ROGOFF-STUDIE Von Nico Popp Harvard-Ökonomen sehen harte Zeiten für Investoren Die Krise scheint offenbar für viele Investoren das Tal durchschritten zu haben – die Schulden jedoch bleiben. Glaubt man renommierten Harvard-Ökonomen, dürfte die Haushaltssituation in vielen europäischen Staaten bald deutliche Einschnitte nötig machen. Die Finanzkrise ist für viele Anleger bereits ein Kapitel aus der Vergangenheit. Die Aktienmärkte haussieren und selbst Krisenländer wie Griechenland und Irland machen durch erfreuliche Nachrichten auf sich aufmerksam. Glaubt man den US-Ökonomen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, ist die Krise aber noch lange nicht zu Ende. In einem Arbeitspapier für den Internationalen Währungsfonds (IWF) mit dem Titel „Finanz- und Staatsschuldenkrise: Lektionen die wir gelernt – und Lektionen, die wir vergessen haben“ zeigen beide Ökonomen auf, wie die europäische Staatsschuldenkrise gelöst werden könnte. Wie Politiker bislang mit den hohen Staatsschulden umgehen, reiche nicht aus, um die Probleme zu lösen. Finanzielle Repression könnte noch 10 bis 15 Jahre Thema bleiben Die Autoren glauben, dass Europa zur Lösung der Krise auf einen Dreiklang aus Sparprogrammen, Wachstum und Inflation setzt – vergebens. Vielmehr werden massive finanzielle Repressionen nötig sein, um die Staatsschulden nachhaltig zu senken. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, haben Reinhart und Rogoff sämtliche Schulden-Krisen der vergangenen 200 Jahre näher beleuchtet und kommen zu dem Ergebnis, dass derartige Krisen in der Vergangenheit nie ohne deutliche Einschnitte gelöst werden konnten. „Die Märkte haben sich im letzten Jahr beruhigt. Dennoch glauben wir daran, dass die finanzielle Repression für Anleger noch zehn bis fünfzehn Jahre ein Thema bleibt“, glaubt auch Jochen Sölter, Geschäftsführer der SK Vermögensverwaltung. Die Staatsschuldenkrise ist demnach für Investoren keineswegs ausgestanden. Auch Sölter sieht die Politik derzeit auf dem falschen Weg: „Die jüngsten Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene haben gezeigt, dass die Politik hinsichtlich der Haushaltssituation den Ernst der Lage noch nicht erkannt hat.“ Dennoch sei eine Rückkehr der Staatsschuldenkrise, wie 2011 geschehen, derzeit wenig realistisch. „So ernst wie Mitte 2011 dürfte es erst wieder werden, wenn finanzmonitor.de - 20. Januar 2014 größere Länder, wie beispielsweise Frankreich, in eine Schieflage geraten würden", erklärt der Investment-Profi. Diversifikation als Antwort auf eine ungewisse Zukunft Dennoch gibt die Studie Anlass zur Sorge. Nachdem der IWF bereits Ende des vergangenen Jahres eine zehnprozentige „Sparer-Steuer“ ins Spiel gebracht hatte, werden die Autoren der IWF-Studie deutlicher. Typischerweise würden Schuldenkrisen durch „eine Kombination aus Kapitalverkehrskontrollen, Steuern, Inflation und Bankrotten“ gelöst. Dass steigendes Wachstum die Schuldenkrise allein löse, sei unwahrscheinlich. Die weit verbreitete Annahme, dass finanzielle Repressionen und Staatsbankrotte allein ein Mittel aufstrebender Volkswirtschaften seien, verneinen Reinhart und Rogoff. Auch Industrieländer hätten ihre Schuldenkrisen in der Vergangenheit auf diese Weise gelöst. Trotz der Hiobsbotschaften von Ökonomen bleibt Vermögensverwalter Sölter kurzfristig entspannt: „Auf Sicht von ein bis zwei Jahren erwarten wir eine positive Entwicklung an den Kapitalmärkten.“ Auf mögliche Folgen der hohen Staatsverschuldung ist der Vermögensverwalter aber dennoch gewappnet: „Um sich auf die finanzielle Repression vorzubereiten, müssen Anlegern diversifiziert investieren. Nur ein diversifiziertes Portfolio bietet den größtmöglichen Schutz. In diesem Zusammenhang sind Aktien interessant.“ Sollte die Staatsschuldenkrise wieder hochkochen, hält Sölter auch Edelmetalle für ein geeignetes Investment. Für seine Kunden darf es sogar noch etwas exotischer sein: „Für große Vermögen bieten sich zur Diversifikation alternative Investments wie Private Equity, Hedgefonds oder auch Infrastruktur-Investments an“, erklärt Sölter. finanzmonitor.de - 20. Januar 2014