Fleißige Bienen 2 Mein Lexikon Schon vor sehr, sehr langer Zeit entdeckten die Menschen den leckeren Honig der Bienen. Doch nur besonders Mutige trauten sich, auf die Bäume und in die Felsspalten zu den Bienennestern zu ­klettern und ihnen den Honig wegzunehmen. Wenn jemand dem Nest zu nahe kam, griffen die Bienen nämlich sofort an. Später machten es sich die ­Menschen einfacher: Sie sägten das Stück des ­hohlen Baumstamms heraus, in dem die Bienen lebten, und stellten dieses Baumstück in der Nähe ihrer Siedlung auf. Honigbiene: Bienen, die Honig herstellen können, gehören zu den Honig­ bienen. Es gibt ­mehrere Arten von Honigbienen. Sie alle leben in riesigen Gruppen, sogenannten Staaten, zusammen und sammeln süßen Zuckersaft von Pflanzen, aus dem sie Honig bilden. Im Unterschied dazu leben Wildbienen meist allein und stellen keinen Honig her. Die Menschen merkten bald, dass Bienen noch viel mehr können als Honig liefern. Wenn Bienen von Blüte zu Blüte fliegen, bringen sie jedes Mal ein wenig Blütenstaub von der vorigen Pflanze mit. Auf diese Weise bestäuben sie die Blüten und sorgen dafür, dass sich Früchte bilden können. Bienen ­ sind für Bauern und Gärtner wertvolle Helferinnen: Ohne Bienen könnten wir nur ein Fünftel so viel Obst ernten. Sie bestäuben aber auch Tomaten- und Zucchinipflanzen und viele andere Feldfrüchte. Nur Getreide wächst auch ohne sie, hier erledigt der Wind die Bestäubung. Wie alle Insekten haben Bienen sechs Beine und einen dreiteiligen Körper mit Kopf, Brust und Hinterleib. Der Brustteil ist braun und be­­ haart, der Hinterleib kann gelbliche Ringe haben. 3 Woher kommt der Honig? Mein Lexikon Honigblase: Wenn die Honigbiene Nektar saugt, schluckt sie die Flüssigkeit in eine Transportblase im Bienenkörper. Diese „Einkaufstasche“ heißt Honigblase. Wusstest du, dass eine Flugbiene jeden Tag bis zu 1000 Blüten besucht? In den Blüten findet sie Nektar – eine Art Zuckerwasser. Diesen Zuckersaft saugt sie auf und liefert ihn zu Hause im Bienenstock ab. Doch was sie dort wieder hochholt und den anderen Bienen von Mund zu Mund weitergibt, ist schon nicht mehr der Nektar, den sie aus den Blüten gesaugt hat. Sie hat die süße Flüssigkeit ­nämlich mit ihrer Spucke vermischt. Für uns klingt das vielleicht unappetitlich, die Spucke ist aber sehr wichtig: Sie macht das Ganze noch haltbarer. Schlaue Frage Warum stellen Bienen Honig her? Bienen fressen Honig. Weil er lange haltbar ist und nicht verdirbt, ist er für das Bienenvolk die Futterreserve für den Winter. 8 Damit die Flüssigkeit zu Honig wird, muss sie aber noch viel Wasser verlieren. Die Bienen haben dafür eine mühsame Methode: Sie füllen die Flüssigkeit in offene Zellen, setzen sich darüber und lassen die Flügel schwirren – sie „föhnen“ das Nektargemisch, und zwar so lange, bis es einen Großteil des ­Wassers verloren hat und zu dickflüssigem Honig geworden ist. Jetzt brauchen die Zellen nur noch einen Wachsdeckel und der Inhalt hält sich ohne Weiteres bis ins nächste Frühjahr. Wenn Bienen Nektar aufnehmen wollen, stülpen sie eine Art Rüssel aus und saugen damit wie mit einem Trinkhalm den süßen Saft aus der Blüte. Lauter Wachszellen voller Honig! Viele, viele Bienen sind dafür unzählige Kilometer weit geflogen und haben Tausende Blüten besucht. Manche Zellen sind schon mit einem Wachsdeckel verschlossen. 9 Wertvoller Staub Für Forscher Wenn eine Biene in einer Blüte Nektar gesucht hat, ist sie beim anschließenden Abflug ganz schön staubig: In der Mitte der Blüte sitzen nämlich auf dünnen Stängelchen Staubbeutel. Jeder Blüten­ besucher stößt an diese Stängel und wird dabei ein­gepudert – mit Blütenstaub. Wenn eine Biene von einer Apfelbaumblüte zur nächsten fliegt, lässt sie überall ein wenig von dem Blütenstaub zurück. Mein Lexikon Körbchen: Körbchen heißen die beiden Mulden an der Außen­­ seite der Hinterbeine der Biene, in denen die Blütenstaubklumpen transportiert werden. Ein Ring aus Borsten rings um die Mulden hält die Klümpchen fest, damit sie unterwegs nicht herausfallen. 10 Wenn der Blütenstaub nicht von allein herunterfällt, knabbern die Bienen an den Staubbeuteln und holen sich ihre Portion. Die Biene ist auf dem Rückweg zu ihrem Bienenstock und hat randvoll gepackte Körbchen. Mehr geht nicht! Die Bienen stört es allerdings gar nicht, dass sie so staubig sind. Sie finden Blütenstaub nämlich sehr lecker und versuchen sogar möglichst viel davon aus ihrem Pelz herauszuputzen und nach Hause in den Bienenstock zu tragen. Damit der Staub unterwegs nicht davonweht, verkneten sie ihn mit ein bisschen Nektar zu einem klebrigen Teig und packen ihn in eine Mulde außen an ihren Hinter­beinen. Am Hinterbein der Biene kann man deutlich eine cremefarbene Kugel erkennen: das Pollenpaket im Körbchen der Biene. Blütenstaub kann ganz verschiedene Farben haben, je nachdem von welcher Pflanze er kommt. Sogar blauen und schwarzen Blütenstaub gibt es! Wenn Bienen eine Ladung Blütenstaubteig an den Hinterbeinen anschleppen, sieht das auf den ersten Blick so aus, als hätten sie Pluderhosen an. Tatsächlich nennt man die Blütenstaubpakete „Hosen“ und das Abbürsten des Staubs heißt „höseln“. Beobachte doch einmal eine Biene, wenn sie eingestaubt von einer Blüte abfliegt: Sie reibt die Beine gegeneinander. Das sieht so ähnlich aus, wie wenn wir uns die Hände reiben. Dabei bürstet sie den Blütenstaub aus dem Pelz und befördert ihn in die Körbchen. Schlaue Frage Wozu braucht eine Pflanze Blütenstaub? Blütenstaub heißt auch Pollen. Nur wenn der Blütenstaub zu einer anderen Blüte der gleichen Art kommt, können sich Früchte und Samen ent­ wickeln. Bienen und andere Insekten transportieren bei ihrer Suche nach Nektar Blütenstaub von Blüte zu Blüte und bestäuben so die Pflanzen. 11