betrieb Copyright Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages Es kommt auf das richtige Maß an Maschinenzubehör Vollholz, Holzwerkstoffe, Faserzementplatten, Dämmstoffe – Zimmerer arbeiten heute mit vielen unterschiedlichen Materialien. Jedes davon hat ganz spezifische Eigenschaften, die es bei der Bearbeitung mit der Säge zu beachten gilt. Der Beitrag liefert Tipps zur Auswahl der richtigen Philipp Hirth Bild: DER ZIMMERMANN Kreissägeblätter. Ein Kreissägeblatt sollte speziell auf die Anwendung abgestimmt sein, damit ein sauberer Schnitt erzielt wird. 30 Der Zimmermann 11 | 2015 E s k o m m t a u f d a s r i c h t i g e M a SS a n Wechselzähne bieten sich bei Querholz an Wer einen Werkstoff bearbeiten muss, mit dem er nur wenig vertraut ist, greift am besten zu Kreissägeblättern mit Wechselzähnen – eine Grundregel der Werkzeugwahl. Spezialisiert sind diese Blätter jedoch vor allem auf die QuerDer Zimmermann 11 | 2015 Bilder: Leitz GmbH & Co. KG as Universal-Kreissägeblatt für alle Werkstoffe ist noch nicht erfunden. Und es ist mehr als fraglich, ob es jemals eines geben wird. Viele Ingenieure mögen sich jeden Tag den Kopf darüber zerbrechen, zumindest bislang verlief die Suche ergebnislos. Der Grund: Jeder Werkstoff hat seine Eigenheiten. Saubere Bearbeitungsergebnisse ermöglicht nur ein Sägeblatt, das darauf abgestimmt ist. Je größer die Werkstoffvielfalt, mit der es Zimmerer zu tun haben, desto unterschiedlicher die Materialeigenschaften, die im Spiel sind. Und desto aussichtsloser die Suche nach einem universell einsetzbaren Sägeblatt. Vorläufiges Fazit: Zimmerer brauchen mehrere Kreissägeblätter, wenn sie auf Bearbeitungsqualität Wert legen. Diese müssen speziell auf die Anwendung abgestimmt sein. Sägeblätter gibt es wie Sand am Meer. Diesen Eindruck gewinnt, wer sich am Markt umsieht. Aber welche davon brauchen Zimmerer wirklich? Bei Kreissägeblättern für Handkreissägen gibt es drei Grundtypen, die sich in ihren Zahnformen unterscheiden: Blätter mit Wechselzähnen, Blätter mit Flachzähnen und gruppenverzahnte Blätter, bei denen sich Flach- und Trapezzähne in der Zahnfolge abwechseln. Innerhalb dieser Grundtypen können die Sägeblätter weiter klassifiziert werden. Das Kriterium der Wahl ist dabei die Zähnezahl. Diese kann der Anwender bei Blättern mit unterschiedlichen Durchmessern am einfachsten bestimmen, indem er die Abstände der Zähne voneinander misst. Fachleute sprechen vom Zahnteilungsmaß. Viele Zähne hat ein Sägeblatt bei Abständen von 9 bis 14 mm. Bei einer mittleren Zähne­zahl beträgt das Zahnteilungsmaß zwischen 14 und 25 mm, bei einer niedrigen zwischen 25 und 50 mm. Als Faustregel gilt: Je höher die Zähnezahl, desto höher die Bearbeitungsqualität, die das Kreissägeblatt liefert. Bilder: Leitz GmbH & Co. KG D Bei Blättern mit Wechselzähnen sind die Spitzen in der Zahnfolge versetzt. Der erste Zahn ritzt die Holzfaser an, der nächste geht in die Breite. Sie eignen sich besonders für die Querholzbearbeitung. Sägeblätter mit Flachzähnen und geringer Zahnzahl vermeiden Verbrennungsspuren bei der Längsholzbearbeitung. holzbearbeitung. Hier kommt es darauf an, die elastischen Holzfasern sauber zu kappen. Was die Sägeblätter mit Wechselzähnen dafür zum Mittel der Wahl macht? Wechselzähne haben Spitzen, die in der Zahnfolge versetzt sind. Diese Spitzen wirken wie ein Skalpell. Sie schneiden höchst präzise, entwickeln aber aufgrund der geringeren Reibung nur wenige Schnittkräfte. Der einzelne Sägezahn ritzt die Holzfaser nur an, der folgende Zahn überträgt den Effekt in die Breite – die Faser ist durchtrennt. Damit die Abstände zwischen den Spitzen mit identischer Schnittposition nicht zu groß werden, sollten Sägeblätter mit Wechselzähnen generell eine mittlere bis hohe Zähnezahl aufweisen. Im Querholz kommt es sonst zu Splittern, da die Fasern nicht vollständig durchtrennt werden. Je höher die Zähnezahl, desto höher die Bearbeitungsqualität des Kreissägeblatts im Querholz. Anwendern, die mit dem gleichen Kreissägeblatt nicht nur Quer-, sondern auch Längsholz bearbeiten wollen, sei jedoch zu einem Blatt mit mittlerer Zähne­zahl geraten. Die ideale Lösung für die Längsholzbearbeitung: Flachzähne Wer bei der Längsholzbearbeitung keine Kompromisse machen möchte, wechselt sein Kreissägeblatt mit Wechselzähnen aus. Denn die ideale Lösung für die Längsholzbearbeitung sind Sägeblätter mit Flachzähnen. Anwender sollten aber unbedingt auf die Zähnezahl achten: Viele Zähne erzeugen bei der Längsholzbearbeitung eine hohe Reibung, die das Holz verbrennen lässt. Schwarze Spuren sind die Folge. Überdies benötigt der Anwender mehr Kraft, um die Handkreissäge zu schieben. 31 Copyright Bruderverlag Albert Bruder GmbH & Co. KG Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages Bilder: Leitz GmbH & Co. KG blatt stabil in der Spur bleibt. Dann ist der Flachzahn an der Reihe. Er schneidet die Bereiche, die vom Trapezzahn nicht erfasst wurden. Das Resultat: Ein sauberer Schnitt – nahezu ohne Ausrisse. Bei vielen Kunststoffen spricht ein weiterer Grund für den Einsatz von Kreissägeblättern mit Gruppenverzahnung: eine niedrige Schmelztemperatur. Die Zahnfolge von Trapez- und Flachzahn teilt die Schnittkräfte auf und verhindert damit, dass Reibung an den immer gleichen Stellen entsteht. Entsprechend weniger Wärme entwickelt sich bei der Bearbeitung. Um die Wärmeentwicklung bei der Kunststoffbearbeitung zu reduzieren, sollten Anwender darüber hinaus darauf achten, Sägeblätter mit möglichst wenigen Zähnen zu verwenden. Auch so lassen sich die Temperaturen bei der Bearbeitung senken. Aber Achtung: Je weniger Zähne, desto geringer die Bearbeitungsqualität! Spezialisten für Faserzementplatten Harte Werkstoffe, wie Holzwerkstoffe oder Kunststoffe, lassen sich am besten mit Sägeblättern schneiden, bei denen sich Trapezund Flachzähne abwechseln. Gruppenverzahnung für Holzwerkstoffe und Co. Beschichtete und unbeschichtete Plattenwerkstoffe, Kunststoffe und NE-Metalle sind im Vergleich zu Vollholz sehr harte Werkstoffe. Sie stellen hohe Anforderungen an die Bearbeitungsqualität, da Ausbrüche an Kante und Oberfläche sofort zu sehen sind. Bei solch harten Werkstoffen haben Sägeblätter mit Wechselzähnen keine Chance. Zu schnell brechen die Spitzen aus. Ein sortenrein aus Flachzähnen bestehendes Sägeblatt wiederum erzeugt zu viele Ausrisse, die sich auf Sichtflächen kaum kaschieren lassen. Mit solchen Werkstoffen konfrontiert, greifen Zimmerer deshalb am besten zu Kreissägeblättern, bei denen sich Trapez- und Flachzähne in der Zahnfolge abwechseln. Wie bei Wechselzähnen teilen sich die unterschiedlichen Zahnformen bei diesem Sägeblatttyp die Arbeit. Der Trapezzahn schneidet die Materialschicht in der Mitte und sorgt dafür, dass das Säge32 Für die Bearbeitung von Faserzementplatten und Metallprofilen werden spezielle Kreissägeblätter mit angepassten Schneidstoffen und optimierter Zahngeometrie angeboten. Das hängt mit den besonderen Bearbeitungsanforderungen der Werkstoffe zusammen. So sollten sich Anwender, die es häufig mit Faserzementplatten zu tun bekommen, diamantbestückte Blätter zulegen. Faserzementplatten sind zu abrasiv für hartmetallbestückte Blätter, die zu schnell an ihr Standwegende gelangen würden. Um Anschaffungskosten zu sparen, sollte dabei auf eine möglichst geringe Zähnezahl geachtet werden. Das hat den weiteren Vorteil der geringeren Staubentwicklung bei der Bearbeitung. Auswahlkriterien jenseits der Bearbeitungsqualität Nicht unbedingt ist Bearbeitungsqualität für Zimmerer das einzige Kriterium bei der Auswahl von Kreissägeblättern. Wer etwa mit Akku-Handkreissägen arbeitet, greift am besten zu Sägeblättern, deren Einsatz möglichst wenig Energie aufnimmt, um die Akkulaufzeit nicht unnötig zu reduzieren. Entsprechend sind möglichst dünne Sägeblätter mit geringer Zähnezahl zu empfehlen, da ihr Bild: Leitz GmbH & Co. KG betrieb Für Faserzementplatten eignen sich diamantbestückte Blätter. Eine geringe Zähnezahl vermeidet die Staubentwicklung. Einsatz weniger Schnittkräfte entstehen lässt. Wer ein solches Sägeblatt wählt und damit die Verfügbarkeit seiner Handkreissäge optimiert, nimmt im Gegenzug Einbußen bei der Bearbeitungsqualität in Kauf. Der Zimmerer muss die goldene Mitte finden zwischen Bearbeitungsqualität und Energieeffizienz. Es kommt auf das richtige Maß an – wie so häufig bei der Wahl der richtigen Kreissägeblätter. Das richtige Maß ist auch gefragt, wenn es ganz konkret um die Anschaffung von Sägeblättern geht. Mit all den Auswahlkriterien im Hinterkopf könnte so mancher Anwender in Perfektionismus verfallen und sich auf die Suche nach genau dem richtigen Sägeblatt für genau den richtigen Werkstoff machen. Aber Perfektionismus kann schnell paralysieren. Und wer möchte schon eine ganze Batterie an Kreissägeblättern in seiner Werkstatt verwalten oder gar mit auf die Baustelle nehmen? Letztlich fährt in den allermeisten Fällen und bei durchschnittlichen Anforderungen am besten, wer je Grundtyp ein Kreissägeblatt anschafft. Drei Kreissägeblätter für die heutige Materialvielfalt – wer denkt da noch an ein Universal-Sägeblatt?❙ Autor Philipp Hirth ist Referent für die Unternehmenskommunikation bei Leitz GmbH & Co. KG. Das Unternehmen produziert maschinengetriebene Präzisionswerkzeuge. Die Zentrale sitzt im baden-württembergischen Oberkochen. Der Zimmermann 11 | 2015