Beweis: Sei ϑ′ ∈ Θ1 , d.h. ϑ1 < ϑ′ < ϑ2 . Wir betrachten das Hilfsproblem E ′ ϕ = max ϑ (HP) Eϑ ϕ = α, i = 1, 2. i Da |S(µ⊤ )| > 2 und Q streng isoton, folgt {Pϑ1 , Pϑ2 } sind linear unabhängig und daher nach ◦ Lemma 3.3.7 (α, α) ∈ Q2 . Nach Proposition 3.3.6 existiert eine Lösung von (HP) von der Form < 1 ∗ ϕ (x) = e c1 fϑ1 (x) + e c2 fϑ2 (x) fϑ′ (x) 0 > < 1 b T (x) b T (x) 1 2 = a1 e + a2 e 1 0 > 1) 2) mit b1 := Q(ϑ1 ) − Q(ϑ′ ) < 0, b2 := Q(ϑ2 ) − Q(ϑ′ ) > 0 und a1 := e c1 C(ϑ c2 C(ϑ C(ϑ′ ) , a2 := e C(ϑ′ ) . Es gilt: a1 > 0, a2 > 0. Denn angenommen a1 ≤ 0, a2 ≤ 0, dann folgt ϕ ≡ 1, also α = 1 ein Widerspruch. Falls: a1 > 0, a2 ≤ 0 oder a1 ≤ 0, a2 > 0, dann ist der Dichtequotient a1 eb1 T (x) + a2 eb2 T (x) streng monoton in T (x) (einmal isoton, einmal antiton). Daraus folgt aber Eϑ1 ϕ < Eϑ2 ϕ oder Eϑ1 ϕ > Eϑ2 ϕ im Widerspruch zur Annahme Eϑi ϕ = α, i = 1, 2. Die Funktion f (y) := a1 eb1 y + a2 eb2 y ist konvex und f (y) → ∞ für y → ±∞, also ist {y; f (y) < 1} ein Intervall (c1 , c2 ) und damit (vgl. Abbildung 3.2) 1, c < T (x) < c 1 2 ϕ∗ (x) = 0 T (x) < c1 oder T (x) > c2 . Weiter existiert γi so daß Eϑi ϕ∗ = α, i = 1, 2 und ci , γi lassen sich aus dieser Bedingung umgekehrt auch ermitteln. Der so konstruierte Test ϕ∗ ist unabhängig von ϑ′ ∈ Θ1 , also ist ϕ∗ glm. bester Test für ({ϑ1 , ϑ2 }, Θ1 ) in Φ[(α, α)]. Wegen a1 > 0, a2 > 0 sind auch e c1 > 0, e c2 > 0 und daher ist ϕ∗ auch optimaler Test in Φ((α, α)) = Φα ({ϑ0 , ϑ1 }). Behauptung: ϕ∗ ∈ Φα (Θ0 ). Denn sei ϑ′ < ϑ1 oder ϑ′ > ϑ2 und betrachte das Testproblem E ′ ϕ = inf ϑ (P) Eϑ ϕ = Eϑ ϕ = α. 1 2 (P) hat als Lösung denselben Test ϕ∗ wie in Teil a). Daher ist ϕ∗ besser als der Test ϕα ≡ α, d.h. ϕ∗ ∈ Φα (Θ0 ) und ϕ∗ minimiert auch den Fehler zweiter Art. ✷ 81 a1 b a2 c1 c2 Abbildung 3.2 Bemerkung: a) Testprobleme der Form ({ϑ ∈ Θ|ϑ 6= ϑ0 }, {ϑ0 }) bei einparametrigen Exponentialfamilien sind bedeutungslos, denn ist ) ϕ ∈ Φα , d.h. Eϑ ϕ ≤ α für alle ϑ 6= ϑ0 ⇒ Eϑ0 ϕ = α ϑ 7→ Eϑ ϕ ist stetig Infolgedessen ist φ ≡ α gleichmäßig bester α-Niveau-Test. b) Die Aussage von Satz 3.3.8 überträgt sich direkt auf den Fall, daß der Parameterraum Θ total geordnet ist und die Parameterfunktion Q streng isoton ist. Wenn kein gleichmäßig bester Test z.N. α existiert, dann kann man als Alternative lokal optimale Tests betrachten. Wir behandeln zunächst das einseitige Testproblem in Dimension d = 1. Wir treffen die folgende R ∂ fϑ ϑ0 dµ. Annahme: ∀ϕ ∈ Φ ist βϕ (ϑ) = Eϑ ϕ in ϑ0 differenzierbar und βϕ′ (ϑ0 ) = ϕ ∂ϑ Definition 3.3.9 (Lokale Optimalität, d = 1) ϕ ∈ Φα heißt lokal optimal in ϑ0 z.N. α wenn 1.) Eϑ0 ϕ∗ = α 2.) ∀ϕ ∈ Φα mit Eϑ0 ϕ = α gilt: βϕ′ ∗ (ϑ0 ) ≥ βϕ′ (ϑ0 ) Dann erhalten wir die folgende Aussage: Proposition 3.3.10 Unter der obigen Differenzierbarkeits-Annahme gilt: > 1 ∗ ∂ Sei ϕ (x) := γ ∂ϑ ln fϑ (x) |ϑ0 = k mit Eϑ0 ϕ∗ = α und es sei ϕ ∈ Φα . 0 < Dann ist ϕ∗ lokal optimal in ϑ0 z.N. α. 82 Beweis: Aus Proposition 3.3.6 folgt: ϕ∗ ist Lösung von ∗ ⇔ ϕ (x) = Dieses impliziert die Behauptung. 1 (R R ∂ ϕ ∂ϑ fϑ |ϑ0 dµ = sup ϕfϑ dµ = α > ∂ ∂ϑ fϑ|ϑ0 (x) fϑ0 (x) 0 < ✷ Bemerkung: lokal optimale Tests Für zweiseitige Tests für das Testproblem ({ϑ0 }, Θ \ {ϑ0 }) in Dimension d = 1 definiert man analog lokale Optimalität durch βϕ′′ (ϑ0 ) = sup, βϕ (ϑ0 ) = α, ′ βϕ (ϑ0 ) = 0, d.h. die Krümmung der Gütefunktion wird maximal in ϑ0 . Wieder läßt sich mit Proposition 3.3.6 die Lösung ‘explizit’ konstruieren. a d c b In Dimension d ≥ 2 betrachtet man analog das Problem, die Gauß’sche Krümmung der Gütefunktion in ϑ0 zu maximieren. d b 3.4 Unverfälschte, ähnliche und bedingte Tests Die Klasse der unverfälschten Tests ist die Klasse der Tests, die besser sind als der triviale Test ϕα ≡ α. 83 Definition 3.4.1 a) ϕ ∈ Φ heißt unverfälscht z.N. α, wenn ϕ ∈ Φα und Eϑ ϕ ≥ α, ∀ϑ ∈ Θ1 . Uα := {ϕ ∈ Φ; ϕ unverfälscht z.N. α} b) Sei J ⊂ Θ. Ein Test ϕ ∈ Φ heißt α-ähnlich auf J , wenn Eϑ ϕ = α, ∀ϑ ∈ J. Sei ΦJ,α := {ϕ ∈ Φ | Eϑ ϕ = α ϑ ∈ J} die Menge der auf J α-ähnlichen Test. a b d c Für J wird typischerweise der gemeinsame Rand von Hypothese und Alternative gewählt. Dann lassen sich unverfälschte Tests auf α-ähnliche Tests reduzieren. Proposition 3.4.2 Sei (Θ, 0) ein topologischer Raum und für alle ϕ ∈ Φ sei βϕ : Θ → [0, 1], βϕ (ϑ) = Eϑ ϕ stetig. Dann gilt: Uα ⊂ ΦJ,α mit J := Θ0 ∩ Θ1 (falls J 6= Θ.). Bemerkung: ϕ∈Φ Ist speziell P = Θ versehen mit der Totalvariationsmetrik, dann ist für alle βγ : P → [0, 1], P → EP ϕ stetig und falls J = P 0 ∩ P 1 6= Ø, dann ist Uα ⊂ ΦJ,α . Korollar 3.4.3 Unter der Voraussetzung von Proposition 3.4.2 sei ϕ∗ ∈ Φα glm. bester α-ähnlicher Test für (Θ0 , Θ1 ). Dann ist ϕ∗ auch glm. bester unverfälschter Test z.N. α. Die Bestimmung bester unverfälschter Tests läßt sich mit Korollar 3.4.3 auf die Bestimmung glm. bester α-ähnlicher Tests auf J zurückführen. Sei PJ := {Pϑ ; ϑ ∈ J}. Satz 3.4.4 (Neymann-Struktur) Sei V : (X , A) → (Y, B) beschränkt vollständig und suffizient für PJ und ϕ ∈ Φ. Dann gilt ϕ ∈ ΦJ,α ⇔ E· (ϕ | V ) = α [PJ ]. Man sagt auch: ϕ hat Neymann-Struktur bzgl. V . 84 Beweis: α = EP ϕ = EP E· (ϕ | V ), ⇔ ∀P ∈ PJ EP ( α − E· (ϕ | V ) ) = 0, | {z } ∀P ∈ P. =:Ψ(V ) Da Ψ eine beschränkte Funktion ist, ist diese Bedingung wegen der beschränkten Vollständigkeit von V äquivalent mit der Neymann-Strukturbedingung E· (ϕ | V ) = α [PJ ] ✷ Die Idee zur Konstruktion eines besten α-ähnlichen Tests für (PJ , {Pϑ1 }) ist es nun, aus den besten Tests ϕv für die bedingten Verteilungen auf den Fasern {V = v} von V einen Test für (PJ , {Pϑ1 }) zusammenzusetzen. V Für die Durchführung dieser Idee benötigt man einige Regularitätsannahmen: A1) Sei V eine beschränkt vollständige, suffiziente Statistik für PJ . A2) Es ex. reg. bedingte Verteilungen π|V =v Pϑ 1 π|V =v , P· für alle P ∈ PJ π|V =v für alle v ∈ V (X ) mit π = idX , so daß P· π|V =v Pϑ 1 ({V = v}) = 1 [PϑV1 ] Bemerkung: ({V = v}) = 1 [P V ] und Bedingung A2) gilt, wenn (X , A) ein Borelscher Raum ist. Sei nun ϕ∗v ∈ Φ bester Test z.N. α für das reduzierte Testproblem für die bedingten Verteilungen auf den Fasern, d.h. für π|V =v π|V =v ({P· }, {Pϑ1 }), v ∈ V (X ). A3) Es gelte die Inklusion der Nullmengen N P V ⊂ NP V . J ϑ1 A4) ∃ ϕ∗ ∈ Φ, so daß ϕ∗ (x) = ϕ∗V (x) (x)[PJ ]. Bedingung A3) erlaubt es, Tests auf PJV Nullmengen abzuändern ohne die Güte unter PϑV1 zu verändern. 85 Satz 3.4.5 (bedingte Tests) Unter den Voraussetzungen A1)–A4) ist der bedingte Test ϕ∗ aus A4) bester α-ähnlicher Test für (PJ , {Pϑ1 }). Beweis: Nach Satz 3.4.4 ist ΦJ,α = {Ψ ∈ Φ; E· (Ψ | V = v) = α [PJV ]}. Also ist mit Hilfe von A3) ϕ bester α-ähnlicher Test, wenn ϕ das Testproblem (PI) löst: E ϕ = E E (Ψ | V = v) = sup ϑ1 ϑ1 ϑ1 (PI) : E· (Ψ | V = v) = α [P V ]. J Wir betrachten nun zwei Varianten von (PI): E (Ψ | V = v) = sup [P V ] ϑ1 ϑ1 (PII) : E· (Ψ | V = v) = α [P V ]. J und R ΨdP π|V =v = sup [P V ] ϑ1 ϑ1 R ΨdP π|V =v = α [P V ]. J · (PIII) : Wegen A2) sind (PII) und (PIII) äquivalent. Aus (PII) folgt offensichtlich (PI). Wir zeigen nun, daß ϕ∗ eine Lösung von (PIII) ist. Nach A4) und A3) ex. N ∈ PJV ⊂ NP V ϑ1 so daß für alle v ∈ N c und für alle x mit V (x) = v gilt: ϕ∗ (x) = ϕ∗v (x) = ϕ∗V (x) (x). Daraus folgt mit Hilfe von A2) Z Z π|V =v π|V =v ϕ∗ dP· = ϕ∗V (x) (x)dP· (x) Z π|V =v = ϕ∗v dP· = α [PJV ], π|V =v da P· ({V = v}) = 1 [P V ] für alle P ∈ PJ . Da PϑV1 (N ) = 0 ist, folgt: Z π|V =v ϕ∗ dPϑ1 = Z π|V =v ϕ∗v dPϑ1 = sup d.h. ϕ∗ löst (PIII). Damit ist ϕ∗ bester α-ähnlicher Test. [PϑV1 ], ✷ Beispiel 3.4.1 (Studentscher t-Test) Sei Peϑ := ⊗ni=1 N (µ, σ 2 ), ϑ = (µ, σ 2 ) ∈ R × R+ = Θ, Θ0 = {µ ≤ µ0 }, Θ1 = {µ > µ0 }, σ ein nuisance Parameter. 86 Satz 3.4.6 Für das einseitige Testproblem (Θ0 , Θ1 ) ist der Studentsche t-Test > 1 ∗ ϕ∗ (x) = T (x) tn−1,α 0 ≤ glm. bester unverfälschter Test z.N. α. Dabei ist T ∗ (x) := √ nq α-Fraktil der tn−1 -Verteilung. xn −µ0 P (xi −xn )2 1 n−1 und tn−1,α das Beweis: 1) Die Dichte von Peϑ ist P 1 P feϑ = Ce− 2σ2 Pn 2 i=1 (xi −2µxi ) h(x). e Mit Reduktion durch Suffizienz betrachten Daher ist T (x) = ( xi , x2i ) suffizient für P. wir daher das reduzierte Testproblem für Pϑ := PeϑT = fϑ (λ\1 ⊗ λ\1+ ) und µ 1 fϑ (t1 , t2 ) = C(ϑ)e σ2 t1− 2σ2 t2 e h(t1 , t2 ), t1 ∈ R1 , t2 ≥ 0. Die Klasse P = {Pϑ ; ϑ ∈ Θ} ist zweiparametrische Exponentialfamilie mit Q1 (ϑ) = Q2 (ϑ) = − 2σ1 2 und π(t1 , t2 ) = (t1 , t2 ). µ , σ2 2) O.E. sei µ0 = 0. Die Abbildung Θ → P, ϑ → Pϑ ist stetig und daher Uα ⊂ ΦJ,α mit J = Θ0 ∩ Θ1 = {(0, σ 2 ); σ 2 > 0}. PJ ist einparametrische Exponentialfamilie und V (t1 , t2 ) = t2 ist vollständig und suffizient für PJ . Die bedingte Verteilung von π unter V = t2 hat die Gestalt µ π|V =t2 Pϑ = e ct2 (ϑ)e σ2 t1 vt2 ⊗ ε{t2 } mit einem σ-endlichen Maß vt2 auf R1 . Die Voraussetzungen A1)–A3) aus Satz 3.4.5 gelten für (PJ , {Pϑ1 }) mit ϑ1 = (µ, σ 2 ) ∈ Θ1 , d.h. µ > 0 und > 1 ϕt2 (t1 , t2 ) = γ ∗ (t2 ), t1 = c(t2 ) 0 < π|V =t2 mit γ ∗ (t2 ), c(t2 ) so gewählt, daß EP π|V =t2 ϕt2 = α, ist bester Test z.N. α für ({P· π|V =t · }, 2 {Pϑ1 }). Diese Form des bedingten Tests kann durch eine geeignete Transformation wesentlich vereinfacht werden. √ 3) Transformation auf nichtbedingte Tests Sei ht2 (t1 ) := n − 1 √ t1 2 , dann gilt: nt2 −t1 a) ht2 ist strikt isoton auf {t1 ; nt2 > t21 } b) {(t1 , t2 ); nt2 ≤ t21 } ist eine P-Nullmenge, denn X X (xi − xn )2 ≤ 0} Pϑ ({(t1 , t2 ); nt2 − t21 ≤ 0}) = Peϑ ({x; n x2i − n2 x2n = n = Peϑ ({x : x1 = · · · = xn }) = 0. 87 Also gilt: 1 ϕt2 (t1 , t2 ) = γ ∗ (t2 ) 0 √ n − 1√ t1 nt2 −t21 > = e c(t2 ) < mit e c(t2 ) := ht2 (c(t2 )) und so daß EP π|V =t2 ϕt2 = α. · V (t1 , t2 ) = t2 ist vollständig, suffizient für PJ und S(t1 , t2 ) := √ n − 1√ t1 nt2 −t21 ist vertei- lungsfrei für PJ . Nach dem Basu’schen Satz sind V, S stochastisch unabhänig und daher gilt ∗ S|V =t2 Pϑ = PϑS = PeϑT = tn−1 ist unabhängig von t2 . Daher folgt, daß e c(t2 ) = tn−1,α und γ ∗ (t2 ) = 0 (o.E.) sind un∗ abhängig von t2 und ϕt2 (t1 , t2 ) = ϕ (t1 , t2 ) ist meßbar – es gilt also auch A4). Nach Satz 3.4.5 ist ϕ∗ glm. bester α-ähnlicher Test für ({(0, σ 2 ); σ 2 > 0}, {(µ, σ 2 ); σ 2 > 0, µ > 0}). 4) Es bleibt zu zeigen, daß ϕ∗ ∈ Θα (Θ0 ), dann folgt die Behauptung nach Korollar 3.4.3. Für µ ≤ 0 gilt aber Pµ,σ2 ({T ∗ > tn−1,α }) √ √ n(xn − µ) nµ q > t − = Pµ,σ2 q n−1,α 1 P 1 P 2 2 (xi − µ − (xn − µ)) (xi − xn ) n−1 n−1 √ nµ ∗ ≤ α. = P0,σ2 T > tn−1,α − q 1 P (x − x )2 n−1 i ✷ n Bedingte Tests in Exponentialfamilien Der Beweis aus Beispiel 3.4.1 überträgt sich direkt auf folgende allgemeinere Situation. Sei ◦ Θ ⊂ Rk , ϑ = (η, ζ), η ∈ I ⊂ R1 , ζ ∈ U ⊂ Rk−1 mit einem Intervall I und U 6= Ø. Sei fϑ (x) = C(ϑ) exp{ηU (x) + hζ, V (x)i}, ϑ = (η, ζ) ν-Dichte und T (x) = (U (x), V (x)) suffiziente Statistik. Übergang zu den Bildmaßen unter T führt zu den ν T -Dichten T f(η,ζ) (u, v) = C(η, ζ) exp{ηu + hζ, vi}. Für das einseitige Testproblem mit η0 ∈ I, Θ0 := {η ≤ η0 }, Θ1 := {η > η0 } = 6 Ø gilt dann: J = {η0 } = {(η0 , ζ); ζ ∈ Rk−1 } und τ (u, v) := v ist vollständig und suffizient für PJ . Satz 3.4.7 Es existiert ein Test der Form ϕ∗ = Ψ∗ (U, V ) mit Ψ∗ (u, v) = 1(c(v),∞) (u) + γ(v)1{c(v)} (u) und c(v), γ(v) so, daß Z π|V =v Ψ∗ dP· = α, ∀v ∈ V (X ). Es gilt: ϕ∗ ist glm. bester auf J = {η = η0 } α-ähnlicher Test und glm. bester unverfälschter Test z.N. α für (Θ0 , Θ1 ). 88 Beispiel 3.4.2 (Exakter Test von Fischer für das Zweistichprobenproblem) Zum Vergleich zweier Stichproben sei X = {0, 1}n , n = n1 + n2 , z = (x1 , . . . , xn1 , y1 , . . . , yn2 ) und Pϑ := B(1, ϑ1 )(n1 ) ⊗ B(1, ϑ2 )(n2 ) , ϑ = (ϑ1 , ϑ2 ) ∈ Θ := (0, 1)2 . Wir betrachten das Testproblem: Θ0 = {ϑ1 ≤ ϑ2 }, Θ1 := {ϑ1 > ϑ2 }. Dann gilt: P xi (1 − ϑ1 )n1 − P P yi P (1 − ϑ2 )n2 − yi X X ϑ2 ϑ1 n1 n2 . + yi log = (1 − ϑ1 ) (1 − ϑ2 ) exp xi log 1 − ϑ1 1 − ϑ2 Pϑ ({z}) = ϑ1 xi ϑ2 P ist zweiparametrische Exponentialfamilie mit X X ϑ1 ϑ2 Q(ϑ) = (Q1 (ϑ), Q2 (ϑ)) = log und T (x) = xj , yj . , log 1 − ϑ1 1 − ϑ2 Das Testproblem (Θ0 , Θ1 ) hat noch nicht die Form aus Satz 3.4.7. Sei daher η(ϑ) := Q1 (ϑ) − Q2 (ϑ) = log ϑ1 1 − ϑ2 , 1 − ϑ1 ϑ2 ζ(ϑ) := Q2 (ϑ). In der neuen Parametrisierung P P P(η, ζ) gilt dann: Θ0 = {η ≤ 0}, Θ1 = {η > 0} und mit (U (z), V (z)) := ( xj , xj + yj ) gilt Pϑ (z) = e c(ϑ) exp{η(ϑ)U (z) + ζ(ϑ)V (z)}. Es gilt: J = Θ0 ∩ Θ1 = {η = 0} und V ist vollständig und suffizient für PJ . Die bedingte Verteilung unter V = v ist die hypergeometrische Verteilung U |V =v P· ({u}) = hn,n1 ,v (u), denn wir haben in n = n1 + n2 , n1 Experimente vom Typ I (n1 rote Pder Gesamtstichprobe P Kugeln) und v = xj + yj erfolgreiche Experiment. Wir interessieren uns für die Anzahl u der Erfolge vom Typ I unter allen v Erfolgen – das wird aber gerade durch die hypergeometrische Verteilung beschrieben. Nach Satz 3.4.7 ist der Test X X xj xj + γ(v)✶{c(v)} Ψ∗ (x, y) := ✶(c(v),∞) P P mit v = xj + yj und c(v) als α-Fraktil von hn,n1 ,v , gleichmäßig, bester unverfälschter Test für (Θ0 , Θ1 ). Zur Durchführung des Tests stelle man die zugehörige 2 × 2 Feldertafel auf, die ein derartiges Zweistichprobenexperiment beschreibt bei gegebenen Parametern n1 , n2 , v, n in der Form: I II + P xj P yj v − P n1 − x j P n2 − yj n1 2 × 2 Feldertafel n2 n−v 89 Das Versuchsergebnis (bzw. die zugehörige 2 × 2 Feldertafel) ist mit dem kritischen Wert c(v) zu vergleichen. Beispiel: Sei n1 = 8, n2 = 11 und u = 7, v = 11, d.h. in der ersten Versuchsreihe 7 Erfolge bei 8 Versuchen, in der zweiten Versuchsreihe 4 Erfolge bei 11 Versuchen. 7 1 8 4 7 11 11 8 Dann ist für α = 0, 05 das α-Fraktil h19,8,11,α = 6 = c(v) und γ(v) = 0, 076. Dazu betrachte 2 × 2 Feldertafeln mit gleichen Randhäufigkeiten h19,8,11 (n): 8 0 3 8 7 1 6 2 4 7 5 6 0,0022 | 0,0349 {z 0,037 | {z 0,1712 } 0 8 11 0 13·10−6 } 0,2083 P Folglich gilt Ψ∗ (x, y) = 1, da u = xj = 7 > c(v) = 6, d.h. Methode I ist signifikant besser als Methode II beim Fehlerniveau α = 0, 05. Also ist c(v) = 6 und γ(11) = 0, 076. Bei nur 6 Erfolgen von 8 Versuchen ist keine eindeutige Entscheidung möglich. Der Fischertest Ψ∗ läßt sich approximativ auf einen nichtbedingten Test transformieren. e (x, y) = y − y, d.h. Bei gegebenem v = V (x) ist eine äquivalente Prüfgröße U ∗ Ψ (x, y) = 1 γ(v) 0 e (x, y) U > = < e c(v). e approximativ normalverteilt, so daß das α-Fraktil Für große Stichprobenumfänge n1 , n2 ist U e c(v) approximativ durch das (nichtbedingte) α-Fraktil der Normalverteilung ersetzt werden kann. Beispiel 3.4.3 (nichtparametrisches Zweistichprobenproblem: Permutationstest) Wir betrachten folgendes nichtparametrische Zweistichprobenproblem zu zwei reellen Versuchsreihen X = R n × Rm , (n) (m) P0 = {PF1 ⊗ PF2 ; Fi ∈ Fc , F1 = F2 } P1 = Fi ∈ Fc , F1 ≤ F2 , F1 6= F2 }; (n) {PF1 ⊗ (m) PF 2 ; dabei ist Fc die Klasse der stetigen Verteilungsfunktionen auf R, P = P0 + P1 . Unter der Alternative stammt in der Beobachtung z = (x, y) die zweite Komponente y aus einer stochastisch kleineren Gesamtheit als die erste Komponente x. 90 V (z) = z( ) , der Ordnungsvektor, ist vollständig und suffizient für P0 = PJ . Als Parametrisierung von P können wir Θ = {(F1 , F2 ); Fi ∈ Fc , F1 ≤ F2 } = Θ0 + Θ1 wählen. Sei ϑ = (F1 , F2 ) ∈ Θ, PFi = hi µ, dann gilt: Y Y dPϑ (x, y) = h (x ) h2 (yi ) =: hϑ (x, y) 1 i dµ(n+m) und π|V =v Pϑ (B) mit hVϑ (v) := P = P π∈γn+m hVϑ (v) π|V =v π∈γn+m hϑ (π −1 (v)) · Pϑ π|V =v ist auf {V = v} konzentriert. 1 n!m! , Für ϑ = (F, F ) ∈ Θ0 ist P· ({z}) = {V = v}. Sei ϑ1 = (F1 , F2 ) ∈ Θ1 , dann ist ϕ∗v (z) mit c(v), γ ∗ (v), so daß = 1 1B (π −1 v)hϑ (π −1 v) falls V (z) = v, die Gleichverteilung auf > γ ∗ (v) 0 hϑ1 (z) e c(v), z ∈ {V = v}. = < 1 1 # {z ∈ {V = v}; hϑ1 (z) > c(v)} + γ ∗ (v) # {z ∈ {V = v}; hϑ1 (z) = c(v)} = α n!m! n!m! π|V =v π|V =v bester Test z.N. α für ({P· }, {Pϑ1 }). ∗ Der zugehörige Test ϕ heißt Permutationstest, da er auf dem Vergleich der Dichten auf den Permutationen der Stichprobe z basiert. Die Durchführung solcher Test ist rechenintensiv. Wir betrachten nun eine einparametrische Klasse von normal-verteilten Translationsalternativen P△ = N (a + △, σ 2 )(n) ⊗ N (a, σ 2 )(m) , Φ1 = {P△ ; △ > 0} ⊂ Θ1 . Dann gilt 1 h△ (x, y) = Ce− 2σ2 ( Es folgt 1 ∗ ϕv (z) = γ ∗ (v), 0 P x2j + P yi2 )+ > x = c(v) = < mit γ ∗ (v), c(v) so, daß P a P ( xj + yj )+ △2 σ2 σ 1 γ ∗ (v), 0 P xj . > x−y = c∗ (v) < 1 1 # {z : V (z) = v; S(x) > c∗ (v)} + γ ∗ (v) # {z : V (z) = v; S(x) = c∗ (v)} = α n!m! n!m! mit S(x) = x − y. Der Test ϕ∗ = ϕ∗V ist glm. bester unverfälschter Test z.N. α für (Θ0 , Θ1 ). ϕ∗ heißt Pitman-Zweistichprobentest. Das α-Fraktil kann wieder approximativ aus der Normalverteilung bestimmt werden. 91