Arzneimittel und Therapie Tafluprost 35% innerhalb von zwei bis vier Stunden nach der ersten Anwendung, die maximale Wirkung wird etwa zwölf Stunden erreicht und bleibt über mindestens 24 Stunden erhalten. Tafluprost ist als Monotherapeutikum wirksam und hat eine additive Wirkung, wenn es als Zusatzbehandlung zu Timolol angewendet wird: In einer Studie über sechs Monate senkte Tafluprost den Augeninnendruck signifikant um 6 bis 8 mmHg zu verschiedenen Tageszeitpunkten im Vergleich zu 7 bis 9 mmHg bei Latanoprost. In einer zweiten sechsmonatigen klinischen Studie reduzierte Tafluprost den Augeninnendruck um 5 bis 7 mmHg, verglichen mit 4 bis 6 mmHg bei Timolol. Die Wirkung von Tafluprost blieb bei der Verlängerung dieser Studien bis zu 12 Monate erhalten. Wie alle Prostaglandinanaloga führt auch Tafloprost zu einer ­irreversiblen Pigmentierung der Iris, zu einer Rötung des Auges und zu vermehrtem Wimpernwachstum. Bei Frauen im gebärfähigen Alter darf Tafluprost nicht angewendet werden, wenn keine geeigneten empfängnisverhütenden Maßnahmen getroffen wurden. < Quellen hel Erhöhtes Brustkrebsrisiko bei längerer Substitution „Hormontherapie und Brustkrebs - Keine Entwarnung“ so oder ähnlich titelten viele Publikationen ihre Berichte zu den Ergebnissen der bevölkerungsbasierten deutschen Fall-Kontrollstudie MARIE, nach der auch in Deutschland eine Hormonsubstitution über mehr als fünf Jahre das Brustkrebsrisiko erhöht. Wir haben Prof. Dr. med. Peyman Hadji, den Leiter des Schwerpunktes gynäkologische Endokrinologie, Reproduktionsmedizin und Osteologie der Philipps-Universität Marburg gebeten, diese Studie näher zu beleuchten und Konsequenzen für die Praxis aufzuzeigen. 2602 | 0000 | D eutsche A potheker Z eitung | 148. J ahrgang genen behandelt wurden, zeigte sich jedoch nach 7,4 Jahren eine deutlich erniedrigte Inzidenz des Mammakarzinoms. Induzieren Östrogene Tumoren? Fachinformation zu Taflotan®, Stand Mai 2008. Neue Studie mit deutschen Frauen Eine große Anzahl von Untersuchungen hat in den letzten Jahrzehnten die Frage nach dem Zusammenhang an Mammakarzinomen unter Hormontherapie eingehend untersucht. 1997 wurde bereits eine große Metaanalyse der Oxfordstudiengruppe unter Einschluss von ca. 50.000 Frauen mit Mammakarzinom sowie ca. 100.000 nicht betroffenen Kontrollen veröffentlicht. Bereits diese Analyse wies ein erhöhtes Auftreten Prof. Dr. Peyman Hadji von Mammakarzinomen bei Frauen unter Hormontherapie nach. Dies bestätigte sich ebenfalls in der Women’s Health Initiative Study (WHI-Studie). Im Rahmen dieser randomisiert kontrollierten Studie wurde nach einem Beobachtungszeitraum von 5,2 Jahren eine Erhöhung der Inzidenz des Mammakarzinoms festgestellt. Im zweiten Arm der WHI-Studie, in der Frauen nach Gebärmutterentfernung lediglich mit reinen Östro- Betrachtet man Ergebnisse der tumorbiologischen Forschung, so ist seit längerem bekannt, dass Östrogene zwar Tumorpromotoren sind, da sie das Wachstum von bestehenden Tumoren beeinflussen, jedoch am Brustgewebe keinen Tumor auslösen. Basierend auf diesen Tatsachen wird seit langem diskutiert, ob unter einer Hormonbehandlung lediglich bereits vorhandene Mammakarzinome schneller zum Wachstum kommen, oder ob – was bislang noch nicht bewiesen werden konnte – Hormone entsprechende Karzinome induzieren. Die MARIE-Studie MARIE steht für Mammakarzinom-Risikofaktoren-Erhebung, bei der die Daten von 3.464 deutschen Frauen mit histologisch gesichertem Mammakarzinom und 6.657 Kontrollen im Alter zwischen 50 und 74 Jahren verglichen wurden. Die Erhebung fand im Jahre 20022005 in Hamburg und in der Region Rhein-Neckar unter der Leitung von Herrn Professor Wilhelm Braendle und Jenny Chang-Claude statt. Hierbei wurden alle neu erkrankten ­Patientinnen mit invasiven und In-situ-Mammakarzinomen in 12.06.2008 | Nr. 24 strukturierten Interviews befragt. Die Ergebnisse der MARIEStudie zeigen nach einer mehrjährigen Hormontherapie nach der Menopause ein ansteigendes Brustkrebsrisiko. Bei der differenzierten Auswertung scheint das Brustkrebsrisiko bei kontinuierlicher kombinierter Gabe stärker anzusteigen als bei zyklischer Ein­ nahme. Das Brustkrebsrisiko ist am niedrigsten bei reiner Östrogentherapie. Fünf Jahre nach Absetzen der Hormon­ therapie besteht kein erhöhtes Risiko mehr für Brustkrebs. In der Untersuchung hatten knapp 3.800 Frauen nie Hormone eingenommen, rund 6.300 gaben an, eine Hormontherapie überwiegend mit Tabletten durchgeführt zu haben (68% der Fälle, 60% der Kontrollen). 3.800 wandten aktuell eine Hormontherapie an (47, bzw. 33%). In dieser Gruppe war das Brustkrebsrisiko am stärksten erhöht: Die Wahr- FOTO: Bilderbox.com Arzneimittel und Therapie Gradwanderung Hormonersatztherapie Sicher ist, dass eine über fünf Jahre andauernde Hormonsubstitution das Brustkrebsrisiko erhöht. Das hat eine weitere in Deutschland durchgeführte Studie bestätigt. Auf der anderen Seite gibt es zu Hormonen bei starken klimakterischen Beschwerden keine Alternative. scheinlichkeit für ein Mammakarzinom lag mit einer Odds Ratio (OR) von 1,73 deutlich höher als bei Frauen nach Absetzen einer HT (OR 0,98) oder „hormonnaiven“ Frauen (OR 1,37). Die Inzidenz stieg mit der Dauer der Therapie bis zu einem Intervall von 15 Jahren und fiel dann wieder ab. Anzeige für Ihr Vertrauen in Chlorhexamed® alkoholfrei ! Durch Ihre Unterstützung wurde das neue Chlorhexamed® alkoholfrei bereits nach vier Monaten die meistverkaufte alkoholfreie ChlorhexidinMundspül-Lösung! 1 • Zugelassenes Arzneimittel • 0,2 % Chlorhexidindigluconat • Äquivalente klinische Wirksamkeit gegenüber unserem Gold-Standard Chlorhexamed® Forte 0,2 %, belegt in einer klinischen Studie von Prof. Schlagenhauf, Universität Würzburg 2 Vertrauen Sie Chlorhexamed® ! Bekämpft schnell die Entzündungsursachen im ganzen Mundraum. 1 Quelle: Nielsen, Februar 2008. 2 Klinische 4-Tages-Plaque-Aufwuchs-Studie an der Universität Würzburg durch die Gruppe von Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf (gsk data on file). Chlorhexamed® alkoholfrei. Wirkstoff: Chlorhexidinbis(D-gluconat). Zusammensetzung: 100 ml Lösung enthalten 0,2 g Chlorhexidinbis(D-gluconat) sowie Pfefferminzaroma, Macrogolglycerolhydroxystearat (Ph. Eur.), Glycerol, Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend) (Ph. Eur.), gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Chlorhexamed® alkoholfrei wird angewendet zur vorübergehenden unterstützenden Behandlung bei Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und nach parodontalchirurgischen Eingriffen. Gegenanzeigen: Chlorhexamed® alkoholfrei darf bei schlecht durchblutetem Gewebe und Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber Chlorhexidinbis(D-gluconat) oder einem der sonstigen Bestandteile des Präparates nicht angewendet werden. Bei erosiv-desquamativen Veränderungen der Mundschleimhaut, bei Wunden und Ulzerationen sollte Chlorhexamed® alkoholfrei nicht angewendet werden. Nebenwirkungen: Selten treten Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Chlorhexidin auf. In Einzelfällen wurden auch schwerwiegende allergische Reaktionen nach lokaler Anwendung von Chlorhexidin beschrieben. In Einzelfällen treten reversible desquamative Veränderungen der Mukosa (bestimmte Mundschleimhautveränderungen) und eine reversible Parotis-(Ohrspeicheldrüsen-) schwellung auf. Bei Beginn der Behandlung kann ein brennendes Gefühl auf der Zunge auftreten. Es können eine Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens und ein Taubheitsgefühl der Zunge auftreten. Diese Erscheinungen sind nach Beendigung der Anwendung von Chlorhexamed® alkoholfrei reversibel. Verfärbungen der Zahnhartgewebe, von Restaurationen (dies sind u. a. Füllungen) und der Zungenpapillen (Resultat ist die so genannte Haarzunge) können auftreten. Diese Erscheinungen sind ebenfalls reversibel, und zum Teil kann ihnen durch sachgemäße Anwendung entsprechend der Dosierungsanleitung vorgebeugt werden. Bei Vollprothesen empfiehlt sich ein Spezialreiniger. Pharmazeutisches Unternehmen: GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH & Co. KG, D-77815 Bühl alkoholfrei Arzneimittel und Therapie Fünf Jahre nach Absetzen war das Risiko nicht mehr erhöht, auch bei Frauen mit über zehnjähriger Hormoneinnahme. Herr Professor Braendle, Leiter der Untersuchungen, interpretierte die Ergebnisse dahingehend, dass eine Hormontherapie die Proliferation bestehender Mammakarzinome beeinflusst, sie aber nicht initiiert. Deshalb erwartet er nach dem Rückgang der Inzidenz in den Krebsregistern aufgrund der gefallenen Verordnungszahlen für die ­Zukunft – mit einer gewissen Latenzzeit – auch wieder einen Anstieg. Konsequenzen für die tägliche Praxis Dass eine Hormontherapie mit einer erhöhten Detektionsrate des Mammakarzinoms in Verbindung steht, ist seit mehr als 15 Jahren gut dokumentiert. Die WHI-Studie hat dies ebenfalls bestätigt. Einer der Kritikpunkte an der WHI-Studie lag darin begründet, dass die Daten in den Vereinigten Staaten und nicht in Europa bzw. Deutschland erhoben wurden. Dieses hat sich nun durch die MARIE-Studie verändert. Die Untersuchung, die in Deutschland durchgeführt wurde, hat eine Assoziation von Hormontherapie und Mammakarzinom in vergleichbarer Größenordnung aufgewiesen wie die WHI-Studie. So gesehen handelt es sich hier um eine konformatorische Untersuchung, allerdings erstmalig an deutschen Frauen. Ob eine Hormontherapie auch Mammakarzinome induzieren kann, belegt diese Studie weiterhin nicht. Diese Frage liegt jedoch im Fokus der Anwenderinnen, der beratenden Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte. Wie aus vielen zellbiologischen Untersuchungen bekannt ist, fördern Östrogene die Proliferation von bereits vorhandenen Tumorzellen. Eine höhere Detektionshäufigkeit von Mammakarzinomen unter einer Hormontherapie führt zwangsläufig zu einer erhöhten Rate an Mammakarzinomen, da bestehende kleinere Karzinome in ihrer Proliferation angeregt werden und bei entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen 2604 | 0000 | D eutsche A potheker Z eitung | 148. J ahrgang frühzeitig entdeckt werden können. Eindeutige Belege, dass Östrogene am Brustdrüsengewebe Karzinome hervorrufen, liegen bislang nicht vor. Es bleibt jedoch nach wie vor offen, ob die unter Hormontherapie proliferierenden Karzinome ohne eine entsprechende Hormontherapie nicht in einer Ruhephase verblieben wären und vielleicht klinisch niemals in Erscheinung getreten wären. Aus diesem Grunde sollte vor jeder Therapieeinleitung eine von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt durchgeführte individuelle Nutzen-Risiko-Analyse und eine entsprechende Beratung durchgeführt werden. Keine Alternativen bei starken Beschwerden Bei Vorliegen von starken Hitzewallungen und klimakterischen Beschwerden gibt es nach Evidenz-basierten Untersuchungen zur Hormontherapie zur Zeit keine wirksamen Alternativen. Auch die Primärprävention der Osteoporose, welche durch den Östrogenmangel erst entsteht, scheint mit einer Hormonthera- pie wirkungsvoll möglich. Zu beachten ist weiterhin, dass unter einer reinen Östrogentherapie, welche bei hysterektomierten Frauen indiziert ist, das Brustkrebsrisiko in der WHI-Studie nicht angestiegen, sondern gar gefallen ist, was ebenfalls gegen eine tumorauslösende Wirkung des Östrogens auf das Brustdrüsengewebe spricht. Zusammenfassend hat die MARIE-Studie die Ergebnisse der zuvor publizierten Untersuchun­ gen, einschließlich der WHIStudie, weitestgehend bestätigt. Die MARIE-Studie belegt erstmalig an deutschen Frauen eine entsprechende Assoziation zwischen Brustkrebs und Hormontherapie. Aus diesem Grunde sollte eine individuelle NutzenRisiko-Abwägung durch die behandelnde Frauenärztin/Frauenarzt erfolgen, um bei gegebener Indikation eine fachgerechte Therapie zu ermöglichen. < Prof. Dr. med. P. Hadji Philipps-Universität Marburg Leiter des Schwerpunktes gynäkologische Endokrinologie, Reproduktionsmedizin und Osteologie Baldingerstr., 35033 Marburg Unerwünschten Arzneimittelreaktionen Möglicherweise Todesfälle mit dem Appetitzügler Rimonabant In Großbritannien sind fünf Todesfälle bekannt geworden, die mit der Einnahme des Appetitzüglers Rimonabant (Acomplia®) in Zusammenhang stehen könnten. Die britische Aufsichtsbehörde Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) veröffentlichte auf ihrer Homepage eine Dokument, in dem 720 Spontanmeldungen mit 2123 unerwünschten Arzneimittelreaktionen aufgeführt werden. Eine Bewertung steht noch aus: Ob die Todesfälle mit der Einnahme des Medikaments in Verbindung stehen, ist noch offen. Rimonabant wurde in der Europäischen Union im Juni 2006 zugelassen. Es antagonisiert im Gehirn die Cannabinoid-(CB)-1Rezeptoren und dämpft auf diese Weise das Hungergefühl. Das Anwendungsgebiet ist die Behandlung von hochgradigem ernährungsbedingtem Übergewicht (bodymass index (BMI) größer als 30 kg/m²) oder bei Patienten mit einem BMI größer als 27 kg/ m² und gleichzeitig vorliegenden Risikofaktoren wie Diabetes Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen. Zum Zeitpunkt der Zulassung war aus klinischen Prüfungen bekannt, dass psychische 12.06.2008 | Nr. 24