt werden. 3.2 Analysenverfahren Zunächst wurde am MRI in Kulmbach ein Analysenverfahren etabliert, welches die quantitative Bestimmung der PCB- und Dioxingehalte aus ein und derselben Probe unter Verwendung einer gemeinsamen Probenaufarbeitung ermöglicht. Dieses Verfahren beruht auf der sehr effizienten Extraktion mit ASE-Technik (Accelerated Solvent Extraction), einer anschließenden Aufreinigung über Gelpermeationschromatographie (GPC) und Florisil und schließlich der Auftrennung - mittels einer Aktivkohlesäule - in di-ortho-PCB-, mono-orthoPCB- und non-ortho-PCB-Kongenere und Dioxine. Folgendes Analysenverfahren wurde eingesetzt: Aufreinigung (Clean up) Etwa 10-15g einer gefriergetrockneten, homogenisierten Futtermittel-, Fleisch(erzeugnis)oder Eigelb-Probe wurden in eine 33ml Extraktionszelle, in der 5g Seesand und anschließend 3g poly(acrylic acid), partial sodium salt-graft-poly(ethylene oxide) vorgelegt wurden, gefüllt. Der Probe wurden 13 C12-markierte interne Standardverbindungen (4 non-ortho PCB [77,81,126,169], 8 mono-ortho PCB [104,114,118,123,156,157,167,189], 6 di-ortho PCB [28,52,101,138,153,180] und die 17 WHO-PCDD/F) zugesetzt. Die Extraktion wurde mit einem ASE 200-System (Dionex, USA) unter Verwendung von n-Hexan bei 100°C und 100 bar (2x10 min) durchgeführt (Abb. 1). Das Lösungsmittel des Extraktes wurde vorsichtig im Stickstoffstrom (Wasserbad bei 40°C) abgeblasen. Der Extrakt wurde über eine GPC- 12 Chromatographiesäule (Innendurchmesser 25 mm; 65g Bio-Beads S-X3) durch Elution mit Cyclohexan/Essigsäureethylester (50:50, v/v; 5ml/min) (Abb. 2) und eine Florisil-Säule (Innendurchmesser 12 mm; 3g Florisil (deaktiviert mit 4% bidest. Wasser)) durch Elution mit 60 ml Toluol aufgereinigt. Auf einer Carbopack B-Säule (Innendurchmesser 13mm; 250mg) (Abb. 3), wurden PCB und Dioxine in 3 Fraktionen aufgetrennt: Erstens di- und mono-ortho PCB (Elution mit n-Hexan/Toluol (99:1, v/v), zweitens non-ortho PCB (Elution mit nHexan/Toluol (75:25, v/v) und drittens Dioxine (Elution mit Toluol im Rückspül-Modus)). Nach Zugabe der Wiederfindungs-Standardverbindungen (Fraktion 1: Fraktion 2: 2H6-PCB 77; Fraktion 3: 13 C12-1,3,6,8-TCDF, 37 13 C12-PCB 141; Cl4-2,3,7,8-TCDD und 13 C6- 1,2,3,4,6,7,8-HpCDF) wurden die Fraktionen auf 15 µl (non-ortho PCB und Dioxine) bzw. 100 µl (di- and mono-ortho PCB) eingeengt. Abb. 1: Das zur Probenextration in eingesetzte System mit ASE-Technik (Fa. Dionex, Typ ASE 200) Abb. 2: Das zur Abtrennung von Fett und Biopolymeren eingesetzte GelpermeationsChromatographie-Analysensystem (Fa. Abimed/Gilson) Abb. 3: Das zur Reinigung und Anreicherung der PCDD/F und PCB eingesetzte modifizierte Chromatographie-Analysensystem mit SPE-Einheit und Aktivkohlesäule (Fa. Gilson, Typ ASPEC modifiziert) 13 GC/HRMS-Analyse Die analytische Bestimmung der PCB und Dioxine wurde an einem GC/HRMS-System durchgeführt (Abb. 4 und Abb. 5). Abb. 4: Das zum selektiven Nachweis von PCDD/F und PCB in Futtermitteln verwendete GC/HRMS-System (Fa. VG, Typ Autospec) GC: HP 5890 Series II; Trägergas: Helium; Injektor: 280°C; Säule: ZB5-MS (60m x 0.25 mm x 0.25 µm); Temperaturprogramm (PCB): 70°C (2 min) – 180°C (30°C/min) – 290°C (5°C/min) – 320°C (20°C/min, 10 min); Temperaturprogramm (Dioxine): 80°C (1 min) – 210°C (25°C/min, 5 min) – 240°C (5°C/min, 5 min) – 320°C (5°C/min, 10 min); Injektionsvolumen: 1 µl split/splitless; HRMS: VG Autospec; Interfacetemp.: 250°C; Ionenquellentemp.: 250°C; Ionisierungmodus: EI pos., 35eV ; Auflösung 10000; Detektionsmodus : SIR (Single Ion Registration); Abb. 5: Das zum selektiven Nachweis von PCDD/F und PCB in Fleisch(erzeugnissen) und Eiern verwendete GC/HRMS-System (Fa. Thermo Fisher Scientific, Typ DFS) GC: Trace GC Ultra; Trägergas: Helium (Flussrate: 1ml/min const. Flow); Injektor: 280°C; Säule: ZB5-MS (60 m x 0.25 mm x 0.25 µm); Temperaturprogramm (PCB): 70°C (2 min) – 180°C (30°C/min) – 290°C (5°C/min) – 320°C (20°C/min, 10 min); Temperaturprogramm (Dioxine): 80°C (1 min) – 210°C (25°C/min, 5 min) – 240°C (5°C/min, 5 min) – 320°C (5°C/min, 10 min); Injektionsvolumen: 1 µl split/splitless; 14 HRMS: DFS High Resolution GC/MS; Interfacetemp.: 260°C; Ionenquellentemp.: 260°C; Ionisierungmodus: EI pos., 45 eV ; Auflösung 10000; Detektionsmodus : MID (Multiple Ion Detection) ; 4. Durchgeführte Qualitätskontrollen der PCB- und Dioxinanalytik Um möglichst korrekte und zuverlässige Analysendaten gewährleisten zu können, wurden verschiedene Vergleichsuntersuchungen mit anderen Untersuchungslaboratorien (MRIHamburg, MRI-Kiel, Staatliches Lebensmitteluntersuchungsamt Oldenburg), sowie Untersuchungen von verschiedenen Referenzmaterialen mit zertifizierten PCB- bzw. Dioxinkonzentrationen durchgeführt. Ferner erfolgte im Zeitraum von Juli bis Oktober 2007 die erfolgreiche Teilnahme an einem FAPAS-Ringversuch (Proficiency Test 0623; Testmaterial: Cod liver oil), sowie am Ringversuch „Interlaboratory Comparison on Dioxins in Food 2007“ (Testmaterialien: Salmon Filet, Chicken Meat, Butter) des Norwegian Institute of Public Health. 4.1 Vergleichsuntersuchungen 4.1.1 PCB-Vergleichsuntersuchungen von 6 Fischfuttermitteln (MRI–Kulmbach und MRI–Hamburg) Zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit der Laboratorien in Kulmbach und Hamburg hinsichtlich der PCB-Analytik wurden 6 verschiedene Fischfuttermittelproben und mehrere Lachsproben parallel in Kulmbach und Hamburg mit unterschiedlichen, in den beiden Laboratorien jeweils etablierten Untersuchungsverfahren analysiert. Zusätzlich wurde ein Herings-Laborreferenzmaterials (HLM) in Hamburg und am Sea Fisheries Institute in Gydnia, Polen (MIR) untersucht. Es wurde eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse erzielt. Die jeweils ermittelten WHO – PCB – TEQ sind in Tabelle 4 gegenüber gestellt. Tab. 4: Ergebnisse der Laborvergleichsuntersuchungen Angaben in ng WHO-PCB-TEQ/kg FS bzw. ng/kg Fett (HLM) Labor Lachs 1 Fischfutter 2 3 Fu3 MRI Kulmbach 1,48 1,55 3,18 1,135 MRI 1,10 1,24 2,19 1,103 Hamburg MIR * HLM: Herings-Laborreferenzmaterial HLM* Fu6 Fu7 Fu9 0,867 0,824 1,769 1,310 1,812 1,102 Fu13 1 1,327 1,316 6,508 6,349 15 4.1.2 Teilnahme am FAPAS-Ringversuch (Proficiency Test 0623; Cod liver oil) Zur weiteren Absicherung nahm das MRI 2005 mit dem Standort Kulmbach am FAPAS proficiency test 0623 (Dioxine, dioxinähnliche PCB und Indikator-PCB in Cod liver oil) teil [8]. Im Rahmen des FAPAS-Ringversuchs “Cod liver oil” (Proficiency Test 0623) wurde vom Veranstalter bei einem Z-Score-Wert im Bereich von -2 bis +2 die Ringversuchsteilnahme als erfolgreich eingestuft. An diesem Ringversuch nahmen insgesamt 23 Labors aus 20 Ländern teil. Das Rückstandslabor des MRI in Kulmbach (Labor Nr. 4; siehe Abb. 6) erfüllte diese Bedingung für eine erfolgreiche Ringversuchsteilnahme klar mit einem Z-Score von nur - 0,4. Abb. 6: Z-Scores des WHO-PCDD/F-TEQ (upper bound) im FAPAS-Ringversuch “Cod liver oil” (MRI Kulmbach = Labor Nr. 4) Das Probenmaterial wurde auch in Hamburg und Kiel analysiert (s. Tab.5). 16 Tab. 5: Ergebnis der Untersuchung des FAPAS proficiency test 0603 Cod liver oil WHO-TEQ [ng/kg FS] Gesamt Mittelwert MRI HH / Kiel 18,884 Mittelwert FAPAS 19,81 z-score* < -2 z-score <+2 PCB mono-ortho 8,684 9,48 5,31 13,65 Dioxine non-ortho 10,763 10,2 5,7 14,7 2,0486 2,2987 1,32 3,38 *Der z-score ist ein Maß für die Leistungsfähigkeit von Laboratorien. Alle Werte innerhalb der angegebenen Grenzen z-score -2 bis +2 werden als akzeptabel angesehen. 4.1.3 Im Dioxin-Vergleichsuntersuchungen von 5 Fischfuttermitteln (Staatliches Lebensmittel-untersuchungsamt Oldenburg, MRI–Kulmbach und MRI–Kiel) Rahmen der Laborvergleichsuntersuchungen der Dioxin-Analytik wurden 5 Fischfuttermittelproben in den Rückstandslabors der MRI-Standorte Kiel und Kulmbach sowie im Labor des Staatlichen Untersuchungsamtes Oldenburg auf den PCDD/F-TEQGehalt untersucht (siehe Abb. 7). Zur Anwendung kamen die jeweils in den Häusern etablierten Untersuchungsverfahren. Die in Kulmbach tendenziell festgestellten höheren Dioxingehalte könnten im Zusammenhang mit der dort für die Probenextraktion routinemäßig eingesetzten sehr effektiven ASE-Technik stehen. In den anderen beiden Laboratorien werden die Proben mit Soxhlet-Technik extrahiert. Insgesamt kann das Ergebnis dieser Vergleichsuntersuchung aber als befriedigend interpretiert werden. 17 WHO-PCDD/F-TEQ in Fischfuttermitteln [ng/kg 88% TM] 0,7 0,6 Oldenburg Kulmbach 0,5 Kiel 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 1 2 3 4 5 Abb. 7: Vergleich des WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg 88% TM] in 5 Fischfuttermitteln (Oldenburg-Kulmbach-Kiel) 4.1.4 Ringversuch „Interlaboratory Comparison on Dioxins in Food 2007“ des Norwegian Institute of Public Health, Oslo Im Jahr 2007 wurde vom Norwegian Institute of Public Health ein Ringversuch für Dioxine und dioxinähnliche PCB durchgeführt. An dieser Laborvergleichsuntersuchung nahmen 104 Laboratorien aus mehr als 20 Ländern teil. Für die Untersuchungsmatrices „Butter“, „Salmon Filet“ und „Chicken Meat“ konnte das Rückstandslabor des MRI Kulmbach für den WHOPCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) Z-Score-Werte von 0,58 (siehe Abb. 8) 1,40 (siehe Abb. 9) und 0,51 (siehe Abb. 10) erzielen, wobei vom Ringversuchsveranstalter eine erfolgreiche Teilnahme im Bereich von -2 bis+2 bescheinigt wurde. 18 Abb. 8: Z-Scores des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (upper bound) Untersuchungsmatrix “Butter”im Ringversuch des Norwegian Institute of Public Health “Interlaboratory Comparison of Dioxins in Food 2007” (MRI Kulmbach = Labor Nr. 42) Abb. 9: Z-Scores des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (upper bound) Untersuchungsmatrix “Salmon Filet” im Ringversuch des Norwegian Institute of Public Health “Interlaboratory Comparison of Dioxins in Food 2007” (MRI Kulmbach = Labor Nr. 42) 19 Abb. 10: Z-Scores des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (upper bound) Untersuchungsmatrix “Chicken Meat ”im Ringversuch des Norwegian Institute of Public Health “Interlaboratory Comparison of Dioxins in Food 2007” (MRI Kulmbach = Labor Nr. 42) 4.2 Weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen 4.2.1 Standort Hamburg (Fisch) 4.2.1.1 Indikator- PCB und dl-PCB (NIST-Standardreferenzmaterial SRM 1588b (Cod liver oil)) Die Richtigkeit der Analytik wurde durch regelmäßige Aufarbeitung des Standardmaterials SRM 1588b (Cod liver oil) überprüft. Im Zeitraum von 2003 bis 2006 wurde das Referenzmaterial SRM 1588b (LGC Promochem, Deutschland) 12 mal aufgearbeitet. Die Wiederfindungsraten für die non-ortho – PCB lagen zwischen 82 – 98 %, für die mono-ortho - PCB zwischen 65 – 105 % und für die di-ortho - PCB zwischen 80 – 120 %. Anhand der im Referenzmaterial angegebenen Gehalte für die mono-ortho - PCB 105, 118, 123, 156 und 189 und der in einer Laborvergleichsstudie [9] ermittelten Gehalte der nonortho - PCB 77, 126 und 169 kann ein Gesamt - WHO – PCB - TEQ (ohne PCB 81, 157 und 167) von 168,4 ng/kg Öl errechnet werden. Die mittlere Wiederfindung des Gesamt – PCB TEQ betrug 92,3 %, mit einem Variationskoeffizienten von 14 %. 20 4.2.1.2 WHO-PCB (FAPAS control material 0628 (Cod liver oil)) Im Zeitraum von 2007 bis 2008 wurde das FAPAS control material 0628 sechsfach aufgearbeitet. Die für dieses Material aus einem Ringversuch ermittelten WHO-PCB-Gehalte für die mono-ortho– PCB, und die non-ortho–PCB wurden mit den eigenen Werten verglichen. Die mittlere Wiederfindungsrate für die WHO-mono-ortho-PCB–Gehalte lag bei 98 %, für die WHO-non-ortho-PCB–Gehalte bei 106,8 % und damit deutlich innerhalb der erlaubten z-score range. 4.2.2 Standort Kulmbach 4.2.2.1 Indikator-PCB (NIST-Standardreferenzmaterial „Mussel Tissue“) Eine weitere Überprüfung der Qualität der PCB-Analytik in Kulmbach bestand in der Untersuchung des NIST-Standardreferenzmaterials „Mussel Tissue“ (SRM 2977) [10]. Die für dieses Standardreferenzmaterial zertifizierten Gehalte der Indikator-PCB (PCB 52, 101, 138, 153, 180) und PCB 118 wurden mit den in Kulmbach ermittelten Gehalten verglichen. Dabei wiesen die gemessenen Gehalte aller 6 PCB-Verbindungen sehr gute Übereinstimmungen mit den zertifizierten Gehalten auf (siehe Abb. 11). Tendenziell waren die ermittelten PCB-Gehalte etwas geringer als die zertifizierten Konzentrationen. Bezogen auf die zertifizierten Werte lag die relative Abweichung zwischen +1% (bei PCB 52) und 17% (bei PCB 180). Vergleich von zertifizierten und gemessenen PCBKonzentrationen in Mussel Tissue (SRM 2977) [µg/kg] 20 zertifizierte Konzentration gemessene Konzentration 15 10 5 0 PCB 52 PCB 101 PCB 118 PCB 153 PCB 138 PCB 180 Abb. 11: Gegenüberstellung von zertifizierten und gemessenen Gehalten an Indikator-PCB im NIST-Standardreferenzmaterial „Mussel Tissue“ 21 4.2.2.2 dl-PCB und Dioxine (NIST-Standardreferenzmaterial SRM 1588a (Cod liver oil)) dl-PCB Das NIST-Standardreferenzmaterial „Cod liver oil“ (SRM 1588a) [11] wurde hinsichtlich des Gehaltes an dioxinähnlichen PCB untersucht. Der gemessene PCB-TEQ (ohne die wenig relevanten Kongenere PCB 81, 114, 123, 157 und 167) wurde mit dem entsprechenden Wert des aus den zertifizierten Gehalten errechneten PCB-TEQ-Wertes verglichen. Dabei wies der ermittelte PCB-TEQ gute Übereinstimmungen mit dem zertifizierten PCB-TEQ auf (siehe Abb. 12), wobei der ermittelte PCB-TEQ etwas geringer als der zertifizierte PCB-TEQ war. Bezogen auf den zertifizierten PCB-TEQ lag die relative Abweichung bei 8%. Vergleich von zertifiziertem und gemessenem PCB-TEQ in Cod liver oil (SRM 1588a) [ng/kg] (ohne PCB81, 114, 123, 157 und 167) 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 zertifizierter PCB-TEQ gemessener PCB-TEQ Abb. 12: Gegenüberstellung von zertifiziertem und gemessenem PCB-TEQ (ohne PCB 81, 114, 123, 157 und 167) im NIST-Standardreferenzmaterial „Cod liver oil“ Dioxine Die Qualität der Dioxin-Analytik in Kulmbach wurde ferner anhand einer Untersuchung des NIST-Standardreferenzmaterials „Cod liver oil“ (SRM 1588a) überprüft. Die gemessenen Konzentrationen der 3 Dioxin-Kongenere 2,3,7,8-TCDD, 1,2,3,6,7,8-HxCDD und 1,2,3,7,8,9HxCDD waren in guter Übereinstimmung mit den zertifizierten Werten (siehe Abb. 13). Bezogen auf die zertifizierten Konzentrationen wich das Messergebnis für 2,3,7,8-TCDD um 10% und für 1,2,3,6,7,8-HxCDD um 8% nach unten ab. Für 1,2,3,7,8,9-HxCDD stimmten gemessene und zertifizierte Konzentration exakt überein. 22 Vergleich von zertifizierten und gemessenen DioxinKonzentrationen in Cod liver oil (SRM 1588a) [ng/kg Fett] zertifizierte Konzentration 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 gemessene Konzentration 2,3,7,8-TCDD 1,2,3,6,7,8-HxCDD 1,2,3,7,8,9-HxCDD Abb. 13: Gegenüberstellung von zertifizierten und gemessenen Dioxinkongeneren im NIST-Standardreferenzmaterial „Cod liver oil“ 4.2.3 Standort Kiel 4.2.3.1 Dioxine (Standardreferenzmaterial CRM 607) Die zusätzliche interne Überprüfung der Dioxinanalytik erfolgte durch die 10- fache Untersuchung des zertifizierten Referenzmaterials CRM 607 (Milchpulver). Das Material enthält folgende Kongenere: 2,3,7,8-TCDD; 1,2,3,7,8-PeCDD; 1,2,3,4,7,8-HxCDD; 1,2,3,6,7,8-HxCDD; 1,2,3,7,8,9-HxCDD; 2,3,7,8-TCDF; 1,2,3,7,8-PeCDF; 2,3,4,7,8-PeCDF; 1,2,3,4,7,8-HxCDF; 1,2,3,6,7,8-HxCDF; 2,3,4,6,7,8-HxCDF. Die Wiederfindungsraten für diese 11 Kongenere bewegten sich zwischen 65 und 85 %. 5. Literatur: [1] WHO, 1998. Executive summary. Assessment of the health risk of dioxins: re-evaluation of the tolerable daily intake (TDI). WHO consultation May 25 – 29, 1998. http://www.who.int/pcs/pubs/dioxin-exec-sum/exe-sum-final.html [2] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2006. Verordnung über Höchstmengen an Schadstoffen in Lebensmitteln (Schadstoffhöchstmengenverordnung-SHmV), in der Neufassung vom 5.Juli 2006 BGBL. I. S. 1562. [3] Oehlenschläger, J., 1986: Eine universell verwendbare Methode zur Bestimmung des Fettgehaltes in Fischen und anderen Meerestieren. Inf. Fischwirtsch. 33(4), 188 – 190. 23 [4] Fürst, P., Fürst, C., Meemken, H. A., Groebel, W., 1989. Analysenverfahren zur Bestimmung von polychlorierten Dibenzodioxinen und Dibenzofuranen in Frauenmilch. Lebensm. Unters. Forsch. 189, 338 – 345 [5] Karl, H.; Ruoff, U., 2007. Dioxins, dioxin-like PCBs and chloroorganic contaminants in herring, Clupea harengus, from different fishing grounds of the Baltic Sea. Chemosphere 67: S90-95. [6] Karl, H.; Blüthgen, A.; Ruoff, U., 2000. Polychlorierte Dibenzodioxine und –furane in Fisch und Fischerzeugnissen. Teil B: Bewertung der Belastung unter Einbeziehung der WHO-Toxizitätsäquivalente und kongenerenspezifische Betrachtung der Untersuchungsergebnisse. Teilbericht III eines Forschungsprojektes des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Bestimmung der Dioxinkontamination der Lebensmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Hamburg und Kiel. [7] RICHTLINIE 2002/69/EG DER KOMMISSION vom 26. Juli 2002 zur Festlegung der Probenahme- und Untersuchungsverfahren für die amtliche Kontrolle von Dioxinen sowie zur Bestimmung von dioxinähnlichen PCB in Lebensmitteln. RICHTLINIE 2002/70/EG DER KOMMISSION vom 26. Juli 2002 zur Festlegung von Anforderungen an die Bestimmung der Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Futtermitteln. [8] FAPAS, Proficiency Test 0623: http://www.fapas.com/tmspecsheet.cfm?testmaterialid=1627&CFID=1451396&CFTOK EN=56490196 [9] Brubaker, W.W., Schantz, M.M., Wise, St.A., 2000. Determination of non-ortho polychlorinated biphenyls in environmental standard reference materials. Fresenius J. Anal. Chem. 367, 401-406. [10] NIST, SRM 2977: https://srmors.nist.gov/certificates/2977.pdf?CFID=8955908&CFTOKEN=99fdaee738d1 96d8-BE1844FF-9655-37024FDD7CD1AC331E47&jsessionid=b43087ea4113684d9767 [11] NIST, SRM 1588a: https://srmors.nist.gov/certificates/1588A.pdf?CFID=8955908&CFTOKEN=99fdaee7 38d196d8-BE1844FF-9655-3702 4FDD7CD1AC331E47&jsessionid=b43087ea4113684d9767 24 Teil 3: Futtermittel Stand: November 2006 Durchführende Stellen: Arbeitsgruppe Analytik Max Rubner Institut (MRI), Standort Kulmbach Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Institut für Tierernährung Friedrich-Löffler-Institut (FLI), Standort Braunschweig Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Futtermittelkontrollbehörden der Bundesländer Verantwortlich: Dr. K.-H. Schwind (Koordinator) Prof. Dr. S. Dänicke Bearbeiter MRI Kulmbach: Dr. W. Jira Renate Eichner Dagmar Fuchs Gertraud Mundil 25 Inhaltsverzeichnis Teil 3: Futtermittel Seite Zusammenfassung 26 1. Einleitung und Problemstellung 27 2. PCB-Untersuchungsergebnisse der analysierten Futtermittelproben 28 2.1 Dioxinähnliche PCB 28 2.2 Indikator-PCB-Verbindungen 31 3. Dioxin-Untersuchungsergebnisse der analysierten Futtermittelproben 33 3.1 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte 33 4. Ergebnisse für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) in den analysierten Futtermittelproben 34 4.1 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte 34 5. Einfluss der Reevaluierung der TEF für Dioxine und dioxinähnliche PCB auf den TEQ von Futtermittelproben 35 5.1 WHO-PCB-TEQ-Gehalte 36 5.2 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte 37 6. Untersuchung der Rau- und Saftfutter auf Rohasche 7. und HCl-unlösliche Asche 38 Literatur 40 Anhang Beprobungsplan Futtermittel 41 26 Zusammenfassung Im Rahmen einer nationalen Statuserhebung zu Polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen und Dibenzofuranen (PCDD/F) und Polychlorierten Biphenylen (PCB) wurden im ersten Projektabschnitt die Gehalte von Futtermitteln auf Dioxine (17 WHO-PCDD/F-Kongenere), dioxinähnliche PCB (12 WHO-PCB-Kongenere, dl-PCB) und Indikator-PCB-Verbindungen (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) untersucht. Hierzu wurde vom Institut für Tierernährung des FLI in Braunschweig - in Kooperation mit dem BVL - ein Beprobungsplan mit einem Umfang von ca. 200 Futtermittelproben erstellt, der eine möglichst hohe Repräsentativität für die zu untersuchenden Proben gewährleistete. Untersucht wurden Mischfuttermittel sowie wichtige Rau- und Saftfutter, die von den Futtermittelkontrollbehörden in den jeweiligen Bundesländern beprobt und zur Analyse an das MRI in Kulmbach geschickt wurden. Die Gehalte an dioxinähnlichen PCB in allen untersuchten Futtermitteln lagen im Median bei etwa 0,02 ng/kg (88% TM) WHO-PCB-TEQ und damit mehr als eine Größenordung unter dem PCB-TEQ-Auslösewert von 0,35 ng/kg (88% TM). Dieser Auslösewert wurde bei einer Gesamtprobenzahl von mehr als 200 Futtermittelproben nur von einer einzigen Probe (Maissilage mit 0,39 ng/kg) überschritten. Differenziert man zwischen Mischfuttermitteln und Rau- und Saftfuttern, so zeigt sich, dass die Mischfuttermittel deutlich geringer mit PCB belastet sind als die Rau- und Saftfutterproben. Für Indikator-PCB in Futtermitteln existieren bislang keine Höchstgehalte, es gilt jedoch ein PCB-Richtwert von 5 µg/kg (88% TM). Die Gehalte der 6 Indikator-PCB-Verbindungen lagen im Median etwa den Faktor 100 unter dem Richtwert. Eine Überschreitung des PCB-Richtwertes konnte bei keiner der untersuchten Futtermittelproben beobachtet werden. Auch die Dioxingehalte in den Futtermittelproben lagen mit einem WHO-PCDD/F-TEQ von im Median 0,03 ng/kg (88% TM) deutlich unter dem Höchstgehalt von 0,75 ng/kg, der von keiner der untersuchten Futtermittelproben überschritten wurde. Demzufolge lag auch der WHO-PCDD/F-PCB-TEQ mit einem Mediangehalt von etwa 0,05 ng/kg (88% TM) den Faktor 25 unter dem Höchstgehalt von 1,25 ng/kg. Auch hier traten keine Überschreitungen des Höchstgehaltes auf. Berechnet man die gemessenen TEQ-Werte mit den im Jahr 2005 von der WHO reevaluierten Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) für Dioxine und dioxinähnliche PCB, so lässt sich feststellen, dass die Inkraftsetzung dieser neuen TEF eine Abnahme sowohl für den WHOPCB-TEQ, als auch für den WHO-PCDD/F-TEQ zur Folge hätte. Diese Abnahme würde beim WHO-PCB-TEQ im Median 19% und im Falle des WHO-PCDD/F-TEQ 4% betragen. Insgesamt betrachtet sind die Gehalte an Dioxinen, dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCBVerbindungen als erfreulich niedrig anzusehen. 27 1. Einleitung und Problemstellung Im Rahmen des BMELV-Forschungsprojektes zur Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln werden Futtermittel, Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier hinsichtlich der Gehalte an Dioxinen (17 WHO-PCDD/FKongenere) und dioxinähnlichen PCB (12 WHO-PCB-Kongenere) untersucht. Dabei sollen die Gehalte dieser toxikologisch relevanten Einzelverbindungen aus beiden Stoffklassen in ein und derselben Probe bestimmt werden. Diesbezügliche Daten zu den Gehalten and PCDD/F und dioxinähnlichen PCB stehen nur sehr ungenügend zur Verfügung, werden jedoch insbesondere im Hinblick auf die in der Europäischen Union geltenden Summenhöchstgehalte für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Futtermitteln sowie für die seit 4. November 2006 geltenden Höchstgehalte in vom Tier stammenden Lebensmitteln dringend benötigt. Ziel der Untersuchungen ist eine möglichst repräsentative Erfassung der Belastungssituation der Futtermittel sowie der vom Tier stammenden Lebensmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Anhand der Verzehrsgewohnheiten kann so die tägliche Aufnahme des Bundesbürgers an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB abgeschätzt werden. Die Statuserhebung ermöglicht zudem für Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch sowie Milch und Milchprodukte eine Gegenüberstellung der Dioxingehalte aus einem Mitte der 90er Jahre durchgeführten Forschungsvorhaben mit den aktuellen Gehalten und somit eine Trendabschätzung der Dioxingehalte in diesen Lebensmitteln. Im ersten Projektabschnitt des aktuellen Forschungsvorhabens wurden Futtermittel untersucht. Dabei wurde vom Institut für Tierernährung am FLI-Standort Braunschweig zunächst ein Probenplan mit möglichst hoher Repräsentativität unter Vorgabe einer Gesamtprobenzahl von ca. 200 Proben, die der jährlichen Laborkapazität des MRI Kulmbach entspricht, erstellt. Beprobt wurden Mischfuttermittel sowie wichtige Rau- und Saft- futter. Die Probenziehung anhand dieses Beprobungsplanes wurde von den jeweiligen Futtermittelkontrollbehörden in den einzelnen Bundesländern durchgeführt. 28 2. PCB-Untersuchungsergebnisse der analysierten Futtermittelproben 2.1 Dioxinähnliche PCB Insgesamt wurden 207 Futtermittelproben hinsichtlich ihrer Gehalte an dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB untersucht. Die Verteilung des WHO-PCB-TEQ [ng/kg 88% TM] dieser 207 Proben ist in Abb. 1 in der Box-Whiskers-Darstellung aufgezeigt. WHO-PCB-TEQ in Futtermitteln [ng/kg] (88% TM) (N=207) 0,50 0,45 0,40 PCB-TEQAuslösewert 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,017 0,00 Median = 0,017 25%-75% = (0,0065, 0,054) Bereich ohne Ausreißer = (0,0011, 0,125) Ausreißer Extremwerte PCB-TEQ [ng/kg] 88% TM Abb. 1: WHO-PCB-TEQ [ng/kg] (88% TM) in Futtermitteln (N=207) Der Median (50-Perzentil) des WHO-PCB-TEQ der untersuchten Futtermittelproben (N=207) lag bei 0,017 ng/kg, das 75-Perzentil lag bei einem Wert von etwa 0,05 ng/kg und damit immer noch etwa um den Faktor 7 unterhalb des Auslösewertes von 0,35 ng/kg WHO-PCBTEQ. Die meisten Ausreißer und Extremwerte lagen unter 0,3 ng/kg und damit immer noch unterhalb des Auslösewertes von 0,35 ng/kg WHO-PCB-TEQ. Der Auslösewert wurde nur 29 von einer einzigen Futtermittelprobe (0,39 ng/kg WHO-PCB-TEQ bei einer Maissilage aus Schleswig-Holstein) überschritten. WHO-PCB-TEQ [ng/kg] (88% TM) in Futtermitteln (N=207) 0,500 0,300 0,100 0,080 0,060 0,040 0,020 0,009 0,007 0,005 0,003 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0,001 Mischfuttermittel (N=106) Abb. 2: Rauh- und Saftfutter (N=91) WHO-PCB-TEQ [ng/kg] in Mischfuttermitteln (N=106) und Rau- und Saftfuttern (N=91) Differenziert man zwischen Mischfuttermitteln und Rau- und Saftfuttern, so zeigt sich, dass Mischfuttermittelproben deutlich geringer mit PCB belastet sind als die Rau- und Saftfutterproben (siehe Abb. 2): Der Median des WHO-PCB-TEQ in verschiedenen Mischfuttermitteln (Schwein (Endmast), Rind (Mastleistungsergänzungsfutter), Rind (Milchleistungsergänzungsfutter), Legehennenalleinfutter und Mastgeflügel (Endmast)) liegt etwa im Bereich von 0,005 bis 0,01 ng/kg (siehe Abb. 3). 30 WHO-PCB-TEQ [ng/kg] 88% TM in Mischfuttermitteln 0.10 0.08 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.06 0.04 0.02 0.00 Schwein (Endmast) (N=42) Rind (Milchleistung) (N=34) Mastgeflügel (Endmast) (N=15) Rind (Mastleistung) (N=10) Legehennenalleinfutter (N=14) Abb. 3: WHO-PCB-TEQ [ng/kg] in verschiedenen Mischfuttermitteln Bei den untersuchten Rau- und Saftfutterproben war für Grasproben ein Median von etwa 0,16 ng/kg (Gras (Mähweide)) bzw. 0,07 bis 0,09 ng/kg (Gras (Wiese), Heu (Wiese) und Silage (Gras)) WHO-PCB-TEQ zu verzeichnen (siehe Abb. 14). Maissilagen (N=47) waren deutlich geringer belastet als Gras und wiesen im Median einen WHO-PCB-TEQ-Wert von etwa 0,04 ng/kg auf. 31 WHO-PCB-TEQ [ng/kg] (88% TM) in Rauh- und Saftfuttern 0,45 0,40 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 Gras (Mähweide) (N=9) Heu (Wiese) (N=6) Maissilage (N=47) Gras (Wiese) (N=7) Grassilage (N=13) Rübenblattsilage (N=2) Abb. 4: WHO-PCB-TEQ [ng/kg] in Rau- und Saftfuttern Die Futtermittelarten Heu, Klee, Erbsensilage, Weizenstroh und Graspellets wurden nicht in Abb. 4 aufgenommen, da von diesen Futtermitteln nur jeweils eine einzige Probe untersucht wurde. Der WHO-PCB-TEQ dieser Proben lag im Bereich von 0,01 bis 0,08 ng/kg (88% TM). 2.2 Indikator-PCB-Verbindungen Nach der Schadstoff-Höchstmengenverordnung vom März 1988 sind Höchstgehalte für die 6 Indikator-PCB (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) in tierischen Lebensmitteln festgelegt. Höchstgehalte für Indikator-PCB in Futtermitteln existieren bislang nicht, es gilt jedoch ein PCB-Richtwert von 5 µg/kg (88% TM) pro Kongener. 32 Indikator-PCB in Futtermitteln [µg/kg] (88% TM) (N=207) 2.4 2.2 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.2 0.0 PCB 28 Abb. 5: PCB 52 PCB 101 PCB 138 PCB 153 PCB 180 Indikator-PCB in Futtermitteln [µg/kg] Die Gehalte der 6 Indikator-PCB-Verbindungen (siehe Abb. 5) lagen im Median zwischen ca. 0,04 µg/kg (für PCB 52 und PCB 180) und etwa 0,07 µg/kg (für PCB 153). Die Gehalte an Indikator-PCB liegen damit im Median etwa den Faktor 100 unter dem PCB-Richtwert von 5 µg/kg. Das 75-Perzentil aller 6 Indikator-PCB lag unter 0,2 µg/kg und damit immer noch mehr als den Faktor 25 unter dem genannten PCB-Richtwert. Die höchsten Gehalte an Indikator-PCB (PCB 138, 153 und 180 im Bereich von ca. 2 µg/kg (88% TM)) waren bei einer Maissilage aus Schleswig-Holstein zu beobachten, die auch einen auffällig hohen WHO-PCB-TEQ aufwies (siehe Kap. 3.1). Obwohl diese Futtermittelprobe den PCB-TEQAuslösewert überschritt, lagen die Gehalte der einzelnen Indikator-PCB-Kongenere mit Werten von maximal ca. 2,2 µg/kg (88% TM) immer noch mehr als einen Faktor von 2 unterhalb des PCB-Richtwertes von 5 µg/kg. 33 3. Dioxin-Untersuchungsergebnisse der analysierten Futtermittelproben 3.1 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte Insgesamt wurden 206 Futtermittelproben hinsichtlich ihrer Gehalte auf die 17 WHOPCDD/F untersucht. Die Verteilung des WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg] (88% TM) dieser 206 Proben ist in Abb. 6 in der Box-Whiskers-Darstellung aufgezeigt. WHO-PCDD/F-TEQ in Futtermitteln [ng/kg] (88% TM) (N=206) WHO-PCDD/F-TEQ Höchstgehalt 0,7500 0,5000 0,2500 0,0750 0,0500 0,0250 Median = 0,028 25%-75% = (0,018, 0,043) Bereich ohne Ausreißer = (0,008, 0,081) Ausreißer Extremwerte 0,0075 0,0050 Dioxin-TEQ [ng/kg] 88% TM Abb. 6: WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg] in Futtermitteln (N=206) Der Median des WHO-PCDD/F-TEQ der untersuchten Futtermittelproben (N=206) liegt bei 0,03 ng/kg, das 75-Perzentil liegt bei einem Wert von etwa 0,04 ng/kg. Vereinzelte Extremwerte lagen im Bereich bis maximal 0,34 ng/kg. Überschreitungen des Höchstgehaltes von 0,75 ng/kg WHO-PCDD/F-TEQ waren nicht zu beobachten. 34 4. Ergebnisse für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) in den analysierten Futtermittelproben 4.1 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte Die Auswertung der hinsichtlich ihrer Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB untersuchten Futtermittelproben (N=206) ergab den in Abb.7 dargestellten Box-Whisker-Plot für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ. Im Median lag der WHO-PCDD/F-PCB-TEQ bei etwa 0,05 ng/kg (88% TM) und damit den Faktor 25 unter dem Höchstgehalt. Der Höchstgehalt von 1,25 ng / kg (88%TM) WHO-PCDD/F-PCB-TEQ wurde vom höchstgemessenen Extremwert von 0,42 ng / kg (88%TM) immer noch um den Faktor 3 unterschritten. WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Futtermitteln [ng/kg] (88% TM) (N=206) PCDD/F-PCB-TEQ Höchstgehalt (1,25 ng/kg) 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,09 0,07 0,05 Median = 0,053 25%-75% = (0,027, 0,098) Bereich ohne Ausreißer = (0,011, 0,201) Ausreißer Extremwerte 0,03 0,01 Gesamt-TEQ [ng/kg] 88% TM Abb. 7: WHO-PCDD/F-PCB-TEQ [ng/kg] in Futtermitteln (N=206) 35 5. Einfluss der Reevaluierung der TEF für Dioxine und dioxinähnliche PCB auf den TEQ von Futtermittelproben In der Verordnung (EG) Nr. 199/2006 vom 3. Februar 2006, die seit dem 4. November 2006 gilt, finden die WHO-TEF aus dem Jahr 1998 Anwendung [1] (Van den Berg et al., 1998). Im Jahr 2005 fand von der WHO jedoch eine Reevaluierung der TEF für Dioxine und dioxinähnliche PCB [2] statt (Van den Berg et al., 2006), die für 4 der 17 Dioxinkongenere und für 10 der 12 PCB-Kongenere eine Veränderung des TEF zur Folge hatte (siehe Tab. 1). Tab. 1: Gegenüberstellung der WHO-TEF 1998 und WHO-TEF 2005 Kongener WHOTEF (1998) WHOTEF (2005) PCDD Kongener WHOTEF (1998) WHOTEF (2005) Dioxinähnliche PCB 2,3,7,8-TCDD 1 1 1,2,3,7,8-PeCDD 1 1 Non-ortho PCB 1,2,3,4,7,8-HxCDD 0,1 0,1 PCB 77 0,0001 0,0001 1,2,3,6,7,8-HxCDD 0,1 0,1 PCB 81 0,0001 0,0003 1,2,3,7,8,9-HxCDD 0,1 0,1 PCB 126 0,1 0,1 1,2,3,4,6,7,8-HpCDD 0,01 0,01 PCB 169 0,01 0,03 OCDD 0,0001 0,0003 2,3,7,8-TCDF 0,1 0,1 1,2,3,7,8-PeCDF 0,05 0,03 Mono-ortho PCB 2,3,4,7,8-PeCDF 0,5 0,3 PCB 105 0,0001 0,00003 1,2,3,4,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 114 0,0005 0,00003 1,2,3,6,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 118 0,0001 0,00003 1,2,3,7,8,9-HxCDF 0,1 0,1 PCB 123 0,0001 0,00003 2,3,4,6,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 156 0,0005 0,00003 PCDF 36 Fortsetzung Tab. 1: Kongener WHOTEF (1998) WHOTEF (2005) Kongener WHOTEF (1998) WHOTEF (2005) 1,2,3,4,6,7,8-HpCDF 0,01 0,01 PCB 157 0,0005 0,00003 1,2,3,4,7,8,9-HpCDF 0,01 0,01 PCB 167 0,00001 0,00003 OCDF 0,0001 0,0003 PCB 189 0,0001 0,00003 5.1 WHO-PCB-TEQ-Gehalte Eine Gegenüberstellung der WHO-PCB-TEQ unter Verwendung der WHO-TEF 1998 bzw. der WHO-TEF 2005 bei den analysierten Futtermittelproben ergibt folgendes Bild (siehe Abb. 8): Man sieht deutlich, dass der WHO-PCB-TEQ bei Verwendung der WHO-TEF 2005 im Vergleich zu der Verwendung der WHO-TEF 1998 sinkt. Diese Abnahme des WHOPCB-TEQ beträgt im Median 19% und beruht im Wesentlichen auf der Absenkung des TEF für PCB 118 (siehe Tab. 1), welches derzeit zusammen mit PCB 126 den WHO-PCB-TEQ dominiert. 37 WHO-PCB-TEQ [ng/kg] (88% TM) in Futtermitteln unter Verwendung der WHO-TEF 1998 und WHO-TEF 2005 0.500 0.300 0.100 0.080 0.060 0.040 0.020 0.009 0.007 0.005 0.003 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.001 WHO-TEF 1998 Abb. 8: WHO-TEF 2005 Gegenüberstellung der WHO-PCB-TEQs [ng/kg] unter Verwendung der WHO-TEF 1998 bzw. WHO-TEF 2005 in Futtermitteln 5.2 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte Auch der WHO-PCDD/F-TEQ in den Futtermittelproben sinkt bei Verwendung der WHOTEF 2005 im Vergleich zur Verwendung der WHO-TEF 1998 (siehe Abb. 9). Allerdings ist die Abnahme des TEQ bei den Dioxinen weniger stark ausgeprägt als bei den dioxinähnlichen PCB. Im Median beträgt die Abnahme des WHO-PCDD/F-TEQ etwa 4%. Diese Abnahme des WHO-PCDD/F-TEQ beruht in erster Linie auf der Absenkung des TEF für 2,3,4,7,8PeCDF von 0,5 (1998) auf 0,3 (2005). 38 WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg] (88% TM) in Futtermitteln unter Verwendung der WHO-TEF 1998 und WHO-TEF 2005 0.500 0.300 0.100 0.080 0.060 0.040 0.020 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.009 0.007 0.005 WHO-TEF 1998 Abb. 9: WHO-TEF 2005 Gegenüberstellung der WHO-PCDD/F-TEQs [ng/kg] unter Verwendung der WHOTEF 1998 bzw. WHO-TEF 2005 in Futtermitteln 6. Untersuchung der Rau- und Saftfutter auf Rohasche und HCl-unlösliche Asche Die Rau- und Saftfutterproben (N=104) wurden am Institut für Futtermittel der LUFA NordWest in Oldenburg auf ihre Gehalte an Rohasche und HCl-unlöslicher Asche untersucht. Die Verteilungen der prozentualen Gehalte an Rohasche und HCl-unlöslicher Asche sind in Abb. 10 dargestellt. Im Median betrug der Rohascheanteil ca. 5%, das Maximum lag (bei Vernachlässigung von Extremwerten) bei etwa 15%. Der Anteil an HCl-unlöslicher Asche betrug im Median 0,9 %, das Maximum lag (bei Vernachlässigung von Extremwerten) bei 2,9%. Besonders hohe Aschegehalte wiesen die beiden Rübenblattsilagen auf, die Anteile an Rohasche von etwa 30% und an HCl-unlöslicher Asche von ca. 20% zeigten. 39 Prozentualer Anteil an Rohasche und HCl-unlöslicher Asche in Rauh- und Saftfuttern (N=104) 30 25 20 15 10 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 5 0 Rohasche HCl-unlösliche Asche Abb. 10: Prozentualer Anteil an Rohasche und HCl-unlöslicher Asche in Rau- und Saftfuttern Der prozentuale Anteil an HCl-unlöslicher Asche stellt in der Regel ein Maß für den Grad an erdigen Verunreinigungen dar. In Abb. 11 ist die Korrelation zwischen HCl-unlöslicher Asche und dem Dioxin-TEQ dargestellt (N=92). Hieraus lässt sich die Tendenz ableiten, dass Futtermittelproben mit einem höheren Anteil an HCl-unlöslicher Asche (also einem höheren Anteil an erdigen Verunreinigungen) auch einen höheren WHO-PCDD/F-TEQ aufweisen. Allerdings ist diese Tendenz nicht besonders stark ausgeprägt. 40 Korrelation zwischen Anteil an HCl-unlöslicher Asche [%] und WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg] (N=92) 22 20 18 HCl-unlösliche Asche [%] 16 14 12 10 8 6 4 2 0 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 Dioxin-TEQ [ng/kg] 88% TM Abb. 11: Korrelation zwischen Anteil an HCl-unlöslicher Asche [%] und WHO-PCDD/F-TEQ (N=92) (Scatterplot) 7. Literatur: [1] Van den Berg et al., WHO 1998. Toxic Equivalence Factors (TEFs) for PCBs, PCDDs, PCDFs for Humans and Wildlife. Environmental Health Perspectives 106 (1998) 12, pp. 775-791 [2] Van den Berg et al., WHO 2006. Reevaluation of Human and Mammalian Toxic Equivalency Factors or Dioxins and Dioxin-Like Compounds. Toxicological Sciences 93(2), pp. 223-241 41 Anlage 1_Beprobungsplan Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCBVerbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Hier: Probenplan Futtermittel Ziel der Untersuchung der Futtermittel Mit der Auswahl der zu untersuchenden Futtermittel wird das Ziel verfolgt, die durchschnittliche Aufnahme von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen durch landwirtschaftliche Nutztiere so repräsentativ wie möglich darzustellen. Dabei wird prinzipiell davon ausgegangen, dass die tägliche Ration, die sich zum überwiegenden Anteil aus Grob- und Mischfuttermitteln zusammensetzt, die Höhe der Aufnahme bestimmt. Mischfuttermittel enthalten vorwiegend energiereiche (z.B. Getreide) und proteinreiche (z.B. Sojaextraktionsschrot) Konzentratfuttermittel. Darüber hinaus sind Vitamine, Aminosäuren und weitere Zusatzstoffe enthalten. Die Untersuchung solcher Mischfuttermittel berücksichtigt sowohl unterschiedliche Gehalte von Dioxin- und dioxinähnlichen PCBVerbindungen der in das Mischfuttermittel eingehenden Einzelkomponenten als auch Fütterungsaspekte, da das Mischfuttermittel hinsichtlich seiner Energie- und Nährstoffzusammensetzung auf die jeweilige Tierkategorie abgestimmt ist. Damit wird die Gefahr einer Überbewertung einzelner Komponenten bewusst reduziert. Darüber hinaus können die Daten der Statuserhebung im Rahmen des Nationalen Kontrollprogramms für Futtermittel (NKP) aus dem Jahr 2004 für die Beurteilung der aktuellen Fütterungssituation mit in die Gesamtauswertung einbezogen werden. Im Rahmen dieser Statuserhebung werden wichtige Einzelfuttermittel, die in Mischfuttermittel eingehen, untersucht. Grünfutter und Raufutter hingegen sind hinsichtlich ihres Verbrauchs (siehe Mischfuttertabellarium) nicht genügend repräsentiert; auch im Hinblick darauf, dass Milch- und Milcherzeugnisse bezüglich der zu untersuchenden Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen risikoorientiert eine besondere Bedeutung haben. Daher sollen im Rahmen der vorliegenden Erhebung die Daten, die durch das BVL zur Verfügung gestellt werden (entsprechend Probenplan zur Statuserhebung im Jahr 2004, Anlage 14), vorwiegend um Mischfuttermittel sowie Rau- und Saftfuttermittel ergänzt werden. Prämissen bei der Erstellung des Probenplans Die Erstellung des Probenplans für Futtermittel beruht auf Angaben im Mischfuttertabellarium (Ausgabe 2003), das vom Deutschen Verband Tiernahrung e.V. jährlich herausgegeben wird. Die Angaben zum Aufkommen an Rau- und Saftfutter wurden vom BVL zur Verfügung gestellt. 42 Für die Verteilung der insgesamt 220 Futterproben wurde von folgenden Prämissen ausgegangen: • Ausgehend vom Futterverbrauch nach Herkünften (Tab. 2) wurden die Herkünfte "Rauund Saftfutter" sowie "Getreide und Kraftfutter" berücksichtigt. Auf eine gesonderte Berücksichtigung von Inlandgetreide und von hofeigenem Getreide wurde verzichtet, weil davon ausgegangen wird, dass das im Mischfutter verwendete Getreide repräsentativ für das gesamt-verfütterte Getreide ist. Aus dem gleichen Grund erfolgt auch keine gesonderte Berücksichtigung von anderen Kraftfuttermitteln in- oder ausländischer Herkunft. Zusätzliche Informationen zur Kontamination einzelner Komponenten ergeben sich aus der Statuserhebung im Rahmen des NKP. • Die Kategorie "Mischfutter" wurde nochmals unterteilt in die Kategorien "Rinder", "Schweine", "Mastgeflügel" und "sonstiges Geflügel", deren Anteile an der gesamten Mischfutterproduktion 95,5 % betragen (Tab. 3). Daher wurden bei der Aufteilung der Proben auf die Bundesländer nur diese Kategorien berücksichtigt (Tab. 4-6). Eine besondere Berücksichtigung der Milch- und Eierproblematik erfolgt dahingehend, dass die Mischfutterproben "Rinder" zu 75 % aus Milchleistungsergänzungsfutter und zu 25 % aus Mastleistungsergänzungsfutter, und die Kategorie "sonstiges Geflügel" zu 100 % aus Legehennenalleinfutter zusammengestellt werden. Bei den zur Mast genutzten Tieren wird nur das Endmastfutter beprobt, da hier der Bezug zum tierischen Lebensmittel am engsten ist. • Bei der Aufteilung der Rau- und Saftfutterproben auf die einzelnen Bundesländer wurde sich ebenfalls am entsprechenden Aufkommen orientiert. Die Rau- und Saftfutterproben werden entsprechend den statistischen Angaben sowie im Sinne der Beprobungsziele wie folgt definiert: Gras Grünfutter und Silagen von Wiesen, Mähweiden, Grasanbau auf dem Ackerland, Weiden mit Almen ; ausgenommen Heu Heu Heu von Wiesen, Mähweiden, Grasanbau auf dem Ackerland, Weiden mit Almen Silomais Maissilage (hauptsächliche Form der Verfütterung von Silomais) Sonstiges alle Rau- und Saftfutterproben, die durch die anderen Kategorien nicht abgedeckt sind Das Aufkommen an "Gras" und "Silomais" am gesamten Aufkommen an Rau- und Saftfutter betrug im Bundesmittel im Wirtschaftsjahr 2001/2002 41 % bzw. 48 %. • Die Aufteilung der Mischfutterproben erfolgte unter Berücksichtigung der Anteile der Bundesländer und der Anteile der tierartspezifischen Mischfutterproben. 43 Tab. 2: Futterverbrauch in der BRD nach Herkünften (2000/2001) Rau- und Saftfutter (einschl, Stroh) Hackfrüchte Milch Inlandgetreide und inländ, Kraftfutter Ausländische Futtermittel Summe Darunter Getreide und Kraftfutter in 1000 t GE % 30218 1324 550 28030 7620 67742 35576 44,6 2,0 0,8 41,4 11,2 100,0 52,5 % Summe Rau- und Saftfutter plus Getreide und Kraftfutter 46 54 Tab. 3: Herstellung von Mischfutter in der BRD (Kalenderjahr 2002) in 1000 t % 277,7 1,4 6450,8 333,9 7290 2748,9 2318,5 271,4 32,8 1,7 37,0 14,0 11,8 1,4 Summe 19691,2 100 Darunter Rinder, Schweine, Mast- u. sonst. Gefl. 18808,2 95,5 Pferde Rinder Kälber Schweine Mastgeflügel sonstiges Geflügel andere Tiere 44 Tab. 4: Herstellung von Mischfutter (Kalenderjahr 2002) sowie Aufkommen an Rau- und Saftfutter (Wirtschaftsjahr 2001-2002) nach Bundesländern Rau- und Saftfutter Mischfutter Rinder Schweine Mastgeflügel sonstiges Geflügel Gesamt Silomais Gras Rest Gesamt 1000 t % 1000 t % 1000 t % 1000 t % 1000 t % 1000 t % 1000 t % 1000 t 1000 t % Schleswig-Holstein 991 15,4 816 11,2 7 0,2 31 1,4 1845 9,8 3153 6,3 3952 9,1 365 7470 7,1 Hamburg 244 3,8 245 3,4 62 2,2 79 3,4 629 3,3 16 0,0 72 0,2 2 90 0,1 Niedersachsen/Bremen 1821 28,2 3370 46,2 1454 52,9 804 34,7 7449 39,6 10011 20,0 8902 20,6 2085 20998 20,0 Nordrhein-Westfalen 1074 16,6 1406 19,3 252 9,2 342 14,7 3073 16,3 6251 12,5 3826 8,9 1434 11511 11,0 Hessen 92 1,4 40 0,6 2 0,1 143 6,2 277 1,5 1167 2,3 2182 5,1 455 3804 3,6 Rheinland-Pfalz/Saarland 83 1,3 41 0,6 31 1,1 58 2,5 212 1,1 667 1,3 1785 4,1 389 2841 2,7 Baden-Württtemberg 360 5,6 157 2,2 105 3,8 117 5,0 738 3,9 3116 6,2 4199 9,7 833 8148 7,8 Bayern 925 14,3 211 2,9 232 8,5 174 7,5 1541 8,2 13704 27,4 10213 23,6 3611 27528 26,3 MecklenburgVorpommern 139 2,2 169 2,3 109 4,0 44 1,9 461 2,4 2518 5,0 2034 4,7 445 4997 4,8 Brandenburg 247 3,8 232 3,2 192 7,0 143 6,2 814 4,3 3322 6,6 2023 4,7 413 5758 5,5 Sachsen-Anhalt 125 1,9 221 3,0 187 6,8 260 11,2 792 4,2 2125 4,2 1119 2,6 648 3892 3,7 Sachsen 217 3,4 220 3,0 90 3,3 67 2,9 593 3,2 2367 4,7 1567 3,6 539 4473 4,3 Thüringen 135 2,1 162 2,2 28 1,0 60 2,6 384 2,0 1643 3,3 1329 3,1 328 3300 3,1 Summe 6451 100,0 2749 100,0 2319 100,0 7290 100,0 18809 400 50060 100,0 43203 100,0 11547 104810 100,0 45 Tab. 5: Proben nach Herkünften Anzahl insgesamt zu untersuchenden Proben davon Rau- und Saftfutter davon Mischfutter 220 101 119 46 Tab. 6: Probenplan nach Bundesländern (Stückzahlen gerundet) 1 Gras Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen/Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz/Saarland Baden-Württtemberg Bayern Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Sachsen-Anhalt Sachsen Thüringen Summe 1 3 0 7 4 2 2 3 8 2 2 1 1 1 36 Rau- und Saftfutter Mais- Heu2 Sonstiges3 silage 4 0 10 5 2 1 3 13 3 3 2 2 2 50 0 0 1 1 0 0 1 3 0 1 0 0 0 7 0 0 2 1 0 0 1 2 0 0 1 1 0 8 Gesamt 7 0 20 11 4 3 8 26 5 6 4 4 3 101 Rinder 4 Milchleistung Mastleistungs sergänzungs- ergänzungsfutter futter 5 1 2 0 9 3 5 2 1 0 1 0 1 1 5 1 1 0 2 0 1 0 1 0 1 0 35 8 Mischfutter Schweine (Endmast) Mastgeflügel (Endmast) Legehennen alleinfutter Gesamt 5 2 21 9 0 0 1 1 1 1 1 1 1 44 0 0 9 1 0 0 1 1 1 1 1 1 0 16 1 0 5 2 1 0 1 2 0 1 2 1 0 16 12 4 47 19 2 1 5 10 3 5 5 4 2 119 Gesamt 6 2 12 7 1 1 2 6 1 2 1 1 1 43 Grünfutter und Silagen von Wiesen, Mähweiden, Grasanbau auf dem Ackerland, Weiden mit Almen ; ausgenommen Heu Heu von Wiesen, Mähweiden, Grasanbau auf dem Ackerland, Weiden mit Almen 3 alle Rau- und Saftfutterproben, die durch die anderen Kategorien nicht abgedeckt sind 4 75 % Milchleistungsergänzungsfutter, 25 % Mastleistungsergänzungsfutter 2 47 Teil 4: Fleisch und Fleischerzeugnisse Stand: September 2007 Durchführende Stelle: Arbeitsgruppe Analytik Max Rubner Institut (MRI), Standort Kulmbach Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Verantwortlich: Bearbeiter MRI Kulmbach: Dr. K.-H. Schwind (Koordinator) Dr. W. Jira Carina Heuschmann Alexander Igler Gertraud Mundil Nicole Schinor Edgar Frisch 48 Inhaltsverzeichnis Teil 4: Fleisch und Fleischerzeugnisse Seite Zusammenfassung 50 1. Einleitung und Problemstellung 52 2. Erstellung eines Beprobungsplanes für Fleisch und Fleischerzeugnisse mit möglichst hoher Repräsentativität 53 3. PCB-Gehalte in Fleisch und Fleischerzeugnissen 54 3.1 Dioxinähnliche PCB (dl-PCB) 54 3.2 Indikator-PCB 61 3.3 Korrelationen zwischen dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB 64 4. Dioxin-Gehalte in Fleisch und Fleischerzeugnissen 66 4.1 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte 66 5. Ergebnisse für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) in Fleisch und Fleischerzeugnissen 69 5.1 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte in Fleisch 69 5.2 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte in Fleischerzeugnissen 70 5.3 Anteile der PCB und Dioxine am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Fleisch 70 6. Regionale Unterschiede der PCB- und Dioxingehalte in Fleisch 71 7. Gegenüberstellung der WHO-PCDD/F-TEQ für Fleisch und Fleischerzeugnisse aus den Statusuntersuchungen von 1995/1996 und 2005/2006 8. 74 Einfluss der Reevaluierung der Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) für Dioxine und dioxinähnliche PCB auf den TEQ von Fleisch und Fleischerzeugnissen 76 8.1 Auswirkungen auf den WHO-PCB-TEQ 77 8.2 Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-TEQ 79 8.3 Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) 79 8.4 Ausblick 80 49 9. Anhang I Literatur 81 Beprobungsplan Fleisch und Fleischerzeugnisse nach Bundesländern 82 50 Zusammenfassung Im Rahmen einer nationalen Statuserhebung zu Polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen und Dibenzofuranen (PCDD/F) und Polychlorierten Biphenylen (PCB) wurden im zweiten Projektabschnitt die Gehalte von Fleisch- und Fleischerzeugnissen auf Dioxine (17 WHOPCDD/F-Kongenere), dioxinähnliche PCB (12 WHO-PCB-Kongenere, dl-PCB) und Indikator-PCB-Verbindungen (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) untersucht. Dabei wurde zunächst ein Probenplan mit möglichst hoher Repräsentativität unter Vorgabe einer Gesamtprobenzahl von 200 Proben erstellt, der aus gegebenem Anlass auf ca. 300 Proben ausgeweitet wurde. Beprobt wurden die Fleischarten Rindfleisch (Teilstück Hochrippe), Schweinefleisch (Teilstück Kamm bzw. Nacken) und Geflügelfleisch (Teilstück Keule mit Haut). Bei den Fleischerzeugnissen wurden Brühwurst (Fleischwurst fein zerkleinert), Rohwaren (Schinkenspeck), Kochwurst (Leberwurst) und Rohwurst (Salami) beprobt. Als Grundlage für die Beprobung dienten der Ernährungsbericht des Jahres 2004 sowie das derzeitige Verbraucherverhalten und die Bevölkerungszahlen der einzelnen Bundesländer. Die Probenahme für Fleisch erfolgte in Metzgereifachgeschäften im gesamten Bundesgebiet. Fleischerzeugnisse wurden auf Qualitätswettbewerben der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft (DLG) beprobt. Die Gehalte an dioxinähnlichen PCB in Fleisch lagen für Rindfleisch im Median bei etwa 0,9 ng/kg Fett WHO-PCB-TEQ und damit im Bereich des Auslösewerts von 1,0 ng/kg Fett. Geflügel wies einen Mediangehalt von 0,11 ng WHO-PCB-TEQ/kg Fett auf, der damit mehr als eine Größenordung unter dem PCB-TEQ-Auslösewert von 1,5 ng/kg Fett lag. In Fleischerzeugnissen schwankt der WHO-PCB-TEQ im Median über den Bereich von 0,06 ng/kg Fett für Rohwaren bis hin zu 0,13 ng/kg Fett für Rohwurst. Der WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen wird von den 3 PCB-Kongeneren PCB 118, PCB 126 und PCB 156 dominiert, die zusammen etwa einen Beitrag von 87% (bei Schweinefleisch) bis 96% (bei Rindfleisch) des WHO-PCB-TEQ-Wertes leisten. Bezüglich der Indikator-PCB hat die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz (DG SANCO) der Europäischen Kommission am 3. April 2006 eine Höchstmengenregelung für nicht dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln vorgeschlagen, die für Fleisch und Fleischprodukte einen Höchstgehalt der Summe der 6 Indikator-PCB von 50 µg/kg (bezogen auf Fett) empfiehlt. Die untersuchten deutschen Schweine- und Geflügelfleischproben wiesen einen Median des Summengehaltes der 6 Indikator-PCB-Kongenere zwischen 1 und 2 µg/kg Fett und für Rindfleisch etwa 5 51 µg/kg Fett auf. Somit lag auch bei Rindfleisch im Median der Summengehalt der 6 IndikatorPCB etwa den Faktor 10 unter dem vorgeschlagenen Höchstgehalt. Auch die Dioxingehalte in Fleisch und Fleischerzeugnissen bewegten sich mit einem WHOPCDD/F-TEQ von im Median 0,2 ng/kg Fett für Rindfleisch und 0,09 ng/kg Fett für Schweine- und Geflügelfleisch deutlich unter den jeweiligen Höchstgehalten. In allen vier untersuchten Arten von Fleischerzeugnissen lag der Median für den WHO-PCDD/F-TEQ unter 0,1 ng/kg Fett. Im Vergleich zu den Ergebnissen der 1995/96 durchgeführten Statuserhebung konnten für Rind- und Geflügelfleisch deutliche Abnahmen der Dioxingehalte festgestellt werden. Für Schweinefleisch, welches bereits im Jahr 1995/96 sehr geringe Dioxingehalte mit im Median unter 0,1 ng/kg WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett aufwies, konnte aufgrund der sehr geringen Konzentrationen im Bereich der Bestimmungsgrenze (LOQ) ein – ebenfalls zu erwartender – Rückgang der Dioxingehalte analytisch nicht nachgewiesen werden. Ein deutlicher Hinweis auf einen Rückgang der Dioxingehalte in Schweinefleisch ist jedoch in dem ebenfalls festgestellten Rückgang der Dioxingehalte in den überwiegend aus Schweinefleisch hergestellten Fleischerzeugnissen zu sehen. 52 1. Einleitung und Problemstellung Im Rahmen des BMELV-Forschungsprojektes zur Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln werden Futtermittel, Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier hinsichtlich der Gehalte an Dioxinen (17 WHO-PCDD/FKongenere) und dioxinähnlichen PCB (17 WHO-PCB-Kongenere) untersucht. Dabei sollen die Gehalte dieser toxikologisch relevanten Einzelverbindungen aus beiden Stoffklassen in ein und derselben Probe bestimmt werden. Diesbezügliche Daten zu den Gehalten an PCDD/F und dioxinähnlichen PCB in ein und derselben Probe stehen nur sehr ungenügend zur Verfügung, werden jedoch insbesondere im Hinblick auf die in der Europäischen Union geltenden Summenhöchstgehalte für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Futtermitteln [1] sowie für die seit 4. November 2006 geltenden Höchstgehalte in vom Tier stammenden Lebensmitteln [2] dringend benötigt. Ziel der Untersuchungen des Gesamtvorhabens ist eine möglichst repräsentative Erfassung der Belastungssituationen der Futtermittel sowie der vom Tier stammenden Lebensmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Unter Berücksichtigung der Verzehrsgewohnheiten kann so die tägliche Aufnahme des Bundesbürgers an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB abgeschätzt werden. Die vorliegende Statuserhebung ermöglicht zudem für die Lebensmittel Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch sowie Milch und Milchprodukte eine Gegenüberstellung der Dioxingehalte aus einem Mitte der 1990er Jahre durchgeführten BMELV- Forschungsvorhaben und lässt somit eine Trendabschätzung der Dioxingehalte in diesen Lebensmittelgruppen zu. Im zweiten Projektabschnitt des aktuellen Forschungsvorhabens wurden Fleisch und Fleischerzeugnisse untersucht. Dabei wurde ein Probenplan mit möglichst hoher Repräsentativität erstellt (siehe Kap. 2 und Anhang I). 53 2. Erstellung eines Beprobungsplanes für Fleisch und Fleischerzeugnisse mit möglichst hoher Repräsentativität Im zweiten Projektabschnitt der Statuserhebung wurden Fleisch und Fleischerzeugnisse beprobt und untersucht. Dabei wurde zunächst ein Probenplan mit möglichst hoher Repräsentativität unter Vorgabe einer Gesamtprobenzahl von 200 Proben, die der jährlichen Messkapazität des MRI Kulmbach im Bereich der Spurenanalytik von Umweltkontaminanten entspricht, erstellt. Entsprechend der Zielsetzung des Vorhabens möglichst repräsentatives Datenmaterial zur Belastung des Fleisches und der Fleischerzeugnisse mit Dioxinen und dlPCB zu erarbeiten, um daraus eine zuverlässige Abschätzung über die Dioxin- und PCBAufnahme des Verbrauchers aus diesen Lebensmitteln ableiten zu können, wurden die Fleischproben nicht in Schlachthöfen genommen, sondern in Metzgereifachgeschäften gekauft, um mögliche Kontaminationen in der gesamten Produktionskette bis zur Ladentheke hin mit erfassen zu können. Die Erstellung des Beprobungsplanes erfolgte unter Zuhilfenahme aktueller Verzehrsstatistiken zum Verbrauch von Schweine-, Geflügel- und Rindfleisch sowie der verschiedenen Fleischerzeugnisse und der Bevölkerungszahlen in den deutschen Bundesländern. Beprobt wurden die Fleischarten Rindfleisch, Schweinefleisch und Geflügelfleisch, sowie die Fleischerzeugnisse Brühwurst (Produkt: Fleischwurst fein zerkleinert), Rohwaren (Produkt: Schinkenspeck), Kochwurst (Produkt: Leberwurst) und Rohwurst (Produkt: Salami). Als Grundlage für die Beprobung wurden der Ernährungsbericht des Jahres 2004 [3], das derzeitige Verbraucherverhalten und die Bevölkerungszahlen der einzelnen Bundesländer herangezogen. Die Probenahme für Fleisch erfolgte in einer Vielzahl von Metzgereifachgeschäften im gesamten Bundesgebiet. Fleischerzeugnisse wurden auf Qualitätswettbewerben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) beprobt. Aufgrund der teilweise festgestellten erhöhten Gehalte im Bereich des seit November 2006 gültigen Auslösewertes für dioxinähnliche PCB - insbesondere in Rindfleisch - wurde die Gesamtprobenzahl auf etwa 300 Proben erhöht, um eine höhere statistische Sicherheit zu erlangen. 54 3. PCB-Gehalte in Fleisch und Fleischerzeugnissen 3.1 Dioxinähnliche PCB (dl-PCB) Insgesamt wurden 161 Fleischproben (55 Schweinefleischproben, 49 Geflügelproben und 57 Rindfleischproben) hinsichtlich ihrer Gehalte an dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB untersucht. Die Verteilung des WHO-PCB-TEQ [ng/kg] dieser 161 Proben ist in Abb. 1 in der Box-Whiskers-Darstellung aufgezeigt. WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in verschiedenen Fleischarten 7.00 5.00 3.00 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 0.09 0.07 0.05 0.03 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.01 Schwein (N=55) Geflügel (N=49) Rind (N=57) Schaf (N=4) Abb. 1: WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in verschiedenen Fleischarten (N=165) 55 Aus der Grafik ist deutlich zu ersehen, dass Schweinefleisch am geringsten und Rindfleisch am meisten mit dioxinähnlichen PCB belastet ist. Geflügelfleisch nimmt eine Mittelstellung ein. Der Median (50-Perzentil) des WHO-PCB-TEQ beträgt für Schweinefleisch 0,06 ng/kg Fett und liegt damit etwa den Faktor 10 unter dem Auslösewert von 0,5 ng/kg Fett. Dieser Auslösewert wurde nur von einigen wenigen Extremwerten überschritten. Für Geflügelfleisch betrug der Median des WHO-PCB-TEQ 0,11 ng/kg Fett und lag damit mehr als den Faktor 10 unter dem PCB-Auslösewert von 1,5 ng/kg Fett, der nur von einer einzigen Probe überschritten wurde. Rindfleisch (inklusive Kalbfleisch) wies im Median einen WHO-PCBTEQ von 0,9 ng/kg Fett auf. Somit lag der Median des WHO-PCB-TEQ nur knapp unter dem PCB-Auslösewert von 1 ng/kg Fett. Das Maximum (ohne Ausreißer und Extremwerte) lag mit einem Wert von 6,1 ng/kg etwa einen Faktor von 6 über dem Auslösewert. Die vier untersuchten Schaffleischproben deuten darauf hin, dass Schaffleischproben bezüglich des WHO-PCB-TEQ ein ähnliches Kontaminationsniveau aufweisen wie Rindfleischproben. Unterteilt man die untersuchten Rindfleischproben in Kalbfleisch und Rindfleisch (siehe Abb. 2), so ergibt sich folgendes Bild für den WHO-PCB-TEQ: 56 WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Kalb- und Rindfleisch 9.00 7.00 5.00 3.00 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.09 0.07 0.05 Kalb (N=13) Rind (N=44) Abb. 2: WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Kalb- und Rindfleisch Es zeigt sich deutlich, dass Kalbfleisch (Median 0,23 ng WHO-PCB-TEQ/kg Fett) deutlich weniger mit dioxinähnlichen PCB belastet ist als Rindfleisch (Median 1,08 ng WHO-PCBTEQ/kg Fett). Bei Kalbfleisch waren bis auf einen Ausreißer alle Proben unter dem PCBAuslösewert von 1 ng/kg Fett, während bei Rindfleisch etwa 50% der Proben über dem Auslösewert lagen. Bei den Fleischerzeugnissen wurden Brühwurst (Fleischwurst fein zerkleinert), Rohwaren (Schinkenspeck), Kochwurst (Leberwurst) und Rohwurst (Salami) untersucht. Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse für den WHO-PCB-TEQ (siehe Abb. 3): 57 WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Fleischerzeugnissen (N=133) 3.00 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 0.09 0.07 0.05 0.03 0.01 Brühwurst (N=46) Kochwurst (N=40) Rohwaren (N=18) Rohwurst (N=29) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 3: WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Fleischerzeugnissen Der Median des WHO-PCB-TEQ liegt bei Brühwurst (0,07 ng/kg Fett), Rohwaren (0,06 ng/kg Fett) und Kochwurst (0,08 ng/kg Fett) sehr nahe im Bereich des Wertes für Schweinefleisch. Bei Rohwurst liegt der Median-Wert mit 0,13 ng/kg Fett etwa um den Faktor 2 über dem Wert für Schweinefleisch. Betrachtet man das Kongenerenmuster der 8 mono-ortho-PCB in Rindfleisch (siehe Abb. 4), so stellt man fest, dass hierbei das PCB 118 eindeutig dominiert. Von Bedeutung sind ferner PCB 105, PCB 156 und PCB 167. Die Kongenere PCB 114, PCB 123, PCB 157 und PCB 189 dagegen treten im Vergleich zu den anderen mono-ortho-PCB nur in sehr geringen Mengen auf. Geflügel- und Schweinefleisch weisen ein ähnliches Kongenerenmuster auf, jedoch mit deutlich niedrigeren Konzentrationen. 58 Konge ne renmuster der 8 mono-ortho-PCB in Rindfleisch (N=43) 1800 1600 Gehalte in [ng/kg Fett] 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 PCB 105 PCB 118 PCB 156 PCB 167 PCB 114 PCB 123 PCB 157 PCB 189 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Abb. 4: Kongenerenmuster der 8 mono-ortho-PCB in Rindfleisch Im Blick auf die 4 non-ortho-PCB lässt sich eine Dominanz des PCB 126 feststellen (siehe Abb. 5), welches bei Rindfleisch im Median etwa die dreifache Konzentration von PCB 77 aufweist. Im Vergleich zum Kongener PCB 169 liegt die Konzentration von PCB 126 im Median etwa den Faktor 9 höher. Das Kongener PCB 81 tritt in vergleichsweise geringer Konzentration auf. Wie bei den mono-ortho-PCB ist auch bei den non-ortho-PCB für die verschiedenen Fleischarten ein ähnliches Kongenerenspektrum zu beobachten. 59 Konge ne renmuster der 4 non-ortho-PCB in Rindfleisch (N=43) 22 20 18 Gehalte in [ng/kg Fett] 16 14 12 10 8 6 4 2 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer 0 PCB 77 PCB 81 PCB 126 PCB 169 Abb. 5: Kongenerenmuster der 4 non-ortho-PCB in Rindfleisch In Abb. 6 ist der Beitrag der einzelnen dl-PCB zum WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen (N=300) graphisch dargestellt. Man erkennt deutlich, dass der WHOPCB-TEQ von 3 PCB-Kongeneren (PCB 126, PCB 118 und PCB 156) dominiert wird. Den größten Beitrag zum WHO-PCB-TEQ liefert eindeutig das Kongener PCB 126 mit einem Anteil von im Median etwa 55%. Allerdings schwankt der Anteil doch relativ stark. Die Kongenere PCB 118 und PCB 156 liefern Beiträge zum WHO-PCB-TEQ zwischen 10% und 20%. Alle anderen PCB-Verbindungen liefern einen nur sehr geringen Beitrag zum WHOPCB-TEQ. 60 Beiträge der verschiedenen PCB zum WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% CB 77 CB 126 CB105 CB 118 CB 156 CB 167 CB 81 CB 169 CB 114 CB 123 CB 157 CB 189 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Extremwerte Abb. 6: Beiträge der verschiedenen PCB zum WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen (N=300) Die 3 PCB-Kongenere (PCB 126, PCB 118 und PCB 156) liefern zusammen bei Rindfleisch einen Beitrag von im Median 96%, bei Geflügelfleisch 90% und bei Schweinefleisch 87% (siehe Abb. 7). 61 Beiträge (PCB118+PCB126+PCB156) zum WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen 100% 98% 96% 94% 92% 90% 88% 86% 84% 82% Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer 80% Rind Abb. 7: Beiträge Geflügel der verschiedenen Schwein PCB zum WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen 3.2 Indikator-PCB Nach der Schadstoff-Höchstmengenverordnung vom März 1988 sind Höchstgehalte für die 6 Indikator-PCB (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) in vom Tier stammenden Lebensmitteln festgelegt [4]. Dabei gilt für die PCB-Kongenere PCB 28, 52, 101 und 180 ein Höchstgehalt von jeweils 80 µg/kg Fett und für die PCB-Verbindungen PCB 138 und 153 ein Höchstgehalt von jeweils 100 µg/kg Fett. 62 Indikator-PCB in Fleisch und Fleischerzeugnissen [µg/kg Fett] (N=300) 40.00 20.00 9.00 7.00 5.00 3.00 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 0.09 0.07 0.05 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.03 0.01 PCB 28 PCB 52 PCB 101 PCB 138 PCB 153 PCB 180 Abb. 8: Gehalte der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Fleisch und Fleischerzeugnissen Den höchsten Gehalt der 6 Indikator-PCB weist PCB 153 auf, welches mit einem Mediangehalt von etwa 0,7 µg/kg mehr als 2 Größenordnungen unter dem in der SchadstoffHöchstmengenverordnung verankerten Höchstgehalt von 100 µg/kg liegt. Auch die beobachteten Extremwerte (siehe Abb. 8) lagen mit bis zu ca. 20 µg/kg noch deutlich unter dem Höchstgehalt. Die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz (DG SANCO) der Europäischen Kommission hat am 3. April 2006 eine Höchstmengenregelung für nicht dioxinähnliche PCB (ndl-PCB) in Lebensmitteln vorgeschlagen, die für Fleisch und Fleischprodukte von Wiederkäuern, Geflügel und Schwein einen Höchstgehalt der Summe der 6 Indikator-PCB von 50 µg/kg Fett vorsieht [5]. 63 Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Fleisch 70.0 50.0 30.0 10.0 8.0 6.0 4.0 2.0 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.9 0.7 0.5 Schwein (N=55) Geflügel (N=49) Rind (N=57) Abb. 9: Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in verschiedenen Fleischarten Für Schweine- und Geflügelfleisch liegt der Median des Summengehaltes der 6 IndikatorPCB zwischen 1 und 2 µg/kg Fett, für Rindfleisch bei etwa 5 µg/kg Fett (siehe Abb. 9). Somit liegt auch bei Rindfleisch im Median der Summengehalt der 6 Indikator-PCB etwa den Faktor 10 unter dem von der DG SANCO vorgeschlagenen Summenhöchstgehalt von 50 µg/kg Fett. Über 50 µg/kg lag nur jeweils ein Extremwert bei Schwein und Geflügel, bei Rindfleisch wurde dieser Wert von keiner Probe überschritten. 64 Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Fleischerzeugnissen (N=133) 50.0 30.0 10.0 8.0 6.0 4.0 2.0 0.9 0.7 0.5 Brühwurst (N=46) Kochwurst (N=40) Rohwaren (N=18) Rohwurst (N=29) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 10: Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Fleischerzeugnissen Der Median des Summengehaltes der 6 Indikator-PCB in Fleischerzeugnissen (Abb. 10) lag für Brühwurst (Fleischwurst fein zerkleinert), Rohwaren (Schinkenspeck), Kochwurst (Leberwurst) und Rohwurst (Salami) im Bereich von ca. 1 bis 3 µg/kg Fett. Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) betrugen für Kochwurst und Rohwurst etwa 8 µg/kg Fett. Summengehalte über 50 µg/kg waren nicht zu beobachten. 3.3 Korrelationen zwischen dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB Da eine Untersuchung der Indikator-PCB aufgrund der deutlich höheren Konzentrationen wesentlich einfacher durchzuführen ist als die Analytik der dioxinähnlichen PCB, wurde anhand einer statistischen Auswertung überprüft, ob eine Korrelation zwischen dem Summengehalt der 6 Indikator-PCB und dem WHO-PCB-TEQ besteht. Dies wäre wünschenswert, da eine enge Korrelation zwischen Indikator-PCB und dioxinähnlichen PCB eine relativ zuverlässige Abschätzung des WHO-PCB-TEQ mit Hilfe der Gehalte an den 6 65 Indikator-PCB erlauben würde. Als Maß für eine Korrelation wurde das Bestimmtheitsmaß (R2) errechnet. Korrelation (Scatterplot) zwischen der Summe der 6 Indikator-PCB und dem WHO-PCB-TEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen (N=300) 7 6 PCB-TEQ [ng/kg Fett] 5 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg] Abb. 11: Korrelation zwischen dem Summengehalt der 6 Indikator-PCB und dem WHO-PCBTEQ in Fleisch und Fleischerzeugnissen (N=300) (R2=0,41) Es zeigt sich, dass in den untersuchten Proben bei Fleisch und Fleischerzeugnissen (N=300) der Summengehalt der 6 Indikator-PCB nur sehr gering (Bestimmtheitsmaß R2=0,41) mit dem WHO-PCB-TEQ korrelierte (siehe Abb. 11). Das bedeutet, dass eine zuverlässige Abschätzung des WHO-PCB-TEQ von Fleisch und Fleischerzeugnissen aus dem Summengehalt der 6 Indikator-PCB nicht möglich ist. 66 4. Dioxin-Gehalte in Fleisch und Fleischerzeugnissen 4.1 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte Insgesamt wurden 169 verschiedene Fleischproben (Schwein, Geflügel, Rind und Schaf) hinsichtlich ihrer Gehalte auf die 17 WHO-PCDD/F-Kongenere untersucht. Die Verteilung des WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] dieser 169 Proben ist in Abb. 12 in der Box-WhiskersDarstellung aufgezeigt. WHO-PCDD/F-TEQ in verschiedenen Fleischarten [ng/kg Fett] (N=169) 3.00 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 0.09 0.07 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.05 0.03 Schwein (N=56) Geflügel (N=49) Rind (N=59) Schaf (N=5) Abb. 12: WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in verschiedenen Fleischarten (N=169) Der Median des WHO-PCDD/F-TEQ lag bei Schweinefleisch (0,1 ng/kg Fett) und Geflügelfleisch (0,11 ng/kg Fett) etwa auf gleichem Niveau. Das Fleisch der Wiederkäuer Rind (Median 0,24 ng/kg Fett) und Schaf (Median 0,19 ng/kg Fett) wies signifikant höhere Dioxingehalte auf. Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen für Schweinefleisch und Geflügelfleisch bei etwa 0,2 ng/kg Fett und für Rindfleisch bei ca. 1 ng/kg Fett. Die Höchstgehalte für Schweinefleisch (1 ng/kg Fett), Geflügelfleisch (2 ng/kg 67 Fett) und Rindfleisch (3 ng/kg Fett) wurden bei allen drei Fleischarten nicht überschritten. Die 5 untersuchten Schaffleischproben lagen im Median bei etwas 0,2 ng WHO-PCDD/F-TEQ und damit etwa im Bereich von Rindfleisch. WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in Kalb- und Rindfleisch 2.00 1.00 0.90 0.80 0.70 0.60 0.50 0.40 0.30 0.20 0.10 0.09 0.08 0.07 0.06 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.05 Kalb (N=13) Rind (N=45) Abb. 13: WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in Kalb- und Rindfleisch Eine Unterteilung beim Rind in Kalbfleisch und Rindfleisch (siehe Abb. 13) zeigt deutlich, dass Kalbfleisch (Median 0,1 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett) erheblich geringer mit Dioxinen belastet ist als Rindfleisch (Median 0,35 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett). 68 WHO-PCDD/F-TEQ in Fleischerzeugnissen [ng/kg Fett] (N=125) 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 0.09 0.07 0.05 0.03 0.01 Brühwurst (N=43) Kochwurst (N=41) Rohwaren (N=17) Rohwurst (N=24) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 14: WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in Fleischerzeugnissen (N=125) In allen vier untersuchten Arten von Fleischerzeugnissen (Brühwurst, Rohwaren, Kochwurst und Rohwurst) lag der Median für den WHO-PCDD/F-TEQ unter 0,1 ng/kg Fett, wobei Brühwurst mit etwa 0,05 ng/kg den geringsten und Kochwurst mit etwas unter 0,1 ng/kg den höchsten Medianwert aufwies (siehe Abb. 14). Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen im Bereich von 0,2 ng/kg. Da diese Fleischerzeugnisse überwiegend aus Schweinefleisch hergestellt werden und man daher als Höchstgehalt 1 ng/kg ansetzen muss, lässt sich feststellen, dass die Medianwerte mindestens den Faktor 10 unter dem Höchstgehalt liegen. Keines der untersuchten Fleischerzeugnisse wies einen WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalt über dem tolerierbaren Höchstgehalt auf. 69 5. Ergebnisse für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) in Fleisch und Fleischerzeugnissen 5.1 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte in Fleisch Der Median des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ lag bei Schweinefleisch mit 0,16 ng/kg Fett am niedrigsten (siehe Abb. 15). Für Geflügelfleisch lag der Medianwert für den Gesamt-TEQ bei 0,21 ng/kg und damit etwas höher als bei Schweinefleisch. Den höchsten WHO-PCDD/FPCB-TEQ wies Rindfleisch auf (1,16 ng/kg Fett). Die Medianwerte lagen somit für Schweinefleisch ca. um den Faktor 10 unter dem Höchstgehalt von 1,5 ng/kg Fett, für Geflügel etwa Faktor 20 unter dem Höchstgehalt von 4 ng/kg Fett und bei Rindfleisch ca. Faktor 4 unter dem Höchstgehalt von 4,5 ng/kg Fett. Überschreitungen der Höchstgehalte konnten beim Schwein nicht beobachtet werden. Bei Geflügel und Rind war jeweils eine Probe über dem zulässigen Höchstgehalt. WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in verschiedenen Fleischarten [ng/kg Fett] 20,00 9,00 7,00 5,00 3,00 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0,09 0,07 0,05 Schwein (N=53) Rind (N=53) Geflügel (N=47) Abb. 15: Schaf (N=4) WHO-PCDD/F-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in verschiedenen Fleischarten 70 5.2 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte in Fleischerzeugnissen Die WHO-PCDD/F-PCB-TEQs für Brühwurst, Rohwaren, Kochwurst und Rohwurst bewegten sich mit ihren Medianwerten zwischen 0,14 ng/kg Fett für Brühwurst und 0,20 ng/kg Fett für Rohwurst (siehe Abb. 16). Der gemittelte Medianwert lag damit im Bereich der Medianwerte für Schweinefleisch und Gefügelfleisch. Bei Zugrundelegung des Höchstgehaltes von 1,5 ng/kg Fett für Schweinefleisch lagen somit die Medianwerte etwa um den Faktor 8 bis 10 unter dem Höchstgehalt. Überschreitungen des Höchstgehaltes traten bei Brühwurst und Rohwurst nicht auf. Bei Rohwaren und Kochwurst lag jeweils eine Probe über dem Höchstgehalt. WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Fleischerzeugnissen [ng/kg Fett] 3,00 2,00 1,00 0,90 0,80 0,70 0,60 0,50 0,40 0,30 0,20 0,10 0,09 0,08 0,07 0,06 0,05 Brühwurst (N=43) Kochwurst (N=40) Rohwaren (N=17) Rohwurst (N=24) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 16: WHO-PCDD/F-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Fleischerzeugnissen 5.3 Anteile der PCB und Dioxine am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Fleisch Die höchsten PCB- und Dioxingehalte wurden in Rindfleisch gefunden. Die Gehalte der PCB und Dioxine in Schweine- und Geflügelfleisch hingegen waren deutlich niedriger und lagen meist im Bereich der Bestimmungsgrenzen. Daher eignet sich das Rindfleisch gut zu einer 71 Betrachtung der Anteile der dioxinähnlichen PCB und Dioxine am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (siehe Abb. 17). Es wird deutlich, dass im Median der WHO-PCB-TEQ etwa ¾ des GesamtTEQ ausmacht. Es ist allerdings zu beachten, dass der Anteil zwischen etwa 40% bis 90% relativ stark schwankt. Das bedeutet, dass bei Rindfleisch nicht von einem konstanten Verhältnis zwischen WHO-PCB-TEQ und WHO-PCDD/F-TEQ ausgegangen werden kann. Anteil des WHO-PCB-TEQ am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Rindfleisch (N=53) 100% 90% 80% 70% 60% Median = 0.7314 25%-75% = (0.6428, 0.8149) Bereich ohne Ausreißer = (0.4186, 0.9089) Ausreißer Extremwerte 50% 40% Anteil des PCB-TEQ am Gesamt-TEQ Abb. 17: Anteil des WHO-PCB-TEQ am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Rindfleisch 6. Regionale Unterschiede der PCB- und Dioxingehalte in Fleisch Um eventuelle regionale Unterschiede der PCB- und Dioxingehalte in Fleisch feststellen zu können, wurde die Bundesrepublik Deutschland in die drei Gebiete „Süd“, „Ost“ und „NordWest“ eingeteilt (siehe Abb. 18). In das Gebiet „Ost“ wurden die neuen Bundesländer [Brandenburg (BB), Mecklenburg-Vorpommern (MV), Sachsen (SN), Sachsen-Anhalt (ST), Thüringen (TH)] und Berlin (BE) eingeordnet. Die Einteilung der alten Bundesländer in 72 „Süd“ und „Nord-West“ erfolgte unter der Maßgabe, zwei Gebiete mit annähernd gleichen Bevölkerungszahlen zu erhalten. Abb. 18: Aufteilung des Bundesgebietes in die Teile „Süd“ (BW, BY, HE, RP, SL), „Ost“ (BE, BB, MV, SN, ST, TH) und „Nord/West“ (HB, HH, NI, NW, SH) 73 Um den Einfluss der Bestimmungsgrenzen auszuschließen wurde nur der WHO-PCB-TEQ und der WHO-PCDD/F-TEQ in Rindfleisch (ohne Kalbfleisch) aus den Gebieten „Ost“, „Süd“ und „Nord-West“ gegenübergestellt. Der WHO-PCB-TEQ von Rindfleischproben aus diesen drei Gebieten ist in Abb. 19 graphisch dargestellt. WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Rindfleisch in verschiedenen Teilen des Bundesgebietes 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.5 0.0 Süd (N=23) Abb. 19: Ost (N=9) Nord/West (N=11) WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Rindfleisch in verschiedenen Teilen des Bundesgebietes Es zeigt sich die Tendenz, dass Rindfleisch aus dem Gebiet „Nord-West“ (Median: 1,6 ng WHO-PCB-TEQ/kg Fett) etwas höher mit dioxinähnlichen PCB belastet ist als Rindfleisch aus den Gebieten „Süd“ (Median: 0,9 ng WHO-PCB-TEQ/kg Fett) und „Ost“ (Median: 0,7 ng WHO-PCB-TEQ/kg Fett). Dieser Trend wird auch bei Betrachtung der Minimalwerte in Abb. 19 bestätigt, der ebenfalls für das Gebiet „Nord-West“ am höchsten ist. 74 WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in Rindfleisch in verschiedenen Teilen des Bundesgebietes 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.2 0.0 Süd (N=22) Abb. 20: Ost (N=10) Nord/West (N=13) WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in Rindfleisch in verschiedenen Teilen des Bundesgebietes Auch bei den Dioxinen (siehe Abb. 20) ist Rindfleisch aus dem Gebiet „Nord-West“ (Median 0,8 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett) stärker belastet als aus den Gebieten „Süd“ und „Ost“, die mit einem Mediangehalt von ca. 0,2 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett ein ähnliches Kontaminationsniveau aufweisen. Man erkennt ferner, dass die regionalen Unterschiede bei Dioxinen stärker ausgeprägt sind als für die Substanzklasse der dioxinähnlichen PCB. 7. Gegenüberstellung der WHO-PCDD/F-TEQ für Fleisch und Fleischerzeugnisse aus den Statuserhebungen von 1996 und 2005/2006 Bereits im Jahr 1996 wurden in Zusammenarbeit der damaligen Bundesanstalt für Fleischforschung und der Bundesanstalt für Milchforschung insgesamt 179 Proben hinsichtlich ihrer Gehalte an den 17 WHO-PCDD/F untersucht. Davon entfielen 95 Proben auf Fleisch (46 Proben Schweinefleisch, 17 Probe Geflügelfleisch und 32 Proben Rindfleisch) und 84 Proben auf Fleischerzeugnisse (20 Proben Salami, 12 Proben Schinken, 12 Proben 75 Kochwurst und 40 Proben Brühwurst). Für diese insgesamt 179 Proben wurde der WHOPCDD/F-TEQ nach dem upper bound-Verfahren berechnet und mit dem entsprechendem WHO-PCDD/F-TEQ-Wert aus der Statuserhebung von 2006/2007 verglichen. Im Vergleich zu den Ergebnissen der 1995/1996 durchgeführten Statuserhebung konnten für Rind- und Geflügelfleisch deutliche Abnahmen der Dioxingehalte festgestellt werden (siehe Abb. 21). Diese Abnahme der Dioxingehalte betrug für Rind- und Geflügelfleisch jeweils über 50 Prozent. Für Schweinefleisch, welches bereits im Jahr 1995/1996 sehr geringe Dioxingehalte mit im Median unter 0,1 ng/kg WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett aufwies, konnte aufgrund der sehr geringen Konzentration im Bereich der Bestimmungsgrenze (LOQ) ein – ebenfalls zu erwartender – numerischer Rückgang der Dioxingehalte analytisch nicht mehr nachgewiesen werden. 1995/1996 2006/2007 WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] 0,5 0,45 0,4 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 Rind Abb. 21: Geflügel Schwein Gegenüberstellung der Mediane des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ [ng/kg Fett] aus 1995/1996 und 2006/2007 in verschiedenen Fleischarten Ein deutlicher Hinweis für einen Rückgang der Dioxingehalte – auch bei Schweinefleisch - ist jedoch in dem ebenfalls festgestellten eindeutigen Rückgang der Dioxingehalte in den überwiegend aus Schweinefleisch hergestellten Fleischerzeugnissen zu sehen (siehe Abb. 22). 76 Bei den Fleischerzeugnissen konnten für Brüh-, Koch- und Rohwurst Rückgänge der Mediane der Dioxingehalte im Bereich von 50 Prozent und mehr verzeichnet werden. Bei den Rohwaren ergab sich ein Rückgang der Dioxingehalte um etwa ein Drittel. 1995/1996 2006/2007 WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 Brühwurst Abb. 22: 8. Rohwaren Kochwurst Rohwurst Gegenüberstellung der Mediane des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ [ng/kg Fett] aus 1995/1996 und 2006/2007 in Fleischerzeugnissen Einfluss der Reevaluierung der Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) für Dioxine und dioxinähnliche PCB auf den TEQ von Fleisch und Fleischerzeugnissen In der Verordnung (EG) Nr. 199/2006 vom 3. Februar 2006, die seit dem 4. November 2006 gilt, finden die WHO-TEF aus dem Jahr 1998 Anwendung (Van den Berg et al., 1998). Im Jahr 2005 fand jedoch eine Reevaluierung der TEF für Dioxine und dioxinähnliche PCB statt [9], die für 4 der 17 Dioxinkongenere und für 10 der 12 PCB-Kongenere eine Veränderung des TEF zur Folge hatte (siehe Tab. 2). 77 Kongener WHO-TEF (1998) WHO-TEF (2005) PCDD Kongener WHO-TEF (1998) WHO-TEF (2005) Dioxinähnliche PCB 2,3,7,8-TCDD 1 1 1,2,3,7,8-PeCDD 1 1 Non-ortho PCB 1,2,3,4,7,8-HxCDD 0,1 0,1 PCB 77 0,0001 0,0001 1,2,3,6,7,8-HxCDD 0,1 0,1 PCB 81 0,0001 0,0003 1,2,3,7,8,9-HxCDD 0,1 0,1 PCB 126 0,1 0,1 1,2,3,4,6,7,8-HpCDD 0,01 0,01 PCB 169 0,01 0,03 OCDD 0,0001 0,0003 2,3,7,8-TCDF 0,1 0,1 1,2,3,7,8-PeCDF 0,05 0,03 Mono-ortho PCB 2,3,4,7,8-PeCDF 0,5 0,3 PCB 105 0,0001 0,00003 1,2,3,4,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 114 0,0005 0,00003 1,2,3,6,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 118 0,0001 0,00003 1,2,3,7,8,9-HxCDF 0,1 0,1 PCB 123 0,0001 0,00003 2,3,4,6,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 156 0,0005 0,00003 1,2,3,4,6,7,8-HpCDF 0,01 0,01 PCB 157 0,0005 0,00003 1,2,3,4,7,8,9-HpCDF 0,01 0,01 PCB 167 0,00001 0,00003 OCDF 0,0001 0,0003 PCB 189 0,0001 0,00003 PCDF Tab. 2: 8.1 Gegenüberstellung der WHO-TEF 1998 und WHO-TEF 2005 Auswirkungen auf den WHO-PCB-TEQ Eine graphische Darstellung der Relationen des WHO-PCB-TEQ unter Verwendung der WHO-TEF von 2005 zum WHO-PCB-TEQ mit den WHO-TEF von 1998 bei den Fleischarten Rind, Geflügel und Schwein ergab folgendes Bild (siehe Abb. 23): Man sieht deutlich, dass der WHO-PCB-TEQ bei Verwendung der WHO-TEF 2005 im Vergleich zu der Verwendung der WHO-TEF 1998 bei allen untersuchten Fleischarten sinkt. Die Abnahme des WHO-PCB-TEQ beträgt für Rindfleisch im Median etwa 13%. Für Geflügelfleisch (Abnahme ca. 30%) und Schweinefleisch (Abnahme ca. 40%) hat eine Verwendung der WHO-TEF 2005 eine stärkere Abnahme des WHO-PCB-TEQ zur Folge. Dies liegt daran, dass die Dominanz des WHO-PCB-TEQ durch das Kongener PCB 126 (unveränderter TEF) bei höheren PCB-Gehalten (also beim Rindfleisch) stärker ausgeprägt ist als bei niedrigeren Gehalten (also bei Geflügel- und insbesondere beim Schweinefleisch). Das bedeutet, dass die Senkung der TEF für die mono-ortho PCB (insbesondere der TEF für PCB 118 und PCB 156) 78 umso größere Relevanz besitzt, je geringer die ermittelten PCB-Gehalte sind. Daher ist der Effekt für Schweinefleisch am stärksten ausgeprägt. Relation des WHO-PCB-TEQ WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF in verschiedenen Fleischarten 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.3 0.2 Rind Abb. 23: Geflügel Schwein Relationen der WHO-PCB-TEQs (WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF) in verschiedenen Fleischarten 79 8.2 Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-TEQ Der WHO-PCDD/F-TEQ für Rindfleisch würde bei Verwendung der WHO-TEF 2005 im Median um etwa 16% sinken (siehe Abb. 24). Für Geflügel- und Schweinefleisch würde der WHO-PCDD/F nur geringfügig abnehmen. Dabei beruht die Abnahme des WHO-PCDD/FTEQ bei Rindfleisch in erster Linie auf der Absenkung des TEF für das Kongener 2,3,4,7,8PeCDF. Relation des WHO-PCDD/F-TEQ WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF in verschiedenen Fleischarten 1.00 0.95 0.90 0.85 0.80 0.75 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.70 0.65 Rind Abb. 24: 8.3 Geflügel Schwein Relationen der WHO-PCDD/F-TEQs (WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF) in verschiedenen Fleischarten Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) Der WHO-PCDD/F-PCB-TEQ für Rindfleisch würde bei Verwendung der WHO-TEF 2005 im Median um etwa 14%, für Geflügelfleisch um ca. 16% und für Schweinefleisch um etwa 19% sinken (siehe Abb. 25). 80 Relation des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF in verschiedenen Fleischarten 1,00 0,95 0,90 0,85 0,80 0,75 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0,70 0,65 Rind Abb. 25: 8.4 Geflügel Schwein Relationen der WHO-PCDD/F-PCB-TEQs (WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF) in verschiedenen Fleischarten Ausblick Die Durchführung der nationalen Statusbestimmung zur repräsentativen Bestimmung von PCDD/F, dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB-Verbindungen in Fleisch und Fleischerzeugnissen hat gezeigt, dass sowohl die Dioxin- als auch PCB-Gehalte derzeit klar unter den Höchstgehalten liegen. Im Blick auf die bereits vor etwa 10 Jahren gemessenen Dioxingehalte in den gleichen Fleischarten und -erzeugnissen ist eine klare Abnahme festzustellen. Damit hat sich gezeigt, dass die Strategie des Gesetzgebers, Quellen für Dioxine zu schließen und deren Emission in die Umwelt weitestgehend zu minimieren, gegriffen hat. Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes und zur Darstellung von zeitlichen Trends – auch und gerade für die ähnlich relevanten Substanzklassen der PCB (dl-PCB und Indikator-PCB) – muss empfohlen werden, die Statuserhebung in etwa 10 Jahren zu wiederholen. 81 9. Literatur [1] RICHTLINIE 2006/13/EG DER KOMMISSION vom 3. Februar 2006 zur Änderung der Anhänge I und II der Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über unerwünschte Stoffe in Futtermitteln in Bezug auf Dioxine und dioxinähnliche PCB. [2] VERORDNUNG (EG) Nr. 199/2006 DER KOMMISSION vom 3. Februar 2006 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 466/2001 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln hinsichtlich Dioxinen und dioxinähnlichen PCB. [3] Ernährungsbericht 2004, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., Bonn. [4] Schadstoff-Höchstmengenverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Juli 2006 (BGBl. I S. 1562). [5] DG SANCO: Vorschlag einer Höchstmengenregelung für nicht dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln vom 3. April 2006: http://www.bfr.bund.de/cm/208/vorgeschlagene_eu_hoechtsgehalte_fuer_nicht_dioxinae hnliche_polychlorierte_biphenyle.pdf [6] Geschäftsbericht des Deutschen Fleischer-Verbandes 2005/2006. [7] Honikel, K.O., Forschungsreport 2/2004, 32-34. [8] Scientific Committee on Food: Opinion of the Scientific Committee on food on the risk assesment of dioxins and dioxin-like PCBs in food, 30 May 2001. Update based on new scientific information available since the adoption of the SCF opinion of 22nd November 2000. European Commission CS/SNTM/DIOXIN/20 final. [9] Van den Beerg, M., Birnbaum, L.S., Denison, M., De Vito, M., Farland, W., Feeley, M., Fiedler, H., Hakansson, H., Hanberg, A., Haws, L., Rose, M., Safe, S., Schrenk, D., Tohyama, C., Tritscher, A., Tuomisto, J., Tysklind, M., Walker, N., Peterson, R.E., 2006. The 2005 World Health Organisation Reevaluation of Human and Mammalian Toxic Equivalency Factors for Dioxins and Dioxin-like Compounds. Toxicol. Sci. 93, 223-241. 82 Anhang I Beprobungsplan Fleisch und Fleischerzeugnisse nach Bundesländern Bundesland BadenWürttemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen MecklenburgVorpommern Niedersachsen NordrheinWestfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt SchleswigHolstein Thüringen Summe Ergänzungen: Sollzahlen Probenmaterial Schweinefleisch Sollzahlen Probenmaterial Geflügelfleisc h Pute Sollzahlen Probenmaterial Geflügelfleisc h Huhn Sollzahlen Probenmaterial Rindfleisch Sollzahlen Probenmaterial Brühwurst Schweinnacken Keule mit Haut Keule mit Hau Hochrippe 7 2 2 8 2 2 1 4 1 2 1 1 1 5 12 3 1 3 2 2 Sollzahlen Probenmaterial Kochwurst Sollzahlen Probenmaterial Rohwurst Fleischwurst fein zerkleinert Sollzahlen Probenmaterial Rohe Pökelstückware Schinkenspeck, geräuchert Leberwurst fein zerkleinert Salami 2 6 2 2 4 27 2 1 1 - 2 1 1 - 7 2 1 1 3 1 2 1 1 1 - 2 1 1 1 - 4 1 1 1 2 1 29 10 5 1 3 14 4 1 3 1 3 1 3 4 10 1 3 1 3 3 6 17 43 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 11 2 12 7 10 Summe 2 - - - 1 1 - 1 55 15 13 14 44 15 15 29 5 200 Gesamt 200 - Kalbfleisch aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen - Schaffleisch aus Bayern und Nordrhein-Westfalen 83 Anmerkung: Die Sollzahlen des obenstehenden Beprobungsplans wurden in Absprache mit dem BfR hinsichtlich der Beprobungszahlen ausgeweitet, um genauer dokumentieren zu können, wie hoch die Varianz der PCDD/F- und PCB-Gehalte in den unterschiedlichen Fleisch- und Fleischerzeugnisarten ist. Im Verlauf der Arbeiten wurde zur Absicherung der festgestellten Überschreitungsrate der Auslösewerte für dl-PCB die Fleischart Rindfleisch häufiger beprobt als ursprünglich beabsichtigt. Aus diesen Gründen gingen insgesamt etwa 300 Proben in die Untersuchungen der Statuserhebung ein. 84 Teil 5: Fische und Fischereierzeugnisse Stand: Februar 2007 Durchführende Stellen: Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner-Institut (MRI), Standort Hamburg Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner-Institut (MRI), Standort Kiel Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Verantwortlich: Dr. H. Karl (Koordinator) Dr. U. Ruoff 85 Inhaltsverzeichnis Teil 5: Fische und Fischereierzeugnisse Zusammenfassung 86 1. Einleitung 89 2. Probennahme 91 3. Ergebnisse 96 3.1 Mittlere Gehalte an PCDD/F und dioxinähnlichen PCB 96 3.2 Gehalte in Abhängigkeit vom Fettgehalt 99 3.3 Gehalte in Abhängigkeit vom Fanggebiet 100 3.3.1 Hering 101 3.3.2 Makrele 103 3.3.3 Rotbarsch 106 3.3.4 Schwarzer Heilbutt 108 3.4 Langzeittrends der PCDD/F-Gehalte in ausgewählten 110 Fischarten 3.4.1 Makrele 110 3.4.2 Rotbarsch 111 3.4.3 Schwarzer Heilbutt 112 3.5 Gesetzlich geregelte PCB (Indikator – PCB) 113 3.6 Möglichkeiten zur Abschätzung der Gesamtgehalte an PCDD/F und 115 dl-PCB über die Indikator-PCB 3.7 Neubewertung der WHO-TEF für PCDD/F und dl-PCB 116 3.8 Auswirkung der Neubewertung der TEF auf die WHO-TEQ bei Fischen 118 4. Literatur 122 5. Anhänge 124 86 Zusammenfassung Die Aufnahme von Dibenzo-p-dioxinen und Dibenzofuranen, im Folgenden Dioxine (PCDD/F) genannt, und dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) erfolgt vor allem über die Nahrung. Ca. 90 % wird durch den Verzehr von Fisch, Fischerzeugnissen, Fleisch, Fleischerzeugnissen, Milch und Milchprodukten aufgenommen. Zur Reduzierung der Dioxinexposition des Menschen legte die EU daher in der Verordnung 466/2001/EG vom 8. März 2001 Dioxinhöchstgehalte für tierische Lebensmittel und in der Richtlinie 2001/102/EG zur Änderung der Richtlinie 1999/29/EG Höchstwerte für Futtermittel fest. Die Grenzwerte wurden zunächst nur für Dioxine und Furane, nicht jedoch für dioxinähnliche PCB festgesetzt, da über das Vorkommen der letzteren nur sehr wenige Daten vorlagen. Seit 2002 wurde der EU von den einzelnen Mitgliedsstaaten umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung gestellt, so dass auf der Basis dieser Ergebnisse mit der Verordnung EG Nr. 199/2006 auch für dioxinähnliche PCB Höchstmengenregelungen eingeführt wurden. Danach gilt für das Muskelfleisch von Fisch und Fischereierzeugnissen ein Höchstwert von 4 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Feuchtsubstanz (FS). Die Summe aus Dioxinen/Furanen und dioxinähnlichen PCB darf 8 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/kg FS nicht überschreiten. Für das Muskelfleisch von Aalen gibt es eine Sonderregelung mit 4 ng WHO-PCDD/FTEQ/kg FS und 12 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/kg FS. Während die Dioxingehalte in Konsumfischen und Fischereierzeugnissen für den deutschen Markt bereits im Zeitraum von 1997 – 1999 in einer BMELV - Studie intensiv untersucht wurden, lagen Daten über dioxinähnliche PCB bisher nicht vor. 2003 wurde in einer neuen Studie begonnen, die Gehalte an dioxinähnlichen PCB im Vergleich zu den gesetzlich geregelten PCB und Dioxinen in wichtigen Konsumfischen in Abhängigkeit vom Fanggebiet zu erfassen. Bestimmt wurden 7 Dibenzo-p-dioxin- und 10 Dibenzofuran - Kongenere, 4 non-ortho PCBund 8 mono-ortho-PCB – Verbindungen, für die von der WHO Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) festgelegt wurden. Zusätzlich wurden die gesetzlich geregelten di-ortho PCB- Kongenere 52, 101, 138, 153 und 180 gemessen. Um bei der limitierten Zahl von ca. 200 Proben einen Überblick über die Gehalte in Fischen und Fischereierzeugnissen zu erhalten, wurden vor allem Fische mit einem Marktanteil von > 1% untersucht, wobei sich die Probennahme bzgl. der Abhängigkeit der Gehalte vom Fanggebiet auf Fische mit höheren Fettanteilen konzentrierte. Aus früheren Untersuchungen 87 war bekannt, dass Fische mit niedrigen Fettgehalten wie Alaska Pollack, Seelachs oder Kabeljau nur geringe bzw. sehr geringe Schadstoffgehalte im Muskelfleisch aufweisen. Dies konnte im Übrigen wieder anhand der vorliegenden Untersuchungsergebnisse bestätigt werden. Die Probennahme erfolgte gezielt auf verschiedenen Forschungsreisen des Fischereiforschungsschiffes „Walther Herwig III“, auf Fangreisen kommerzieller Fangschiffe, durch Kauf in Supermärkten bzw. durch Bezug der Ware direkt von Forellen- und Lachszüchtern (Aquakultur). Insgesamt wurden 32 Fischarten, 5 Krebs- und Weichtierarten und verschiedene typische Erzeugnisse untersucht. Die Bestimmung der Dioxine erfolgte am Standort Kiel mit GC/HRMS, die der dl- PCB am Standort Hamburg mit GC/MS-MS (Iontrap). Aus der Vielzahl der Analysenergebnisse lassen sich u.a. folgende Aussagen ableiten: - Die Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Fischen und Fischereierzeugnissen liegen im Allgemeinen weit unter den neuen, ab November 2006 gültigen EU- Grenzwerten von 4 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg FS und 8 ng WHO-TEQ (Summe Dioxine und dl-PCB)/kg FS. - Die Gesamtgehalte (WHO-TEQ) in Fischen mit niedrigem Fettgehalt (Kabeljau, Wittling, Seelachs) liegen unter 0,5 ng/kg FS, gleiches gilt für Krebs- und Weichtiere. Fische mit Fettgehalten bis 5 % (Rotbarsch, Seehecht, Scholle) und Forellen aus der Zucht liegen meist unter 1ng/kg FS, Fische mit höheren Fettgehalten > 10 % liegen bei 1 – 3 ng/kg FS. Die Gehalte sind herkunftsabhängig. - Die Relation Dioxin : dl-PCB variiert stark und ist abhängig von der Fischart und vom Herkunftsgebiet. - Bei einigen Fischarten (Hering, Makrele, Rotbarsch und Schwarzer Heilbutt) konnte eine fangplatzspezifische Abhängigkeit der Gehalte nachgewiesen werden. Rotbarsch und schwarzer Heilbutt aus dem Fanggebiet Tampen (nördliche Nordsee) haben höhere Gehalte als entsprechende Fische aus Grönland und Nordnorwegen/ Barentssee. Fettfische aus der Ostsee und dem Seegebiet südlich von England (am Eingang des Kanals) sind höher kontaminiert als aus anderen Fanggebieten. - Bei den meisten Fischarten konnte keine deutliche Absenkung der Dioxingehalte im Vergleich zu den Untersuchungsergebnissen der Jahre 1995/7 festgestellt werden. - Die Gehalte der Indikator - PCB liegen meist weit unter den gültigen nationalen Grenzwerten. 88 - Die Konzentration des Indikator – PCB 153 ist ein direktes Maß für die Höhe der WHO-PCB-TEQ der dioxinähnlichen Verbindungen. Die Dioxinbelastung korreliert dagegen nicht mit den Indikator - PCB. 89 1. Einleitung Mit der Verordnung EG Nr. 466/2001 der Kommission zur Festlegung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln vom 8. März 2001 (Kontaminanten-VO) [1] hat die Kommission der Europäischen Union Grenzwerte für Dioxine (PCDD/F) in verschiedenen Lebensmitteln festgelegt. Die Begrenzung der Gehalte auf toxikologisch vertretbare Werte dient dem Schutz der öffentlichen Gesundheit. Für das Muskelfleisch von Fisch und Fischereierzeugnissen sowie ihrer Verarbeitungsprodukte gilt ein Höchstgehalt von 4 pg WHO-PCDD/F-TEQ /g Feuchtsubstanz, für Fischöl für den menschlichen Verzehr 2 pg WHO-PCDD/F-TEQ /g Fett (Anhang 1, Abschnitt 5 der VO). In der Verordnung wird weiterhin darauf hingewiesen, dass die bisher nur für Dioxine festgelegten Höchstgehalte spätestens bis zum 31. Dezember 2004 anhand neuer Daten über den Gehalt an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (polychlorierte Biphenyle) erstmals überprüft werden sollen, insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung der dioxinähnlichen PCB in die festzusetzenden Werte. Dioxinähnliche PCB (dl-PCB) können toxische Wirkungen hervorrufen, die denen von 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin (TCDD) vergleichbar sind. Die Gruppe der dioxinähnlichen PCB umfasst 4 non-ortho PCB - Kongenere: 77, 81, 126 und 169 sowie 8 mono-ortho PCB: 105, 114, 118, 123, 156, 157, 167 und 189, die meist unter dem Sammelbegriff coplanare PCB zusammengefasst werden. Für diese PCB-Kongenere wurden Toxizitätsäquivalenzfaktoren festgelegt, mit denen die ermittelten Gehalte in Dioxinäquivalente umgerechnet werden können. Zusammen mit den Dioxinen ergibt sich daraus die Gesamtbelastung eines Lebensmittels, angegeben in WHOTEQ. Seit 2002 wurde der EU von den einzelnen Mitgliedsstaaten umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung gestellt, sodass auf der Basis dieser Ergebnisse mit der Verordnung EG Nr. 199/2006 [2] auch für dioxinähnliche PCB Höchstmengenregelungen eingeführt wurden. Danach gilt für das Muskelfleisch von Fisch und Fischereierzeugnissen ein Höchstwert von 4 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Feuchtsubstanz (FS) und die Summe aus Dioxinen/Furanen und dioxinähnlichen PCB darf 8 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g FS nicht überschreiten. Für das Muskelfleisch von Aalen gibt es eine Sonderregelung mit 4 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g FS und 12 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g FS. 90 Im Verordnungstext heißt es sinngemäß weiter: Abweichend davon ist es Schweden und Finnland gestattet, für einen Übergangszeitraum bis zum 31. Dezember 2011 Lachse (Salmo salar), Heringe (Clupea harengus), Flussneunaugen (Lampetra fluviatilis), Forellen (Salmo trutta), Saiblinge (Salvelinus spp) und Rogen der Kleinen Maräne (Coregonus albula) aus dem Ostseegebiet zu vermarkten, wenn diese in ihrem Hoheitsgebiet zum Verzehr bestimmt sind und höhere Dioxingehalte und/oder für die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB als die oben genannten Werte aufweisen. Voraussetzung dafür ist ein System, mit dem sichergestellt wird, dass die Verbraucher umfassend über die Ernährungsempfehlungen informiert werden, die eine Einschränkung des Verzehrs von Fisch aus dem Ostseegebiet durch bestimmte gefährdete Bevölkerungsgruppen (z.B. Schwangere) betreffen, um so potenzielle Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Während die Dioxingehalte in Konsumfischen und Fischereierzeugnissen für den deutschen Markt im Zeitraum von 1997 – 1999 intensiv untersucht wurden [3,4], lagen Daten über dioxinähnliche PCB-Verbindungen bisher nur unzureichend vor. Daher wurde 2003 in einem neuen Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz begonnen, die Gehalte an dioxinähnlichen PCB im Vergleich zu den gesetzlich geregelten PCB und Dioxinen in wichtigen Konsumfischen in Abhängigkeit vom Fanggebiet zu erfassen. Bestimmt wurden 7 Dibenzodioxin- und 10 Dibenzofuran - Kongenere, 4 non-ortho PCBund 8 mono-ortho-PCB – Verbindungen, für die von der WHO Toxizitätsäquivalenz- faktoren (TEF) festgelegt wurden [5]. Zusätzlich wurden die gesetzlich geregelten di-ortho PCB-Kongenere 52, 101, 138, 153 und 180 analysiert. Um eine repräsentative Probenahme von Fischen und anderen Meerestieren zu gewährleisten, musste die Vielzahl der auf dem deutschen Markt vorhandenen Fischarten und Erzeugnisse berücksichtigt werden. Zur Zeit dürfen mehr als 650 verschiedene Fisch- und Krebstierarten gehandelt werden. Davon haben ca. 20 Arten einen Marktanteil von mehr als 1 %. Zusätzlich galt es, die verschiedenen Fang- bzw. Aufzuchtsgebiete zu beachten, denn Fische werden weltweit nach Deutschland importiert. Viele Aquakulturprodukte wie z.B. die Black Tiger Garnelen (Penaeus monodon) stammen aus dem südostasiatischen Raum, während Seefische u.a. in der Barentssee und um Grönland gefangen werden. Aus dieser Rohware wird wiederum eine Vielzahl von Produkten hergestellt, die ebenfalls bei der Probennahme berücksichtigt werden mussten. 91 Ziel der Untersuchung war eine Erfassung der aktuellen Gehalte in Fischen und Fischereierzeugnissen auf dem deutschen Markt und daraus abgeleitet eine Einschätzung der täglichen Aufnahme von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB über den Fischverzehr. Weiterhin sollte die Situation in Abhängigkeit vom Fangplatz untersucht werden, dabei galt das besondere Interesse der aktuellen Kontamination von Fischen aus der westlichen Ostsee. Außerdem sollte diese Untersuchung durch den Vergleich mit früheren Ergebnissen Aussagen über zeitliche Trends der Dioxingehalte ergeben. 2. Probennahme Nach dem Fisch-Etikettierungsgesetz [6] dürfen in Deutschland mehr als 650 verschiedene Fisch-, Krebs- und Weichtierarten gehandelt werden. Bei der Vielzahl der auf dem deutschen Markt angebotenen Fischarten und Erzeugnisse war es notwendig, die Probennahme zunächst auf die für den deutschen Markt wichtigen Meerestiere mit einem Marktanteil von > 0,5 % zu begrenzen. Zur Abschätzung der jeweiligen Anteile wurden die vom Fischinformationszentrum in der Broschüre „Daten und Fakten der Fischwirtschaft 2005“ [7] und die im „Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005“ [8] für das Jahr 2004 angegebenen Marktanteile zu Grunde gelegt. Danach betrug der Inlandsverbrauch an Fischen und Fischereierzeugnissen 2004 1.120.000 t Fanggewicht, davon entfielen ca. 91 % auf Fische und die restlichen 9 % auf Krebs- und Weichtiere. Tab. 1: Versorgung des deutschen Marktes 2004 Gesamtversorgung Seefische Süßwasserfische Krebs-und Weichtiere Marktanteil 2004 100 % 72,70 % 18,30 % 9,00 % Fanggewicht in 1000 t 1120 814 205 101 Bei der Probennahme wurde der Schwerpunkt auf Meeresfische mit höheren Fettgehalten, sowie auf Lachse und Forellen aus der Aquakultur gelegt. Dagegen wurde der Analysenaufwand für Magerfische, d.h. Fische mit einem Fettgehalte < 1 %, reduziert, da die Ergebnisse der ersten Dioxinstudie gezeigt hatten, dass diese Fische nur gering belastet sind. Eine Zusammenstellung der beprobten Fischarten mit höheren Marktanteilen und die Anzahl der jeweils genommenen Poolproben zeigt Tabelle 2. 92 Tab. 2: Untersuchte Fischarten mit höheren Marktanteilen Fischart Alaska Pollack Hering Thune, Boniten Lachs Rotbarsch Forelle Seelachs Seehecht Kabeljau Makrele Karpfen Scholle Sardine schw. Heilbutt sonstige *) s. Tabelle 8 Marktanteil Anzahl Fanggewicht 2004 (%) Poolproben in 1000 t 22,4 4 251 13,6 29 152 11,4 1 128 9,4 41 105 5,3 14 59 3,6 21 41 3,1 2 35 3,4 3 38 2,3 2 25 1,6 8 18 1,4 1 15 1,0 2 11 0,8 5 9 0,4 7 5 11,3 *) 127 Neben den 14 wichtigsten Konsumfischarten wurde erstmals auch eine breite Palette von sonstigen Fischen, die auf dem deutschen Markt zu kaufen sind, analysiert. Hierbei wurden sowohl Fische aus dem Nordostatlantik, der Nord- und Ostsee als auch Fische aus dem Mittelmeer, dem Indischen Ozean und aus den Küstengewässern vor Brasilien beprobt. Weiterhin wurden verschiedene Krebs- und Weichtiere und Fischereierzeugnisse untersucht. Eine Zusammenstellung der Proben gibt Tabelle 3. Tab. 3: Sonstige untersuchte Fischarten, Krebs- Weichtiere und Produkte Anzahl Poolproben Anzahl Poolproben Sonstige Fischart Aal Blaufisch Flunder Flügelbutt Juwelenzackenbarsch Meerforelle Red Snapper Sardelle Schellfisch Schwarzer Degenfisch Krebs-Weichtiere 1* 1 1 1 1 6* 1 1 1 1 Nordseegarnele Riesengarnelen Kalmar Miesmuschel Pilgermuschel 2 3 1 2 1 Produkte Heringskonserven Marinaden Kräuterheringe 3 1 1 93 Sprotte Steinbutt Stöcker Streifenbarbe Wittling Wolfsbarsch wild Weißer Heilbutt * Einzelproben 4 1 2 1 1 1 1* Fischstäbchen Schlemmerfilets Dorschleberkonserven 2 2 2 Forellenfutter 15 Zusätzlich wurden im Rahmen einer Studie des niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) 15 Forellenfutter untersucht. Die Dioxinanalytik wurde hier im Lebensmittelinstitut Oldenburg des LAVES durchgeführt [9]. Da Fische je nach Aufwuchsgebiet unterschiedlich belastet sein können, sollten in dieser Studie auch alle für den deutschen Markt wichtigen Fanggebiete beprobt werden. Eine besondere Bedeutung ergab die Situation in der Ostsee. Wegen des praktisch von der EU ausgesprochenen Exportverbots für schwedische und finnische Fettfische galt es zu klären, ob und in welchem Ausmaß auch die Fanggebiete der deutschen Ostseefischerei betroffen sein könnten. Im Vordergrund der Untersuchungen stand dabei der Ostseehering als wirtschaftlich wichtigste Ressource. Die Fischproben wurden zum größten Teil gezielt auf verschiedenen Forschungsreisen des Fischereiforschungsschiffes „W. Herwig III“ genommen, einige Rohwarenproben wurden von verschiedenen Verarbeitungsbetrieben zur Verfügung gestellt und die zur Untersuchung benötigten Produkte in Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften eingekauft. Die Proben aus der Aquakultur wurden weltweit bezogen. Um individuelle Schwankungen zu vermeiden, wurden überwiegend Poolproben von 10-20 Fischen vergleichbarer Größe untersucht. Ähnlich wurde bei den Produkten verfahren. Hier bestand jede Probe aus 5 – 10 Einheiten (Gläser, Konserven, Verkaufsverpackungen). Genaue Angaben zur lateinischen Bezeichnung, Herkunft, Größe der Ware und zum jeweils untersuchten Anteil sind nachstehend in Tabelle 4 aufgelistet. 94 Tab. 4: Probendaten Fischart Lateinische Bezeichnung Alaska Pollack (Produkte) Hering westl. Ostsee Hering sonst. Fanggebiete Theragra chalcogramma Clupea harengus Clupea harengus Thunfisch Kastuwonus Konserve in pelamis Öl (Skipjack) Lachs Salmo salar Rotbarsch Forelle Seelachs Seehecht Kabeljau Makrele Karpfen Scholle Sardine Schwarzer Heilbutt Herkunft Einzelhandel / Tiefkühlkost Ostsee (Rügen) Norwegen, Irland,Westbritische Gewässer, Nordsee Thailand Norwegen, Irland, Schottland Sebastes spp. Norwegen, Grönland, Barentssee, Shetlands Oncorhynchus Deutschland mykiss Pollachius Shetlands, Faroer virens Merluccius Nordsee, Biskaya spp. Gadus morhua Nordatlantik Scomber scombrus Cyprinus carpio Pleuronectes platessa Sardina pilchardus Reinhardtius hippoglossoides * ausgenommen mit Kopf Mittlere Größe EU Länge Gewicht GrößenTeil klasse analysiert [cm] [g] entfällt Gesamtprodukt 27,8 175 2 Filet o. Haut 26,2 171 2 Filet o. Haut entfällt Fischanteil 73,5 3700* 3-4 kg 37,0 798 2 u. 3 32,0 350 n.b. 3210 2 50 864 3 52,0 1810 4 u. 5 2 Irland, Orkneys, Biskaya, Südengland Deutschland 35,0 409 42,8 1556 Irland, Südengland 34,0 376 3 Biskaya, Südengland 24,0 118 1 Norwegen, Grönland, Shetlands n. b. 1456 (aok) ** **aok=ausgenommen ohne Kopf Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut Filet o. Haut 95 Krebs-Weichtiere Riesengarnelen Kalamar Miesmuscheln Pilgermuscheln Lateinische Herkunft Bezeichnung Crangon crangon Nordsee (Handel) Thailand, Penaeus spp. Bangladesh,Vietnam Loligo sp. Biskaya Mytilus edulis Dänemark (Handel) Pecten spp. Frankreich (Kanalküste) Produkte Fischart Konserven Hering Nordseegarnelen Marinaden Kräutermatjes Fischstäbchen Schlemmerfilets Dorschleberkonserven Hering Hering Alaska Pollack Alaska Pollack Kabeljau Forellenfutter Diverse Herkunft Teil analysiert Fleisch Fleisch Tuben Fleisch Fleisch Handel Teil analysiert Gesamtprodukt Handel Eigene Herstellung Handel Handel Handel Fischanteil+ Beilagen Fischanteil Gesamtprodukt Gesamtprodukt Fischanteil Deutsche Forellenzuchten Gesamtprodukt 96 3. Ergebnisse 3.1 Mittlere Gehalte an PCDD/F und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen Die Erfassung der Gehalte erfolgt über die Summenwerte WHO-PCDD/F-TEQ, WHO-PCBTEQ und über die Summe aus WHO-PCDD/F-TEQ + WHO-PCB-TEQ, im Folgenden als WHO-TEQ angegeben, im Vergleich zu den EU- Grenz- und Auslösewerten. Die mittleren Gehalte (arithmetischer Mittelwert) sind in den Tabellen 5 – 7 zusammengestellt. Bei den Fischen mit höheren Marktanteilen wurden auch die 90% Perzentile angegeben. Alle Einzelwerte sind im Anhang zu finden. Tab. 5: Mittlere Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Fischen mit Marktanteilen > 0.5 % Dioxine Dioxinähnliche Summe Dioxine Relation Fischart Anzahl Fett PoolPCB / PCB u. dl- PCB Dioxin WHO-TEQ n % Höchstwert Auslösewert Alaska Pollack Hering westl. Ostsee Hering sonst. Fanggebiete ng/kg FS 90% WHO-TEQ 90% WHO-TEQ 90% Perz. 4 3 ng/kg FS Perz. ng/kg FS Perz. Dioxin=1 8 3 4 6,9 0,02 0,03 0,02 0,02 0,04 0,05 1,0 15 5,9 1,48 1,93 2,07 2,79 3,55 4,57 1,4 14 14,0 0,44 0,80 0,86 1,64 1,30 2,38 2,0 1 41* 14 21 2 3 2 8 1 2 5 4,3 11,4 2,7 4,3 0,9 2,6 0,4 15,3 6,2 2,0 10,5 0,01 0,51 0,13 0,10 0,02 0,12 0,05 0,73 0,07 0,12 0,44 Schwarzer Heilbutt 7 12,2 * teilweise Einzelproben 1,00 Thunfisch Konserve Lachs Rotbarsch Forelle Seelachs Seehecht Kabeljau Makrele Karpfen Scholle Sardine 0,71 0,01 2,00 0,66 0,39 0,09 0,75 0,24 2,62 0,13 0,12 2,67 2,24 2,00 0,50 0,27 0,15 0,19 1,70 4,51 0,02 2,51 0,79 0,49 0,11 0,87 0,28 3,35 0,20 0,24 3,10 4,51 3,00 2,68 1,27 0,61 1,22 6,83 5,18 1,3 3,9 5,1 3,9 4,5 6,3 4,8 3,6 1,9 1,0 6,1 6,75 2,0 3,10 1,43 0,77 1,41 8,36 97 Tab. 6: Mittlere Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in sonstigen Fischen auf dem deutschen Markt Fischart Höchstwert Auslösewert Aal Blaufisch Flunder Flügelbutt Juwelenzackenbarsch Meerforelle Red Snapper Sardelle Schellfisch Schwarzer Degenfisch Sprotte Steinbutt Stöcker Streifenbarbe Wittling Wolfsbarsch wild Weißer Heilbutt * Einzelproben Dioxine Dioxinähnl. Sum Dioxine Relation Anzahl FettPool- gehalt PCB / PCB u. dl-PCB proben Dioxin WHO-TEQ WHO-TEQ WHO-TEQ Dioxin=1 n % ng/kg FS ng/kg FS ng/kg FS 4 8 3 3 1* 43,1 1,34 2,78 4,11 2,1 1 2,2 0,18 2,99 3,18 16,4 1 2,5 0,20 0,30 0,50 1,5 1 1,3 0,05 0,12 0,18 2,4 1 0,5 0,01 0,01 0,02 1,7 6* 7,3 0,73 2,29 3,02 3,1 1 2,9 0,01 0,14 0,15 9,7 1 4,3 0,53 2,07 2,61 3,9 1 0,6 0,03 0,07 0,10 2,8 1 3,8 0,15 0,60 0,75 4,2 4 14,0 1,10 2,30 3,40 2,2 1 0,6 0,04 0,17 0,21 4,0 2 3,8 0,05 0,25 0,31 4,9 1 5,9 0,33 1,18 1,51 3,6 1 0,6 0,02 0,14 0,15 8,2 2 1,7 0,19 0,96 1,15 4,9 1* 1,1 0,16 0,28 0,44 1,8 Die mittleren Dioxingehalte aller untersuchten Fischarten aus den verschiedenen Fanggebieten der Welt lagen weit unter dem EU-Grenzwert von 4 ng PCDD/F-WHO-TEQ/kg Feuchtsubstanz (FS) und blieben auch deutlich unter dem Auslösewert von 3 ng/kg FS. Auch die 90 % Perzentile lagen unter den festgelegten Höchstwerten. Gleiches galt für Heringe und Meerforellen aus der westlichen Ostsee. Für die dioxinähnlichen PCB ergab sich ein anderes Bild. Bei einigen Fischarten (Sardine, Schwarzer Heilbutt und Makrele) lagen die mittleren Gehalte dicht unter dem Auslösewert und die 90 % Perzentile deutlich darüber. Für die Belastung dieser Fische spielt vor allem das Fanggebiet eine Rolle. Der Einfluss verschiedener Fanggebiete auf die Rückstandskonzentrationen wird in Kapitel 3.3 diskutiert. Der geltende Höchstwert für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von 8 ng WHO-TEQ /kg FS wurde im Mittel bei allen Fischarten weit unterschritten. Nur bei Makrelen 98 lag das 90% Perzentil über dem Grenzwert. Dies ist auf die relativ hohen Gehalte in den Fischen aus dem Englischen Kanal zurückzuführen. Die untersuchten Krebs- und Weichtiere und die Heringsprodukte waren nur gering belastet und blieben weit unter den Auslöse- und Grenzwerten (Tabelle 7). Dorschlebererzeugnisse hatten dagegen erwartungsgemäß hohe Gehalte, allerdings gibt es für diese Produkte zur Zeit keine gesetzlichen Höchstgehalte. Tab. 7: Mittlere Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in sonstigen Fischereierzeugnissen und in Forellenfuttern auf dem deutschen Markt Fischart Fettgehalt Summe Dioxinähnl. Dioxine Relation PCB u. dl-PCB PCB / WHO-TEQ WHO-TEQ WHO-TEQ Dioxin ng/kg FS ng/kg FS ng/kg FS Dioxin=1 4 8 3 3 Dioxine Pool n % 2 3 1 2 1 1,72 1,00 1,73 2,10 1,46 0,39 0,15 0,12 0,24 0,07 0,42 0,00 0,17 0,28 0,12 0,80 0,15 0,29 0,53 0,19 1,1 0,0 1,4 1.2 1.7 Heringskonserven u. Marinaden Sonstige(Matjes,Anchosen) Dorschleberkonserven 4 1 2 0,23 1,08 3,13 0,50 1,71 16,57 0,73 2,79 19,70 2,2 1,6 5,3 Fischstäbchen etc. 4 13,9 23,4 41,3 siehe Alaska Pollack Höchstwert Auslösewert Krebs- u. Weichtiere Nordseegarnelen Riesengarnelen Kalamar Miesmuscheln Pilgermuscheln Produkte Futter Höchstwert Auslösewert Forellenfutter 15 23,8 2,25 1,75 0,281 7,0 3,5 1,266 1,547 Der Anteil der dioxinähnlichen PCB am Gesamtgehalt, ausgedrückt in WHO-TEQ, hängt offensichtlich von der Fischart und vom Fanggebiet ab. Bis auf wenige Ausnahmen, dem Hering aus der östlichen Ostsee und den Garnelen aus Asien, war der WHO-dl-PCB-Anteil generell höher als der WHO-Dioxin-Anteil. Jedoch können innerhalb einer Fischart und zwischen den Fischarten größere Schwankungen auftreten. So wurden für viele Fischarten wie z.B. Sprotten und Forellen Verhältnisse von ca. 2-4 Teilen dl - PCB : 1 Teil Dioxin 99 gefunden, bei einigen Fischen lag das Verhältnis allerdings deutlich höher. Dies zeigt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen der Dioxin- und der dl-PCB-Belastung gibt. 3.2 Gehalte in Abhängigkeit vom Fettgehalt Da sich lipophile Rückstände wie Dioxine oder dioxinähnliche PCB-Verbindungen im Fett von Fischen anreichern, sind die Rückstandskonzentrationen im essbaren Anteil vom Fettgehalt der Fische abhängig. Fische können nach ihrem Fettgehalt in unterschiedliche Klassen eingeteilt werden: - Magerfische sind Fische mit geringen Fettgehalten von ca. 1 %, hierzu gehören die Gadiden wie Seelachs, Kabeljau oder Wittling. - Fische mit mittleren Fettgehalten von ca. 3 – 8 % wie Forelle, Rotbarsch oder Flundern. - Fettfische mit Fettgehalten > 10 % wie Hering, Lachs oder Makrele. Die Zuordnung einzelner Fischarten zu den drei Kategorien hängt allerdings vom Ernährungszustand und vom biologischen Zyklus ab, da der Fettgehalt bei Makrelen z.B. je nach Reifegrad und Jahreszeit zwischen 3 - 30 % schwanken kann. Die Gesamtgehalte (WHO-TEQ) in Fischen mit niedrigem Fettgehalt (Kabeljau, Wittling, Seelachs) liegen im Allgemeinen unter 0,5 ng/kg FS und damit bei weniger als 1/10 des Grenzwertes. Geiches gilt für Krebs- und Weichtiere. Fische mit Fettgehalten bis 5 % (Rotbarsch, Seehecht, Scholle) und Forellen aus der Zucht bleiben meist unter 1ng/kg FS, Fische mit höheren Fettgehalten > 10 % liegen bei 1 – 3 ng/kg FS. Abbildung 1 zeigt in einem Überblick die mittleren Dioxin- und dl-PCB-Gehalte in Abhängigkeit vom Fettgehalt. Dabei wird deutlich, dass bei Fettfischen je nach Herkunft sehr unterschiedliche Gehalte gemessen wurden und einige Proben über dem Grenzwert von 8 ng WHO-TEQ / kg FS lagen. Abbildung 2 zeigt, welche Unterschiede bei Fettfischen je nach Fanggebiet auftreten können. 100 Abb.1: Dioxin und dl-PCB-Gehalte in Fischen, Krebs -und Weichtieren in Abhängigkeit vom Fettgehalt 20 Dioxine dl- PCB n g W H O -T E Q / k g FS . 16 Fett 1% Fett 3 - 7 % Fett > 10 % 12 8 Do rs ch l e b e r k o n s e r v e Do rs ch l e b e r k o n s e r v e S t re i f e n b a r b e S p ro t t e N o r d s e e S pr ot te B or n ho lm Sc hw a r z e r He i l b ut t Sa r di ne Sc hw a r z e r He i l b ut t M a k r e l e Ka n a l M a k re l e A t l a n t i k W i l dl a c hs O st s e e F a r m l a c hs W i ld l a c hs Ir l H e r i ng N o r ds e e He ri n g w e s t l . O s t s e e M u s ch e l n M e e r f o re l l e Th u n f i s c h k o n s e r v e F o r e l l e Zu ch t R e d S na pp e r R o tb a rsc h Ta m p e n St ö ck e r R o t b a rs ch G r ö n l a n d F l u nd e r Se e h e c ht S a rde ll e B l a u f i sc h W i tt l i ng Z a ck e n b a rs c h -J u w e l St e i nb ut t T i n t e n f i s ch Sc ho ll e S e e l a c hs Ga r n e l e n F l ü ge lb ut t K a b e l ja u W e i ß e r He i l b ut t 0 A l as k a P ol l ack 4 3.3 Gehalte in Abhängigkeit vom Fanggebiet Seit längerem ist bekannt, dass Fische aus der Ostsee mit höheren Fettgehalten wie Hering, Sprotte oder Wildlachs stärker mit Dioxinen und dioxinähnlichen PCB belastet sein können als Fische aus anderen Fanggebieten. Dies gilt insbesondere für Fische aus der zentralen und östlichen Ostsee [10,11]. Über mögliche Abhängigkeiten der Gehalte aus anderen Fanggründen ist wenig bekannt. Daher wurden in dieser Untersuchung gezielt Proben aus verschiedenen Fanggebieten der Nordsee, der Biskaya und des Nordostatlantiks analysiert. Beprobt wurden u.a. Makrele, Hering, Rotbarsch und Schwarzer Heilbutt. Die Ergebnisse zeigen (Abb. 2), dass nicht nur Fische aus der Ostsee stärker belastet sein können, sondern auch Fische aus dem Seegebieten südlich von England (am Eingang des Englischen Kanals) und der nördlichen Nordsee (Tampen) höhere Dioxin- und dl-PCBGehalte haben können. 101 Abb. 2: Gesamtgehalte an Dioxinen und dl-PCB in Fischen mit Fettgehalten > 10 % in Abhängigkeit vom Fanggebiet 16 WH O-TEQ ng/kg FS 12 8 4 in e Sa rd Os ts ee la ch s Ir l Fa rm W la il d ch la s ch s O M st ak se re e le At la Sc nt M ak hw ik re .H l e ei Ka lb ut na Sc t l hw No rd .H m ei ee lb ut r tN o Sp rd ro se tte e No rd Sp se ro e tte O st se St re e ife nb ar be W ild w He ri n g He rin g es tl. No rd se e 0 3.3.1 Hering: Quelle: BFA Fischerei Während der Untersuchung wurden Heringe aus 7 Fanggebieten beprobt. In Tabelle 8 sind die genauen Angaben zu den Fanggebieten aufgelistet. Abbildung 3 zeigt die mittleren Dioxin- und dl-PCB-Gehalte von Heringsfilets ohne Haut (Poolproben aus 20 Fischen) in Abhängigkeit vom Fangplatz. Am geringsten belastet waren Fische aus den Fanggründen westlich der Britischen Inseln, irische Heringe aus der Keltischen See und Heringe aus Nordnorwegen. Heringe aus der Nordsee hatten etwas höhere Gehalte. Heringe aus dem Seegebiet südlich von England am Eingang des Kanals und Heringe aus der westlichen Ostsee hatten mit 2,4 bzw. 3,5 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ /kg FS die höchsten Gehalte. Alle Werte blieben aber deutlich unter dem Höchstwert von 8 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ /kg FS. 102 Tab. 8: Fangplätze und Daten der untersuchten Heringe Geografische Fanggebiet Breite WBG*, St. Kilda 57° 38´N Westlich Irland 54° 33`N Keltische See, Irl. 51° 38´N Südengland 50° 09´N Norwegen (Lofoten) 68° 00´N Nordsee 57° 51´N Westliche Ostsee 54° 14´N * WBG = Westbritische Gewässer Geografische Länge 008°38`W 009° 50´W 007° 04´W 004° 38´W 014° 00´E 001° 18´ E 013° 32´E Fett** Größe** Anzahl [%] [g] Poolpr. 8,9 177 2 14,0 159 3 12,2 155 2 13,3 214 2 13,8 1 17,7 190 4 5,85 176 15 **Mittelwerte der Poolproben Abb. 3: Mittlere Dioxin- und dl-PCB-Gehalte ( A) im Heringsmuskel in Abhängigkeit vom Fanggebiet (Standardabweichung der Gesamtgehalte) 5 Dioxin dl-PCB 4.5 WHO-TEQ ng/kg FS 4 3.5 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 WBG, St. Kilda Westlich Irland Keltische Südengland Norwegen See, Irl. (Lofoten) Nordsee Westliche Ostsee Nicht nur die Höhe der Gehalte hing vom Fanggebiet ab, sondern auch das Kongenerenmuster der Dioxine und Furane zeigte Unterschiede. In Abbildung 4 sind die relativen Anteile der Einzelkongenere an der Gesamttoxizität in WHO-TEQ dargestellt. Heringe aus Norwegen und den Gewässern westlich der Britischen Inseln zeichneten sich durch einen geringen Anteil an TCDD aus, während die Heringe aus der westlichen Ostsee einen deutlich höheren Anteil hatten. Auffällig übereinstimmend waren die Kongenerenmuster der Heringe aus der 103 Keltischen See und dem Seegebiet südlich von England. Dominiert wird die Gesamttoxizität bei allen Heringen durch 2,3,7,8-TCDF, 2,3,4,7,8-PCDF und 1,2,3,7,8-PCDD. Abb. 4: Relativer Anteil der PCDD/F-Einzelkongenere (WHO-PCDD/F-TEQ pg/g Fett) an der Gesamttoxizität bei Heringen aus verschiedenen Fanggebieten 2378- TCDF 12378- PCDF 23478- PCDF 123478- HxCDF 123678- HxDF 123789- HxCDF 234678- HxCDF 1234678- HpCDF 1234789- HpCDF OCDF 2378- TCDD 12378- PCDD 123478- HxCDD 123678- HxCDD 123789- HxCDD 1234678- HpCDD OCDD 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Westl. Ostsee Nordsee Norwegen Südengland Westirland Keltische See Irl. WBG WBG: Westbritische Gewässer, St. Kilda Die Belastungssituation von Ostseeheringen wurde bereits 1999 ausführlich untersucht. Eine erneute Studie zur aktuellen Situation in der westlichen und zentralen Ostsee wurde 2006 /2007 gemeinsam mit der Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin durchgeführt. Die Ergebnisse werden zur Zeit ausgewertet. 3.3.2 Makrele: Die Makrele wurde über mehrere Jahre an vier verschiedenen Fanggebieten mit dem Forschungsschiff „W. Herwig III“ beprobt. Im Oktober 2001 (I a) und 2002 in der Nordsee (I b), im September 2001 (II a) und im Juni 2004 (II b,c) westlich der Orkneys in den Westbritischen Gewässern, im September 2002 in der nördlichen Biskaya (III) und im Juni und September 2002 bzw. im September 2005 südlich von England (IVa-c)). Die jeweiligen Fanggebiete sind in Abbildung 5 dargestellt. 104 Abb. 5: Fangplätze der untersuchten Makrelen Ia,b IIa,b,c III IVa-c Tab. 9: Daten der untersuchten Makrelen. Poolproben aus n = 10 - 20 Fischen Fanggebiet Fangdatum Okt. 2001 I a Okt. 2002 I b Sept. 2001 II a Juni 2004 II b Juni 2004 II c Sept. 2002 III Sept. 2002 IV a Juni 2004 IV b Sept. 2005 IV c n.b = nicht bestimmt Fett [%] 16,6 22,5 25,9 4,3 10,5 14,8 15,5 11,1 16,8 Mittleres Mittlere Gewicht Größe [g] [cm] n.b n.b 331 33,3 n.b n.b 558 39,9 335 33,0 344 33,3 433 36,3 398 35,1 401 35,5 Dioxin dl-PCB ng WHO-TEQ / kg FS 0,13 0,68 0,60 1,35 0,34 1,84 0,08 0,38 0,20 1,09 0,18 0,98 2,09 8,63 1,39 6,39 1,60 2,22 Abbildung 6 zeigt die mittleren Gehalte in den Makrelen in Abhängigkeit von den 4 Fanggebieten. 105 Abb. 6: Mittlere Dioxin- und dl-PCB-Gehalte (WHO-TEQ) von Makrelen in Abhängigkeit vom Fanggebiet und Angabe des Fettgehaltes Dioxine +dl-PCB Fett 17 15 10,00 13 8,00 11 6,00 9 7 4,00 FEtt % ng WHO-TEQ /kg FS. 12,00 5 2,00 3 0,00 1 Nördliche Nordsee WBG* Biskaya Südengland WBG = Westbritische Gewässer Die Proben aus der Nordsee, den Westbritischen Gewässern und der Biskaya hatten im Mittel in etwa die gleichen Gehalte. Die Gesamtgehalte der einzelnen Poolproben lagen zwischen 0,8 und 2,1 ng WHO-TEQ/kg FS. Makrelen aus dem Seegebiet südlich von England waren dagegen insgesamt deutlich höher kontaminiert, wobei die Gehalte von 10,7 ng WHO-TEQ /kg Muskel in 2002 auf 3,8 ng/kg FS in 2005 kontinuierlich abnahmen. (Tab. 9). Da die Proben aus Südengland und den anderen Fanggebieten auf den Forschungsreisen im September/Oktober 2002 bzw. im Juni 2004 jeweils innerhalb weniger Tage gefangen wurden, scheint es aufgrund der unterschiedlichen Belastung wahrscheinlich, dass die in Südengland gefangenen Makrelen einem anderen Bestand angehören. Frühere Untersuchungsergebnisse zur Belastung mit Pestiziden und Indikator - PCB stützen diese Vermutung [12]. Andererseits ist die Belastung von Fischen aus diesem Seegebiet offensichtlich generell höher als aus anderen Fanggebieten der Nordsee und westlich der Britischen Inseln. Auch Herings(s.o.), Schollen- und Kabeljauproben aus diesem Seegebiet wiesen im Vergleich zu anderen Fanggründen höhere Dioxin- und dl-PCB-Gehalte auf. 106 3.3.3 Rotbarsch Quelle: BFA Fischerei Die in der Bundesrepublik angelandeten und gehandelten Rotbarsche stammen überwiegend aus den küstenfernen Fangplätzen vor Grönland und Nordnorwegen (Abb. 7), aber auch nördlich der Shetlands gibt es Rotbarschvorkommen. Die untersuchten Proben wurden von allen Fangplätzen entnommen. Die Proben aus Gewässern um die Bäreninsel (Fanggebiet 1) in Nordnorwegen und vom Tampen nördlich der Shetlands (Fanggebiet 2) stammten von Forschungsreisen im Oktober 2003 und Juni 2004, die Fische vom Reykjanesrücken (Fanggebiet 3) vor Ostgrönland und aus der Irminger See (Fanggebiet 4) in Südgrönland wurden im April 2004 und August 2004 an Bord eines kommerziellen Fangfabrikschiffes gezogen. Abb. 7: Fangplätze der untersuchten Rotbarsch- und Schwarzer Heilbutt-Proben Rotbarsch Schwarzer Heilbutt 1 2 3 4 Quelle der Karte: Mircosoft Encarta Weltatlas 2001 107 Die Fische wurden wie alle Proben vermessen, filetiert und enthäutet. 5 bis 20 Fische bildeten eine Poolprobe. Je Fangplatz wurden mehrere Poolproben untersucht. Die entsprechenden mittleren Größenangaben und Fettgehalte sind in Tabelle 10 zusammen gestellt. Tab. 10: Daten zum Rotbarsch Fanggebiet 1 2 3 4 Bäreninsel, Nordnorwegen Tampen, Nördl. Shetlands Reykjanesrücken, Ostgrönland Irminger See, Südgrönland Fett [%] 3,5 Mittleres Gewicht [g] 630 Mittlere Größe [cm] 35 1,9 998 40 3,1 672 38 1,9 523 35 Auch beim Rotbarsch zeigte sich eine Abhängigkeit der Gehalte vom Fangplatz, allerdings auf niedrigem Kontaminationsniveau. Die Proben aus den küstenfernen Fanggebieten des Nordmeeres waren nur gering belastet. Die Gesamtgehalte lagen bei 0,5 ng WHO-TEQ/kg FS. Unterschiede zwischen den grönländischen und norwegischen Fanggründen wurden nicht festgestellt. Fische aus dem Bereich der nördlichen Nordsee hatten doppelt so hohe Gehalte (Abb. 8). Insgesamt blieben jedoch alle Proben weit unter dem Grenzwert. 108 Abb. 8: Mittlere Dioxin- und dl-PCB-Gehalte im Rotbarschmuskel in Abhängigkeit vom Fanggebiet (Standardabweichung der Gesamtgehalte) 1.6 dl-PCB Dioxin WHO-TEQ ng/kg FS. 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 Ostgrönland Nordnorwegen Südgrönland Nördlich Shetlands 3.3.4 Schwarzer Heilbutt Quelle: „Deutsche See“ Fischmanufaktur Drei Fanggebiete des Schwarzen Heilbutts wurden miteinander verglichen: Ostgrönland Nordnorwegen – nördlich der Shetlands (Abb. 7). Die Proben von der Fylkerbank aus Ostgrönland stammten aus kommerziellen Fängen (Fanggebiet 3), die Fische von der Zentralbank in der Barentssee (Fanggebiet 1) und vom Tampen nördlich der Shetlands (Fanggebiet 2) von Forschungsreisen. 5 bis 10 Fische ergaben eine Poolprobe. Die Größenangaben und die mittleren Fettgehalte sind in Tabelle 11 zusammengestellt. Tab. 11: Daten zum Schwarzen Heilbutt Fett Fanggebiet Barentsee, 1 Nordnorwegen Tampen, 2 Nördl. Shetlands Fylkerbank, 3 Ostgrönland * ausgenommen, ohne Kopf [%] 10,9 Mittleres Gewicht [g] 649 Mittlere Größe [cm] 42 12,2 2842 66 12,5 1456* n.b 109 Ähnlich dem Rotbarsch hatten die Fische aus dem Fanggebiet nördlich der Shetlands deutlich höhere Gehalte als die Proben aus Ostgrönland und Nordnorwegen. Während die Gehalte aus den beiden küstenfernen Gebieten unter 0,8 ng WHO-TEQ/kg FS blieben, lagen die Rückstandskonzentrationen bei den Proben vom Tampen nördlich der Shetlands zwischen 3,6 – 8,4 ng/kg FS. Beim direkten Vergleich der Fanggebiete muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Fische aus der nördlichen Nordsee größer waren, so dass hier zusätzlich die Altersakkumulation zum Tragen kommt. - Dennoch zeichnet sich aus den Untersuchungsergebnissen ab, dass Rotbarsch und Schwarzer Heilbutt aus dem Einzugsgebiet der nördlichen Nordsee höhere Rückstandskonzentrationen haben als aus den küstenfernen Fanggründen vor Grönland und Nordnorwegen. Weiterhin kann nicht ausgeschlossen werden, dass es bei größeren Schwarzen Heilbutt Exemplaren aus den Fangplätzen nördlich der Shetlands zu Überschreitungen der zur Zeit gültigen Auslöse- und Grenzwerte für Dioxine und dioxinähnliche PCB kommen kann. Abb. 9: Mittlere Dioxin- und dl-PCB-Gehalte im Muskel vom Schwarzen Heilbutt in Abhängigkeit vom Fanggebiet (Standardabweichung der Gesamtgehalte) 9 WHO-TEQ ng/kg FS 8 dl-PCB Dioxin 7 6 5 4 3 2 1 0 Nordnorwegen Ostgrönland Nördlich Shetlands 110 3.4 Langzeittrends der PCDD/F-Gehalte in ausgewählten Fischarten Die seit 1996 am MRI am Standort Kiel durchgeführten Untersuchungen zu den Dioxingehalten in Fischen erlauben eine Einschätzung möglicher zeitlicher Trends der Rückstandskonzentrationen im essbaren Anteil von ausgewählten Fischarten. Die Anzahl der Proben ist sicherlich nicht ausreichend für eine repräsentative Aussage, aber ermöglicht einen ersten Vergleich der 1995-7 an verschiedenen Fanggebieten gemessenen Gehalte mit der aktuellen Situation. Aussagen über zeitliche Trends der Gehalte an dioxinähnlichen PCB sind nicht möglich, da mit der Analytik erst 2003 begonnen wurde. 3.4.1 Makrele Alle zum Vergleich herangezogenen Makrelen gehören dem gleichen Bestand an und wurden auf verschiedenen Forschungsreisen westlich der Britischen Inseln und in der nördlichen Biskaya gefangen. Abbildung 10 zeigt die Analysenergebnisse (WHO-PCDD/F-TEQ) von 1995/6 bis 2002/4. Bezogen auf den Fettgehalt ist ein deutlicher Rückgang der Dioxingehalte in den letzten 10 Jahren zu verzeichnen, allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass in 2002-4 ein „Verdünnungseffekt“ durch die höheren Fettgehalte aufgetreten ist und dass dadurch niedrigere Gehalte gemessen wurden. Bezogen auf das Frischgewicht sank die mittlere Konzentration nur geringfügig von 0,369 ng/kg FS auf 0,266 ng/kg. Abb. 10: Mittlere Dioxingehalte in Makrelenfilets aus Fanggebieten westlich der Britischen Inseln und der nördlichen Biskaya (Anzahl Poolproben von je 10-20 Fischen: 1995/6 n= 8, 1998 n= 5, 2002/4 n= 4) Frischgewicht Fettgehalt 9 8 7 6 5 14 4 3 2 1 0 6 12 10 8 4 2 0 1995/6 1998 2002/4 Fettgehalt % ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg. Fett 111 3.4.2 Rotbarsch Die vorhandenen Analysendaten aus 1995/7 und 2003/4 ermöglichen einen Vergleich der Dioxingehalte in Rotbarschproben aus Grönland, Nordnorwegen und dem Fanggebiet vom Tampen in der nördlichen Nordsee. Die Fangmonate und die mittleren Fettgehalte waren an allen drei Fanggebieten ähnlich, so dass ein Vergleich der Dioxinkonzentration im Fett Aussagen über mögliche zeitliche Änderungen erlaubt. Tab. 12: Angaben zu den Rotbarschproben aus 1995/7 und 2003/4 Fanggebiet Datum Größe [g] Poolproben Fett [ %] Grönland 09.1995 08.2004 350-2000 450-890 5 6 4,9 2,0 Nordnorwegen 08.1997 09.2003 140-4200 450-800 5 2 3,5 3,5 Nördliche Nordsee 05.1997 06.2004 145-1560 500-1500 4 3 3,2 2,2 Abbildung 11 zeigt, dass die Dioxinkonzentrationen in den Rotbarschfilets an allen drei Fanggebieten in den letzten 6-9 Jahren unverändert geblieben sind. Damit wird deutlich, dass sich die Belastungssituation beim Rotbarsch nur sehr langsam ändert. Ein Grund hierfür ist sicherlich das relativ langsame Wachstum der Fische und die damit verbundene längere Möglichkeit zur Akkumulation von Rückständen vor dem Fang. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die fangplatzspezifischen Unterschiede in den Gehalten bereits seit Jahren bestehen und eine Änderung der Situation in naher Zukunft nicht zu erwarten ist. Daher muss auch weiterhin mit höheren Gehalten in Fischen vom Tampen in der nördlichen Nordsee gerechnet werden. 112 Abb. 11: Vergleich der Dioxingehalte in Rotbarschfilets aus 1995/7 und 2003/4 in Abhängigkeit vom Fanggebiet 1995/7 2004 WHO-PCDD/F [ng/kg Fett] 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Nordnorwegen Grönland Nördliche Nordsee 3.4.3 Schwarzer Heilbutt Beim Schwarzen Heilbutt gestaltet sich ein Vergleich der Gehalte in Proben aus 1997 und 2004 schwieriger, da die Probenzahl insgesamt geringer war und die Größen der Proben teilweise erheblich variierten (Tab. 13). Für die Ware aus Grönland wurde ein Rückgang der Dioxinkonzentrationen im Fett gemessen. Der Vergleich hat allerdings nur eine beschränkte Aussagekraft, da die Proben aus 2004 deutlich kleiner waren, so dass eine mögliche Altersakkumulation in den Fischen von 1997 nicht außer Acht gelassen werden darf. Die Proben aus der nördlichen Nordsee hatten dagegen vergleichbare Größe und ähnliche Fettgehalte. Eine deutliche Abnahme der Dioxingehalte wurde in diesem Fall nicht beobachtet. Tab. 13: Vergleich der Dioxingehalte beim Schwarzen Heilbutt aus 1997 und 2004 in Abhängigkeit vom Fanggebiet Fanggebiet Grönland 03.1997 06.2004 Datum 2270-3900 * 1150-1770* Größe [g] 5 3 Poolproben 9,4 12,7 Fett [ %] 5,70 1,67 PCDD/F ± 3,19 ± 0,21 WHO-TEQ [ng/kg Fett] * aok – Ware (ausgenommen ohne Kopf) Nördliche Nordsee 05.1997 06.2004 955-3370 2840 1 2 9,8 12,5 16,06 13,65 ± 3,55 113 - Der Vergleich der Analysenergebnisse von 1995/7 und 2003/4 zeigt am Beispiel von Makrele, Rotbarsch und Schwarzem Heilbutt, dass eine generelle Aussage über einen zeitlichen Trend bei Fischen mit den vorliegenden Daten nicht möglich ist, da zu viele biologische Faktoren die Dioxingehalte beeinflussen können. Eine Zunahme wurde in den letzten 8 Jahren jedoch nicht beobachtet, andererseits scheinen die Gehalte aber nur sehr langsam abzunehmen. 3.5 Gesetzlich geregelte PCB (Indikator – PCB) In der Schadstoffhöchstmengen – Verordnung (2006) [14] sind für Fische und Fischereierzeugnisse Höchstwerte für die sogenannten 6 Indikator – PCB – Verbindungen PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180 festgelegt. In der EU wird zur Zeit die Festlegung einer einheitlichen Höchstgrenze von 100 µg/kg FS für die Summe der 6 PCB-Verbindungen diskutiert. Die aktuelle Situation für die Indikator- PCB (außer PCB 28) zeigt Tabelle 14. Die Ergebnisse zeigen, dass die Indikator-PCB-Konzentrationen im essbaren Anteil aller untersuchten Fischproben unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten liegen. Die Daten belegen aber auch, wie wichtig es ist, eine fangplatzspezifische Untersuchung durchzuführen. Heringe und Wildlachse aus der Ostsee hatten höhere Gehalte als vergleichbare Fische aus anderen Fanggebieten bzw. Lachse aus der Aquakultur. Atypisch hohe Gehalte wurden auch in Makrelen gemessen, die vor der Südküste Englands am Ausgang des Kanals gefangen wurden. Offensichtlich ist dieses Gebiet besonders stark belastet, denn Makrelen, die auf der gleichen Forschungsreise wenige Tage später in der Biskaya und wiederum eine Woche später in der nördlichen Nordsee gefangen wurden, waren weit weniger belastet. Rotbarsch und Schwarzer Heilbutt aus dem Seegebiet nördlich der Shetlands (Tampen) zeigten höhere Gehalte im Vergleich zu Proben aus Grönland und Nordnorwegen. Tabelle 14: Mittlere Gehalte an gesetzlich geregelten PCB (außer PCB 28) Fischart Höchstwert Höchstwert Aal Dorschleber Fanggebiet/ Herkunft Seefische Süßwasserfisch Meck-Pomm Nordsee/Ostsee Pool Fett­ CB CB CB CB CB gehalt 52 101 138 153 180 ΣPCB µg/kg FS n % 80 80 100 100 80 200 200 300 300 200 19,1 1* 43,13 1,55 2,98 5,49 7,48 1,56 2 41,16 4,26 16,30 41,32 58,95 14,23 135,1 114 Forelle Deutschland 21 Garnele Südostasien/Nordsee 4 Hering Nordsee/Atlantik 15 Hering westl. Ostsee 17 Hering Produkte 4 Kabeljau Atlantik 2 Karpfen Deutschland 1 Lachs gefarmt div. Länder 5 Lachs öko div. Länder 8 ** Lachs wild Irland 1 Lachs wild Ostsee 1* Makrele Atlantik, NS 6 Makrele Südengland 3 Meerforelle Ostsee 5* Miesmuschel Dänemark 2 Red Snapper Seychellen 1 Rotbarsch Ostgrönland 4 Rotbarsch Südgrönland 4 Rotbarsch Norwegen 2 Rotbarsch Nördl. Shetlands 4 Sardine Südengland 5 Sardelle vok Südengland 1 Schellfisch Irland 1 Scholle Irland 2 Schw.Degenf Atlantik 1 Schw. Heilbutt Nördl. Shetlands 3 Schw. Heilbutt Nordmeere 4 Seelachs Atlantik 2 Seehecht Atlantik 3 Sprotte div. Fanggebiete 4 Steinbutt Nordfrankreich 1 Stöcker Biskaya 2 Streifenbarbe Südengland 1 Tintenfisch Südengland 1 Weißer Heilbutt Nordsee 1* Wittling Atlantik 1 Wolfsbarsch Südengland 1 Produkte Alaska Pollack Fischstäbchen 2 Alaska Pollack Schlemmerfilets 2 *) Einzelfischprobe **) Einzelfische und Poolproben 4,32 1,20 14,75 5,89 13,92 0,44 6,23 13,01 10,10 10,60 14,10 15,77 14,49 6,52 2,05 2,90 2,92 1,70 3,49 2,00 10,47 4,26 0,61 2,04 3,77 12,17 12,20 0,89 2,64 13,98 0,58 3,78 5,87 1,73 0,31 0,02 0,68 1,11 0,73 0,08 0,03 1,45 0,90 1,25 2,79 0,57 3,17 0,79 0,10 0,06 0,31 0,15 0,28 0,32 0,80 1,39 0,02 0,07 0,37 2,59 0,98 0,07 0,45 0,96 0,05 0,14 0,15 0,09 0,72 0,03 1,66 3,33 1,32 0,23 0,22 3,35 1,98 2,19 8,60 1,40 9,81 3,09 0,23 0,12 0,76 0,50 0,45 0,83 0,80 3,59 0,05 0,11 0,88 4,90 0,95 0,17 1,08 3,22 0,16 0,51 0,42 0,12 1,63 0,04 3,38 6,21 1,79 0,68 0,34 9,40 4,36 6,34 19,04 2,62 21,73 5,55 0,43 0,13 1,08 1,51 0,54 2,47 6,75 9,10 0,20 0,35 2,60 11,08 1,36 0,24 2,57 5,24 0,33 0,96 1,65 0,42 1,36 0,11 3,82 7,07 2,13 0,87 0,40 8,58 4,53 5,55 21,18 3,22 21,95 7,78 0,63 0,15 1,41 1,46 0,65 2,26 10,70 7,11 0,23 0,44 1,51 13,28 1,53 0,30 2,91 6,51 0,80 1,62 2,91 0,50 0,31 0,04 0,73 1,22 0,30 0,17 0,14 2,17 1,05 1,18 5,43 0,86 4,26 1,51 0,03 0,04 0,35 0,47 0,12 0,74 3,19 2,04 0,07 0,09 0,71 4,42 0,31 0,07 0,66 1,38 0,26 0,58 0,57 0,11 4,3 0,2 10,3 18,7 6,3 2,0 1,1 25,0 12,8 16,5 57,0 8,7 60,9 18,7 1,4 0,5 3,9 4,1 2,0 6,6 22,2 23,2 0,6 1,1 6,1 36,3 5,1 0,9 7,7 17,3 1,6 3,8 5,7 1,2 1,06 0,59 1,65 0,16 0,04 0,31 0,37 0,11 1,12 0,76 0,39 2,39 1,17 0,42 3,48 0,19 0,11 0,81 2,7 1,0 8,1 6,8 0,01 0,02 0,02 0,02 0,01 0,1 6,95 0,01 0,02 0,02 0,02 0,01 0,1 115 3.6 Möglichkeiten zur Abschätzung der Gesamtgehalte an PCDD/F und dl-PCB über die gesetzlich geregelten Indikator-PCB Für Screeningzwecke wäre es wünschenswert, dass man über die relativ einfache, inzwischen etablierte Bestimmung der PCB - Indikatorverbindungen eine Aussage zur ungefähren Höhe der Dioxin- und dl-PCB-Gehalte in einer Probe erhalten könnte. Die vorliegenden Daten bieten die Möglichkeit, in einer ersten statistischen Auswertung zu klären, ob ein direkter Zusammenhang zwischen den verschiedenen Verbindungen bzw. Verbindungsklassen hergestellt werden kann. Als Maß hierfür wird im Allgemeinen der Korrelationskoeffizient herangezogen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Höhe des Gehaltes an PCB 153 ein direktes Maß für die Belastung mit dioxinähnlichen Verbindungen ist. Es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen dem PCB 153 - Gehalt und der Summe der Toxizitätsäquivalente der dioxinähnlichen Verbindungen ( Σ WHO-dl-PCB-TEQ) mit einem Korrelationskoeffizienten von r = 0,945 (Abb. 12). Dagegen lässt sich die Höhe der Dioxinbelastung nicht oder nur sehr ungenau aus der Höhe des Indikator - PCB 153 ableiten (Abb. 13). Dies wird verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Dioxinbelastung aus anderen Quellen stammt als die PCB - Belastung. Abb. 12: Korrelation zwischen PCB 153 und der Summe der WHO-TEQ der dioxinähnlichen PCB bezogen auf Feuchtsubstanz (n = 168 Proben) WHO-dl-PCB -TEQ ng/kg FS. 12 2 R = 0,8934 10 8 6 4 2 0 0 10000 20000 PCB 153 ng/kg FS 30000 40000 116 Abb.13: Korrelation zwischen PCB 153 und der Summe der WHO-TEQ der PCDD/F bezogen auf Feuchtsubstanz (n = 168 Proben) WHO-PCDD/F-TEQ ng/kg FS. 8,000 7,000 6,000 5,000 2 R = 0,3814 4,000 3,000 2,000 1,000 0,000 0 10000 20000 30000 40000 PCB 153 ng/kg FS Damit lässt sich zwar die Höhe der dl-PCB-Gehalte durch Messung des Indikator - PCB 153 relativ gut abschätzen, eine Aussage zur Gesamtbelastung und zur Höhe der Dioxingehalte kann jedoch nicht gemacht werden. Die einfache Messung der Indikator - PCB bietet daher bei Fischen keine sichere Alternative zur aufwändigen Bestimmung der Dioxin- und dl-PCB Gehalte, sie kann allenfalls als erste Indikation für eine möglicherweise kontaminierte Ware herangezogen werden. 3.7 Neubewertung der WHO-TEF für Dioxine und dioxinähnliche PCB Im Juni 2005 wurden auf einem WHO - Expertentreffen die TEFs für Dioxine und dioxinähnliche Verbindungen reevaluiert [15]. Für einige Kongenere wurden veränderte TEF vorgeschlagen, die in den Tabellen 15 und 16 im Vergleich zu den 1998 von der WHO festgelegten TEF aufgeführt sind. Tab. 15: Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) für Dioxin- und Furan-Isomere (IUPAC u.) Ballschmiter Nr. D 48 F 83 F 94 D 54 Chemische Bezeichnung 2,3,7,8 – TCDD 2,3,7,8 – TCDF 1,2,3,7,8 – PeCDF 1,2,3,7,8 – PeCDD WHO-TEF 1998 1,0 0,1 0,05 1,0 WHO-TEF 2005 1,0 0,1 0,03 1,0 117 Fortsetzung Tab. 15: Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) für Dioxin- und Furan-Isomere (IUPAC u.) Ballschmiter Nr. F 114 F 118 F 121 D 66 D 67 D 70 F 130 F 124 F 134 D 73 F 131 D 75 F 135 Chemische Bezeichnung 2,3,4,7,8 – PeCDF 1,2,3,4,7,8 - HxCDF 1,2,3,6,7,8 - HxCDF 1,2,3,4,7,8 - HxCDD 1,2,3,6,7,8 - HxCDD 1,2,3,7,8,9 - HxCDD 2,3,4,6,7,8 - HxCDF 1,2,3,7,8,9 - HxCDF 1,2,3,4,7,8,9 - HpCDF 1,2,3,4,6,7,8 - HpCDD 1,2,3,4,6,7,8 - HpDCF 1,2,3,4,6,7,8,9 - OCDD 1,2,3,4,6,7,8,9 - OCDF WHO-TEF 1998 0,5 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,01 0,01 0,01 0,0001 0,0001 WHO-TEF 2005 0,3 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,01 0,01 0,01 0,0003 0,0003 Tab. 16: Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) für dioxinähnliche PCB IUPAC-Code Chemische Nr. Bezeichnung non- ortho WHO-TEF WHO-TEF 1998 2005 PCB 77 3,3`,4,4`-TetraCB 0,0001 0,0001 PCB 81 3,4,4´,5-TetraCB 0,0001 0,0003 PCB 126 3,3`,4,4`,5-PentaCB 0,1 0,1 PCB 169 3,3`,4,4`,5,5`HexaCB 0,01 0,03 IUPAC-Code Chemische Nr. Bezeichnung mono-ortho PCB 105 2,3,3´,4,4´-PentaCB WHO-TEF WHO-TEF 1998 2005 0,0001 0,00003 PCB 114 2,3,4,4´,5-PentaCB 0,0005 0,00003 PCB 118 2,3´,4,4´,5-PentaCB 0,0001 0,00003 PCB 123 2´,3,4,4´,5-PentaCB 0,0001 0,00003 PCB 156 2,3,3´,4,4´,5-HexaCB 0,0005 0,00003 PCB 157 PCB 167 PCB 189 2,3,3´,4,4´,5´-HexaCB 2,3´,4,4´,5,5´-HexaCB 2,3,3´,4,4´,5,5´-HeptaCB 0,0005 0,00001 0,0001 0,00003 0,00003 0,00003 118 3.8 Auswirkung der Neubewertung der TEF auf die WHO-TEQ bei Fischen Bei Fischen mit höheren Fettgehalten wie Hering, Lachs, Makrele, Sardine und Schwarzer Heilbutt, werden die Gesamt - WHO-TEQ, d.h. die Summe aus WHO-PCDD/F-TEQ und WHO-dl-PCB –TEQ durch die Neubewertung der TEF um ca. 14 – 20 % reduziert. Bei Fischarten mit Fettgehalten zwischen 2 - 5 %, wie Rotbarsch, Seehecht und Flunder, reduzieren sich die WHO-TEQ um 25 - 15 %, d.h. in einem ähnlichen Bereich wie bei den Fettfischen. Der Rückgang liegt bei den WHO-PCDD/F- TEQ und bei den WHO-dl-PCB – TEQ jeweils in der gleichen Größenordnung. Fischarten mit geringeren Fettgehalten von ca. 1 % wie Kabeljau, Scholle oder Schellfisch ergeben kein so einheitliches Bild. Während beim Kabeljau eine Abnahme von ca. 14 % errechnet wird, findet man für den Seelachs nur eine Reduzierung des WHO-TEQ von 9 % und die untersuchten Alaska Pollack – Produkte zeigen keine Veränderungen der WHO-TEQ. Eine mögliche Ursache liegt in der geringen Belastung dieser Produkte. Aufgrund der niedrigen Gehalte bleiben viele Einzelkongenere im Bereich der Bestimmungsgrenze. Die rechnerisch ermittelten Gehalte werden damit durch die jeweiligen Bestimmungsgrenzen geprägt. Die durch Matrixeffekte auftretenden Schwankungen in der Bestimmungsgrenze beeinflussen jedoch die ermittelten WHO-TEQ-Gehalte. Errechnete Veränderungen durch die Anwendung der neuen TEF sind auf diesem niedrigen Belastungsniveau daher eher ein Abbild der Messungenauigkeit. Gleiches gilt auch für die Krebs- und Weichtiere. Auch bei Fischen mit höheren Fettgehalten liegt die Abnahme vielfach im Bereich des analytischen Messfehlers. Innerhalb einer Fischart sind bis auf wenige Ausnahmen die Unterschiede der WHO-TEQGehalte zwischen dem Mittelwert und dem 90 % Perzentil, d.h. die bei jeder Fischart auftretenden natürlichen Schwankungen der Gehalte, deutlich höher als die durch die neuen TEF errechneten Verringerungen der Gehalte. Daher führt eine Neubewertung der TEF bei Fischen zu keiner wesentlichen Änderung der aktuellen Datenlage. In den nachfolgenden Tabellen werden die an der MRI, Standort Hamburg und Kiel in den letzten Jahren in Fischen und Fischereierzeugnissen ermittelten Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB, berechnet mit den WHO-TEF von 1998 und 2005, vergleichend dargestellt. 119 Tab. 17: Mittlere Gehalte in Fischen mit einem Marktanteil > 1% Vergleich der WHO-TEQ, berechnet mit TEF-Faktoren 1998 und 2005 Fischart Anzahl FettDioxine Pool- gehalt WHO-TEQ WHO-TEQ proben 1998 2005 n Höchstwert Auslösewert Alaska Pollack(Produkte) 4 Hering westl. Ostsee 15 Hering sonst. Fanggebiete 14 Thunfisch Konserve 1 Lachs 41* Rotbarsch 14 Forelle 21 Seelachs 2 Seehecht 3 Kabeljau 2 Makrele 8 Karpfen 1 Scholle 2 Sardine 5 Schwarzer Heilbutt 7 * teilweise Einzelbestimmungen % ng/kg FS 6,9 5,9 14,0 4,3 11,4 2,7 4,3 0,9 2,6 0,4 15,3 6,2 2,0 10,5 12,2 4 3 0,02 1,48 0,44 0,01 0,51 0,13 0,10 0,02 0,12 0,05 0,73 0,07 0,12 0,44 1,00 Dioxinähnliche PCB Differenz % ng/kg FS WHO-TEQ WHO-TEQ 1998 2005 ng/kg FS ng/kg FS Summe Dioxine u. PCB Differenz WHO-TEQ WHO-TEQ Differenz % 1998 2005 % ng/kg FS ng/kg FS 8 0,02 1,23 0,36 0,01 0,43 0,10 0,0 -16,9 -18,2 -12,5 -15,7 -23,1 0,02 0,10 0,04 0,67 0,061 0,11 0,37 0,80 0,0 -16,7 -20,0 -8,2 -12,9 -8,3 -15,9 -20,0 3 0,02 2,07 0,86 0,01 2,00 0,66 0,39 0,09 0,75 0,24 2,62 0,13 0,12 2,67 2,00 0,02 1,80 0,71 0,01 1,62 0,49 0,31 0,08 0,61 0,20 2,18 0,116 0,10 2,24 1,60 0,0 -13,0 -17,4 20,0 -19,0 -25,8 -20,5 -11,1 -18,7 -16,7 -16,8 -10,8 -16,7 -16,1 -20,0 0,04 3,55 1,30 0,02 2,51 0,79 0,49 0,11 0,87 0,28 3,35 0,20 0,24 3,10 3,00 0,04 3,04 1,06 0,02 2,05 0,59 0,0 -14,4 -18,5 5,6 -18,3 -25,3 0,10 0,71 0,24 2,85 0,18 0,20 2,60 2,40 -9,1 -18,4 -14,3 -14,9 -11,5 -16,7 -16,1 -20,0 120 Tab. 18: Mittlere Gehalte in sonstigen Fischen Vergleich der WHO-TEQ, berechnet mit TEF-Faktoren 1998 und 2005 Fischart Höchstwert: Auslösewert Aal Blaufisch Flunder Flügelbutt Juwelenzackenbarsch Meerforelle Red Snapper Sardelle Schellfisch Schwarzer Degenfisch Sprotte Steinbutt Stöcker Streifenbarbe Wittling Wolfsbarsch wild Weißer Heilbutt Mittelwert STD Dioxine WHOPool- gehalt TEQ 1998 proben n % ng/kg FS Anzahl 1 1 1 1 1 6 1 1 1 1 4 1 2 1 1 2 1 Fett- 43,1 2,2 2,5 1,3 0,5 7,3 2,9 4,3 0,6 3,8 14,0 0,6 3,8 5,9 0,6 1,7 1,1 4 3 1,34 0,18 0,20 0,05 0,01 0,73 0,01 0,53 0,03 0,15 1,10 0,04 0,05 0,33 0,02 0,19 016 0,30 0,40 WHOTEQ 2005 ng/kg FS Diff. % Dioxinähnliche PCB WHOWHOTEQ TEQ 2005 1998 ng/kg FS ng/kg FS Diff. % Summe Dioxine u. PCB WHOWHOTEQ TEQ 2005 1998 ng/kg FS ng/kg FS Diff. % 8 1,02 0,13 0,17 0,05 0,01 0,62 0,01 0,48 0,02 0,13 1,17 0,04 0,04 0,31 0,02 0,17 0,14 0,27 0,36 -24,18 -25,56 -12,12 -13,46 -16,67 -15,07 -21,43 -11,05 -8,00 -8,97 6,36 -18,60 -20,00 -6,13 -11,76 -12,89 -12,66 -13,66 7,56 3 2,78 2,99 0,30 0,12 0,01 2,29 0,14 2,07 0,07 0,60 2,30 0,17 0,25 1,18 0,14 0,96 0,28 0,98 1,07 2,29 2,52 0,25 0,11 0,01 2,00 0,15 1,65 0,06 0,45 1,97 0,14 0,18 1,07 0,12 0,76 0,26 0,82 0,90 -17,52 -15,65 -17,88 -14,52 0,00 -12,66 9,63 -20,24 -15,49 -24,63 -14,35 -16,37 -28,00 -8,98 -11,03 -20,27 -8,24 -13,89 8,83 4,11 3,18 0,50 0,18 0,02 3,02 0,15 2,61 0,10 0,75 3,40 0,21 0,31 1,51 0,15 1,15 0,44 1,28 1,40 3,31 2,66 0,42 0,15 0,01 2,62 0,16 2,13 0,08 0,59 3,14 0,18 0,23 1,38 0,14 0,93 0,39 1,09 1,19 -19,49 -16,48 -15,60 -14,20 -37,50 -13,25 6,71 -18,54 -13,54 -21,58 -7,65 -16,82 -25,81 -8,61 -11,11 -19,03 -9,84 -15,43 9,12 121 Tab. 19: Mittlere Gehalte in Krebs-, Weichtieren und Produkten Vergleich der WHO-TEQ, berechnet mit TEF-Faktoren 1998 und 2005 Fischart Pool n Fettgehalt % Höchstwert: Auslösewert Dioxine Dioxinähnliche PCB Summe Dioxine u. PCB WHO-TEQ WHO-TEQ Diff. WHO-TEQ WHO-TEQ Diff. WHO-TEQ WHO-TEQ Diff. 1998 2005 % 1998 2005 % 1998 2005 % ng/kg FS ng/kg FS ng/kg FS ng/kg FS ng/kg FS ng/kg FS 4 3 8 3 Krebs- u. Weichtiere 2 3 1 2 1 1,72 1,00 1,73 2,10 1,46 0,39 0,15 0,12 0,24 0,07 0,36 0,14 0,11 0,23 0,06 -8,51 -7,48 -13,11 -4,51 -15,71 0,42 0,00 0,17 0,28 0,12 0,42 0,00 0,14 0,29 0,12 0,00 0,00 -18,02 2,82 -0,83 0,80 0,15 0,29 0,53 0,19 0,77 0,14 0,25 0,53 0,18 -4,10 -7,33 -15,99 -0,57 -6,32 Heringskonserven u. Marinaden Sonstige(Matjes,Anchosen) Dorschleberkonserven 4 1 2 0,23 1,08 3,13 0,19 0,94 2,84 -17,39 -12,87 -9,27 0,50 1,71 16,57 0,40 1,277 14,53 -20,00 -25,32 -12,31 0,73 2,79 19,70 0,59 2,22 17,37 -19,18 -20,50 -11,83 Fischstäbchen etc. 4 13,9 23,4 41,3 siehe Alaska Pollack Nordseegarnelen Riesengarnelen Kalamar Miesmuschel Pilgermuschel Produkte 122 4. Literatur [1] Commision regulation (EC) No 466/2001 of 8 March 2001 setting maximum levels for certain contaminants in foodstuffs. Official Journal of the European Union L77, 16.3.2001 [2] Commision regulation (EC) No 199/2006 of 3 February 2006 amending Regulation (EC) No 466/2001 setting maximum levels for certain contaminants in foodstuffs as regards dioxins and dioxin-like PCBs. Official Journal of the European Union L32, 4.2.2006. [3] Karl, H.; Blüthgen, A.; Ruoff, U., 2000. Polychlorierte Dibenzodioxine und –furane in Fisch und Fischerzeugnissen. Teil B: Bewertung der Belastung unter Einbeziehung der WHO-Toxizitätsäquivalente und kongenerenspezifische Betrachtung der Untersuchungsergebnisse. Teilbericht III eines Forschungsprojektes des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Bestimmung der Dioxinkontamination der Lebensmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Hamburg und Kiel. [4] Karl, H.; Ruoff, U.; Blüthgen, A., 2002. Levels of dioxins in fish and fishery products on the German market. Chemosphere 49, 765 –773. [5] WHO, 1998. Executive summary. Assessment of the health risk of dioxins: reevaluation of the tolerable daily intake (TDI). WHO consultation May 25 – 29, 1998. http://www.who.int/pcs/pubs/dioxin-exec-sum/exe-sum-final.html [6] Fischetikettierungsgesetz (2002). Gesetz zur Durchführung der Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft über die Etikettierung von Fischen und Fischereierzeugnissen. (BGBl. I S. 2980 i. d. F. vom 25.11.2003 (BGBl. I S. 2304). [7] Fischwirtschaft. Daten und Fakten 2005. Fisch-Informationszentrum e.V. www.fischinfo.de [8] Jahresbericht über die deutsche Fischwirtschaft 2005. BMELV, Bonn, Hrsg., DCM Verlag, Meckenheim, 2005. [9] Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2005. Forschungsprojekt 2004 „Aquakulturen in Niedersachsen“. www.laves.niedersachsen.de [10] Karl, H., Ruoff, U., 2006. Dioxins, dioxin-like PCBs and chloroorganic contaminants in herring, Clupea harengus, from different fishing grounds of the Baltic Sea. Chemosphere im Druck. [11] Kiviranta, H., Vartiainen, T., Parmanne, R., Hallikainen, A., Koistinen, J., 2003. PCDD/Fs and PCBs in Baltic herring during the 1990s. Chemosphere 50, 1201-1216. [12] Karl, H., Lehmann, I., 1997. Variation of organochlorine residues with length in the edible part of mackerel (Scomber scombrus) from different fishing grounds. Arch. Fish. Mar. Res. 45, 135-147. 123 [13] Scientific Committee on Food: Opinion of the Scientific Committee on food on the risk assessment of dioxins and dioxin-like PCBs in food, 30. May 2001. Update based on new scientific information available since the adoption of the SCF opinion of 22nd November 2000. European Commission CS/SNTM/DIOXIN/20 final. [14] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2006. Verordnung über Höchstmengen an Schadstoffen in Lebensmitteln (Schadstoffhöchstmengenverordnung-SHmV), in der Neufassung vom 5.Juli 2006 BGBL. I. S. 1562. [15] Van den Beerg, M., Birnbaum, L.S., Denison, M., De Vito, M., Farland, W., Feeley, M., Fiedler, H., Hakansson, H., Hanberg, A., Haws, L., Rose, M., Safe, S., Schrenk, D., Tohyama, C., Tritscher, A., Tuomisto, J., Tysklind, M., Walker, N., Peterson, R.E., 2006. The 2005 World Health Organisation Reevaluation of Human and Mammalian Toxic Equivalency Factors for Dioxins and Dioxin-like Compounds. Toxicol. Sci. 93, 223-241. 124 5. Anhang Berechnung des durchschnittlichen WHO-TEQ-Gehaltes (PDDD/F + dlPCB) unter Berücksichtigung der Fanggebiete Hering Marktanteil 2004: 13,2 % Fanggebiet Anteil ca. [%] WHO-TEQ [ng/kg FS] WHO-TEQ -Anteil [ng/kg FS] 13 0,726 0,094 47 15 5 10 1,791 0,923 2,275 3,550 0,842 0,138 0,114 0,355 10 0,460 0,046 1,589 Irland/ Westbritische Gewässer Nordsee/ Skagerrak Norwegen Kanal Westliche Ostsee Sonst. (Island Literaturwerte) Mittlerer Gehalt Rotbarsch Marktanteil 2004: 5,8 % Fanggebiet Grönland / Island Norwegen (Spitzbergen) Nördlich Shetlands Mittlerer Gehalt Schwarzer Heilbutt Fanggebiet Grönland / Norwegen Nördlich Shetlands Mittlerer Gehalt ( ca. 150.000 t) Anteil ca. [%] 78 20 2 ( ca. 59.000 t) WHO-TEQ [ng/kg FS] 0,730 0,410 1,110 Marktanteil 2004: 0,5 % WHO-TEQ Anteil ng/kg FS] 0,569 0,082 0,022 0,674 ( ca. 5.000 t) Anteil ca. [%] WHO-TEQ [ng/kg FS] WHO-TEQ -Anteil [ng/kg FS] 98 2 0,720 5,890 0,706 0,118 0,823 125 Makrele Fanggebiet Westbritsche Gewässer, Nordsee, Biskaya Kanal Mittlerer Gehalt Marktanteil 2004: 1,8 % ( ca. 18.000 t) Anteil ca. [%] 99 WHO-TEQ [ng/kg FS] 1,310 1 7,440 WHO-TEQ Anteil [ng/kg FS] 1,297 0,074 1,371 126 Teil 6: Eier Stand: Juli 2008 Durchführende Stelle: Arbeitsgruppe Analytik Max Rubner-Institut (MRI), Standort Kulmbach Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Verantwortlich: Dr. K.-H. Schwind (Koordinator) Bearbeiter MRI Kulmbach: Dr. W. Jira Brigitte Herold Carina Heuschmann Alexander Igler Gertraud Mundil Edgar Frisch 127 Inhaltsverzeichnis Teil 6: Eier Seite Zusammenfassung............................................................................................................................128 1. Einleitung und Problemstellung ...............................................................................................129 2. Erstellung eines Beprobungsplanes für Eier mit möglichst hoher Repräsentativität ...............130 3. Untersuchte Dioxin- und PCB-Verbindungen in Eiern............................................................130 4. PCB-Gehalte in Eiern...............................................................................................................131 4.1 Dioxinähnliche PCB.................................................................................................................131 4.2 Indikator-PCB ..........................................................................................................................136 4.3 Korrelationen zwischen dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB .........................................140 5. Dioxin-Gehalte in Eiern ...........................................................................................................141 5.1 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte ..................................................................................................141 6. Ergebnisse für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) in Eiern .................................142 6.1 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte in Eiern ...........................................................................142 6.2 Anteile der PCB und Dioxine am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Eiern ...................................143 7. Ergebnisse von Dioxin- und PCB-Untersuchungen in Eiern in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ...........………………………………………144 8. Einfluss der Reevaluierung der Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) für Dioxine und dioxinähnliche PCB auf den TEQ von Eiern ...........................................................................145 8.1 Auswirkungen auf den WHO-PCB-TEQ.................................................................................146 8.2 Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-TEQ ..........................................................................147 8.3 Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ).........................................149 8.4 Ausblick ...................................................................................................................................150 9. Literatur....................................................................................................................................151 128 Zusammenfassung Im Rahmen einer nationalen Statuserhebung zu Polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen und Dibenzofuranen (PCDD/F) und Polychlorierten Biphenylen (PCB) wurden im dritten Projektabschnitt Eier hinsichtlich ihrer Gehalte an Dioxinen (17 WHO-PCDD/F-Kongenere), dioxinähnlichen PCB (12 WHO-PCB-Kongenere, dl-PCB) und Indikator-PCB-Verbindungen (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) untersucht. Dabei wurde zunächst ein Beprobungsplan mit möglichst hoher Repräsentativität unter Vorgabe einer Gesamtprobenzahl von ca. 200 Proben erstellt. Beprobt wurden Eier aus den Haltungsformen Käfighaltung, Biohaltung, Freilandhaltung und Bodenhaltung sowie Eiprodukte. Als Grundlage für die Beprobung dienten das derzeitige Verbraucherverhalten hinsichtlich des Einkaufs von Eiern aus den verschiedenen Haltungsformen und die Bevölkerungszahlen der einzelnen Bundesländer. Die Probenahme für Eier erfolgte im Einzelhandel sowie auf regionalen Märkten. Die Gehalte an dioxinähnlichen PCB in Eiern lagen für alle vier untersuchten Haltungsformen im Median bei etwa 0,1 bis 0,2 ng/kg Fett WHO-PCB-TEQ und damit mehr als den Faktor 10 unter dem Auslösewert von 2,0 ng/kg Fett. Der WHO-PCB-TEQ in Eiern wird von den 3 PCB-Kongeneren PCB 118, PCB 126 und PCB 156 dominiert, die zusammen etwa einen Beitrag von 90% zum WHO-PCB-TEQ leisten. Bezüglich der Indikator-PCB wurde im März 2008 im EU-Sachverständigenausschuss „POPs in Lebensmitteln“ ein Vorschlag für eine Höchstgehaltsregelung für nicht-dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln beraten, der für Eier einen Höchstgehalt aus der Summe der 6 Indikator-PCB von 75 µg/kg Fett vorsieht. Die untersuchten Eierproben wiesen einen Median des Summengehaltes der 6 Indikator-PCBKongenere zwischen 2 und 3 µg/kg Fett auf. Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen bei Bio- und Freilandhaltung am höchsten (etwa 7 µg/kg). Diese Werte lagen aber immer noch etwa den Faktor 10 unter dem derzeit diskutierten Summenhöchstgehalt. Auch die Dioxingehalte in Eiern bewegten sich mit einem Median des WHO-PCDD/F-TEQ im Bereich von 0,1 bis 0,2 ng/kg Fett deutlich unter dem Höchstgehalt von 3 ng/kg Fett. Für die PCB- und Dioxingehalte in Eiern aus Freilandhaltung konnte gezeigt werden, dass die beobachteten Ausreißer und Extremwerte überwiegend aus Betrieben mit kleinen Herdengrößen resultierten. 129 1. Einleitung und Problemstellung Im Rahmen des BMELV-Forschungsprojektes zur Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln werden Futtermittel, Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier hinsichtlich der Gehalte an Dioxinen (17 WHO-PCDD/FKongenere) und dioxinähnlichen PCB (12 WHO-PCB-Kongenere) untersucht. Dabei sollen die Gehalte dieser toxikologisch relevanten Einzelverbindungen aus beiden Stoffklassen in ein und derselben Probe bestimmt werden. Diesbezügliche Daten zu den Gehalten an PCDD/F und dioxinähnlichen PCB in ein und derselben Probe stehen nur sehr ungenügend zur Verfügung, werden jedoch insbesondere im Hinblick auf die in der Europäischen Union geltenden Summenhöchstgehalte für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Futtermitteln [1] sowie für die seit 4. November 2006 geltenden Höchstgehalte in vom Tier stammenden Lebensmitteln [2] dringend benötigt. Aufgrund einer sich in der EU abzeichnenden Höchstgehaltsregelung für Indikator-PCB-Verbindungen wurden die in Frage kommenden sechs PCB-Kongenere (PCB 28, 52, 101, 138, 153, 180) nach Anpassung des zugrundeliegenden Analysenverfahrens ebenfalls mitbestimmt. Ziel der Untersuchungen des Gesamtvorhabens ist eine möglichst repräsentative Erfassung der Belastungssituationen der Futtermittel sowie der vom Tier stammenden Lebensmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Unter Berücksichtigung der Verzehrsgewohnheiten kann so die tägliche Aufnahme des Bundesbürgers an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB abgeschätzt werden. Die vorliegende Statuserhebung ermöglicht zudem für die Lebensmittel Fleisch und Fleischerzeugnisse, Fisch sowie Milch und Milchprodukte eine Gegenüberstellung der Dioxingehalte aus einem Mitte der 1990er Jahre durchgeführten BMELV- Forschungsvorhaben und lässt somit eine Trendabschätzung der Dioxingehalte für diese Lebensmittelgruppen zu. Im dritten Projektabschnitt des aktuellen Forschungsvorhabens wurden Eier untersucht. Dabei wurde ein Probenplan mit möglichst hoher Repräsentativität erstellt (siehe Kap. 2). Beprobt wurden Eier aus vier verschiedenen Haltungsformen. 130 2. Erstellung eines Beprobungsplanes für Eier mit möglichst hoher Repräsentativität Im dritten Projektabschnitt der Statuserhebung wurden Eier untersucht. Dabei wurde zunächst ein Probenplan mit möglichst hoher Repräsentativität unter Vorgabe einer Gesamtprobenzahl von etwa 200 Proben, die der jährlichen Messkapazität des MRI Kulmbach im Bereich der Spurenanalytik von Umweltkontaminanten entspricht, erstellt. Bei der Beprobung wurden nur Eier berücksichtigt, die direkt zum Endverbraucher gelangen. Dies sind nach einer Studie des ZMP 69% der Schaleneier. Beprobt wurden dabei Eier aus den vier Haltungsformen Käfighaltung, Biohaltung, Freilandhaltung und Bodenhaltung. Eier, die in die Nahrungsmittelindustrie gehen (31% der Eier) wurden nicht beprobt, da davon auszugehen ist, dass in der Industrie aus Kostengründen auf Eier aus Käfighaltung zurückgegriffen wird. Um die Probenzahlen für Bio- und Freilandhaltung zu erhöhen wurde daher auf eine Beprobung von Eiern für die Nahrungsmittelindustrie verzichtet. Dennoch wurden zusätzlich zur Darstellung der aktuellen Gesamtsituation sieben Eiproduktproben (2 Proben Eigelb flüssig, 2 Proben Vollei flüssig, 2 Proben Vollei gefriergetrocknet, 1 Probe Eigelb gefriergetrocknet) für Nahrungsmittelindustrie und Verbraucher in die Untersuchungen mit einbezogen. 3. Untersuchte Dioxin- und PCB-Verbindungen in Eiern Im Rahmen der Untersuchungen des Forschungsvorhabens wurden aus den Substanzklassen der polychlorierten Dibenzo-p-dioxine (PCDD; insgesamt 75 Einzelverbindungen) und der polychlorierten Dibenzofurane (PCDF; insgesamt 135 Einzelverbindungen) die 17 WHO- Dioxine (WHO-PCDD/F) sowie aus der Substanzklasse der polychlorierten Biphenyle (PCB) mit insgesamt 209 Einzelverbindungen, die 12 toxikologisch relevanten WHO-PCBKongenere (PCB 77, 81, 126, 169, 105, 114, 118, 123, 156, 157, 167 und 189) untersucht. Da seit einiger Zeit in der EU-Kommission über Höchstgehalte für sechs PCB-IndikatorKongenere diskutiert wird, wurden die Gehalte der 6 Indikatorkongenere (PCB 28, 52, 101, 138, 153, 180) zusätzlich in das Untersuchungsprogramm mit aufgenommen. Die quantitativen Untersuchungen wurden mittels Gaschromatographie (GC) in Verbindung mit hochauflösender Massenspektrometrie (HRMS) durchgeführt. 131 4. PCB-Gehalte in Eiern 4.1 Dioxinähnliche PCB Insgesamt wurden 212 Eierproben aus verschiedenen Haltungsformen (87 Proben aus Käfighaltung, 43 Proben aus Biohaltung, 54 Proben aus Freilandhaltung, 21 Proben aus Bodenhaltung und 7 Eiprodukte mit unbekannter Haltungsform) hinsichtlich ihrer Gehalte an dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB untersucht. Die Verteilung des WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] dieser 212 Proben ist in Abb. 1 in der Box-Whiskers-Darstellung aufgezeigt. WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Eiern aus v erschiedenen Haltungsformen 10,00 8,00 6,00 4,00 2,00 0,90 0,70 0,50 0,30 0,10 0,08 0,06 0,04 0,02 Käfig (N=87) Freiland (N=54) unbekannt (N=7) Bio (N=43) Boden (N=21) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 1: WHO-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Eiern aus verschiedenen Haltungsformen (N=212) Aus Abbildung 1 ist zu ersehen, dass das Kontaminationsniveau von dioxinähnlichen PCB bei den verschiedenen Haltungsformen sehr ähnlich ist. Der Median (50-Perzentil) des WHOPCB-TEQ lag bei allen vier untersuchten Haltungsformen im Bereich von 0,1 bis 0,2 ng/kg Fett und damit mehr als den Faktor 10 unter dem Auslösewert von 2,0 ng/kg Fett. Dieser Auslösewert wurde nur von einigen wenigen Extremwerten überschritten. 132 Hinsichtlich der Proben der Haltungsform „Freiland“ ist festzustellen, dass die Herdengröße einen nicht unerheblichen Einfluss auf die WHO-TEQ-Gehalte in den Eiern zu haben scheint. Sehr kleine und kleinere Hühnerherden (<100 Tiere) verbringen in der Regel sehr viel mehr Zeit im Auslaufgehege als Tiere großer Herden. Aus Angst vor Greifvögeln und den oft nur unzureichenden Schutz durch Bäume, Büsche und Hecken halten sie sich meist fast ausschließlich im Hühnerstall auf und nehmen ihr Futter in der Regel von Stallböden auf. Hierdurch sind sie vor möglichen Sekundärkontaminationsquellen wesentlich stärker geschützt als kleine Herden auf einem kleinen Bauerhof mit vielen Möglichkeiten zur Aufnahme von Dioxinen und PCB über Futter, Würmer, Insekten, Laub und Bodenanteilen. Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen bei allen vier Haltungsformen einschließlich der Eiprodukte mit unbekannter Haltungsform unterhalb von 1 ng/kg Fett. Betrachtet man das Kongenerenmuster der 8 mono-ortho-PCB in Eiern (siehe Abb. 2), so stellt man fest, dass hierbei das PCB 118 eindeutig dominiert. Von Bedeutung sind ferner PCB 105, PCB 156 und PCB 167. Die Kongenere PCB 114, PCB 123, PCB 157 und PCB 189 dagegen treten im Vergleich zu den anderen mono-ortho-PCB nur in sehr geringen Mengen auf. Das Kongenerenmuster der 8 mono-ortho-PCB in Eiern ist dem bei Fleisch beobachteten Muster sehr ähnlich. 133 Kongenerenmuster der 8 mono-ortho-PCB in Eiern (N=212) 600 Gehalte in [ng/kg Fett] 500 400 300 200 100 0 PCB 105 PCB 118 PCB 156 PCB 167 PCB 114 PCB 123 PCB 157 PCB 189 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Abb. 2: Kongenerenmuster der 8 mono-ortho-PCB in Eiern Im Blick auf die 4 non-ortho-PCB (coplanare PCB) lässt sich eine Dominanz des PCB 77 feststellen (siehe Abb. 3), welches bei Eiern im Median etwa die 7fache Konzentration von PCB 126 aufweist. Damit unterscheidet sich das Kongenerenmuster der 4 non-ortho-PCB von Eiern und Fleisch, da bei Fleisch eine Dominanz von PCB 126 im Vergleich zu PCB 77 beobachtet wurde. Im Vergleich zum Kongener PCB 169 liegt die Konzentration von PCB 126 in Eiern im Median etwa den Faktor 10 höher. Das Kongener PCB 81 tritt in vergleichsweise geringer Konzentration auf. 134 Kongenerenmuster der 4 non-ortho-PCB in Eiern (N=212) 20 18 16 Gehalte in [ng/kg Fett] 14 12 10 8 6 4 2 0 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer -2 PCB 77 PCB 81 PCB 126 PCB 169 Abb. 3: Kongenerenmuster der 4 non-ortho-PCB in Eiern In Abb. 4 ist der Beitrag der einzelnen dl-PCB zum WHO-PCB-TEQ in Eiern (N=212) graphisch dargestellt. Man erkennt deutlich, dass der WHO-PCB-TEQ – wie auch bei Fleisch – von 3 PCB-Kongeneren (PCB 126, PCB 118 und PCB 156) dominiert wird. Den größten Beitrag zum WHO-PCB-TEQ liefert eindeutig das Kongener PCB 126 mit einem Anteil von im Median etwa 60%. Allerdings schwankt der Anteil doch relativ stark. Die Kongenere PCB 118 und PCB 156 liefern Beiträge zum WHO-PCB-TEQ zwischen 10% und 20%. Alle anderen PCB-Verbindungen liefern einen nur sehr geringen Beitrag zum WHO-PCB-TEQ. 135 Beiträge der verschiedenen PCB zum WHO-PCB-TEQ in Eiern 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% CB 77 CB 126 CB 105 CB 118 CB 156 CB 167 CB 81 CB 169 CB 114 CB 123 CB 157 CB 189 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Abb. 4: Beiträge der verschiedenen PCB (CB) zum WHO-PCB-TEQ in Eiern (N=212) Die 3 PCB-Kongenere (PCB 126, PCB 118 und PCB 156) liefern zusammen bei Eiern aus allen vier untersuchten Haltungsformen einen Beitrag von im Median etwa 90% (siehe Abb. 5). 136 Beiträge (PCB118+PCB126+PCB156) zum WHO-PCB-TEQ in Eiern 100% 98% 96% 94% 92% 90% 88% 86% 84% 82% 80% 78% 76% Käfighaltung Freilandhaltung unbekannt Biohaltung Bodenhaltung Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Abb. 5: Beiträge des Summengehaltes (PCB118+PCB126+PCB156) zum WHO-PCB-TEQ in Eiern aus verschiedenen Haltungsformen 4.2 Indikator-PCB Den höchsten Gehalt der 6 Indikator-PCB in den untersuchten Eiproben wies das PCB 153 auf (Median 0,6 µg/kg Fett) (siehe Abb. 6). Die geringsten Gehalte entfielen auf PCB 52 (Median 0,11 µg/kg Fett). 137 Indikator-PCB in Eiern [µg/kg Fett] (N=212) 60.00 20.00 6.00 2.00 0.60 0.20 0.06 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0.02 PCB 28 PCB 101 PCB 52 PCB 153 PCB 138 PCB 180 Abb. 6: Gehalte der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Eiern Nach der Schadstoff-Höchstmengenverordnung vom März 1988 sind Höchstgehalte für die 6 Indikator-PCB (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) in Eiern und Eiprodukten festgelegt [8]. Dabei gilt für die 6 Indikator-PCB ein Höchstgehalt von jeweils 20 µg/kg Frischmasse (Gewicht der Eier ohne Schale). Da im Rahmen der Eiuntersuchungen jedoch nur Eigelb untersucht wurde, ist der individuelle Fettgehalt der untersuchten Eiproben nicht bekannt. Da der Fettgehalt in Hühnereiern jedoch keinen großen Schwankungen unterliegt, wurde für die Umrechnung der Gehalte der Indikator-PCB jeweils ein durchschnittlicher Fettgehalt von 11 Prozent angenommen. Unter dieser Annahme ergaben sich folgende Gehalte der 6 IndikatorPCB in Eiern, bezogen auf Frischmasse (siehe Abb. 7): 138 Indikator-PCB in Eiern [µg/kg FM] (N=212) bei Annahme e ine s durchschnittlichen Fettgehaltes von 11% 20,000 6,000 2,000 0,600 0,200 0,060 0,020 0,006 Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 0,002 PCB 28 PCB 101 PCB 52 PCB 153 PCB 138 PCB 180 Abb. 7: Gehalte der 6 Indikator-PCB [µg/kg Frischmasse] in den untersuchten Eiern unter Annahme eines durchschnittlichen Fettgehaltes von 11 Prozent Der Gehalt der Indikator-PCB-Verbindung mit den höchsten Konzentrationen (PCB 153) lag mit einem Mediangehalt von ca. 0,07 µg/kg Frischmasse etwa einen Faktor von 300 unter dem Höchstgehalt von 20 µg/kg Frischmasse. In keiner der untersuchten Eiproben war ein Gehalt über 20 µg/kg Frischmasse für eines der sechs Indikator-PCB nachweisbar. Im März 2008 wurde im EU-Sachverständigenausschuss „POPs in Lebensmitteln“ ein Vorschlag für eine Höchstgehaltsregelung für nicht-dioxinähnliche PCB (ndl-PCB) in Lebensmitteln beraten. Dieser Vorschlag sieht für Hühnereier und Eiprodukte einen Höchstgehalt der Summe der 6 Indikator-PCB von 75 µg/kg Fett vor [9,13]. 139 Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Eiern 200,0 80,0 60,0 40,0 20,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,8 0,6 Käfighaltung Freilandhaltung unbekannt Biohaltung Bodenhaltung Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 8: Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg Fett] in Eier aus verschiedenen Haltungsformen Für alle untersuchten Haltungsformen liegt der Median des Summengehaltes der 6 IndikatorPCB zwischen 2 und 3 µg/kg Fett (siehe Abb. 8). Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen bei Bio- und Freilandhaltung am höchsten (etwa 7 µg/kg). Diese Werte unterschreiten den derzeit in der EU-Kommission diskutierten Summenhöchstgehalt von 75 µg/kg Fett aber immer noch um den Faktor 10. Über 75 µg/kg Fett lagen nur zwei Extremwerte bei Eiern aus Freilandhaltung. Auch diese Eier stammten aus kleinen Beständen mit etwa 30 Tieren. 140 4.3 Korrelationen zwischen dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB Da eine Untersuchung der Indikator-PCB aufgrund der deutlich höheren Konzentrationen wesentlich einfacher durchzuführen ist als die Analytik der dioxinähnlichen PCB, wurde anhand einer statistischen Auswertung überprüft, ob eine Korrelation zwischen dem Summengehalt der 6 Indikator-PCB und dem WHO-PCB-TEQ besteht. Dies wäre wünschenswert, da eine enge Korrelation zwischen den Indikator-PCB und den dioxinähnlichen PCB eine relativ zuverlässige Abschätzung des WHO-PCB-TEQ mit Hilfe der Gehalte der 6 Indikator-PCB erlauben würde. Als Maß für eine Korrelation wurde das Bestimmtheitsmaß (R2) errechnet. Korrelation (Scatterplot) zwischen der Summe der 6 Indikator-PCB und dem WHO-PCB-TEQ in Eiern (N=212) 10 PCB-TEQ [ng/kg Fett] 8 6 4 2 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Summe der 6 Indikator-PCB [µg/kg] Abb. 9: Korrelation zwischen dem Summengehalt der 6 Indikator-PCB und dem WHO-PCB-TEQ in Eiern (N=212) (R2=0,71) Es zeigt sich, dass in den untersuchten Eierproben (N=212) der Summengehalt der 6 Indikator-PCB nur gering (Bestimmtheitsmaß R2=0,71) mit dem WHO-PCB-TEQ korrelierte 141 (siehe Abb. 9). Das bedeutet, dass eine zuverlässige Abschätzung des WHO-PCB-TEQ bei Hühnereiern aus dem Summengehalt der 6 Indikator-PCB nicht möglich ist. 5. Dioxin-Gehalte in Eiern 5.1 WHO-PCDD/F-TEQ-Gehalte Insgesamt wurden 209 Eier aus verschiedenen Haltungsformen (86 Proben aus Käfighaltung, 42 Proben aus Biohaltung, 54 Proben aus Freilandhaltung, 20 Proben aus Bodenhaltung und 7 Eiprodukte mit unbekannter Haltungsform) hinsichtlich ihrer Gehalte an den 17 WHOPCDD/F untersucht. Die Verteilung des WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] dieser 209 Proben ist in Abb. 10 in der Box-Whiskers-Darstellung gezeigt. WHO-PCDD/F-TEQ in Eiern [ng/kg Fett] (N=209) 4.00 2.00 0.90 0.70 0.50 0.30 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 Käfig (N=86) Bio (N=42) Freiland (N=54) unbekannt (N=7) Boden (N=20) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte Abb. 10: WHO-PCDD/F-TEQ [ng/kg Fett] in Eiern (N=209) Der Median des WHO-PCDD/F-TEQ lag bei Eiern aus allen vier untersuchten Haltungsformen im Bereich von 0,1 bis 0,2 ng/kg Fett. Die beobachteten Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen im Bereich von 0,4 bis 0,5 ng/kg Fett. Der Dioxingehalt 142 der 7 untersuchten Eiprodukte (Haltungsform der Eier: unbekannt) lag im Median bei etwa 0,1 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett. Der Höchstgehalt von 3 ng WHO-PCDD/F-TEQ wurde nur von einer einzigen Eiprobe aus Freilandhaltung (Bestandsgröße: ca. 30 Tiere) überschritten. 6. Ergebnisse für den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) in Eiern 6.1 WHO-PCDD/F-PCB-TEQ-Gehalte in Eiern Der Median des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ schwankte in den Eiern aus allen vier untersuchten Haltungsformen im Bereich von 0,3 bis 0,4 ng/kg Fett (siehe Abb. 11). Die Maximalwerte (ohne Ausreißer und Extremwerte) lagen bei Biohaltung (1,0 ng/kg Fett) und Freilandhaltung (0,9 ng/kg Fett) am höchsten, waren aber immer noch deutlich unter dem Höchstgehalt von 6,0 ng/kg Fett. Dieser Höchstgehalt wurde nur von insgesamt 3 Proben aus Freilandhaltung (geringe Herdengrößen) überschritten. WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Eiern [ng/kg Fett] 20.00 9.00 7.00 5.00 3.00 1.00 0.80 0.60 0.40 0.20 0.09 0.07 0.05 Käfig (N=84) Bio (N=42) Abb. 11: Freiland (N=54) unbekannt (N=7) Boden (N=20) WHO-PCDD/F-PCB-TEQ [ng/kg Fett] in Eiern (N=207) Median 25%-75% Bereich ohne Ausreißer Ausreißer Extremwerte 143 6.2 Anteile der PCB und Dioxine am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Eiern Betrachtet man die Anteile der dioxinähnlichen PCB und Dioxine am WHO-PCDD/F-PCBTEQ (siehe Abb. 12), so ergibt sich im Median ein Anteil des WHO-PCB-TEQ von 53 Prozent am Gesamt-TEQ. Es ist allerdings zu beachten, dass der Anteil zwischen etwa 10% bis 90% sehr stark schwankt. Diese starken Schwankungen des PCB-Anteils am Gesamt-TEQ in Eiern konnten auch bei Untersuchungen von Hühnerei-Proben im Chemischen Landes- und Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Münster im Jahr 2005 festgestellt werden [10]. Das bedeutet, dass bei Eiern nicht von einem konstanten Verhältnis zwischen WHO-PCB-TEQ und WHO-PCDD/F-TEQ ausgegangen werden kann. Anteil des WHO-PCB-TEQ am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Eiern (N=207) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% Median = 0.53 25%-75% = (0.4056, 0.6279) Bereich ohne Ausreißer = (0.127, 0.897) Ausreißer Extremwerte 30% 20% 10% Anteil des PCB-TEQ am Gesamt-TEQ Abb. 12: Anteil des WHO-PCB-TEQ am WHO-PCDD/F-PCB-TEQ in Eiern (N=207) Dioxine und polychlorierte Biphenyle besitzen unterschiedliche Kontaminationsquellen. Während PCB-Verunreinigungen aus dem jahrelangen technischen Einsatz dieser in der Umwelt hoch persistenten Verbindungsklasse von den 1930er bis in die 1970er Jahre 144 herrühren, wurden PCDD/F nie absichtlich synthetisiert, sondern werden in der Regel bei Verbrennungsprozessen gebildet. 7. Ergebnisse von Dioxin- und PCB-Untersuchungen in Eiern in Baden- Württemberg und Nordrhein-Westfalen Im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Freiburg wurden in den Jahren 2004/2005 279 Eiproben auf Dioxine (Käfighaltung: 17, Bodenhaltung: 45, Freilandhaltung: 195, unbekannte Haltungsform: 22) und 230 Eier auf dioxinähnliche PCB (Käfighaltung: 10, Bodenhaltung: 35, Freilandhaltung: 167, unbekannte Haltungsform: 18) untersucht [12]. Der Median des WHO-PCDD/F-TEQ lag bei Käfighaltung bei 0,25 ng/kg Fett, bei Bodenhaltung bei 0,26 ng/kg Fett und bei Freilandhaltung bei 0,83 ng/kg Fett. Bei den Eierproben aus unbekannter Haltungsform betrug der Median 0,31 ng/kg Fett. Der Median des WHO-PCBTEQ betrug bei Eiern für die verschiedenen Haltungsformen wie folgt: Käfighaltung 0,19 ng/kg Fett, Bodenhaltung 0,41 ng/kg Fett, Freilandhaltung 1,4 ng/kg Fett und unbekannte Haltungsform 0,28 ng/kg Fett. Ein wesentliches Ergebnis des Sonderprogramms „Eier aus Kleinstbetrieben“ war hier, dass besonders bei Eiern aus Kleinstbetrieben (< 30 Hennen und weniger) überdurchschnittlich hohe Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB auftraten. Im Jahr 2005 wurden im Chemischen Landes- und Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Münster insgesamt 285 Hühnerei-Proben auf Dioxine und dioxinähnliche PCB untersucht [11; siehe Tab. 1]. Dabei stammten 40 Proben aus der Ökohaltung, 111 aus Freilandhaltung, 60 aus Bodenhaltung und 61 aus Käfighaltung. Bei 13 Eiproben war die Haltungsform unbekannt. Die Proben wurden sowohl im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung, des Nationalen Rückstandskontrollplans als auch im Rahmen eines NRW-weiten Dioxin-Monitorings gezogen. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde für die verschiedenen Haltungsformen ein ähnlicher Median im Bereich von 0,21 bis 0,47 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett festgestellt. Allerdings wiesen Eier aus Freiland- und Ökohaltung wesentlich breitere Belastungsbereiche als Proben aus Boden- und Käfighaltung auf. 145 Untersuchung von Hühnereiern auf Dioxine (Gehalte in ng WHO-PCDD/PCDF-TEQ/kg Fett) Haltungsform Alle n 285 Minimum Mittelwert Median Maximum 90th Perz. 95th Perz. > AW > HG 0,09 0,68 0,25 8,24 1,52 2,58 11 12 Haltungsformen Ökohaltung 40 0,13 0,82 0,47 3,02 1,65 2,21 2 1 Freilandhaltung 111 0,11 1,10 0,34 8,24 2,94 4,86 8 11 Bodenhaltung 60 0,10 0,28 0,21 2,40 0,32 0,53 1 0 Käfighaltung 61 0,09 0,30 0,21 1,99 0,35 0,46 0 0 Keine Angabe 13 0,29 0,29 0,23 0,80 0,46 0,62 0 0 > AW: Proben größer Auslösewert von 2 ng WHO-PCDD/PCDF-TEQ/kg Fett und kleiner Höchstgehalt von 3 ng WHO-PCDD/PCDFTEQ/kg Fett > HG: Proben größer Höchstgehalt von 3 ngWHO-PCDD/PCDF-TEQ/kg Fett Tab. 1: 8. entnommen aus [10] CVUA Münster: Untersuchung von Hühnereiern auf Dioxine Einfluss der Reevaluierung der Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) für Dioxine und dioxinähnliche PCB auf den TEQ von Eiern In der Verordnung (EG) Nr. 199/2006 vom 3. Februar 2006, die seit dem 4. November 2006 gilt, finden die WHO-TEF aus dem Jahr 1998 Anwendung (Van den Berg et al., 1998). Im Jahr 2005 fand jedoch eine Reevaluierung der TEF für Dioxine und dioxinähnliche PCB statt [14,15], die für 4 der 17 Dioxinkongenere und für 10 der 12 PCB-Kongenere eine Veränderung des TEF zur Folge hatte (siehe Tab. 2). Kongener WHO-TEF (1998) WHO-TEF (2005) PCDD Kongener WHO-TEF (1998) WHO-TEF (2005) Dioxinähnliche PCB 2,3,7,8-TCDD 1 1 1,2,3,7,8-PeCDD 1 1 Non-ortho PCB 1,2,3,4,7,8-HxCDD 0,1 0,1 PCB 77 0,0001 0,0001 1,2,3,6,7,8-HxCDD 0,1 0,1 PCB 81 0,0001 0,0003 1,2,3,7,8,9-HxCDD 0,1 0,1 PCB 126 0,1 0,1 1,2,3,4,6,7,8-HpCDD 0,01 0,01 PCB 169 0,01 0,03 OCDD 0,0001 0,0003 Fortsetzung Tab. 2 auf der folgenden Seite 146 Kongener WHO-TEF (1998) WHO-TEF (2005) Kongener WHO-TEF (1998) WHO-TEF (2005) 2,3,7,8-TCDF 0,1 0,1 1,2,3,7,8-PeCDF 0,05 0,03 Mono-ortho PCB 2,3,4,7,8-PeCDF 0,5 0,3 PCB 105 0,0001 0,00003 1,2,3,4,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 114 0,0005 0,00003 1,2,3,6,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 118 0,0001 0,00003 1,2,3,7,8,9-HxCDF 0,1 0,1 PCB 123 0,0001 0,00003 2,3,4,6,7,8-HxCDF 0,1 0,1 PCB 156 0,0005 0,00003 1,2,3,4,6,7,8-HpCDF 0,01 0,01 PCB 157 0,0005 0,00003 1,2,3,4,7,8,9-HpCDF 0,01 0,01 PCB 167 0,00001 0,00003 OCDF 0,0001 0,0003 PCB 189 0,0001 0,00003 PCDF Tab. 2: 8.1 Gegenüberstellung der WHO-TEF 1998 und WHO-TEF 2005 Auswirkungen auf den WHO-PCB-TEQ Eine graphische Darstellung der Relation des WHO-PCB-TEQ unter Verwendung der WHOTEF von 2005 zum WHO-PCB-TEQ mit den WHO-TEF von 1998 bei Eiern ergab folgendes Bild (siehe Abb. 13): Es wird erkennbar, dass der WHO-PCB-TEQ bei Verwendung der WHO-TEF 2005 im Vergleich zu der Verwendung der WHO-TEF 1998 im Median um etwa 27% sinkt. Dies liegt im Wesentlichen an der Absenkung der TEF für die mono-ortho PCB (insbesondere der TEF für PCB 118 und PCB 156). 147 Relation des WHO-PCB-TEQ WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF in Eiern 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 Median = 0.7258 25%-75% = (0.6491, 0.7882) Bereich ohne Ausreißer = (0.4448, 0.9799) 0.5 0.4 PCB-TEQ-Verhältnis 2005 zu 1998 Abb. 13: 8.2 Relation des WHO-PCB-TEQ (WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF) in Eiern Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-TEQ Der WHO-PCDD/F-TEQ für Eier würde bei Verwendung der WHO-TEF 2005 nur geringfügig abnehmen, d.h. im Median um etwa 4% sinken (siehe Abb. 14). Stärker auswirken würde sich diese TEF-Änderung bei höher belasteten Proben, die in Abb. 14 als Ausreißer und Extremwerte zu erkennen sind. Hier sind Abnahmen des WHO-PCDD/F-TEQ von etwa 20% zu beobachten, die in erster Linie auf der Absenkung des TEF für das Kongener 2,3,4,7,8-PeCDF beruhen. 148 Relation des WHO-PCDD/F-TEQ WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF in Eiern 1.10 1.05 1.00 0.95 0.90 0.85 Median = 0.9628 25%-75% = (0.9262, 0.971) Bereich ohne Ausreißer = (0.8647, 0.9947) Ausreißer Extremwerte 0.80 0.75 Dioxin-TEQ-Verhältnis 2005 zu 1998 Abb. 14: Relation des WHO-PCDD/F-TEQ (WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF) in Eiern 149 8.3 Auswirkungen auf den WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (Gesamt-TEQ) Der WHO-PCDD/F-PCB-TEQ für Eier würde bei Verwendung der WHO-TEF 2005 im Median um etwa 15% sinken (siehe Abb. 15). Relation des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF in Eiern 1.1 1.0 0.9 0.8 0.7 Median = 0.8457 25%-75% = (0.7999, 0.8696) Bereich ohne Ausreißer = (0.6979, 0.9583) Ausreißer Extremwerte 0.6 0.5 Gesamt-TEQ-Verhältnis 2005 zu 1998 Abb. 15: Relation des WHO-PCDD/F-PCB-TEQ (WHO 2005 TEF / WHO 1998 TEF) in Eiern 150 8.4 Ausblick Die Durchführung der nationalen Statuserhebung zur repräsentativen Bestimmung von PCDD/F, dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB-Verbindungen in Eiern hat gezeigt, dass sowohl die Dioxin- als auch PCB-Gehalte derzeit klar unter den Höchstgehalten liegen. Im Rahmen einer vor etwa 10 Jahren durchgeführten nationalen Statusbestimmung zur repräsentativen Erfassung der Dioxinaufnahme der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland durch die vom Tier stammenden Lebensmittel Milch, Fleisch und Fisch wurden Eier nicht mit erfasst. Daher sind die im Rahmen dieser Statuserhebung ermittelten repräsentativen Dioxin- und PCB-Gehalte die ersten Daten für diese Untersuchungsmatrix. Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes und zur Darstellung von zeitlichen Trends muss daher empfohlen werden, die Statuserhebung – auch für Eier – in etwa 10 Jahren zu wiederholen. 151 9. Literatur [1] RICHTLINIE 2006/13/EG DER KOMMISSION vom 3. Februar 2006 zur Änderung der Anhänge I und II der Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über unerwünschte Stoffe in Futtermitteln in Bezug auf Dioxine und dioxinähnliche PCB. [2] VERORDNUNG (EG) Nr. 199/2006 DER KOMMISSION vom 3. Februar 2006 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 466/2001 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln hinsichtlich Dioxinen und dioxinähnlichen PCB. [3] RICHTLINIE 2002/69/EG DER KOMMISSION vom 26. Juli 2002 zur Festlegung der Probenahme- und Untersuchungsverfahren für die amtliche Kontrolle von Dioxinen sowie zur Bestimmung von dioxinähnlichen PCB in Lebensmitteln. [4] FAPAS, Proficiency Test 0623: http://www.fapas.com/tmspecsheet.cfm?testmaterialid=1627&CFID=1451396&CFTOK EN=56490196 [5] Norwegian Institute of Public Health, Rapport 2007:7 Interlaboratory Comparison on Dioxins in Food 2007 http://www.fhi.no/eway/default.aspx?pid=233&trg=MainLeft_5583&MainArea_5661=5 583:0:15,1359:1:0:0:::0:0&MainLeft_5583=5603:68995::1:5585:1:::0:0 [6] NIST, SRM 2977: https://srmors.nist.gov/certificates/2977.pdf?CFID=8955908&CFTOKEN=99fdaee738d1 96d8-BE1844FF-9655-37024FDD7CD1AC331E47&jsessionid=b43087ea4113684d9767 [7] NIST, SRM 1588a: https://srmors.nist.gov/certificates/1588A.pdf?CFID=8955908&CFTOKEN=99fdaee738 d196d8-BE1844FF-9655-37024FDD7CD1AC331E47&jsessionid=b43087ea4113684d9767 [8] Schadstoff-Höchstmengenverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Juli 2006 (BGBl. I S. 1562). [9] http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/non_dioxin_like_pcbs.pdf [10] http://www.umwelt.nrw.de/verbraucherschutz/pdf/dioxin_eier_bericht.pdf 152 [11] ZMP-Marktbilanz Eier & Geflügel 2007, Seite 45 [12]http://www.cvua-freiburg.de/pdf/dioxine/dioxine_in_Eiern_cvuafr_030406.pdf [13] DG SANCO: Vorschlag einer Höchstmengenregelung für nicht dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln vom 3. April 2006: http://www.bfr.bund.de/cm/208/vorgeschlagene_eu_hoechtsgehalte_fuer_nicht_dioxinae hnliche_polychlorierte_biphenyle.pdf [14] Scientific Committee on Food: Opinion of the Scientific Committee on food on the risk assessment of dioxins and dioxin-like PCBs in food, 30 May 2001. Update based on new scientific information available since the adoption of the SCF opinion of 22nd November 2000. European Commission CS/SNTM/DIOXIN/20 final. [15] Van den Beerg, M., Birnbaum, L.S., Denison, M., De Vito, M., Farland, W., Feeley, M., Fiedler, H., Hakansson, H., Hanberg, A., Haws, L., Rose, M., Safe, S., Schrenk, D., Tohyama, C., Tritscher, A., Tuomisto, J., Tysklind, M., Walker, N., Peterson, R.E., 2006. The 2005 World Health Organisation Reevaluation of Human and Mammalian Toxic Equivalency Factors for Dioxins and Dioxin-like Compounds. Toxicol. Sci. 93, 223-241. 153 Teil 7: Milcherzeugnisse Stand: Juni 2008 Durchführende Stellen: Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner – Institut, Standort Kiel Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch Max Rubner – Institut, Standort Hamburg Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Verantwortlich: Dr. U. Ruoff (Koordinator) Dr. H. Walte Dr. H. Karl 154 Inhaltsverzeichnis Teil 7: Milcherzeugnisse Seite Zusammenfassung 155 1. Einleitung 156 2. Probenahme 158 3. Ergebnisse 3.1 Dioxine in Abhängigkeit von der Probenahmeregion 3.2 dl-PCB in Abhängigkeit von der Probenahmeregion 3.3 Gesamtbelastung (PCDD/F + dl-PCB) in Abhängigkeit von der Probenahmeregion 165 165 166 168 4. 169 Gehalte in den Einzelprodukten Quark, Butter und Käse 5. Anteil der Einzelkongenere an der Gesamttoxizität 5.1 Dioxine 5.2 Dioxinähnliche PCB 169 169 170 6. Vergleich mit anderen Daten 170 7. Indikator-PCB 172 8. Zeittrends der Dioxingehalte 173 9. Literatur 175 155 Zusammenfassung: Im Rahmen der nationalen Statuserhebung zu Polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen und Dibenzofuranen (PCDD/F) und Polychlorierten Biphenylen (PCB) wurden im Jahr 2006 auch Milcherzeugnisse hinsichtlich ihrer Gehalte an Dioxinen (17 WHO-PCDD/F-Kongenere), dioxinähnlichen PCB (12 WHO-Kongenere, dl-PCB) und Indikator-PCB (PCB 52, 101, 138, 153 und 180) untersucht. Dabei wurde auf der Basis der Produktionsmengen in den einzelnen Bundesländern ein Probenahmeplan für die Erzeugnisse Butter, Quark und Käse erarbeitet. Für die Probenahme wurde Deutschland in 4 Regionen unterteilt: Nord-Ost, Süd-Ost, Nord-West und Süd-West. Da es sich um eine verbraucherorientierte Untersuchung handelte, erfolgte die Probenahme überwiegend in Supermärkten. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass das Kontaminationsniveau von PCDD/F in Milchfett in den letzten Jahren auf rund 0,2 pg WHO-TEQ/g Fett gesunken ist. Für die dioxinähnlichen PCB ergab sich ein durchschnittlicher Gehalt von ca. 0,6 pg WHOTEQ/g Fett. Alle Proben blieben unter den Auslösewerten von 2,0 pg /g Fett für PCDD/F und dl-PCB. Mit einer mittleren Belastung von nur 0,74 pg WHO- PCDD/F-PCB -TEQ/g Fett liegen die aktuellen Gehalte in Milchprodukten aus Deutschland weit unter dem Höchstgehalt von 6 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett (gilt für Rohmilch und Milcherzeugnisse, einschließlich Butterfett). Unterschiede in der Belastung der einzelnen Produktgruppen Quark, Butter und Milch konnten nicht festgestellt werden. Auch die mittleren Gehalte der einzelnen Indikator-PCB liegen mit ca. 0,03 – 1,5 µg /kg Fett weit unter den gültigen Höchstwerten. Die langjährigen Messungen der Dioxingehalte in Butter und Käse aus Schleswig-Holstein zeigen, dass sich die Konzentrationen in den letzten 10 Jahren auf ca. die Hälfte reduziert haben und mit einem weiteren Rückgang in den nächsten Jahren nicht zu rechnen ist. 156 1. Einleitung Die Polychlorierten Dibenzodioxine und –furane (PCDD/F, kurz: Dioxine) sind eine Gruppe hochpersistenter Chloraromaten, die als unerwünschte Nebenprodukte bei einer Vielzahl von Verbrennungsprozessen, aber auch einigen Synthesen der Chlorchemie, in kleinsten Spuren (größenordnungsmäßig etwa 1:109) entstehen und sich durch hohe Umweltstabilität, Fettlöslichkeit und stark speziesabhängige toxikologisch-pharmakologische Eigenschaften gegenüber anderen Umweltkontaminanten auszeichnen. Sie gelten als zumindest krebsfördernd. Die Internationale Agentur für Krebsforschung hat sie in die Gruppe der Humankarzinogene eingestuft. Aus Gründen der vorsorgenden Gesundheitspolitik und des Verbraucherschutzes sind staatliche Minimierungsstrategien für eine weitgehende Drosselung ihrer Emissionen in die Umwelt und damit auch die Nahrungsgüteremission erstellt worden. Die Maßnahmen umfassen u.a. - Begrenzung der Dioxin-Emission aus Verbrennungsanlagen - Schließung von Kabelverschwelungsanlagen - Scavenger-, PCP-, PCB-Verbot - Verzicht auf Chlorbleiche Diese haben zwischenzeitlich zu einem starken Rückgang der Konzentrationen in Ökosystemen, Lebensmitteln und auch dem menschlichen Fettgewebe einschließlich der Muttermilch als Indikatoren einer Exposition der Allgemeinbevölkerung geführt. Neuere Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass eine Reihe von Verbindungen, die zu den polychlorierten Biphenylen (PCB) gehören, ebenfalls dioxinähnliche Eigenschaften aufweisen. Diese PCB werden als dioxinähnliche PCB (dl-PCB) bezeichnet. Vor dem Hintergrund harmonisierter Höchstmengen in sowohl Lebens- als auch Futtermitteln ist eine flächendeckende Erfassung der Hintergrundkontamination besonders in den vom Tier stammenden Lebensmitteln notwendig, da der Fettanteil dieser Produkte die tägliche Exposition des Verbrauchers gegenüber den Dioxinen und dioxinähnlichen PCB zu etwa 9095 % abdeckt. Zur Reduzierung der Dioxinexposition des Menschen legte die EU daher in der Verordnung 466/2001/EG vom 8. März 2001 Dioxinhöchstgehalte für tierische Lebensmittel und in der Richtlinie 2001/102/EG zur Änderung der Richtlinie 1999/29/EG Höchstwerte für Futtermittel fest. 157 Die Höchstgehalte wurden zunächst nur für Dioxine und Furane, nicht jedoch für dioxinähnliche PCB festgesetzt, da über das Vorkommen der letzteren nur sehr wenige Daten vorlagen. Seit 2002 wurde der EU von den einzelnen Mitgliedsstaaten umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung gestellt, so dass auf der Basis dieser Ergebnisse mit der Verordnung EG Nr. 199/2006 auch für dioxinähnliche PCB erstmals Höchstmengenregelungen eingeführt wurden [1]. Mit der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission vom Dezember 2006 [2] gilt für Rohmilch und Milcherzeugnisse, einschließlich Butterfett, ein Höchstwert von 3 pg WHOPCDD/F-TEQ/g Fett. Die Summe aus Dioxinen/Furanen und dioxinähnlichen PCB darf 6 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett (im Weiteren als pg WHO-TEQ/g abgekürzt) nicht überschreiten. Etwa die Hälfte der inzwischen auf signifikant niedriger als 1 pg gewichteten PCDD/F- Toxizität pro kg Körpergewicht und Tag gesunkenen Exposition des Verbrauchers in Deutschland resultiert aus dem Verzehr von Milchfett aus Milcherzeugnissen wie v.a. Butter und Käse der Mittelfettstufe. Die von der WHO als tolerierbar eingestufte tägliche Zufuhr für den Menschen über die Nahrung liegt derzeit bei 1-4 pg WHO-TEQ-Toxizität pro kg Körpergewicht und Tag. Der „Wissenschaftliche Ausschuss Lebensmittel“ der Europäischen Union hat eine maximal tolerierbare Aufnahme von 14 pg WHO-TEQ pro kg Körpergewicht und Woche festgelegt [3]. Das ehemalige Institut für Hygiene und Produktsicherheit der damaligen Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel hat im Auftrag des seinerzeitigen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in den Jahren 1994 bis 1998 u.a. ein Monitoring zur flächenmäßigen Erfassung der Dioxinbelastung von Milchfett durchgeführt. Bei diesem Monitoring wurde damals ausschließlich Butter beprobt, da es sich dabei um ein nivelliertes Milchfett handelt. Im Jahr 2006 wurde dieses Monitoring wiederholt, allerdings wurden dabei auch Käse (Fettgehalt zwischen 40 und 80 %) und Quark (Fettgehalt 20 bis 45 %) beprobt. Dabei ist zu betonen, dass es sich um ein verbraucherorientiertes und nicht ursachenbezogenes Monitoring handelt. Da Milch im Vergleich zu den Milchprodukten einen verhältnismäßig niedrigen Fettgehalt aufweist, wurde diese bei der Erstellung des Probenahmeplans nicht berücksichtigt. In dieser Studie wurde die Analytik auf die Indikator-PCB und die dioxinähnlichen PCB ausgeweitet. Die Analysen der beiden letztgenannten Verbindungsklassen erfolgte am 158 Standort Hamburg des Instituts für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch. Ziel der Untersuchung war die Erfassung der aktuellen Belastung von Milchprodukten auf dem deutschen Markt unter Berücksichtigung der regionalen Herkunft. Außerdem sollte die Untersuchung durch den Vergleich mit früheren Ergebnissen Aussagen über zeitliche Trends der Dioxingehalte ergeben. 2. Probenahme Der Probenahmeplan wurde in Zusammenarbeit mit dem damaligen Institut für Ökonomie der Ernährungswirtschaft in Kiel erarbeitet. Die Basis dieses Plans waren die Produktionsmengen der Produkte Butter, Käse, Quark in den einzelnen Bundesländern im Jahr 2004. Die folgende Tabelle 1 zeigt die Milchanlieferung nach Bundesländern 2004: Tab. 1 : Milchanlieferung in den Bundesländern (2004) Bundesland/Gebiet Baden-Württemberg Bayern Brandenburg, Berlin Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen, Bremen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz, Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Hamburg, Schleswig-Holstein Thüringen Insgesamt Milchanlieferung [t] 1.832.698 7.554.710 919.047 677.236 1.724.534 5.681.863 2.509.619 1.971.365 1.839.345 930.586 1.290.176 451.972 27.383.151 Tabellen 2, 3 und 4 führen die aus den oben genannten Milchmengen hergestellten Milcherzeugnisse an. Tab. 2: Hergestellte Menge an Sauermilcherzeugnissen nach Bundesländern (2004) Bundesland/Gebiet Baden-Württemberg Bayern Brandenburg, Berlin Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen, Bremen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz, Saarland Sauermilcherzeugnisse [t] 295.764 1.158.582 74.810 61.476 26.156 232.540 600.094 65.786 159 Sachsen Sachsen-Anhalt Hamburg, Schleswig-Holstein Thüringen Insgesamt 292.798 5.536 939 55.266 2.869.747 Tab. 3: Hergestellte Menge an Butter und ähnlichen Erzeugnissen nach Bundesländern (2004) Bundesland/Gebiet Baden-Württemberg Bayern Brandenburg, Berlin Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen, Bremen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz, Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Hamburg, Schleswig-Holstein Thüringen Insgesamt Butter u.ä. [t] 34.483 70.913 25.552 1.395 34.342 108.445 27.558 2.311 41.274 20.301 53.456 23.878 443.907 Tab. 4: Hergestellte Menge an Käse nach Bundesländern (2004) Bundesland/Gebiet Baden-Württemberg Bayern Brandenburg, Berlin Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen, Bremen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz, Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Hamburg, Schleswig-Holstein Thüringen Insgesamt Käse [t] 70.483 727.845 28.406 57.427 159.857 398.615 104.725 17.577 128.821 88.275 55.290 28.064 1.865.385 Das anfängliche Vorhaben, einen Großteil der Proben im Rahmen der amtlichen Qualitätskontrolle zu ziehen, scheiterte, sodass ein anderer Weg eingeschlagen werden musste. Schließlich erfolgte die Probenziehung mit Hilfe privater Kontakte und auf Dienstreisen. 160 Für die Probenahme wurde Deutschland in 4 Regionen (jeweils 3 bis 6 Bundesländer) eingeteilt. Abbildung 1 zeigt diese Gebiete. Abb. 1: Übersicht der Probenahmegebiete Die folgende Tabelle 5 gibt die Anzahl und Art der Produkte, die in den verschiedenen Regionen zu nehmen waren, wieder. Tab. 5: Probenahmeplan Region Nord-West Süd-West Nord-Ost Süd-Ost Summe Bundesland Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg Mecklenburg-Vorpomm., Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt Sachsen, Thüringen, Bayern Butter 4 1 (4) 1 1 Käse 15 4 2 (3) 1 (3) 4 (5) 6 (3) Quark 9 22(9) 2 3 11 1 Gesamt 28 27 4 4 16 8 2 1 1 2 1 3 3 - 4 4 4 2 1 3 (5) 17 5 (6) 1 32 (40) 76 11 2 43 (18) 107 19 4 78 200 161 Da es sich teilweise sehr schwierig gestaltete (v.a. bei Quark) die geplante Probenanzahl zu erhalten, wurde versucht die fehlenden Produkte durch andere abzudecken. Die Zahlen in Klammern in Tabelle 8 sind die tatsächlich gezogenen Proben. D. h. von den ursprünglich 200 geplanten Proben wurden tatsächlich 172 Milchprodukte erfasst. Die folgende Tabelle 6 listet die Proben, deren Fettgehalt und das Bundesland der Entnahme auf. Tab. 6: Art, Fettgehalt und Bundesland der Entnahme der Milchprodukte Produktart Region Nord-Ost Speisequark Bio, Süßrahmbutter Gouda, jung Gouda, mittelalt Gouda, alt Markenbutter Gouda, jung Speisequark Kräuterquark Fruchtquark, Heidelbeere Süßrahmbutter Holländischer Edamer Emmentaler Rahmkäse Region West-Nord Maasdamer Gouda, gerieben Kräuterquark Speisequark Speisequark Kräuterquark Camembert Edamer Gouda Butterkäse Tilsiter Dt. Markenbutter Bio-Sauerrahmbutter Sauerrahmbutter Fässchenbutter Kräuterquark Bio-Speisequark Fettgehalt [%] Probenahmedatum (2006) Entnahme in 40; 82; 48; 48; 48; 82; 48; 40; 40; 20; 82; 40; 45; 55; 01.04. 01.04. 01.04. 01.04. 01.04. 10.04. 10.04. 10.04. 29.05. 29.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Berlin Berlin Berlin Brandenburg Brandenburg Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt 45; 48; 40; 40; 40; 44; 45; 40; 45 ; 45 ; 45; 82; 82; 82; 82; 40; 40; 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen 162 Speisequark Brie Brie Weichkäse Weichkäse Butterkäse Frischkäsezubereitung Frischkäse Weichkäse Grünländer-Chili Grünländer-Rauch Burlander Bio, Süßrahmbutter Dt. Markenbutter Gouda, jung Gouda, mittelalt Gouda, pikant Gouda, jung Kräuterquark Speisequark Speisequark Speisequark Sahne-Frischkäse Kräuer-Sahne-Frischkäse Kräuterquark Region West-Süd Kräuterquark Kräuterquark Butter Gouda Leerdamer Dt. Butterkäse Tilsiter Emmentaler Speisequark Speisequark Speisequark Speisequark Kräuterquark Kräuterquark Kräuterquark Speisequark Öko-Speisequark Speisequark Speisequark Herbst-Gouda Rahmkäse mit Bärlauch Butterkäse Speisequark 40; 60; 50; 50; 70; 50; 60; 60; 60; 40; 40; 40; 82; 82; 48; 48; 48; 48; 40; 40; 40; 40; 60; 60; 40; 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 01.12. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. 25.05. Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrheinwestfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrheinwestfalen Nordrheinwestfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen 40; 40; 82; 48; 45; 45; 45; 45; 40; 40; 40; 40; 40; 40; 45; 20; 29; 40; 40; 48; 55; 45; 40; 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 10.04. 27.05 27.05. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Baden-Württemberg Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen 163 Rahm-Speisequark Gouda, mittelalt Maasdamer Emmentaler, gerieben Speisequark Speisequark Kräuterquark Region Ost - Süd Dt. Markenbutter Dt. Schnittkäse Speisequarkzubereitung Kräuterquark Süßrahmbutter Dt. Markenbutter Butterkäse Tilsiter Gouda Edamer Butterkäse Brennesselkäse Apfel-Sellerie-Quark Kräutersahnequark Hausmacherquark Champignonsahnequark Sauercremequark Quarkcreme, Vanille Fruchtquark Speisequark Speisequark Kräuterquark Tzatzikiquark Alpenbutter Tafelbutter Dt. Markenbutter Goldbutter Bergbauernbutter Gouda Schnittkäse Emmentaler, gerieben Schmelzkäsezubereitung, Sahne Schmelzkäsezubereitung, Kräuter Schmelzkäsezubereitung, Salami Schmelzkäsezubereitung, Sahne Schmelzkäsezubereitung, Kräuter 50; 48; 45; 45; 40; 40; 40; 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen Hessen 82; 55; 40; 40; 82; 82; 50; 45; 48; 40; 55; 55; 40; 40; 40; 40; 40; 20; 20; 40; 40; 40; 44; 82; 82; 82; 82; 82; 48; 48; 45; 50; 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 11.05. 17.10 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. Thüringen Thüringen Thüringen Thüringen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern 50; 17.10. Bayern 50; 17.10. Bayern 60; 17.10. Bayern 60; 17.10. Bayern 164 Schmelzkäsezubereitung, Champignon Schmelzkäse, Schinken Räucher Schmelzkäse, Räucher Mozarella, gerieben Käsezubereitung-Obazda Käsezubereitung-Radikas Käsezubereitung-Kartoffelkas Rahm-Camembert Rahm-Romadur Weichkäse mit grünem Pfeffer Weichkäse mit Creme fraiche Frischkäse Limburger Rahm-Romadur Weichkäse mit Blauschimmel Speisequark Kräuterquark Speisequark-Topfen Gouda Maasdamer Frankendammer Bergkäse Camembert Camembert Kräuterquark Kräuterquark Bio-Ziegen-Butterkäse Bio-Butterkäse Bio-Käsezubereitung, Mascarpone Bio-Frischkäse Bio-Speisequark Bio-Kräuterquark Speisequark-Topfen Speisequark Kräuterquark Tzatziki-Quark Speisequarkzubereitung, Erdbeer Speisequarkzubereitung, Pfirsich Speisequarkzubereitung, Vanille Kräuterquark Käseaufschnitt Hartkäse 60; 17.10. Bayern 45; 17.10. Bayern 45; 45; 31; 32; 29; 55; 60; 50; 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern 50; 60; 40; 40; 60; 40; 20; 40; 48; 45; 45; 45; 30; 55; 44; 40; 48; 50; 80; 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern 60; 40; 40; 20; 40; 44; 44; 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. 17.10. Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern 20; 17.10. Bayern 20; 17.10. Bayern 20; 17.10. Bayern 45; 40-45; 45; 17.10. 18.10. 18.10. Bayern Bayern Bayern 165 Bio-Gouda Weichkäse Weichkäse, Pfeffer Weichkäse, Knoblauch Weichkäse, Joghurt Speisequark 48; 50; 68; 68; 45; 40; 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. 18.10. Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Bayern Die 172 Proben wurden auf die 17 toxisch relevanten Polychlorierten Dibenzo-p-dioxine und –furane (7 Dioxine und 10 Furane) untersucht. Aufgrund technischer und personeller Schwierigkeiten wurden von den 172 Proben 140 auf die dioxinähnlichen und Indikator-PCB analysiert. Berechnet wurden die WHO-TEQ mit den von der WHO 1998 festgelegten WHO Toxizitätsäquivalenzfaktoren (WHO-TEF) [7]. 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der Analysen wurden auf der Basis der Proben, die, wie schon erwähnt, auf alle 3 Verbindungsklassen (PCDD/F, Indikator-PCB, dioxinähnliche PCB) analysiert wurden, ausgewertet. 3.1 Dioxine in Abhängigkeit von der Probenahmeregion Abbildung 2 zeigt die Mediane der Milchprodukte, gegliedert Probenahmeregionen: Nord-West, Süd-West, Nord-Ost und Süd-Ost. Abb. 2: Dioxine in Milchprodukten aus verschiedenen Regionen Deutschlands (pg WHO-TEQ / g Fett, n=140, Median, 90 % Perzentil) pg WHO-TEQ/g Fett 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 Nord-West Süd-West Nord-Ost Region Süd-Ost nach den 4 166 Wie das Balkendiagramm zeigt, liegen die Medianwerte in den 4 Regionen weit unter dem Grenzwert (3 pg WHO-PCDD/F TEQ/g Fett) für Rohmilch und Milcherzeugnisse, einschließlich Butterfett. Weiterhin weisen die Medianwerte keine signifikanten Unterschiede auf. Sie liegen im Bereich von rund 0,19 pg WHO-TEQ g Fett, wobei der Süd-Osten (Sachsen, Thüringen, Bayern) mit rund 0,16 pg WHO-TEQ/g Fett minimal niedriger liegt. Allerdings weist diese Region mit 67 Proben auch die höchste Probenanzahl auf. Die Auswertungen der Proben (hier: Dioxine) werden hier noch in Form einer Tabelle (Tab. 7) aufgelistet. Tab. 7: Dioxingehalte in Milchprodukten aus verschiedenen Regionen Deutschlands (pg WHO-TEQ/g Fett) Region Nord-West Süd-West Nord-Ost Süd-Ost n 31 19 23 67 XQA 0,217 0,191 0,219 0,176 Median 0,195 0,192 0,197 0,158 Std. Abw. 0,081 0,034 0,069 0,082 Min. 0,142 0,133 0,137 0,070 Max. 0,473 0,266 0,394 0,527 Es zeigt sich, dass die Mediane und Mittelwerte dicht beieinander liegen und die Maxima im Bereich zwischen 0,3 und 0,5 pg WHO-TEQ/g Fett weit unter dem Höchstgehalt von 3 pg WHO- PCDD/F-TEQ/g Fett bleiben. 3. 2 Dl- PCB in Abhängigkeit von der Probenahmeregion Auch die Gehalte an dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) (Abbildung 3) zeigen keine regionalen Auffälligkeiten. Die Medianwerte bewegen sich zwischen rund 0,5 und 0,7 pg WHO-TEQ/g Fett, wobei die Regionen Nord-Ost (Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt) und Süd-Ost (Sachsen, Thüringen, Bayern) geringfügig niedrigere Gehalte als die Regionen Nord-West (Niedersachsen, Bremen, Nordrheinwestfalen und Süd-West (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg) aufweisen. 167 Abb. 3: Gehalte an dioxinähnlichen PCB in Milchprodukten aus verschiedenen Regionen Deutschlands (pg WHO-PCB-TEQ/g Fett, Median, 90 % Perzentil) pg WHO-TEQ/g Fett 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Nord-West Süd-West Nord-Ost Süd-Ost Region Tabellarisch (Tab. 8) dargestellt, ergeben sich für die dioxinähnlichen PCB die folgenden Werte: Tab. 8: Gehalte an dioxinähnlichen PCB in Milchprodukten aus verschiedenen Regionen Deutschlands (pg WHO-PCB-TEQ/g Fett) Region Nord-West Süd-West Nord-Ost Süd-Ost * o. Ausreißer n 31 19 23 67 66 XQA 0,601 0,667 0,563 0,523 0,501 Median 0,570 0,663 0,517 0,478 0,475 Std. Abw. 0,220 0,176 0,221 0,260 0,193 Min. 0,241 0,364 0,249 0,116 0,116 Max. 1,061 1,123 1,196 1,938 ?* 1,031 Der relativ hohe Wert für das Maximum im Süd-Osten (rd. 2 pg WHO-TEQ/g Fett) ist als „Ausreißer“ zu betrachten. Deshalb erfolgte in der letzten Zeile der voran stehenden Tabelle 8 eine Auswertung ohne diese Probe. Im Gegensatz zu den Dioxinen gibt es für die dioxinähnlichen PCB keinen „alleinigen“ Grenzwert. In der VERORDNUNG (EG) Nr. 1881/2006 DER KOMMISSION vom 19. Dezember 2006 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln wurde für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB ein Höchstgehalt in Rohmilch und Milcherzeugnissen, einschließlich Butterfett, von 6 pg WHOPCDD/F-PCB-TEQ/g Fett festgelegt [1]. Geht man davon aus, dass bei einem „Gesamthöchstgehalt“ von 6 pg WHO-PCDD/F-PCBTEQ/g Fett die Hälfte, d. h. 3 pg WHO-TEQ/ g Fett (Höchstgehalt nur für Dioxine) von den PCDD/F abgedeckt werden, verbleiben für die dioxinähnlichen PCB noch 3 pg WHO-TEQ/g 168 Fett. Zieht man den arithmetischen Mittelwert für die dioxinähnlichen PCB (0,5 pg WHOTEQ/g Fett; ohne Ausreißer) aus der obigen Tabelle 7 heran, heißt das, dass der Höchstgehalt nur zu 1/6 ausgeschöpft wird. 3.3 Gesamtbelastung (PCDD/F+dl-PCB) in Abhängigkeit von der Probenahmeregion Tab. 9: Dioxine und dl-PCB in Milchprodukten aus Deutschland (arithm. Mittelwert; pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett) Region Dioxine Nord-West Süd-West Nord-Ost Süd-Ost dl-PCB 0,217 0,191 0,219 0,177 Summe Dioxin+dl-PCB 0,818 0,858 0,782 0,678 0,601 0,667 0,563 0,501 90. Perz. 1,174 1,087 1,122 0,979 Wie Tabelle 9 zeigt, bewegen sich die Gesamt-TEQ in Milchprodukten aus Deutschland zwischen rund 0,68 und 0,86. Abb. 4: Gesamt-TEQ (PCDD/F + dl-PCB) in Milcherzeugnissen aus Deutschland (WHO-TEQ, arithm. Mittel, 90 % Perzentil) Dioxin 1,4 dl-PCB pg WHO-TEQ/g Fett 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Nord-West Süd-West Nord-Ost Süd-Ost Region Die Gesamt-TEQ weisen in den 3 Regionen (Nord-West, Süd-West, Nord-Ost) ein recht einheitliches Bild auf. Auch der Anteil Von PCDD/F und dl-PCB an den Gesamt-TEQ gestaltet sich in diesen 3 Regionen recht gleichförmig. Im Süd-Osten liegen die Gesamt–TEQ geringfügig niedriger, der relative Anteil der Verbindungsklassen entspricht aber in etwa den anderen Regionen. 169 4. Gehalte in den Einzelprodukten Quark, Butter und Käse Vergleicht man die mittleren Gehalte (Medianwerte) an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in allen untersuchten Butter-, Quark- und Käseproben, ergeben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Produktgruppen. Alle Gehalte lagen weit unter den gültigen Grenz- und Auslösewerten und zeigen, dass diese Produkte in Deutschland nur noch sehr gering belastet sind. Abb. 5: Mittlere Gehalte in Milchprodukten aus Deutschland (Median, 90% Perzentil) dl-PCB 7 Dioxine WHO-TEQ [ng/kg Fett] 6 Höchstwert ∑WHO-TEQ 5 4 3 Höchstwert Dioxin 2 1 0 Butter (n=23) Käse (n=66) Quark (n=52) 5. Anteil der Einzelkongenere an der Gesamttoxizität 5.1 Dioxine Abb. 6: Relativer Anteil der PCDD/F-Kongenere an der Gesamttoxizität 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Käse Butter Quark OCDF OCDD 1234678-HpCDF 1234678-HpCDD 1234789-HpCDF 123789-HxCDF 234678-HxCDF 123789-HxCDD 123678-HxCDD 123478-HxCDD 123678-HxCDF 123478-HxCDF 23478-PeCDF 12378-PeCDD 12378-PeCDF 2378-TCDF 2378-TCDD 170 Betrachtet man den relativen Anteil der einzelnen Dioxinkongenere in den Milchprodukten Butter, Käse und Quark dominiert eindeutig das 2,3,4,7,8 Pentachlordibenzofuran mit rund 50 %. Dies wurde auch schon in langjährigen Untersuchungen von Tankwagensammelmilch und Milchprodukten aus Schleswig-Holstein festgestellt. Auch bei den übrigen Kongeneren zeigt sich, dass das Verteilungsmuster in den Milchprodukten recht einheitlich ist. 5.2 Dioxinähnliche PCB Auch hier ergibt sich ein einheitliches Bild bei den 3 Produkten. Der relative Anteil der Einzelkongenere an der Gesamttoxizität ist bei allen drei Produkten fast identisch. Die Toxizität wird überwiegend durch das Kongener PCB 126 mit einem Anteil von mehr als 80 % bestimmt. Die Summe der Kongenere PCB 118, 126 und 156 macht über 95 % der Gesamttoxizität aus (Abb. 7). Abb. 7: Relativer Anteil der dl-PCB-Kongenere an der Gesamttoxizität 100% CB 189 CB 167 90% 80% CB 157 CB 156 CB123 CB118 70% 60% 50% CB114 CB 105 CB 169 40% 30% 20% 10% 0% Quark Käse Butter CB 126 CB81 CB 77 6. Vergleich mit anderen Daten Betrachtet man die Gesamtbelastung aller Milchprodukte an toxischen Äquivalenten (Dioxine und dioxinähnliche PCB), ergeben sich für das Jahr 2006 im Mittel rund 0,74 pg WHO-TEQ/ g Fett. Das 90 % Perzentil liegt bei 1,022 pg WHO-TEQ/g Fett. 171 Abb. 8: Mittlere WHO-TEQ Konzentration aller Proben (n=140) im Vergleich zu Literaturdaten (XQA, 90 % Perzentil) ∑ WHO-TEQ 6 pg WHO-TEQ / g Fett Höchstwert 5 4 3 2 1 0 MRI 2007 eurofins 2005 Die folgende Abbildung 8 zeigt, dass der mittlere Gehalt aller in diesem Monitoring untersuchten Proben sehr gut mit dem mittleren Gehalt von Handelsproben aus Westeuropa übereinstimmt. Im Zeitraum von 2003 – 2005 wurden von eurofins/GfA 138 Milchen und Milchprodukte aus Westeuropa untersucht [4]. Eine ähnlich gute Übereinstimmung wird gefunden, wenn man die Gehalte der Einzelprodukte mit Literaturdaten vergleicht (Abb.9). Die Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Butter entsprechen den Werten des Bundesweiten Überwachungsplans zur Untersuchung verschiedener Lebensmittel auf Dioxine und PCB für das Jahr 2006, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zusammengestellt wurden [5] sowie den Daten eines französischen Monitoringprogramms im Zeitraum 2001 – 2004, in dem flächendeckend über 800 individuelle Lebensmittelproben, darunter 102 Milch und Milchprodukte, analysiert wurden [7]. 172 Abb. 9: Mittlere Gehalte an Dioxinen und dl-PCB in Milchprodukten (WHO-TEQ, Median, 90 % Perzentil) dl-PCB Dioxine WHO-TEQ ng/kg Fett 6 Höchstwert Dioxine+dl-PCB 5 4 3 Höchstwert Dioxine 2 1 0 Butter MRI Butter BVL 2006 F: französiche Daten Butter F 2006 Käse MRI Quark MRI Milch BVL 2006 Milch F 2006 BVL: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 7. Indikator-PCB In der Schadstoff-Höchstmengenverordnung [8] sind für Milch, Milcherzeugnisse und für Butterfett Höchstwerte für die 6 sogenannten Indikator – PCB- Verbindungen PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180 festgelegt. Sie betragen für PCB 28, 52, 101 und 180 40 µg/kg Fett und für die beiden PCB-Kongenere PCB 138 und 153 50 µg/kg Fett. Die mittleren Gehalte der Einzelkongenere (außer PCB 28) aller 141 untersuchten Milchprodukte sind in Abbildung 10 wiedergegeben. Das PCB-Kongener PCB 52 war meist unterhalb der Nachweisgrenze von 0,03 µg/kg Fett. Die Konzentrationen der anderen Kongenere lagen unter 1,5 µg/kg Fett. Die Ergebnisse zeigen, dass die aktuellen Gehalte auf einem sehr niedrigen Niveau weit unter den gültigen Grenzwerten bleiben. Auch die gemessenen Maximalwerte (hier nicht abgebildet) liegen noch unter 1/10 der Grenzwerte. In der EU wird zur Zeit die Festlegung einer neuen einheitlichen Höchstgrenze von 25 µg/kg Fett für die Summe der 6 PCB-Verbindungen diskutiert. Die mittlere Summe der gemessenen Indikator-PCB liegt bei 3 µg/kg. 173 µg/kg Fett Abb. 10: Mittlere Gehalte der Indikator-PCB in Milchprodukten aus Deutschland (n= 141, arithmetischer Mittelwert (XQA),STD) 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 CB 52 CB 101 CB138 CB 153 CB 180 Indikator-PCB . 8. Zeittrends der Dioxingehalte Der zeitliche Verlauf der Dioxinkonzentrationen in Butter und Käse aus Schleswig-Holstein in den letzten 10 Jahren ist in Abbildung 11 dargestellt. Abb. 11: Zeitlicher Verlauf des durchschnittlichen Dioxingehaltes von Butter und Käse aus Schleswig-Holstein Zeitlicher Verlauf des durchschnittlichen Dioxingehalts von Butter und Käse aus Schleswig-Holstein pg WHO-TEQ/g Fett 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jahr 5 _ 03 5 08 J Es zeigt sich, dass sich die Konzentrationen seit 1998 auf circa die Hälfte reduziert haben und sich auf einem Niveau eingespielt haben, bei dem wegen der Persistenz der Dioxinverbindungen mit einem weiteren Rückgang in den nächsten Jahren nicht zu rechnen 174 ist. Dies bestätigt auch die nächste Abbildung 12 über den zeitlichen Verlauf des durchschnittlichen Dioxingehaltes von Tankwagensammelmilch aus Schleswig-Holstein. Abb. 12: Dioxine in Tankwagenmilch aus Schleswig-Holstein 0,6 WH O-TEQ p g/g Fett 0,5 5 0,5 0,4 5 0,4 0,3 5 0,3 0,2 5 0,2 0,1 5 0,1 1 99 7 19 98 1 999 20 00 2 00 1 2 002 142 147 141 124 143 91 2 00 3 20 04 200 5 20 06 105 101 113 1 27 20 07 Jah r 66 n 17 175 9. Literatur [1] Commision regulation (EC) No 199/2006 of 3 February 2006 amending Regulation (EC) No 466/2001 setting maximum levels for certain contaminants in foodstuffs as regards dioxins and dioxin-like PCBs. Official Journal of the European Union L32, 4.2.2006. [2] Commission regulation, 2006a. Commission regulation (EC) No 1881/2006 of 19 December 2006 setting maximum levels for certain contaminants in foodstuffs. Official Journal of the European Union L 364/5, 20.12.2006. [3] European Commission, 2001. Opinion of the Scientific committee on food on the assessment of dioxins and dioxin-like PCBs in food. CS/CNTM/DIOXIN/ 20final, 30 May 2001. [4] Hamm, S.; Grümping, R.; Schwietering, J., 2005. Levels of Polychlorinated Dibenzo(p)dioxins, Dibenzofurans and Dioxin-like PCBs in Milk, Milk products and Eggs from West European Countries. 25th Int. Symp.Halogenated Env. Org. Poll, Toronto, Canada, 1406 – 1408. [5] Sommerfeld, G.; Kliemant, A. , 2006. Bericht zum Bundesweiten Überwachungsplan zur Untersuchung verschiedener Lebensmittel auf Dioxine und PCB. Ergebnisse für das Jahr 2006. [6] Tard, A.; Gallotti, S.; Leblanc, J.-C.; Volatier, J.-L., 2007. Dioxins, furans and dioxin-like PCBs: Occurrence in food and dietary intake in France. Food additives and contaminants 24: 1007-1017. [7] Van den Berg, M. et al.,1998. Toxic equivalency factors (TEFs) for PCBs, PCDDs, PCDFs for human and wildlife. Environmental Health Perspectives 106: 775 – 792. [8] SHmV (2006) Verordnung über Höchstmengen an Schadstoffen in Lebensmitteln (Schadstoff-Höchstmengenverordnung – SHmV). Bundesgesetzblatt I S. 1562. 176 Teil 8: Zusammenfassung Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Max Rubner - Instituts zur Durchführung einer nationalen Statuserhebung von Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Verbindungen in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Im Auftrag des BMELV wurde im Zeitraum von 2004 – 2008 ein mehrjähriges Forschungsprojekt zur Statuserhebung von Dioxinen (PCDD/F) und PCB in Futter- und Lebensmitteln durchgeführt. Die Untersuchung hatte zum Ziel, eine flächendeckende repräsentative Beurteilung der Dioxin- und PCB-Belastung durch die vom Tier stammenden Lebensmittel Milch, Fleisch, Fisch und Eier – inklusive tierartspezifischer Futtermittel für landwirtschaftliche Nutztiere- zu erhalten. Mit den ausgewählten tierischen Lebensmitteln nimmt der Verbraucher mehr als 90% an diesen unerwünschten Stoffen auf. Die Untersuchungen wurden vom Max Rubner - Institut in der Arbeitsgruppe Analytik am Standort Kulmbach und am Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch an den Standorten Hamburg und Kiel in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierernährung des Friedrich-Löffler-Instituts in Braunschweig durchgeführt und von Kulmbach koordiniert. Für eine korrekte und zuverlässige Beschreibung der aktuellen Belastungssituation war eine möglichst repräsentative Probenahme unerlässlich. Die Auswahl des jeweiligen Probenmaterials erfolgte mit hoher Sorgfalt an den für das jeweilige Lebensmittel/Futtermittel zuständigen Instituten und Einrichtungen. Bestimmt wurden 7 Dibenzodioxin- und 10 Dibenzofuran - Kongenere, 4 non-ortho PCBund 8 mono-ortho-PCB – Verbindungen, für die von der WHO Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) festgelegt wurden. Zusätzlich wurden die Gehalte der gesetzlich geregelten di-ortho PCB-Kongenere 28, 52, 101, 138, 153 und 180 (Indikator-PCB) ermittelt. Insgesamt wurden ca. 1100 Proben untersucht. Für die Dioxingehalte erlaubt die vorliegende Studie einen Vergleich mit Daten in den Lebensmitteln Milch, Fleisch und Fisch, die im Zeitraum von 1995-1999 in einem entsprechenden BMELV-Forschungsprojekt erhoben wurden. Daten über dioxinähnliche PCB lagen bisher nicht vor. Ein Vergleich der Dioxingehalte zeigt klar, dass die Gehalte der PCDD/F in den Lebensmitteln terrestrischen Ursprungs aufgrund der weitreichenden eintragsmindernden Maßnahmen des Gesetzgebers deutlich abgenommen haben. Beim Lebensmittel Fisch zeichnet sich aufgrund der hohen Persistenz der Dioxine im aquatischen System nur eine sehr langsame Abnahme ab. 177 In allen 200 untersuchten Futtermitteln lagen die Gehalte der WHO-PCDD/F-PCB-TEQ mit einem Mediangehalt von etwa 0,05 ng/kg (88% TM) um den Faktor 25 unter dem Höchstgehalt von 1,25 ng/kg. Deutlich erkennbar ist eine Belastungsabstufung zwischen Rauund Saftfuttermitteln und Mischfuttermitteln, wobei die letztgenannte Gruppe – bezogen auf Medianbasis - geringere Gehalte aufweist. Für die Indikator-PCB in Futtermitteln existieren bislang keine Höchstgehalte, es gilt jedoch ein PCB-Richtwert von 5 µg/kg (88% TM). Die Gehalte der 6 Indikator-PCB-Verbindungen lagen im Median etwa den Faktor 100 unter dem Richtwert. Insgesamt betrachtet, sind die Gehalte an Dioxinen, dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB in den untersuchten Mischfuttermitteln, Rau- und Saftfuttern als erfreulich niedrig anzusehen. Die 300 untersuchten Fleisch- und Fleischerzeugnisse teilten sich auf in Rindfleisch (Teilstück Hochrippe), Schweinefleisch (Teilstück Kamm bzw. Nacken) und Geflügelfleisch (Teilstück Keule mit Haut). Bei den Fleischerzeugnissen wurden Brühwurst (Fleischwurst, fein zerkleinert), Rohwaren (Schinkenspeck), Kochwurst (Leberwurst) und Rohwurst (Salami) beprobt. Die Gehalte an dioxinähnlichen PCB in Fleisch lagen für Rindfleisch im Median bei etwa 0,9 ng/kg Fett WHO-PCB-TEQ und damit im Bereich des Auslösewertes von 1,0 ng/kg Fett. Bei Geflügel blieben die WHO-PCB-TEQ-Gehalte mehr als eine Größenordung unter dem PCB-TEQ-Auslösewert von 1,5 ng/kg Fett. In Fleischerzeugnissen schwankte der WHOPCB-TEQ im Median über den Bereich von 0,06 ng/kg Fett für Rohwaren bis hin zu 0,13 ng/kg Fett für Rohwurst. Die Dioxingehalte in Fleisch bewegten sich mit einem WHO-PCDD/F-TEQ von im Median 0,2 ng/kg Fett für Rindfleisch und 0,09 ng/kg Fett für Schweine- und Geflügelfleisch deutlich unter den jeweiligen Höchstgehalten. In allen vier untersuchten Arten von Fleischerzeugnissen lag der Median für den WHO-PCDD/F-TEQ unter 0,1 ng/kg Fett. Die Summe der 6 Indikator-PCB-Kongenere lag bei Schweine- und Geflügelfleischproben im Median zwischen 1 und 2 µg/kg Fett und für Rindfleisch etwa bei 5 µg/kg Fett. Damit sind die aktuellen Gehalte etwa den Faktor 10 bis 20 unter dem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt von 50 µg/kg (bezogen auf Fett). Bei Fischen und Fischereierzeugnissen konzentrierte sich die Probennahme auf Fische mit einem Marktanteil von > 1% und einem höheren Fettgehalt. Untersucht wurden ca. 200 Proben von 32 Fischarten, 5 Krebs- und Weichtierarten und verschiedene Erzeugnisse. Die Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Fischen und Fischereierzeugnissen blieben im Allgemeinen weit unter den gültigen EU- Höchstwerten von 4 ng WHO-PCDD/FTEQ/kg FS und 8 ng WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/kg FS. Fische mit niedrigen Fettgehalten lagen unter 0,5 ng/kg FS, gleiches gilt für Krebs- und Weichtiere. Fische mit Fettgehalten bis 5 % blieben meist unter 1 ng/kg FS, Fische mit höheren Fettgehalten (> 10 %) lagen bei 1 – 3 ng/kg FS. Bei einigen Fischarten konnte eine fangplatzspezifische Abhängigkeit der Gehalte nachgewiesen werden. Höhere Gehalte wurden vor allem bei fettreichen Fischen aus der östlichen Ostsee nachgewiesen. Weiterhin wurden 200 Eier aus den Haltungsformen Käfighaltung, Biohaltung, Freilandhaltung und Bodenhaltung sowie Eiprodukte untersucht. Die Gehalte an dioxinähnlichen PCB in Eiern lagen für alle vier untersuchten Haltungsformen im Median bei etwa 0,1 bis 0,2 ng/kg Fett WHO-PCB-TEQ und damit mehr als um den Faktor 10 unter dem Auslösewert von 2,0 ng/kg Fett. Die Dioxingehalte in Eiern bewegten sich mit einem Median des WHO-PCDD/F-TEQ im Bereich von 0,1 bis 0,2 ng/kg Fett deutlich unter dem Höchstgehalt von 3 ng/kg Fett. 178 Die Summe der 6 Indikator-PCB-Kongenere blieb mit einem Median von 2 bis 3 µg/kg Fett deutlich unter dem Vorschlag für eine Höchstgehaltsregelung von 75 µg/kg für den Summengehalt der 6 Indikator-PCB-Verbindungen. Einzelne hohe PCB- und Dioxingehalte in Eiern aus Freilandhaltung resultierten überwiegend aus Betrieben mit kleinen Herdengrößen. Die 140 untersuchten Milcherzeugnisse (Butter, Quark und Käse) stammten aus 4 Regionen Deutschlands: Nord-Ost, Süd-Ost, Nord-West und Süd-West. Die Ergebnisse zeigen, dass das Kontaminationsniveau von PCDD/F in Milchfett in den letzten Jahren auf rund 0,2 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg Fett gesunken ist. Für die dioxinähnlichen PCB ergab sich ein Median von ca. 0,54 ng WHO-TEQ/kg Fett. Alle Proben blieben unter den Auslösewerten von 2,0 ng /kg Fett für PCDD/F und dl-PCB. Mit einem Median von nur 0,74 ng WHO- PCDD/F-PCB -TEQ/kg Fett lagen die aktuellen Gehalte in Milchprodukten aus Deutschland weit unter dem Höchstgehalt von 6 ng WHOPCDD/F-PCB-TEQ/kg Fett. Auch die mittleren Gehalte der einzelnen Indikator-PCB blieben mit ca. 0,03 – 1,5 µg /kg Fett weit unter den gültigen nationalen Höchstwerten. Der Summengehalt der Indikator-PCB bewegte sich mit 3 µg/kg Fett deutlich unter den derzeit diskutierten Höchstgehalten von 25 µg/kg. 179 Danksagung Wir danken • dem BVL und Herrn Meng für zusätzliche Informationen zum Rau- und Saftfutteraufkommen. • dem FLI und Prof. Dänicke und die Erstellung des Futtermittelbeprobungsplanes mit hoher Repräsentativität. • den Futtermittelkontrollbehörden der Bundesländer und allen Mitarbeitern, die bei der Probenahme behilflich waren. • der DLG und Frau Hillgärtner für die Unterstützung der bundesweiten Probenahme von Fleischerzeugnissen. Verlagsnachw Heft 522 02.09.2009 9:08 Uhr Seite 1 Schriftenreihe des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Reihe A: Angewandte Wissenschaft Preis € Nr. 515 Nr. 516 Nr. 517 Nr. 518 Nr. 519 Nr. 520 Nr. 521 Analyse verbraucherpolitischer Defizite beim Erwerb von Teilzeitnutzungsrechten 24,–– Verbraucherpolitische Aspekte des deutschen Preissystems 11,50 Verbraucherschutz in der Aus- und Weiterbildung 11,50 Verbraucherpolitik als Motor der Wirtschaft 23,10 Arbeit und Einkommen in und durch Landwirtschaft 9,80 Rechtsvergleichende Untersuchung zu Kernfragen des Privaten Bauvertragrechts 43,60 Europäische Vorbilder für Kundendienst und Fahrgastrechte in Deutschland 12,20 Verlags gesellschaft W.E.Weinmann e.K. Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann e. K., Telefon: 07 11/70 01 53-0 Karl-Benz-Straße 19 · 70794 Filderstadt Bestellung per E-Mail: Bestellung per Fax: Bestellung per Internet: [email protected] 07 11/70 01 53-10 www.verlag-weinmann.com Umschlag BMELV Heft 522 02.09.2009 9:04 Uhr Seite 1 522 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Angewandte Wissenschaft Heft 522 Herausgeber: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft u n d V e r b r a u c h e r s c h u t z ( B M E LV ) Wilhelmstraße 54 10117 Berlin Stand: September 2009 Gesamtherstellung: Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann e. K., 70773 Filderstadt, Postfach 1207 Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.bmelv.de ISBN 978-3-921262-52-8 Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futter- und vom Tier stammenden Lebensmitteln Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futterund vom Tier stammenden Lebensmitteln VERBRAUCHERSCHUTZ ERNÄHRUNG LANDWIRTSCHAFT