Analytik 6. 6.1 Fällungsanalyse 6.1. Das Löslichkeitsprodukt Das System besteht aus 2 Phasen: Phase 1: Lösung eines Salzes AmBn in Wasser (Anionen Bm- und Kationen An+) Phase 2: Festkörper, AmBn AmBn(sol) An+(sol) + Bm-(sol) Phase 1 AmBn (f) Phase 2 AmBn(f) (1) AmBm(sol) AmBm(sol) m An+(sol) + n Bm-(sol) (2) AmBn(f) m An+(sol) + n Bm-(sol) (3) Die Konzentration der Ionen in der Lösung ist durch zwei Gleichgewichte bestimmt, die Verteilung (1) von AmBn zwischen Lösung und Festkörper und die Dissoziation (2) von AmBn in Lösung. Die Dissoziation von AmBn ist praktisch vollständig in wässriger Lösung, d. h. die Konzentration von AmBn in Lösung kann vernachlässigt werden. Die Konzentrationen der Ionen in Lösung sind daher durch das gekoppelte Gleichgewicht (3), Verteilung und Dissoziation gegeben. Die Aktivität von AmBn in der festen Phase ist konstant, solange Festkörper vorhanden ist. Sie kann daher in die Konstante multipliziert werden. Die Konzentrationen von An+ und Bm- werden durch das Löslichkeitsprodukt TKsp(AmBn) resp. cKsp (AmBn) bestimmt. Das Löslichkeitsprodukt ist das Produkt der Aktivitäten der entstehenden Teilchen. Analytik 6.2 TKsp = An+ c Ksp = m n n+ m • Bm- n = fm • Bm- n A • fB • A TKsp n fm A • fB = An+ m • Bm- n - RT • ln TKsp = !G0, !G0 = !H0 - T • !S 0 TK T sp ist eine Gleichgewichtskonstante. Ksp ist charakteristisch für ein Salz in einem bestimmten Lösungsmittel, im allg. Wasser. Die Konstante ist abhängig von der Temperatur und dem Druck, aber unabhängig von der Zusammensetzung des Systems. -logTKsp ist proportional zu ΔG0 = -G0(AmBn,fest) + m • G0(An+aq) + G0(Bm-aq). ΔG0 ist aus ΔH0 und ΔS0 der Lösungsreaktion zusammengestzt. Ist ΔH0 < 0 ist das Auflösen von AmBn exotherm, d.h. nach Le Châtelier nimmt die Löslichkeit mit steigender Temperatur ab. Da die Aktivitätskoeffizienten in Elektrolytlösungen im allgemeinen kleiner sind als 1, nimmt die Löslichkeit eines Elektrolyten mit zunehmender Ionenstärke zu. CaCO3 ist z.B. im Meerwasser besser löslich als in Süsswasser. Ist das Produkt der Konzentrationen von An+ und Bm- kleiner als cKsp, ist es möglich noch mehr An+ resp. Bm- zu lösen, ev. mit anderem Gegenion, ohne dass AmBn ausfällt. Die Lösung ist nicht gesättigt. Aus einer Lösung, in der das Produkt grösser ist als cKsp fällt spontan AmBn aus, bis [An+]m • [Bm-]n = cKsp. Die Lösung ist übersättigt. Das Verhältnis, in dem An+ und Bm- ausfallen ist durch die Ladungen, resp. die Stöchiometrie im Festkörper gegeben. nicht gesättigte Lösung: Q = [An+]m • [Bm-]n < cKsp Q = [An+]m • [Bm-]n = cKsp gesättigte Lösung: übersättigte Lösung: Q = [An+]m • [Bm-]n > cKsp Die Menge AmBn, welche sich löst, resp. welche ausfällt, bis die Lösung gesätttigt ist, kann leicht berechnet werden c Ksp x: n+ = A 0 -m• x V m m- • B 0 -n• x V n n+ m = A m- n • B mole AmBn die ausfallen (x>0) resp. sich lösen (x<0) V: Volumen der Lösung [A]0, [B]0: Konzentration in der Lösung bevor sich das Fällungsgleichgewicht einstellt Analytik 6.3 [A], [B]: Konzentration in der Lösung nachdem sich das Fällungsgleichgewicht eingestellt hat. Die Gleichung ist einfach zu lösen, wenn das cKsp klein ist und m • [A]0 << n • [B]0, resp. m • [A]0 >> n • [B]0. Unter diesen Bedingungen ist eine der folgenden Approximationen erlaubt, An+ o ! m • x , resp. Bm- o ! n • x , da [An+] sehr klein ist V V n+ mim Vergleich zu [A ]0, resp. [B ] zu [Bm-]0. Die Menge AmBn, welche ausfällt, wird durch [An+]0 resp. [Bm-]0 limitiert. ____________ Beispiel: Eine Lösung ist 1.00 •10-4 M an Cl- und 0.10 M an Ag+. cK (AgCl) =1.00 •10-10 mol2l-2. sp [Ag+] • [Cl-] = 1.00 • 10-5 >> cK (AgCl) = 1.00 • 10-10 0 0 sp Die Lösung ist übersättigt bezüglich AgCl. AgCl fällt aus. A g+ • Cl- = A g+ o - x • Cl- o - x = c Ksp = 1.00 • 10-10 V V Die Menge AgCl die ausfällt wird limitiert durch [Cl-]0.[Cl-]<<[Cl-]0. Die folgende Vereifachung ist möglich: Cl- 0 - x = Cl- , Cl- 0 ! x V V A g+ o - Cl- o • Cl- ! 1.00 • 10-10 Cl- ! 1.00 • 10-10 -1 -4 1.00 • 10 - 1.00 • 10 ! 1.00 • 10-9 , A g+ ! 1.00 • 10-1 Die Vereifachung ist erlaubt, da [Cl-] fünf Grössenordnungen kleiner ist als [Cl-]0. Zeigt es sich, dass die Vereifachung nicht erlaubt ist, muss die quadratische Gleichung nach x aufgelöst werden, um [Ag+] und [Cl-] zu berechnen. V __________ Die maximale Konzentration von An+ resp. Bm- in der Lösung wird durch das Löslichkeitsprodukt cKsp(AmBn) und die Konzentration des Gegenions bestimmt. Besonders einfach ist die Beziehung zwischen den Logarithmen der Konzentrationen. Die Löslichkeit von Bm- als Funktion von -log[An+] = pcAn+ ist Analytik 6.4 durch die folgende Gleichung einer Geraden gegeben und kann einfach in einem Hägg Diagramm dargestellt werden. c n+ 1 c log Bm- = m n • p A + n log Ksp Die Löslichkeit eines Ions in einer Elektrolytlösung wird immer durch eine Fällungsreaktion bestimmt und zwar durch diejenige, welche die tiefste Konzentration des Ions verlangt. __________ Beispiel: Welches Fällungsgleichgewicht bestimmt die maximale Konzentration von Ag+ in einer Lösung, welche 1.0 • 10-2 mol/l Cl- und 1.0 • 10-4 mol/l CrO42- enthält? log cKsp(AgCl) = -10.0. log cKsp(Ag2CrO4) = -12.0 Maximale [Ag+] in 10-2 mol/l Cl-: Maximale [Ag+] in 10-4 mol/l CrO42-: A g+ = A g+ = c Ksp(AgCl) - Cl = 1.0 • 10-8 c Ksp(Ag2CrO4) CrO42- = 1.0 • 10-4 Die maximale Konzentration von Ag+ wird durch das Löslichkeitsprodukt von AgCl bestimmt. Wenn Ag+ grösser ist als 1.0 • 10-8 mol/l wird fällt AgCl aus. ___________ Analytik Beispiel: 6.5 Hägg-Diagramm für AgCl. logcKsp(AgCl) = -10.0 _________ 6.2. Fällungstitration Titration einer Lösung des Anions, resp. Kations, eines schwerlöslichen Salzes mit einer Masslösung des Kations, resp. Anions. Während der Tiration fällt das schwerlösliche Salz aus. Am Endpunkt der Titration fällt die Konzentration des Ions, dessen Konzentration bestimmt wird, sehr schnell ab, und die Konzentration des Ions in der Masslösung steigt sprunghaft an. Diese Konzentrationssprünge können mit einem Indikator sichtbar gemacht werden oder die Titrationskurve wird direkt gemessen, z.B. mit einer Elektrode. Beispiel: Titration einer Lösung von Ag+ mit einer Cl- Masslösung. Analytik 6.6 Die Konzentrationen von Ag+ (Gegenion NO3-) und Cl(Gegenion H+) in der Lösung während der Titration sind durch die folgenden Beziehungen gegeben: Löslichkeitsprodukt von AgCl Massenerhaltungssätze c Ksp = A g+ • Cl- A g+tot mol = A g+ • Vtot + x Cl-tot mol = Cl- • Vtot + x Elektroneutralität A g+ + H+ = Cl- + NO3- A g+tot = A g+ 0 • V0 : Cl-tot = Cl- 0 • VA Totalmenge Ag+ [mol] V0 Menge Cl- zugegeben [mol] Volumen der Ag+ Lösung VA Volumen der zugegebenen Cl-- : Lösung Volumen der Lösung Vtot = V0 + VA : Cl - 0 • Va f= Ag+ 0 • V0 : "Neutralisationsgrad" (f=1 Aeq.pkt.) [Cl-]0 • Va [H+] = Cl tot = : Vtot Vtot + + A g tot [Ag ]0 • V0 [NO3 ] = = : Vtot Vtot x: Konzentration der Masslösung HCl Konzentration der Probe AgNO3 AgCl ausgefallen [mol] Um die Funktion [Ag+] resp. [Cl-] vs. f zu berechnen muss zuerst x, die Menge ausgefallenes AgCl berechnet werden. Dazu muss die folgende quadratische Gleichung gelöst werden: c Ksp A g+tot 2 Vtot = 1- x • f- x A g+tot A g+tot Analytik 6.7 Diese Gleichung kann für f < 1 vereifacht werden. In diesem Bereich ist x ≈ [Cl-]0. Praktisch alles zugegebene Cl- fällt aus. Für f > 1 ist x ≈ [Ag+] . In diesem Bereich 0 wurde praktisch alles Ag+ durch zugegebenes Cl- ausgefällt. Die Funktion [Ag+] resp. [Cl-] vs f, resp. VAkann am einfachsten berechnet werden, wenn die Ausdrücke [H+] für und [NO3-] in die Elektroneutralitätsbeziehung eingesetzt werden: + - + [Ag ] - [Cl ] = [NO3 ] [Ag ]0 • V0 [Cl-]0 • VA - [H ] = Vtot Vtot + Einsetzen des Löslichkeitsproduktes ergibt: c Ksp + [Ag ] - + [Ag ] = + c Ksp - - [Cl ] = (1 - f) • - [Cl ] [Ag ]0 • V0 Vtot Diese Funktion wird am einfachsten diskutiert, indem man drei Regionen unterscheidet: A) f < 1: [Ag+] ist dominant. + + [Ag ] ! (1 - f) • B) Vtot - , [Cl ] = c Ksp + [Ag ] f = 1: Aequivalenzpunkt: [Ag+] = [Cl-] - [Ag+] = [Cl ] = C) [Ag ]0 • V0 c Ksp f > 1: [Cl-] ist dominant. + - [Cl ] ! (f - 1) • [Ag ]0 • V0 Vtot + , [Ag ] = c Ksp - [Cl ] In der folgenden Graphik sind [Ag+] resp. [Cl-] vs f, V dargestellt. [Ag+]0 = 1.0 • 10-2, V0 = 50 ml, [Cl-]0 = 1.0 • 10-1, cKsp (AgCl) = 1.7 • 10-10 Analytik 6.8 Bei der argentometrischen Titration einer Halogenidlösung, z.B. I-, Gegenion K+, mit einer Silbernitrat-Masslösung, Ag+, Gegenion NO3-, wird im Labor K2CrO4 als Indikator verwendet. Der Endpunkt der Titation wird durch das Verschwinden der gelben Farbe der Lösung und das Auftreten eines gelben Niederschlages, Ag2CrO4 angezeigt. Im folgenden Beispiel wird abgeschätzt, wieviel Ag+ zugegeben wurde, wenn der Endpunkt angzeigt wird, resp. wie genau die Titration sein kann. _________ Beispiel: Argentometrische Titration von 100 ml 1.00 • 10-2 M KI mit 1.00 • 10-1 M AgNO3. Indikator 1.00 • 10-4 M K2CrO4. cK (AgI) = 1.00 • 10-16. cK (Ag CrO ) = 1.00 • 10-12 sp sp 2 4 Ag2CrO4 fällt aus, wenn: = 1.10 • 10-12 < A g+ 2 • CrO4- , d.h. A g+ > 1.05 • 10-4 M Wenn [Ag+] = 1.05 • 10-4 M ist, dann ist [I-] in der Lösung: c Ksp(Ag 2CrO4) I- < c Ksp(AgI) + Ag = 9.52 • 10-13 M Am Aequivalenzpunkt ist A g+ = I- = c Ksp(AgI) = 1.00 • 10-8 M Analytik 6.9 d.h. Es wurde weiter als der Aequivalenzpunkt titriert. Der Ueberschuss Ag+ in der Lösung ist: A g+ (Ueberschuss) = 1.05 • 1 0-4 - 1.00 • 10-8 ! 1.05 • 10-4 M d.h. wenn der Endpunkt angezeigt wird, wurde ca. 1% mehr Ag+ zugegeben als bis zum Aequivalenzpunkt nötig ist. 6.3. Gekoppelte Gleichgewichte 1 - Das Anion ist eine Base Ist das Anion An- des schwerlöslichen Salzes eine Base, welche in der wässrigen Lösung durch zugeben einer Säure protoniert werden kann, ist das Säure/BaseGleichgewicht mit dem Löslichkeitsprodukt gekoppelt. Das Anion wird durch die zugegebene Säure protoniert. Dadurch wird die Konzentration von An- kleiner. Eine Lösung, welche vor der Zugabe der Säure gesättigt war, ist nun nicht mehr gesättigt. Das Salz wird in Lösung gehen, bis die Sättigung erneut erreicht ist. Gibt man dagegen zu einer sauren gesättigten Lösung Base, nimmt die Konzentration von An- zu und das Salz fällt aus. Die Löslichkeit ist unter diesen Bedingungen eine Funktion des pH, resp. der Menge zugegebener Säure oder Base und kann auf diese Weise variiert werden. Die Konzentrationen der Teilchen in der Lösung und die Menge des ausgefallenen Salzes sind durch die folgenden Beziehungen bestimmt. Als Beispiel dient die Analytik 6.10 Löslichkeit von Ag2S, cKsp(Ag2S) = 2.0 • 10-49. S2- ist eine Base und kann zweimal protoniert werden, pcKa1(HS-)= 1.0 • 10-15, pcKa2(H2S) = 9.1 • 10-8. Löslichkeitsprodukt: c Ksp(Ag 2S) = Ag+ 2 • S 2- = 2.0 • 10-49 Säure-Base Gleichgewichte: c Ka1 = H3O+ • S 2= 1.0 • 10-15 HS c Ka2 = H3O+ • H S= 9.1 • 10-8 H2S Ionenprodukt des Wassers: c KW = H3O+ • OH- = 1.0 • 10-14 Erhaltungssatz für Ag+: A gtot mol = A g+ • V + xAg xAg = Menge Ag+ ausgefallen Erhaltungssatz für S: S tot mol = S 2- + H S- + H2S • V + xS = S tot • V + xS xS = Menge S2- ausgefallen, [S]tot = konz. S-haltiger Teilchen Elektroneutralität der Lösung: A g+ + H3O+ + M+ =2 • S 2- + H S- + OH- + X- [M+] = starke Base, die zugegeben wurde, um den pH einzustellen [X-] = starke Säure, die zugegeben wurde, um den pH einzustellen Stöchiometrie (Elektroneutralität) des Niederschlages: xAg = 2 • xS Wurde die Lösung durch die Aufschlämmung von Ag2S hergestellt, ist das Verhältnis von Ag+ zur Gesamtkonzentration aller Teilchen die S enthalten in der Lösung durch die Stöchiometrie des Festkörpers bestimmt. A g+ = 2 • S tot Analytik 6.11 Die Löslichkeit von Ag2S bei einem bestimmten pH kann am einfachsten berechnet werden, wenn die Säure-Basen Gleichgewichte in den Erhaltungssatz für S eingesetzt werden und die Beziehung zwischen [Ag+] und [S]tot, welche aus der Stöchiometrie des Festkörpers folgt ausgenützt wird: S 2+ H S- + H2S = S 2- • 1 + tot = S c Ksp = A g+ 2 • S 2- = A g+ 2 • H3O+ H3O+ 2 + = S 2- • !0 c Ka1 c Ka1 • c Ka2 S tot 1 A g+ 3 = !0 2 !0 1 A g+ = 2 • c Ksp • !0 3 = 2 • c Ksp(cond) 1 3 Die Abhängigkeit der Löslichkeit vom pH ist im Term α0 enthalten. Das Produkt cK • α = cK (cond) beschreibt daher die Löslichkeit als Funktion des pHs der sp 0 sp Lösung. Man nennt dieses Produkt auch ein konditionales Löslichkeitsprodukt cK (cond), da es die Löslichkeit von Ag S bei einem gegebenen pH bestimmt. sp 2 Aus [Ag+] können einfach die Konzentrationen der anderen Teilchen in Lösung berechnet werden: S 2- = c Ksp A g+ 2 c Ksp = 12 2 • c Ksp • !0 3 H S- = S 2- • H3O+ c Ka1 H2S = S 2- • H3O+ 2 c Ka1 • c Ka2 Die Konzentrationen der Teilchen in Lösung, lassen sich einfach durch ein HäggDiagramm graphisch darstellen. Die Logarithmen der Konzentrationen sind durch die folgenden Gleichungen gegeben. Diese werden durch Logarithmieren und Umformen der Gleichungen für die Konzentrationen der Teilchen erhalten: log A g+ = 1 • log c Ksp + log 2 + log !0 3 H O+ H3O+ 2 = 1 log c Ksp + log 2 + log 1 + 3 + c Ka1 c Ka1 • c Ka2 3 Analytik 6.12 log S 2- = log c Ksp - 2 • log A g+ H O+ H3O+ 2 = 1 log c Ksp - 2 log 2 - 2 log 1 + 3 + c Ka1 c Ka1 • c Ka2 3 3 3 log H S- = log S 2- + log H3O+ c Ka1 H O+ H3O+ 2 H O+ = 1 log c Ksp - 2 log 2 - 2 log 1 + 3 + + log 3 c Ka1 c Ka1 • c Ka2 c Ka1 3 3 3 log H2S = log S 2- + log H3O+ 2 c Ka1 • c Ka2 H O+ H3O+ 2 H3O+ 2 = 1 log c Ksp - 2 log 2 - 2 log 1 + 3 + + log c Ka1 c Ka1 • c Ka2 c Ka1 • c Ka2 3 3 3 Zur Diskussion dieser Funktionen ist es wie bei den Hägg-Diagrammen von Säuren und Basen, sinnvoll die pH-Skala in diesem Fall in drei Regionen einzuteilen. In jeder Region ist die Konzentration einer S-haltigen Spezies in Lösung, ein Summand im Ausdruck für α0, dominant. A) pH > Ka1: B) C) Ka1 > pH > Ka2: Ka2 > pH: [S2-] ist dominant [HS-] ist dominant [H2S] ist dominant Hägg-Diagramm der Teilchen in Lösung in einer Suspension von cK (Ag S) = 1.0 • 10-49, cKa1 = 1.0 • 10-15, cK = 9.1 • 10-8 sp 2 a2 Ag2S: Analytik 6.13 6.4. Gekoppelte Gleichgewichte 2 - Komplexbildung mit dem Kation Mn+ Gibt man zur gesättigten Lösung eines Salzes einen Liganden (Lewis Base), welcher mit dem Kation Mn+ des schwerlöslichen Salzes Komplexe bildet, nimmt die Konzentration des freien Kation Mn+, des Aquoions in Wasser, ab. Die Lösung ist nicht mehr gesättigt, da das Produkt der Konzentrationen des Anions und des Kations kleiner ist als das Löslichkeitsprodukt. Das schwerlösliche Salz wird sich daher auflösen, bis die Lösung erneut gesättigt ist. Das Löslichkeitsprodukt und das Komplexbildungs-Gleichgewicht sind gekoppelt. Ist die Komplexbildung sehr stark, kann man auf diese Art auch sehr schwerlösliche Salze auflösen. Das Ausfallen von Festkörpern kann man durch das Zugeben von Komplexbildnern verhindern (Phosphate in Waschmittel). Liganden sind nicht nur Lewis-Basen sondern auch Brönsted-Basen. In saurer Lösung werden sie protoniert. Die basische Stelle der korrespondierenden Säure ist dann blockiert. Sie kann nicht mehr mit dem Metallion zu einem Komplex reagieren. Man beobachtet in diesen Systemen eine Konkurenz zwischen den Analytik 6.14 Protonen und den Metallionen um die basischen Stellen (freies Elektronenpaar). Unter diesen Bedingungen ist das Säure-Basen-Gleichgewicht und das Komplexbildungs-Geichgewicht ge-koppelt. Es ist daher auch in diesen Systemen möglich die Löslichkeit des Niederschlages indirekt über den pH zu beeinflussen. Auch hier beobachtet man, dass die Löslichkeit in sauren Lösungen kleiner ist. Ein Beispiel für die Wechselwirkung der drei Gleichgewichte ist die Löslichkeit von AgCl in einer Ammoniaklösung. In diesem System wird die Löslichkeit des Niederschlages durch die folgenden Gleichgewichte und Erhaltungssätze bestimmt. Gleichgewichte: Löslichkeitsprodukt: Ag+aq AgCl(solid) c Ksp(AgCl) = A g+aq • Cl- Komplexbildung: Ag+aq + NH 3 c Kc1 Ag(NH3)+ = Ag(NH 3 )+ + c Kc2 Ag(NH3)+2 = Ag(NH 3 )+ Ag(NH3)+ A g+aq • NH3 NH3 NH3 = Ag(NH 3 )2 + Ag(NH3)+2 Ag(NH3)+ • NH3 Säure/Base-Reaktion: NH3 + H2 O c Kb Cl aq + NH4 + + OH NH+4 • OHNH3 Ionenprodukt des Wassers: c Kw = H3O+ • OH- Erhaltungssätze: Erhaltungsatz für Ag: xAgCl Menge ausgefallenes AgCl A g+tot mol = A g+aq + Ag(NH3)+ + Ag(NH3)+2 • V + xAgCl Erhaltungssatz für Cl: xAgCl Menge ausgefallenes AgCl Cl-tot mol = Cl- • V + xAgCl Erhaltungssatz für NH3: Analytik 6.15 NH3 tot = NH3 + Ag(NH3)+ + 2 • Ag(NH3)+2 + NH+4 Elektroneutralität der Lösung: NH+4 + A g+aq + Ag(NH3)+ + Ag(NH3)+2 + H3O+ + M+ = Cl- + OH- + X- [M+] zugegebene Base um den pH einzustellen [Cl-] zugegebene Base um den pH einzustellen Stöchiometrie (Elektroneutralität)des Niederschlages: xAg = xCl Die Komplexbildungsreaktionen werden in Kapitel 7 eingehend besprochen.